Inland.
Berlin, 31. Juli. Nach Inhalt der im heute erschle— nenen Stuͤcke der Gesetz Sammlung enthaltenen Declaration vom 10. Juni d. J. ist die mit der Königlich Niederlaͤndi— schen Regierung unterm 11. Juni iss abgeschlossene Kar—⸗ tel⸗Convention als vom 1. Januar d. J. ab auf sechs Jahre verlaͤngert anzusehen, und sollen die Bestimmungen derselben, mit Ausnahme der in den Artikeln 2. und 3. enthaltenen, aufrecht erhalten werden; die Fassung der gedachten beiden Artikel aber wird kunftig folgende seyn ;.. *
Art. 2. Als Deserteure werden nicht allein die Mili— tair-Personen ohne Unterschied der Waffen und des Gra— des, welche ihre Fahnen verlassen, sondern auch die aus⸗ getretenen Militair-Pflichtigen, d, h. diejenigen Individuen angesehen, welche zum wirklichen Dienste bei der Landwehr,
bei der National-Miliz oder bei irgend einem andern Zweige
des Militair-Dienstes einberufen oder in dem Falle sind, ein— berufen zu werden, sich auf die an sie ergangene Aufforde— rung nicht einstellen, oder sich dieser Einstellung zu entziehen suchen, indem sie sich auf das Gebiet des andern der hohen contrahirenden Theile fluͤchten.
Art. 3. Von der Auslieferung oder Zuruͤckstellung, die auf den Grund des gegenwaͤrtigen Vertrages verlangt wer— den kann, sind ausgenommen:
a) Individuen, welche in dem Staate, wo sie eine Zuflucht gesucht haben, geboren sind, in dem andern Staate aber, nach den gegenseitig in Kraft befindlichen Gesetzen und Verordnungen, noch kein bestimmtes Wohnsitz-Recht er— worben hatten, und die sonach vermittelst ihrer Deser— tion, nur in ihre Heimath zuruͤckkehren;
b) Individuen welche, obwohl sie in dem Staate, den sie verlassen haben, geboren sind, doch in dem andern Staate, wo sie eine Zuflucht gesucht, einen bestimmten Wohnsitz nach den dieserhalb daselbst in Kraft befindlichen Gefetzen und Verordnungen erworben haben;
e) Individuen, die entweder vor oder nach ihrer Desertion sich irgend eines Verbrechens oder Vergehens schuldig gemacht haben, um dessentwillen sie vor die Gerichte des Landes, wo sie sich aufhalten, zur rechtlichen Untersu— chung gestellt werden koͤunen.
Gleichwohl findet auch in diesem Falle die Auslieferung statt, nachdem der Deserteur frei gesprochen ist, oder seine Strafe uͤberstanden hat.
Privatrechtliche Verbindungen, die ein Deserteur im Staate des andern Souverains eingegangen seyn möchte, konnen in keinem Falle ein Grund zur Verweigerung seiner Auslieferung werden.
— Die hiesige Spenersche Zeitung hat, indem sie aus den im Dienstags-Blatte von uns, in Verfolg des fruͤ— her mitgetheilten Russischen Armer - Berichts vom 11. Juli, gegebenen Nachrichten vom Kriegs-Schau— platze Einiges in ihr gestriges Blatt aufgenommen hat, fol— gende Bemerkung vorangeschickt:
„Die Preuß. Staats-Zeitung bestaͤtigt in einem in ih— rem gestrigen Blatte enthaltenen Bericht vom Kriegs— Schauplatze in der Tuͤrkei die von uns in Nr. 174. dieser Blaͤtter mitgetheilten Nachrichten und fuͤgt noch folgende Details hinzu.“
Die Absicht der Redaetion der Staats-Zeitung ist nicht dahin gegangen und hat auch nicht dahin gehen koͤnnen, Nachrichten der Spener'schen Zeitung, die fie felbst ihrer— seits schon einen Tag fruͤher als die letztere gegeben hatte, bestätigen zu wollen. Denn wenn etwas“ zu bestaͤtigen gewesen ware, so wuͤrden es doch immer nur die fruͤher durch die Staats-Zeitung gegebenen Nachrichten gewesen seyn; einer Bestaͤtigung dieses Armee-Berichts bedurfte es jedoch in kei— ner Hinsicht; es kam vielmehr nur darauf an, die Details, welche der Staats⸗Zzeitung spaͤter Lesern mitzutheilen. .
