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Stromberg (Kreis Kreuznach), 30. Nov. Die benachbarte Gemeinde Schöneberg hat sich mit rühm lichem Eifer aus eigenen Mitteln, unter angestrengter Beihülfe durch ihre Fuhren, ein geräumiges, solides, ganz malstves, mit Schiefern eingedecktes Schulgebäude ver— schafft, welches gestern, unter angemessenen Feierlichkei ten der Schule eingeraͤumt wurde. Bisher waren ge gen 80 Kinder in ein kleines kaum mannshohes Zim mer, in welchem auch nicht die Halfte dieser Zahl ge— hoͤrigen Raum hatte, sich zu pressen gendthiget, und lange schien keine Auesicht vorhanden, durch Miethe, oder, bei einer noch bedeutenden Schuldenlast, durch ei nen Neubau dem Beduͤrfnisse abzuhelfen. Dem— ohngeachtet haben es die verstaͤndigen Einleitungen un— seres geehrten Buͤrgermeisters, Herrn Dheil, und der Eifer und die rege Theilnahme der Gemeinde moͤglich gemacht, durch den Verkauf bisher nutzlos gelegener Grundstuͤcke, einschließlich der alten Schulhuͤtte, und durch ein Anleihen bei dem Kreisschulfond dieses solide Gebäude in zwei Jahren zu Stande zu bringen. Und so zogen denn gestern die Kinder mit ihrem Lehrer freudig in den schoͤnen, hohen und hellen Lehrsaal ein, mit ihren Eltern Gott dankend und dem Koͤnige, der durch Seine hohe Regierung mittelst zahlreicher Ver, besserungen des Schulwesens unsere Zukunft sichert und dem Lande reichen Segen bereitet.
Vermischte Nachrichten.
Folgendes ist, nach einer Uebersicht vom 20. Nov., der darmalige wahre Bestand des brittischen hoyen Adels: Sechs Prinzen vom Gebluͤte. Adeliche der verei— . nigten Koͤnigreiche: Schettische: Irlaͤndische: Iq Ganzen; Herzoge 18 8 1 27 Marquis 17 3 12 32 Grafen 99 38 74 211 Viscounts 22 4 53 78 Barone 135 22 75 232 Weibl. Pairs 9 3 4 16
Im Ganzen 300 78 218 596 Wenn man von diesen 596 die schottischen und ir— laͤndischen Adelichen abzieht, welchꝛ unter den Adelichen des Koͤnigreichs mitbegriffen, und Pairs von Rechtswe— gen sind, nämlich 83, so veträgt im Ganzen die Zahl von erblicher Pairschaft, ohne die Koͤnigliche Familie darunter zu begreifen, noch 513. Die Pairskammer be— stand am 20. Nev. 1826 aus 6 Prinzen vom Gebluͤte, aus 293 Adelichen des vereinigten Koͤnigreichs; (die 9 weiblichen Pairs sind darin nicht begriffen, aber sie kön nen ihr Pairsrecht auf ihre Soͤhne uͤbertragen, und alsdann werden diese zur Pairschaft zugelassen), aus 16 schottischen Pairs, die von den adbelichen schotti— schen Pairs fuͤr jedes neue Parlament erwaͤhlt oder wieder erwählt werden; 23 irlaäͤndischen Pairs, welche von den adelichen Pairs Irlands ernannt werden; (die irlaͤndischen Pairs haben das Recht, 28 Pairs zu ernennen; aber unter den 28 ernannten befin— den sich drei, die schon von Rechtswegen Pairs wa— ren, so daß der lebenslaͤnglichen Pairs nur 25 sind;) aus 26 geistlichen Pairs von England, nämlich: 2
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Franken.
