1827 / 72 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 26 Mar 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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gen noch mit Kriegsmunition nach Ciudad Rodrigo und nach andern Orten von Galizien abgegangen.

Die leichten Infanterieregimenter der Freiwilligen von Valencia, Koͤnig und Baylen, welche S. M. im Pardo gemustert hatte, sind nach Talaveira aufgebro— chen, und abermal werden zwei Regimenter von der Garde zu der naͤmlichen Bestimmung abgehen. Auch zwei andere Regimenter von der Linie sind nach Estra— madura abgegangen.

Das Komplot, das man in Valenzia, Aleantaro, Caserez und auf andern Punkten der Beobachtungsar— mee entdeckt hat, ist, wie die pariser deutsche Zeitung sagt, durchaus gar nicht so unbedeutend, als man es hier anfaͤnglich angegeben hatte. Man hatte zuerst von eini— gen Soldaten gesprochen, welche sich durch einen beurlaubten Offiziere hätten verführen lassen, und wobei eine große Anzahl Unteroffiziere und Soldaten erschossen worden wären; ganze Bataillone sind darin verwickelt. Die Desertion einzelner Soldaten wird auch sehr haufig, be— sonders in dem Corps von der Garde; nach Briefen aus Alcantara und dessen Umgebungen, haben die Jäger bereits die Haͤlfte ihrer Leute verloren. .

Lissabon, 3. Maͤrz. (Ueber London). Laut Brie—

fen aus Oporto vom 1. Marz haben die Rebellen noch Tras os Montes besetzt. Ihre ersten Vorposten standen 8 deutsche Meilen von Oporto. General Clintons Haupt quartier war in Coimbra, und man glaubte nicht, daß Brittische Truppen in Oporto einruͤcken wuͤrden. Am 21. Februar sind unter den Hauptanfuͤhrern der Rebellen im Hauptquartier zu Chaves ernsthafte Streitigkeiten ausgebrochen, in deren Folge viele Sub, altern⸗-Officiere zum General Mello uͤbergingen. Laut einem Privatbriefe aus Elvas vom 1. Maͤrz sind mehrere gefangene Officiere der Rebellen Armee aus dieser Festung nach Lissabon gesendet worden, um dort ihr Urtheil zu erhalten. Der Kommandant dieser wich— tigen Festung, General Caula, ist der Verfassung eifrig zugethan, und unermuͤdet, die Festung in dem besten Vertheidigungszustande zu erhalten. Unter der, den Rebellen abgenommenen Bagage wurden auch drei an verschiedene Personen in Spanien gerichtete Briefe eines Spanischen Oyerstlieutenants, D. Luis Bacigalupi aufgefangen, die zu Lamego am 6. Jan. geschrieben und ohngefaͤhr gleichen Inhalts sind. Der Briefsteller gedachte sich am folgenden Tage in das Hauptquartier des Rebellenheers zu Mangnalde, am rechten Ufer des Mondego, zu begeben. Aus dem zwei— ten, an den K. Spanischen Secretair D. Francisco Hernando Martin gerichteten Schreiben ersieht man, daß er bereits am Tage vorher aus Villa Real Nach— richten mitgetheilt hatte, die zur Kunde des Koͤnigs gebracht werden sollten. Das dritte Schreiben, an ei— nen Ordengritter, bezeigt seine Zufriedenheit mit der frohen Aufnahme und der guten Gesellschaft, nament— lich von Damen, die er in Lamego gefunden, wo ihn unter andern die Viscondesa de Canellas mit Wein und Confect tractirt hatte. „Uebrigens, schreibt er, kann ich den meiner Sendung angemessenen Ton behaupten, und diene dem Koͤnig mit aller Treue meines Her— zens.“

In der Spanischen Provinz Estremadura ist bei Galeerenstrafe verboten worden, einen aus Portugall eingegangenen Brief zu behalten; der Inhalt mag sein, welcher er wolle, der Brief muß sofort an die Polizei— behörde abgeliefert werden.

Südamerika. (Schluß des gestern abgebrochenen Auszugs eines Briefs von Buenos Ayres vom 24. Dec., in englischen Blattern.)

