1827 / 40 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 16 Feb 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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von Candia, und eine noch großere Anzahl in den Ge— waͤssern des Archivelagus ungeschent auf alle fremden Flaggen Jagd zu machen fortfahren.“

Suͤd amerika. Nachrichten aus Buenos⸗Ayres (in Londoner Blaͤttern) enthalten einige merkwuͤrdige Aktenstuͤcke, die dazu beitragen konnen, eine genauere Ansicht der Lage der Dinge in Paraguay zu geben. Wir theilen solche nachstehend mit, indem wir, zu besse— rem Verständniß derselben, die Bemerkung vorausschik— ken, daß laut den neuesten Nachrichten aus Buenos— Ayres und Brasilien, die Seemacht von Paraguay ge— genwärtig zum Theil im Paranafluß vor Anker liegt, um kein Fahrzeug von Brasilien durchzulassen, indem der vormals entworfene Plan einer Vereinigung Bra— siliens mit Paraguay nicht Statt gehabt hat. Para— guay will nun seine Regierung unabhangig erhalten und um so mehr vertheidigen, als es vermoͤge seiner Verbin— dungen mit den neuen Provinzen, die sich an dasselbe angeschlossen haben, seine Produkte leicht ausfuͤhren kann. Auf dem Pileomayo verkehrt es mit den Provinzen Charcas, Cochabamba, Potosi, La Paz und Santa Cruz, und auf dem Parana mit den Laͤndern von Corientes, Santa Fè, Cordova und Salta. Der Hafen Santa Fe war zu den Zeiten der spanischen Regierung ein Freihafen fuͤr die Einfuhr der Produkte von Paraguay, als der nächste Punkt fuͤr die Anschaffungen der noͤthi— gen Vorraͤthe an Taback, Zucker, Reis, Branntwein, Holz und andern hoöoͤchst nothwendigen Waaren fuͤr die Voͤlker an den beiden Ufern des Plata; dieser Hand- lungsplan von Seiten Paraguays, wird Brasilien an jährlicher Ausfuhr betraͤchtlichen Schaden zufuͤgen. Oben— benannte zwei Aktenstuͤcke sind ein Schreiben des Admi— tals der Seemacht von Brasilien an den Commodor von Paraguay, und die Antwort des letztern jenes Schrei— bens ist folgenden Inhalts;

„Da der Doctor Francia einst dem Kaiser Don Pe— dro wiederholte Versicherungen seiner Neutralitaͤt gegeben, und in dieser Absicht Commissionen nach Madrid geschickt, um gewisse Vorschlage zu machen, aber dabei die Absicht gehabt habe, im Fall sie dort nicht angenommen werden follten, alsdann die Vorschlaͤge S K. K. M. von Brasilien anzuhören, so habe nun der Kaiser erfahren, daß die Commission nichts in Spanien ausgerichtet, und die Eommissarten dort beschimpft worden seien. Der Kai ser wisse aber auch, daß der Doktor Franeia den Ab gesandten des brasilischen Generals, der in dem Staate jenseits des Platastroms kommandiere (Banda orientale) nicht zugelassen habe; daß ein diplomatischer Agent Brasiliens genoͤthigt worden sei, sich nach Matta⸗ Großa zuruͤckzuziehen, und daß Paraguay sich zum Kriege ruͤste.

Er, als Befehlshaber der brasilischen Seemacht. wuͤnsche

nun aber, daß es zu einem Vergleich kommen moͤchte, jedoch sei kuͤrzlich eine brasilische Brick in den Gewaͤs— sern von Paraguay von einer Goelette dieser Regie, rung verhindert worden, weiter zu gehen; daher wende er sich jetzt an den Befehlshaber der paraguayischen Seemacht, und verlange von ihm die Erlaubniß, einen Parlamentair nach der Stadt Assumption schicken zu durfen.“

Hierauf antwortete der varaguayische Seebefehlsha, ber unterm 28. Oktober 1826: „Er muͤßte von dem Stande der Dinge sehr wenig unterrichtet sein, wenn er in der Beförderung der Durchlassung eines brasili— schen Parlamentairs nicht die wahre Absicht des brasili,

