1827 / 27 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 01 Feb 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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brechen als Mißhandlung, mit Vorbedacht und Auflau⸗ ern, veruͤbt gegen den Fuürsten Talleyrand, wegen dessen Amtsverrichtungen als Mitglied der provisori, schen Regierung und Minister Ludwigs XVIII. im Jahr 1814. Eine solche That wird laut Art. 231 und 232

des Straf-Gesetzbuchs mit Einsperrüng und der oͤffent⸗

lichen Ausstellung bestraft. Der Angriff Montbreuils gegen den Fuͤrsten Talleyrand geschah erst dann, als der Dauphin bereits in seinen Wagen gestiegen war. Der Thaͤter erklart, er habe die Achtung gegen S. K. H. nicht verletzen wollen. Es scheint, er habe blos die Ab— sicht gehabt, die einzelnen Umstaͤnde seines fruͤheren Prozesses zur Publizität zu bringen: denn er war bei feiner Verhaftung ganz froͤhlich, und er behaͤndigte dem Polizeikommissar ein Papier, . erklaͤrte, er sei zufrieden, und habe blos Hr v. Talley— rand nöthigen wollen, sich vor dem Publikum mit ihm zu besprechen.

Nachrichteß aus Madrid vom 20. Deebr. zufolge, sind die portugiesischen Aufruͤhrer welche vor Kurzem die Straße von Coimbra verlassen hatten und in der Richtung der spanischen Grenze uͤber den Mondego ge— gangen waren, am 9. bei Coruches Dabeira geschlagen worden, und haben dabei einen großen Verlust erlitten. Man hatte von der Grenze her die Meldung, daß viele Fluͤchtlinge bis in das spanische Gebiet gedrängt worden.

Irrthuͤmlich wurde dieser Tage angezeigt, der ver— storbene General Fournier⸗Sarloveze habe den Z aͤltesten Kavalleristen der Armee eine Rente von 1500 Fr. ver—

macht. Das Vermaͤchtniß besteht aus 20, 000 Fr. zum.

Vortheil der franzoͤsischen Kavallerie; das Geld wird in Staatspapieren angelegt und die Zinsen werden unter die drei ältesten Kavalleristen, die sich bei der Fahne be— finden, vertheilt. Fuͤnfproeentige Rente 99 Fr. A5 C. Dreipro— centige b7 Fr. 5 C.

Bruͤsfel, 26. Jan. Se. K. H. der Prinz Fried— rich der Niederlande ist am 22. d. im Haag eingetrof— fen und hat ohne Aufenthalt die Reise nach Harlem fortge etzt.

Seit etlichen Tagen ist so viel Schnee gefallen, daß er an manchen Stellen 2 bis 3 Fuß hoch liegt. Zu Gent ist er in solcher Masse gefallen, daß der Ab— gang mehrerer Posten dadurch verzoͤgert worden ist.

Aus dem Holsteinischen, 23. Jan. Wahrend des vorigen Jahres sind zu Flensdurg 1035 Schiffe, 102 Jachten und 751 Boͤte eingekommen; wovon 444 Schiffe mit Getreide beladen wa ten. Auselarirt wur, den 1029 Schiffe, wovon 729 nach inlaändischen, 300 aber nach fremden Hasen abgingen. Fleusbarg, St. Jurgen mit eindbegriffen, hat gegenwärtig 127 Schiffe, die bis auf eins sammtlich in Fahrt gewesen. Vier Schiffe sind verungluͤckt.

Zu Neustadt sind im verflossenen Jahre 153 aus— waͤrtige Schiffe angekommen. Von dort wurden un— ter andern seewärcs ausgejuͤhrt: 33,400 Tonnen Wei— zen, 22000 Tonnen Gersie, 12000 Tonnen Haser, 4500 Tonnen Roggen, 3000 Tonnen Rapplaat ze.

Innsbruck, 22. Jan. Ein Scheiben aus Stei.

