großer Praäcision verschiedene Evolutionen aus. Das
Marinekorps endlich beschloß mit ziemlich langen Ma— noͤvern diesen Tag, an dem man die gute Haltung und den Eifer der versammelten Truppenabtheilungen be merkt hat. Ungluͤcklicherweise wurde der Tag därch ein beklagenswerthes Ereigniß gestoͤrt. Eine große Menschen masse hatte sich eingesunden, dem fuͤr die ganze Bevoͤl— erung Konstantinopels so anziehenden Schauspiele bei, zuwohnen. Unter den zahlreichen Zuschauern befand sich in einer Araba (tuͤrkischenn . en) der neapolitanische Geschäftsträger Ritter Rounano. Die letzte Bombe, welche geworfen wurde, schlaͤgt mit Gewalt auf den Gipfel des Huͤgels, auf dem das Ziel aufgesteckt war, nieder, rollt unaufhaltsam bis zum Fuße herab und fallt in den gerade unter dem Huͤgel voruͤberfahrender Wagen des Ritters Romano, streift die Huͤfte der Frau Romano und zerschmettert den Schenkel der neben ihr sitzenden Mademoiselle Graziani, iner Schwester des neapolita nischen Dragomans. Dieser Unfall hat unter den Eu. ropäern große Bestuͤrzung verbreitet. — Da an dem suͤßen See noch keine Waffenuͤbungen gehalten worden waren, so haben die Kannengießer nicht verfehlt, sich in Muthmaßungen zu erschoͤpfen, und endlich heraus be kommen, daß in den Kiosk ein Ministerial-Rath gehal— ten worden sei, und die Uebungen keinen andern Zweck gehabt hatten, als die Aufmerksamkeit der Nengierigen zu zerstreuen, damit die Versammlung der Minister nicht so viel Aufsehen in der Hauptstadt mache. Gewiß
ist, daß weder der Seraskier, noch der Großvezier, noch, irgend ein Minister ersten Ranges bei den Uebungen
gegenwärtig war. — Am 26. ist der Großherr auf die Jagd nach Ayar, einem seiner Belustigungsorte, gegan gen. Man bemerkt mit Zufriedenheit, daß Se. H. sich seit einiger Zeit haͤufige Zerstreuungen macht; sie kön nen als Beweis seiner Zufriedenheit und seiner vollen Sicherheit dienen.
— Ein Schreiben aus Constantinopel vom 6. Oct.
(ebenfalls im Speetateur Oriental) meldet:
Am 29. September haben alle diseiplinirten Trap. pen an dem suͤßen See mansövrirt. Der Großherr hat Musternng uͤber sie gehalten; er war in seine neue Militairtracht gekleidet. Der praͤchtige Mousqueton, der sich unter den vom Grafen Guilleminot bei seiner Ankunft im Jahre 1824 mitgebrachten Geschenken be, fand, hinz an Riemen befestigat an der Seite herun— ter. Nach den Uebungen, welche mehrere Stunden dau, erten, wurde den Truppen ein Mittagsessen verabreicht. Der Großvezier hat an dem naͤmlichen Tage saͤmmtli— chen Ministern der Pforte ein herrliches Gastmahl ge— geben. — Der englische Gesandte, Hr. Stratfort-Can— ning, begiebt sich nach den Gewaͤssern von Brussa; er hat zu dem Ende mehrere große englische Schiffe, die in dem Hafen lagen, zu dem Preise von 4 Guineen täglich gemiethet. — Der neuernannte Zarapanag Emin: oder Finanzminister ist in seinem Wirkungskreise mehr beschraͤnkt worden, als seine Vorgaͤnger es waren. Man schoͤpft daraus mit Recht die Hoffnung, die dem inne— ren Handel fo verderbliche und dem wahren Jateresse des Reichs so unguͤnstige Agiotage der Muͤnze aufhöͤ— ren zu sehen. Unter den Verbesserungen die der Sul— tan einfuͤhren will, ist, wie seine Minister sich wohl uͤberzeugen muͤssen, die Feststellung des Muͤnzengehalts eine der vorzuͤglichsten und wichtigsten. Die ewigen Muͤnzaͤn derungen, welche die jetzt aͤrger als je wuͤthende verderbliche Agiotage beguͤnstigten, haben nur einigen Rayas genuͤtzt, die daraus die Mittel ziehen, sich Ver— moͤgen zu erwerben.
