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ein großes Hinderniß der gerechtesten und wichtigsten Maaßregel hinweggeräumt sei. Sir Th. Lethbridge wuͤnschte, die Sache der Katholiken moͤchte so bald wie moͤglich vor das Haus kommen, um die Kraft des neuen Ministeriums auf die Probe zu stellen; er werde die Sache der Protestanten mit unverändertem Eifer ver— theidigen. Hr. G. Dawson, der vorige Unter⸗Secretair des Innern, sprach sehr heftig; er koͤnne, meinte er, in dem Beitritt der Oppositions Mitglieder nur ein Stre— ben nach Macht und Ehre finden. Der ehrenwerthe Baronet (Sir Fr. Burdett) habe erklart, daß er sich auf die Seite des Ministeriums gewendet habe, in Hoff— nung das endliche Gelingen der katholischen Emancipa— tion zu bewirken. Wenn nun aber dessen Freunde nicht denselben Beweggrund hätten, so sei deren Verbindung mit Demselben eine der niederträͤchtigsten Coalttionen, die ihm je vorgekommen. Im weiteren Verlauf sei— ner Rede erwahnte er der Antwort, die der Koͤnig dem Erzbischof von Canterbury und dem Bischof von London, hinsichtlich seines Kroͤnungseides gegeben ha— ben soll, wurde aber vom Sprecher wegen persoͤnli⸗ cher Anspielung auf den Konig zur Ordnung gerufen. Er verlangte, die Minister sollen ihre Ansichten in der Sache der Katholiken anverzuͤglich an den Tag legen. Hr. Brougham vertheidigte die Seinigen mit beißendem Witze gegen die Angriffe des letzten Redners, und be— hauptete, sie hätten hinsichtlich aller wesentlichen innern und auswaͤrti en Angelegenheiten, z. B. der Handels— freiheit, der Anerkennung der Americanischen Freistaa— ten u. s. w., bestandig Hrn. Cannings Ansichten getheilt, und fuͤr die Regierung gestimmt. In einem Haupt—
punkte freilich (der Emancipation) waͤren sie ganz an— derer Meinung gewesen, und haͤtten deshalb nicht stets fuͤr die Regierung stimmen konnen, fuͤr eine Regierung, die in jenem wesentlichen Bezuge in sich so gespalten gewesen, daß sie keinem verständigen Menschen habe Ach—
tung einfloͤßen konnen. Ich selbst, sagte er, mache keine Anspruͤche auf Anstellung und werde sie nie machen; ich glaube auch nicht, daß die katholische Frage im Kabinet vorkommen wird, und rathe den Katholiken, sich ruhig zu verhalten, und den bessern Augenblick nicht zu ver̃ scherzen. Hierauf nahm Hr. Canning das Wort. Nach⸗ dem er zuvörderst seine hohe Achtung gegen Hrn. Peel ausgesprochen, und geaͤußert hatte, daß derselbe im gan— zen Laufe der Verhandlungen seit der Vertagung des Parlaments dieselbe Redlichkeit und Aufrichtigkeit und dieselben Grundsaͤtze wie in seiner vorhin gehaltenen Rede an den Tag gelegt, fuhr er fort: Mein ehrenwer—˖ ther Freund hat mir gestern seine Absicht mitgetheilt, einige Bemerkungen uͤber die neusten Ministerial-Ereiguisse im Hause vortragen zu wollen. Maj. die gnädige Erlaubniß erbeten, mehrere Sie selbst be⸗ treffende Punkte angeban zu duͤrfen. Ich weiß nicht, ob es das Haus uͤberraschen wird, zu vernehmen — meinen ehrenwerthen Freund wird es nicht uͤbertaschen, denn er weiß es bereits von mir — daß, als ich zuerst von dem Koͤnige um meine Meinung befragt ward, in der kri— tischen Lage, in der sich die Regierung befand, bekannt — denn warum sollte ich es verhehlen? — mit Sr. Maj. individueller Ansicht, ich Ihm den Rath gab, die Regierung diesen Ansichten gemäß zu machen, und —
wie dies von selbst daraus folgen mußte — mir den
