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sich sieben lange Stunden hindurchkämpfen. Fabrikan— ten von Sennheim ließen ihre Arbeiter nicht nach Hause zuruͤckkehren und behielten sie saͤmmtlich uͤber Nacht. Die Bewohner Ensisheim's und anderer Ort— schaften haben sich Sonntags fruͤh in Bewegung gesetzt, und durch Wegraäͤumung des Schnees die Verbindung auf den Landstraßen wieder hergestellt. Seitdem hat die Kaͤlte ununterbrochen angehalten, doch ohne das weiter Schnee gefallen waͤre.
Madrid, 6. Febr. Der Koͤnig hat den General— Capitain Palafox, der von der Militair-Junta fuͤr un— purifizirt erklärt worden war, gegenwartig purifizirt.
Des Vicomte von Canellas, welcher weder nach Portugal zuruͤckgekehrt ist, noch sich nach Frankreich hat begeben wollen, soll in Ciudad Rodrigo verhaftet wor— den sein. ;
ö. 27. v. M. eist der Haupturheber des Aufruhrs in Nieder⸗Andelusien, Namens Lopez, in Velez⸗Malaga aufgeknuͤpft, sein Leichnam geviertheilt und an verschie— denen Orten oͤffentlich ausgestellt warden.
Liscabonn, 31. Jan. Die Pairs-Kammer hat vorgestelg eine Adresse an den König Don Pedro vo— tirt, dis Bitte enthaltend, seine portugiesischen Unter thanen bald moöͤglichst in Genuß des Anblicks ihrer ge— liebten Königin Dona Maria II. zu setzen.
Mehrere Blaͤtter enthalten nahere Nachrichten uͤber die Bewegungen unserer Truppen; es ist seit einigen Tagen nichts von Bedeutung vorgefallen. Zwei Ba— taillone der englischen Garde sind abmarschirt. Morgen und Uebermorgen gehen die Cavallerie und die Artille— rie nach dem Kriegsschauplatze ab; und Sonnabend wird, wie es heißt, der General Clinton mit seinem Hauptquartiere abgehn; es bleiben hier nur noch das Geschwader und die Lazarethe.
Vermischte Nachrichten.
Mit dem unlaͤngst begonnenen Jahre, heißt es in einem hollaͤndischen Handelsschreiben, tritt fuͤr den Ge⸗ treidehandel eine Epoche ein, die in ihren Folgen un, gleich schwerer zu beurtheilen ist, als jene war, die wir im verflossenen Jahre erlebten. Die Ursache, welche waͤhrend der letzten Monate des vorigen Jahres das be— deutende Steigen der Preise veranlaßte, nemlich der er— wiesene geringe Ausfall der letzten Erudte im allgemei, nen, besteht noch. Aus diesem Grunde ist nun freilich kein Weichen der Preise fuͤr die Dauer denkbar; jedoch darf man auch nicht außer Acht lassen, daß solche be— reits eine Hoͤhe erreicht haben, welche dazu beitragen durfte, Zufuhren aus entfernten Gegenden an die Sta⸗ pelplaͤtze zu locken. Nichts scheint aber fuͤr Beurthei, lung des Getreidehandels eine groͤßere Aufmerksamkeit zu verdienen, als die bedeutende Verminderung der Ge⸗ treidevorraͤthe in England, welche sich schon im Jahre 1824 bemerken ließ. Da sie nicht die Folge mißrathe— ner Erndten gewesen ist, so war man zu dem Schlusse berechtigt, daß England mehr als den Ertrag gewoͤhn⸗ licher Erndten consumire, und daß es wieder fremder Zufuhren beduͤrfen wuͤrde, wenn diese einigermaßen Schaden litten, und die Erfahrung hat dies augen, scheinlich bestaͤtigt. Die schlecht eingebrachte Hafererndte von 1824 hatte die Oeffnung der Hafen zur Folge. Waͤhrend dieser kurzen Zeit wurden 700,009 Quarter Hafer zum Consumo zugelassen, wovon nach Verlauf einiger Monate keine Spur zuruͤckgeblieben war. Da der Ertrag der Erndte von 1825 nicht zureichte, so muß,
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Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
ten im Mai 1826 wieder aus dem Entrepot 30, 000 Last freigegeben werden, bis die Minister im Herbst dessch, ben Jahres sich gezwungen sahen, die Einfuhr ganz zu öffnen. Von Waizen sind 1825 500,000 Quarter und 1826 300,000 Quarter aus dem Entrepot zum Ver— brauch zugelassen, und nur weil die Erndte des vorigen Jahres so ungewoͤhnlich zeitig einftel, waren die Mini ster der Nothwendigkeit uͤberhoben, von der Freihei Gebrauch zu machen, den Verschleiß von noch 500, ho Quarter zu gestatten.
