1827 / 17 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 20 Jan 1827 18:00:01 GMT) scan diff

Vielseitigkeit und Verantwortlichkeit des Berufes mehr, als den Regenten. Wie ermuthigend ist da der erqui— ckende Gedanke: Tausende beten fuͤr Dich, um Kraft und Stärke und Ausdauer, gluͤcklich fortzusetzen und ruhmvoll zu vollenden, dein ernstes großes Tagewerk! . Schon fuͤr jeden einzelnen Menschen in des Lebens un— ĩᷣ tergeordneten Verhaͤltnissen, hat die Vorstellung: es be—

. ter, wenn auch nur Ein Herz fuͤr Dich, etwas unaus— sprechlich Wohlthuendes, Bindendes und Verpflichten— des; was muß es sein und wirken, auf des Lebens hoͤch— ster Hohe zu wissen: ein ganzes Volk trägt auf den Schwingen der Andacht, deinen Namen und seine Wuͤn— sche fuͤr deine Wohlfahrt, empor hinauf zu Gott, und ö. Er nimmt gnädig an, solches Gebet! ' . ö Und dieser Segen ist wechselseitig, er ist eben so H groß fuͤr den treuen Unterthan, den redlichen christlichen Diener, der also glaubt und handelt. Schon die Er— leubniß uberhaupt beten zu durfen, ist des denkenden Menschen groͤßter Vorzug, und die Faͤhnzkeit und Stim— mung beten zu können, der sicherste Beweis eines wohlverwahrten Inneren. Ein Herz, das diese Erhe— bung nicht mehr kennt, verarmt in sich selber, verliert die Ahnung des Goͤttlichen, und mit demselben jede höhere Wuͤrde, jeden bleibenden Frieden. Aber auch jede reine, die Probe haltende Liebe. Denn man kann und wird nur fur den aufrichtig beten, den man rein und aufrichtig liebt. Darum ist der wahren Liebe, die Fuͤrbitte ein dringendes Beduͤrfniß, und in unzaͤhlichen Fällen, wo sie gern alles thun moͤgte, und doch nichts zu thun und nicht zu helfen vermag, ihre einzige Beru, higung. Hängt sich darum an die Liebe fur den Konig das Gewicht versteckter Selbstsucht, eitler Ehrbegierde, niedriger Nebenabsichten, so ist diese Liebe in ihrem tiefsten Grunde nur Eigennutz, und vom Irrdischen herabgedruͤckt und gehalten, wird sie sich zu Gott weder erheben können, noch moͤgen. Denn wo der Schatz des Men schen ist, da i st auch se in Herz *), und im Herzen liegt des Lebens Mittelpunkt, seine Stim— mung, Richtung und Kraft. Darum erhalten alle Wuͤn— sche fuͤr den Landesherrn, dann erst einen reinen Grund, Wahrheit und Tiefe, wenn man vor Gott sie aus sprechen kann und darf. O! in einem solchen ernsten heiligen Augenblick verschwinden alle persoöͤnliche Ruͤck— sichten; hier verstummt jede Schmeichelei; hier wird alles lautere Wahrheit, edle Einfalt, fruchtbare Kuͤrze, Gesuͤhl und Rührung. Wenn auch, wie eben jetzt, um— geben, von der Pracht der Erde, in einem solchen Mo

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ment erscheint sie klein und nichtig; wenn auch, wie eben jetzt, geschmuͤckt mit den sichtbaren Zeichen der Ehren und Wuͤrden, bei solchem heiligen Geschäfte er— loͤschen ihre Farben und ernst und groß und gebietend tritt hier nur allein die gemeinschaftliche heilige Sache selbst, in ihrem innern Kern hervor.

Ja der Unterthan und Diener, der mit gläubig frommen Herzen vor den Thron Gottes, fuͤr den Konig betend trat, kann furchtlos vor den seinigen erscheinen. Der welcher in ernster Sammlung, seine und des Lan— des Wohlfahrt, vor dem Herrn der Welt erwog, wird

freimüͤthig reden. Der Krieger und Staatsdiener, der im reinen Gewissen, reine Hände und Blicke betend zu Gott fur seinen Konig erhebt, und an ihn durch ewige himmlische Bande sich fest geknüpft fuͤhlt, wird auch treu in seinem Dienste leben und wirken, und gebeut es die Pflicht, freudig als Held sterben. Beides steht, in sich verwandt, in der genauesten Verbindung, wes halb auch die heilige Schrift das Gebot: fuͤrchtet Gott und ehret den Konig“), als Ursach und Wirkung mit einander verknuͤpft.

