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rier aus Wien erhalten. Dieser Diplomat hat auf der Stelle Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin- Regentin um eine Audienz gebeten, um Ihr die von seinem Hojse erhaltenen Depeschen vorzulegen; er hat den Wunsch geäußert, daß das diplomatische Korps bei dieser Au— dienz zugegen sein moͤde. Ihre Königl. Hoheit haben ihm diese Audienz einige Tage nachher zu bewilligen ge ruht. Der Herr Geschaͤftsträger stellte dann die Frage, ob der Infant Dom Miguel, wenn er das Alter von 25 Jahren erreicht haben wird, nach Portugall kommen koͤnne, um nach der gegenwärtigen Verfassung Portu— galls die Zulel der Regierung zu ubernehmen. Ihre Königl. Hoheit die Peinzessin Regentin erwiederte, daß sie, als Shwester ces Infanten, sich gerne in seine Wuͤnsche fügen, und den Frieden in ihrer Familie, so wie die Rahe im Koͤnigreiche erhalten wolle, um so mehr, als die Last der Regierung, bei ihrem geschwächten Ge. sundheitszustande, ihre Krafte uͤdersteige; daß aber die gegenwärtige Regeutschaft nicht die von der Charte fest. gesetzte, folglich in dem vorliegenden Falle von keiner Minderjährigkeit die Rede sei, und daß ihr die Regie, rung des Königreichs von ihrem Vater anvertraut uünd von ihrem Bruder, dem Koͤnige, bestätigt worsen sei; daß sie demzufolge aus eigener Macht nichts entscheiden koͤnne; daß man sich deshalb an den Koͤnig, ihren Bru— der, wenden muͤsse.“
„Man versichert, der englische Botschafter habe er, klaͤrt, daß er auf eine Frage dieser Art nichts zu ant, worten habe, da sie bloß die häuslichen Angelegenheiten
Portugalls betreffe, daß er aber, nach Inhalt der von
seinet Regierung erhaltenen Instructionen erklaren muͤsse, daß er nie zugeben werde, daß irgend eine auswärtige
Macht sich in die innern Angelegenheiten Portugalls
mische.“
Es bedurfte keiner muͤhsamen Nachforschung, um zu der Ueberzeugung zu gelangen, daß, trotz der Zuver— sicht, womit der Bericht, Erstatter auftrat, diese ganze diplomatische Seene eine reine Erdichtung war; ein neuer Beweis der grenzenlosen Verwegenheit, womit die sogenannten Organe der offentlichen Meinung diese oͤf fentliche Meinung ohne Uaterlaß irre zu fuͤhren und zu vergiften suchen.
Weniger leicht war es, bei dem Mangel zuverlaͤßi ger Nachrichten, den durch portugiesische, englische und franzoͤsische Journale täglich gesteigerten Glauben an die Reise des Kaisers von Brasilten zu erschuͤttern, ob- gleich der Umstand, daß nicht ein einziger authentischer Brief oder Bericht aus Rio de Janeimto des Reisepro jects Erwaͤhnung gethan hatte, fuͤr Besser Unterrichtete ein hinreichender Grund war, auch diese angebliche Neuigkeit unter die Fabeln zu verweisen.
Die Ankunft des Packetbootes Gräfin Chichester, das am 5. Juli von Rio de Janeiro abging, und am 26. August zu Falmouth landete, hat endlich das Luͤgen, gewebe mit ein Paar Federstrichen zerrissen. Es be— steht nun kein Zweifel mehr, daß der Kaifer Dom Pe— dro nie die Absicht gehabt hat, sich nach Europa zu be— geben; daß Er gleich nach Unterzeichnung seines Frie— denstraktates mit Buenos Ayres, besonders aber seit dem Empfang der Nachrichten von der gefahrlichen Krankheit der Infantin Isabella Maria aus schließlich mit Maßregeln zur Sicherstellung der Ruhe und Ord- nung in Portugall beschäftiget, schon in den letzten Ta gen des Juni den Entschluß faßte, Seinen Bruder, den Infanten Dom Miguel zum Regenten von Portugall zu ernennen, und daß dieser Entschluß, nebst den dar— auf Bezug habenden Decreten, durch einen eigens nach Europa gesandten Abgeordneten Ihren Majestäten dem Kaiser von Oesterreich und dem Koͤnige von Großbrit—
Gedruckt bei Feister und Eisersdorff.
zes Vertrauen behält.
tannien, in freundschaftlichen Handschreiben, unter? theilung der darauf Bezug habenden Decrete, eri worden ist.
