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gen, als Milchvieh vieler kleinern und ͤrmern Haushal tungen, und 1322 Schweine, deren Letztern jedoch eine große Zahl auch von auswärts zum Abschlachten alljähr— lich in den Kreis gebracht und verkauft wird, da ver hältnißmaßig nur wenige Einwohner im Falle sind, sich mit der Mastung abzugeben. Aber auch bei nicht voll ständiger Erzeugung des Bedarfs, nähren durch lebhaften Unsatz die Landwirtbschaft und Viehzucht, die Jigd und Fischerei, uberhaupt das Gewinnen roher Natur— produkte, eine große Menschenzahi, wobei der kleine, aber zahlreiche Marktverkehr und der Victualien Handel nach den nahen und selbst nach entferntern Städten und Fabrikorten, vor allem nicht uͤbersehen werden darf.
Fabriken und Manufacturen sind die zweite gleich große, aber weit ergiebigere Erwerbsquelle im Kreise, und haben auch ihrerseits wieder, gleich den uͤbtigen Ge— werben, großentheils durch Verbindung mit Grundbesitz, eine bleibende Stätte unter uns gefunden.
Mehr als die Halfte aller Familien in dem eigent— lichen Fabrik- Bezirke des Kreises, leben von den ihm seit Jahrhunderten angehörigen Eisen- und Stahlarbei— ten, welche im Umfange desselben 4 Eisenhämmer, 2 Stahlhaͤmmer, 99 Schleifmuͤhlen und 2136 selbststaäͤn— tige Meister in den verschisdenen Artikeln dieses viel seitigen Industriezweiges beschaͤftigen.
Den Schleifmuͤhlen wäre häufig eine verbesserte Einrichtung zu wuͤnschen, nur wenige derselben sind nach den Erfahrungen der neuern Zeit und mit oͤrkricher Anwendung richtiger mechanischer und hydrotechnischer Grundsaͤtze consttuirt.
Die Zahl der Arbeiter bei den eigentlichen Solin“ ger Fabriken scheint ubrigens, jedoch unbeschadet ihres Betriebes, seit den letzten Jahren abgenommen zu ha— ben, wogegen sich die Wedereien sehr vermehrten. En gehen dermalen im Kreise auf Seide, Wolle, Baum wolle und Leinen, oder fuͤr die verschtedene Zusammen— setzung dieser Stoffe 860 Stuͤhle, welches 361 mehr be— trägt, als im Jahr 1816 vorhanden waren, und die einschließlich aller Nebenarbeiten etwa 1700 Menschen beschäftigen. Hierzu kommen nun 14 Faͤrbereien und Druckereien, 2 Papiermäühlen, 1 Pulvermuͤhle, 2 Walk, muͤhlen, A Dachziegel Brennereien, 2 Blechfabriken, 3 Buͤrsten Manufaeturen, 11 Gaͤrbereien, 4 Tabacks Ma— nufacturen, 7 Sayetspinnereien auf Maschinen und Handraäͤdern, 58 Getraidemuͤhlen, nebst 11 Roßmuͤhlen und 12 Oelmuhlen, 34 Branntweinbrennereien, 9 Braue— reien, 19 Kruitpressen, und saͤmmtlicher Handwerksbe— trieb.
Letzter ist in denjenigen Zweigen am lebhaftesten, welche dem Mittelstande am unentbehrlichsten sind, und ohne großen Aufwand von Geldmitteln erlernt und be— trieben werden koͤnnen. So sind z. B. 217 Bäcker vor— handen oder etwa einer auf se 45 Haushaltungen und 79 mehr als im Jahr 1816. Schneier, deren Gewerbe in vielen, zumal ländlichen Haushaltungen, durch eigene Arbeit ersetzt wird, sind dagegen auch nur 209 (12 mehr als 1816). Fleischer 65, Schuster 205 (24 mehr als 1816) ohne die Holzschuhmacher, deren Gewerbe haͤufig andere Fußbekleidung entbehrlich macht. In gleicher Beziehung mehren sich die Bauhandwerker, es befanden sich nemlich im Kreise: 181656. 1826.
Zimmer meister.- , 95 129 Maurer, Steinmetzen und Doch— J 126 k 130 , 23 27 Ohne die Gehuͤlfen, deren uͤberhaupt bei vorgenannten vier Handwerken 165 verzeichnet sind, welchen zur be—
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treffenden Jahreszeit sich bekanntlich mehrere aug Tagloöͤhner⸗ Klasse zugesellen. Gast⸗ und Schenhn schaft in mehr oder weniger — jedoch sehr merkt
schiedener — Ausdehnung detrieben, nährt theilt
schließlich, meist aber in Verbindung mit andern G
ben, 506 Familien, welche seit dem Jahr 1816 bis auf diese Zahl anwuchftn. * 2.
