1827 / 204 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 03 Sep 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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Fuͤnfprocentige Rente 103 Fr. 90 80 Cent. Dreiproc. 72 Fr. 70 C.

Eéond'on, 25. August. Am 21. d. fand eine Par⸗ laments Versammlung pro sorma statt, wo dann die foͤrmliche weitere Prorogation bis zum 25. October er⸗ olgte. 9 Die neuesten in unsern Blaͤttern enthaltenen Nach⸗ richten aus Lissabon stehen in Hinsicht auf die zu ge⸗ wärtigende Ankunft des Kaisers Pedro mit einander in grellem Widerspruch; denn während die von dem Cou— rier mitgetheilten Nachrichten (wie im letzten Blatte dieser Zeitung gemeldet worden) von der binnen wenig Tagen zu gewaͤrtigenden Ankunft St. Maj. sprechen, stellen es die in den Times enthaltenen Nachrichten aus lissabon von gleichem Datum noch sehr in Zweifel, ob der Kaiser uberhaupt die Reise nach Europa unter— nehmen werde, und behaupten, daß die mit dem letzten direct von Rio Janeiro in Lissabon angelangten Schiffe, Apollo, eingetroffenen Depeschen des Kaisers an die Re— gentin, nicht ein Wort von dessen beabsichtigten Reise enthielten. Nach denselben Nachrichten soll es mit den (letzthin erwähnten) Decreten des Kaisers, welche eben— falls mit jenem Schiff gekommen und in Lissabonner Zeitnngen, mit Ausnahme der Hofzeitung, aufgenom- men worden sind, eine seltsame Bewandniß haben. Es sind nämlich dieselben Deerete vom Januar d. J., welche im Maͤtz in Lissabon eingetroffen, aber von der Regen tin nicht zur Ausfuͤhrung gebracht worden, als eine Ein mischung in die inneren Verwaltungsangelegenheiten der ihr Übeitragenen Regentschaft enthaltend. Dem Cor— respondenten der Times zufolge, soll nun, nach offiziel⸗ len Depeschen des brittischen Gesandten zu Rio vom 8. Juni in denen uͤbrigens der beabsichtigten Reise des Kaisers auch nicht gedacht werde der Kaiser auf die von jenem Verfahren seiner Schwester erhaltenen Mel— dung, dasselbe gebilligt und fuͤr angemessen befunden und die durch jene Deerete bezweckte Einmischung in die innere Verwaltung Pertugals fuͤr unpolitisch und . gefaͤhrlich erkannt haben; deren nunmehr erfolgte Publi— . cation welche ubrigens in keiner offiiellen Form, . und nicht durch die Zeitungen von Rio Janeito, son— J. dern mittels besondrer Abdtuͤcke auf einzelnen Blaͤttern erfolgt ist soll daher auch ganz ohne sein Vorwissen . und vermuthlich anf Anlaß ihres Urhebers, des Doctor * Abrantes, erfolgt sein. Der Graf von Villa Flor soll . uͤbrigens neuerdings die in Folge seines Benehmens bei . den letzten unruhigen Ereignissen verlorne Volksgunst

. großentheils wieder erlangt haben, indem er gegen seine 4 Freunde erklaͤrt habe, daß er jetzt uͤberzeugt sei, daß je—

nen unruhigen Scenen durchaus keine ernste und auf, ö. ruͤhrische Absicht zu Grunde gelegen hade und es ihm ö. daher leid thue, so rasch verfohren zu sein, er auch die . seither noch durch den Polizei⸗Intendanten angeordneten Verhaftungen mißbillige. Von letzterem, (dessen Absez— ö zung bekanntlich im Kabinet beschlossen war, jedoch die ; Genehmigung der Regentin nicht erhielt) sagt man, er habe der Regentin vorgespiegelt, daß eine Verschwoͤrung im Werke sei, um eine Republik in Portugall zu er— richten, an deren Spitze Saldanha als Praͤsident stehen solle. Die letzthin statt gehabten unruhigen Auftritte seien nur ein voreiliger Ausbruch jener Verschworung, und die Volkshaufen hätten hin und wieder das Geschrei: Lange lebe die Republik! erschallen lassen u. s. w. Kein Wunder also, daß Saldanha, als er nach Caldas zu der Regentin, wider deren Willen gekommen, um die Ent. setzung des Polizei⸗Intendanten zu betreiben, keine gute Aufnahme gefunden. Die durch die Lissabonner Zei— tungen geschehene Bekanntmachung der obgedachten Decrete soll uͤbrigens von der Regentin nun auch als ein Streich der liberalen Partei angesehen werden und dieselbe um desto mehr aufgebracht und mißtrauisch ge⸗

