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rechtfertigen, und die bestehende Constitution so lange zu handhaben, bis die Nation selber durch das Mittel ihrer gefetzmäßigen und competenten Organe entschieden, ob dieselbe abgeändert werden solle, habe ich folgendes dekretirt; Art. 1. Ich erkläre, vermoͤge des Artikels 128 der Constitution, daß ich die außerordentliche Voll— macht, die besagter Artikel festsetzt, uͤbernehme. 2) Waͤh rend meiner Abwesenheit von Bogota hat der Vicepraͤ⸗ sident die Vollziehungsgewalt, und er soll in den an— dern Theilen der Republik, wo ich nicht selber die au— ßererdentliche Vollmacht ausuͤben kann, dieselbe ausuͤben. A) Auf dem nächsten Congreß soll daruͤber, was vermoöge des Art. 128. der Lonstitution geschehen sein wird, R. chenschaft abgelegt werden.
Der Artikel 128 der columbischen Constitution lau— tet wie folgt: „Im Fall von innerlichen Erschmterun—
gen und Aufruhr mit bewaffneter Hand, wobei die Si⸗
cherheit der Republik in Gefahr ware, so wie auch bei einem ploͤtzlichen fremden Einfalle, soll dem Präsidenten, mit vorläufiger Einwilligung und Genehmigung des Congresses, das Recht uͤbertragen werden, alle unum, gänglich nothwendigen und nicht in dem gewoͤhnlichen
Zirkel seiner Befugniß begriffenen Maßregeln zu nehmen.
Sollte der Congreß gerade nicht versammelt sein, so soll Er jene Befugniß sich selber zueignen; allein er muß alsdann den Congreß in der möglich kuͤrzesten Zeit zu
sammenrufen, um sich nachher der Entscheidung dieses
Staatskörpers zu unterwerfen. Diese außerordentliche Vollmacht soll auf die noͤthigen Orte und Zeit strenge beschränkt werden.“
Bei der (vorgestern gemeldeten) Vorstellung des Geschäftsträgers der Vereinigten Staaten von Nord— Amerika, Obristen Watts zu Bogota, hielt derselbe fol— gende Anrede an Bolivar: „Als Repraͤsentant der Ver— einigten Staaten von Amerika, wansche ich Ewr. Exec. zu Ihrer Ruͤckkehr von Peru und zu Ihrer Ankunft in der Hauptstadt Columbiens Gluͤck. Ich habe die Exe, Ewr. Exc. zu erklaͤren, daß zwischen den V. Staaten und Columbien das beste Einverstaͤndniß herrscht. Meine Regierung wunscht ihre Verhältnisse durch Absendung von Bothschaftern an den von Ewr. Exc. gestifteten Congreß der Amerikanischen Republiken enger zu knuͤpfen, dessen Zweck die Verbreitung constitutioneller Grund— sätze, die Veredlung und Verbesserung des menschlichen Zustandes ist. Ich bringe Ewr. Exe. die Gluͤckwuͤnsche meines Vaterlandes dar.“
Boltvar erwiederte: „Mein Herr! Mit dem groß. ten Vergnuͤgen empfange ich die von Ihnen, als Ge schaftsträger der V. Staaten, im Namen Ihrer Re— gierung und Nation an mich gerichteten Gluckwuͤnsche. Großbrittanniens Kinder, die V. Staaten, waren die ersten, die uns den Weg zur Unabhaͤngigkeit zeigten, und dies Land der Freiheit und Tugend, welches sich freut, zuerst von dem großen Columbus entdeckt zu sein, wird seine Erkenntlichkeit durch Nachahmung der Vor— bilder des Ruhms, der Freiheit und der Tugend an den Tag legen, welche es von den V. Staaten erhalten. Ich bitte Sie, m. H., das Organ meiner Gesinnungen gegen die Regierung dieser gluͤcklichen Nation zu sein, und den Wunsch Columbiens auszusprechen, in den eng— sten und aufrichtigsten Freund schaftsverhältnissen mit derselben zu leben.“
Der erste Gegenstand, womit sich, (den Nachrichten in Londoner Blättern zufolge) Bolivar nach der Ruͤck kehr von seiner Reise nach Venezuela beschäaftigen wird, ist die Herabsetzung der Ausgabe des Staats von zwoͤlf Millionen Piaster auf vier Millionen. Zu diesem Ende soll die im Sold stehende Armee beträchtlich vermindert, und die Milizen sollen dagegen gebildet werden; die
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
Zustand der Dinge, wie gesagt, binnen Kurzem
Amsterdam, um den großen Außenhafen der E
Soldaten und Offiziere werden ohne Halbsold dankt; zwei Ministerien sollen eingehen, die Zahl
Schuld zu bezahlen, es moͤge kosten, was es wolle. — Aus Buenos ⸗Ayres wird unterm 6. Nov. meldet: Durch Vermittlung des hiesigen Englise
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Angestellten vermindert, das Seedepartement abgesch K 2 t und die Einkuͤnfte der geistlichen Aemt b. . . S t t 8 t werden. Bolivar will Alles v r. * . r k U ß 1 sch k 9 9 ⸗ k 1 U g.