General Alvear hat den Besehl erhalten, gegen das

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Teritorium des Kaisers von Brasilien zu marsch Es ist eine allgemeine Versammlung der Chefs der schiedenen Corps an der Kuͤste angeordnet worden fuͤr alle folgenden Ereignisse Befehle und Instrukti zu enspfangen. Der General Saler und Mansih lagern die Festungen von Cordova und Monteviden einer starken Kolonne, die aus mehr als 2000 R besteht. General Alvear wird seinen Feldzug am 20 25. dieses bestimmt eroͤffnen. Er hat etwa 8000 alter Truppen von der beruͤhmten Miliz von Sm unter seinem Befehl. Seine Armee, die vollkor disciplinirt und voll Enthustasmus ist, wird ohne fel siegreich sein. General Alvear hat in dem Zein von 60 Tagen eine unglaubliche Veränderung in Armer zu Stande gebracht. Sie ist nun in einen stande, der den Sieg unbezweifelt laͤßt.

Wir erdulden hler alle Unannehmlichkeiten)h di einer Blokade verbunden sind. Es fehlt uns zwo wiß nicht an Huͤlfsquellen, denn unser Finanzsyst gut. In der Provinz von San Juan ist eine! errichtet und dies Beispiel wird in andern Plaͤtzen geahmt werden, um unsre Huͤlfsquellen zu verm Es wuͤrde ein großer Vortheil sein, wenn wir se Credit in England erhalten konnten, so lange der Krieg währt. Auch wuͤrde uns dies selbst nachhe vortheilhaft sein. Von diesem Gesichtspunkt ausge haben wir die größten Opfer gebracht und bring noch, um unsre Schuld zu bezahlen. Die Eng mußten einem Lande Gerechtigkeit widerfahren welches, unter den jetzigen kritischen Verhaͤltnissen Verpflichtungen so genau erfullt und keinen V macht, seine Creditoren zu hintergehen. Dieser Un sollte im Gedaͤchtniß aufbehalten bleiben, damit Credit, so wie unsere Zahlungsfaͤhigkeit von den culanten in England gehoöͤrig geschaͤtzt werden.

Die Expedition, welche gegen die Wilden ge wurde, hat ihren Zweck vollstaͤndig erfullt. Sie ha Indianern einen heftigen Schlag versetzt und vieh langene und eine Menge Geld zuruͤck gebracht.

Der beruͤhm: Brown begiebt sich nach dem den von Brasilien. Gegenden fortdauern, so wird Brown große leisten und seinen Namen unsterblich machen.

Sonnabend, 24. März. Im Schauspielhause: Erstanmale: „Die Testamente klausel,“ Lustsoiel Aufzug, nach dem Franz. des Marivaux: Je Leg arbeitet von L. Costenoble. Hierauf: „Vernun rath,“ Schauspiel in 2 Abtheil., nach dem Fran Seribe: Le mariage de raison, von Th. Hell. „Der Baͤr und der Bassa,“ Vaudeville-Burleske Aufzug, nach dem Franz. des Seribe, von C. Bl 9 13 Saale des Schauspielhauses: „Subserip Fall.“ .

Sonntag, 25. März. Im Opernhause: Schiffskapitain,“ Vaudeville in 1 Aufzug. Hi „Das Heirathsgesuch,“ Lokal-Posse mit Gesang Aufzug. Und: „Das schlechtbewachte Madchen,“ fille mal gardèe) pantomimisches Ballet in 2 A von d' Auberval, fuͤr das hiesige Koͤnigl. Schauspt gerichtet von dem Koͤnigl. Solotaͤnzer Hoguet. Briol, erster komischer Tanzer des priv. Theaters Wien: Mutter Simon.)

Im Schauspielhaufe: „Das Kamaͤleon,“ Lu in 5 Abthetluugen, von Beck. Hierauf: „Die suͤchtige Frau,“ Lustspiel in 2 Abtheil., nach dem von Kotzebue.

Sollten die Unordnungen in

Königliche Sich a uspiele.

Redacteur Jo

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Altlge

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sreußische Staats Zeitung.

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72.

Berlin, Montag, den 26ten Marz 1827.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. es Koͤnigs Majestäͤt haben den bisherigen Regie— Referendarius von Westhoven zum Land-⸗Rath eises Ahaus im Muͤnsterschen Regierungsbezirk aͤdigst zu ernennen geruhet.

err.

eine Majestäͤt der Konig haben dem Gerichts- n Goldbeck zu Patzlow, Amts Gramzow, das eine Ehrenzeichen zweiter Klasse zu verleihen ge

P u bli can dum. ; ie im Sommer vorigen Jahres bestandene, fuͤr auer des verflossenen Winters aber wieder aufge— , neue Briefpost Verbindung von Berlin nach burg, Erfurt, Frankfurt a. M. ꝛe., vermittelst der ag Abends 6 Uhr von Berlin nach Leipzig abge— g Schnellpost, wird fuͤr die Zit vom 1. April bis pember c. wieder statt finden. as correspondirende Publikum wird hiervon in niß gesetzt. ankfurt a. M., 18. Maͤrz 1827. Koͤniglich Preußischer General-Postmeister. Nagler.