nach vom 18. Jän. meldet uns die fortdauernde Uater⸗

brechung der Verbindung zwischen den Bewohnern der mit mannshoöhem Schnee angefuͤllten Seitenthäler und denen der an der Straße gelegenen Ortschaften. Ein von Gschnitz nach Steinach gehender Mann mußte, weil er auf dem Wege durchaus nicht fortkommen konnte, diese dreistuͤndige Strecke im Gschnitzerbache fortwatend zurücklegen, und acht Menschen, welche einen Priester in dem von Steinach nur drei Stunden entfernten Thale Schmirn abzuholen hatten, brauchten dahin und wieder zuruck beinahe vierzehn Stunden. Dieses Thal Schmirn gleicht nach dem Berichte des dortigen Ge— meindsvorstandes einer ungeheuern Lavine, und im Thale

worin er unter andern

Vals wurden in den Bergmaähdern von den heraß rollten Schneemassen acht Heustädel zererümmert, war das Heu vorher schon abgeführt, wogegen es Thale Gschnitz noch in den Berastädeln aufgehauft n und dort bis zum Fruͤhjahre Klüden muß, weil es offenbare Lebensgefahr nicht zu den Haͤusern herab bracht werden kann. Anderweitigen Berichten zu hat sich in der Gemeinde Lengenfeld, K. K. Lam richts Silz, leider das Ungluͤck schon wirklich ereign daß am 2. Januar fuͤnf Maͤnner, welche Heu von Bergstädeln nach Haus ziehen wollten, von einer Ln begraben wurden. Drei von ihnen wurden durch vereinten Bemuhungen einiger hundert Menschen sch dig aus dem Schnee hervor gezogen, aber die übt zwei, Nikodem Reml, Vater sieben minderjähriger der, und Lealder Neurauter, wurden todt und veiss melt aufgefunden, und bereits begraben. Ein i so trauriger Fall hat sich in der Gemeinde Olle, h Fraktion des Marktes Borgo ereignet. Am 4. d. gens gingen zwei verheirathete Hausvaͤter, Anton! nio und Joseph Debortoli, in das Valle bella, fuͤnfhundert Rebenpfähle nach Haus zu bringen. ] sie sich dem Thale naͤherten, begann der Sirocco pn hen, und es fing an zu schneien. Gegen Mittig M man von diesem Thale her ein gewaltiges dumpfe toͤse, welches unfehlbar Herabrollen der Lavinen von Thalhoͤhen verkündete. Die beiden Ehegattinnen! pfanden Unruhe und Besorgniß, die sich bis zur g ten Angst steigerte, als die zwei Maͤnner selbst aufh Abend nicht zu ihren Familien zuruͤckkehrten. Enn zum Theil diesen befreundete Gemeindsmaͤnner Olle, zu welchen sich auf Veraustaltung der vom ? falle unterrichteten Odrigkeit noch mehrere Personenn etlichen Forstwaͤrtern gesellten, begaben sich am fohnh den Morgen in's Valle bella, um die muthmaßlich e schuͤtteten wo möglich zu befreien, allein sie konnten n ihnen keine Spur, sondern nur eine herabgestuͤrzte n geheure Lavine entdecken, nebst etlichen Truͤmmern! Rebenhoͤlzern, und mußten sich, da eine neue Län herab zu stuͤrzen drohte, eiligst aus dem Thale em nen. Ein ähnlicher Rettungsversuch wurde am 6. M gens von ungefahr hundert Personen wiederholt, ebenfalls fruchtlos; man sand nur eine blaue Kamise des Tornio und etliche Haare an Rebenpfahlen he gend; ohne die mindeste troͤstliche Nachricht kehrten zu den trauernden Ehegattinnen der Verungluͤckten rück. Als die Behörde zu einem dritten Versuche, M Thal vom angehäuften Schnee zu befreien, ein Auf zot machte, erklärten die Aufgeforderten, sie konnt wegen augenscheinlicher Gefahr, von den herab stuͤh zen Lavinen verschüttet zu werden, ein solches Wa stuͤck selost um tausend Gulden nicht unternehmen, bei sie die Schneemasse, worunter nach ihrer Meinl die Verunglückten begraben liegen, auf funfzig bis sch zig Wiener Klaftern Lange, auf sechs uns mehr lf tern Breite und wenigstens eben so viel Tiefe ansch gen. Das Aufsuchen der Leichname und die Aufnch des Thatdestandes muß daher auf eine guͤnstigere Jaht zeit verschoben werden.

Preßburg, 23. Jan. Das nach mehreren C cularberathungen entworfene, zum Behuf noch ferm Debatten uͤber die Ausgleichung der Privat Gelinn hältaisse bestimmte, Interins-Nuncium, sollte in de am 20. d. M., von den Staͤnden gehaltenen 17lsten Reichstagssitzung aufgenommen werden, allein, glih nach geschehener Verlesung desselden, bemerkte der Hin Personal, daß es, noch vor Anfang der eigentlicht Debatten, raͤthlich sei, darin uͤbereinzukommen, ob Ruͤckzahlung der Schulden, die sich von den Jahren 1799 bis 1611 herschreiben und zu Folge allerhöchsten Patentes bei der Einziehung der Bankozettel nach der

