1826 / 281 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 30 Nov 1826 18:00:01 GMT) scan diff

Am 11. d. brach in dem erst neuaufgebanten Feuer— thurm im Eski Serai Feuer aus, und verkuͤndete, als Vorläufer neuer Bewegungen, den Einwohnern der Hauptstadt abermalige Graͤuel⸗ zanen. Ec wurde so— gleich eine Untersuchung anger get, und die Wächter des Thurms wegen ihrer Naͤchlaͤssigkeit hingerichtet. Somit glaubte die Regierung, daß nichts weiter zu be— sorgen sei. Allein einige Tage darauf entdeckten die Spione des Seraskiers, daß in den Wohnungen der Waͤchter der Kaiserlichen Schaͤfereien, welche ebenfalls zu den Janitscharen gehoren, aber während der Ereignisse im Junius so ruhig geblieben waren, daß die Regierung sie ganz außer Acht ließ, Versammlungen statt fanden, und Waffen zusammen getragen wurden. Der Aga Pascha ließ 2500 Mann disciplinirte Tru zen gegen diese Wohnungen anruͤcken und gegen 3000, ehemals zu den JanitscharenZuͤnften gehoͤrige Individuen, zu denen sich viele Gewerbsleute, z. B. Pastetenbaͤcker, selbst die Koche im Serail, gesellt hatten, festnehmen. Gegen 1500 erlitten sogleich den Tod, der Rest wurde nach Asten eingeschifft, allein man glaubt, daß sie das asiati— sche Ufer nicht lebendig erreicht haben werden. Aus ihren Gestaäͤndnissen ergab sich das Dasein einer sehr weit verdreiteten Verschwoͤrung, welche mit den fluͤchti— gen Janitscharen und ihren Anhaͤngern eingeleitet war, und die, waͤre sie gelungen, den jetzigen Reformen ein ploͤtzliches Ende gemacht hätte. Schon hatten sich uͤber tausend verkleidete Janitscharen in die Hauptstadt ein— geschlichen, und ein groͤßerer Haufen war bereits, nach— dem er sich unterwegs in Nikomedien durch Rekrutirung . bis auf 4000 Mann verstärkt hatte, in der Nachbarschaft J der Hauptstadt auf der asiatischen Seite versammelt.

K Waͤhrend eine anzulegende Feuersbrunst die Aufmerksam— K keit des Sultans beschaͤftigen sollte, wollten die Janit— . scharen, mit den Unzufriedenen vereint, den Umsturz

des jetzigen Systems mit blatiger Strenge bewirken. Sebald der Sultan von diesem Plane in Kenntniß ge— setzt war, befahl er dem am astatischen Ufer kommandi— renden Pascha, die dort eingetroffenen Janitscharen so— gleich zu vernichten; zugleich schickte er einen großen Theil der ihm nech verdächtigen Truppen auf Kanonler— Schaluppen, theils in die Schloͤsser am Bosphorus, theils nach Scio, theils nach Mitylene zur Besatzung. Der Hafen Kommandant aber erhielt den Befehl, die asiatischen Ufer genau zu bewachen, damit keine Ein— schiffung von Unzufriedenen moglich waͤre. Zu diesem Behuf kreuzen seitdem stark bemannte Kriegsschaluppen zwischen beiden Ufern. Waͤhrend aller dieser Ereignisse schien jedoch der Sultan diese neue Verschwörung zu verachten. Auch die Regierung gab sich das Ansehen, als wenn sie dieselbe fuͤr unbedeutend hielte. Die eben neu uniformirten Bostandschis wurden waͤhrend der Hin⸗ richtunzen vom Großherrn gemustert, und wenn man bedenkt, daß dieses Korps schon oft Beweise von Unzu⸗ friedenheit gab, so muß man die muthige Energie die— ses Fuͤrsten bewundern. Allein trotz dieses neuen Tri— umphs, ist auf allen Gesichtern unverkennbar die Furcht vor der Zukunft sichtbar, und selbst der Seraskier, dem es zuerst gegolten hatte, soll in großer Unruhe leben.

Washing ton, 15. October. Im National Intel⸗

ligencer liest man folgende Betrachtungen uͤber den neu— erdings in Panama abgeschlossenen Allianz-Tractat: „Die uͤber Mexico eingegangenen Nachrichten uͤber den Congreß der Americanischen Staaten, haben hier weit weniger Sensation gemacht, als sie uatuͤrlich in Europa machen muͤssen. Sie melden, daß ein Allianz Tractat von Seiten der in Panama repraͤsentirten Staaten ge⸗ schlossen worden ist, worin sich dieselben verpflichten, sich gegen seitig zu beschuͤtzen und gemeinschaftlich Krieg