)) Matth. 6. V. 21. n ., Heir, a. W., n.

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fuͤr das gemeinschaftliche Beste, zuversichtlich, weise und J.

Wunderbare, herrliche Frucht einer solchen christlichen Fuͤrbitte. Sie ist Ausfluß des lebendige Glaubens, und staͤrkt den Glauben; sie ist Gehn reinsten Liebe, und befestiget die Liebe; sie ist Eunst. lung der edelsten Krafte, und erhöhet die Krafte; se ist Fer heilige Heerd, und die zum Himmel au flo den Flamme, der treuesten Vaterlandsliebe. O! das hahn wir gesehen und erfahren, in der ernsten, schweren um großen Zeit der Wiedergeburt unseres Landes und Po kes. Da trieben Noth und Schmach und Knechtsch̃ uns zum Herrn hin; da eilten alle Gemeinen in Siähg, ten und Doͤrfern, seine Huͤlfe anzuflehen; da begann sede Schlacht mit Gebet für den Konig und seine hi lige Sache; da verherrlichten jeden Sieg, des Danke fromme Opfer; da enthuͤllte sich vor unsern Augen dit Schoͤnste und Beste was man auf Erden sehen kann: die Heerführer und ihre Krieger, die Unterthanen um ihre Obern in unuͤberwindlicher kraͤftiger Einheit und diese Einheit fest verknuͤpft in dem Mittelpunkte der Ehrfurcht, der Liebe und Anhaͤnglichkeit fuͤt den Koͤnig. Schoͤne, herrliche Zeit tiefer Bewegung umnd heiliger Erhebung, von ihr empfing unser Kroöͤnunz und Ordensfest eine verstärkte Bedeutung; bei seinet Feier schließt sich an den alten Ruhm der neue, um sein verjuͤngter Glanz strahlt uns entgegen, so ost e an diesem Tege mit seiner Königskrone und scinn Sternen wiederkehrt.

Ach! daß es heute so schmerzvoll gestoͤrt, so behn genswerth getruͤbt werden muß! Ihn den Herrn, de uns Seine Diener gerufen, und hier vor Seinen Throat versammelt hat; Ihn den Geber des Festes mit seinen Gaben und neuen Auszeichnungen, vermissen wir m Wehmuth und Thränen. Sind gleich unsere erschtet kene Herzen beruhiget uͤber die Folgen des herben ll falles, der so ungeahnet und plotzlich, im Schooßed Friedens, in der ruhigen Sicherheit eines stillen Fan lien gluͤckes, auf dem gefahrlosen Wege heiterer Verus pflicht, den Koͤnig getroffen: so ist doch unsere Traue nicht gestillt, wir fuͤhlen den Schmerz, der Ihn ü seinem Lager fesselt, als wäre er über uns selbst gekom men. Die ganze Koͤnigesstadt, und das gawpe Lam theilen in tiefer Verehrung und treuer Liebe mit un diesen Schmerz. „Bei aller Theilnahme doch unsthi ihn zu mildern, zu verkuͤrzen, zu heben, fuͤhlen wir n Bedürfniß, die Pflicht und den Trest, frommer s bitte, und an einen christltchen Konig, durch christlitz Bande geknüpft, ist Gott in Christo, unsere Hoffan und Zuversicht. Ja! mir ist's, als sähe ich bei bin heiligen Feier, in unsrem hochverehrten Kroupriunse und seinen erhabenen Bruͤdern, als sahe ich in Ihn verehrte Herren und Manner, des ganzen Vaterlume Nepraͤsentanten, als horte ich in Ihnen unser gesamm tes treues Volk, fuͤr den Konig jetzt also beten:

„Ja wie Kinder fuͤr ihren leidenden Vater, sos—

hen wir in Ehrfurcht und Vertrauen, fuͤr Ihn m

frommen

chung Deines Namens, uns Seine dankbaren Un— terthanen und treuen Diener, ein ruhiges und stil⸗ les Leben fuhren, in aller Gottseligkeit und Ehrbar— keit. Daß Du in Christo unser Vater bist, und unsere frommen Gebete hoͤrest, ist das Sieg? un— serer Wurde; daß Du Allsegnender, sie gnaͤdih er— hoͤrest, unser Trost, unsere Hoffnung und Freude. Amen.

