1827 / 270 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 19 Nov 1827 18:00:01 GMT) scan diff

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lich nur durch das Ungebuͤhrniß eines Einzelnen, die Verhandlungen aber diesen Gegeustand und eie Adbstim— mung uͤber die einzelnen Pautte durch die oͤffentlichen Blätter dekannt gemacht worden sind. B. Die von den Standen angebrachten Petitionen detr ffend.

1) Ueber das Gesuch um Ueberlassung des Hofgar tenhau les u Duͤssel dorf zu den stan dischen Ver fam mlun gen lassen Wir durch Unsern Finanz- Minister weitere Erörterungen anst llen und werden Unnsern getreuen Ständen künftig Unsere Entschließung eroͤffnen.

2) Die von ihnen der die Wichtigkeit der freien

Rheinsch ff hrt fuͤr den Handel der dortigen Proving geaͤußerten Ansichten billigen Wir, und widmen daher, wie schon seither geschehen, aach ferner der Her stellung einer ve tragsmäßigen Uebeteinkunft mit der Königl. Niederländischen Regierung alle unsre Sorgfalt. Den Erfolg aber werden Wir dem naͤchsten Landtage bekannt machen. 3) Was die verschiedenen zu Abhuͤlfe des Nothstan des des Ackerbaues ꝛe. gemachten Anträge anlangt, so wollen Wir zwar nicht verkennen, daß die durch all ge meine, auch in audern europaäischen Ländern fuͤhlbarn, Ursachen herbeigeführte Eruteorigung der Preise aller ländlichen Produkte und die von einigen Nachbarstaaten gesteigerten Einfuhrabgaben auf dieselben, auch eie land, bautreibende Klasse in den Rheinprovinzen mehr oder weniger in Verlegenheit setzen, muͤssen jedoch den ge— treuen Standen in Bezug auf die vorgetragene Schil— derung der dermaligen Verhaͤltnisse des Ackerstandes und auf die zu seiner Ecleichterung in Vorschlag gebrachten Maaßregeln Folgendes eröffnen. ; Zu 1) Die Angabe über den Verfall der Brant, weinbrennerei und Brauerreigewerbes in den Rheinpro vinzen durch die innern Getraͤnkesteuern steht mit der

Erfahrung im Widerspruche, auch kann so wenig auf

eine Herabsetzung dieser Steuern, als auf Fixation der selden fuͤr eine einzelne Provinz, die sich als unthunlich und ohne Hemmung des innern Verkehrs nicht ausfuͤhr bar dar iellt, ein gegangen werden-.

Zu 2) Ob (leich die dermaligen Eingangsabgaben. auf fremdes Vieh sich bisher auch in den Ryeinprovin zen als hinlänglich bewährt haben, die Einfuhr von au

ßen zu vermindern, die inländische Viehzucht aufzumun

tern und eine größere Vie hausfuhr moglich zu machen,

so wird doch gegen Ende dieses Jahres, mit welchem

der dermalige Tarif abläuft, die Raͤtblichkert einer Erh hung des Ein gan gszolles auf Vieh, Getraide und an

dere landwirthschaftliche Produkte sei es uͤberhaupt,

oder fuͤr die westlichen Provinzen insbesondere, von neuem gepruͤft, auf die Wuͤnsche der getreuen Stande dabei die moöͤglichste Ruͤcksicht genommen und das Resul tat durch den neuen Tarif zu ihrer Kenntniß gebracht werden.

Zu 3. In Ruͤcksicht der freien Rheinschifffahrt be

ziehen Wir Uns auf Unsere obige unter 2. ertheilte Resolution und haben ubrigens durch Unsere Gesand. ten und diplomatischen Agenten, namentlich in Bezug auf die Kornausfuhr, alle Bereitwilligkeit zu Handels verträgen mit den Nachbarstaaten bereits zu erkennen gegeben, in so fern es moöͤglich sein wird, dadurch Vor theile zu erwerben, die nicht durch anderweitige großere Aufopferungen erkauft wer den muͤssen.

Zu 4. und 5. Wegen der Grund- und Klassensteuer weisen Wir auf die Eroͤffnungen hin, welche der Land

tags Abschied auf dieserhalb gemachten besondern, hier

nur im Allgemeinen wiederholten, Antraͤge enthält. Was zu 6. das Gesuch um Herabsetzung der Ge— meindesteuern anlangt, so haben Wir bereits angeord—

Gedruckt bei Feisterund Eisersdorff.

net, daß bei den Anforderungen der Staatsbehoͤrden die Kommunen auf die dermaligen ungünstigen Zertye haltnisse Rucksicht genommen und auf moöͤglichste Va minderung der Kommunalsteuern hingewirkt werden so Sollte eine Behörde dieser Anordnung nicht nachkon men, lo wird das vorgesetzte Ministerium auf die & schwerde der Gemeinde, wie es schon seither gescheh— das Nöthige anordnen. Im Allgemeinen laͤßt sich her nichts in der Sache versuͤgen, da sich die den 6 meinden obliegenden privatrechtlichen und allgemein

gesetzlichen Verbindlichkeiten nicht aufheben lassen.

