1828 / 199 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 20 Jul 1828 18:00:01 GMT) scan diff

in dem Constitutionnel auf, worin er unter andern sagt: 2 nicht wohl, was der Bischof mit jener Behauptung habe sagen wollen. Wenn es jemals dahin kame, daß die Praͤfekten einen besondern Stand im Staate bildeten, und befondere Vorrechte fuͤr sich verlangten so wurde man sie mit gleicher Befugniß die Präfekten⸗Parthei, oder bei einem ahnlichen Ereignisse in der Armee, diese die Mi li⸗ tair⸗ Parthei nennen koͤnnnen; dies waͤre aber hier nicht der Fall, wogegen der vorige Minister der geistli⸗ chen Angelegenheiten selbst die Existenz einer Gesellschaft zu⸗ gegeben haͤtte, welche, gestuͤtzt auf ihre Nacht, Befugnisse fur sich in Anspruch nahme, welche der Staat ihr nicht ein⸗ räumen könnte. Fur diese gabe es keine passendere Benen⸗ nung als die der Priester⸗Parthei. Er wolle zwar nicht in Abrede stellen, daß diese Benennung an und fuͤr sich etwas unhoͤflich sey; allein man solle doch bedenken, daß die An⸗ forderungen und das Betragen der Priester in fruͤheren Zei⸗ ten noch viel strenger und härter getadelt worden seyen, als jetz. Zum Beweise fuhrt Herr von Montlosier hier zuerst die Regierung Carl 1X an. „Dieser Lieblings-König der Quotidienne“, sagt derselbe, „der gewiß nichts weniger als ottlos oder ein Jacobiner war, beschwerte sich ebenfalls chon uͤber die Geistlichkeit; und an wen richtete er seine Kiagen? an das Tridentinische Concilium, von wo aus sie durch das Organ der Gesandten in ganz Europa erschallten. Zu Zeiten Philipps des Schoͤnen gab es ebenfalls eine welt⸗ uiche und eine Priester⸗Parthei, wovon Bonifaz lll selbst uns in feiner Bulle olericis laicos unterrichtet, und zwar nicht als wie von einer neuen Erscheinung, sondern vielmehr wie von einer schon lange bestehenden Thatsache. Was heißt es daher, wenn man heu⸗ tiges Tages gegen die Benennung der Priester⸗Parthei so heftig loszieht, und dieselbe als ein Merkmal der Revolution und Gottlosigkeit bezeichnet? Der Bischof von Beauvais versichert, daß die Geistlichkeit zu keiner Zeit achtungswer⸗ ther und geachteter gewesen sey, als jetzt. Im Allgemeinen will ich glauben, daß unsere Priester Muster der Tugend sind. Glaubt man aber, daß der Stolz, der die ersten En⸗ gel und den ersten Menschen verfuͤhrt hat, sich in den jetzi⸗ gen Gemuͤthern nicht mehr regt? Glaubt man, daß der Wunsch nach Herrschaft, von dem sich zu allen Zeiten des Thristenthums Beispiele finden lassen, heutiges Tages seine alte Macht verloren hat? Schon zu Zeiten Gregors des Großen waren die Geistlichen Muster der Strenge und Klo— sterzucht, und doch lehrt uns jener Papst, wie bei aller die⸗ ser Strenge das damalige allgemeine Truͤbsal einzig und al— lein aus dem Ehrgeize der Bischoͤfe entspringe. „Wir zer⸗ stoͤren,“ sagt derselbe, „durch unser Beispiel, was wir durch unsere Worte lehren. Unser Leib wird von Fasten verzehrt und unser Geist strotzt von Eigenduͤnkel. Unter schlichten Kleidern verbergen wir ein stolzes Herz. In Staub und Asche liegend, trachten wir nach Große. Wir gleichen dem Wolfe im Schaafskleide.“ Der Herr Bischof v. Beau— vais moge daher einige Nachsicht mit der Benennung der Prie⸗ ster⸗Parth ei haben, die ihn beleidigt zu haben scheint. Die⸗ felbe Bitte richte ich an alle Freunde des Christenthums. Wenn sich in die Klagen, welche ich in dem Interesse des Koͤnigs, der Gesellschaft und der Religion, uͤber die Anforderungen der Priester⸗Parthei erhebe, auch einige mißfällige Aeußerung en mischen, so mag man die gute Absicht, die denselben zum Grunde liegen, nicht verkennen, und dabei an die Worte des heiligen Geistes denken: „Es ist besser von einem Freunde

