1827 / 4 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Ich wandte mich abermals an oͤsterreichischen Botschafter, die sich aber beide auf den Mangel an bestimmten Instruk tionen beriefen. Als ich erfuhr, daß der spanische Hof von dem Verloͤbniß des Infanten Don Miguel offiziell

nichts davon gemeldet. den franzoöͤsischen und

unterrichtet worden sei, stuͤtzte ich mich hierauf, ume

categorische Antwort zu sordern; ich erhielt sie ausn chend, und entschloß mich, abzureisen. Ich wußte, daß der englische Gesandte fortfahren⸗-würde, im naͤml Hen Sinne wie ich zu wirken. Aufruͤhrer unser Gebiet; am 26. erhielt der Madrider Hof die Nachricht davon, und da erst erklärte er, daß die pertugiesischen Ausreißer nicht mehr in Spanien aufgenommen werden sollten! Der Angriff auf Por, tugal ist eine Beleitigung fur Frankreich und fuͤr . and. Fuͤr Frankreich, denn er geschah un ter den Augen ein franz. Heers; fuͤr England, denn er ei ( ztem mit offenbarer Ver— achtung seines Rather d seiner Drohungen. Es kommt mir nicht zu, die fremden Gesandten zu beurtheilen, aber ich kann nicht umhin, zu bemerken, daß ihr Stillschwei— gen in einigen und ihre Aenßerungen in andern Fallen unguüuͤnstige Folgen gehabt haben. Was uͤbrigens gesche, hen möge, so snd die großen Maͤchte wesentlich dabei interessirt, Eurepens Ruhe zu erhalten; Portugals Sache ist also auch ihnen gemein.“ H

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Liegnitz. Das neue Irren, und Siechenhaus zu Plagwitz bei Loͤwenberg ist mit dem 1. Novbr. d. J. eroͤffnet worden. Durch dieses gemeinnuͤtzige, vorlaͤufig auf die Unterbringung von 100 Pfleglingen berechnete Jastitut wird dem dringendsten Bedurfuisse abgeholfen. Zwar ist es bei der Beschräͤnktheit der vorhandenen Mittel noch nicht gelungen, die beabsichtigte Einrich— tung in allen Theilen zu vollenden; man darf jedoch mit Zuversicht heffen, daß eine Anstalt, welche, wie diese, ihr Entstehen blos freiwilligen Spenden und dem Wohlthaätigkeitssinne der Einsassen des Departements zu verdanken hat, einen erfreulichen Fortgang haben und zum Besten der bemitleidenswerthen Irren und Siechen immer fester sich begründen wird. Landwirthschaftliche Berichte aus dem Innern

des Reichs vom Ense November. (Schluß.)

VII. Sachsen. Magdeburg. Der häufig ge— fallene Regen hat dem ausgedörrten Acker wieder Frucht, den Fluͤssen und Drunnen wieder Wasser zugefuͤhrt. Saͤmmtliche Muͤhlen sind wieder in vollem Gange. Die Saat ist großtentheils gut aufgegangen. Die Wie— sen sind bei der milden Witterung noch gruͤn geblieben und gewähren der Heerde noch Aufenthalt und Nah rung, welches um so wichtiger ist, da es an Futterkräu— tern und an Stroh fuͤr das Schaafvieh fehlt. Die Feldmäuse haben sich bei der eingetretenen nassen Wit terung fast uberall verloren. Mer seburg. Die mei— sten Tage des verflossenen Monats November waren truͤbe und unfreundiich, nur zwei Tage waren heiter, sonst regnete, graupelte, schneite und fror es oͤfter. Süd Ost, und Säd-Westwind waren vorherrschend und wechselten mit einander ab, so daß der Boden nie ganz trocken, aber auch nie bedeutend feucht und naß war. Der Einfluß der Witterung war auf die Vegetation sehr guͤnstig, und Weitzen, Roggen, auch Raps, stehen sämmtlich gut. Von den Viehheerden können die Schaafe daher immer noch ausgetrieben werden und sie nähren sich, wenn auch nur spärlich, auf den Grase, flecken. Zur Vertilgung der Feldmäuse, die hie und da in den Kleefeldern vielen Schaden thun, wurde ein durchdringender Regen sehr erwunscht sein, welcher auch

Am 23. Nov. betraten die

5 noch im Steigen.

dem niedrigen Wasserstande der Fluͤsse und Bäche und der daraus entspringenden Besergniß abhelfen wurde, daß bei einem plötzlich eintretenden Froste die Muͤhlen still stehen und Mangel an Mehl entstehen werde.

