1828 / 220 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 19 Aug 1828 18:00:01 GMT) scan diff

Die beabsichtigte Eisenbahn ist gleichfalls eine Actien— Unternehmung, wobei der Staat von Maryland und die Stadt Baltimore als Corporation, sich jede mit 5090 Actien interessirt haben. Fuͤr jetzt laͤßt sich allerdings mit Zuversicht nur die Ausfuͤhrung der öͤstlichen Section beider Werke, bis zum Fuße des hohen Gebirges d. i. bis Cumberland uͤbersehen, ein Strecke von 185 Engl. Meilen, wovon man die Kosten fuͤr den Canal zu 4 Millionen und fuͤr die Eisenbahn zwi— schen 6 und 7 Millionen Dollars berechnet. In ihrer Pas— sage durch das hohe Gebirge auf einer Strecke von 35 Engl. Meilen, wo die Formation des Bodens und sein Wasser— mangel zu große Schwierigkeiten in den Weg. legen, werden sich beide vermuthlich in einer Eisenbahn vereinigen muͤssen, bis das mehr praktikable Terrain der westlichen Section bis Pittsburg am Ohio, wiederum die Fortsetzung der Canal— Arbeit gestattet. Die Laͤnge dieser westlichen Section be— traͤgt 121 Engl. Meilen. Eine Gebirgs-Passage in solcher Weise, ist wenigstens vor kurzem schon von dem Staate Pen— silvanien bei der Ausfuͤhrung seines Canals gefaßt worden, welcher den Susquehanna und Delaware mit dem Ohio ver— binden soll, und gegenwartig in voller Arbeit ist. Die oͤst— liche Section von Delaware bis zum Sus quehanna ist bereis vollendet.

Betrachtet man die großen Wasser⸗- und Handels-Com— municationen dieser Hemisphaͤre im Zusammenhange, so fin— det man vier große Handelsstraßen, die das ausgedehnte Flußgebiet des Missisippi mit dem Atlantischen Ocean in Verbindung setzen.

Im Norden den Erie Canal in Verbindung mit dem oͤstlichen Canal im Staate Ohio, welcher letztere im kuͤnf— tigen Jahre fertig seyn, und alsdann eine ununter— brochene Wasserstraße von New-Orleans bis Mew-Hork in einer Ausdehnung von 3000 Engl. Meilen eröͤffnen wird. Der Juniata⸗Canal in Pensilvanien, dessen vorhin gedacht ist, und der Ohio und Ehesapeak-Canal mit seiner parallelen Eisenbahn durch die Staaten von Maryland, Virginien und Pensilvanien.

Canaͤle und Eisenbahnen sind hier jetzt herrschende Ideen, welche dem Treiben dieses Volks seinen Ton und Charakter geben, und die Gemuͤther noch allgemeiner in Bewegung setzen, als die naͤchste Praͤsidenten-Wahl, in der die Inter⸗ essen sich trennen und feindselig begegnen, wenn sie dort sich wohlthaͤtig vereinigen und gegenseitig unterstuͤtzen.

Sud Amerika.

In London sind Briefe aus Buenos-Ayres bis zum 30. Mat eingelaufen. Die National-Conventiön zu Santa Fe sollte bald ihre Sitzungen beginnen. Der Gouverneur von Santa Fe, Lopez, wollte unverzuͤglich nach Entre Rlos ab— gehn, und auch Truppen waren bereit, von dort abzumar— schiren, um sich mit den Contingenten von Cordova und En— tre Rios zu vereinen. Die Corrientes-Truppen unter Gene— ral Oribe sollten binnen kurzer Zeit mit dem Vortrabe des Heeres in das feindliche Gebiet fallen. Die aus jungen kraͤftigen Leuten be—⸗ stehenden Abtheilungen der Cordovaer Truppen, welche zu Bue⸗ nos-Ayres angekommen sind, werden sich mit der National— Armee vereinigen, waͤhrend die, welche unter dem Com— mando des Gouverneurs Lopez stehen, einen besondern Zug in die Missiones unternehmen.

