1827 / 103 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 03 May 1827 18:00:01 GMT) scan diff

Was die auf den Aufsatz vom 6. Maͤrz, uͤberschrieben: Ueberwiesene Verlaͤumdung, gestuͤtzte Beschuldigung be⸗ trifft, in Erwägung, daß dieser Aufsatz eine dem Depu— tirten Hrn. Du don oͤffentlich und in Bezug auf seine Amtsverrichtung gemachte Beleidigung enthält, und daß mithin der Herausgeber Pauchet sich des im Art. 6. des Gesetzes vom 25. März 1822 vorgesehenen Verbrechens schuldig gemacht hat, daß aber laut Art. 1. dieses Ge— setzes der Art. 463 des Strafgesetzbuchs auf die in den §§. 1, 2 und 4A des Art. 6. vorgesehenen Verbrechen In Erwaͤgung, daß kein in Geld anzuschlagender Schaden nachgewiesen ist, und in,

angewendet werden darf.

dem das Gericht von der im Art. Abs ihm ertheilten

Befugniß Gebrauch macht, verurtheilt es den Herrn Pauchet zu 100 Franken Gelobuße und in die Kosten. Dem Vernehmen nach hat der Koͤnigliche Prokurator sogleich die Berufung gegen den Theil dieses Urtheils

eingelegt, welcher den Hrn. Keratty betrifft.

Ein Goldarbeiter, Namens Capriolet, beschuldigt, am 17. d. Abends durch einen Schwärmer ein Maͤd— chen verwundet zu haben, erschien heute am Zuchtpoli— zeigerichte, und wurde zu zweimonatlichem Gefaͤngniß

verurtheilt. Seine Mitbeschuldigten wurden freige— sprochen.

Fuͤnfprocentige Rente 100 Fr. 60 C. Dreiproc. 70 Fr. 80 C.

Bruͤssel, 27. April. In der zweiten Kammer der General Staaten begannen vorgestern die Verhand— lungen über den Gesetzentwurf in Betreff einer neuen Vertheilung der Grundsteuer. Zuerst sprach Hr. Ser ruys fuüͤr den Entwurf; er erinnerte daran, daß die von dem Koͤnige mit der Ermittelung: wie eine neue Ver— theilung der Grundsteuer zu bewirken sei? beauftragt gewesene Commission, zu der auch er (He. Serruys) gehort, in ihrem Berichte erklart habe: man konne nur mittels der Katastrirung dazu gelangen. Die Regie— rung koͤnne sonach nicht getadelt werden, daß sie den Vertheilungsplan auf das Kataster gegruͤndet habe; es habe ihm keine andere sichere Grundlage geben koͤnnen. Der Redner suchte demnaächst zweierlei zu beweisen: 1) daß es keinem Zweifel unterliege, daß Ungleichheiten in der Grundsteuer-Vertheilung zwischen den verschiedenen Provinzen obwalten, und daß Gerechtigkeit und Billig— keit nicht verstatten, die Abhuͤlfe langer zu verzoͤgern; 2) daß die Regierung den einzig dienlichen Weg einge— schlagen habe. Hr. Sypkens sprach darauf gegen den Entwurf; er fand nicht, daß der vorgeschlagene Verthei— lungsplan dem bestehenden Uebel abhelfe; vielmehr ist er der Meinung, daß dieser Plan auf einem irrigen Sy— stem beruhe, und nur neue Ungleichheiten erzeugen werde. Er suchte dieses durch Berechnung des Ertrags versch ie⸗ dener Provinzen und Vergleichung desselben mit dem von ihnen zu entrichtenden Grundsteuer-Beträgen zu be— weisen und machte schließlich den Antrag: Se. Maj. zu bitten, den Gesetzentwurf in weitere Erwägung zu zi— ben ⸗— Nachdem sodann Hr. Feckema fuͤr das Gesetz ge sprochen und sich mit dessen Bestimmungen ganz ein ver— standen erklart hatte, ließ He. Fabri Lougrée ssich sehr

ausfuͤhrlich dagegen vernehmen. Zuerst tadelte er, daß man, um die Katastrirung zu beschleunigen, die durch das Gesetz vom 1. Deebr. 1790 vorgeschriebenen Abschaͤz zungen 1c. verabsäumt habe: man haͤtte solches um o weniger thun sollen, da man eine Katastrirungs-Periode angenommen habe, welche ganz außerordentliche Jahre in sich begreife. Er ging sodann weiter in das Setail des bei der Katastrirung beobachteten Verfahrens ein und suchte darzuthun, daß solches fehlerhaft gewesen und zu unrichtigen Resaltaten geführt habe. Nach ihm sprach Hr. Dyckmeester, welcher gar keine dringende Noth—⸗