Unter diesen Umstaͤnden sind die Erwartungen auf die zu erwartenden Beschluͤsse des englischen Parlament uͤber die wahrscheinlichen Veraͤnderungen der Kornbil mit Recht sehr gespannt, die einen bedeutenden Einflaf auf den Gang des Getreidehandels haben muͤssen.
So groß auch immer das eigene Interesse derjeni gen sein mag, welche daruͤber zu entscheiden haben, s ist doch sehr zu bezweifeln, daß dieses den Sie uͤber das Beduͤrfniß der Nation davon tragen duͤrfte Ist auch der aufgeklaͤrtere Theil der verschiedenen Staͤnd woraus die buͤrgerliche Gesellschaft besteht, in Englam eben so wenig, wie in jedem andern Lande, der zahlrei chere, so wird er doch hier in seinen Ansichten, daß i staatsbuͤrgerlichen Vereine der Wohlstand des eine Standes mit dem des andern innigst verschmolzen kraͤftig von Seite der Maͤnner unterstuͤtzt, welche gege wäaͤrtig das Steuerruder des brittischen Staats mit großem Ruhme fuͤhren. Neuerliche Erfahrungen habe uͤberdies bewiesen, daß nicht jedes eingefuͤhrte fremt Korn dem Absatze von inlaͤndischen Natur- Erzeugnisse nachtheilig ist. Das Ministerium duͤrfte sich freilie nicht ganz von den, in den Fabrik-Distrieten durch ä ßerste Noth hervorgerufenen Klagen gegen die zeitheri. Korn-Gesetzgebung leiten lassen; allein es fühlt set wohl, daß in einem Lande, dessen Wohlstand sich vo zuͤglich durch den Flor seiner Fabriken bedingt, der A beiter nicht genoͤthigt sein darf, allzutheures Brod; essen, indem dadurch eine Vertheurung des Arbeitsloh unaushleiblich wird, diese aber nothwendig den Fabtike zum Schaden gereicht. Es fuͤhlt endlich die Con kutta anderer Staaten, wo sich die Industrie ebenfalls si gehoben hat, besonders aber jene Nordamerika's, wo d Industrie gleichsam neu erwacht ist. Ueberdies hat sch nach dem festen englischen Regierungs Princip „alle schnelle und große Ueberspruͤnge zu vermeiden,“ eine u bedingte Freiheit der Einfuhr keine Wahrscheinlichke fuͤr sich. Nach der Art, wie sich die Minister in d letzten Parlamentssitzung uͤber den Gegenstand geaͤuße haben, ließe sich demnach eher erwarten, daß der Pref wozu sich die Haͤfen oͤffuen werden, auf ungefaͤhr 606 fuͤr das Quarter Waizen, und so verhaäͤltnißmaͤßig f die andern Getreidearten erniedrigt, und darauf m ein Zoll von 10 bis 12 Sh. das Quarter werde erhob werden, falls nicht, was einleuchtender scheint, uͤberha feste Zoͤlle bestimmt, und ihnen gemaͤß dem Gette freier Zulaß zum Consumo vergoͤnnt werden duͤrfte.
Königliche Schauspiele.
Freitag, 23. Febr. Im Opernhause. Auf vie Begehren: „Alcidor,“ Zauber Oper in 3 Abtheilung nach dem Franzoͤsischen des Théaulon, von C. Herklo Musik von Spontint. Ballets von Titus.
Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets; ersten Range à 1 Rihlr. 10 Sgr., zum dritten R 2 15 Sgr., zum Parterre à 20 Sgr., und zum Anh
theater à 10 Sgr. zu haben. .
Redacteur John
he Ordnung im Rechnungswesen, r Verwaltung, Anlegung von Canaͤlen, Entschäͤdigung er Emigrirten, ningo; diese sind seine guten Werke, und es verdient ob wegen derselben; ch so viel gefallen laßt; denn es reicht nicht hin, daß
Allge
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meine
sreußische Staats- Zeitung.
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Berlin, Sonnabend, den 24ten Februar 1827.
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Land— h, des Templiner Kreises, von Arnim, zum Ober— gierungs Rath bei der Regierung zu Potsdam zu er men, und die desfalsige Bestallung Allerhoͤst Selbst vollziehen geruhet.
Der bisherige Oberlandesgerichts- Referendarius hann Carl Kohler ist zum Justiz-Commissarius fuͤr
Gerichts- Aemter Spremberg, Hoyerswerda und ättichenau, mit Anweisung seines Wohnorts in Sprem— g bestellt worden. .