Gesandten, Lord Pon sonby, sind heute erneuerte densvorschlaͤge nach Rio de Janeiro abgegangen,“ obwohl es gewiß ist, daß unsere Regierung von Basis der Abtretung der Banda-Oriental an die einigten Provinzen des la Plata nicht abgehen m so schmeichelt man sich doch mit einer baldigen Ben
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M 309.
gung der Feindseligkeiten. — Auf das bloße Gen eines moglichen Friedens ist der Cours unseres Pan geldes sogleich um 50 pCt. gestiegen, Beweis gn daß der niedrige Stand desselben nur der Agio tag zuichreiben, nicht aber auf eigentlichen Unwerth ga det gewesen ist. Der wirkliche Friede wird bald er alles ins Geleise bringen, und wir sehen b
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Pro— t bei der theologischen Fakultät der Universität in lau, Dr. Schirmer, zum dritten ordentlichen
gegn.
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Vermischte Nachrichten
Das gröoͤßeste aller neueren niederlandischen] serbau, Projekte ist, — nachdem der große nordh dische Canal zu Stande gebracht worden, jetzt di dämmung des Wassers — het Y (Ei) vor der
Freifswald zu ernennen und die fuͤr ihn ausgefer— Bestallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.
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Angekommen: Se. Durchl. der General der anterie und Gouverneur von Luxenburg, Prinz hwig von Hessen Homburg, von Luxenburg. Abgereist: Se. Excel. der General-Lieutenant und mandeur der Sten Division, von Natzm er, nach rt.
dem Pampus und Suͤdersee abzuschließen, in d Damm eine große Seeschleuse zu legen, und auf Weise den großen Außenhafen der Stadt stets rein allem Seeschlamm uns Schlick zu halten. Der der Suͤdersee — het Y — ist ein äber 1200 M
wenn er vorher ausgereinigt worden, alsdann gan
rhein. breites Wasser, dessen Grund aus Schlt
in der Tiefe aus weicher Moor, und Sum pfenh stehet O hier muß der ganze große Damm, fo m große Seeschleuse in demselben auf einem un geht Pfahlrost gelegt, und Pfaͤhle von 55 — 60 Fuß! eingeran mt werden, bevor mit dem Bau selbst ang gen werden kann. Das Werk ist daher von eing staunenden Große und hät unendliche Sch wiertgk⸗ welche indessen das Genie des beruͤhmten holland Wasserbaumeisters, Generalin spectors Blan ken, m den großen nordhollaͤndischen Kanal mit allen Schl angelegt hat, — doch uͤberwinden durfte! — Ebꝛ wie man in Holland auch den Plan entworfen hat, mehrere Quadratmeilen große Haarlemer Meir, Landsee, auf welchem jetzt große Schiffe fahren, Schoͤpfmuͤhlen trocken zu mahlen, und als Bau Weideland in der Folge zu benutzen, — so wie n Nordholland ꝛc. viele solche Landseen, schon in Zeiten, durch Schoͤpfmuͤhlen ausgetrocknet, und da den als herrliches Weideland ꝛc. benutzt, viele 9j daselbst erbaut, ja ganze Doͤrfer darin angelegt hi
Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
Paris, 8. Febr. Gestern wurden die Thuͤren des jungssaales der Deputirten Kammer um sechs Uhr tens schon geoͤffnet, und eine halbe Stunde darauf zen sich bereits die Herren Agier, Royer -Collard,
und ließen sich einschreiben, um uͤber das Gesetz, in sref der Polizei der Presse, zu sprechen. Um sieben waren schon eine große Anzahl Mitglieder ange nen. Im ganzen haben sich 41 Deputirte einschrei, lassen, um uͤber das Gesetz zu reden. Um ein Uhr
der Praäͤsident seinen Sitz ein; um zwei wurde protokoll der vorigen Sitzung vorgelesen und ge— nigt, und saͤmmtliche Minister fanden sich nach und hein. Der Tagesordnung gemäß, nahm der Bericht— ttter der Kommission des Preßgesetzes, Hr. Bon- , das Wort. Die Hauptveraͤnderungen, welche die nmission vorgeschlagen hat, sind folgende: „Die Ei— huͤmer von Zeitungen werden aus ihrer Mitte einen, oder drei ihrer Genossen als verantwortliche Ei— huͤmer wählen, welche zusammenzenommen ein drit— des Gesammteigenthums besitzen muͤssen. Die er— lerliche Caution besteht in dem persoͤnlichen Eig en— m der Theilhaber. Hinsichtlich der Verfolgungen Amtswegen in Faͤllen, wo persoͤnliche Beleidigungen ltgefunden haben, ist die Zustimmung der betheiligten itteien erforderlich. Der Art. 14, betreffend die Er— hung der Stempelabgabe, faͤllt ganz weg. Die Ge—
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Königliche Sch auspiele—
Mittwoch, 16 Febr. Im Schauspielhause: , . Heilbronn,“ , theilungen, von Heinrich v. Kleist: fuͤr die bearbeitet von . ,,
Redacteur oh
sessor in der theclogischen Fakultät der Universität
74 Stimmen angenommen worden.) j Constant, Bourdeau und Bacot, von Romans
Berlin, Donnerstag, den 15ten Februar 1827.
