78
seine große Gewandtheit der Rede und Schrift in der franzoͤsischen Sprache, das ihn auszeichnende besondere Vertrauen dieses gebildeten Fuͤrsten, mit dem er auch späͤter in schriftlicher Verbindung blieb. Der Revolutiouskrieg gegen Frankreich rief ihn im Jahre 1793 als Kapitain an den Rhein, wo er waͤh⸗ Fend der Belagerung von Mainz auf dem vorpoussirten Posten bei Mombach, den bis auf den letzten Mann zu vertheidigen, er Befehl erhalten, mit Uebermacht ange, griffen, nach muthiger Gegenwehr schwer verwundet, in franzoͤsische Gefangenschaft gerieth, und auf dem Wege nach Mainz beinahe ein Opfer seiner Sprachfertigkeit ward, indem die Revolutionsmänner in ihm einen Emi grirten erkennen wollten. Der Kommandant von Mainz ehrte die Bravour seines Gefangenen, benacheichtigte nicht nur sogleich selbst dessen Gemahlin in der Heimath von seiner Lebensrettung, londern schndte ihn auch Auswechselung nach Frankfurt a. M;, wo er beinahe drei viertel Jahre an seiner Wunde krank lag. seiner Wiederherstellung ward er Aide major in der Deputation des Ober ⸗Krietz Collegii unter dem damali⸗ gen Minister Graf von Schulenburg Kehnert, trat na dem Frieden ins Regiment Prinz Ferdinand zuruck. ward 1797 als von Courbiere versetzt, erhielt 1803 das combinirte Gre‚ nadier Bataillon, ward 1806 dei der Belagerung von Danzig zweiter ommandant dieses Platzes und in sbeso n dere Commandant des Forts Bischofsberg und 1808Kommandant von Graudenz. Im Jahre 1809 uͤberttug ihm Seine Majestat der König als Oberst-Lieutenant den ehren vol⸗ len Posten als Kommandant von Berlin, auf dem er im, Jahre 1810, am Geburtstage Ihrer Majestaͤt der allverehrten Königin zum Obersten, 1812 zum Genera⸗ Major befördert und demnächst zum Chef der Gen dar— merie ernannt wurde. Im Jahr 1813 bat er Se. Ma⸗ jestaͤt den König um Anstellung bei dem ins Feld ruk— kenden Heere, fein Gesuch ward aber wegen der Wich, tigkeit seines Standpunktes abgelehnt. Er organisirte darauf den Landsturm von Berlin; erhielt im Jahre 1315 das Kommando im Militair- Gouvernement fuͤr die Marken des rechten ElbUser und Pommern; avan— cirte in demselben Jahre zum General ⸗Lieutenant, und feierte 1822 sein Dienst,Jubilgum, an welchem ihm mannigfache Beweise ber Allerhoͤchsten Huld und der oͤffentlichen Hochachtung zu Theil wurden. — Dem seit 1820 mit den Gouvernements -Geschaäͤften ver— bundenen Komman danten-Posten stand er über 17 Jahre, unter manchen schwierigen Verhaͤltnissen, zur Zufrieden heit seines Monarchen vor, und erwarb sich auf dem felben die Achtung und das Vertrauen seiner Milbuͤr— ger, denen er stets mit aufrichtiger Anhänglichkeit zuge— than war. Rastlose Thätigkeit, strenge Ordnunzsliebe und unpartheiische Abwägung der persönlichen und der Dienst oerhaͤltnisse charakterisiren sein Geschaäͤftsleben. In den letzten drei Jahren seines Lebens wurde seine Gesundheit durch mancherlei Anfälle geschwächt, seine feste durch rege Uedung gestählte Constitution be— hielt indessen die Odberhand ugs selbst der vorjährige Gebrauch der Heilquellen schien ihn dem Dienste und dem Staate, dem er mit Leib und Seele anhing, noch länger erhalten zu wollen. Allein die Erschoͤpfung sei— ner Körperkraͤfte nahm in den letzten Tagen seines Le— bens so zu, daß er am 17. d. um Entbindung von den Geschaften bitten mußte, die ihm mittelst Allerhoͤchster Kabinetsordre vom 18. d. unter den gnädtesten Aus druͤck-ů bis zu seiner Wiederherstellung zu Theih wurde und worin des Königs Majestàt zu äußern geruhen: „Jusem Ich die Hoffnung habe, daß dieser Zeitpunkt recht hald wieder eintreten werde, wünsche Ich, daß
ohne
Nach
Major in das neu sormirte Regiment.