Abgereist. Der Kurfuͤrstlich Hessische General, hajor und Inspekteur der Infanterie, von Haynau, ch Dresden. —
Zeitungs-Nachrichten. Ausland. Paris, 17. Febr. In der vorgestrigen Sitzung
r Deputirten⸗Kammer sprach zuerst Hr. v. Frenilly.
icht ohne ein Gefuͤhl der Scheu, sagte er, besteige ich
Tribune, da ich nur alte Ansichten vorbringen kann,
n ich bin nicht mit dem Jahrhundert, oder, besser
sagt, mit dem letzten Lustrum vorgeschritten. In der hat sind in neuerer Zeit alle Ideen verunstaltet; hört ort Gottes zu predigen, s heiligen Grundsaͤtze der Monarchie zu vertheidigen. an kann Lob nur einerndten,
ssetzmaͤßigen Gewalten auftritt. suth dazu, um das Ministerium zu vertheidigen. Und ich wuͤrde ich, ßinisterium aue sprechen sollte, äitzeleien und der Satyre der Parteien, ihm volle Ge— chtigkeit, wegen des Guten, was er gethan hat, wi
es Uuth dazu, um ein Katholik zu sein, um das um es zu hören, und um
wenn man gegen die Es gehoöoͤrt endlich
wenn ich mich uͤber das gegenwaͤrtige mit Nichtachtung den
fahren lassen. Herabsetzung der Steuern, vortreff—
Verbesserungen in Herstellung des Friedens in St. Do—
tadelnswerth ist es aber, daß es
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man verwalte, — mzn muß auch regieren; und man kann nicht läugnen, daß in Frankreich die Gewalt zu sehr in den Einzelnheiten und die Macht zu wenig im Ganzen fuͤhlbar ist — In Beziehung auf den vorlie—⸗ genden Gegenstand bemerkt der Redner, daß das neue Preßgesetz seit zwoͤlf Jahren der zwoͤlfte Versuch dieser Art ist. Nach seiner Meinung, ist er unzureichend, man wird indessen auch jetzt zum zwoͤlftenmal capituli— ren muͤssen. Ich, sagt Hr. v. Fr., wuͤrde ein Gesetz wuͤnschen, welches die Gesellschaft in den Zustand des Jahrhunderts Ludwigs XIV. zuruͤckfuͤhrte, wo der Mensch, weil es noch keine é(ditions compactes“„) gab, zur Un— wissenheit des Viehes verurtheilt war, und Mangel an Zeitungen die Menschheit entwuͤrdigte (Ge— laͤchter) !.. Diesem Gesetze uͤber die Presse, fährt er fort, werden andere nachfolgen; die Nothwendigkeit wird sie erzeugen, und wenn ich auch uͤberzeugt bin, daß das Beste, was wir haben konnten, eine wohlein— gerichtete Censur mit einer aus Justizmaͤnnern bestehende Aufsichtsbehörde ist, so stimme ich doch fuͤr das gegen— wärtige Gesetz, um dem Vandalismus, welcher gegen alle Grundsaͤtze der Monarchie und der Religion wuͤ— thet, einigermaaßen zu steuern. Hr. Martin v. Vil- lers sprach gegen das Gesetz, weil es, seiner Ansicht nach, nicht blos gegen die Ausschweifungen der Presse, sondern gegen die theuerste Gewaͤhr des geselligen Zu— standes gerichtet sei. Es giebt, äußerte er unter an— dern, keinen Mittelweg. Entweder muß die eiserne Hand des Despotismus auf den Schriftstellern lasten, oder die Presse muß ganz frei sein. Nach diesem Red— ner verlangte der Finanz-Minister das Wort, wor— auf erst Unruhe und dann eine tiefe Stille herrschte.
Ehe die Diskussion weiter geht, halte ich es, sagte er, fuͤr passend, von der Frage, woruͤber man streitet, einige Zwischenpunkte und die gegen die Verwaltung vorgebrachten Anklagen zu sondern. Man klagt die Ver— waltung an, den Entwurf aus Haß gegen die Preßfrei— heit vorgeschlagen zu haben. Wir antworten, daß seit der Restauration die jetzige Verwaltung die einzige ist, welche fuͤnf Jahre lang die Preßheit gestattet und un— terstuͤtzt hat, daß wir aber es fuͤr unsere Pflicht halten, das Land vor neuem Kummer zu bewahren, und die Regierung nicht durch die Zuͤgellosigkeit der Presse um— stuͤrzen zu lassen. Die Preßfreiheit, sagt man, hat Handlungen der Willkuͤhr an den Tag gefordert. Wir haben bereits geantwortet, daß in dem eitirten Falle der Koͤnigliche Prokurator Recht gehabt hat. Dieses Rai— sonnement hat nur den versteckten Zweck, die Agenten der Regierung anzuklagen, um bei dieser Gelegenheit sie allen Beleidigungen Preis zu geben. Man geht weiter und behauptet, die Herrschsucht, die Bestechung
) Wie der ganze Voltaire in einem Bande und dergl. m.
wo der