genscheine und Privatuͤbereinkuͤnfte behalten ihre volle Wirksamkeit. Die zehntaͤgige Frist, welche räcksichtlich von Schriften, die mehr als zwanzig Bogen haben, zwischen der Niederlegung und der Publikation verstrei— chen ssollte, findet nicht statt. Die Benutzung eines kleinern Formats als das Oktodez, ist untersagt, wenn die Regierung sie nicht besonders gestattet.“ — Die vorgestrige Sitzung war auch nicht ohne Jateresse, wie— wohl sich die Kammer nur mit einem Gesetz, Entwurf, betreffend den Ankauf eines Grundstuͤcks (des bon hommes genannt) beschäftigte, wo die Regierung die Anlegung von Dampfmuͤhlen und Backoͤfen zur Ver— mahlung des Getreides und Bereitung des Brodtes fuͤr die pariser Garnison beabsichtigte. Die Kommission er— klaͤrte sich gegen das Gesetz, weil einerseits das Local zum fraglichen Zwecke unbequem und die Dampfmahl, muͤhlen gefährlich seien, und man andererseits auf diese Weise viel theureres Mehl haben wuͤrde, als wenn man es im Wege der Lieferungen von Privatleuten kaufte. Beim Abstimmen uͤber diesen Gesetz Entwurf erhob sich die ganze Rechte Seite und ein großer Theil des Cen, trums dagegen, und das Skrutinium ergab 159 schwarze und nur S0 weiße Kugeln. Das Gesetz ist hiernach ver, worfen worden. Es darf nicht unbemerkt bleiben, daß obgedachtes Grundstuͤck fruͤherhin der Geistlichteit ge hoͤrte. — (Berichtigung. In den gestrigen, die Kammersitzung betreffenden, Artikel dieses Blatts hat sich ein Fehler eingeschlichen. Das Postgesetz ist nam— lich nicht mit 292 gegen 218, sondern mit 218 gegen
Ein hiesiges Blatt erinnert, bei Gelegenheit der Gesetze, betreffend die Polizei der Presse und das Post⸗ porto, in folgender Art an das Zeitungswesen in Nord—⸗ amerika: „Dert unternimmt ein Journal wer da will; dort braucht man nicht darum einzukommen, dort ist keine Caution, keine Stempelbefreiung, nicht einmal für das Oberhaupt der Regierung, dessen Besoldung doch geringer ist, als die von irgend einer Excellenz des fran, zoͤsischen geheimen Raths; und die Portokosten sind nur bei den Broschuͤren laͤstig, weil die Postmeister den Preis derselben wellkuͤhrlich ansetzen. Ein ehrenwerther fran— zoͤsischer Deputirter, der einst Gesandter in Waehington war, weiß sehr wohl, daß mit weniger als 400 Abon— nenten ein periodisches Blatt, das beinahe alltaͤglich er— scheint, sich dort erhalten kann. Darum schaͤtzt man auch die Anzahl der Zeitungen, welche dei einer Bevoͤl— kerung von 10 Millionen Amerikaner erscheinen, auf weniastens siebenhundert. Im Jahre 1820 erschienen im Staat Kentucky sieben Zeitungen und davon drei in Frankfurt, das nur 1200 Einwohner hat. Im Staat Ohie sind zehn Journale, darunter drei Wochenblaͤtter in Cincinnati, und doch sind in dieser Grafschaft nur 18, 000 Einwohner, und jedes dieser Blatter hat uͤber