schen Ministeriums sähe; Brasilien habe die Revolut auf den amerikanischen Continent gebracht, die Ha agenten dieser Revolution in Schutz genommen, sich des linken Users des Uraguay zu bemaͤchtigen; g silien habe die Sendung der paraguayischen Komml gien nach Madrid durch die dortigen Intriken der länder vereitelt; und endlich habe es die Revolution Portugal durch die Constitution erregt, um desto h seine Projekte in Amerika auszufuͤhren. Wenn Pedro fortfahre, sich durch unwuͤrdige Ein fluͤsterun leiten zu lassen, wodurch sogar seine ehrwürdige Mu in den tiefsten Kummer versetzt worden sei, so w auch Doktor Franeig und eben so die Regierung Paraguay sich mit Brasilien nie in eine Verbinz einlassen. In Paraguay wisse man wohl, daß Pedro an der Empoͤrung des Aben danno, (welchen s ia hinrichten ließ, weil er die jetzige Verfassung Paraguay zuerst vorschlug) schuldig sei. Eben dar sei der brafilische Kommissair nicht durchgelassen den, weil man kuͤnftig nichts mehr zulassen wolle, aus Brasilien komme. Darum ruͤste sich auch Parag jetzt zum Kriege. Don Pedro habe in Portugal National- Grundgesetze verletzt, wie man dann ver then koͤnne, daß er es in Paraguay besser machen! de? Auch fuͤr die Zukunft werde er keine weitern K munikationen mit den brasilischen Kaiserlichen das sei seinen Verhaltungsbefehlen gemäß. Auch er hiemit dem brasilischen Admiral zu wissen, daß brasilische Schiff, das uͤber St. Nikolas de los Art vordringen werde, angehalten und die Mannschaf schossen werden solle. Die Unterzeichnung ist: Ru Boumay und außerdem: auf hoͤhern Befehl, Berm Sekretair.“ .

F n 1 a n d.

Magdeburg, 12. Febr. Nach der zu samm stellten Uebersicht sind in der Stadt Magdebun, Einschluß der Militairgemeinde, im Jahre 188 haupt getrauet 358 Paar, , f. 738 Knaben 651 Madchen, uͤberhaupt 1389 Kinder, worunter 59 uneheliche Knaben und 66 uneheliche Maͤdchen sammen 125 uneheliche Geburten befinden, welche daher zu den ehelichen, wie 1 zu 11 verhalten. Ge

ben sind 635 Personen maͤnnlichen und 546 Peisg

weiblichen Geschlechts, uͤberhaupt 1181 Personen, welchen nur einge ein Alter von 90 Jahren erreicht Setzt man von den 1389 Geborenen die todtgebor 56 Knaben und 38 Madchen, zusammen 94 Kin ab: so bleiben 1295 Geborene, und es sind daher! haupt 114 mehr geboren, als gestorben.

2 ace,

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 15. Febr. Im Schauspielhause:, Bruͤder,“ Lustspiel mit Masken, in 5 Abtheiln nach Terenz. Hierauf: „Zwei Freunde und ein Lustspiel in 1 Aufzug. Und zum Erstenmale:, Ehrenrettung,“ Schauspiel in 2 Abtheilungen, frei dem Franzoͤsischen bearbeitet von der Königl. Scha lerin F. Krickeberg.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Redacteur I⸗

Allgemeine

sreußische Staats- Zeitung

M 40.

Berlin, Freitag, den 16ten Februar 1827.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Bek anntm a bon Sr. Köoͤnigl. stzenden bei dem Communal⸗ Landtage fuͤr Alt⸗ lommern und dessen Stellvertreters betreffend. Sr. Königl. Majestaͤt haben mittelst allerhöͤchster sinetsordre vom 30. v. M. die, von den gegenwaͤrtig Provinzial Landtage versammelten, Abgeordneten Immerns, unterm 18. v. M. getroffene Wahl des n Landraths von Schöning zum Vorsitzenden und Herrn Landraths von Gerlach zum Stellvertreter ben, bei dem, nach Beendigung des Provinzial sötages, in Stettin abzuhalten den Communal“ Land— für Altpommern, allergnaͤdigst zu genehmigen ge= nt; welches ich hierdurch Sffenilich bekannt mache. Stettin, den 10. Febr. 1827.

I Koͤnigl. wirkliche Geheime Rath und Ober-Praͤsi⸗

z von Pommern, als Koͤnigl. Landtags Commisfarius

ir das Herzogthum Pommern und Fuͤrstenthum Ruͤgen. (gez.) Sack.

