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im Stabtkreise Trier und im Kreise Saarlouis, allent⸗ halben aber nur bei wenigen, besonders ältern nicht ge— im,. ten Individuen, vor. Die segengreiche Kraft der Schutz pocken hat sich in dieser Pocken⸗Epidemie auf das augenscheinlichste bewährt und steht über allen Zweifel erheben da. Selbst die Stimme des Volks hat fuͤr sie entschieden. Es wurden mehr Kinder geimpit, als in irgend einem der frühern Jahre, weil das Publikum sich berzeugt hat, daß die ächte Impfung jedenfalls vor der verheerenden, tödlichen, und beim günstigen Aus— gange entstellenden Seuche schuͤtzt. Nur gegen Einzelne, bie aus Vorurtheil, oder unedlen Nebenruͤcksichten sich gegen die Schutzpocken Impfung auflehnen, werden stren⸗
gere gesetzliche Maßregeln nothwendig.
Vermischte Nachrichten.
Ueber die neue franzöͤsische Malerschule spricht ein Franzose Felbst folgenden Urtheil aus: Seit unsre poli— dischen Händel uns David raubten, hat sich die franzoöͤ— sische Schule auf eine Bahn verirrt, von der sie schwer wieder cbzubringen sein wird. Den Dapid s, Gerard, Girober's, die uns die Thaten griechischer und roͤmischer Heroen und die nicht minder staunenswerthen der Hel— Gen unsrer Zeit schilgerten, ist eine Schule gefolgt, die wir ohne Anstand jenen der Bouchers und Vanloo's ünterorduen. Vet jenen ist wenigstens das Vestreben sichtihar, ihren Gemälden Anmuth einzuhauchen, wenn auch eie manterirte; ihre Venusse, Amoretten, Schaͤfer Und Schäferinnen haben trotz der Reifröcke, mehr Werth, als bartige, bis auf die Zehen bewaffnete Ritter, und mehr als tie Werke der Lyoner Schule, die unsre Au gen mit allen menschlichen Calamitäten beleidigt, uns bald eine Matter zeigt, die ihr Kind verliert, bald ei— nen Vater in Todesnsthen, der seiner trauernden Fa milie als letzte Fettung das Spital zeigt, bald wieder eiten unbarmherzigen Hauewirth, der einen armen Miethemann, der ie Miethe nicht bezahlen kann, aus dem Hause stößt. Nicht viel mehr ergstzen die Arbei, ten der Partser Schule das Auge. Da stoßt ein Rauf— bold im Zweik« npf einen Juͤngling nieder, er verhaucht den kiößten Seufzer und seine Todesblässe verursacht ei ner Frau, Zeuge des traurigen Schauspieles, eine Ohn— macht,. Hier sieht man Leute, die fusillirt werden, zer— lumpte Betten nder, Hunde, die mitleidiger sind, als die Menschen; gothische Burgen, Vuschklepper und Straßenrduber, Kirchhoͤfe mit Leichenzugen, und ihre traurigen Aceidenzien Solche Monstruosttäten bringt bie heutige französtsche Schule der Genremalerei hervor. Ein Gang auf den Kirchhof des Pere la Chaise erweckt welt minder dustre Ideen, als ein Besuch in der Ge— maͤldeagusstellung! ,
Das hoöchste wöchentliche Gehalt eines Schauspielers war zu Garrickés Zeit zwoͤf Pfund — die Summe, die der unnachahmliche Garrick selbst aus der Kasse bezog. Schauspieler and Sänger mußten damals, statt in ihren eigenen Cquipagen zu fahren, zu Fuß gehen und viele von ihnen trieben nebenbei andere Gewerbe und Hand, werke. Packer war ein Sattler in Vigolane, bei Bour—
