1826 / 302 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 26 Dec 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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haupt Kunst und Wissenschaft mehr als je vereinigten, um das menschliche Leden freundlich zu beschuͤtzen und zu bewahren, da muß es auffallend sein, daß man so

enig noch zur Bewachung des feind seligen Demons 3 welcher im Schießpulver lauert und dessen Tuͤcke weit mehr Schlachtopfer fordert, als alle jene uns dro— henden Uebel. Bei unserm so sehr vervollkommten Schießgewehren, vertrauen wir immer noch dem Zu fall und der unsichern Vorsicht des vergeßlichen Menschen, den so locker ruhenden Todespfeil, und tagliche schau— derhafte Erfahrungen des unvorsetzlichen Morges und verstuͤmmelnder Verletzungen durch zufälliges Losgehrn der Gewehre, mahnen uns dringend auf diese gefährliche Vernachlaässigung aufmerksam zu sein. Man hat nun zwar bereits mehrere verschiedenartig construirte Sicher heitsvorrichtungen an den Gewehrschloͤssern angebracht, worunter die einfachste und zugleich zweckmaͤßigste im mer noch das gewohnliche lederne Steinfutteral blieb, allein die Sicherung dieser und aller seither bekannt ge— wordenen Gewehrsperren hängt doch theils uur von dem Willen und der absichtlichen Vorsicht des Menschen ab, theils koͤnnen sie im militairischen Gebrauch, wie auf der Jagd, nicht ununterbrochen angewendet werden, indem der Schuͤtze stets schußfertig sein muß. Wenn sie daher auch dei wirklicher Benutzung das zufallige Losgehen der Gewehre vollkommen verhüten, so geün— den sie ihren Schutz doch sammtlich aaf die eigene Vor, sicht des Menschen, welche indessen, vorzůglich unter dem Klange der Jagd- und Schlachthoͤrner, so leicht der Uebereilung und Vergeßlichkeit unterliegt; sie snd daher zu vollkommner und ununterböochener Sicher stel⸗ lung keinesweges zureichend und wir erlebten deshalb eben so viel traurige Unfaͤlle mit solchen Gewehren, welche mit dergleichen Sicherheitsvorrichtungen versehen waren, als mit denen, welchen sie mangelten. Aus die ser Darstellung ergeben, sich nun von selbst die Bedin— gungen, welche allein ein Schleßgewehr mit voll komm ner Sicherheit vor dem zufälligen Losgehen bewahren koͤnnen; es sind folgende: 1) Die Sicherheitsvorrichtung darf auf keine Weise von dem Willen und der Aujmert, samkeit des Menschen abhangig sein ie maß viel⸗ mehr durch einen eigenen selbstthätigen Mechanismus ganz ohne Bewußtsein und Zuthun dessen wirken, der das Gewehr fuhrt. Die Sicherung muß erst in dem selben Augenblick aufhoͤren, wenn der Schutze das Se wehr anlegt und abdrůͤckt. So wie das Geidehr ab ge, nommen wird, muß sie sogleich, selbst bei noch gespann⸗ tem Hahne, wieder vollstaͤndig eintreten. Eben so muß sie nach dem Abfeuern, während der neuen Ladung (welches vorzuͤglich für Doppelgewehre wichtig ist), voll kommen schuͤtz'nd vorhanden sein. 3) Das Gewehr selbst

faͤlliges Ungluͤck bei dem Tragen und Handhaben des damit versehenen Gewehres statt finden. Ganz unmog lich ist es, sich mit demselben selbst zu verletzen, indem dieses eine absichtliche und umstaͤndlichere Vorbereitung nothwendig wachen würde. Icrde Verletzung Anderer kann aber dem Thaͤter imputirt werden, indem der Schuß nur bei absichtlichem Spannen des Hahnes, Zielen und Abdrucken erfolgen kann. Auf Reisen und in dem Hause erlaubt enolich diese Vorrichtung da— Gewehr augenblicklich so ganz unschädlich zu machen, daß selbst jeder Dritte vom absichtlichen Gebrauch dessel— ben vollig abgehalten ist. Die Anwendung dieser Ein— richtung bei dem Militair gestattet dagegen ohne Ge, fahr, eine zur Schonung der Gewehrschloͤsser und zu sicherem Schusse nicht unwichtige, leisere Stellung des Abzugs, und beseitigt das dem vorsichtigen Jaͤger so oft zur Unzeit hinderliche Steinfutteral.

