1827 / 87 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 12 Apr 1827 18:00:01 GMT) scan diff

Lessabon, 22. Maͤrz. Am 17. kam die Pairs— kammer als Gerichtshof zusammen, um die Verhand lungen wegen des Prozesses des Deputitten Masearan, has wieder aufzunehmen. Dieser erschien vor der Kam— mer in Begleitung seines Vertheidigers, des Advokaten Pinheito. Der Kron Prokurator wiederhelte, nach der auf das Bureau bereits niedergelegten Anklageakte, daß das Verbrechen, dessen der Angeklagte beschuldigt set, in dem am 8. Oktober v. J. zu Tavira ausgebrochenen Aufruhre bestehe, in Folge dessen der Infant Don Mi— guel zum Koͤnige von Portugal ausgerufen worden sei. Hierauf befragte der Praäͤsident die Kammer daruͤber, ob die Sitzung oͤffentlich oder geheim sein sollte. Es entstand deshalb eine lange und lebhafte Ersrterung, und schließlich entschied die Majorität, daß die Verhand lung geheim sein würde. Nach einer Berathung, die fanf Viertelstunden dauerte, wurde die Sitzung wieder oͤffentlich, und der Angeschuldigte wurde einstimmig frei— gesprochen, und sofort auf freien Fuß gestellt.

Die Deputirten- Kammer hat sich nur mit einigen Bittschriften und Berichten von geringem Interesse be— schaͤftigt.

Der Kriegsminister hat die Armeeberichte in Be— treff der Niederlage der Aufruͤhrer offiziell bekannt ge— macht. Es geht hieraus heroor, daß ihnen eine Anzahl Geschuͤtze und Patronen abgenommen worden sind. Das Erfreulichste ist aber, daß viele Rebellen, ihre That be— renend, gebeten haben, zu den Fahnen Sr. Maj. wieder zuruͤckkehren zu duͤrfen. Die Infantin Regentin hat mehreren Generalen und Offizieren zur Belohnung Or, den und Besoͤrderung gewahrt.

Turkey. Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgende Correspondenz⸗ Mittheilung:

Von der siebenbuürgischen Gränze, 24. März. In der Molsau und Wallachey haben sich einige unru— hige Bewegungen gezeigt, deren Tendenz bis jetzt noch 36 näher bekannt ist. Die lange herrschende Gahrung scheint durch den von mehreren Bojaren genaͤhrten Wunsch, zu der Wahl eines neuen Hoepodars schreiten zu durfen, in der letzten Zeit immer mehr zugenommen zu haben, und die neuesten Verhandlungen in Konstan— tinopel sind nicht geeignet, die Spannung der Gemu— ther zu beschwichtigen.

Neu - York, 2. März. Am 15. Febr. wurde dem Hause der Repräsentanten zu Washington ein Bericht über das Ansuchen mehreter Bürger aus New York, Penn syloanien, Delaware, Maryland re., erstattet, welche verlangt hatten, daß eine Expedition von Seiten der Verein. Staaten ausgesandt werden moͤchte, um sich ge— nauere Kenntniß der nördlichen Gegenden von America zu verschaffen, oder wo moglich auf die noch weit an, ziehenderen und umfassenderen Entdeckungen in der suͤd, lichen Erdhälfte auszugehen. Der Bericht der Commit tee hielt das Ausuchen wegen der hohen Achtdarkeit der Bittsteller fuͤr hoͤchst erwägungswuͤrdig, ließ sich aber über den Nutzen oder die Moͤglichkeit solcher Unterneh— mungen nicht weiter aus, und war nicht der Ansicht, eine Summe zu diesem Behufe zu verwilligen, empfahl jedoch die Versendung des gedachten Ansuchens an den Seeminister. Das Haus billigte diesen Bericht.

38 n 4 n d

Minden, 4. April. Als die, jeden Vaterlands freund mit dem innigsten Danke gegen die Vorsehung