lingtongarten, Parsons! und Wurton Landschastmalz Aicken hielt einen Strumpfwirferladen in Yortksirn Coventgarden, Davis eine Bachl ndlung in Great Rn selstĩ et, Bransbey einen Huthandel in Shire. lan Mes. Pritchard, die Siodens ihrer Zeit, ein Masken dewaarenlager; John und Robert Palmer gingen og Morgens — wenigstens in der fruͤhern Zeit ihres bens — in der Stadt umher, um die Theaterzettel a zukleben und der erstere war des Abends ein Lied ling acteur in so vielen Rollen, daß man sagte, er hin mehr Manuseripte studirt, als ein Wagen mit zwei Pfen den ziehen könnte; Dibben war einer der Zimmerlenn des Hauses; und der Komiker Tom Weston war Bu tenwender in der Königlichen Kuͤche zu St. Jam Die Kosten, die ein Acteur bei einer Bene si vor stellun hatte, waren zu Garricks Zeit 60 Pf.; jetzt delaufen sg dieselben in beiden Wintertheatern auf mehr als 200 Pf. D Theater waren damals von so geringem Umfang, daß jen Zuhörer alles deutlich hoͤren und sehen konnte. Mr. Ga rick fragte haufig seinen Kassirer John son, ob die Einnahm des Hauses sich auf „drei Figuren“ belaufe, indem g 109 Pf. meinte; und doch bluͤhte bei so maͤßigen Ein nahmen das Theater, und die Eigenthuͤmer erwarhg sich bedeutende Reichthuͤmer. Ehe Garrick sein Han
auf der Adelphiterrasse kaufte, wohnte er in Southam)
tonstreet, Coventgarden, und ging auf seinem Win zum Drutylanetheater jeden Morgen durch Tavistoch street, in einen Mantel gehuͤllt und, wie es schien, Nu mand und Nichts wahrnehmend, was um ihn wah Tavistockstreet war damals die Rue Vivienne von (Lon don, das Modenmagazin der Laty's aus dem Westenh der Stadt. Es war damals Sitte, daß die Kleiden macher und Putzhaändlerinnen ihre Mädchen in den den den Augen des Publikums ausstellten. Diese ließa den „brittischen Roscius“ nie unbeachtet bei ihnen voruͤhen gehen und warteten gespannt auf seine Zuruͤckkunft; dem wenn es wahrscheinlich war, daß die untern Logen des Then
ters nicht besonders besetzt sein wurden, so hatte er die Go
wohnheit, auf seinem Ruückwege nach Hause den Labft links und rechts Kußhaäͤudchen zuzuwerfen, wohlbekannte Signal war, daß sie nach Southamptow street schicken konnten nach Ordris; und so erschiench die Logen oft auf das eleganteste gefüllt, indem du Schönen die Kleider trugen, welche Lady's von Ram bei ihnen bestellt hatten und die noch nicht abgesanh worden waren.
Königliche Schau spiele.
Dienstag, 9. Jan. Im Schauspielhause: „Klon Rethkäppchen,“ Feen Oper in 3 Abtheil.ů, mit Tan; nach dem Franz. des Thöaulon, von der Koͤnigl. Schah spielerin F. Krickeberg. Musik von Beyeldien. (Min Seidler: Rosliebe. Hr. Stuͤmer: Graf Hugo. H Waur: den Schulmeister.) ,
Mittwoch 10. Januar. Im Schau spielhausn „Die Schule der Alten,“ Lastspiel in 5 Adbtheilungemn nach dem Franzoͤsischen von J. F. v. Mosel. Hieraust „Der Lugner und sein Sohn,“ Lustspiel in 1 Auffut aus dem Franzoöͤsischen.
Gedruckt bei Feister und Eiseredorff.
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NRedacteur John.
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preußische St
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aats- Zeitung.
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Berlin, Mittwoch, den 19ten Januar 1827.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Zwanzigster Bericht. Seine Majestaͤt haben die verwichene Nacht ruhig geschlafen und befinden sich ohne alle Beschwerden. . Die Heilung des Bruchs schreitet auf die erwuͤnsch— teste Weise vor. . Berlin, den 9. Januar 1827. Abends 7 Uhr. Hufelan d. Wiebel. Büttner. v. Graefe.
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Abgereist. Der Koͤnigl. Großbritt. Kabinets— Konrier Kraus, nach Wien.
Durchgereist. Der Kaiserl. Russische Feldjäger Schmidt, als Kourier von Paris nach St. Petersburg.
Zeitungs-Nachrichten. .
Paris, 3. Jan. Vorgestern hat der Koͤnig das diplomatische Corps, die Mitglieder des Staatsraths, den Magistrat der Stadt Paris, viele Marschaälle, Ge— netale, Pairs, Deputirten und Abends uͤber zwei hun— dert Damen empfangen.
