1828 / 208 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ten jedoch ihre Fahrt fortsetzen. An allen Lebensmitteln, besonders Zucker und Kaffee, deren Verbrauch hier erstaun⸗ lich stark ist, ist Ueberfluß vorhanden; nur an Eisen und

Holz leiden wir Mangel. Die Regierung ist gegen die Auslaͤnder uͤberaus milde.

Eine Spanische Prise, deren Schiffs⸗Papiere nicht in Ordnung

waren, wurde auf Reclamation des Spanischen Consuls sogleich freigegeben. Einem Franzoͤsischen Kaufmanne, welcher Bona beim Ausbruche des Krieges verlassen, wurde auf Anhalten des Sardinischen Consuls Erlaubniß ertheilt, sein Eigen— thum entweder zu verkaufen oder am Bord eines neutralen Schiffes nach Frankreich zu schicken. Die Franzoͤsischen Ge— fangenen werden sehr menschlich behandelt: von der Regie— rung erhalten sie täglich Rationen, fuͤr die uͤbrigen Beduͤrf⸗ nisse sorgt der Sardinische Consul, der waͤhrend der Abwe— senheit des Franzoͤsischen dessen Geschaͤft uͤbernommen hat. Zwei gefangenen Capitainen wurde sogar gestattet, die Land— haͤuser Europaͤischer Consuln zu beziehen. Ueber die Friedens—⸗ Geruͤchte verlautet indessen nichts Naͤheres. Cabinets-Ge— heimnisse pflegen hier zu Lande selten verschlossen zu bleiben, da sie meistens durch die Hände der Dragomans und der Juden gehen.

Die Aufmerksamkeit des Dey ist vorzugsweise auf die großen Ereignisse in der Levante gerichtet. Zwischen hier und Tunis findet ein sehr lebhafter Courier-Wechfel statt, 6 der dortige Pascha meistentheils sehr wohl unterrich— tet ist. .

Vor einiger Zeit hatte der Englische Consul, Hr. Tho— mas, eine Audienz bei dem Dei, um Letzteren zu befragen, welche Parthei er bei der jetzigen Stellung der drei Mächte zu der Ottomanischen Pforte ergreifen wuͤrde, und ob die Englischen Unterthanen fuͤr ihre persoͤnliche Sicherheit zu befuͤrchten hätten. Der Dey wolite anfangs wissen, aus welchem Gesichtspunkte England seine Verhaͤltnisse zu Algier ansehe, und auf die Versicherung des Consuls, daß feine Re— gierung hoöchst freundschaftlich gestimmt sey, erklaͤrte er, da der Großherr den Algierern während ihres Krieges mit Eng—

land nicht beigestanden habe, glaube er sich nicht verpflichtet,

dem Großherrn Huͤlfe zu senden; er sey kein Unterthan des Ottomanischen Reiches und werde, ungeachtet seiner Privat⸗ Streitigkeiten mit Frankreich, die strengste Neutralität beobachten; die Engländer könnten daher, wie alle uͤbri— gen Christen, ganz ruhig in Algier bleiben. Diese Erklaͤ, rung ließ sich von dem Character des Deys erwarten. Ob⸗ gleich entschlossen und sogar hartnaͤckig, ist er dennoch be— sonnenen Characters und uͤber die wahrhaften Interessen und Huͤlfsquellen seines Landes vollkommen aufgeklaͤrt. Die Kaufleute und die meisten Reichen sind ohnehin mit dem Kriege gegen Frankreich unzufrieden. Dagegen athmet die Soldateske, ein Gemisch Tuͤrkischer Abentheurer, einen fa⸗ natischen Haß gegen die Christen. Von ahnlichen Gesinnun— gen sind die beiden vornehmsten Minister beseeit, der Rasn— hardie, Schwager des Dey, und der Aga, dessen Schwie— gersohn. Der Dey sucht unter den Tuͤrkischen Soldaten die strengste Ordnung zu halten und wo möglich ihre An— zahl zu vermindern; er ist daher sehr verhaßt bei ihnen und sein Leben beruht einzig auf der Treue der Besatzung seines Schlosses Karban, welches, nach der Seite der Stadt zu, sehr gut befestigt ist und diese beherrscht. In der neuesten Zeit hat der Dey eine Menge Koraglis und schwarze Sela—⸗ ven unter die Soldaten aufnehmen lassen, die ihm per söͤn⸗ lich sehr zugethan sind.