VIII. West phalen. Mun ster. Die junge Wintersaat steht uberall gut, der Roggen besonders d5pig. Die Maͤuse hatten sich nach dem haäͤusig gefalle nen Regen sehr vermindert, di Sperlinge dagegen hat— ten sich ungemein vermehrt und wurden, besonders im Kreise Labingshausen, sehr läͤstig Minden. Das Winterfel? berechtigt bis jetzt zu den schoͤusten Heffnun— gen, auch das Kleefeld steht sehr gut. Desgleichen ist der Ertrag der Herbst, und Stoppelruüͤben nech ganz ergiebig ausgefallen. Die Maäuse, welche in mehreren Kreisen überhand zu nehmen droheten, werden durch die jetzige nasse Wirzerung hoffentlich vertilgt werden. Das Vieh, mit Ausnahme der Schafe, hat groͤßtentheils noch auf den Weiden seine Nahrung gefunden und ist da— durch der diesjährige 2 am Wintersutter ferner weit einrgermaßen kompensirt worden.

IR. Jülich, Cle ve, Berg. Köln. Die nasse Witterung hindert die hin und wieder noch nicht beendigte Weizen saat, ist aber fuͤr die uͤbrige schon be—

gemeinen gut steht.

R. Niederrhein. Koblenz. Die Getreide— Dies ist fuüͤr den Land— mann um so wohlthaätiger, als man wenigsteuns im diesseitigen Regierungsdezirke die diesjährige Erndte keineswegs für schlecht annehmen kann; denn wenn auch an einzeinen Orten der Landmann nicht uͤber seinen Bedarf an Getreide gezögen hat, so bleibt doch der Mehrzahl der Producenten immer noch zu verkausen übrig. Folgende Uebersicht der diesjährigen Erndte, im Vergteich mit der vorjährigen, wird den Beweis der vorstehenden Behauptung liefernt Die Erndte ertrug: im Jahre 1825

an Weitzen 4966 Wspi. Spelz 9079 Roggen 35955 —. Gerste 100565 Hafer 27587 27750

zusammen 87641 Wspl. 85963 Wspl.

Im Ganzen hat also der Gesammt-Koͤrnerertrag

.

im Jahre 1826.

4809 Wspl. 7671 J Döögn . 216237 ** ö

in diesem Jahre nur 1678 Wispel weniger eingebracht, Die diesjahtige Qualität dagegen

als im Jahre 1825. ist geringer, als die vorjährige. Der schnelle Wache— thum des Getreides und das schnelle Reifen desselden durch die anhaltende Hitze gaben zwar vieles Stroh,

verhinderten aber das Ansetzen und die Ausbildung der

Körner, weshalb sie meistens eine dritte Schaale behiel,

ten und nicht so viel uns so reines Mehl lieferten, als im Jahre 1825. Unter allen Fruchtgattungen gerieth

der Weizen noch am besten. Der diesjährige Ertrag an Kartoffeln war 78013 Wispel, der vorjährige 67450,

solglich in diesem Jahre 10563 Wispel mehr. Je— doch ist die diesjährige Qualität derselben minder gut. Aachen. Die Witterung während des Monats No— vember war im Allgemeinen weich und regnerisch, mit— unter traten heftige Windstoͤße, sogar Starme ein, durchaus kein Frost und nur wenig Schnee wurde be— merkt. Die Wintersaat giebt im Allgemeinen gute Hoffnung.

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Königliche Sch auspiele. Donnerstag 4. Januar. Im Schauspielhause: Zum Erstenmale: „Der Vormund,“ Schauspiel in 1 Aufzug, nach dem Franz. Simple histoire des Seribe bearbeitet vom Herrn Baron von Lichtenstein. Hierauf: „Der

Empfehlungebtief, Lustspiel in 4 Abth. von Dr. C. Topfer

** 1 6 5 cc 20 T. .. 22 Gedruckt bei Feister und Eiseredorff.

Redacteur John.

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stellte Wintersaat nicht nachtheilig, daher diese im All;

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Achtzehnter Bericht. . ;

Seine Majestäͤt sind in der vorletzten Nacht durch

etwas Husten gestoͤrt worden, haben aber in der letzten

ruhiger geschlafen. Im Uebrigen ist das Befinden Sei

ner Majestät erwuͤnscht. ; 6.

Berlin, den 4. Januar 1827. Abends 7 Uhr. Hufeland. Wiebel. Büttner. v. Graefe.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Ausland.

Paris, 29. Deecbr. In der gestrigen Sitzung der Kammer der Deputirten ist endlich die Adresse an den König votirt worden, und Abends um acht-Uhr hat sie eine Deputation der Kammer Sr. Map uͤberreicht. Sie ist ubrigens, mit Ausnahme der Stelle, zie sich auf das Militairstrafgesetzbuch bezieht, und die eine unbedeutende Aenderung erfahren hat, so geblieben, wie sie die Com— mission entworfen hatte. Der Aristarque theilt die Rede mit, welche Hr. v. Labourdonnaye in der gehei— men Sitzung gehalten hat; er spricht sich in derselben auf das heftigste gegen die Theilnahme Frankreichs an der Erhaltung der portugiesischen Constitution aus, und naturlich eben so heftig gegen die Politik Englands; folgende Stelle mag als Beispiel dienen: „Da das In— teresse seines Landes (Les ist von Hrn. Canning und von England die Rede) erfordert, daß wir so viel wie moͤg—