Die Etoile meldet folgendes aus Madrid vom 26. Dechr.: „Die spanische Regierung hat die Absendung eines Truppencorps nach Estramadura und Alt Castilien verfuͤgt; es soll aus sieben Regimentern Provinzial-Mi— lijen, einem Garde- Regiment und einem Jäaͤger-Regi— ment zu Pferde, im Ganzen aus sieben bis achttausend Mann bestehn; der General Rodil wird es befehligen, und sein Commando ist von den General- Capitainen der Provinzen unabhangig.“
Das naͤmliche Blatt enthalt nachstehende Nachrich,; ten aus Lissabonn vom 20. Dec.: „Die Studenten der Universität Coimbra haben einen Aufstand beabsichtigt, bei der ersten Demonstration der Garnison ist aber die Ordnung sofort wieder hergestellt worden. Die Aufruͤh, rer haben den Gouverneur von Almeida aufgefordert, die Festung zu uͤbergeben; die Garnison hat aber einen Ausfall gethan, und die Angreifenden in die Flucht ge— schagen. Sie sind auch bei Amarante zuruͤckgeschlagen worden; und haben mehrere vergebliche Versuche zum Uebergang über den Tamego gemacht, wodei sie sich steis mit Verlust haben zurückziehn müssen. Der Mar,
Der Courier frangais meldet, Erzbischof von Rouen den Geistlichen seiner Diocese den
— * quis von Ehaves ist noch immer in Chaves; das Corps des Vieomte Montalegto zu Villa⸗Real, und der Oberst Sibeira in der Gegend von Braganza.“
Der Vicomte d' Arlincourt, Verfasser mehrerer be— kannter Romane ist zum Ehren Kammerjunker Sr. M ernannt worden.
daß der Kardinal⸗
Puder untersagt hat.
In Abbeville hat ein Beispiel seltner Frechheit eines Verbrechers stattgefunden. Als er nämlich vor einigen Wochen verhaftet und in Ketten geschlossen wurde, sagte er dem Schließer: „Macht es nur recht fest; je fester Ihr schließt, um so leichter wird es mir werden, Alles wieder los zu machen, und seid uͤberzeugt, daß ich zu Weihnachten nicht mehr hier sein werde.“ Er hat Wort gehalten; ist entsprungen, und hat am Tage sei— ner Eatweichung in einem benachbarten Dorfe gleich wieder einen Diebstahl begangen. Hierauf ging er in ein Haus; verlangte ein Fruͤhstuͤck und versprach es zu bezahlen, wie auch eine Mahlzeit, die er drei Monat vorher dort erhalten habe. Auf Befragen, wer er sei, erwiederte er: „Ich bin ein Dieb, das ist mein Hand— werk.“ Er fruͤhstuͤckte, bezahlte und ging weg. Waͤh— rend seiner Gefangenschaft sagte er einmal: „Die Ga— leeren sind nur ein Spaß; man braucht nur vierzehn Tage, um zu entspringen, und wenn ich auch meine Zeit dort abdienen sollte, so schadet es nichts; man sichert sich dadurch eine Versorgung von 5 Fr. taͤglich bei der pariser Polizei; ich werde gewiß einmal so enden.“
Der Courier frangais hatte in der ersten Hitze sei⸗ nes Zorns uͤber das neue Preßgesetz erklaͤrt, die Eigen— thauͤmer der unabhängigen Zeitungen wurden gewiß vor⸗ ziehn, ihrem Unternehmen zu entsagen, ehe sie sich un— ter das Joch einer solchen Gesetzgebung beugen wuͤr— den. Diese uͤbereilte Aeußerung gereut ihm wahrschein— lich jetzt; denn er läßt sich durch einen angeblichen Abonnenten, Herrn A. J., an seine Pflicht ermahnen, bestaͤndig zu sein, und selost dann dem Kampfe nicht zu entsagen, wenn auch keine Heffnung des Gelingens vor— handen sei. Gedachtes Blatt, erwiedert auch sogleich dem Herrn A. J.: es hege die Hoffnung, daß die Kammer das Gesetz des Ministers nicht unverändert annehmen werde; jedenfalls aber habe es seine Beharr— lichkeit bereits gezeigt, und sei trotz aller Verfolgungen und Prozessen seiner Ansicht treu geblieben; es werde also, was auch geschehn moͤge, der Letzte sein, der den Kamfplatz verlassen wuͤrde.
Fuͤnfprocentige Rente 98 Fr. 80 C. — 99 Fr. — Dreiprocent. ö7 Fr. 50 C.
London, 30. Dez. Nach einer am 7. Dez. dem Parlament auf Erfordern vorgelegten Uebersicht, war die Zahl der Banquerouten-Ertläͤrungen in England,