Dieses bereits hoͤchsten Orts gepruͤfte Sicherheit, schloß kann daher zu allgemeinerer Benutzung und Ein—D führung desselben empfohlen werden, mit der Ueberzen— gung, daß sie hinfort viel Ungluͤck verhuͤten und Viele vor lebenslaäͤnglichem unverschuldeten Kummer bewahren wird. Zu baldigster Verbreitung dieser Schutzvorrich. tung hat Herr Dr. Romershausen die ausgezeichnete Gewehrfabrik des Herrn G. A. Goellner zu Suhl, in allgemeiner Muster-änfertigung und Anbringung det Sicherheitsschloffes an alten und neuen Gewehren he auftragt sie wird daher jede Bestellung sofort auß beste und billigste befriedigen; auch ist derselbe erboͤtig, selost gegen portofreie Briefe uͤberall unentgeldlich naͤhere Auskunft hierüber zu ertheilen.

CE ö ntg liche Schauff 1

Sonnabend 23. Decbr. Im Opernhause: „Die Wiener in Berlin,“ Posse mit Gesang, in 1 Au zug don C. v. Holtei, worin die Geschwister Rainer, Saͤn⸗ ger aus dem Zillerthal in Ty ol, solgende Nationch lieder vortragen werden; 1) Wenn ich auf die Alpen 2) Wegen was denn? ꝛ. 3) Lastig leben die 3) In Tyrol sagt man ꝛc. Hierauf: Die Zauberflöte,“ große Oper in 2 Abtheilungen, von E. Schikaneder. Mustk von Mozart. (Hr. Siebert, vam Großherzogl. Baden schen Hoftheater zu Carlsruhe: Sn⸗ rastro; Mlle. Siebert, vom Großherzogl. Ba denschin Hoftheater zu Carlsruhe: Koniginn der Nacht, als let Gastrollen.

. 3u ö Vorstellung werden Opernhaus-Billetß verkauft, welche mit Sonntag bezeichnet sind.

Die Billets zu der heutigen Vorstellung, und den beiden Festtags Vorstellungen, werden von Heute Vor / mittag 5 Uhr an, im Billet-Verkaufs-Buͤreau zu hw ben sein.

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muß, um allen Militair- und Jago -Erfordernissen zu entsprechen, in jedem Augenblick schußfertig in; die Sicherheitsvorrichtung iauß sich daher eben so, ganz ohne den Willen und das Bewußtsein des Schuͤtzen, bei dem Zielen und Abdruͤcken, durch die bloße, gewoͤhnliche Operation des Schießens von selbst beseitigen. Das Ge wehr muß uͤberhaupt, weder unbequemer zu behandeln, aoch

der neue Mechanismus im geringsten hinderlich sein.“

I Die Vorrichtung muß einfach und Jedem verstäͤnd. jsch, dauerhaft und wenig kostbar sein sie muß ö. leder Art von Gewehren und Gewehrschloͤssern, also auch an allen bereits vorhandenen, leicht angebracht wer den koͤnnen, damit ihrer allgemeinern Benutzung nichts i zege stehet. ö

n , erfuͤllt nun saͤmmtlich und voll⸗ staͤndig ein von Hrn. Dr. Romershausen in Acken an der Elbe erfundenes und praktisch bewährtes Sicher— heitsschloß. Es kann bei seiner selbstthätigen, vom

menschlichen Willen unabhaͤngtgen Wachsamkeit, kein zu—

Montag 25. December. Im Opernhause: Dir Schiffskapitain,“ oder: „Die Unbefangenen, ?“ Vaud ville in 1 Aufzug, frei nach sem Frauzdsschen di Toéaulon bearbeitet, und mit Musik von Cacl lun Hierauf: „Danina,“ oder: „Jocko, der brasilische Aff, Ballet in 3 Abtheilungen, von Taglioni. Mu sik vnn Lindpaintner. Fuͤr die hiesige Koͤnigl. Bühne arrangith einstudirt und mit neu co mponirten Tanzen vet. vom Königl. Balletmeister Herrn Titus. (Hr. Vin

komischer Taͤnzer am K. K. Theater an der Wiem

Schauspielhause: zum Ersten male; „Stat und Tand,“ Engl. Sitten gemälde in 5 Abtheilungen, nach dem Englischen Town and Geuntry des Thoma Morton frei bearbeitet von Carl Blum.

Uebermorgen, am ersten Weihnachts⸗Feiertage, wird die Staatszeitung nicht erscheinen.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Nedacteur John—

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preußische Staats- Zeitun

MWM 302.

Berlin, Dienstag, den 26sten December 1826.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Eilfter Bericht.

Während der drei letzten Tage war das Befinden

K. sowohl bei Tage als bei Nacht, sehr er, wuͤnscht.

Die Besserung des Fußes ist in nnunterbrochenem zunehmen.“

Berlin, 25. Dezember 1826, Abends 7 Uhr. Hufeland. Wiebel. Büttner. v. Graefe.