Briefe aus Chili versichern (Londoner Blaͤttern zufolge) daß der Congreß von St. Jago nach Valparaiso verlegt werden und am 15. Mai beginnen soöllte. Nach einem De— cret vom 3. Mai war die letztere Stadt zum Hauptorte des Marine Departements erklaͤrt worden. Die Indianer und Banditen, welche Pincheiro anführt, waren vom General Borgono geschlagen worden. Pincheiro war jedoch mit eini— gen seiner Anhänger entkommen. Bei dem letzten Erdbeben in Lima sollen mehr als 10909 Personen umgekommen seyn. Dem Gerüchte zufolge hat zu Truxlllo ein aͤhnliches Erdbe— ben stattgefunden.

Der Globe enthaͤlt folgenden Auszug aus einem Schrei— ben vom 18. Juni aus Charthageng: So eben kommt“ die PVost von Ocana an, und bringt die Nachricht von der Auf— loͤsung der greßen Versammlung mit. Man hat an Boll— var alles Moͤgliche zugestanden und wir werden mithin, we⸗

nigstens für einige Zeit, von ihm regiert werden. Hien herrscht allgemeine Zufriedenheit, da man sich üuͤber zeugt daß die Versammlung nie etwas Gutes, wohl aber Uebles stiften konnte. Meiner Meinung nach, wird diese Maaßregel allem Partheiwesen ein Ende gemacht den. An dem Befreier ist es jetzt, die Wunden der R blik zu heilen.

Inland. Koblenz, 4. August. Gestern, Majestät unsers verehrten und vielgeliebten Koͤnigs m der Schlußstein zum Ehrenbreitenstein gelegt. Das Fe gann mit einer großen Parade, nach welcher dann Se cellenz der General⸗Lieutenant Aster, unter dessen Leitung Wiederaufbau des großen Werks erfolgt ist, unter dem ner der Geschuͤtze und dem Segen des Priesters den i Stein fuͤgte. Die Prinzessin Friedrich der Nlederlam! H. hat den Ehrenbreitenstein mit einer prachtvollen gj beschenkt, die an diesem Tage zum ersten Male, und? auf dem hoͤchsten Punkte, aufgestellt ward. . Mittags hatten sich die hohe Generalitäͤt und die ht ratioren zu einem glaͤnzenden Mahle versammelt, wo dem nochmaligen Kanonendonner ein Toast zu Ehren un theuren Landesvaters gebracht ward. Abends waren Thore, ein Theil des Schlosses und viele Privathaͤuse leuchtet; am schoͤnsten aber war die Beleuchtung des 6h breitensteins und der beiden anderen Forts, die aus der 1 wie Feuerberge empor ragten. Kyritz, 15. August. In verwichener Nacht 13 entstand hier plotzlich Feuerlärm; und binnen wenigen genblicken stand schon eine ganze Straße in vollen men, so daß sich dermalen nicht einmal mit voller Gen angeben laßt, wo es eigentlich ausgebrochen ist. Ein thender Sturm schien mit den Flammen im Bunde zu s und ein heftiger Regen konnte nicht verhindern, daß s von 55 Stunden 70 So Haͤuser nebst faͤmmtlichen . gebaͤuden und einer Menge Scheunen ein Raub i grimmten Elements wurden. Noch immer brennt es doch wird es hoffentlich bei gehoͤriger Vorsicht nicht weiter um sich greifen. Groß ist das Elend, we dieses Ungluͤck abermals in dieser Stadt verbreitet hat, so mehr, als alle Scheunen mit Getreide, dem ein Reichthum der Einwohner, gefuͤllt waren. Liegnitz, 13. August. Vor einiger Zelt wurden verbesserter Anlage einer Landstraße bel Liegnitz, in j ger Tiefe mehrere Urnen, Koͤpfe und Gebeine von schen und Schweinszähne gefunden, welche man als l bleibsel aus heidnischen Graͤbern erkannte.

Königliche Schauspiele. Montag, 18. August. Im Schauspielhause, zum stenmale; Vormund und Muͤndel, Schausptel in 5 Abl von E. Raupach.

Königs städtsches Theater.