Der Carneval fängt in diesem Jahre mit dem 28. diess Monats an, und schließt mit dem 24. Februar. Montag und Freitag Oper, Dienstag Redoute und Gonnabends unmaskirter Ball im Saale des Schau, pielhauses, der letzte Sonnabend den 24. Februar.

Berlin, 19. Januar 1827. v. Buch Ober⸗Ceremonienmeister.

Zeitung s-Nachrichten. Ausland.

paris, 13. Jan. Der Koͤnig, welcher seit ein Dur Tagen in Compiegne ist, koͤmmt heute wieder ir an. 2 Während des Jahres 1826 sind bei der hiesigen Eyarkasse 3,625. 985 Fr. in 81,199 Zahlungen und von öh) neuen Theilnehmern niedergelegt worden; sie hat gegen 515,142 Fr. an 6,414 Personen zuruͤckbezahlt; bir Rechnung der Theilnehmer 16,518 Rente⸗In, kriptionen, jede von 10 Fr. Rente, genommen, welches 163130 Fr. Rente macht; diese haben zum Durch Faningeurs von 98 Fr. 20 C. 3,205,618 Fr. gekostet. je Jateressenten haben hiernach fortwährend uber 5 det. Si sen fuͤr ihre Einzahlungen erhalten.

Alle Freunde der oͤffentlichen Freiheit werden, sagt der Constitutionnel, mit Vergnuͤgen vernehmen, daß in de heutigen Sitzung der Akademie ein Mitglied der— stben mit vieler Mäßigung alle Nachtheile des Vor— schags des Preßgesetzes aus einander gesetzt hat, und deß hierauf, dem Vorschlage des Redners gemäß, die Atademie beschlossen hat, sich kuͤnftigen Dienstag zu dersanmeln, um uͤber die Schritte zu berathschlagen, Nie das Interesse der Wissenschaften erheischt, welche mit er von unserm erhabenen Monarchen wiederherge— feln Preßfreiheit in inniger Verbindung stehen.

Hr Lacretelle war es, wie die Quotidienne meldet, m diesen Vorschlag machte, und es war die Rede da—

vereinten Herzen zu Dir, Vater im Himmel an, dem Koͤnig, als Beschuͤtzer der Akademie, eine 26 2 dessen Willen, kein , m, g zittschrift zu überreichen, um die Wissenschaften vor Daupte fallt; zu Dir, der Du duch j r sie bedrohenden Verbannung zu bewahren. Ein

des Lebens, weise benutzt, vor groͤßern uns schih

fler Pair, Mitglied der Akademie, Hr. Marquis von

willst. Begleite die sorgfältigen Bemuͤhurg nw T schuldi sich, daß ungeachtet der . 9 ] . Grflg . Tollendal, entschuldigte sich, daß g t h , , 6. n ,,, lbereinstimmung seiner Gesinnungen, er sich eine ge—

e Zuruͤckhaltung auferlegen muͤsse, indem er dem ge— han Rath beigewohnt habe, worin das Preß Gesetz dhutirt worden sei, und da außerdem der Pair sein lttheil daruͤber zu fällen habe. Aber, setzte er hinzu, e Akademie kann darauf zählen, daß, wenn ich als Dair daruber spreche oder abstimme, ich meine Pflicht füllen werde. .

Aus Toulon wird unterm 4. Januar folgendes be— sichtet: Die am 16. Decbr. von Brest abgesegelte Fre⸗ Ratte Ciree, Kapitain Duval-Dailly, hat gestern auf

die einsamen Stunden stiller Ab geschiedenheit, das, an srohen und schmerzhaften Ereignissen, reiche Leben, unseres theuersten Koͤniges. Laß 3 Deiner Huͤlfe froh werden, erfuͤlle Ihn mit d ner Kraft, er quicke Sein Herz mit Deinem ö den. Durch Ihn hast Du das Vaterland schwenglich gesegnet; kiöne Ihn mit agen glaͤcklichen Leben, und zeige Ihm Dein Heil, unter Seiner weisen, gerechten und mile sn R.! rung zum Ruhme Sejces Hauses, zur Vethet— SV eilaß

Beilage

zur altlgemeinen Preuß.