Um etwanigen Mißdeutungen zu begegnen, zu denen obige Bemerkung der Spenerschen Zeitung Anlaß geben mochte, findet die Redaction der Staats-⸗Zeitung sich zu ge— genwaͤrtiger Aeußerung bewogen.
zugegangen waren, ihren
Köln, 26. Juli. ist Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Großfürstin Helent v Rußland mit Gefolge, am Bord der schoͤnen Jacht des He zogs von Nassau, hier angekommen und im Gasthofe z Kaiserlichen Hofe abgestiegen.
Elberfeld, 25. Juli. Die Direction des Deutse Amerikanischen Bergwerk-Vereins hat die Aetionaire dess⸗
ben zur 9ten General-Versammlung auf den 23. Septemj
Nachmittags 3 Uhr eingeladen und zugleich dabei bekan gemacht, daß ihr nach Mexico abgesandter General⸗Beyg maäͤchtigter, Bergamts-Directer Schmidt, mit seinen Begle tern am 15. Mai gluͤcklich in Vera⸗Cruz gelandet, am len in Jalapa eingetroffen war und am 27. Mai dic Hau stadt zu erreichen hoffte.
Heute Nachmittags um halb 5 un
Allgemeine
hreußische Staats-Zeitung.
e 203.
Königliche Schauspiele.
Freitag, 1. August. Im Opernhause: Oberon, Kn der Elfen, romantische Feenoper in 3 Abtheilungen; nach di Englischen des J. R. Planché, fuͤr die Deutsche Buͤh uͤbersetzt von Th. lets vom Koͤnigl. Balletmeister Telle.
Sonnabend, 2. August. Ahnfrau, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von F. Grillparʒ Mad. Pann: Bertha, und Herr Pirscher, Theater zu Magdeburg: Jaromir, als Gastrollen.)
Königsstädtsches Theater.
Freitag, 1. August. Der Deserteur. Hierauf die Wu derlampe. Dlle. Holzbecher wird hierin vor ihrer Urlau Reise zum Letztenmale auftreten.)
Berliner Börse. Den 31. Juli 1828.
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Amtl. Fonds. und Geld. Cours. Zettel. (rerisss. Con
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St. Schuld - Sch. Iz Pomm. Pfandbr. J Pr. Engl. Anl. 18 — Kur- u. Neum. do. Pr. Engl. Anl. 22 Schlesische do. Bo. Ob. incl. Litt. H Pomm. Dom. do. Kurm. Ob. m. l. C. Märk. do. do. Neum. Int. Sch.do. Ostpr. do. do. Berlin. Stadt- Ob. Rũckst. C. d. Kmk Königsbg. do. do. do. d. Nm. Elbinger do. Zins- Sch. d. Km. Dana. do. in Th. Z dito d. Nm. Westpr. Pidb. A. dire. dito B. Grosshæ. Pos. do. Ostpr. Pfandbrl.
HV eck Sel- und Geld- Cors. (Berlin, den 31. Juli.)
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Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 26. Juli. Oesterr. 53 Metalliq. 903. Russ. Anl. Hamb. Certisic. 83]
Neueste Böoörsen-Nachrichten.
Frankfurt a. M., 28. Juli. Loose zu 100 Fl. 1515. Brief. Hacts, 25. Juli. 33 Rente 72
239 — 2 C.
Gedruckt hei Hayn.
Oesterr. 53 Metalliq. 933.
Partial⸗Obligationen 1223. Geld. Ba 1k Act
Fr. 35 Cent. 53 Rente 106 Fr.
Redartenr Joht
Hell. Musik von C. M. v. Weber. V Im Schauspielhause: N
vom Stan
M
lä Hiscussion Anlaß, in deren Laufe sich, außer den Verfasfern
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Seine Majestaͤt der König haben dem Superintendenten deler zu Beeskow, den Rothen Adler-Orden dritter Klasse
verleihen geruhet.
Abgereist: Der Ober⸗Berg Hauptmann und Chef des sammten Berg-, Salz- und Huͤttenwesens, Gerhard,
ch Halle.
Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland. Frankreich.