zugle . den Wunsch erkennen moͤgen, einen treuen n
angli . Staatsdiener noch recht lange erhalten
Wenige Stunden nach Eingang dieser Kaßsna
ordre am 19. Januar Abends schied der General tengnt von Brauchitsch in schmerzlosem Schlun von treuen Freunden und liebenden Verwandten ö ner bessern Welt. Sein ausdruͤcklicher, schriftlih terlassener Wille, verbat alle, seinem Range gehührm Ehrenbezeugungen bei seiner Beerdigung, und des ; nigs Befehl, gemäß, ist dieser letzte Wille ehrend des worden. Ein von ihm selbst bezeichneter Ruheplatz; ihn still und friedlich aufgenommen.
In gluͤcklicher, beinahe 45jähriger Ehe mit Schwester des unserm Andenken theuern Feldmasch Grafen Kleist von Nollendorff hatte er einen Sohn!
ne Tochter, die ihin aber iagst vorangezangen sin
28
Vermischte Nachrichten.
Man schlaͤgt die gegenwärtige Bevölkerung Fu reichs auf 31,771,000 Menschen an. Es werden st lich ungefähr 1 Mill. Kinder geboren und darunnh Funfzehntheil mehr Knaben, als Madchen. Solle Devdͤlkerung in demselben Maaße wachsen, wie hi so wird sie in 106 Jahren doppelt so viel, als g waͤrtig, betragen, namlich 64 Mill. Die Zahl der gen Leute von 20 bis 22 Jahren beläuft sich auf zähl so daß die Censeription ungefahr von fuͤnfen inn nt wenn sie streng und vollständig in Ausfuͤhrung gehn wurde. Es giebt in ganz Frankreich 140 Menschen 100 Jahr alt sind. Davon sind im Departement der⸗Pyrenäen die neisten, 12, in dem Seine Di ment nur zwei, ungeachtet die Volkszahl des sh zoppelt so stark ist, als die des erstern. — Die OL kerung von Paris schlaͤgt man auf 850,000 Nase an. Diese verzehrt in gewohnlichen Zeiten täglich fähr 1600 Säcke Mehl, jeden zu 325 Fez. Psund rechnet. Die Comsumtion hat sich uberhaupt gezen Jahre 1823 und 18246 um ein Eilftel vermehrt, wurden 1825 82,810 Ochsen, 12 798 Kuͤhe, 79. 56s ber, 425, 131 Hammel und 92,547 Schweine vijt ohne 5 Millionen 695,000 Ps. anderes Fleisch zu techn Es wurden 101 Millionen Flaschen Wein und dä 19 Millionen Flaschen Bier in gedachtem hte trunken. — In dem Jahrbuche des Laͤugenbuͤteaus, welchem diese Angaben entlehnt sind, behauptet man gleich, daß London unmoglich so viel Einwohnen i koͤnne, als Engl. Schriftsteller angeben (1,300 000 1) wäre die Verwaltung und Polizei in Lonbe weitem nicht so gut, als in Paris, und also aut Zählung nicht so verlässig; 2) sei das Arenl von don nicht viel größer als das von Paris; 3) i Themse viel breiter, als die Seine; 4) die St in London waren breiter; 5) die Haͤuser daselbst ui ger und 6) sehr viele derselben nur von einer Fun bewohnt ꝛc. Dann muüuͤsse man noch die Seeleute n hen, die sich auf den 5 bis 6000 in der Themse lt den fremden Schiffen befänden, welche man zu der voͤlkerung zu ziehen pflege, 10 daß die Ein wehhn deider Hauptstäbte sih beinah gleich sein durste⸗
m.
Königliche Schauspiele Dienstag, 23. Jan. Im Sch au spöelhanse. ; Erstenmale: „Der Nachbar,“ Lustspiel in! ! nach dem Frauzösischen des Desaugters (ée dos vom Freiherrn v. Lichtenst in. Hierauf: „Klein 3 kaopchen.“ Feen Oper in 3 Ahtheil.,, mit Tanx
18
Sie in diesem Beweise Meines desondern Wohlwollens j von Bopeldieu.
Gedruckt bei Feister und Eisersderss.
N: dacteur Jo
Al1Igemeine
O
sreußische Staats-Zeitung.
MS 20.
z
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. Sechs und zwanzigster Bericht.