Von einigen Gemeinden des Kreises existiren die Vertheilungszettel einer im Jahr 1765 autges benen, nach den Gewerben geordneten Familien welche, wenn sie vollstaͤndig wäre, zu interesssanten gleichungen Stoff geben würden. Man sieht in doch daraus theilweise den sehr veränderten Stam alles Betriebs; damals z. B. waren in der jetzigen germeisterei Opladen, Schlebusch, Butscheid und lingen, 27 Schenkwirthe, dermalen sind ihrer don In denselben , ,
im Jahr 1765 und im Jahr 1826
Schuster * * 1 12 5 2 rh 47
Schneider 14 ä 61
Schreiner 6 ⸗ 28
Es ist zu bedauern, daß der Mangel weitt verlässiger Notizen nicht gestattet eine vergleichen bersicht in dieser Beziehung vollstaͤndig aufzustelln
Bei diesem Aufschwung der Gewerbe, der m Zuwachs der Bevoͤlkerung Hand in Hand gim wechselseitig eines durch das andere bedingt bleih, sich — wohl eben um dieser Verbindung halber, durch unbeschraͤnkte Erwerdsfreiheit erleichtert wi unter uns ein ausköoͤmmlicher Zustand gebildet, Allgemeinen genommen wohl von Reichthum und tigkeit gleich entfernt ist — Der Umstand, daß haupt nur 3018 Dienstboten im Kreise vorkommen, lich mehr als 2s3 aller Haushaltungen deren gar haben, mag auf diesen gluͤcklichen Mittelstand?d wo im haͤuslichen, wie im buͤrgerlichen Leben, jeder eigner Herr und Knecht ist!
(Schluß folgt.)
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 19. April. Im Opernhause: „ Kohlhas,“ Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von e v. Maltitz.
Freitag, 20. April. Im Opernhause: „Don Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz. Musik von N
Sonntag, 22. April. Im Opernhause: „M Quadrat,“ Lustspiel in 1 Aufzug. Hierauf: „DN und letztes Vocal- und Instrumental - Coneert, Madame Catalani mehrere Gesangstuͤcke vortragen Billets zu dieser Vorstellung sind im Bille kaufs Buͤreau zu haben.
Pereise der Platze: Ein Platz in einer Lo Königl. Ranges 2 Rihlr. 20 Sgr. Ein Platz in Parquet-Loge 2 Rthlr. Ein Platz in einer Lo zweitͤn Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Platz in Loge des dritten Ranges 1 Rthlr. Ein Platz in quet ? Rihlr. Ein Platz im Parterre 1 Rthlr. l! Ein Platz auf dem Amphitheater 20 Sgr.
Die freien Entreen und Abonnements siy
Ausnahme nicht guͤltig.
Die resp. Abonnenten wollen sich aber bis E bend den 21. April, Abends 6 Uhr, im Billetve Bureau uber die etwanige Beibehaltung der abonn Plätze gefällig erklären, bevor uͤher deren weiteren kauf das Noͤthige angeordnet wird.
g des Reglements zu protestiren.
Alge
meine
sreußische Staats- Zeitung.
IT 92.
Berlin, Freitag, den 20ten April 1827.
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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Berlin, den 17. April. Am gruͤnen Donnerstage haben Seine Majestaäͤt der g das heilige Abendmahl in Gemeinschaft des jsen Albrecht K. H. in der Kapelle des Koͤniglichen is aus den Händen des Bischof Dr. Eylert em
hen.
Ihre Majestaͤt die verwittwete Koͤnigin von Baiern, e des Kronprinzen und der Prinzen Wilhelm und KK. HH., haben am Charfreitage in der hiesigen und Domkirche communicirt und empfingen das he Abendmahl aus den Händen der Hofprediger nberg und Theremin.
Berlin, den 20. April. J. M. die Königin von Baiern, und IJ. HH. die Prinzessinnen Maria und Ludo vika Baiern sind von hier uͤber Potsdam nach Leip— bgegangen, bis wohin JJ. KK. HH. der Kron— . die Kronprinzessin Allerhoͤchstoieselben beglei aben.
Des Königs Majestaät haben den Kammergerichts, or Flessing zum Justizrath bei dem Land, und dtgericht zu Danzig zu ernennen geruhet.