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Lobe des Entwurfs: Der Grundreichthum eines Staats, sagte er, ist die unvergaͤngliche Grundlage seiner Groͤß⸗ und seiner Macht. Nur wohl angebaute Ländereien lie fern jährlich einen sichern Ertrag. Aber eine kluge um erleuchtete Regierung Larf sene erste Quelle aller In tustrie beschuͤtzend die von derselben fuͤr die Besten, rung dargebotenen Mittel nur mäßig benutzen. „Ein angemessen niedrig gestellte Grundsteuer (sagt der redte Regnault de St. Jean d' Angely) welche den Lanz man in Stand setzt, Reproduktionsmittel zu sammeln, ver stattet in Zeiten eines drohenden oder begonnenen Kriegt ohne Verzug und Ungewißheit, Mittel zur Ruͤstung um Vertheidigung, des Angriffs und Gelingens zu erhalten.“ Nicht so ist es mit den andern Auflagen; ergiebig in gewohnlichen Zeiten, werden sie oft in drangvollen Zei ten fast zu Nichts. Diese Betrachtungen sollten, wi mir scheint, uns bestimmen, nach dem Vorbilde einige anderen europaͤischen Nationen, allmaͤlig die ungeheun Taxe zu vermindern, welche noch auf den Laͤndereien lastet, und zwar um so mehr, da sie bei uns effenba mit den Personal- und Patentsteuern in Mißverhaͤltnij steht. Aber es genugt nicht, die Auflage zu vermindern, man muß auch eine genaue Gleichmaͤßigkeit der Grunh abgaben bewerkstelligen. Der Redner suchte nun zu beweisen, daß das neue Gesetz dahin gehe, dem Lande nicht nur eine sichere Grundlage der Grundsteuer, son dern auch die Mittel zur Ausgleichung der fruheren Un gerechtigkeiten in der Vertheilung derselben zu geben, die Ruͤckkehr solcher Ungerechtigkeiten zu verhüten un alle Klagen zum Schweigen zu bringen, indem es alh Interessen ordne. . Nachrichten aus Griechenland. (Aus dem Oesterreichischen Beobachter.) Ein Schreiben aus Aegina vom 21. Marz au— sehr zuverlaͤssiger Quelle enthaͤlt folgen de Uebersich der neuesten Begedenheiten in jenen Gegenden: „Omer Pascha, welcher sich mit 2000 Mann meh rere Wochen lang in Distomo gegen Karaiskaki gehalten hatte, verließ diese Stellung am 18. Febr., und schlug den Weg uͤber Daulia nach Turlochoti ein, von wo er seine Kavallerie in das Lager des Seraskiers bei Athen schickte, und mit einem Theile der Infanterie (der Ueber— rest hatte sich in die Gebitge zerstreut) nach Negropontt zog, wo er bald darauf erkrankt sein soll. Omer Pascha verlor auf diesem Ruͤckzuge eine Kanone, und mußtz einen Theil seines Gepackes im Stiche lassen. Karalt kaki, der nach Omer -Pascha's Abzuge von Distomo kei— nen Feind mehr daselbst gegen sich hatte, wandte sich nun mit seinen Truppen, wovon er einen Theil nach Eleusis, den andern nach der gegenuͤber liegenden Insel Salamis fuͤhrte, gegen Athen, um zum Entsatz der Akopolis dem gegenwärtigen Hauptziele aller Open rationen der Griechen und ihrer auswärtigen Gehuͤlfen mitzuwirken. Er verfuͤgte sich in Person nach Aegi, na, um mit den Mitgliedern der dortigen Regierung die erforderlichen Maaßregeln zu verabreden. In der Nacht vom 14. auf den 15. Maͤrz landete er mit 3500 Mann *) bei Keratia oder Keratsini, zwischen Eleusis und dem Piräus, und wendete sich gegen den rechten Fluͤgel der Türken. Am folgenden Tage, den 16. Marz, griff er die Vorposten des tuͤtkischen Lagers an. Reschid Pa scha ruͤckte ihm mit dem größten Theile seiner Streit, kraͤfte entgegen, um den Angriff abzuschla gen. Es er, folgte von beiden Seiten etne lange und heftige Kano— . nabe, ohne bedeutences Resultat. Der groͤtzie Theil der Griechen, welche nicht gewohnt sind, sich in offenem Felde zu schlagen, ließ ihren Anführer im Stich-, der sich mit 50 Mann vor der neu organisieten Kavallerie

wendigkeit eines Gesetzes uͤber eine genauere Vertheilung der Grundsteuer anerkannte und um deshalb sich gegen den Entwurf erklärte. He. v. Meulluaere sprach zum

) In dem ganz kurzen griechischen Berichte hieruͤber, den wir nachstehend mitthetlen werden, heißt es, mit 1000