Erzbischoͤfen und 24 Bischoͤfen, 4 irländischen geist lichen Pairs, welche alljihrlich durch 4 andere ihter Kollegen abgeloöͤst werden. Gewoͤhnlich sitzen im Ganzen in der Pairskammer 370 Mitglieder. Englische Blatter enthalten einige interessante Be, merkungen uber die Birmanen. Die Tapferkeit der Englischen Truppen hat eine solche Furcht vor diesen eingestsßt, daß die Birmanen sie nur Bälus oder Ih, monen nennen, dagegen aber der Milde, mit welcher se die Gefangenen behandeln, große Gerechtigkeit wider, fahren lassen, und namentlich ihre Wahrheitsliebe he— wundern, wahrend sie sagen, daß es bei ihnen keine Wahrheit gaäͤbe. Der Koͤnig von Ava ist ungefahr ( Jahre alt, ziemlich dunkler Gesichtsfarbe und schlanker Gestalt. Sein Betragen ist sehr angenehm, und, wenn er oͤffentlich erscheint, wuͤrdevoll. Ohne große Geschäftz, thätigkeit zu haben, ist er doch sehr beweglich, unde vergeht kein Tag, wo er nicht entweder zu Pferde wärn, oder auf Elephanten ritte, oder eine Fahrt in Boatg machte. Er hat immer eine große Vorliebe fuͤr die En, ropaͤer geäußert, und ihm allein ist es zuzuschreihen, wenn in der letzten Zeit die Gefangenen nicht ump— bracht worden sind. Die Koͤnigin liebt er leidenschis lich, sie soll indeß sehr rachsuͤchtig und stolz sein. At dieser Verbindung ist eine Tochter entsprungen, die sz 5 Jahre alt ist, und die der Konig sehr liebt. N Kronerbe, jetzt 15 Jahre alt, ist der Sohn einer fi hern Koͤnigin. Der Bruder der Koͤnigin ist ihr an Charakter ziemlich gleich, und da er eine große Gewalt uͤber sie hat, so nimmt er an den Regierungs, Angle genheiten großen Antheil. Ihm halt jedoch das Aanse hen des Lieblingsbruders des Koͤnigs, des Fuͤrsten von Sarawaddi, das Gleichgewicht, der ein sehr sanfter umn besonnener Mann ist, und, wie der Koͤnig, jederzät eine große Vorliebe fuͤr die Europäer bewiesen hat. Frankreich verbraucht jährlich 16 000,000 Pf. Kf fee, im Werthe von zwanzig und einer halben Millu Franken. Dies macht ungefähr ein halb Pfund aufn Person, im Werthe von 75 Centimen. Greßbrit anni verbraucht 60 Mill. Pf., im Betrage von 30 Milllom Franken. Dies macht auf jede Person 2 Pf., im Van che von 30 Sous. Der Unterschied der Menge bettäß 24 Mill. Pf., im Werthe aber, wegen des hohen Pin ses des Kaffee's in unsern Hafen, nur 10 Million Paris verbrauchte im J. 1789 2 500 000) Kaffee, im Betrag von 3,125 000 Fr. zu 25 Sous z Pfund gerechnet. Im J. 1817 stiegen diese Zahn nach amtlichen Nachweisungen, auf 5 Mill. Pf.
Betrag von 10 Mill. Fr. mit Einrechnung der ill Daraus ergiebt sich ein doppelt großer Verbrauch, dem Werthe nach das Dreifache erreicht; nehmlich 14 Franken fuͤr jeden Einwohner von Paris, waͤhrn er fuͤr das ͤbrige Koͤnigreich nur 15 Sous ausmacth Wenn Frankreich bei einer um ein Drittheil groͤßet Bevoͤlkerung, nur eben so viel und eben so then Kaffee wie England erhielte, so wuͤrde der Verhetuc jeder Person vierfach sein, und die Einfuhr um ü 10 Mill. zunehmen.
Kön i gl iche Schghsfpie he. Dienstag, 12. Nov. Im Schauspielhause: „li nen des Zufalls,“ Lustspiel in 3 Abtheilungen, mi Zuͤnger, bearbeitet von Lebruͤn. Hierauf: „Die Rij nach Dieppe,“ Lustspiel in 3 Abtheilungen, aus da Franz, von C. Blum.
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
Nedacteur Jo hn.
Allgemeine
spreußische Staats-Zeitung.
Berlin, Mittwoch, den 13ten December 1826.
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Seine Koͤnigliche Majestaͤt haben den bisherigen undgerichts⸗Assessor Wilhelm von Gruben zu Duͤssel— of, zum vierten Prokurator bei dem dortigen Land— frichte zu ernennen geruhet.
Angekommen. Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger 6ndratzew, als Koöurier von St. Petersburg.
Zeitungs-Nachrichten. An gl gn d.
Paris, 65. December. Die Königl. Akademie der Bisenschaften hat vorgestern den bekannten Naturfor— sher Cuvier, unter Vorbehalt der Genehmigung Sr. R, zu ihrem Mitgliede ernannt.
Die Minister werden, wie man sagt, den Kam— hern in der bevorstehenden Sitzung ein neues Militair— srafgesetzbuch vorlegen; schon lange fuͤhlt man das Be, lirfniß davon, da das in Kraft bestehende Militairge— sözuch vom 21. Brumaire des 5ten Jahres der Repu— ik Bestimmungen enthält, deren zu große Strenge shhon lange anerkannt ist. Noch vor wenigen Tagen urde zu Lille ein Husar, wegen Thaͤtlichkeiten gegen kn Wachtmeister, nach dem 15. Artikel jenes Gesetzes, m Tode verurtheilt, und wenn nicht die Koͤnigliche dnade die Strenge des Urtheils mildert, so wird der ngluͤckliche mit seinem Leben ein Vergehn buͤßen, we— jn dessen er vielleicht schon in einigen Monaten nur sne viel geringere Strafe zu erleiden haben wuͤrde.