verwundet, als von einem heimlichen Feinde gekuͤßt zu wer⸗

den: meliora sunt vulnera diligentis, quam fraudulenta os- eula odientis.“

Denjenigen Eltern, die sich, von Vorurtheilen geblendet,

immer noch dem Vacciniren ihrer Kinder widersetzen, fuͤhrt die Marseiller Zeitung als drohendes Beispiel an, daß, als in neuerer Zeit die natuͤrlichen Blattern in dieser Stadt so schreckliche Verheerungen anrichteten, eine Frau von der ar— beitenden Klasse von ihren sieben nicht geimpften Kindern auch nicht ein einziges behielt. Das arme Weib hat daruͤber den Verstand verloren, und ist in das Irrenhaus gebracht worden.

Ein hiesiger Einwohner hat eine neue Art von Wagen mit 3 Raͤdern, die er Tricycles nennt, erfunden und darauf ein Patent erhalten. Man glaubt, daß dieses neue Fuhr— werk, gleich den vor nicht langer Zeit eingefuͤhrten Omnibus, in den Straßen der Hauptstadt zur Benutzung des Publi— kums, welches bei dergleichen Concurrenzen nur gewinnen kann, aufgestellt werden wird.

Mad. Catalani ist von ihrer Kunstreise nach dem noͤrd— lichen Europa vor einigen Tagen hierher zuruͤckgekehrt.

Aus Gibraltar schreibt man unterm zten d. M.: „Fast alle Schiffe, die von den Kuͤsten Portugals in unseren Ha—

fen einlaufen, haben Portugiesen am Bord, welche ihr;

terland verlassen; die Zahl der hier eingetroffenen Flüͤchtl ist bereits sehr beträchtlich. Aus den neuesten Briefen Bahia und Montevideo darf man schließen, daß die Min lungen, welche Dom Pedro uͤber die Ereignisse in Por erhalten hatte, einen großen Einfluß auf den Krieg mit; enos-Ayres haben werden; der Kaiser schien entschlossen seine Kraͤfte aufzubieten, um seine und seiner Tochter g auf den Portuglesischen Thron zu sichern.“

Die Quotidienne und die Gazette de France me daß das Betragen der Portugiesischen Patrioten auf Schlachtfelde, dem Ehrentitel der Constitutionnel einen neuen Flecken hinzugefuͤgt habe; die Englischen tungen erinnerten bei Erwaͤhnung desselben mit Recht an wenige Tapferkeit, welche schon die Neapolitanischen C stitution nellen im Jahre 1821 und die Spanischtn Jahre 1823 an den Tag gelegt haͤtten; und es sey num bewiesen, daß die Constitutionnellen sich zwar schwoͤren, aber sich nicht schlagen.

In dem Journal von Toulouse liest man Folgen „Die kritische Lage Portugals und unsere Verhaͤltms⸗ Spanien scheinen in den Befehlen, welche die Frans Regierung Behufs der Räumung von Cadix gegeben einige Aenderungen veranlaßt zu haben. Briefe af ser Stadt vom 5ten melden, daß das am 2ssten vor. daselbst eingetroffene Touloner Geschwader, am ten 10ten dieses Monats wieder unter Segel gehen, nur ein Infanterie-Regiment, ein Cavallerie-⸗Regimen zwei Artillerie Compagnien, zusammen etwa 3000 nach Frankreich zurückbringen werde. Der comma General soll den Befehl erhalten haben, die Besahnn Festung hinfuuͤhro nur aus 990 Mann disponibler in bestehen zu lassen, und die Kranken, so wie das uͤhens Kriegs-Material, nach Frankreich zu schicken.“

Großbritanien und Irland.