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K Linien sichiffe, A Fregatten, eine Corvette und ein Pro— viantschiff, unter den Befehlen des Grafen Hayden, von Portsmouth nach ihrem Bestimmungsort abgesegelt. Die Regierung hat sie zum Marktpreise mit Schiffe zwieback, Salzfleisch, Kum, Mehl ꝛ(. versehen, da in so kurzer Zeit Peivatleute das Exforderliche nicht leisten konnten. Wenn sich der Wind, mit dem sie absegelte, hält, so kann die Eskadre in weniger als 10 Tagen ba Gibraltar ankommen. Die andern russischen Schiff sollten mit eintretendem guͤnstigen Winde nach Cronstan zuruͤck segeln. ;

Die brittische Seemacht im Mittelmeere besteh jetzt aus 3 Linienschiffen, Asia, Albion und Genoag von 76 Kanonen, 5 großen und 2 kleinern Fregatten, 5 gr ßen und 11 kleinern Biiggs; zusammen 26 Kriegt schiffen. .

Die Times und Morning⸗Chroniele enthalten fein selige Attikel gegen Hin. Herries. Letztere sagt, da Grund, weshalb er noch nicht zum Kanzler der Exch̃ quer ernannt worden, sei kein andrer als das allgemeint Geruͤcht, daß Hr. Herries in sehr vertrauten Verhaͤlt nissen mit einem Individuum stehe, das alle Wechseh course in Europa in Händen habe. Der Courier en klaͤrt, das nicht der geringste Grund zu dieser Angaht vorhanden sei. . .

Vorgestern wurde eine Versammlung der Actiem Inhaber des Tunels unter der Themse gehilten, um ein Bericht Hru. Brunel's des Juͤngetn erstattet, der zufolge das Wasser ausgeschopft ist, und der Schild wi nig, das Mauerwerk aber keine Beschädigung erlitten hat. Die Direetoren zweifeln daher nicht an dem gluͤch lichen Fortgange des Werks, bedauren aber, daß ihnen nur noch 20 000 Pfd. St. zu Gebote stehen, und traf gen darauf an, bei der Regierung um einen Zuschuf nachzusuchen. Der Druck des Berichts und des An schlags fur die noch erforderlichen Kosten wurde beschlossen

Die Auswanderung der Irlaͤnder, besonders aut der Stadt Belfast und ihrer Umgegend, nimmt noch immer kein Eude. Als am Sonntag das Dampfbont von Belfast nach Glasgow abgehen sollte, war der An blick der Masse von versammelten Menschen, die, aus gezehrt und halb nackend, die Stadt verlassen wollten wirktich herzzerreißend. Ueber 500 stuͤrzten sich an Bort Ein Theil derselben mußte zuruͤckzewiesen werden, abt etwa 300 wurden doch mitgenommen. In Glasgon war man nicht wenig in Unruhe was man mit da Menschen machen sollte, obgleich sie sich erboten nur fuͤü die Nahrung von der groͤbsten Art und ohne alle Loht zu dienen.

Vorige Woche war in Brighton eine Menagerj von wilden Thieren und unter ihnen eine so böͤse Hyaͤn daß man kaum ihrem Kasten nahe kommen mochte. Ei Herr trat an den Kasten, streckte seinen Arm durch da Gitter und begann der auf einmal zahm und sanft ge wordenen Hyäne den Kopf zu kratzen. Mit Erstau net sahen die Wärter, daß das Thier durch Springen un Kopfreiben am Gitter alle mogliche thierische Zeiche der Freude an den Tag legte. Endlich löͤste sich d Räthsel: der Mann, den die Hyaͤne auf alle Weise lie koste, hatte sie, als sie noch ganz klein war, nach En land uͤbergebracht und dem Eigenthuüͤmer verkauft. O gleich seit diesen Verkauf schon 7 Jahre verflossen we ren, hatte sich doch die Erinnernng an ihren ersten un zwar sehr freundlichen Herren noch nicht verloren.

St. Petersburg, 23. Auaust. Das neue Then ter von Kamenol Ostrow ist nicht das einzige Gebäud der Art, womit die hiesige Hauptstadt in diesem Jaht bereichert wird; Se. Maj. der Kaiser haben durch einen unterm 26. Juni an den Militair-General Gouvernen

worden sein.

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von St. Petersburg den Plan zur Erbauung eines Cit

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Am 20. d. Nachmittags ist die nach dem mittellän, eus fuͤr Reitkuͤnste genehmigt, und den Platz bei der dischen Meere bestimmte Abtheilung der russischen Flotte, Simeonowski Beücke dazu angewiesen.