316

und mit der reinsten Freude erfuͤllende, amtliche tigung der gluͤcklich vollendeten Genesung unsers verehrten Monarchen hier einlief, äußerte sich Gefuͤhl durch das in den Kirchen aller Confessionen serer Stadt am naäͤchstfolgenden Sonntage dargebn oͤffentliche Gebet und Dankopfer. Gestern aber m das Fest der Wiedergenesung Sr. Maj, durch ein inahl auf der hiesigen Resouree gefeiert, zu dem jn wohnter Eintracht zwischen dem Militair und den oil sich eine ganz ungewoͤhnlich zahlreiche Versamm aus allen Standen eingefunden hatte. Man uͤhg sich an diesem schoͤnen Tage der herzlichsten Freud eh bei dem, durch den Regierungs, Chef- Praͤsiz H n. Richter ausgebrachten, dreimaligen Lebeheg Konigs in unbeschreiblichem, sich stets erneuenden

aussprach, und durch dag, hierauf von der Milita sik angestimmte, von dem Gesang der Versammelta gleitete National Lied: „Heil dir im Siegerku würdig erhoͤht wurde. Alle Anwesende beseelte nu Wunsch: Gott erhalte uns noch lange I den theuern Vater des Vaterlandes!!

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 11. April. Im Opernhause: Kohlhas,“ Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von! v. Maltitz.

Wegen eingetretener Hindernisse, kann die auf Repertoir für diesen Tag angekuͤndigt gewesene stellung der Oper: „Aleidor,“ nicht gegeben werd

Donnerstag, 12. April. Im Opernhause: liche Musik.“ Mad. Eatalani wird hierin mehren sangstuͤcke vortragen.

Inhalt. Erster Theil: 1) Introduction zu dels Messias. 2) Arie Troͤstet mein Volk dem Messias von Handel, gesungen von Madodle C⸗ lani. 3) Chor aus dem Messtas von Haͤndel, göun von dem Koͤnigl. Theater, Chor. 4) Arie Gu agimus tibi von Gaͤglielmo, gesungen von CLatalant. 5) Halleluja, Chor von Händel, gesm von dem Königl. Theater Chor. 6) Arie Ich daß mein Eiloͤser lebt von Händel, gesungen Mad. Catalant. 7) Chor aus dem Alrxanderfest, Handel, gesungen von dem Koͤnigl. Theater, Chor. Arie A partati aus dem Oratorium: Das h Abrahams, von CLimarosa, gesungen von Mad.“ lani. Zweiter Theil; Das Requiem, von Mozait, gefuhrt von Mitgliedern der Koönigl. Oper.

Billets fuͤr diesen Tag sind im Billet-Verh Buͤreau zu solgenden Preisen zu haben: Ein Plat einer Loge des Koͤnigl. Ranges 2 Rthlr. 20 Sgr. Platz in einer Parquet-Loge 2 Rthlr. Ein Platz i ner Loge des zweiten Ranges 1 Rihlr. 10 Szr. Platz in einer Loge des dritten Ranges 1 Rtylr. Platz im Parquet 2 Rihlt. Ein Platz im Parte Rthlre. 10 Sgr. Ein Platz auf dem Amphitheater 20

Die freien Entréen und Adonnements sind Ausnahme nicht guͤltig.

Die resp. Abonnenten wollen sich aber bis Mim den 11. April, Abends 6 Uhr, im Billet-Verkausth reau uͤber die etwanige Beibehaltung der abonm Plaͤtze gesaͤllig erklaͤren, bevor uͤber deren weiteren? kauf das Noͤthige angeordnet wird.

x r

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.

Redacteur Joh!

Allge

reußische St

meine

aats-Zeitung.

*

** 2

2

87.

Berlin, Donnerstag, den 12ten April 1827.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. Verzeickniß

Sommerhaldenjahre 1827 vom 30. April an gehalten werden.

Infangsgründe der Mathematik, der Do— Herr Schneider.

Von 7 8 Uhr, 5 Tage die Woche, Mathe— ik, Herr Professor Ideler.

Von 8 9 Uhr, A Tage die Woche, Waldbau,

Ober Forst Rath Pfeil.

Von 8 9 Uhr, 27 Tage die Woche, Ja gdver— tung skunde und Jagdpolizeilehre, derselbe. Von 9 10 Uhr, drei Tage die Woche, For st. u tzung, derselbe.

Von 9 10 Uhr, drei Tage die Woche, Forst— z und Forstpelizeilehre, mit besonderer Ruck auf Forstinsekten, derselbe. z

Von 10 11 Uhr zwei Tage die Woche, forst- e Bodenkunde, Herr Prosessor Weiß.

Von 16 11 Uhr drei Stunden die Woche, stbotan ik, Herr Professor Hayne.

Von 160 17 Uhr einen Tag die Woche; von

12 Uhr einen Tag, drei Stunden wöchentlich,

vsik und Chemie, zur Erläuterung der in der wirthschaft vorfallenden Gegenstände, Hr. Profe ssor Major Turte. .