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zu fuͤhren. Bei der Versammlung der amerianischt Staaten wurden zwei Zwecke ins Auge gefaßt: ersten— eine Allianz zwischen Staaten zu schließen, die ein,

gemeinschaftlichen Feind und folglich einen und den ; —— h / ; ben militairischen Zweck hatten, und zweitens, sich 39 1. k U ! k (0 ( 716 k ö t U n 9g. einige, noch nicht entschiedene Punkte des Nationalrech .

zu besprechen und einzuverstehen, so wie uͤber einige dre, welche alle Nationen Amerikas, neutrale, wie srse fuͤhrende und mehr oder weniger alle Nationen der Er

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angehen. Der erste Zweck erheischte die Gegenwart i Gesandten der Vereinigten Staaten bei dem Cong nicht, weil die Vereinigten Staaten unumwunden! * klaͤrt hatten, an keinem Traktate, der die Verßpflichtun a. zu Offensiv, oder Defen siv Operationen enthalte, als eh

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trahirende Parthei Their nehmen zu wollen. Demnge brauchte der Congreß von Panama unsre Commissait nicht zu erwarten. Und indem die suͤdlichen Nation in Abwäsenheit derselben, einen ploͤtzlichen Eutschu uͤber einen Gegenstand feindseliger Art faßten, bewiese sie deutlich, daß sie nicht die geringste Hoffnung haͤtte unsre Regierung dergleichen Verpflichtungen eingtht zu sehen. Wir haben also hinsichtlich dessen, was M aus erfolgen kann, nichts zu befuͤrchten. Ohne Zwei wird der Congreß dieser Nationen, wenn er seine G zungen wieder beginnt, die Ankunft der Commissatte der Vereinigten Staaten abwarten, bevor er seine rathungen uͤber die Fragen beginnt, welche die neutt len Amerikanischen Staaten eben so wie die kriegfh renden angehen. Die Wirkung der geschlossenen Al anz muß dann dem Kriege zwischen Spanien und seine vormaligen Colonien neuen Schwung geben. Pen die respectiven Regierungen dieselbe ratificiren un Spanien nicht auf den Kampf verzichtet, so wiw n vereinte Seemacht Mexicos, Columbiens ꝛe. unter de Befehlen eines Ofsiciers (des Commodore Porter) de sen Talente, Erfahrung und Tapferkeit bekannt ssn sllgen; fuͤr Metternich, Franz Weber; fuͤr Ber— furchtbar genug sein, um Spanien an seinen eigen lich, Nic. Jos— JIaglen; fuͤr Norheim, Joh. Jos. Kuͤsten zu bedrohen eder es auf dem Ocean zu bein hel; fuͤr Weiser, Matth. Schwab bach und Ir pfen, wo es sich noch nicht mit der Seemacht des Fein amt. Melch. Jof. Sauer;

des hat messen koͤnnen. In wenigen Monaten werd zu. Köln ist der bisherige Missionarius zu Kreuz wir dies wahrscheinlich in Erfuͤllung gehen sehen. D bei Wipperfürth, Joh. Peter Gogarten, An bee Freunde der Menschheit, die stets gegen den Krieg sis heile des verstorbenen Pfarrers Schmal, zur Pfarr— wenn er vermieden werden kann, schmeicheln sich, mn Königl. Patronats zu Hohekeppel im Kreise Wip—; die Rathgeber des Monarchen von Spanien enn rih, und der bisherige Kaplan zu Erpel, Fr. Scheu— einsehen werden, daß keine Hoffnung mehr voꝛhinde clan bie Stelle des anderweitig angestellten Pfar— die Autoritaͤt Sr. Maj. in irgend einem Theil nn Lohr zur Pfarrstelle Koͤnigl. Patronats zu Aegidien, Amerika wiederhergestellt zu sehn, und daß diese l im Siegkreise ernannt worden.

möglichkeit dem Blutvergießen ein Ende machen wir

Geschieht dies nicht, so wird die Flagge des Amen nischen Bundes von einer zu gewaltigen Seemacht«“ gepflanzt werden, als daß sie von Spanien nicht gó tet, ja selbst gefuͤrchtet werden sollte. Wir zwei nicht, daß dieselbe sobald, als die Bemannung d Schiffe, welche diese Freistaaten bereits besitzen, vo staͤndig beschafft sein wird, in See stechen werde.“

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Seine Majestaͤt der König haben dem Professor srtner am Gymnasium zu FHroß Glogau, das alige— nne Ehrenzeichen erster Elassé und dem Wehrmann stt des 1sten Bataillons (Stargardtschen) 9ten Land— s- Regiments, das allgemeine Ehrenzeichen zweiter se zu verleihen geruhet.

Im Bezirk der Königl. Regierung

Loblenz sind zu katholischen Huͤlfspfarrern ernannt hen; fuͤr Kempenich, Christ. Rhein; fuͤr Halsen— ich, Joh. Georg Holzinger; fuͤr Lay, Joh. Peter

Durchgereist. Der Koͤnigl. Großbritt. Kabinets— srrier Jernigham, von St. Petersburg nach Frank— sa. M.

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Zeitungs-Nachrichten. A u g lan d.