Staats- Zeitung Nr. 17.

der hiesigen Rhede angelegt. Dieses Schiff und die Fregatte Juno, Kapitain Leblane, werden naͤchstens zur Verstäaͤrkung der Eseadte des Admiral von Rigny ab— gehen. Die Corvette Vietorieuse, Kapitain von Ville— neuve Bargemont, mit 40 Zoͤglingen der Marine än Bord, ist auch nach der Levante bestimmt. Die Ga⸗— barre Durance, Kapitain Marlac, segelte nach Roche—⸗ fort, wohin sie die 3. und 6. Compagnie des 3. Ba— taillons des 2. Marine, Infanterie Regiments füͤhrt. Fuͤnfprocentige Rente 99 Fr. 90 C, Dreipro—⸗ cent. 67 Fr. 60 C. l Lendon, 12. Jan. Am 9. d. hielt der Lord Ma⸗ yor eine Special-⸗Versammlung der Aldermänner, um das was wegen des Ablebens Sr. Königl. Hoh. das Herzogs ve; York zu thuen sein moͤchte in Berathung zu ziehen. Nach einiger Erwägung faßte die Versamm⸗ lung folgenden Beschluß, als Ausdrusk ihrer Gefuͤhle bei diesem Anlasse: „Die Versammlung theils in tie— fem Mitgefuͤhl mit Sr. Allergnaͤdigsten Majestaͤt, der Königlichen Familie, der Armee und der Nation, deren Betruͤbniß uͤber das Ableben Sr. Koͤnigl. Hoh. des

Herzogs von York und Albanien, naͤchsten Bruders Sr.

Maj, eines Prinzen, der durch seine eifrige Anhäng⸗ lichkeit an die gesetzlich bestehende protestantische Religion, durch seinen aufrichtigen und bestaͤndigen Charkter, seine Sorgfalt suͤr die Disciplin des Heeres und das Wohl der Soldaten, so wie durch seine Bemuͤhungen zur Befoͤr⸗ derung der Mildthaͤttgkeit und durch seine Leutseligkeit und Herablassung mit Recht allen seinen Zeitgenossen theuer gewesen und dessen Andenken bis in die spaäͤte—⸗ sten Zeiten werde verehrt werden.“

Aus dem (gestern erwähnten) Aufsatze des Sir Walther Scott uber den verewigten Herzog von York theilen wir Nachstehendes mit. Nachdem im Eingange kurzlich erwaͤhnt worden, daß der Herzog in den ersten Feldzuͤgen nach dem Beginnen der franzoͤsischen Revolu— tion die brittische Armee auf dem Festlande befehligte, und dabei nicht nur militairische Einsichten und persoöͤn— lichen Muth, sondern zugleich ein eifriges Bestreben zur Linderung der durch den Krieg veranlaßten Leiden an den Tag gelegt und den, ihn bis zuͤm Tode geblie— benen Namen eines „Soldaten-Freunds“ erworben habe, wird auf seine Verdienste als Reformator und Wiederhersteller des brittischen Heeres uͤbergegangen und gesagt, daß er dieses Heer aus einem, an allge— meine Verachtung grenzenden Zustande auf die jetzige Hoͤhe von Vortrefflichkeit gebracht habe. „Der Herzog von York hatte die Festigkeit, die Ursachen zu erforschen, welche seit dem amerikanischen Kriege, obwohl aus weit fruͤheren Verhaͤltnissen entsprungen, den Charakter des brittischen Herres so weit zerstoͤrt hatte, als es die gu— ten Bestandtheile desselben nur irgend zuließen. Es ge— hoͤrte ein kuͤhnes Herz dazu, um beim Anblicke dieses Augias Stalls nicht zu verzweifeln. Zunaͤchst unser System des Patent ⸗Verkaufs schon an sich ein Ue— bel, aus militairischem Gesichtspunkte betrachtet und doch fuͤr die Freiheit des Landes unerläßlich war so weit ausgedehnt worden, daß es allen Arten von Mis— braͤuchen Eingang verschaffte. Keine Kenntniß wurde erfordert, kein Dienst, keine vorgängige Erfahrung; der in der vorherigen Woche aus der Schule entlassene Knabe konnte binnen einem Monat ein Offizier sein, wenn es seine Freunde an Geld und Einfluß nicht feh— len ließen. —— „Ja um diesen Katalog von Miß⸗ brauchen zusammen zu fassen, es erhielten in einigen Faͤllen sogar junge Frauleins Offiziers Patente, wenn keine Penstonen zu haben waren. Wir kennen selbst eine Dame, die den Sold als Capitain im Drago⸗