Vor wenigen Tagen entdeckte der Direktor des Ge— nngnisses der Galeerenstraͤflinge in Rochefort, daß un— r der Bank der lebenswierigen Straͤflinge ein unge, hurer Stein geruͤckt worden war. Man untersuchte die Sache, und es fand sich, daß der Stein mit der geoͤßten Leichtigkeit gehoben werden konnte, indem er durch und durch gebohrt worden war. Man forschte weiter und entdeckte, daß dieser Stein ein großes Loch deckte, in welches man hinabsteigen konnte. Dies war der Eingang zu einem Gange, der unter den Boden des Gefäangnisses weg bis zur äußern Mauer gefuͤhrt worden war. Bei der Oeffnung war er ganz klein, er— zeiterte sich aber immer mehr und nahe an der aͤußern Nauer endigte er in einer Art von Hoͤhle, worin sich allerlei Verkleidungen, Perruͤcken ꝛc. vorfanden, welche
nister eigentlich
saͤmmtlich von den Straͤflingen angefertigt worden wa— ren. Auch hatten sie dort ein vollstäͤndiges Magazin ven eisernen Instrumenten, als Stemmeisen, Feilen, Naͤgel, Haken ze. Schon waren die Steine der äußern Mauer geruͤckt worden, und die Gefangenen warteten nur auf eine dunkle regnigte Nacht, um zu entfli
3. . um zu entfliehen. Ihr Plan ist sonach im Augenblick entdeckt worden; wo sie, nach einer angestrengten Arbeit von sieben Mo naten, im Begriff waren, ihn auszufuͤhren.
Es heißt, die Herausgeber des Lebens Napoleons — 2 . e . um den Nachdruck zu ver— meiden, dies Werk zugleich englisch, franzoͤ deutsch erscheinen 5 ö J osch 3.
SBriese aus Buenos Ayres sagen, daß die republi— kanische Regierung sich in der dringendsten Verlegenheit befindet. Das brasilische Geschwader hat der Seemacht der Republik sehr viel Schaden zugefügt. Die Blokade, welche taglich strenger wird, steigert die Noth der Ein— wohner, und das traurigste ist, daß man gar keine Hoffnung auf ein guͤtliches Abkommen mit Brasilien hat; indem der Kaiser Don Pedro mit unerbittlicher Streuge zu verfahren gesonzzen sein soll. Nachrichten aus Chili melsen, daß die Einwohner von Chiloe sich der Republik durchaus nicht unterwerfen wollen, und daß auch diese sich in einer betruͤbten Lage befindet.
Fuͤnfprocentige Rente 99 Fr. 85 C. — Dreiprocent. 716 Jr. 5 C.
London, 2. Dee, Am 29. v. Mts. so wie auch schon Tags vorher, uͤbergab Lord King im Oberhause mehrere Bittschriften wegen Abänderung der Kornge— setze, bei welcher Gelegenheit er bemerkte, daß die Mi— nicht wußten, was sie thun sollten. Graf Liverpool erwiederte ihm, die Minister waren hin— sichtlich dessen, was sie mit den Korngesetzen vorneh— men wollten, keineswegs unentschieden; dieser Punkt sei ausgemacht, und nur aus Ruͤcksichten gegen das Land und das Parlament noch nicht vorgekom: nen. Es sei unbillig, eine Sache in Anregung zu bringen, uͤber deren Nichtverhandlung vor den Ferien man schon uͤber⸗ eingekommen sei. Dieser hochwichtige Gegenstan) könne nur bei vollem Hause gehörig eroͤrtert werden, und er werde beim Wiederbeginn des Parlaments im neuen Zahre die Aufmerksamkeit des Hauses darauf lenken. Gräf Lauderdale wunschte, daß kein Beschluß gefaßt werden moͤge, ohne sich allseitig von der Stimmung des Landes zu überzeugen, welches Lord Liverpool sehr nach— druͤcklich versprach. Lord Clifden tadelte das Durch— schnittssystem (System of averages) das eine wahre Quelle von Defraudationen sei. Der Marquis von Lansdown wuͤnschte die Sache zu einem staͤtigen und dauernden Resultate gebracht zu sehen, und stimmte, in Betreff des verderblichen Einflusses des Durchschnitts— systems mit Lord Clifden uͤberein. Graf Lauderdale