Austritt zu vergsnnen. Warum aber that ich solches? ich, der, wie das Haus sich entsinnen wird, stets eine in Hinsicht der katholischen Frage getheilte Verwaltung vertheidigt habe und noch vertheidige. Mein Grund war folgender. Es sind nicht viele Monden her, daß, von einer Seite, die ich nicht namhaft machen will, Str. Maj. sehr eifrig angerathen ward, die Regierung, in Bezug auf die katholische Frage, in Einstimmigkeit zu setzen, nämlich einstimmig dieser Frage entgegen. Lord Liverpool, dem gleichzeitig eben derselbe Rath er,
Ich habe daher von Sr.“
theilt worden war, erklaͤrte sich dagegen, ee stellte Maj. dar, daß er, der Urheber einer in jener Hins⸗ in den Meinungen getheilten Administration nicht einem Ministerium Theil nehmen konne, welches die ; Meinung ganz ausschließe und machte die Schwien keit des letztern bemerklich. Indem ich nun Se. N jenen Rath gab, hatte ich die Schwierigkeiten nicht n
verhehlte; ich ließ es anheim gestellt, einen Versuch machen g der bei aller Schwierigkeit mir keineswegs pu tisch unmoglich schien. Was aber aus jenem Rath wun ist aus dem Erfolg bekannt; er ward nicht befolgt; n rum aber? das weiß ich nicht; aber von dem Aug blick, wo ich denselben gab, bis zu der Zeit, wo S Maj. zur Stadt kamen, wußte ich durchaus nichts z stimmtes von dessen Nichtannahme. Nun aber erh ich die bestimmte Weisung, daß eine Administration! gedachten Art nicht gebildet werden koͤnne, und den A trag vöün Sr. Maj., ein' Ministerium nach dem Lin poolschen zu bilden. Hiernach durfte also naturlich! katbolischs Angelegenheit keine Kabinetsfrage wern Hier aber entspann sich eine neue Frage: Sollte ich meiner neuen Stellung meine eigne Achtung und die ganzen Welt verscherzen, oder die Stelle des edlen Lol als dessen ungekuͤmmertes Erbtheil, aus den Haͤn
meines Monarchen erhalten? Gern duͤrfte, um men willen, die Regierung aus den naͤmlichen Personen,!
die vorige, bestehen. Mußte ich aber darum gerade
nen solchen, der Lord Liverpools Gesinnungen theil an die Spitze der Angelegenheiten stellen, und mich sel meiner erklärten Ansichten wegen, zu diesem Amte tauglich achten? Lieber moͤchte ich alle und jede Ehrr stelle aufgeben (denn mir ist nicht daran gelegen),
durch meinen Namen ein Princip genehmigen, welt eine Demuͤthigung fuͤr die Anhänger meiner Ansicht se wurde. Lieber Verbannung und Verfolgung dulden,
digt hätte. — So habe ich mich denn vor der Ankle uͤbertriebenen Ehtgeizes geschuͤtzt. Man hat mir vorgew fen, ein Ministerium aus fast lauter Anhaͤngern der tholischen Parthei gebildet zu haben; Hr. Peel weiß st ber, daß ich im Sinne hatte, eins zu bilden, worin! vorigen Mitglieder aufgenommen werden sollten, won also die protestantischen Stimmen ein Uebergewichty habt hätten. Am 12. April ging ich zu Sr. Maj,
Parthei zukamen. Es ist hart,
Melville sei kein Gegner der Emaneipation. H
des Parlaments, zugekommen, und er habe bereits nöthigen Verfügungen fuͤr den Antrag auf Erlassu eines neuen Ausschreibens getroffen gehabt.
gen, denn es ist noch kein Schritt zu jener Sache! muß Ew. Majestäͤt offen erklären, daß wenn ich in Stellung, in welche Ew. Maj. mich zu setzen ger haben, fortschreiten soll, meine Ersetzung im Parlam
den Schritt zu thun,
Ich kann mich enthalten, dem Hause die Worte zu wied
holen, in welchen mein Souverain auf diese meine V
ö 1 . ö
ter zu erwägen, die ich dem Koͤnig so wenig als n
ngeschaffen.