London, 19. Juli. In der letzten Versammlim katholischen Association hielt Hr. Shiel, ein Mitght selben, eine hoöͤchst merkwuͤrdige Rede, welche den C kundet, der jetzt das Irische Volk aufregt. „Welche (sprach er) hat je solch ein Schauspiel einer durchgty Organisatlon dargeboten? Man oͤffne die Blaͤtter R schichte, und untersuche, ob sich in den Annalen der g heit ein Beispiel nationeller Verbindung auffinden läß ches mit der Vereinigung des Irischen Volks einen aushielte? (Beifall.“ Solches Beispiel fester Leiden concentrirter Energie und systematischer Wirkungskra man nirgends mehr entdecken. Vom Palast des sah Pairs unter uns bis zur niedrigsten Huͤtte des gen Bauern, herrscht eine einzige, ungetheilte Empfindum dem festlichen Speise-Saale des ersten Irischen Edth und bei der Kartoffel⸗-Mahlzeit des äarmsten Hintersass die Bedruͤckungen des Landes das Thema des Familiz spraͤchs. Man blicke auf das katholische Priesterthum; ter Beifall) man beschaue die Ftamme, welche vom! aufsteigt; man hoͤre die Stimme, welche aus den h Hallen an die Millionen ergeht, die ihre Kniee vor den pel beugen. Die Priester unserer Kirche haben sich g Spitze des Volks gestellt. Warum sollten wir es um hehlen, daß unsere Geistlichen die Fahnenträger unsett des sind? Die Protestanten mogen immerhin M spotten, daß sich die Politik in die Religion in Religion in die Politik mischt. Die Priester h zuerst durch die Leidenschaft des Volks mit forth und wurden nachher seine Anfuͤhrer. Wenn ein cher mit dem Willen des Volks uͤbereinstimmt, st er ihn leiten und lenken wie er will, wenn er sih ihm widersetzt, so ist es mit seiner Macht aus. Da sche Volk ist nicht nur organisirt, sondern seine Oth tion ist auch vollkommen. Jede Pfarre in Irland ha Capitain an ihrer Spitze. Diese Organisation des! ist hoͤchst gefaͤhrlich, und je groͤßer die Gefahr, desto g rischer verlangt die Vernunft eine Aenderung jenes S! welches alle diese Einrichtungen herbeigefuͤhrt hat, die Regierung unsere Lage beachten und ein wenig! Zukunft blicken, von der Vergangenheit und Gegenh Beunruhigendes vorhersagen. Wo soll das Alles (Lauter Beifall.) Die offentlichen Leidenschaften muͤss weder zuruͤckschreiten, stehen bleiben oder vorwaͤrts

(Hoͤrt, hoͤrt, hoͤrt!! Werden sie zuruͤckschreiten? Vin von Dom Pedro uͤberbracht hatte.

Fluth, welche jetzt heranstuͤrmt, sich legen oder ; nicht eher mit jenem Meere zu vergleichen, welches lt

ruͤckkehrende Ebbe fuͤhlt“? (Beifall.) Berechnen Zukunft nach der Vergangenheit. Was geschah in

D3Jahlcn? Die kachollsch Afsociatilon erstand. Sie wa in schießen, um Dom Miguel's Sache aufrecht zu halten.

1 ist nicht so leicht zu sagen.

1

bei ihrem ersten Anfange; nach und nach erhob sie sich; hpurden wir Alle unzertrennlich vereint. Die katholische Ab⸗ pard ersonnen; nicht nur Geld, sondern auch edle Gefuͤhle vom Volke gefordert. Der tyrannische Grundherr, stochene Beamte zitterten vor uns; wir wurden die stzer und Raͤcher des Volks. Bei den Wahlen fuͤr ferd und Louth ward die protestantische Aristokratie seworfen. Darauf erfolgten gleichzeitige Versammlun— in denen 7 Milllonen ihre Arme emporhoben. Dle des Herrn O' Connell kroͤnt das Werk. Sie zeigt die harkeit eines ganzen Volkes fuͤr den Mann, der sein von jeher dem Dienste seines Vaterlandes ge— Man muß die Leidenschaft des Volks juͤr seine Sache zr Liebe fuͤr seine Verfechter abschaͤtzen (Beifall). Kann kedenschaft wieder zurückschreiten? Dies halte ich fuͤr hic. Wird sie stehen bleiben? Das waͤre widernatuͤr— Sie muß also vorwaͤrts gehen. (Lauter Beifall.) Und ie sie nun enden? In welchen Meerbusen wird der de Strom sich ergießen? Ich warne Euch vor jenem chen Wirbel, zu welchem uns eine immer staͤrker e Gewalt hintreibt, und welcher uns, wenn das nicht weise gelenkt wird, unvermeidlich verschlingt. Beifall.) Ich sagte, mit der Organisation des Vol— sune Nichts verglichen werden; ich hatte hinzufuͤgen „ausgenommen die Bethoͤrung der Regierung“ . Die stenhand ist an der Wand und der neue Belsazar er— sch nicht von dem Mahle. hach einer Dubliner Zeitung sollen einige Individuen Dublin stehenden 53sten Regiments einen sehr schar— herweis bekommen haben, weil sie sich erlaubt hatten, Norgens sehr fruͤhe, als sie im Schlosse auf der waren, orangefarbene Lilien anzustecken. hr. Huskisson, bemerkte die Morning-hroniele, sagte lezten Verhandlungen des Unterhauses, er glaube, 'r Amerikanische Tarif seinen Ursprung weniger der ng verdanke, er werde das Wohl der Nation befoͤr— as vielmehr gewissen Wahl-⸗Zwecken; gewoͤhnlich bringe dergleichen Maaßregeln bei den Wahlen fuͤr die hoͤchste de Gewalt zum Vorschein, um das Volk aufzuregen. Aeußerungen stehen auf sehr schwachen Fuͤßen. Wenn merikaner durch das Vorschlagen solcher Maaßregeln eg werden können, so muͤssen sie doch glauben, daß n Nutzen bringen werden das heißt, sie sind uͤber bahten Interessen in Unwissenheit. Wenn das Ameri— he Volk diese Interessen kannte, so wurde es, weit st, heren Maaßregeln guͤnstig aufzunehmen, diejenigen, dieselben in Vorschlag bringen, mit mißbilligendem betrachten. Das Volk muß also glauben, der Tarif das National-Wohl befoͤrdern. Was hat denn die eines Praͤsidenten oder das Wahlen uͤberhaupt mit Frage zu schaffen? Das Oberhaus unseres Landes ist hon senen schauderhaften Uebeln Amerikas; und dennoch wir, daß es eben so unwissend uͤber diesen Gegenstand is das Amerikanische Volk, indem es die Grundsaͤtze arifs annimmt, und, so weit als es kann, zur Ausfuͤh— bringt. Der Unterschied ist bloß dieser: in Amerika t das Volk eine Maaßregel an, welche es dem ganzen fuͤr zutraͤglich haͤlt; as Oberhaus nimmt eine Maaß— an, welche, wie es weiß, zwar den Interessen des gan— bolks zuwider ist, seine eigenen aber beguͤnstigt. In ka liegt die Macht in den Haͤnden des Volks, in and in denen der Lords. Beide mißbrauchen sie, weil unwissend sind, in Amerika ist das Heilmittel Kennt—⸗ weil ein ganzes Volk keine von ihm getrennte Inter— haben kann. Welches das Heilmittel in England seyn

