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Volks gegen seine Unterdruͤcker hatte) derselben geben konnte. Wahrlich nur der Anblick des entsetzlichen Elends, ches unter den Truͤmmern der großen Armee herrschte, ate das großherzige Preußische Volk abhalten, sie zu ichten. Wer konnte an diesen abgehungerten, halb erfrornen, elenden Ueberresten, keines Widerstandes faͤ— hig, Heldenthaten uͤben. An wohlbegründetem, wohl verdienten Haß, und Macht dazu, fehlte es wahrlich nicht. Allein der gemeine Mann ließ sich aus Mitlei den durch die Behörden zuͤgeln, welche, in so großer Entfernung von Berlin, wohl nicht wissen konnten, wie ihr geliebter König die Konvention des Generals von York aufnehmen würde. Und welch ein Widerspruch, den der Vegfgsser doch hatte fuͤhlen sollen, liegt in der Behauptung Bieser Stelle, gegen die zuerst erwaͤhnte. Dort bemerkt er ausdruͤcklich: bei dem Aufstande der Königsberger, im Angesichte des Koͤnigs Murat und des Marschals Ney, welche die streitbarsten von allen übriggebliebenen Franzoͤsischen und Polnischen Truppen hier um sich her versammelt hatten, und dabei äußerten, die Russen wurden es nicht wagen, uͤber den Niemen zu gehen; — waͤre die Bestuͤrzung dieser Heerfuͤhrer groß gewesen, man hatte anfangs Vorstellungen gemacht, zu welchen Ney Drohungen hinzugefügt ꝛc. Wie stimmt dieses mit der behaupteten Muthlosig— keit uͤberein? ] ;
Wir haben es vor Augen gehabt, wie die Volks— menge hier, vor dem Schlosse, unter den Augen des Koͤnigs von Neapel, einen seiner Gensd'armen d'Elite, der im Uebermuthe einen jungen Rekruten mißhandelte, und verstuͤmmeln konnte, niedermachte. Ungeachtet der Konig noch die einzig wehrhaften Ueberreste der Garde und Polnischen Kavallerie um sich hatte, und eine Kom— pagnie der Garde unter dem Gewehr stand, nahm er weise keine gewaltsamen Maßregeln, sondern ging, wie der Verfasser richtig anfuͤhrt, noch denselben Abend nach
Einen andern Aufruhr des Volks bei den Franzoͤst schen, zur Flucht bereiten Montirungeschiffen am Pre. gel, konnten die gegen die unbewaffnete Menge abge— schickten Franzoͤsischen Kompagnien nicht dampfen. Es mußte die Einwirkung der Polizei gefordert werden, welcher es gelang, die gutmuͤthigen Einwohner zu beru higen. Aber von dem Marschal Ney haben wir weder Vorstellungen noch Drohungen gehort. Er verhielt sich damals hier so zuruͤckgezogen, daß er beinahe Niemand zu Gesicht gekommen.
Daß der Marschal Davpoust von allen Machthabern Napoleons den groͤßten Haß des Preußischen Volks trug, ist richtig. Er hatte ihn durch seine uͤberall be— wiesene Härte und Unbiegsamkeit auf sich geladen, und dem Vaterlande die schmerzlichsten Wunden, durch sein feindliches Benehmen in einem befreundeten Lande, ver— setzt., Er war es, welcher die conventionswidrige und bisher in einem verbuͤndeten Lande unerhörte gewalt— same Mitfuͤhrung einer 24taäͤgigem Verpflegung an Le bensbeduͤrfnissen, Föourage und Schlachtvieh, nebst allem dazu gestellten Vorspann, nach Rußland, am strengsten und gehaͤssigsten ausfuͤhrte. Sein Benehmen bei der Verpflegung behinderte die regelmaͤßige Unterhaltung der ubrigen Armeekorps, und das seinige zeichnete sich durch Gewaltthaͤtigkeiten und uͤbertriebene Forderungen am mehrsten aus. .