Mann. (Anmerk. des Oesterr. Beob )

ige Zeit lang gegen die an eiterei tapfer vertheidigte, bis letztere, von den a i⸗ m Phalerus vorruͤckenden Griechen in der linken Flanke droht, sich hinter ihre Verschanzungen zuruͤck zog. zer Verlust an Todten und Verwundeten in die sem jefechte mag sich auf beiden Seiten auf 200 bis 250 ann belaufen haben. Seit dem 16. Maͤrz bis heute nichts weiter vorgefallen ).“ „Karaiskaki behauptet mit seinen Truppen die Stel⸗ ng von Keratsini, bis auf eine halbe Stunde noͤrdlich om Piräus; Gordon steht mit 1600 Mann im Phale⸗ 1s; in der Akropolis liegen 1100 Mann, wovon jedoch e Hälfte krank ist. Der Seraskier, Reschid⸗ Pascha, ssen Corps auf 7 bis S000 Mann geschätzt wird, st einen Theil des Piräaͤus, saͤmmtliche Anhöoͤhen vor then und diese Stadt selbst, besetzt. Oberst Gordon, eicher sich, hoͤchst mißvergnuͤgt uͤber den Mangel 1 Zusammenwirken bei den, unter seinem Oberbefehl den ersten Tagen des Februars im Piraͤus gelan de⸗ n Griechen, und erschreckt durch die Niederlage, welche e Lant-Expedition unter Vasso und Burbachi kurz zu— or erlitten hatte, bereits wieder nach Salamis und on da nach Aegina eingeschifft hatte, ind wenig Lust zeigte, an den ferneren Operationen Theil zu nehmen, sat sich nur auf dringendes Bitten der Regierung auf egina und des mittlerweile dort angekommenen Kara⸗ ökaki entichlessen, nach dem Phalerus zurückzukehren, ud das Commando der unter J. Notara, Makrijanni nd Inglesi in diesem Hafen befindlichen Truppen zu bernehmen.“ ö .

„Wahrend dieser Vorfälle bei Distomo und Athen urde der Plan zu einer Expedition nach Oropo (an er Nordkuͤste von Attika, gegenüber von Negtoponte) rabredet, und zu diesem Ende 460 Mann Landungs— uppen auf Salamis au Bord der Fregatte Hellas, es Dampfschiffs Karteria, und der kuͤrzlich in Tino bauten Brigg Nelson von 16 Kanonen, nach dem holf von Negroponte eingeschifft. Der Oberbefehl uͤber iese Expe ition wurde von der Regierung auf Aegina m baierischen Obersten von Heidegger uͤbertragen. Am .Maͤrz erschien sie unter der Batterie von Oropo, welche Oberst Heidegger sogleich durch das Geschuͤtz sei— er Fahrzeuze deschießen ließ. Er versuchte auf meh re⸗ n Punkten seine Truppen ans Land zu setzen, um die Magazine des Seraskigts zu zerstoͤren; allein die Tuͤr⸗ n leisteten so kräftigen Widerstand, daß Oberst Hei⸗ egger sein Vorhaben aufgeben mußte, und sich bloß in er Nacht, mittelst seiner bewaffneten Schaluppen, eier, von ihrer Mannschaft verlassnen, Transpori— chiffe mit Getreide unn Zwieback, die bei Oropo vor Au— r lagen, bemächtigen konnte. Oberst Heidegger ließ ie Fregatte Hellas zur Blockade von Negroponte in en dortigen Gewaͤssern, und kehrte mit dem Dampf—

„) Dieses wird auch durch die letzten Nummern der allge⸗ meinen Zeitung Griechenlands, die wir bis zum 21. Maͤrz (neuen Styls) erhalten haben, bestaͤtiget. Hieraus er⸗ giebt sich, was von der in der (Augsburger) allgemeinen Zeitung vom 19. d. M. in einem Schreiben aus Odessa vom J. April mitgetheilten Nachricht zu halten ist: „daß die Akropolis endlich durch einen am 12. Maͤrz von Ka⸗ raiskakt errungenen Sieg foͤrmlich entsetzt worden sei;“ wobei zur Gewaͤhr die griechischen Zeitungen, aus denen diese Nachrichten geschoͤpft seien, angefuͤhrt werden, die aber, wie wir uns durch den Augenschein uͤberzeugt ha— ben, keine Sylbe davon enthalten. In einem spaͤteren Schreiben aus Odessa vom 6. April (in der Augsburger allgemeinen Zeitung vom 21. April) wird diese falsche Nachricht mit dem Beisatze wiederholt: „Der Seraskier solle sich auf seinem Rüͤckzuge zuletzt zehn Stunden von Athen auf allen Seiten umringt befunden haben, und das Gefecht, welches diesen Rückzug und den Entsatz der Akropolts bewirkt haben sollte, am 16. Maͤrz vorgefallen sein!“ (Anmerk. des Oesterr. Beob);

