1826 / 284 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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kuͤhnsten Erwartungen uͤbertroffen wurden und obgleich jedermann auf eine reichliche Lese gefaßt war, so fehlte es doch in einigen Gegenden dermaßen an Faͤssern, doß man einige Tage hindurch das Lesen einstellen mußte, weil es uberhaupt an Gefäßen fehlte. Man hat uͤber. all wenigstens ein Drittheil mehr gelesen, als man vor— her berechnete; an anderen Orten die Halfte mehr, ja foger das Doppelte und Dreifache. Der Grund dieser irtigen Berechnung liegt darin, daß es nicht allein viele und meistens sehr große Trauben gab, sondern daß diese Trauben auch mit dicken und saftigen Beeren uͤbersäct waren. In der Gemarkung von Kreuznach allein erndtete man 2400 Faß oder 21, 600 Eimer. Von zer Guͤte des diesjährigen Weines läßt sich mit Be— stimmtheit noch nicht urtheilen, soviel ist aber sicher, daß die Qualitaͤt mit der Quantität nicht gleichen Schrittes geht und daß dieselbe sehr verschiedenartig ausgefallen ist. Diese Verschtedenheit zeigt sich seilbst in ciner und derselben Gemeinde, je nachdem der Wein auf den Höhen, wo er am besten wurde, oder auf ebe⸗ nem Boden gewachsen ist, so wie denn das fruͤhe oder spaͤte Lesen gleichfalls einen wesentlichen Unterschied machte. In den meisten Gemeinden hatte man sich vorgenommen, diesesmal recht spaͤt zu lesen, allein die Trauben fingen so ploͤtzlich au zu faulen, daß man den Borsatz wieder aufgeben mußte. Diese Faͤulniß scheint ihren Grund nicht sowohl in Ueberreife, als in einem gereizten Zustande gehabt zu haben, in welchen die Trau— ben durch den heftigen Wechsel der Witterung und der Temperatur gerathen waren. In einigen Gemeinden hat man zwei verschiedene Lesen gehalten und der zu— letzt gelesene Wein hat dadurch an Guͤte auffallend ge— wonnen. Die Witterung hat das Aufgehen der Win— terfruͤchte besonders beguͤnstigt.

Vermischte Nachrichten.

Die Karlsruher Zeitung vom 25. Nov. theilt aus der Allgemeinen Zeitung folgendes mit:

„Vom Mittelrhein, 6. Novbr. Seitdem die baierische und badische Regierungen mehrere Durchstiche am Oderrhein haben machen lassen, und das Wasser daselbst einen schnelleren Abfluß gewonnen hat, sind die Ueberschwemmungen in den weiter unten gelegenen hes— sischen Provinzen, wo man das Beispiel jener Staaten noch nicht befolgen konnte, und durch welche der Rhein in zahlreichen Kruͤmmungen und folglich mit verminder— ter'Schnelligkeit fließt, weit bedeutender und verhee— render geworden, als sie es fruͤher waren. Das mit mehr Schnelligkeit herabkommende Wasser findet in Hes. sen keinen verhaͤltnißmaäßig großeren Abzug, so daß die⸗ selbe Wassermasse sich in einer weit kuͤrzeren Zeit an— draͤngt, und einen hoͤheren Standpunkt erreichend, auch um fo großere Ueberschwemmungen verursacht. Diese nachtheilige Lage, in welcher sich gegenwartig die Ufer— laͤnder der Provinzen Rheinhessen und Starkenburg be— finden, durfte gefährlich werden, wenn die neuerdings von Baiern und Baden beschlossene und bereits anter— nommene Rektifikation des Rheinlaufs beendigt sein wird. Vermoͤge eines den 14. Nov. 1825 in Karls ruhe abgeschlossenen Vertrags, sind beide Staaten uͤber— eingekommen, alle Kruͤmmungen des Rheins, die sich zwischen dem nahe bei Schroͤck gelegenen Halserforster Wald und dem Frankenthaler Kanal befinden, durch— stechen zu lassen. Auf dem badischen Gebiet werden neun dieser Durchstiche, auf dem baierischen sieben ge— macht werden. Eine jede Regierung ist mit der Aus—

führung der auf dem Territorium der andern vorzum menden Arbeit beauftragt. Die Arbeiten, welche berg bei Speier begonnen haben, sollen an den am meis bedrohten Orten ihren Anfang nehmen. Im J. 19 d. h. in sechs Jahren, wird die Rektifikation des g ses beendigt sein, und durch dieselbe der Lauf des Rhe sich etwa um sieben bis acht Stunden abgekuͤrzt finden Die Breite des Flusses ist auf 800 Fuß festgesetzt; wo es erforderlich ist, wird dieselbe durch Damm,