— Der Versicherung eines nach 16tägiger Fahrt aus Alexandrien in Triest angekommenen Capitainzʒ z folge, sollte die ägyptische Expedition, mit Kriegs⸗ un Transportschiffen 100 Segel stark, am 65. Nov. aus je nem Hafen auslaufen. Es hieß allgemein in Alexi drien, daß keine Truppen, sondern blos Kriegs. Mani, tion, Lebensmittel und eine große Summe Geldes an Bord jener Flotte eingeschifft werden sollten. = Der Osservatore Triestins oom 14. Nov. der Vorstehende⸗ meldet, theilt auch aus Livorno die Nachricht mit, daß am 7. Nov. daselbst das Linienschiff von 64 Kanonen welches der Vice Konig von Aegypten auf den dassgei Werften bauen ließ, vom Stapel gelasseu werden solte Ferner heißt es im Osservatore Triestind vom 14. No, vember: „Durch ein vorgestern nach einer sech zehntaͤzi⸗ gen Fahrt aus Calamo hier angekommenes Fahrzeug erhalten wir die Nachricht, daß Gura, welcher in e Akropolis von Athen kommandirte, ven seinen Leuten ermordet worden sei, weil sie Verdacht gegen : hn ge⸗ schoͤpft hatten, daß er die Festung dem Feinde uͤberge— ben wolle. Nach Gura's Ermordung hat Grisiolti bag Commando der Akropolis uͤbernommen. — Ibrahim Hascha durchzoeg Morea nach allen Richtungen, und war bei Korinth angekommen.
8 Breslau, 22. Nobbr. Auch in voriger Wo
ist wieder Nachfrage nach Wolle gewesen, n . w. hier gelagerten sind abermals 461 Centner verkauft wor, den. Die Prelse haben sich bis zu 8 pCt. gegen dle gewesenen Wollmaärkte verbessert.
. Am 12. des Morgens wurde beim Oeffnen die eue, auf dem sogenannten heiligen Berge zu Oßwit stehende Kapelle beraubt gefunden. Der Dien ist dutch ein Fenster, dessen eisernes Gitter-Gestaͤnge er gewall—
sam auseinander gebogen hat, eingestiegen, und hat don den in der Kapelle befindlichen Sachen xinen Doppel Dukaten, 9 geöͤhrte einfache Dukaten, 2 Stuͤck geoͤhrte SilberMünzen und mehrere andere silberne Gegenstaͤnde entwendet. Der wahrscheinliche, obwohl noch nicht sgeständige Thäter, ein schon fri⸗ her wegen Kirchenraub, und spaͤter wegen Stta— tenraub in Untersuchung gewesener Vagabond, wurde am 18. durch den Polizei Inspektor Baatz ermit. telt, und durch den Polizei Commissarius Schlͤtze und Polizei Sergeanten Leistner verhaftet, als er eben einen großen Theil der geraubten Sachen an einen be— ruͤchtigten Diedeshehler verhandeln wollte.
Königliche Schauspiele.
Montag, 27. Nov. Im Opernhause. Zum Et
stenmale: „Launen des Zufalls,“ Lustspiel in 3 Ab=
theilungen, nach Juͤnger's: Strich durch die Rechnäng, bearbeitet von C. Lebruͤn. Hierauf: „De Sternen see,“ oder: „Arlequin im Zaubergarten,“ große komi ö Zauber-Pantomime in 2 Abtheilngen, von J.! ewin.
Zu dieser Vorstellung werden Opernhaus, Billet verkauft, welche mit Montag bezeichnet sind.
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
Redacteur John
Allge
preußische St
meine
a ats -⸗-Zeitung.
M72
Berlin, Dienstag, den
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestät haben dem bei der Regie ung zu Magdeburg angestellten Regierungs- Rath Del— rück den Charakter als Geheimen Regierungs-Rath fertheilen, und das desfallsige Patent Allerhoͤchst bst zu vollziehen geruhet.
Bei dem Koͤnigl. Kammergericht zu Berlin sss die Kammergerichts-Referendarien Karl August Huerd Schulz und Karl Albert Alexander Uhden 1 Ass ssoren ernannt und die Stadtgerichts-Ausculta— hhen Karl Friedrich v. Fi scher, Karl Ludwig Eberhard Schul; uns Luswig Cassel zu Kammergerichts Refe— khndarien befördert worden. . Bei dem Koͤnigl. Oberlandesgericht u Frankfurt a. d. O. ist der Ober-Landes-Gerichts— Reserendarius v. Plessen als Assessor augestellt und ber Auscultator Döohl als Referendarius bestaäͤtigt; zu Münster sind die Oberlandesgerichts,Ausculta— stren Albert Möller und Franz Wer merskirch als Referendarten bestäͤtigt und , zu Naumburg ist der Auseultator Carl Julius kerĩauder Mollard zum Referendarius ernannt worden.