Nach einer vergleichenden U'bersicht der in den b rsten Monaten der Jihre 1825, 1826 und 1827 aus dem Quarantamne“ Hasen von Odessa abgesandten Ge reide⸗ Quantitäten betrugen solche 1825: 310,899, im olgenden 370,642, und im laufenden Jahre 585,015

8 schetwert.

In Moskau wird eine Anstalt fuͤr Bereitung kuͤnst—

licher Mineralwässer, nach Art der in Dresden, Berlin,

Warschau ze. befindlichen, auf Actien errichtet werden. r. D. Struve hat sich verbindlich gemacht, der Di⸗

utheilen. Copenhagen, 25. August. Am Mittewochen se⸗

elten eine Kaiserl. Russische Fregatte und eine Brigg on unster Rhede ab und aahmen ihre Richtung sůͤ d⸗ zarts. Gestern fruͤh kam dagegen die Daͤnische Kriegs⸗ rigg St. Eroix von Westindien hier an.

Vom Main, 28. August. In Muͤnchen wird der orden der grauen Schwestern, welche sich mit der Pflege er Kranken auch im allgemeinen Krankenhause zu he— hhäftigen haben, gegenwärtig errichtet. Ihre Zahl ist uf 56 bestimmt. Zu dem, nach allerhoͤchster Ent« hiießung wieder herzustellen den Klost:r der Francis ka⸗ erinnen in Dillingen, zum Zweck des Unterrichts der heiblichen Jugend in Elementar, und Jadusteie⸗Gegen⸗ aͤnden, giebt der dortige Magistrat einen jaͤhrlichen eitrag von 600 fl., bestreitet die innnere des Einrichtung klosters zum Behuf der Schulen, so wie idie Beischaf⸗ ng der Schulpkeise, und liefert jaͤhrlich 12 Klafter

holz zur Heizung der Schul immer. Auch die Kloster

er Dominikanerinnen zu Regensburg, Speyer und remdingen sind zum Zweck der weiblichen Erziehung

ergestellt, und zur Aufnahme neuer Nonnen ermaͤchtigt orden.

Am 25. d. dem Namensfeste Sr. K. H. des Groß erzogs ven Baden, wurde die 1822 begonnene Straße ber den Schoͤnberg, welche die Verbindung des Schut⸗ erthales mit dem Kinzigthale herstellt, und wodurch der

dberrhein und namentlich die Stadt Lahr, eine der er—

en Handels, und Fabrikstaͤdte des Großherzogthums ne directe Verbindung mit dem Bodensee, den Nach⸗ arstaaten in Schwaben und der Schweiz erhaͤlt, eroͤff et, sie hat eine Lange von 27,610 Fuß, eine A0 Fuß ohe Felsenwand mußte auf 1000 Fuß Laͤnge gesprengt

at den Namen Ludwigsstraße erhalten.

Turkei. Der Oesterreichische Beobachter enthalt nachstehendes: .

Berichten aus Konstantinopel vom 9. August zu olge hatte sich in dieser Hauptstadt, seit Abgang der tzten Post, nichts von Bedeutung ereignet. Nach

en am' 8. daselbst aus Smyrna ein gelaufenen Nachrich— n vom 1. August hatte der Seraskier, Resch is Pascha,

n Corps von 5000 Mann in Attika zuruͤckgelassen,

ud war mit dem uͤbrigen Theile seiner Truppen nach

lbanien aufgebrochen. Ibrahim Pascha war beschaͤfti, et, die Erndten im Innern von Moreag einzusam meln nd nach den festen Platzen bringen zu lassen, wobei er on den Griechen, die auf keinem Punkte der Halb, sel, Nauplia ausgenommen, eine hinreichende bedeu⸗ nde Macht beisammen hatten, nicht im Mindesten ge— Bit wurde. ) Alle Nachrichten stimmen uͤberein, daß e aͤgpptische Flotte, deren Staͤrke auf hundert Segel, Kriegs, und Transport- Schiffen, angegeben wird, m Auslaufen bereit war; nach Einigen war sie bereis

) Brsefen aus Zante vom 3. August zu Folge soll sich Ibra— him-Pascha von Kalavrita, uͤber Tripolizza, nach Moden gewendet haben, wo er die Ankunft der neuen, von sei⸗ nem Vater ausgeruͤsteten, Expeditton erwarten wollte.