Ein gewisser Hadschi-Ali-Reis, der bereits einen Ge— sandtschafts-Posten zu London bekleidete und fur einen Al— gierer nicht geringe Kenntnisse besitzt, spielt am hiesigen Hofe eine große Rolle und durfte dazu bestimmt seyn, die Unter— handlungen mit Frankreich wieder anzuknuͤpfen.

Nor d- Amer ita.

Eine New-Horker Assoctation hat, offenbar in der Erwartung, daß die neuen Regulationen wegen Beschuͤtzung der einheimischen Manufacturen dauernd seyn werden, Preise ausgesetzt, um zu Verbesserungen in mechanischen und Manufactur-Arbeiten aufzumuntern.

Einem Baltimore⸗Blatte zufolge, ist man daselbst mit

der diesjährigen Erndte sehr zufrieden.

heißt es darin, sind nicht nur mit den Fruͤchten, sondern auch mit Fleisch un

so reichlich versehen, als nur immer das Wir muͤssen der Natur danken,

raͤers verlangen kann.

Unsere Mz

verschiedenartig 1d Fischen aller

Herz eines En

es hier nur des Fleißes bedarf, um des Guten zu genig welches die Natur bei uns mit so verschwenderischen den austheilt, waͤhrend unsere Mitmenschen in andern

len der Welt unter den traurigen noth leiden muͤssen.

Inland.

Stettin, 4. August. Das seres innig verehrten Koͤnigs gab

Wirkungen der Hung

erfreuliche Geburtsfes Millionen seiner try

Unterthanen die willkommene Veranlassung, ihre Herzen

Himmel

zu erheben mit Dankgebet und frommen Wuns

fuͤr die lange Erhaltung, das Gluͤck und die Zufrieden

des geliebten Landesvaters.

Diese heiligen Gefuͤhle h

sich gestern ausgesprochen in den Tempeln, in haͤuslichen

geselligen frohen Kreisen.

Mittwoch, ß. August. Im Opern

Schauspiel in 5 Abtheilungen, von A. W. Eßlair, vom Koͤnigl. Baierischen Hof⸗T den Kriegsrath Dallner, als Gastrolle.)

Königs städtsches Theater.

Königliche Schau sptelF— Dienstpf

Iffland. heater zu Muͤncg

hause:

Mittwoch, 6. August. Die Italienerin in Algier.

mische Oper in 2 Akten; Vorstellung dieser Oper.)

Musik von Rossini. (GFuns

Berliner Börse.

Den 5. August 1828.

Amtl. Fonds. und Geld Cours Zettel.

I, Brrefs Gel.]

823

St. Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo. Ob. incl. Litt.Il Kurm. Ob. m. l. C. Neum.lnt.Sch.do. Berlin. Stadt- Ob. Königsbg. do. Elbinger do. Dana. do. in Th. Z Wes pr. Psdb. A. dito dito B. Grosehz. Pes. do. Ostpr. Psandbrs.

Nstpr. do.

dito

w . O . 2 0 20

IV ech Sel- und Geld Cour.

(Berlin, den 5. August.)

Pomm. Pfandbr. Kur- u. Neum. do. Schlesische Pomm. Dom. do. Märk. do. do. do. kRũckst. C. d. Rmłk . do. d. Nm. Zins- Sch. d. Kmk. d. Nm.

Holl. vollw. Duc.

Friedrichsd'or. Disconto ...

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Riga. BN.

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3 Wich.

142 142 151 lõh / Hz. M4 Sl

1033 0re 103. 1053 29

Auswärtige Bi

r se n.

Amsterdam, 31. Juli.

Qesterr. Sp Ct. Meralliq. 9 4. 100 EI. 182. Partial - Obligat. 371. Anl. Hamb. Certif. S533.

VWien, 30. Juli.

Bank- Actien 1292. Russ. Engl. Anl. S5.

5proc. Metall. 93 13. Bank - Actien 1067.

Neueste Börsen⸗Nachrichten.

Frankfurt a. M.,

. 2. August. 1289. Loose zu 100 Fl. 151. igzus

Brief.

Oesterr. 53 Metalliq. 933. Geld. Partial⸗Obligationen 1223.

Gedruckt bet Hayn.

Redaeteur Joh

wen, , n ,, , , , . . . *. . . . 1 5 , 46 . ö K , 6 33 ; * . . .

Loos

Bank Act

Allgemeine

reußische Staats ⸗Zeitung.

5 203.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Angekommen; Der General⸗Major und Inspecteur er 1sten Ingenieur⸗Inspertion, von Reiche, von Gransee.