mir den Fluch der Nachwelt zuziehen, daß ich in mein Person die heilige Sache der Meinungsfreiheit entwih
dem Koͤnige meine Plaͤne zu eroͤffnen; als mir die R sign ationen von sechs Anhängern der protestantisch⸗ ihre Resignation nm als einen Bruch meines Wortes zuschieben zu wollen. Hr. Peel machte die berichtigende Bemerkung, Lon r. C. h wiederte, auf jeden Fall wären ihm fuͤnf Entsagung! am Donnerstage, zwei Stunden vor der Versammluün
Ich leg fuhr er fort, dem Koͤnige diese Umstaͤnde dar und spraͤt „Dies, Sire, setzt mich außer Stande, Ihre Befe wegen Bildung einer neuen Administration auszufuͤhr⸗ Ew. Maj. konnen jetzt noch einen neuen Weg einsch
schehen, der nicht zuruͤckgethan werden könnte, allein
heute in Antrag gebracht werden muß; denn, wenn ni bis nach den Feiertagen warten, ohne einen entscheiden so sehe ich fuͤr mich keine Hof
nung, in dem Unternommenen ausdauern zu können.““ inesweges fur ein H
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mie gnaͤdigst antwortete; allein ich darf anfuͤhren,
. 83 Hand zu kuͤssen gab und mich in dem mte, zu dem ich ernannt war, ! bestaͤtig te. Ich habe ich um die Meinungen keines Einzigen bekuͤmmert, und rf sagen, daß das Benehmen meiner vorigen Collegen, ru. Peel ausgenommen, mir im hohen Grabe schmerz— H und unerwartet gewesen ist. Ich weiß nicht, worin d gegen sie gefehlt habe, da mein amiliches Verfahren, sonders als Secretair des Auswärtigen, immer, sowohl g Cabinette als in beiden Haͤusern, ihre Bill ung er⸗ lten hat. Da ich indessen ihre Beweggruͤnde nicht ne, will ich mich aller weiteren Aeußerungen enthal. Was jedoch die Bemerkung anlangt, daß meine ztellung einen wesentlichen moralischen Einfluß auf die efoͤrderung der bewußten (katholischen) Angelegenheit ben muͤsse, wenn ich auch unmittelbar nichts darin rnehmen sollte; so kann ich dies, in dem Sinne, wie ein achtbarer Freund die Frage stellt, nicht laugnen. uf die Frage aber: warum diejenigen, die frůser hin, hilich der Emaucipation von der Regierung abwichen, r gegenwärtig beitreten, da diese Frage mehrere An— nger im Cabinette gewonnen hat, muß ich erwiedern: en weil die protestantisch gesinnten Mitglieder sich zu— ckiehen; und der naͤmliche Grund, weshalb ich, ohne inen Willen und Zuthun, hier allein stehe⸗ hat die rigen Mitglieder der Regierung in eine Opposition Vielleicht hatte deshalb der König mich cht an die Spitze der Angelegenheiten stellen sollen; d auf eine solche Entscheidung war ich ja gefaßt. zenn aber mein achtbarer Freund jenen Grund suͤr sei⸗ n Austritt anfuͤhren darf, so darf er eben sowohl fuͤr e Stellung des neuen Ministeriums gelten. Auf die age: ob die Emanecipation eine Kab inetsfra ge sein e, erwiedre ich, nein. — Hr. C. zeigte ferner, daß rn. Peel's Anfuͤhrungen aus seinen Reden nicht ganz nau gewesen, indem das Ministerium vom J. 1812, m er beizutreten sich geweigert, ganz und entschieden gen die Katholiken gestimmt gewesen wäre. Seitdem, hr er fort, jwischen dem 256. Mai und 22. Juni, at durch Hrn. Perceval's Tod, nach Lord Eastlereaghs gener Erklärung, eine Veranderung im Kabinette ein, d, auf eine Anfrage des Hrn. Spencer Stanhope ßerte der Lord am 25. Juni, es bleibe jetzt jedem dinister anheim gestellt, nach seinen eignen Ansichten zu zerké' zu gehen. So wie Lord Castlereagh im Jahre z12 den Stand der Dinge schilderte, ist er noch gegen— artig; jedes Regierungsmitglied darf. diesen Gegen, nd nach Belieben im Cabinette oder im Parlamente, mer aber nur als Individuum vortragen. Man hat diesem Stande der Dinge viel auszusetzen gefunden;
i der Stimmung des Volks in England und Irland erhaupt und bei den allseitigen Schwierigkeiten halte ihn fuͤr den einzig räͤthlichen, um dem Streben der artheien nicht nachzugeben, deren Durchsetzung ihrer zuͤnsche einer seits, und deren Bemuͤhungen zur Unter— uͤckung freier Gesinnungen andrerseits zu Unruhen hren durften, auf die ich nicht vorbereitet bin; denn g mochte keine Hoffnungen rege machen, die ich nicht rwirklichen kann. So sehr ich fuͤr jene große Maaß⸗ gel eingenommen bin, so sehr weiß ich die in England gegen kaͤmpfenden Gefuͤhle zu wuͤrdigen, ohne darum dem endlichen Erfolge zu verzweifeln. Ich will in— ssen dem Englischen Gefuͤhl nicht widerstreben, und hte eine Woche Frieden in England hoher, als die Er— llung eines noch so guten theoretischen Zweckes in je— m andern Theile des Reiches. Auf die Frage, ob in r Königl. Brust keine Abneigung gegen die Forderun, n der Katholiken herrsche, erwiedre ich: ich warde
ese Gesinnung eben so sehr ehren, wie die seines er uchten Vorgängers; den Kroͤnungseid halte ich jedoch
inderniß, eben so wenig als Lord
verpool und Hr. Peel selbst ihn dafuͤr hielten. Eben
so wenig werde ich sie jetzt dem Parlamente aufzudrin— gen suchen. 1822 ernannte mich der Koͤnig zu einem einträglichen und ehrenvollen Posten; ich wurde gleich darauf zu einem andern berufen, und scheute das Opfer nicht, kein geringes fuͤr einen unbeguͤterten Mann. Hätte man mir indessen damals um meiner Ansichten willen Bedingungen vorgeschrieben, so wurde ich jenen Posten mit Verachtung von mir gewiesen haben.