Montag, 18. August. Zum Erstenmale wiedeh Der Schleier, Lustspiel in 4 Akten, nach dem Italien des Federici, frei bearbeitet von Vogel. Hierauf: Bin koͤpfchen. Komische Oper in 1 Akt; Musik von Boyell

Auswärtige Börsen- Amsterdam, 12. August. Oesterr. 53 Metalliq. 903. Bank. Actien 1365. Loose au lll 184. Partial-Oblig. 370). Russ Enzl. Anleihe S6. Hamb. Certisfic. 84.

Ham burg, 15. August. Qesterr. 5pCt. Metalliques 943. Bank-Actien 1080. Russ, Hamb. Certif. S5.

St. Petersburg, S8. August, Hamburg 3 Mon. 953. Silber-Rubel 5712. Kop.

Vwien II. August. Bank- Actien 10653.

pCt. Metall. 93 .

Neueste Börsen-Nachrichten. Frankfurt a. M., 14. August. Oesterr. 53 Metalliq. 933. Bank⸗Actien 1289. Partial⸗Obligationen 1225. 6

Loose zu 190 Fl. 152. Brief.

Wien, 15. August. 53 Metallig. 9333. Bank-Attien 10633.

Gedruckt hei Hayn.

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Allge

meine

hreußische Staats-Zeitung.

——

am Geburtsfest

6 220.

Russ.

Redacteur Inh

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Berlin, den 17. Augu st 1828. t Se. Maj. der Koͤnig haben dem von Weimar hieselbst getroffenen, mit der Anzeige des Regierungs-Antrittes k Koͤnigl. Hoheit des Großherzogs von Sachsen beauf— gten Ober-Stall-Meister und General⸗Major Freiherrn n Seebach heute eine Audienz zu ertheilen und dem— Ihst an Allerhoöͤchstdero Tafel zu ziehen geruhet.

Seine Majestaͤt haben Allergnaͤdigst geruhet, den Ober— rgRath von Charpentier zu Brieg zum Vice-Berg— zuptmann bei dem dortigen Schlesischen Ober-Bergamte ernennen und das Patent fuͤr denselben Allerhoͤchst Selbst

vollziehen.

Angekommen: Der General-Major und Comman⸗ r der 3Zten Divisiön, von Zepelin, von Stettin. Abgereist: Der Großherzoglich Mecklenburg-Schwe—⸗ sche General⸗Major von Pentz, nach Ludwigslust.

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.

Frankreich. Paris, 12. August. Vorgestern fuͤhrten Se. Maj., Beiseyn des Dauphins, den Vorsitz im Minister-Rath, d bewilligten demnaͤchst dem Marschall Jourdan, so wie erzog von Caraman eine Audienz. ; er Courrier frangais nimmt jetzt selbst das kuͤrzlich ihm und einigen andern hiesigen Blaͤttern verbreltete ruͤcht zuruͤck, daß der Dauphin sich nach Chambery zu em Besuche bei dem Koͤnige von Sardinien begeben werde. Nicht die Soͤhne, sondern die Bruͤder des Lord Ellem⸗ ough sind es, welche, dem Courrier frangais zufolge, um Erlaubniß gebeten haben, in Morea unter dem General aison zu dienen. Dem Obersten Fitz Clarence, einem na⸗ lichen Sohne des Herzogs von Clarence, ist dieselbe Er— lbniß zu Theil geworden. ; Man glaubt ziemlich allgemein, daß die Expedition nach bteg doch abgehen werde, Ibrahim Pascha moͤge sich nun Raͤumung des Peloponneses bereit erklaͤren oder nicht. Wir wundern uns,“ sagt der Messager des Chambres, ba nach den von unserer Regierung abgegebenen Erklaͤ— ngen, bei einigen Zeitungen nur irgend ein Zweifel in jener ziehung entstehen konnte. Der Koͤnig von Frankreich will im nverstaͤndnisse mit seinen Verbuͤndeten, daß Griechenland Unabhaͤngigkeit, welche der Vertrag vom 5§. Juli ihm zu— ert, in ihrem ganzen Umfange erlange. Dieses ist der Zweck Expedition; er wird erreicht werden, dessen kann man gewiß hn.“ Das Journal des Débats aͤußert sich uͤber den ben Gegenstand in folgender Art: „Die Expedition steht Begriffe, unter Segel zu gehen. Mittlerweile vernimmt an, daß Ibrahim Pascha, dem durch die Blokade der drei eschwader jede Gemeinschaft mit Aegypten abgeschnitten ist, d der sich in der Unmoͤglichkeit sieht, die Subsistenz seiner uppen zu sichern, im Begriff stehe, eine Convention zu unter⸗ chnen, wonach er nach Afrika zuruͤckkehren wuͤrde. Die Lage trahims ist in der That sehr kritisch; aber das Ministerium tf weder den Abgang der Truppen verzoͤgern, noch irgend ein