Von 1 bis 2 Uhr 6 Stunden woͤchentlich, Zoo— ie, Herr Professor Lichtenstein.

In den Nachmittagsstunden wird derselbe woͤchent— lich zwe im al praktische Demonstrationen auf dem zoologischen Museo vornehmen.

Vier Tage die Woche wird Herr Forstkommissa— Passow praktische Geometrie und Planzeichnen leh— und im Aufnehmen und Nivelliren praktische U—— gen anstellen lassen.

Herr Professor Hayne macht woͤchentlich eine bota— he Excursion, so wie auch die Sammlungen und lfsmittel der Universität von den Studirenden der stakademie benutzt werden konnen.

Wahrend der Ferien wird von dem Herrn Ober, rath Pfeil ein forstwissenschaftlich praktischer CEursus den benachbarten Koͤnigl. Forsten gehalten werden.

ee.

An gekomm en. Der Koͤnigl. Spanische Kabinets, urier Anton, von Madrid. Abgereist. Der Kaiserl. Oesterr. Kabinets Kou—

t Schuller, nach Wien.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Ausland. Paris, 5. April. Der Konig ist von seinem Gicht—

zorlesungen, welche dei der⸗Jorst⸗Akademie zu Berlln] anfalle vollkommen hergestellt und S. M. haben bereits

die Messe in der Schloßkapelle gehoͤrt. Die Deputirten- Kammer setzt ihre Berathungen

Von 6 7 Uhr Morgens, 5 Tage die Woche, uͤber das Forstgesetz fort, und hat bereits 126 Artikel

desselben angenommen.

Der Graf von Ofalia, außerordentlicher Gesandter und bevollmaächtigter Minister Sr. Span. Maj. bei Sr. Maj. dem Konig von Großbritannien, ist vorgestern in Paris angelangt, und in dem großen Hotel de la Ca— stille, Straße Richelieu, abgestiegen.

Jetzt erst liegt der Bericht des Groß-Referendars, Marquis de Semonville an die Pairskammer uͤber den Vorfall bei der Beerdigung des Herzogs von Laroche— faucault dem Publikum vor Augen. Wir theilen dabaus Nachstehendes mit:

„Meine Herren, Sie hatten mir ausdruͤcklich den

Auftrag gegeben, keine foͤrmliche gerichtsartige Untersu—

chung anzustellen. Allerdings wuͤrden die Magistrate des ehemaligen Parlaments anders verfahren sein, weil sie nur ganz unvollkommen zur gesetzgebenden Behörde gehörten. Unsere Pairskammer theilt hingegen mit dem Koͤnig den erblichen Antheil an der Gefetzgebung, und hat an der Richtergewalt nur in einzelnen bestimmten Fallen Antheil. Nach den bestehenden Gesetzen soll der Polizeipraͤfekt in Paris uͤber die Beerdigungen die Auf— sicht haben; an derselben hat unter gewissen Verhaͤltnis⸗— sen auch der Departementspraäͤfekt Antheil. Ein Schluß des letztern vom 17. April 1801 verordnet, daß in Pa— ris die Leichen nicht getragen, sondern gefahren werden sollen. In allen Gemeinden, wo die Leichen gefahren werden, wegen der weiten Entfernung der Kirchhoͤfe, soll der Transport verpachtet werden; diese Einnahme gehoͤrt zur Verwaltung des Departementspraͤfekten, die Trauer— wagen sind dieselben fuͤr den Armen und fuͤr den Rei— chen; der Unterschied besteht nur in den Verzierungen. Nur selten ist seit drei Jahren gegen diese Verordnun— gen eine Aenderung eingetreten. Die erste kam vor bei der Beerdigung des Doktors Beclard; seine Zoͤglinge erhielten vom Polizeikommissair die Erlaubniß, die Leiche zu tragen; er erhielt daruͤber einen Verweis, weil er nicht bei der hoͤhern Behoͤrde angefragt hatte. Einst wollten die Zoͤglinge der Haͤndlungsschule dem Beispiele folgen; es wurde ihnen abgeschlagen. Die Leiche des Schauspielers Philippe wurde mit Gewalt weggenom—

men; waͤhrend die Schauspieler zu dem Minister des Innern gegangen waren, um gegen die Verweigerung der kirchlichen Weihe einzukommen, blieb der Sarg auf der Straße stehen. Ich brauche nicht in Erinnerung