beide Staaten sorgfältig zu unterhalten versprechen, auf die erwahnte Distanz eingeengt werden. In R der verminderten Breite wird sich der Fluß ein tics Bett graben, und die Tiefe, nach den angestellten rechnungen, sich auf zehn bis zwölf Fuß belaufen. 6 genwärtig hat bie Schiffahrt auf dem Oberrhein großen Hindernissen, theils wegen der geringen Ä des Fahrwassers, theils wegen Mangel guter Leinpfa deten Erhaltung durch die Unregelmaͤßigkeit des s

bettes sehr erschwert wird, zu kämpfen. Allen du Nachtheilen wird durch die Rektification des Flußlam abgeholfen werden, und daraus dem Handel sehr gn Vortheile erwachsen. Nicht minder groß werden! Vortheile, in Bezug auf Abhuͤlfe oder Berminden

der Ueberschwemmung, fuͤr die Uferbewohner des R

rheins sein; allein die unterhalb gelegenen hessischen ) vinzen und insbesondere die Gegend von Worms, h den in gleichem Maaß dadurch leiden, und sich unst bar von Zeit zu Zeit Verheerungen ausgesetzt sch wenn nicht die hessische Regierung das von Baden! Baiern gegebene Beispiel befolgt, und die Kruͤmm gen des Rheins ober- und unterhalb Worms, um! mentlich am Kuͤhlkopf, durchstechen laßt. Am letz nannten Orte konnte durch einen Durchstich von et einer Stunde fast eine ganze Tagereise fuͤr die Sc fahrt gewonnen werden. Auch hat ferner noch! badische Regierung Unterhandlungen mit der frans schen angekünpft, um dieselbe Rektification des Fluß fes von Schroͤck bis Huͤningen vorzunehmen. W

diese Arbeit auch von Hessen und Nassau unternomm

und bis Bingen fortgesetzt werden sollte, so wurde! auf diesem Theil des Flusses seine Tiefe bedeutend nehmen, der ganze Rheinstrom, auf einer Strecke

beilaͤufig 200 Stunden fuͤr große Fahrzeuge schiff

und die Mittel gegeben sein, in direkte Verbindung den Seehafen zu treten. Durch solche allgemein n liche Arbeiten werden noch die spaͤtesten Nachkommen das wohlthaͤtige Dasein und Wirken einer mensch freundlichen Regierung erinnert.“

) „Das baierische Dorf Altripp, welches durch die ve derte Richtung des Rheins auf die rechte Uferseite zu hen kommt, wird, dem Vernehmen nach, an Baden getreten, und dafuͤr Baiern sonst entschaͤdigt werden“

Ter mr,

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 2. Dee. Im Schauspielhause: , dolin,“ Schauspiel in 5 Abtheilungen, von F. v. bein. (Hr. Krüger: Graf von Savern.)

In Potsdam: „Der Maurer,“ Oper in lungen, mit Ballets, nach Seribe bearbeitet vom v. Lichtenstein. Musik von Auber. 0

Sonntag, 3. Dec. saͤngerinnen,“ komische Oper in 2 Abtheilungen, sik von Fioravanti.

mit Solotauz, von J. L. Lewin.

Im Schauspielhause: „Otto von Pfalzgraf in Baiern,“ Trauerspiel in 5 von Babo..

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Nedacteur Joh

änisterrath den Vorsitz gefuͤhrt; r Sitzung bei. zuville mit Sr. Maj. gearbeitet.

irmherzigkeit eines Geistlichen siden: hlen worden. iter, aber weit entfernt, ihn den Gerichten anzuzei—

falls. m Koͤnigl. 3 Ah aber verweigerte solches m Thäter eine strenge

Im Opernhause: „Die Wen Wohnsitz nehme, les Pfarrers) Seite eine jahrliche Pension von 200 Fr. Hierauf: „Der goldene Schluͤssnzubieten, große komische Zauberpantomime in 2 Ahbtheilunßm Verbrechen treibe.

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sreußische St

n etne

aats-Zeitung.

M 284.

Berlin, Montag, den 4ten December 1826.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Seine Majestäͤt der Koͤnig haben den bisherigen srath Sreinbach zum Geheimen Hofrath allergnaͤ— zu ernennen geruhet. ; Seine Majestät der Koͤnig haben den Kammerge,— sis⸗Assessor Koöhnemann zum Regierungs⸗Rath Stempel-Fiskal in der Provinz Sachsen zu er— mnen geruhet. , Seine Königliche Majestät haben die bei der hiesi— General- Commission angestellten Assessoren Loeper D Groschke, ersteren zum Justizrath und letzteren n Oekonomie Commissions Rath zu ernennen geruhet.