Ihre Koͤnisl. Hoheiten der Prinz und die Prin— sesin Wilhelm von Preußen, nebst Hoͤchstihrer Familie, sind von Schloß Fischbach in Schlesten hier ningetr offen.

Der bisherige Oberlandesgerichts-Referendarius Hrinkmann in Hamm ist zum Justiz-Kommissarius bei dem Land- und Stadtgerichte zu Schwelm bestellt vorden.

Angekommen. Der General Major und Kom— nandeur der 11. Landwehr-Brigade, von Rotten, burg, von Breslau.

Der Großherzogl. Badische Premier Lieutenant und lbjutant, von Roder, als Kourier von Carlsruhe.

Der Kaiserlich Oesterreichische Kabinets-Kourier Schuller, von Wien.

Abgereist. Der Oberst und Fluͤgel⸗Adjutant Sr. Najestaͤt des Kaisers von Rußland, Graf von Bal— nain, als Kourier nach St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten. n n fa n d.

Paris, 19. Dec. Vorigen Sonnabend hat end— lich die Wahl der Candidaten zur Praͤsidentur der Dꝛ— putirten⸗ Kammer statt finden konnen. Bisher hatten faͤmlich die 215 Stimmen, die zu einem guͤltigen Be— schluß erforderlich sind, nickt zusammen gebracht werden loͤnnen; Sennabend fing die Versammlung, als es bald

5 Uhr war, an, sebr ungeduldig zu werden, denn noch immer fehlte eine Stimme; endlich erschien H. Ju stus von Noailles, votirte und das Skrutinium, welches schon dreimal vernichtet worden war, konnte geschlo ssen werden. Die Candidaten sind: H. Ravez, 176 Stim— men; H. Chilhaud de la Rigaudie, 170; der Fuͤrst von Montmorency, 157; und der Fuͤrst von Solre, 124.

Die neuesten Nachrichten aus Madrid vom 12. sa⸗ gen, daß man uͤber die in der Provinz Tras os, Montes ausgebrochenen Unruhen keine nahere Nachrichten erhal— ten hatte. Die portuglesischen Empoͤrer aus den Algar⸗ vien hatten sich im Alentejo mit denen vereinigt, die von der Seite von Estremos eingedrungen waren, und waren nach dem Suͤden marschirt. Es waren uͤbrigens seit drei Tagen die widersprechendsten Geruͤchte hieruͤber in Madrid im Umlauf.

In der letzten Sitzung der Akademie der Wissen⸗ schaften hat H. Segalas ein Instrument vorgelegt, ver⸗ mittelst dessen man die Harnröhre und die Blase erhel— len und deren Inneres deutlich sehen kann. Das In⸗ strument ist sehr einfach; es besteht aus zwei Lichtern, zwei Spiegeln und aus cylindrischen Röhren, welche eine Art Fernrohr bilden, und wodurch man das In⸗ nere dieser Theile deutlich schaun kann; dieses Instru⸗ ment wird für die Behandlung vieler Krankheiten na— mentlich des Blasensteines aäußerst wichtig sein.

In St. Lo ist der ministerielle Candidat, H. v. Lorimter, Praäsident des Wahlcollegiums zum Deputir— ten erwählt worden.

Fuͤnsprocentige Rente 958 Fr. 25 C. Dreiprocent. 66 Fr. 90 C.

London, 13. Dec. Se. Maj. der Koͤnig sind in den letzten Tagen mit Staats-Angelegenheiten sehr be— schaͤftigt gewesen, und haben deshalb, so wie auch we— gen des nassen und neblichten Wetters, Ihre Residenz nicht verlassen.

In Brighton werden Vorbereitungen zum feierli— chen Empfange Sr. Maj. des Koͤnigs getroffen, der, wie man dort hofft, in den naͤchsten Tagen daselbst eintreffen wird. Eine officielle Nachricht deshalb war indeß am 10. noch nicht dort eingegangen. Aus der (bereits kuͤrzlich erwahnten) Rede, welche Hr. Canning am 12. d. im Unterhause in Bezug auf die Koͤnigliche Botschaft hielt, theilen wir voch Felgen des mit: Von allen Allianzen, welche dieses Land ge— schlossen hat, ist keine so alt, keine so dauerhaft und ge— nau bestimmt, als das Buͤndniß zwischen Großbrittan— nien und Portugall. Es hat alle Ereianisse uͤberlebt und geht uͤber die Epoche hinaus, in welcher das Haus Braganza den Thron bestieg, und Portugall selbst ein unabhängiges Land wurde. Unter den schwierigsten Um— staͤnden ist dies Buͤndniß bis jetzt aufrecht erhalten wor— den. Pottugall blieb immer fest und theilte mit uns

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