Die Verhandlungen der beiden letzten Abende, sa— gen die heutigen Times, scheinen anzudeuten, daß Mi— nisterium and Oppysition sich in ruhige und entschiedene Formen fuͤgen. Hr. Peel nimmt den vordern Platz un, ter den Opponenten der Regietung im Unterhause ein! Fuͤr Einige unerwartet und gewiß Allen als folgewidrig erscheinend, in Beziehung wenigstens auf die Rede, die er am 1. hielt, und die daraus hervorgehenden Schluͤsse. Hr. Peel hat jedoch, seinem freien Willen folgend, das Recht, in Opposition zu treten, wo es ihm gefällt; nur aber, den Regeln der Vernunft nach, nicht das Recht, zu opponiren, ehe er weiß, ob auch etwas zu opponi⸗ ren da ist. Er hat mit Hrn. Canning, und wir duͤrf— ten sagen: unter ihm, bis diesen Augenblick gehandelt; er wußte, daß sie die ganze Zeit uͤber in Hinsicht der Katholischen Emaneipation von einander abwichen; wie weiß er aber, a priori, daß sie kuͤnstig uͤber irgend et⸗ was anders abweichen werden? Dies vorausgeschickt, wollen die Times es ganz ungehörig finden, daß H. Peel gefragt hat: welchen Gang Hr. Eanning in Be— ziehung auf Parlamentsreform, oder Aufhebung der, von den Dissentern abzulegenden Eide (the Test- and Corporation - Acts), wenn diese Maaßregeln zum An⸗ trage kommen sollten, einzuschlagen gedenke?
Die Times aͤußctn sich bei Mittheilung der Nach— richt von der Verabschiedung der Pariser Nationalzarde folgendermaßen: „Wir sagen ganz offen: daß wir den Muth und die Schnelligkeit bewundern, womit der erste Minister ein Corps entlassen und fortgejagt hat, von dem sein königlicher Herr insultiri war — ein Corps welches Jahre lang die Zugänge des Pallastes besetzt hielt, und welches daher Zeit gehabt hatte, die prakti— schen Vortheile zu erlernen, welche die Ehrfurcht vor der Person des Monarchen bringt. Der Ruf war ge gen die Minister gerichtet, aber der Koͤnig war gemeint und es war daher weniger seines eignen, Selbst, als seines koͤniglichen Herrn willen, daß der Minister die Entlassung einer unruhigen Bande bewirkte.
Schottland war vorige Woche mit einem starken Schneefall heimgesucht, der mehrere Tage währte. Viele Wege waren eine Zeit lang unpassierbar und mußten aufgeschaufelt werden. Die Postkutschen wurden zum Theil dadurch aufgehalten. Da seitdem starkes Thau⸗ wetter eingetreten ist, so ist der Schnee bereits groöͤß— tentheils wieder verschwunden und man fuͤrchtet eben keine nachtheiligen Folgen davon. . *
Brüsssfel, 9. Mal. In der vorgestrigen Sitzung hat die erste Kammer der Generalstaaten den Veschluß gefaßt: den Köoͤnig ehrfurchtsvoll zu bitten, den Gesetz⸗ entwurf wegen einer neuen Vertheilung der Grundsteuer in weitere Berathung zu ziehen. (Bekanntlich die For⸗ mel, mit welcher ein Gesetzentwurf verworfen wird).
Gestern Mittag ist die Session der Generalstaaten, Namens Sr. Maj. durch den Minister des Innern ge— chlossen worden. .
8 1 26. April Caus der deutschen Pariser Zeitung). Die Ernennung des Hrn. Canning zum ersten Minister, und die baldige Ankunft des Kaisers von Brasilien in Europa bringen nun unfer Ministerium iu eine neue Verlegenheit. England wird allo auch kuͤnstig Portugal kraͤftig beistehen, und Don Pedro die Tonsiitution befestigen. Nichts destoweniger setzt unsre Regierung die Kriegszurüͤstungen fort. Der General Monet hat betrachtliche Verstaͤrkungen erhalten, am das