415 an Zahl uͤberlegene tuͤrkische schiff Karteria, der Brigg Nelson und den beiden Pri—

sen am 18. März nach Aegina zuruͤck ).“ ͤ

„In der Akropolis, in der, wie schon erwahnt, die Halfte der Besatzung an Krankheiten leidet, fehlt es nicht an Getreide und Wasser in den Listernen, wohl aber ganz und gar an Fleisch und Holz, und was am em— pfindlichsten ist, an Arzneimitteln, so daß täglich viele von den Kranken ohne moͤgliche Huͤlfe dahin sterben. Um et— was Weniges Brot zu backen, muͤssen kleine Oefen mit Gerste geheizt werden. Alle in der Festung wollen be— fehlen, Keiner gehorchen, woraus die größten Unord⸗ nungen entstehen; die Kapitaine Kriesioti, Mamera, Simeon und der Oberst Fabvier sind die einzigen, die noch einige Autorität behaupten. Diese uͤber den Stand der Dinge in der Akropolis nicht sehr erfreuliche Nach— richten sind theils durch Kundschafter, denen es gelang, sich zur Nachtzeit durch das feindliche Belagerungskorps noch dem Phalerus zu schleichen, theils durch verabre⸗ dete Zeichen *ñ), mit dem Beisatze mitgetheilt worden, daß die Besatzüng, wenn sie nicht bald Succurs erhalte, entschlossen sei, die Citadelle zu verlassen, sich durchs tuͤrkisch' Lager durchzuschlagen und auf dem kuͤrzesten Wege durch den Oliven-⸗Wald mit Karaiskaki zu verei— nigen. Wenn zu gleicher Zeit Karaiskaki und Gorden mit ihren Streitkräften das Lager des Seraskiers in der Fronte angreifen wurden, so iieße sich bei einer wohl combinirten Operation diefer Art, wo Alles gehö— rig in einander greifen muͤßte, denken, daß Reschid Pascha zum Ruͤckzuge gendͤthigt werden konnte; allein die Erfahrung hat bisher gezeigt, und die neuesten Bei— spiele haben bewiesen, daß bei derlei Combinatienen der Griechen immer ein oder das andere Glied in der Kette mangelt, und die zur gluͤcklichen Ausfuhrung eines solchen Planes durchaus nothwendige Einheit im Zu⸗ sammenwirken nicht zu finden ist. Ueberdieß erwartet ser Seraskier täglich die Ankunft seines Neffen, der ihm 2500 Mann der besten Albanesischen Truppen uͤber Salona zusuͤhrt.“ (Schluß folgt.)

F n l and.

Berlin. Die so eben erschienene „Acht und zwan— zigste Nachricht von dem Zustande der im Jahre 1793 hier errichteten Erwerbschulen“ ergiebt, daß die Se⸗— fammt-Einnahme derselben im vorigen Jahre, mit Zu— rechnung des am Jahresschlusse 1825 gebliebenen Be⸗ standes von 11249 Thlr. 20 Sgr., 18233 Thlr. 5 Sgr. 3 Pf. betragen hat; die Ausgaben haben sich dagegen auf 5348 Thl. 17 Sgr. belaufen, und es ist sonach am 31. December 1826 ein Vermögen von 12884 Thlr. 18 Sgr. 3 Pf. geblieben. Wenn schon das verflossene Jahr nicht durch eine glänzende Erweiterung der Huͤlfsmit— tel der gedachten Anstalten augezeichnet gewesen, ung man sogar zu bedauern hat, daß es noch nicht möglich gewesen ist, durch Gruͤndung einer neunten Schule dem Beduͤrfnisse abzuhelfen; so ist doch die erfreuliche Er— fahrung nicht zu verschweigen, daß Gott immer neue Herzen zur freundlichen Theilnahme an dem guten Werke aufgeschlossen und die mildthätigen Hände, die von ihm scheiten mußten, wieder durch andere ersetzt hat. Auch diese Schulen stehen unter dem Einflusse der fruchtbaren Antezungen, welche das Unterrichte⸗- und Erztehungswesen in dem preußischen Staate uͤberall er—

Ungefähr eben so wird das Resultat dieser Expedition auch in dem neuesten Blatte der allgemeinen Zeitung Griechenlands vom 21. Maͤrz erzaͤhlt. Das vorher erwaͤhnte Schreiben aus Odessa vom 4. April laͤßt von dieser Expedilion das ganze Depot des Seraskiers zer— stoͤren, und fuhrt 3 fuͤr diese Behauptung die griechi⸗

en Zeitungen als Quelle an! ö (Unmerk. des Oesterr. Beob.)

) Wie unlaͤngst durch eine Tauben⸗Post.