Angekommen. Se. Durchl. der Statthalter des sberzogthums Posen, Fuͤrst Radzüiwill, von Posen. Ubgereist. Se. Durchi, der General⸗Major und kal, Gouverneur von Neu ⸗Vor⸗Pommern, Fuͤrst utbus, nach Stralsund.
lichen Vorrechte zu verletzen, uͤber den gegenwaͤrtigen Gesetzentwurf berathen koͤnnen. Der Redner suchte nun zu beweisen, daß die Amendements der Pairskammer, da sie von dem Könige noch nicht genehmigt waͤren, nur als Resolutionen angesehen werden konnten; die Kammer habe aber nicht das Recht, uͤber Vorschlage zu berathen, die nicht vom Throne kämen; die Charte sage: der König schlägt die Gesetze vor, wenn also der Konig einer Resolution seine Zastimmung nicht ertheilt habe, so kann darüber nicht berathen werden, besonders, wenn, wie es hier der Fall sei, der Koͤnig einen andern Vor— schlag wirklich thue. Man wende zwar ein, jene Reso— lutionen seien der Kammer auch vermittelst einer Or— donnanz vorgeschlagen worden; allein es walte hier ein Mißverstaͤndniß in den Worten ob, denn es wuͤrde be— leidigend fuͤr die Majestaͤt sein, wenn man die Nieder— egung einer Reihe widersprechender Entwuͤrfe einen Vorschlag nennen wollte. Ein solcher geschehe nur, wenn der Kammer ein ganz fertiges Gesetz vorgelegt wuͤrde, ihr zwei Entwurfe vorlegen, heiße so viel als gar keinen Verschlag thun. Der urspruͤngliche Entwurf, sagte der Redner, existirt nicht mehr, und es ist unbegreiflich, wie die Minister einen Leichnam haben ausgraben können, um ihn uns vorzulegen, da wir doch außer Stande sind, wieder einen Lebensfunken in ihm zu erwecken. Am Schlusse schlug der Graf La Bourdonnaye vor, die Be— rathung auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Hr. Borel v. Bretizel, Berichterstatter der Commission, erwie— derte hierauf, daß die Charte keine Frist vorschreibe, binnen welcher die Amendements genehmigt werden muͤß— ten; es sei also mit Unrecht, daß man sich auf die Vor— rechte der Krone berufe, um eine Weigerung uͤber deren Vorschlaͤge zu berathen, rechtfertigen zu wollen. Weit entfernt davon wuͤrde es eine Verletzung des Ansehens der Krone sein, wenn man uͤber ihre Vorschlaͤge nicht in Berathung treten wollte. Hr. Agier sprach im ent— gegengesetzten Sinne, und bemuͤhte sich darzuthun, daß diese doppelte Vorlegung wenigstens unangemessen und
unpolitisch sei. Hierauf nahm der Justizminister das
Zeitungs-Nachrichten.
Ausland.
Paris, 13. April. In der vorgestrigen Sitzung Deputirten Kammer war die Berathung uͤber das etz, die Geschwornen betreffend (welches bekanntlich den Amendements der Pairs-Kammer vorgelegt wor, isty an der Tagesordnung. Gleich nach dem der
asident dieses verkuͤndigt hatte, verlangte der Graf
Bourdonnayen das Wort, um gegen eine Verlez— Meine Absicht ist, e er, zu beweisen, daß Sie nicht, ohne die Köͤnig—
Wort und bewies, erstens, daß diese Art der Vorlegung den Gebräuchen nicht zuwider sei, indem bereits Bei— spiele eines ahnlichen Verfahrens vorhanden wären, zwei⸗ tens, daß die Vorrechte der Krone und der Kammer da— durch nicht verletzt wuͤrden, da die Charte selbst noch die Krone nur noͤthig habe, die vorgeschlagenen Amen de— ments zu genehmigen oder zu verwerfen, bevor ein de fi nitiver Beschluß gefaßt worden set; endlich drittens, daß die erbliche Kammer sich dadurch nicht gekraͤnkt fuͤhlen koͤnnte, indem in der gesetzmaͤßigen Ausuͤbung eines con— stitutionellen Rechts eine Kraͤnkung nicht liegen konne. Nachdem nech Hr. Hyde v. Neuville zu Gunsten des Vorschlags des Hrn. v. La Bourdonna ie gesprochen hatte, wurde er beinahe einstimmig durch die vorlaͤufige
Redacteur Jol
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Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.