Was die Freiheit der ehemaligen Domainen Grun stuͤcke von den Beiträgen zu den bei ihrer Aequisit bestandenen Gemeindeschulden anlangt, so werden

getreuen Stände nicht unerwogen lassen, daß einersg die Domainen selbst nach älterer deutscher Ver fasst

zu den Gemeindelasten uicht beitragspflichtig gewe lind, und daher urspruͤuglich dei Kontrahitung der gr tentheihls aus jener alten Zeit herruͤhrenden Schub auf ihre Beiträge nicht har gerechnet werden töͤnm daß ferner, wenn uͤberhaupt unter diesen Umständen! Gemeinden durch die Bejreiung derselben von Vein gen zu den Schulden ein Verlust erwachsen ist, den meinden dafür ourch die franzoͤsischen Gesetze vermitt der Niederschlagung mehrerer Schulogattungen Ets geleistet worden, en lich auch den G meinden nicht wehrt wird, die Domaineabesitzer zu persönlichen Su ern anzuziehen. Es muß daher bei der Besreiung! gedachten Grundstuͤcke von jenen Beitragen lediglich! wen den. . . J Was endlich zu 7. das Gesuch um Befestignngh Rheinufer anlangt, so weisen Wir Unsere gern Stände deshalb auf die unter B. 17. enthaltene besb dere Resolution hin. (Fortsetzung folgt.)

Königliche Schauspie le.

Sonnabend, 17. November. Im Schau spielh au „Das Käthchen von Heilbronn,“ geoßes Ritter-⸗Sch sprel in 5 Abtheilungen, nebst einem Vorspiel in 11 zug, genannt: „Das heimliche Gericht,“ von H Kleist; suͤr die Buͤhne bearbeitet von Holbein. Devrient: den Graf von Strahl; Mad. Devris Käthchen.) . ̃ Sontag, 18. Novbr. Im Opernhause: „Adtg und Rondeau fuͤr Pianoforte,“ von Kalkbrenner, getragen von Friedrich Woͤrlitzer. Hierauf: „Cong stuͤck fuͤr Violtne,“ ausgefuhrt von dem Königl. 8 mermusikus Herrn Maurer. Dann: „Alexander, M mit Variationen, fuͤr Pianforte,“ von Mosscheles, getragen von Friedrich Woͤrlitzer. Und: „Der Maur Oper in 3 Abtheilungen, nach dem Franz. Le Mas des Seribe, zur beidehaltenen Musik von Auber, h beitet vom Hen. Baron v. Lichtenstein. 2

Im Schauspielhause:; „Minna von Barnhel— oder? „Dis Soldaten gluͤck,“ Lustspiel in 5 Abthei gen, von Lessing. (Mad. Devrient: Franeiska.) 1 her; „Der Vorsatz,“ ländliche Scene in 1 Aufzug, F v. Holbein. (Hr. Devrient: Hans; Mad. Deyn Gretchen.)

Montag, 19. Novbr. Im Opernhause: Zum sten male wiederholt: „Robin fon Cru soé,“ Melodran 3 Abtheilungen, aus dem Franzoͤsischen uͤber tragen der Königl. Schauspielerin Fr. Krickeberg. Musik A. Piceini.

Hierbei eine litterarische Beilage.

Redacteur Jo

Allge

preußische Staats- Zeitung.

meine

M

271.

Berlin, Montag, den

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Kam— ergerichts - Assessor Kuhne zum Regierungs- Rath bei er Regierung zu Potsdam allergnädigst zu ernennen, nd die Bestallung in dieser Eigenschast fuͤr ihn Aller⸗ öchstselbst zu vollziehen geruhet. .

Des Königs Majestät haben den bisherigen Kam— nergerichts Assessor Bennecke zum Regierungs⸗Rath eit der Regierung zu Frankfurt an der Oder allergaaäͤ igst zu ernennen, und die Bestallung fuͤr ihn in die ser igen ichaft Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruhet.

Des Koͤnigs Majestät haben den bisherigen Medi. inal, Rath bei dem Medizinal- Collegio zu Breslau, rofessor Hr. Remer zum Regierungs, und Medizi— al⸗-Rathe bei der dortigen Regierung allergnädigst zu

rnennen geruhet. J

Des Koͤnigs Majestaäͤt haben geruht, den Oberlan⸗ esgerichts Rath Hundrich zu Halberstadt zum Ober Drokurator bei dem Landgerichte in Duͤ sseldorf zu er— ennen. . . eie Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Super— tendenten Dr. Tritzsche in Dobrilugk zum Professor onorarius bei der vereinigten Universität in Halle zu neunen, und die fuͤr denselben ausgefertigte Bestallung

erhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.