*
Durch gereis't. Sr. Excel. der Kaiserl. Nussi⸗ she General der Infanterie und General, Adjutant, steiherr von Jomini, von St. Petersburg nach Paris.
seitungs-Nachrichten. Ausland.
Paris, 21. Oktober. Am 9. d. M. sind die sterb schen Ueberreste der durchlauchtigen Herzoge von Lo hingen zu Nancy feierlich nach der Gruft wieder ge lucht worden, aus welcher sie im Jahre 1793 ausgegrä— hh worden waren. In fruͤherer Zeit zaͤhlte man zu den nerkwuͤrcigsten Feierlichkeiten die Salbung der Koͤnige ban Frankreich, die Kroͤnung der deutschen Kaiser und bie Obsequien der Herzoge von Lothringen. Die Rich— tigkeit dieser Bemerkung hat man, was die erstgedachte Feierlichkeit anlangt, vor Kurzem in Rheims und hin— sichtlich der letztgedachten, vor wenigen Tagen in Naney pahrnehmen können. Aus den 4 Departements, in welche das ehemalige Gebiet jener Herzoge getheilt ist, waren zahlreiche Einwohner zu dieser Feier gestroͤmt;
279.
28sten November 1826.
dahin begeben; der ehemalige Botschafter Sr. M. des Kaisers von Oesterreich, Baron von Vincent, war von seinem Monarchen beauftragt worden, Ihn bei dieser Feierlichkeit zu repräsentiren, und der Präfekt des Mourthe Departements hatte von unserm Allergnadig— sten Koͤnige den nämlichen Auftrag erhalten. Dieser Beamte hatte zugleich die Anordnung des Ganzen ge— leitet, und die Pracht dieser Handlung entsprach den Erwartungen, wozu die Vergangenheit berechtigte. Briefe aus den suͤdlichen Departements melden, daß die Garonne an mehreren Stellen ausgetreten. ist und große Verheerungen angerichtet hat.
Briefe aus Lissabon melden die unerwartete An— kunft des Lord Beresford in jener Stadt, wo er auf eine ausgezeichnet? Weise empfangen worden ist.
Die letzten aus Jamaica angekommenen Zeitungen, die bis zum 27. Sept. reichen, sagen, daß man am 18. und 19. in verschiedenen Theilen der Insel mehrere hef— tige Erderschuͤtterungen empfunden hat. — Der Ge— heimerathsbefehl, wodurch die Häfen der großbritanni— schen Besitzungen in West-Indien den nordamerikani— schen Kauffahrern geschlossen worden, ist den 23. Sept. in Kingston publicirt worden.
In der hiesigen Buchhandlung von Gide u. Sohn ist eine neue Schrift des Hrn. Alexander v. Humboldt unter dem Titel eines „politischen Versuchs uͤber die
Jusel Cuba“, zwei Bande in 8., erschienen.
Die Etoile enthalt unter der Rubrik „Tages -Luͤ— gen“ folgende Artikel. Con stitutionel: Eine große Anzahl Pairs, worunter der Herzog von Cadaval und der Patriarch, haben beschlossen, der Kammer eine Adresse an den Konig vorzulegen, worin man ihn bittet, nach Potugal zu kommen, um die Zuͤgel der Regierung zu ergreifen. Courier fran gais und Aristarque: Die englische und franzoͤsische Regierung fordern von Spanien die Anerkennung der suͤdamerikanischen Repu— bliken und drohen im Weigerungsfalle, die eine, sich der Baleafischen Insel zu bemaͤchtigen, die andere, ihre Truppen zuruͤckzuziehen. Journal de Commerce: Hr. Lamb ist nach England und Hr. v. Moustiers nach Paris zuruͤckbeufen. Journal des Debats: Die Ausfuͤhrung der Zusatzconvention des Bucharester Ver— trages ist sehr zweifelhaft. (Dies Blatt giebt endlich den so oft gemeldeten Uebergang uͤber den Pruth, wie es scheint, auff. Courier fran gais: Nach dem zu erwartenden Gesetze uͤber die Geschwornengerichte, wer— den die General Departements-Raͤthe die Quartal⸗ listen der Geschwornen aus der Waͤhler-Matrikel ent— werfen. — Die Unverdressenheit, womit die Etoile fort⸗ fährt, sich dem langweiligen und widerlichen Geschaͤfte zu widmen, die Luͤgen und albernen Geruͤchte herauszu— heben, wovon unsere Oppositionsblaͤtter wimmeln, ver—
die Bischoöͤse von Verdun und St Diez hatten sich auch
dient großes Lob.
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