Pair s- Kammer. In der Sitzung vom 24. Juli
achte der Graf Mols das Réesums der allgemeinen Be— thung über den Entwurf wegen Auslegung der Gesetze ch zwei Cassations-Urtheilen, nachdem noch der Herzog eegzes seine Meinung daruber abgegeben hatte. Der
Artikel des Entwurfes, hinsichtlich dessen von den Mar— is v. Malleville und v. Frénilly verschiedene Amen⸗ ments in Vorschlag gebracht worden waren, gab zu einer
rselben, auch noch der Vicomte Lainé, der Bericht— statter, der Großsiegelbewahrer und der Mini⸗ er des offentlichen Unterrichts vernehmen ließen. ser Gesetz Entwurf wurde hierauf ohne irgend eine Veraͤn— rung mit 111 Stimmen gegen 42 angenommen.
Deputirten, Kammer. Sitzung vom 24. Juli. Anfang dieser Sitzung legte der Finanz-Minister der Ver— mmlung einen neuen, aus einem einzigen Artikel bestehen— n Gesetz-Entwurf folgenden Inhalts vor: „Der Stadt aris werden, zum immerwährenden Genusse, der Platz dwigs XVI. und die unter dem Namen der Elysaͤischen der, so wie solche in dem angehaͤngten Plane bezeichnet 1d, bekannte Promenade, mit Einschluß der dem Staate hoͤrigen Gebaͤude, jedoch ausschließlich der beiden Graͤ— n des Platzes Ludwigs XVI., welche den Garten der nilerien einfassen, uͤberlassen. Mit dieser Coneession fuͤr die Stadt Paris die Verbindlichkeit verknuͤpft: ) die Kosten der Beaufsichtigung und Unterhaltung des zeichneten Gebiets zu tragen; 2) auf demselben in m Laufe von fuͤnf Jahren Verschoͤnerungen fuͤr minde— ins 2, 230,960 Fr. zu machen; und 3) dem abgetretenen terrain, welches uͤbrigens weder im Ganzen noch einzeln eraͤußert werden darf, seine gegenwaͤrtige Bestimmung zu halten.“ Der Minister begruͤndete den Antrag dadurch, 5 die Hauptstadt in ihren Manern nur sehr wenig oͤffent— che Spatziergaͤnge darblete, und daß die in Rede stehende bromenade durch ihren Umfang den Beduͤrfnissen der Ein— wohner wahrhaft entspreche und zu großen Volksfesten die— n koͤnne; es habe sonach natuͤrlich geschienen, daß die tadt, die den Nießbrauch jenes weitlaͤuftigen Gebiets habe, uch fuͤr die Erhaltung der darauf befindlichen Pflanzungen Age, und die Kosten der Unterhaltung trage; bis zum Jahre 24 seyen aber diese letzteren, zum Belaufe von jaͤhrlich 00 Franken von dem Ministerium des Innern bestrit— n worden, wogegen der Ertrag von etwa 6099 Franken u dem Krongute eingezogen worden sey; um endlich dieser age der Dinge ein Ende zu machen und die schon zu ver— chiedenen Zeiten gemachten Verschoͤnerungs-Plaͤne zu ver⸗ irklichen, habe die Regierung es am angemessensten gefun⸗ en, jenes ganze Gebiet unter den in dem Gesetz-Entwurfe
Berlin, Sonnabend den 2ten Au gust.
1828.
angefuͤhrten Bedingungen der Stadt abzutreten — Hierauf wurden die allgemeinen Berathungen über das Budget des See⸗Miniisteriums fortgesetzt, bei welcher Gelegen⸗ heit der General Seb astiani einige interessante Aufschluͤsse uͤber die Colonien gab. Die Ausgaben fuͤr dieselben beliefen sich, seiner Behauptung nach, im Jahre 1829 auf 11,61, 287 Franken, die Einnahme dagegen nur auf 5,79 , 2387 Fr. Aus⸗ fall 6,070, 000 Fr.; im naͤchsten Jahre, meinte er, wuͤrden dagegen die Ausgaben 15,252, 234 Fr.; die Einnahme 8/572, 234 Fr.; der Ausfall daher 6,580, 006 Fr. betragen. Der Red— ner machte hierauf die verschiedenen Colonien, die sich jetzt noch im Besitze Frankreichs befinden, namhaft; er behaup⸗ tete, daß wenn Frankreich seinen Bedarf an Colonialwaaren, statt aus seinen Colonien, aus beiden Amerika's bezoöge, es jaͤhrlich 30 Millionen sparen wuͤrde; rechnete man hierzu noch
die obigen h Millionen, so kosteten die Colonien jährlich 36 Mill.