ngekom men: Der Koͤnigl. Großbrittanische Le— s-Secretair Talbot, als Kourier von St. Pe— rg. bgereist: Se. Excell. der General- Lieutenant ommandeur der 5ten Division, von Brau se, rankfurt a. O., ; he. Excell. der wirkliche Geheime Rath, Kammer— nd Direktor im Justiz Ministerium und dem der chen“, Unterrichts, und Medizinal-Angelegenheiten, Kamptz, nach Stettin. der General-Major und Kommandeur der 5ten terie Brigade, von Uttenhofen, nach Luͤbben.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Ausland.

aris, 19. März. Am 16. konnte in der Depu— Kammer keine Berathung vorgenommen worden, keine hinreichende Zahl von Deputirten anwesend Um 3 Uhr befragte der Präsident die Versamm ob sie noch laͤnger warten wollte; wonach er, auf

Aenderung der Korngesetze ein,

das von allen Seiten erschallende „Nein,“ die Sitzung aufhob. Vorgestern wurden mehrere Gesetze, Localge⸗ genstände betreffend, nach einer kurzen Berathung ohne Widerspruch angenommen. ;

Vorgestern hat der hiesige Gerichtshof erster In⸗ stanz in der Prozeßsache eines gewissen Ollon gegen den Maire des dritten Bezirks, welcher ihm den Trauschein, wegen fruͤherer Scheidung verweigerte, erkannt, daß, da die fragliche Scheidung wahrend des Bestehens von Ge— setzen stattgefunden habe, welche dieselbe gestatten, durch das Gesetz vom 8 Mai 1816, welches die Scheidung abgeschafft habe, aber nur fuͤr die Zukunft verfuͤgt wor⸗ den sei, so seien keine Gruͤnde vorhanden, welche die Wiederverheirathung verhindern konnten, dieselbe konne hiernach vor sich gehen. 23

Der gelehrte Prälat, Hr. May, in Rom wird näch— stens dort eine Ausgabe bisher unbekannter Fragmente von Polybius, Diodor von Sizilien, Dionys von Ha— lirarnassus, Diocassius und andern griechischen Geschicht⸗ schreibern besorgen. Der Minister des Koͤnigl. Hauses hat bereits auf 25 Exemplare dieses Werks subskribirt. Fuͤnfprocentige Rente 98 Fr. 70 C. Dreiproe. 69 Fr. 15 C.

London, 14. März. Im Oberhause brachte gestern Lord King eine Petition der Frauenschuster von Westminster um welche schon voriges Jahr da gewesen und seinem neben ihm stehenden edlen Freunde (dem Grafen v. Lauderdale) zu einigen guten Spaͤßen die Gelegenheit verschafft habe; derselbe habe unter anderm gesagt, die Schuster sollten lieber wider die Huͤhneraugen (corns) einkommen, als wider den Kornverkehr (corn-trade). Nun sei es freilich nicht zu laͤugnen, daß diese Bittsteller mitunter oft den Ladies passende Schuhe zu bestimmter Zeit zu liefern verspro— chen und nicht Wort gehalten haben moͤchten; so stehe aber auch sein edler Freund unter der Verpflichtung, ein gewisses anpassendes Gesetz dem Lande zu schaffen, allein obgleich versprochen worden, daß die Untersuchung zu einer gewissen Zeit beendigt sein solle, so fuͤrchte er doch, Ihre Herrl. wuͤrden sich getaͤuscht finden. Graf v. Lauderdale behauptete, er verstehe die Anspielung nicht, daß eine foͤrmliche Verpflichtung eingegangen sein solle, die Arbeiten des ernannten Ausschusses zu einer bestimmten Zeit zu schließen und stehe er auf, um eine solche Verpflichtung zu laͤugnen. Der erle Lord muͤsse

es einsehen koͤnnen, daß der Ausschuß pflichtwidrig han— deln wurde, dafern er eine solche Verpflichtung einginge da es ihm vielmehr obliege, die Untersuchung so gruͤnd— lich wie moglich zu fuͤhren, wenn auch mit aller ange— messenen Beschleugigung. Anderwarts *) sei gesagt wor—

) Naͤmlich im Unterhause von Hrn. Canning. S. Nr. 69 dieser Zeitung.