Port au Prince, 8. Juli. Der heutige ganh enthalt folgende Proclamation des Praͤsiden Boyer: ;
Haitier! Die goͤttliche Vorsehung, welche uber Schicksal von Haiti wacht, hat uns einen Beweis i Schutzes gegeben, indem sie ein Complot vernich das nur dahin zweckte, das Vaterland in die Gn der Anarchie hinabzuschleudern. ö
Einige Verruchte, Feinde des Friedens unh offentlichen Ruhe und von buͤrgerlicher Ehrsucht ej bildeten sich ein, daß es kein anderes Mittel zu teichang ihrer Zwecke gebe, als gegen das Oden ces Staats Verschwoͤrungen anzuzetteln. Aber a nicht allein mein Leden, worauf es augesehen war; el auch die Pluͤnderung Eures Eigenthums, der Mon rer Familien, was sie in ihren Verfammlungen best sen. J! Auf die allgemeine Trauer gruͤndeten sů Hoffnungen ihrer Erhebung. — Aber der Himm laubte nicht, daß dies schreckliche Verbrechen ausg⸗ wurde. Die Verschwornen wurden verhaftet ung Schwerdt der Gesetze uͤverliefert.
Bürger! Ihr erschraͤckt, als Ihr die Ver wegn dieses Complots vernahmt, das gegen die Sicherheit Staats geschmiedet wurde. Beruhigt Euch und Bertrauen in die Energie der Regierung. Laßt j diesen abscheulichen Versuch Eure Wachfamkeit im mehr geweckt sein. Huͤtet Euch, zur Erhaltung s fentlichen Ruhe, vor den Gottlosen, denen nich in sil ist, die aber jedesmal enthüllt da stehen werden, in sie auch mit noch so großer Schlauheit die Ehrfuch verschleiern suchen, von der sie verzehrt werden.
Soldaten! Wenn die Verräther, die das Herz Vaterlandes zerreißen wollten, aus Euren Reihen! vorgetreten sind, so fanden sich auch in diesen Re die Braven, welche ihre treuiosen Rathschlaäͤge ans
effiziere, die nicht verdienten an Eurer Seite zun schiren, koͤnen die Ehre einer Armee nicht bifäc welche die Nationaldankbarkeit verdient und mein Getreu Eurer Pflicht, wi Ihr immer fortfahren, in den Augen der Welt den sterblichen Ruhm zu bewahren, den Ihr errungen Gegeben im National Pallast von Port au Pi
den 4. Juli 1827, im 24. der amin , o y tn Ein Artikel in demselben Blatt nennt den ha mann Mathurin vom 8. Infanterieregiment, du der Fußgarde entlassenen Keutenant Canchois, den!
tenant Bellegarde von der Jaͤgergarde und den E anten Louis von der Garde als diejenigen, R
Verschwoͤrung wegen, am 3. Juli durch Kriegs ger spruch zum Tode verurtheilt wurden. — Es wa nun zum Lieutenant erhobene Sergeant Just von
unterbrochen.
Königliche Sch auspiel« Montag, 24. Septbr. Im Schau spielhause
Etrstenmale wiederholt: „Antar,“ Drama in 1 Am
Hierauf: „Er mengt sich in Alles,“ Lustspiel in theilungen.
Dienstag, 25. September. Im Schauspielh⸗ „Wallensteins Tod,“ Trauerspiel in 5 Abtheilungen, 66 (Hr. Lemm wird als Wallen stein wieder treten.
brachten. Die Verbrechen einiger Offiziere und un
Grenadiergarde, der die Anzeige von dem Kor Men. — Se. Maj. werden den 20. in St. Cioud ein, machte. — Die oͤffentliche Ruhe wurde keinen Augu —
Redacteur u
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Allg e
Preußische St
meine
aats-Zeitung.
M7
224.
Berlin, Dien stag, den
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Seine Koͤnigliche Hoheit der Prinz August von zreußen sind nach Magdeburg abgegangen.
em,
Das 16te Stuͤck der Gesetz⸗ Sammlung, welches
ute ausgegeben wird, enthaͤlt: —
die Verordnungen unter
Nr. 1085. wegen der nach dem Gesetze vom 27. Maͤrz . 1824 vorbehaltenen Bestimmungen fuͤr die
Rheinprovinzen;
desgleichen fuͤr die Provinz Westphalen;
die Kreisordnung fuͤr die Rheinprovinzen
und Westphalen. Sämmtlich vom 13. Juli
1o0s6. 1087.
d. J. und ,
die Allerhoͤchste Kabinetsorder vom 2. l. M., die Modifikation des Gesetzes vom 17. Mai d. J. in Beziehung auf die Stabt Oebisfelde derreffend.
am 25. September 1827.
Debits⸗ Kom toir.
1088.