ch ung, *

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Paris, 9. Febr. Unsere Zeitungen sind heute großen Theil mit dem Bericht des Hrn. Bonnet F das Preßgesetz angefuͤllt; wir heben daraus fol— be Stellen hervor: Nach einer genauen Pruͤfung bisherigen Gesetzgebung, hinsichtlich der Presse, hat Lommission erachtet, daß zu den einer Verbesserung lrfenden Punkte hauptsaͤchlich folgende gehören. Zu— die Befugniß der Eigenthuͤmer von Zeitungen, ver— vortliche Herausgeber zu halten, wodurch die be— ckte Gewähr illusorisch wird und große Mißbraͤuche sehn. Ferner die Ohnmacht des Gesetzes, hinsichtlich großen Zahl kleiner Flug, und Schmaͤh-Schriften, che zum großen Aergerniß der Gesellschaft Verlaͤum— igen und Schmähungen verbreitet haben. Die Ge, jheit der Geldstrafen, und ihr Mißverhaͤltniß mit Wichtigkeit der Vergehen. Endlich die Gleichzeitig— der Niederlegung und der Bekanntmachung, wo, ch die Unterdruͤckung der Schrift und die Verhuͤtung er uͤbeln Folgen vereitelt wird. Von diesen vier

suptpunkten ist Ihre Commission ausgegangen und lägt Ihnen Folgendes vor: Der 1. Art. des Gesetzes

simmt eine Frist von fuͤnf Tagen, welche zwischen

t Niederlegung aller Schriften von 20 Bogen und

Majestät bestäti gte Wahl des

darunter vor deren Publikation verstreichen soll. Da diese Schriften gerade diejenigen sind, welche mit einer groͤßern Strenge bewacht werden muͤssen, und da sie, wegen ihres kleinen Formats, und ihrer Wohlfeilheit, wenn diese Frist nicht besteht, leicht allgemein verbreitet werden konnen und ihren oft boshaften Zweck erreicht haben, ehe die Behöoͤrde im Stande ist, es zu verhin— dern, so hat sich die Commission fuͤr die erwähnte Be⸗ stimmung des Entwurfs entschieden. Dagegen billigt sie die Frist von zehn Tagen fuͤr großere Werke nicht einmal, weil sie jene Besorgnisse nicht in demselben Maaße erregen, und zum andern, weil die Prüfung größerer Werke in einer so kurzen Zeit doch nur ober— flaͤchlich stattfinden konnte. Der zweite Artikel enthalt einige Ausnahmen, ruͤcksichtlich der vorgaͤngigen Nieder— legung, wozu die Commission noch andere, wie es scheint, unbedenkliche hinzugefügt hat. Der 3. und der 4. Ar— tikel haben unbedeutende, jedoch nothwendige und aus dem Wesen der Sache hervorgehende Aenderungen er— litten. Der 5. Artikel, wonach alle Schriften von 5 Bogen ugd darunter einer Stempelabgabe unterworfen sein sollen, hat eine wichtige Debatte veranlaßt. Ihre Commission hat sich gefragt, ob es einerseits angemessen sei, eine fiscalische Maaßregel und, kurz gesagt, eine

Abgabe durch ein Gesetz einzufuͤhren, was die Polizei

der Presse betrifft, und ob nicht andererseits die Nach⸗ theile davon die bezweckten Vortheile uͤberwiegen. Der Zweck dieser Abgabe ist nicht zu verkennen. Man will der Verbreitung einer Unzahl von unmoralischen, irre— ligioͤsen und boshaften Flugschriften einen Damm setzen. Es ist aber offenbar, daß waͤhrend man dem Uebel steu⸗ ern will, man auch das Bekanntwerden des Guten und Nuͤtzlichen hemmt. Alles reiflich erwogen, sind die nuͤtzlichen Schriften zahlreicher, wie die schlechten, und es ist eine nur zu anerkannte Thatsache, daß es weniger Leute giebt, die gern ein Opfer bringen, um einen gu— ten und nuͤtzlichen Zweck zu erreichen, als solche, die es thun, um ihrer Bosheit und Schadenfreude zu genuͤgen; die Folge wuͤrde also sein, daß man mehr Gutes als Schaͤdliches verhindern wuͤrde. Es wird aber, entgeg⸗ net man, Ausnahmen geben; der Entwurf bestimmt deren eine große Zahl; allein wie viele sind nicht in Ihrer Commission erwaͤhnt worden, die ein eben so großes Anrecht als jene haben, und wie viele sind nicht vergessen worden! Dies sind die moralischen Betrach— tungen, wozu der Artikel Anlaß giebt; betrachtet man ihn aber in commerzieller Hinsicht, so ist es unläugbar, daß er den schaͤdlichsten Einfluß auf unsern Gewerbfleiß und unsern Handel ausuͤben, und daß er die Vortheil, die wir jetzt daraus ziehn, zum großen Theil in die Hande unferer alten Nebenbuhler im Buchhandel, der Niederlaͤnder, spielen muß. Ihre Commisston hat sich aus diesen Gruͤnden bewogen gefunden, sich gegen die