Seine Majestaͤt der Koͤnig haben dem Prediger cherff zu Jänichen dorff, im Regtierungsdezirk Pots⸗ am, und dem Buchhalter Kempf dei dem Haupit— aarenlager der Porzellan Manufactur hierfelbst, das

gemeine Ehrenzeichen eister Klasse zu verleihen geruht.

erm.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Ausland.

Paris, 12. Novbr. Vorgestern Nachmittag sind 5. Maß., der Dauphin und die Dauphine aus Fontai— ebleau und die Herzogin von Berry aus Rosny ange . Gestern hat der Koͤnig im Ministerrath raͤsidirt. ;

Der Exzbischof von Paris bat ein Mandement erlas— n, um neuntägige Gebete, bei Gelegenheit der allge— einen Wahlen, anzuordnen.

Aus dem offiziellen Bericht des Contre Admirals Rigny ergiebt sich, daß im Gefecht bei Navarin 3 Of⸗— ziere und A3 Leute getoͤdtet und 3 Offiziere und . beute verwundet worden sind.

In einem Artikel des Moniteurs uber den Sieg zei Ravarin heißt es: die Fruͤchte des Sieges sind icht der Antheil der Sieger allein; auch den Besiegten

19ten November 1827.

kommen sie zu Statten; diesem alten ottmanischen Reiche, dessen Aufrechthaltung dem politischen Gleich gewicht Eu⸗ ropens noch nützlich ist; und welches, durch die U-ber— zeugung seiner Schwaͤche, den Träumereien von Tyran— nei und Rache entrissen, seine wahre Lage und die Pflichten, welche sie ihm auferlegt, besser kennen lernen wird. Auch jenem großen Vasall der Pforte wird die— ser Sieg from]mmen, dessen Geist das edle Reis der Ci— vilisation auf einen Wildling zu pfropfen gewäaßt hat, und dessen Eifer ihn in einen Abgrund zu stuͤrzen drohte. Jetzt, wo er seine Verbindlichkeit gegen seinen Odverherrn Felöst hat, wird er den schwierigen Kampf aufgeben, zu welchem ihm seine strenge Beobachtung der einge— gangenen Verpflichtungen geleitet hatte. Jetzt gehoͤrt er den Beduͤrfnissen und dem Gluͤck der Provinz ganz an, die ihm ihre Wiedergeburt verdankt, und die ihm jedes Oofer reich lohnen wird. Die weitern Folgen des Tages vom 20. Oktober sind in den Handen der sieg— reichen Maͤchte, d. h., der europäischen Mächte, denn ganz Europa hat gesient. Nunmehr sei jede Kriegi— tuͤstung der griechischen Inseln, wie auch den Bewoh— nern der Kuüuͤsten der Barbarei untersagt und jede Uebertretung dieses ausdruͤcklichen Verbots als Seeraäu— berei geahndet; dieses wird auch sein, denn es ist ge—⸗ recht ünd leicht; und die Welt wird die wahren Vor theile erkennen, welche die Folge sein werden dieses Ruhms, dem die hochherzigste Uneigennuͤtzigkeit zum Grunde liegt.

Unsere Zeitungen enthalten ein Privatschreiben aus Navarin vom 22. Oktober, worin der Verlust der Tuͤr⸗ ken auf ungefaͤhr drei tausend Mann angeschlagen wird; sehr bemerkenswerth ist es, daß kein einziges Schiff der Verbuͤndeten verloren gegangen ist, wiewohl einige durch das feindliche Kanonenfeuer sehr gelttten haben; uͤbri⸗

gens hat man auch in diesem Gefecht wahrnehmen kön—

nen, daß sich die Tuͤrken mit mehr Muth und Erbitte⸗ rung als Geschicklichkeit schlagen.

Ein Oppositionsblatt sagt, die drei Geschwader seien außer Stand, die See zu halten; die Gazette de fr. beweiset die Unwahrheit dieser Aeußerung, indem sie daran erinnert, daß nur zwei Schiffe des franzoͤsischen Geschwaders gendthigt sind, nach Toulon zuruͤckzukehren, um aucgebessert zu werden, die ubrigen dessern sich mit ihren Vorrathsstuͤcken in See aus, und werden sehr bald im Stande sein, ihre Overationen fortzu setzen. Hr. v. Riguy hat dennoch unter seinem Befehl: zwei Linien⸗ schiffe von 76 Kanonen, vier Fregatten von 58 und A4 Kanonen, zwei Corvetten und 11 kleinere Fahrzeuge. Außerdem werden ihm naͤchstens nachgeschickt werden:

aus Brest das Linienschiff von 80 Kanonen, der Conque⸗

rant aus Toulon, die Fregatte Jphigenia von b0 Kano⸗ nen und zwei Korvetten; endlich sind drei andere Fre⸗ gatten im Begriff, nach dem mitte landischen Meere ab⸗

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