Berlin,
Angekommen. Der Koͤniglich Großbrittannische abinets⸗Kourier Williams, von London.
Staatsminister v.
Zeitungs-Rachrichten.
Au s lan d. Paris, 18. Sept. Se. Maj. haben gerubt, den orps, die im Lager bei St. Omer die Uebungen mit— macht, haben mehrere Ordensauszeichnungen zu bewil—
Se. K. Hoh. der Prinz von Oranien hat sich den 5. bei Sr. Majestaͤt beurlaubt und ist nach Bruͤssel ruͤckgekehrt.
Herr Lamb, der großbrittannische Gesandte in Ma— id, hat, wie die Gazette meldet, einen Urlaub erhal— n, und denselben mit einer Reise nach England ange⸗ eten. Da er seit sehr langer Zeit Spanien nicht ver, issen hatte, so läßt diese Abreise muthmaßen, daß die
lnterhandlungen zwischen Spanien und Portugal be—
ndigt sind.
; e dun Rente 101 Fr. 65 C. — Dreiproc.
2 Fr. 40 C. : London, 15. September. Zur Meublirung des
Schlosses zu Windser hat der Koͤnig den Spitalfiel ds
25 sten September 1827.
Seidenfabrikanten eine Bestellung gegeben, die sich au S6, 00 pf. St. belauft. nn, m, Vom 1. Jan. bis 25. Aug. 1826 wurden à73, 436, und in derselben Zeit dieses Jahres 702, 173 Ballen Daumwolle in Großbrittanien und Irland eingefuͤhrt.
Die Chester Chroniele zeigt einen merkwürdigen Fall, die Ungewißheit der Gesetze darthuend, an, der sich am Sonnadend vor 8 Tagen in Veaumaris ereignete. Die Geschworenen konnten sich uͤber das zu fallende Urtheil nach einer langen Diseussion nicht einigen, deshalb lie⸗ ßen sie das Ungefaͤhr entscheiden, indem sie eine Muͤnze in die Hoͤhe warfen, zuvor ausmachend, daß wenn ste auf die eine Seite fiele, der Beklagte schuldig, und daß wenn sie auf die andere Seite fiele, der Beklagte frei⸗ gesprochen werden müsse. Dieser Umstand kam zu den Ohren des einen Advocaten, der sich nunmehr gegen das d,. auflehnt und eine neue gerichtliche Untersuchung verlangt.
Uasere Zeitungen sind mit Klagen uͤber den Zustand der Polizei in London angefuͤllt, da die nächtlichen Haus, einbruͤche sehr zugenommen haben. Sie sagen, die Po⸗ lizei gewähre Sicherheit der Person (wozu vielleicht die Gaserleuchtung deitruͤge), nicht aber Sicherheit des Ei— genthums. Es staͤnde zu erwarten, daß nächstens auch die Nachtwächter gestohlen werden wuͤrden.
Consols fielen von 87 auf Sb und schlossen zu 87.
Rostock, 16. Sept. Bei der Eroͤffnung des Con⸗ vocattonstages am 4. d. M. trugen Se. Excellenz der Plessen nachstehende Proposition den versammelten Ständen vor:
„Seine Königl. Hoheit der Allerdurchlauchtigste Großherzog und Herr, Herr Friedrich Franz, Großher⸗ jog von Mecklenburg, Füͤrst zu Wenden, Schwerin und Raßteburg, auch Graf zu Schwerin, der Fande Rostock und Stargard Herr u. s. w. u. s. w., entbieten Ihrer getreuen Ritter, und Landschaft Ihren gnaͤdigsten Gruß, und lassen den ausgeschriebenen allgemeinen Convoca— tionstag, in Gemaͤßheit der ergangenen Landesherrlichen Ladungen, Kraft dieses durch folgen de ausfuͤhrliche Pro⸗ positionen eröffnen:
Nachdem die vermehrten Kosten des Deutschen Bun— des Contingents, nach den fruͤher voraufgegangenen Ver⸗ handlungen und freiwilligen Beiträgen der Staͤnde, in— sonderheit auf dem Convocationstage und dem Landtage im Jahre 1823, seither und bis zu Johannis dieses Jahres 1827 ihre, fuͤr das jetzige Erforderniß zulaͤngliche Deckung und Befriedigung erhalten haben, die weitere Uebernahme solcher Kosten, mittelst freiwilliger Beitrage, jedoch von den Ständen auf dem letzten Landtage vori⸗ gen Jahres bestimmt abgelehnt worben, so sehen Se. K. H. die Frage von der Staͤndischen Verbindlichkeit dozu wiederum auf die Zeit und den Standpunkt zu— ruͤckgefuͤhrt, fuͤr welche der Convocatioustag vom Jahre