Daher kam es auch, daß er im Gesuͤhl des verdien ten Hasses, auf dem Ruͤckzuge die großen Staͤdte Preu, ßens und ihre Volkgmenge vermjed, und ganz in der
er (bei dem Erfolge, den der Aufstand des Preußischen Stille die Provinz nur beruͤhrte. Waͤre jene That sache
vorgefallen, so muͤßte sie schon durch die Mitfuͤhrum des gebundenen Anfuͤhrers bekannt geworden sein. Aher niemand hat hier jemals davon etwas gehoͤrt oder ge⸗ sehen. Ueberdies ist es schon auffallend, daß der Verfasser, ungeachtet er die Stadt Königsberg bei der haͤrtesten richtigen Schilderung des Benehmens ihrer Bewoh⸗ nennt, dennoch den Vorfall mit dem Marschal Da, ust blos nach B... versetzt. Wer wird also in dieser Erzählung nicht blos eine Erfindung der Franzoͤsischen Eitelkeit erkennen, die so tief gekränkt war, daß der Verfasser im fuͤnften Kapi—
tel des zwoͤlften Buchs daruͤber in bittere Klagen aut,
bricht ͤ
„Bald, sagt er, mußten wir unsere Erniedrigung auch in Koͤnigsberg zur Schau tragen. Die große Ar— mee erschien nun zum erstenmale verstuͤmmelt, flüchtig, entwaffnet, in derjenigen der Hauptstädte Europens, di sie durch ihren Ruhm so sehr gedemuͤthigt hatte. Ihr Bewohner stuͤrmten herbei, um unsere Wunden zu zäh
len und nach der Groͤße unseres Elends ihre Hoffnung An diesen, an ihrer Schadenfreude, an
gen zu messen. ihrem Haß hatten wir schwer zu tragen.“ . In dieser Stelle erblickt man, recht eigentlich, das,
durch den als Verbuͤndete, gegen die Bewohner Könige bergs bewiesenen schrecklichen Uebermuth, (welcher sich
die unverantwortlichsten Erpressungen und Mißhandlun—
gen eines Feindes erlaubte) — erregte boͤse Gewissen! Ja, das Gefuͤhl mußte es den Fluͤchtigen sagen,
wir haben das alles verdient! Aber wahrlich, Koͤnige— bergs Bewohner w en von diesem Hasse, von der
Schadenfreude nich. Wir haben es gesehen, wie se,
eine Menge Ungluͤcklicher und Kranken, ohne Quartier, billets zu fordern, bei sich aufnahmen, erquickten und verpflegten. Keine Mißhandlung, keine Brausamkeit hat in ihten Mauern Statt gefunden, und das Geslhl des. Mitleidens gegen die ungluͤcklichen Flächtigzen, hielt gleiches Maaß mit dem, welches Koͤnigsbergs Bewoh—
ner stets so milsthaͤtig gegen alle Leiden der Menschhan Mit allen diesen Umstaͤnden, auch meiner amt
aͤußern.
lichen Stellung nach, hinlaͤnglich bekannt, habe ich mich verpflichtet gehalten, diese Mittheillngen, auf allgemei⸗ nes Verlangen, zur Herstellung der stets siegen den Wahr,
heit dem Druck übergeben. . Köͤnigeberg, den 18. Oktober 1826. . Der Polizei Präsident Schmidt.
Stralsund. Im Monat Nov. sind 50 Schifft
hier eingelaufen und 19 Schiffe von hier ausgelausen.
Mit letzteren wurden folgende Getreide- ꝛc. Quantitä⸗ ten verschifft: Weitzen 638 Wspl. 1 Schff., Roggen 50 Wspl., Gerste 649 Wsp. 20 Schff, Hafer 1161 Wsp— 6 Schff., Erbsen 299 Wsp. 23 Schff., Wicken 11 Wsp— Az Schff., Leinkuchen 1132 Cntr. 30 Pfd. und Rapp— kuchen 452 Cntr.
Königliche Schau spiele.
Freitag, 29. Decbr. Im Schauspielhause. Zum Erstenmale wiederholt: „Der Bramin,“ Zauber Oper in 1 Aufzug, nach Peirson und dem Maͤhrchen aus Tausend und eine Nacht bearbeitet und in Musik ge— setzt von Carl Blum. Hierauf: „Je toller je de ssen, komisches Singspiek in 2 Abtheilungen, nach dem Fran zoͤsischen: Une folie. Musik von Mehul.
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
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Redacteur John—
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Allgemeine
preußische Staats- Zeitun
MWE 306.
Berlin, Sonnabend, den 30sten December 1826.
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Zages.
Funfzehnter Bericht.
Seine Majestaͤt haben die Nacht abwechselnd ge—
sschlafen und noch ruhiger als die vorige zugebracht.
Auch der Tag verfloß ohne Beschwerden.
Berlin, 29. Dejember 1826, Abends 7 Uhr. Hufeland. Wiebel. Büttner. v. Graefe.
Seine Königliche Hoheit de Prinz Karl von preußen sind von Weimar hier eingetroffen.
. Mm Beztrk der Koͤnigl. Regierung u Liegnis ist der zeitherige Archidiakonus Leonhardt
ju Lauban als Pastor primarius daselbst, bestätigt wor—
den, desgl. der zeithernge Diakonus Sack als Archidia,
tönus und der Katechet Jüngling als Diakonus;
der bisherige Diakonus zu Elstra, im Königreich Sachsen, Alberti, erhielt die Bestätigang als Pastor in Hehenbocka, Hoyerswerdaschen Kreises;
zu Marienwerder ist zu der erledigten Garnison
Predigerstelle in Graudenz, der bisherige Pfarrer Ja— seobi in Krojanke bestäͤtigt und der bisherige Kommen—
darinus Johann Wermter als Pfarrer bei der katholi— schen Kirche in Lichtfelde erwählt und als solcher von der Königl. Regierung bestaͤtigt worden.