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.

Frankrelch. . .

Pairs-Kammer. In der Sitzung vom 298. Juli hurde zuvoͤrderst der Graf v. Nansouty, welcher bereits un— rm 5. November v. J. zum Pair ernannt worden war, em indessen sein unzureichendes Alter bisher nicht erlaubt

atte, in der Kammer seinen Sitz einzunehmen, aufgenom-

en. Hierauf begannen die Berathungen uͤber den Gesetz—⸗ , wegen * definitiven Rechnungs-⸗Abschlusses fuͤr Nas Jahr 1866, in deren Laufe sich der Baron Pas quier, e Grafen v. Ambrugtae, v. Tournon und Mols, er Baron v. Menville, der Graf v. Villale, der kriegs minister, und der General-Direetor der hruͤcken und Chausseen vernehmen ließen. Am folgenden age sollte die Dis cussion fortgesetzt werden.

Deputirten Kammer. In der Sitzung vom

. Juli wurden die Berathungen uber das Ausgabe⸗Bud⸗ jet fortgesetzt und beendigt. Bei den Ausgaben fuͤr die Berwaltung der indirecten Steuern hatte die Commission uf die Summe von 23,765,100 Fr. fuͤr die Tabacks-Negie ine Ersparniß von 100,009 Fr. in Antrag gebracht. Herr Durand d' Elecourt hielt das Tabacks Monopol nament— ich fuͤr die noͤrdlichen und westlichen Departements fuͤr hr druckend, und verlangte, daß dasselbe nach dessen Ablaufe

m Jahre 1830, nicht ferner erneuert werde. Der Baron Bacot de Rom and widersetzte sich dem Antrage der Com⸗ ission, da bereits Tages zuvor auf dasselbe Kapitel eine

ersparniß von 300,009 Fr. gemacht worden sey. Nach eini— jen Beinerkungen des Finanz-Ministers wurde auch der gedachte Antrag verworfen, und man ging zu dem Kapitel ker Post-Verwaltung uͤber. Die Kesten der Central— Verwaltung belaufen sich auf 2, 257, 281 Fr. Der General— post-Director Marquis v. Vaulchier bestieg v3rweg zur Bertheidigung derselben die Rednerbuͤhne. Die Angriffe,“ iußerte derselbe, „die man sich in neuerer Zeit gegen das ostwesen erlaubt hat, noͤthigen mich, dasselbe ausfuͤhrlich

u vertheidigen. Der Post-Verwaltung liegt die dreifache Pflicht ob, die amtliche, wie die Privat- Correspondenz regel— näßig, sicher und schnell zu befoͤrdern, die tarifmaßigen Ge⸗ hühren zu erheben, und die eingegangenen Gelder in den Staatsschatz fließen zu lassen. Untersuchen wir jetzt, ob diese pflichten erfuͤllt worden sind.“ Nachdem der Redner der zahlreichen Verbesserungen erwaͤhnt hatte, welche das Post— gesen namentlich dem Herzoge von Doudeauville zu verdanken abe, erinnerte er daran, wie eine jede solche Verbesserung dem Schatze mehr einbringe als sie ihm koste. Zum Beweise, ügte er binzu, brauche man nur das Jahr 1821 mit dem zufenden Jahre zu vergleichen, woraus sich ergebe, daß in diesem Zeitraume die Ausgabe sich um 4 Millionen, die Ein⸗ nahme aber um mehr als 8 Millionen vermehrt habe; das Held, welches man sonach auf die Vervollkommnung des postwesens verwende, sey immer wohl angelegt. Am Schlusse seiner Rede gedachte der General⸗Director noch der Beschul— digungen, die in den oͤffentlichen Blattern gegen die Post— Verwaltung bei Gelegenheit einiger verloren gegangener Geldbriefe augebracht worden sind, und behauptete, daß die

Berlin, Donnerstag den 7ten August.