in einem von der Morning-Chroniele mitgetheilten eiben wird Hr. Huskisson auf's Schaͤrfste getadelt, weil

ü der neulichen Discussion des Unterhauses uͤber die

tungen Britischer Unterthanen gegen Spanien nicht prochen habe, da sich doch viele durch seine und seiner

fgenossen hochtrabende, leider durch den Erfolg nicht

gte, Sprache haͤtten taͤuschen lassen und jetzt am Rande

derderbens ständen.

riefe von Lissabon melden (wie der Standard sagt),

der Capitaͤn der Portugiesischen Brigg Treize de Maio, he vor Kurzem von Rio ankam, arretirt worden ist, so⸗ er aus dem Cabinet Dom Miguel's trat, dem er De—

Auch verschie—⸗ Damen vom ersten Range sind theils gefangen gesetzt,

nach Algarbien verwiesen worden. Geld ist in Lissa—

n, so selten geworden, daß die Priester politische Predigten den n, und die getreuen Unterthanen bitten, Geld zusam—

Ein Jamaica-Blatt beklagt sich daruber, daß die Regie— rung die Kosten scheue, um Auswanderer nach jener Insel zu bringen, und so den Strom der Emigranten, statt nach den Vereinigten Staaten, nach Jamaica zu leiten.

Briefen aus Mexico vom 23. Maͤrz zufolge, war der Finanz⸗Minister Esteva in Geschäften der Foͤderation, die sich hauptsaͤchlich auf Geld-Angelegenheiten beziehen sollen, noch immer zu Vera-Cruz.

Deutschlan d.

Bayreuth, 22. Juli. Der bisherige Königl. Franzoͤ⸗ Botschafter am Kaiserlich Oesterreichischen Hofe, Hr. Mar— quis v. Caraman, ist gestern Nachmittags auf seiner Ruͤck— reise von Wien uͤber Toͤplitz und Carlsbab nach Paris durch unsere Stadt passirt.

Dresden, 26. Juli. Ihro Kaiserliche Hoheit die Großherzogin von Weimar sind, auf der Ruͤckreise von Pe— tersburg und Warschau, gestern Mittag, unter dem Namen einer Graͤfin von Altstädt, ohne Aufenthalt hier durch passirt.