Das Befinden Seiner Majestät ist gut. Die Zei
einer regelmäßigen und gluͤcklichen Zusammenheilung getrennt gewesenen Knochenenden sind vorhanden. hafelan d. Wiebel. Büttner. v. Graefe. daflin, den 23. Januar 1827.
X
Leine Majestaͤt der König haben den Andreas iert in der Capstadt zum Konsul daselbst zu er, mm geruhet. *.
heute, am 24., Nachmittags um 4 Uhr, wird die
higlche Akademie der Wissenschaften zur Feier des ,. Friedrich des Zweiten, eine offen liche Siz⸗ pg halten.
Im Bezirk der Koͤnigl. RNegietung
Fregl au ist der evangelische Pfarrer Ludwig in sainseiffersdorf, in gleicher Eigenschaft nach Wuͤste— teorf versetzt; —
der Candidat der Theologie Gaupp, zum zweiten naelischen Prediger in Langenbielau ernannt und der 1sn Dberländer in Mechwitz in gleicher Eigen, hist ach Zindel versetzt worden.
Du sseldorf ist der Kandidat Gustav Klein, smidt von Westhofen bei Hagen, von der evangelisch sherischen Gemeinde zu Luͤttringhausen, an die Stelle 6 zum ersten Pfarrer erwählten Pfarrers Bunge, sihtem zweiten Pfarrer erwählt, und als solcher von Regierung bestaätigt worden.
zur Beseitigung eines allgemein dringenden Ve— nisses, ist von der vorgesetzten hohen Behörde be ßsen worden, mit Ablauf des Jahres 1830 statt des mtgeldlich zu liefernden Sachregisters für die Jahre Ib bis 1835 ein vollständiges Repertortum aller seit
n Jahre 1810 in der Gesetzsammlung erschienenen
snordnungen anfertigen zu lassen. Das unterzeichnete Komteir bringt solches schon ft, mit der Bemerkung zur Kenntniß des Publikums:
Berlin, Mittwoch, den 24 ten Januar 1827.
daß der Preis dieses Reypertorii so maͤßig als möglich gestellt werden wird. : . Berlin, den 21. November 1826. *
Debits / Komtoir füͤr die Gesetzsammlung. 4 .
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
Dresden, 22. Januar. Ihro Königliche Hoheit die Prinzessin Amalie Auguste, Gemahlin des Prinzen Johann von Sachsen, Sind diesen Morgen zwischen drei und vier Uhr, zur lebhaften Freude des Hofes und der Stadt, von einer Prinzessin gluͤcklich entbunden worden. . Parts, 17. Jan. Vorgestern versammelte sich die Pairs? Kammer, wo der Graf Boissy d'Anglas den durch den Tod seines Vaters geerbten Sitz einnahm. Hierauf erstattete der Marquis von Marbois den Be⸗ richt der mit der Prufung des, den Sklavenhandel betreffenden, Gesetzes beauftragten Kommission. Am Schlusse der Sitzung fand die Wahl der Deputation statt, welche kuͤnftigen Sonnabend der Trauerfeierlich— keit fuͤr den Konig Ludwig XVI. und die Königin Maria Antoinettte beiwohnen soll. :
Letzteres fand vorgestern ebenfalls in der Deputir— tenkammer statt, nachdem sie sich mit einigen, öͤrtliche n,, betreffenden, Gesetzentwuͤrfen beschaͤftigt atte. ˖
Wenn man keine Neuigkeiten hat, sagt die Etoile, so erfindet man sie; daraus entstehen die Geruͤchte an der Böoͤrse und in den Journalen. Man hat heute die allerfalschesten und allerwidersprech en dsten Nachrichten verbreitet. Man hat von der Abreise des Hrü. Lamb aus Madrid gesprochen, und die Thatsache ist ungegruͤn— det. Man sogte, der Prinz von Polignae wurde nach Madrid gehen, wahrend man uns versichert, er gehe morgen aufs Land. Man ließ Spanien Englaud den Krieg erklären, und es ist in Paris kein Brief von Madrid mit einem spaͤtern Datum als vom 4. Januar angekommen; Hr. v. Lima, portugiesischer Geschaͤftstraͤ⸗ ger, sollte am 5. bei Hofe empfangen werden. Alle Vermuthungen, welche man aus der Verschickung von Truppen auf die Grenzen ziehen wollte, sind durch die förmliche Erklärung des Madrider Hofes widerlegt, daß diese Truppen keine andere Bestimmung haben, als die portugiesischen Ueberläufer zu entwaffnen, und die Er— füllung des Willens und der Versprechungen des spani— schen Kabinets zu sichern.