1828.

angefuhrten Thatsachen zum Theil erfunden, zum Theil uͤber— trieben worden seyen. er Baron v. Brig ode beruͤhrte in seiner Antwort nur diesen letzteren Gegenstand. „Wie geht es zu“ fragte er, „daß eine Verwaltung, an deren Spitze ein Chef steht, der uns als ein rechtlicher Mann bekannt ist, sich so heftige Vorwuͤrfe zugezogen hat? Ich will es Ihnen sagen, meine Herren: das Publikum be— klagt sich nicht daruͤber, daß einzelne Geldbriefe verloren gegangen sind, sondern daß große und kleine, schwert und leichte Briefe, mehr oder weniger geschickt, entsiegelt worden sind. Jedermann mußte sich, nachdem er sich hiervon uͤber⸗ zeugt hatte, sagen, daß hier nicht bloß Habsucht, sondern ein politisches, mindestens ein polizeiliches Interesse im Spiele sey, und daß die Regierung selbst um diese Mißbraͤuche wisse. Alsobald erhoben sich zweierlei Beschuldigungen gegen die Post-⸗Verwaltung: Einmal, daß sie, unter dem Vorwande politischer Nachforschungen, ihr Amt treulos verrichte, und zweitens, daß, unter demselben Vorwande, ihre Beamten zuweilen einer gefährlichen Versuchung unterliegen, wenn sie in den Briefen, statt Politik, Bankzettel oder Wechsel finden. Giebt es ein Mittel, die Post-Verwaltung von dergleichen aͤrgerlichen Beschuldigungen zu reinigen und ihr das Ver— trauen des Publikums zuruͤckzugeben? Allerdings. Einerseits erklaͤre die Regierung, daß kein polttisches Juteresse die Er— offnung der Briefe erheische, und andererseits unterwerfe man, in Folge einer solchen Erklärung, die Post⸗Verwaltung einer strengen Controlle, damit Niemandem auch nur der leisestt Zweifel über die treue Bewahrung des Brief⸗Geheim⸗ nisses mehr bleibe.“ Der Redner suchte hierauf zu Bewei⸗ sen, daß ein solches politisches Interesse in der That nicht vorhanden sey, da, was das Ausland anbetreffe, wichtige Depeschen der Post nicht anvertraut wuͤrden, und da, um die oͤffentliche Meinung im Lande selbst kennen zu ler— nen, man seit der Einfuͤhrung der Preßfreiheit nur die Zei— tungen befragen duͤrfe; denn wo es auf Verschwoͤrungen ankame, waͤren die Aufruͤhrer wohl vorsichtig genug, daß sie ihre strafbaren Plane nicht der Post anvertrauen wuͤrden. „Seit 14 Jahren“, fuhr Herr von Brigode fort, „sucht Niemand mehr seine politische Meinung zu verbergen. Je— dermann weiß heutiges Tages, daß wenn er besiegt ist, ihm nichts Besseres zu thun uͤbrig bleibt, als seine Meinung auch ferner zu behaupten, und geduldig abzuwarten, bis die Fehler seiner Gegner ihn wieder in Ansehen bringen. (Allgemeines Gelaͤchter) So haben wir selbst an dem Tage gehandelt, als einer unserer Collegen in den seltsamen Irrthum verfiel, uns in recht verbindlicher Weise zu sagen: Frankreich bedarf Eurer nicht mehr. (Gelaͤchter. Aller Augen wenden sich

nach dem Platze, wo der Graf von la Bourdonnaye sitzt.) So handelt dieser unser College ohne Zweifel selbst, indem

er darauf wartet, daß seine Prophezeihung, wonach das Jahr 1793 bald zuruͤckkehren soll, in Erfuͤllung gehe.“ (Abermali— ges Gelächter. Nachdem der Redner noch einige Miß— brauche, die angeblich bei dem Postwesen statt finden, be⸗ zeichnet hatte, schloß er mit dem Wunsche, daß die Versammlung seine Bemerkungen in Erwägung ziehen moge, damit die Post— Verwaltung in der oͤffentlichen Meinung wiederhergestellt werde. Hr. Petou verlangte, daß die Kaufleute fur die verloren gegangenen Wechsel entschaͤdigt werden, und daß die Ver— waltung das Versprechen gebe, ahnlichen Mißbräuchen fuͤr die Folge vorzubeugen. Hierauf wurde das Gehalt des Ge— neral⸗Directors von 50 auf 40,9000 Fr. herabgesetzt. Ueber einen andern Antrag der Commission, die Gehaͤlter der drei Post⸗Verwalter und des General⸗Secretairs im Gesammt⸗ Betrage von 60,000 Fr. um 12,009 Fr. herabzusetzen, erhob sich eine sehr lebhafte Debatte. Der Finanz-⸗Minister widersetzte sich dem Antrage, wogegen Hr. Petou die Er— sparniß gar auf 20,000 Fr. erhoht wissen wollte. Der Ge— neral- Post⸗Director berief sich auf die Gerechtigkeit der Kam⸗