Hannover, 25. Juli. In dem Semester vom 1. Jan.

bis ust. Juni d. J. sind von dem Schatz-Collegio des Koͤ—

nigreiches fuͤr die Schulden-Tilgungs-Kasse (für welche bis 1. Jan. d. J. landschaftliche Obligationen bis zu dem Be⸗ trage von 752,757 Rthlr. 19 gGr. 2 Pf. bereits eingeloͤst wa⸗ ren) abermals aͤltere landschaftliche Verbriefungen zu dem Be⸗— laufe von 8,03 Rthlr. 22 gGr. 8 Pf. eingelöst und ver— nichtet. Fuͤr gpCtige Obligationen ist, und wird auch noch ferner der volle Nominal⸗Werth gezahlt.

Bremen, 25. Juli. Nach einer Bekanntmachung des

Kaiserl. Brasilischen Vice⸗Consuls Kalkmann hieselbst ist dem Kaiserlich Brasilischen Oberst- Lieutenant von Schaͤffer be— reits unterm 12. Januar d. J. hoöͤchsten Orts die Weisung ertheilt, keine weitere Auslagen fuͤr Colonisten fuͤr Rechnung des Brasilischen National-Schatzes zu machen. Auch wer— den, mit Ausnahme solcher Personen, welche schon im vori— gen Jahre zur Auswanderung nach Brasillen engagirt wa— ren, aber erst in diesem Jahre sich nach dem Einschiffungs⸗ Hafen begeben konnten, bis auf weitere Befehle keine Colo— nisten mehr nach Brasilien befoͤrdert werden. Selbst die im vorigen Jahre engagirten Auswanderer, welche noch nicht abgereist sind, werden aufgefordert, bis auf weitere Mitthei⸗ lung von Seiten des Brasilischen Vice⸗-Consuls hieselbst, in ihrer Heimath zu bleiben. Das letzte Schiff mit Colonisten, naͤmlich mit den bereits in Bremen und auf der Reise dahin befindlichen, geht im August von Bremen ab.

. Tur kel. Aus ö vom 7. Juli wird (in der All— gemeinen Zeitung) gemeldet:

Die Nachrichten aus dem Innern der Tuͤrkischen Pro— vinzen stimmen insgesammt darin uͤberein, daß die Festungen mit Vorraͤthen und Vertheidigungsmitteln aufs Reichlichste versehen sind. Diejenigen durften sich also irren, die die Aufgabe der Russen schon mit dem Uebergange uͤber die Donau geloͤst glauben, und den Marsch nach Konstantino⸗ pel fuͤr eine Sache ohne Schwierigkeit, und daher den Krieg fuͤr so gut als beendigt ansehen. Ob man gleich uͤber das Loos der am Balkan versammelten Tuͤrkischen Streitkraͤfte nicht sehr in Zweifel ist, da sie sich weder an Zahl, noch an Kriegsfertigkeit mit den Russischen Heeren messen konnen, so durfte dagegen der Belagerungs-Krieg nicht ohne große Anstrengung gefuͤhrt werden. Der bedeutende Verlust an Menschen, den die Russen beim Sturme auf Brailow erlit— ten, ist ein Beleg dieser Behauptung.

Ein Schreiben von der Donau vom 17. Juli. (im Correspondenten von und fuͤr Deꝛutschland) enthaͤlt Nach⸗ stehendes: Noch immer stroͤmen neue Verstaͤrkungen dem Russischen Heere zu, das, wenn wir den aus der Armee und aus den Fuͤrstenthuͤmern einlaufenden Privat-Berichten Ver— trauen schenken duͤrfen, mit einer Masse von 100,009 kampf— geuͤbten und begeisterten Streitern dem Balkan zueilt, um nach gluͤcklicher Ueberwindung der allerdings nicht zu verach⸗ tenden Hindernisse, im unaufhaltsamen Siegeszuge gegen die Hauptstadt des Osmanischen Reiches vorzudringen, wahrend ein Corps von wenigstens 40,909 Mann die Donau-⸗Festun⸗ gen theils besetzt theils berennt haͤlt, das Wittsche Reserve⸗ Heer mit beilaͤufig 40,000 Kriegern in den Fuͤrstenthuͤmern in Bereitschaft steht, und Paskewitsch mit seinem Heere von 70 80,9000 Mann die Asiatischen Paschaliks im schnellen Siegeslauf durchwandert. Kommt nicht Pest oder Ungunst der Elemente dem Sultan zu Hilfe, so muß der Erfolg, ihn zum Frieden unter jeder Bedingung zu zwingen, ganz unausbleiblich seyn. Trotz aller Fermane und Hattischerifs gehen die Aufgebote in Rumelien und Bulga— rien nur langsam von Statten, obgleich bewegliche Kolon—

nen mit allen Vasallen Krieg fuͤhren, die nicht mit starken