Bei dem Koͤnial. Kammergerichte zu Berlin ind die bisherigen Stadtgerichts-Auscultatoren Gustav Friedrich Wilhelm v. Strampf, Rudelph v. Uech— fritz, Adolph Heinrich Graf v. Arnim, Johann Wil— helm Rück und Eugen Otto Boldewin Friedrich Frei— herr von dem Knesebeck zu Kammergerichts,Referen— darien befördert worden.
Beim Königl. Ober Landesgericht zu Naumburg sind die Oberlandesgerichts Auskultatoren Moritz Lud wig von Stieglitz und Maximilian Eugen Starcke zu Referendarien befoͤrdert worden.
Angekommen. Der Koͤnigl. Schwedische General— CLonsul v. Lun dblad, von Gransee.
Ab gereist. Der Major und Fluͤgel-⸗Adjutant Sr. Majestät des Koͤnigs, v. Massow, und
der Großherzogl. Sachsen⸗Weimarsche Kammerherr, Freiherr v. Vizthum, nach St. Petersburg.
Durchgerei st. Der Kaiserl. Russische Feldjäger Ja blonsky, als Kourier ven Paris nach St. Pe— tersburg.
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Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
Paris, 23. Dezbr. Vorgestern Abend hat die
große Deputation der PairsKammer dem Koͤnige die
Adresse in Beantwortung der Eroͤffnungsrede überreicht. Sie enthalt, wie gewohnlich, die beipflichtenden Aeu— ßerungen der Kammer uͤber die einzelnen in der Rede des Koͤnigs erwähnten Gegenstäaͤnde. In Beziehung auf das bevorstehende Preßgesetz lautet sie wie folgt: „Sire, auch wir hatten gewuͤnscht, daß es moglich ge— wesen ware, sich mit der Presse nicht zu beschäftigen; Ew. M. baben aber erachtet, es sei Zeit, betreibenden Anstoͤßigkeiten Einhalt zu thun. Wenn der König die Absicht ausspricht, die Freiheit der Presse vor ihren ei— genen Excessen zu bewahren, so ist diese Sorgsamkeit ein neuer Beweis des Werths, den sein hochherziges Gemuͤth auf die Erhaltung der oͤffentlichen Freiheiten legt. Die Pairs des Reichs werden, von den nämli— chen Gefuͤhlen beseelt, ihre Bemuͤhungen eifrig mit de— nen Ew. M. vereinigen.“ Der Schluß der Adresse ist folgender: „Sire, nach so vielen Ungluͤcks- und Pru— fungs-Jahren ist es troͤstend, auf Frankreichs Zustand zu blicken. Welcher Franzose mochte nicht, beim An— blick einer so gluͤcklichen Veraͤnderung, im Verein mit seinem Koͤnige, dem Himmel, der uns solche Wohlfahrt schenkte, danken? Ja, wir werden, unter dem Schutze Eurer Majestaͤt, uns bestreben, durch die Kuͤnste des Friedens die Große und Macht dieses nach aller Art von Fortschritten und Ruhm begierigen Volkes zu ver— mehren. Unbesorgt koͤnnen wir in der uns geoͤffneten Bahn mit der Ueberzeugung weiter schreiten, daß der laͤngste Frieden die kriegerischen Tugenden, welche die Ehre des Charakters der Nation sind, zu schwaͤchen nicht vermoͤgen wird; unter so abwechselnden Schicksa— len sind sie unverändert geblieben. Wer konnte daran zweifeln? Sollte die Stimme der Ehre, der Ruf sei— nes erhabenen Oberhauptes ertönen, so wurde das ge— sammte Frankreich mit seinem ganzen Steize, seiner ganzen Kraft in Waffen aufstehn.“ — Des Koͤnigs Antwort war kurz und besonders solgender Schlußsatz befriedigend: „Meine Verbuͤndeten vereinigen ihre Bestrebungen mit den meinigen, um za verhindern, daß die Ereignisse der Halbinsel Euregens Ruhe stoͤren, und ich habe die gegruͤndete Hoffung, daß meine Voͤl— ker sich noch lange der Wohlthaten des Friedens werden
erfreuen konnen. In der Deputieten-Kommer wurde die Wahl der
Sekretarien beendigt, und das gewählte Bureau ordent— lich installirt; auch wurde, auf den Antrag des Praͤs— denten Ravez dem einst weiligen Praͤsidenten Chilboud— de la Rigaudie einstimmig fuͤr seine Geschäftsfuͤhrung gGankt.
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