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Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 29. Nov. Im Schauspielhause: „Er . Liebe,“ oder: „Erinnerungen aus der Kindheit,“ Ä Paris, 30. Nov. Vorgestern hat der Herzog von spiel in 4 Aufzug, nach Seribe, vom Herrn Baton sordeaux die Blinden-Anstalt der QuinzeVingts be, Lichtenstein. Hr. Adolph Herzfeld, Mitglied des Sthsht; er wurde dort von dem Praͤsidenten des Insti— theaters zu Hamburg: Rinville, als Gastrolle.) Hisft, Cardinal von Croy, empfangen, und als der Prinz auf; „Die unterbrochene Whistparthie,“ Lustspiel ine Anstalt verließ, ertönte die Luft vom freudigen Zu' Abtheilungen, von Schall. (Hr. Herzfeld: von Bert aller Einwohner des Hauses. ;

Und:; „Herr von Ich,“ Lustspiel in 1 Aufzug, n Die bisher unter der Leitung des Herrn Choron Scribe, von C. Blum. hende Gesangschule erhält eine neue Bestimmung, und ird kuͤnftig den Namen „Koͤnigliche Anstalt fuͤr Kir—

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Eenmusik“ fuͤhren. . Nedacteur John In Lyon ist ein Mann, Namens Boiron, wegen

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Berlin, Donnerstag, den 30sten November 1826.

Bigamie zur Untersuchung gezogen, und zu acht Jahr Sirafarbeit verurtheilt worden. Das merkwuͤrdigste da⸗ bei ist aber, daß er seine beiden Frauen in dem kurzen Zwischenraume von ein Paar Jahren in ein und der— selben Stadt geheirathet hat, und daß sie geraume Zeit beide bei ihm gewohnt haben. Der Angeklagte wollte sich fuͤr bloͤdsinnig ausgeben; allein die Geschwornen gingen darauf nicht ein. Hr. Eynard hat bekanntlich auch die niedern Klas⸗ sen zu Beiträgen aufgefordert, um die Greise, Weiber und Kinder in Griechenland mit Lebensmitteln zu ver— sehn. In dem Staͤdtchen Nyon, im Waadtlande, wo der Friedensrichter die Aufforderung bekannt gemacht und bestimmt hatte, es sollte jeder uur fur einen Batzen (ungefähr 15 Sgr.) oder einen halben Batzen woͤchent— lich unterzeichnen, haben sich sogleich in einer Bevoͤlke— rung von 2000 Seelen 367 Unterzeichner zu einem und 74 zu einem halben Batzen gefunden; und man zwei⸗ felte nicht, daß die Zahl derselben zunehmen wuͤrde.

Die auslaͤndischen Thiere, welche aus Aegypten in Marseille angekommen sind, wurden vor einiger Zeit gelandet und nach dem Hotel des Präfekten gebracht, wo sie bleiben werden, bis die Wiederkehr der warmen Jahreszeit erlaubt, sie nach Paris zu bringen. Die merk— wuͤrdigsten sind zwei Antilopen von der Tten vog Buf— fon beschriebenen Gattung, welche die Araber Algazel nennen, und eine außerordentlich große und schoͤne Giraffe.

In Paris, wo Alles zu eigennuͤtzigen Zweckem be— nutzt und zur Parteisache gemacht wird, hat dies auch mit den zeither so häufigen Diebstaͤhlen und Mordan— faͤllen stattgefunden. Einzelne haben ausgesagt, sie seien beraubt worden, weil sie Geld verspielt oder vergeudet haben; ersteres war bei einem Goldarbeiter der Fall, welcher behauptete, man habe ihm Abends, als er aus

einem Spielhause kam, 7000 Fr. abgenommen, das letztere machte sich ein Arzt, der Doktor Molle, schuldig, welcher, in der Unmoͤglichkeit, seine Schulden zu bezah— len, seine eigene Fensterlade zertruͤmmerte, seinen Se— kretair aufbrach, und hernach jammerte, die Diebe haͤt⸗

ten ihn 180,000 Fr. abgenommen. Schließlich fand es

sich, daß beide Erzaͤhlungen Schwindeleien gewesen wa— ren. Unsere liberalen Blattern gebrauchen die taglichen Ungluͤcksfaͤlle dieser Art als Waffen womit sie die Re— gierung und besonders die Polizei angreifen. Mit dem, was wirklich in Paris geschieht, begnuͤgen sie sich aber nicht, und sie nehmen nicht nur zu Fabeln, welche bald widerlegt werden, ihre Zuflucht, sondern erzaͤhlen wohl auch eine Mordgeschichte, welche sich an einem andern Orte zugetragen hat, so, als waͤre sie in Paris geschehn. So hieß es vor Kurzem in einem liberalen Blatte: „Der Laden eines Goldschmidts in der Tuchmachergasse ist er— brochen und ausgepluͤndert worden ze.“ Was aber jenes