Abgereist. Der Regierungs, Chef-Praͤsident, von

bißm ann, nach Frankfurt a. O

*

Zeitungs-Nachrichten.

Au s land.

27. Nov. Der Koͤnig hat gestern im der Dauphin wohnte Hiernächst hat der Herzog von Dou—

Paris,

Das Journal de Paris erzählt folgenden Zug der im Departement der St. .. war mehreremale be—

Der Pfarrer zu Monaten entdeckte er den

Vor zwei

begab er sich zum Unterpraͤfekten des Bezirks und chte ihm eine vertrauliche Mittheilung des ganzen Der Unterpraͤfekt suchte ihn zu bewegen, bei Prokurator klagbar zu werden, der Pfar⸗ standhaft und bat ersteren Vorhaltung zu machen, ihn veranlassen, daß er in einem anderen Kirchspiele sei und zugleich demselben von seiner

damit Noth und Elend ihn nicht wieder

Zu Bolene und in einem Theile des Departements

Wittelsbpon Vaueluse hatte sich eine Räͤuberbande gebildet; vor Abtheilunsrzem wurde der Einnehmer zu Tulette auf dem Wege ach Suze von derselben angehalten, und ihm alles Geld,

das er bei sich fuͤhrte, abgenommen. Drei und zwanzig Mitglieder jener Bande befinden sich jetzt bereits in den Gefaͤngnissen von Carpentras und vier andere werden durch Steckbriefe verfolgt, man hat ihrer jedoch noch nicht habhaft werden koͤnnen. Zwei Goldarbeiter, der eine von Avignon, der andere von Oranges, sind als Hehler eingezogen worden.

Die Abdankung des Doktor Franzia von der Die— tatur in Paraguay hat Bewegungen veranlaßt, in de— ren Folge in den westlichen Theilen jenes Staats Un— ruhen entstanden sind. Die meisten Behoͤrden haben dem von Doctor Franzia sich gewählten Nachfolger die Eidesleistung verweigert und eine Menge Adressen sind an ersteren ergangen, um ihn zu vermoͤgen, daß er die Zuͤgel der Regierung wieder ergreife. Indes sind die—

jenigen, welche Franzia's Geist genau kennen, uͤberzeugt,

daß seine Abdankung nur eine List war, und von ihm nur ersonnen worden ist, um seine Macht mehr zu be— festigen. Der Herr Doktor (sagt das Journal von Ha⸗ vre) moͤge sich jedoch in Acht nehmen; schon zum zwei⸗ tenmale bedient er sich dieses Mittels; beim dritten— male koͤnnte sein Volk ihn vielleicht beim Worte halten.

Fuͤnsprocentige Rente 99 Fr. 90 C. 100 Fr. Dreiprocent. 71 Fr. 75 80 C.

London, 25. Novbr. Vorgestern war glaͤnzende Cour in St. James-Pallast. Um 1 Uhr uͤberreichte die Pair-Deputation feierlich im Versammlungssaale ihre Ädresse. Um 2 Uhr erschien zu demselben Zweck die Deputation des Unterhauses mit dem Sprecher an ih⸗ rer Spitze. Dann uͤbergab der neue spanische Bot⸗ schafter dem Koͤnige seine Creditive. Der Herzog von Devonshire und Sir Charles Stuart wurden Sr. Maj. nach der Ruͤckkehr von ihren respectiven wichtigen Sen⸗ dungen nach Moskau und Brasilien, vorgestellt. Fuͤrst Lieven stellte den von dem hoch sel. Kaiser Alexander und der Graf v. Winchelsea den von seinem verstorbenen Onkel getragenen Hosenband-⸗Orden zuruͤck. Hierauf hatten Viscount Strangford, der bekanntlich von seinem Bot⸗ schafterposten in St. Petersburg zutuͤckgekehrt ist, und unser Gesandter in Berlin, Graf Elanwilliam, die Ehre, Sr. Ma. vorgestellt zu werden. Sodann hielt der Koͤ— nig Geheimen Rath, worin der Necorder uͤber 46 zum Tode verurtheilte Verbrecher Bericht erstattete. Dem⸗ naͤchst ertheilten Se. Maj. noch dem Lord Kanzler, dem Grafen v. Liverpool, ingleichen den Staats Secretairs Canning und Peel Audienzen.

Die Antwort Sr. Maj. des Koͤnigs auf die Dank— Addresse der Lords lautet folgendermaßen: „Mylords! Ich danke Ihnen fuͤr Ihre treue und ehrerbietige Ad— dresse. Ich habe das feste und gerechte Vertrauen, My—⸗ lords, daß sie bei Ihrem Eifer beharren und zu allen Maßregeln mitwirken werden, welche darauf abzwecken, den hohen Character dieses Landes aufrecht zu erhalten