Nach dieser Berechnung beleuchtete der Redner die Frage,
ob die Fruͤchte, welche die Colonieen dem Mutterlande dar
boten, die Opfer, die dieses ihnen dagegen braͤchte, aufwoöͤ⸗
gen. „Die Anhaͤnger des Colonial⸗Systems,“ aͤußerte der⸗ selbe, „berufen sich den inlaͤndischen Producten verschaffen, politische Betrachtung hinzu, daß, um eine ten, man Colonieen haben muͤsse,
auf den Absatz, welchen die Colonieen und fuͤgen noch die arine zu hal⸗ wogegen sie von der an⸗ dern Seite auch wieder behaupten, daß, um Colonieen zu haben, man eine Marine halten müsse. Wir haben eine Seemacht, weil wir sie zur Vertheidigung des Staats und zur Beschuͤtzung unseres Handels fuͤr nothwendig halten. Diese Seemacht indessen, die sich noch im vorigen Jahre bei Navarin so große Anspruͤche auf unsere Achtung erworben hat, wird den Seekraͤften Englands noch lange nicht die Spitze bieten koͤnnen, obgleich man nicht gern die Hoffnung aufgeben mag, die Freiheit der Meere und mit ihr die Un— abhaͤngigkeit der Nationen eines Tages werkthaͤtig geschuͤtzt zu sehen. So wie aber die Sachen jetzt stehen, duͤrfen wir uns nicht verhehlen, daß wir unsere Colonieen nur besitzen, weil es England so gefallt. Murren.) Ja, m. H., wir konnen unsere Factoreien in Indien und Madagascar nicht beschuͤz⸗ zen. Das Senegal ist erst im Entstehen, und hat nicht den mindesten Stuͤtzpunkt. Die Insel Bourbon, der es an ei— nem Hafen fehlt, um große Schiffe aufzunehmen, haͤngt voͤl⸗ lig von Isle de France ab; das Franzoͤsische Guiana befin⸗ det sich ohne allen Schutz, und die Insein Guadeloupe, les Saintes und Martinique sind ganz in der Gewalt der Eng⸗ laͤnder. Ich habe bisher bloß von den Unkosten gesprochen, die unser? Colonien uns verursachen, und von der Schwie— rigkeit, ja der Unmoͤglichkeit sie zu vertheidigen. Es bleibt mir jetzt noch uͤbrig Sie daran zu erinnern, wie viel Men— schen uns die Erhaltung derselben kostet. Ich wage es nicht Ihnen eine Liste der Verluste, welche unsere Regimenter jaͤhrlich erleiden, vorzulegen. Unser Soldat kann dem Klima in den Landstrichen, welche unter dem Aequator liegen, nicht widerstehen. Bei alle dem bitte ich aber, ja nicht zu glauben, daß es meine Absicht sey, die Colonien aufzugeben. Wir mussen sie behalten, und ich will Ihnen sagen, durch welches Mittel. Dieses Mittel findet sich auf den Inseln selbst. Ein zahl⸗ reiches Menschengeschlecht, welches aus Afrika hinuͤber gebracht worden, ist mit dem Klima des Landes vertraut, welches gleichsam sein eigenes ist. Die Vorsicht gebietet uns, dafuͤr Sorge zu tragen, daß es sich desselben nicht bemächtige. Auf Martinique giebt es 109,090 Parronisirte, die in einem sehr ungewissen Zustande leben. Diese Patronisirte sind ent⸗ weder Schwarze, die ihre Freiheit erlangt haben, aber die dafuͤr festgesetzte Summe nicht haben erlegen koͤnnen, oder ehemalige Selaven, welche von ihren großmuͤthigen Herren, fruͤher als diese solches noͤthig hatten, freigelassen worden sind. Unter dem Schutze von Fidei-Commissarlen stehend, gehoͤren sie von nun an gleichsam neuen Herren an, welche