Scala regulirt wurden, ohne alle Beschräͤnkung in ih—

men sich fuͤr den letzte derungen zu

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Wert e (ioo fur 100) Statt fin den solle, ob eine Mil erung (Temperamentum) zu Gun⸗ der Schuldner fuͤr noͤthig erachtet wurde. Hier erhoben sich lange, bis 4 Uhr Nachmittag waͤh⸗ Debatten, deren End sultat durch Mehrheit der unkt, naͤmlich fuͤr einige Gunsten der Schuldner, entschied. Die ittelung derselben ist jetzt der Gegenstand von Cir⸗ ‚Berathungen, die seit dem 21. täglich Statt

ist seit dem 16. d. M. in seiner vol⸗ Strenge bei uns eingekehrt. An diesem und dem den Tage schneite es schon bedeutend, aber in der auf den 19., und an diesem ganzen Tage hatten in fuͤrch terlich es Schneegestoͤber, daß das Passiren Fussen sehr erschwerte, das Abgehen Aller Fuhr⸗ aber unmoͤglich machte. Zu diesem starken Schnee sh, besonders seit Sonntag Fruͤh, eine außerst ge Kaͤlte gesellt, die, wenn sie anhalt, das baldige srren der Donau gewaͤrtigen läßt. Im Jihre 1826 passirten die fw die Brücke zwischen Pesth und Ofen: Weitzen zägo Metzen; Halbfrucht, 1600, 100 Metzen; Korn, 0 Metzen; Gerste, 8I1, 464 Metzen; Hafer, 1,071,870 n; Hirse, b7, 550 Metzenz Mais (Kukurutz) 179, So0 En; Knoppern, 256, 600 Metzen; Wein, 55,050 Ei— Tabak, 323, 000 Centner. 2Wirke i. Ein Schreiben aus Constantinopel vom Damber (in der all gemeinen Zeitung) meldet: Das fn zer Resormen macht rasche Fortschritte, und ver⸗ he immer wahrscheinlicher den beabsichtigten Erfolg. a Asten, wo die Zahl der Verbannten und Fluͤch⸗ sehr groß ist, zeigt sich hier und da Opposition. lleppo mußte sich der Pascha fluͤchten, um der Wuth Zinitschaten zu entgehen, und der Ferman zu deren ssung war noch nicht vollzogen. Aehnlicher Wider Fdtoht ganz in der Nähe der Hauptstadt aus der ischen Seite, wo die Zahl der Unzufriedenen sich ch mehrt. ( hrichten aus der Etoile.) Indessen verfolgt der san Kine Plane rastles, und der eben zuruͤckgekom;

Kanudan Pascha, vereint mit dem Großwessier, Neis Effendi und dem Kiaja⸗Bey, unterstuͤtzen ihn großer Energie.

vollen

IJ. Der Winter

Donau aufwaͤrts

Die Etoile enthält Mittheilungen aus Con stan⸗

Il vom Ende Novembers bis zum letzten Dezem— vir entlehnen daraus Nachstehendes: ? Vom 28. Decbr. Das Peineip der neuen Reform n sich von Tage zu Tage in der Nation sichtlich sestigen; zwei und. dreißig Obersten sind in Thaͤtig— Rin Constantinopel, 5 in Rumelien und die uͤbri in len asiatischen Provinzen. Den letzteren besou⸗ E die Formation ihrer Regimenter sehr leicht ge— sh und sie schicken täglich Ueberschuͤsse an Rekru⸗ nach der Hauptstadt ab. Folgende ebersicht der exärzirten Truppen, deren ser Theil sich in Constantinopel befindet, beruht au srichten, welche man fuͤr genau ansehen dar. In aserne der Ozededjis befinden sich 2300 Mann; deklei t; 2500 blaubekleiset, in der Kaserne der fais; 3000 rothobekleibet, in der Eski⸗ Serail ⸗Ka⸗ 20090 Seymen eben dasldbst, 2000 dergleichen im Kapuscht Viertel; 3000 Bestandgis, dem Be Bascht untergeben; 2060 dergleichen auf ver⸗ luen Punkten in der Nachoarschait von Constanti 5000 Mann sind nach den Dardanellen, nach oz, Chio und Morea geschickt; zusammen 21000 n; 106,000 Mann waren vor 20 Tagen zu Vol mmelt und man hält dafür, daß bereits die Haͤlfte ben in einzelnen Abtheilungen zu Konstantinopel ttteffen sei. Im Arsenal sind 600 Mann von der rung besoldete Truppen; man beabsichtet, sie auf