(Anmerkung des Oester. Beob.)

ittion der Anstalt die erforderliche Anleitung dazu mit

erben. Die Fahrbahn hat 246 Fuß Breite. Die Straße

S531

in der letzten Hälfte des Juli ausgelaufen; injwischen war hierüber nichts Bestimmtes bekannt. ;

Dis Merkwurdigste, was sich in Morea zugetragen, war der erneuerte Kamof unter den Griechen selbst, um den Besitz von Napoli di Romania oder eigentlich des Palamides, der oberen Citadelle dieser Stadt, deren friedlichen Bewohnern dieses Mal ganz besonders übel mitgespielt wurde. Der Ausgang dieser blutigen Fehde zwischen den Moreoten und Rumelioten war bei Ab— gang der letzten Nachrichten noch nicht mit Gewißheit bekannt; doch hieß es, daß letztere am Ende weichen und deu Palamides ihren Gegnern uüͤberlassen mußten; man wollte sogar wissen, Oderstlieutenant v. Heidegger, den die griechtsche Regierung zum Range eines Gene⸗ rals befördert habe, sei zum Kommandanten jener Cita⸗ delle ernannt worden.

Das neueste Blatt des Spectateur Oriental vom 29. Jali meldet uͤber diese Ereiguisse Folgendes aus Syra vom 22. Jali:

„Lord Cochkane ist seit einigen Tagen von hier ab⸗ gegangen, nachdem er befohlen, daß man ihm die Sum⸗ me von 40 000 spanischen Piastern, unter dem Titel einer Anleihe, bereit halte. Mit diesem Namen be⸗ mantelt man die außerordentliche Contribution, welche der Insel auferlegt worden ist. Er hatte sich endlich bewegen lassen, sich einstweilen mit 20,000 Piastern zu begnügen, welche Summe ihm auch bezahlt worden sein wurde, wenn er nicht über Hals und Kopf abgese gelt wäre, wozu er durch die Ankunst eines Kuriers aus Nauplia bewogen wurde, der ihm die Nachricht brachte, daß Griva und Coletti, die sich im Besitz Les Palami⸗ des befinden, keine Autoritaͤt mehr anerkennen wollten, und daß die Stadt vom groͤßten Ungluͤcke bedroht sei. Mehrere Perfonen, welche in diesem Augenblicke von daher ankommen, erzählen die dort vorgefallenen Ereig⸗ nisse folgendermaßen? Der Generalissimus Church, wel cher am 9. Juli zu Nauplia angekommen war, gab den Befehl, daß ihm der Palamides uͤbergeben werden solle; Coletti und Griva, welche darin kommandiren, forderten, daß man ihnen den ruͤckstaͤndigen Sold ihrer Truppen auszahlen solle. Da ihnen die Regierung antwortete, daß sie kein Geld habe, erklaͤrten sie, daß sie die Forts nicht eher uͤbergeben wurden, bis die Schuld nicht getilgt sei. Church, unterstuͤtzt von Colocotroni's Sohn (Gennäos), machte eine Demonstration gegen sie, die einen ern sthaf⸗ ten Angriff besorgen ließ, worauf sie sich in die Cita⸗ delle eingeschloffen. Die Regierung erklärte sie als Ver, raͤther am Vaterland. Church, als er sah, daß seine Anstrengungen vergebens sein wurden, verließ Nauplia am 10., und kehrte sin sein Lager nach Aegina zuruͤck. Mittlerweile uͤbernimmt einer der Bruͤder Griva das Commando des Palamides, und der andere das in den Bastionen, welche die Stadt beherrschen; sie sind sol⸗ chergestalt Meister der beiden Thore; die Regierung zieht sich nach Burtzi, einem Fort auf (iner kleinen In⸗ fel 'am Eingange des Hafens, zuruck. Photamara, Be— fehlshaber der dem Generalissimus treu gebliebenen Trup⸗ pen, hatte die Batterien der Waͤlle und alle untern Theile der Stadt besetzt. Am 11. eroͤffnete der Pala⸗ mides das Feuer, und die erschrocknen Einwohner stuͤrz⸗ ten sich gegen die Thore, wurden aber, ehe sie hinaus— kommen konnten, abwechselnd von beiden Parteien, de⸗ ren Feuer sie ausgesetzt waren, gebrandschatzt. Der Ge⸗ neral Colocotront, der sich unter den Fluͤchtigen befand, mußte eine bedeutende Summe bezahlen. Vom 11. bis zum 15. waren ungefähr hundert Personen in der Stadt getoͤdtet und sehr viele verwundet worden. Die un⸗ gluͤcklichen Einwohner haben sich in die Ebene von Ar⸗ gos gefluͤchtet, wo sie, wie Heerden, uͤber einander lie⸗ gen, und dem graͤßlichsten Elende Preis gegeben sind. Die Soldaten in dem kleinen Fort Burtzi wollten die Fliehenden ebenfalls brandschatzen; allein der englische

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