lich geschwächt, und folglich, daß die Bande, welche

Frankreich an Spanien knuͤpfen, fuͤr immer zerrissen werden, so ist es natuͤrlich zu glauben, daß er, zur Er- reichung dieses Zwecks, der Halbinsel eine Revolution einimpft, deren er nicht bedurfte, um seinen Einfluß in Pertugal zu vergrößern, die er aber brauchte, um politische Erschuüͤtterungen in der ganzen Halbinsel zu erzeugen, um unsern Einfluß zu zerstoͤren, und den sei—, nigen auf den Truͤmmern eines Familien- Throns und des spanischen Zweiges der Boöurbons zu gruͤnden. Un— sere Theilnahme am Sieg der portugiesischen Revelution wuͤrde uns zu Mitschuldigen dieser Frevelthat machen. Ein Buündniß, welches solche Folgen haben kann, ja, haben muß, ist ein widernatuͤrliches Buͤndniß; es ist ein politischer Selbstmord!

S. K. H. der Dauphin hat vorgestern, die poly technische Schule, deren Schutzherr er ist, besucht, und uͤber die Zoͤglinge Nevue gehalten. Die Herablassung

Bertin, Freitag, den 5 Januar 1827.

2.

und das Wohlwollen, womit der Prinz mit den Zö6gkin— gen gesprochen hat; haben den angenehmsten Eindruck hervorgebracht.

Hr. Martainville, ein hier sonst geschaͤtzter Kritiker und Frenger Cassicist, spricht sich, bei Beurtheilung des vor Kurzem hier aufgefuͤhrten Tauerspiels „Tasso“ von Duval, abr den gefeiertesten Dichter Deutschlands in

einer Art aus, welche, (um die gänzliche Befangenheit und den Mangel an Einsicht ganz unbeachtet zu lassen) mwindestens gesagt,

die franzoͤsische Urbanitaͤt, wenn man sie hiernach beurtheilen wollte, nicht hoch stellen wurde. Der Critiker erwähnt namlich zuerst eine laͤngst vergessene franzoͤsische Oper uͤber diesen Gegenstand und fährt hernach fort: „Dieses ziemlich mittelmäßige Werk ist dennoch ein Meisterstuͤck, wenn man es mit dem lan— gen schwerfaͤlligen Flickwerk vergleicht, welches unter dem Namen „Torquato Tasso“ in Goͤthes Schriften abge— druckt ist. Kaum ist ein am tollsten von der Sucht des Germanismus besessener Leser im Stande, durch diese langweilige Schrift zu kommen. tan urtheile, welchen Eindruck es auf densenigen machen muß, der gegen die Pruͤfungen des teutonischen Romantismus nicht gestaͤhlt ist. Goethe hat aus dem Sanger Armidens, Clorin⸗ dens und Herminiens einen deutschen Traͤᷣumer, ei— nen geschwätzigen Nachtwandler, einen duͤstern Wahn— witzigen, kurz ein naͤrrisches Gemisch von nebelhafter Liebe und unsinnigem Menschenhasse gemacht. Das ganze Stuͤck, mit Ausnahme einer Seene, (die naͤmiich, wo ber aufs Aeußerste gebrachte Tasso gegen den besonne— nen tückischen Hoͤfling den Degen zieht) ist ein Gewebe von kauderwelschen Gespraͤchen, und von verschrobener Metaphysik, die in einen Styl gekleidet sind, welcher das Unverständliche der Ideen noch vermehrt. Es ist die Quintessenz des Romantismus und der Langeweile.“ Deutsche Critiker wurden, wenn sie sich in Tadel üͤber den Zwang der drei Einheiten oder wenigstens zweier (denn die Einheiten der Handlung ehren sie) auslassen, und sich z. B. uͤber Cinngs Verschworung (Corneille), die, gegen August gerichtet, in dessen eige— nen Gemächern, in Zeit von vier und zwanzig Stun— den angezettelt, reif, entdeckt und verziehn wird, etwas lustig machen wollten, doch schwerlich so ausfallig wer— den 5 und gewiß Anstand nehmen, sich durch ein eben so anmaßliches als leeres Geschwaͤtz bloß zu geben. Fuͤnfprocentige Rente 99 Fr. 45 C. Dreiprocent . 6 ö 3 29. Dec. Vorgestern Nachmittag kamen Se. Majestaͤt von Windsor hierher, um Ihrem Koͤnigl. Bruder, dem Herzog von York, einen Besuch abzustat— ten. Höͤchstdieselben Rrweilten zwei Stunden bei Sr. Königl? Hoheit und (hrten sodaun nach Winvsor zu— rück. Die neuesten Nachrichten uber das Befinden Sr.

Koͤnigl. Hoh. sind leider keineswegs befriedigend; wie