(Vergleiche die weiter unten folgen den

3z000 zu bringen, loo andere werden von dem Kap udan Pascha besoldet, welcher diese Anzahl bis auf 1000 M. zu erhohen beabsichtet. Die sem Corps sind die europäͤi⸗ schen Offiziere zugesellt. Ferner sind 16000 Topschis, wovon 12960 sich in Konstantinopel und dessen Umge— hung befinden und 4000 anderwarts hin gesandt wor⸗ den; man hegt die Absicht, sie auf 30, 00 Mann zu dringen. Die Summe der vorstehend angegebenen bereits vorhandenen Mannschaften ist 48000. Die Kom⸗ baradjis (Bombardier) werden auf 6000 Mann ge⸗

schaͤtzt. Die Garnison von Constantinopel soll aus

130600 Mann bestehen; die verschiedenen Paschas sollen, der Berechnung zufolge, 180,000 Mann haben, somit wuͤrde die gefammte Streitkraft des Reichs 300,000 Mann betragen. Vom 30. Decbr. Man sagt, ein heute von Athen angekommener Tartar habe gemeldet, daß die Citadelle von Reb schid⸗Pascha eng ein geschlossen sei; auch habe derselbe die Bedingungen uͤberbracht, unter denen die Garnison zu kapituliren“ erboͤtig sei. Ein anderer, aus Agrafa in Albanien eingetre ffener Tartar hat die Nachricht gebracht, daß die griechischen Bewohner jener Gegend sich emmpoͤrt haben; auch hat er Koͤpfe uͤberbracht, die Ismail Pascha, der die Offensive gegen die Insurgenten ergriffen haben soll, gesendet hat. Man hat ein Complott entdeckt, dessen Zweck noch nicht bekannt ist. Es war von den Albanesen an⸗ gesponnen worden, deren eine große Zahl in den oͤffent—⸗ lichen Bädern beschaͤftigt ist. Mehrere 100 Individuen sind ber diesem Anlasse bereits verbannt worden. vom 31. Dec. der Pascha von Mouch (?) hat sich em⸗ pört. Die Pforte hat den Galib Pascha von Erzeroun beauftragt, gegen ihn zu ziehen; er ist ein Kurde, sein Paschalik liegt oͤstlich vom See Van. Der Großherrt hat heute das Arsenal besucht, die Truppen manocuvri= ren lassen und deren Organisation im Einzelnen ge⸗ pruͤft. Aus den freudestrahlenden Blicken des Kapu dan Pascha vermuthet man, daß Se. Hoheit zufrieden ge⸗ wesen.

8 n d.

F nn Unter den Anstalten zur Versorgung der Armen verdient ie zu Muͤnstereifel, welche in dem von

Koln.

des Koͤnigs Majestäͤt der Gemeinde geschenkten ehemali⸗ gen Karmeliter Kloster seit einigen Jahren eingerichtet ist, erwaͤhnt zu wer sen. In derselben sind gegen waͤrtig siebenzehn wegen Altersschwaͤche und Koͤrpergebrechen arbeitsunfähige Personen untergebracht. Außerdem werden in derselben taglich noch fuͤnf und siebenzig Per?

sonen gespemst. . Die in Weißenfels im verflossenen

Merseburg. nfelt e Jahre verstorbene Kommissionsraäͤthin Eckardt hat in Armen

ihrem Testanente unter Anderm 50 Thlr. den

zu Weißenfels, 50 Thlr. an arme Kinder im Dorfe Webau, 50 Thlr. an arme Kinder zu Untergreislau, 200 Thlr. fuͤr 4 arme Knaben zur Erlernung eines Handwerks und 4 arme Madchen zur Ausstattung bꝛi ihrer Konfirmation, 100 Thlr. dem Argtenhause zu Weißen fels zu noͤthigen Reparaturen, 200 Thlr. der Stadt⸗ kirche daselbst, 100 Thlr. der Kirche zu Webau und 100 Thlr. der Kirche zu Untergreislau, zu Reparatur⸗

wecken vermacht. ö ̃ Zu Delitzsch ist mit einem Aufwande von 5100

Thlr. eine neue Knabeuschule gebaut und dadurch einem bringenden Bewuͤrfnisse abgeholfen worden. Das Ge⸗ bäude soll den Winter hin durch austrocknen, im Fruͤh—⸗

jahr voͤllig ausgebaut und zu Johannis dieszs Jahres zum Schulzwecke eingerichtet werden. In Bitterfeld hat wegen Ueberfuͤllung mit Schulkindern ein besonde res Haus zur

Schule eingerichtet und ein neuer Schul