Tittel vernachlaͤssigen, wodurch der schnelle Erfolg des Unterneh⸗

ens gesichert werden kann. Die ganze Macht Ibrahims Coron, Modon, Navarin und Patras besteht etwa noch 6 10,00 Arabern und 6000 Tuͤrken und Albanesern. Es

Berlin, Dienstag den 19ten August.

1828.

ist mehr als wahrscheinlich, daß derselbe seine Position nur

dann erst aufgeben wird, wenn er sich gewaltsam dazu ge— jwungen sieht. Die gaͤnzliche Befreiung des Peloponneses bietet aber, selbst wenn Ibrahim Pascha mit seinen Arabern abziehen sollte, noch manche Schwierigkeiten dar; die Fran⸗ zoͤsische Armee wird indessen alle Hindernisse besiegen, weil die Expedition weislich erdacht und geschickt berechnet ist. Griechenland wird frei und unabhaͤngig werden; dieser schoͤne Lohn ist der ruhmwuͤrdigen Anstrengungen unserer Waffen werth.“ Der Courrier fran Lais, von welchem die Gazette behauptet, daß er in die Geheimnisse des Ministeriums ein⸗ geweiht sey, sagt: „Es ist gewiß, daß Ibrahim Pascha den Befehlshabern der verbuͤndeten Geschwader seine Absicht zu erkennen gegeben hat, nach Aegypten zuruͤckzukehren, und daß bereits Vorkehrungen zur Einschiffung feiner Truppen getroffen worden sind. Wird dieser unvorhergesehene Um⸗ stand die Entschließung der Franzoͤsischen Regierung aͤn⸗ dern? Wird er die Expedition nach Morea, deren Haupt⸗ zweck die Raͤumung des Peloponneses von den Arabern war, verzoͤgern oder gar ganz hintertreiben? Nach den von Uns eingezogenen Erkundlgungen, die wir alle Ursache haben, fuͤr gegruͤudet zu halten, hat unser Cabinet das Problem bereits geloͤst: es beharrt bei feinem Entschlusse; die Expedition wird nicht nur nicht zuruͤck genommen, sondern es wird auch hin⸗ sichtlich des Abganges derselben nicht das Mindeste geändert werden.“ Auch das Journal du Commerce enthält uber diesen Gegenstand einen langen Aufsatz. „Die seit 6 Mo— naten projectirte Expedition“, sagt dasselbe, „ist nach einan, der k. wieder aufgegeben, und aufs Neue beschlossen werden. Dem Englischen Ministerium war es Anfangs ein Leichtes, uͤber die Entschließungen eines noch hin und her schwankenden Ministeriums zu siegen. Seitdem aber nie ses Letztere, gestuͤtzt auf seine Einigkeit mit den Kammern einen entschiedenern Gang angenommen hat, ist dasselbe auch darauf bedacht gewesen, sich sowohl im Lande selbst als nach Außen hin, solchen Einfluͤssen zu entziehen, welche der Große und Wohlfahrt Frankreichs zuwider sind. Die Expedition nach Morea ist die erste Frucht seiner Eman— eipation, und wir zweifeln nicht daß dieselbe dem Britischen Cabinette als eine unwiderruflich beschlossene Operation, de— ren Ausfuͤhrung keiner fremden Sanction irgend unterwor— fen sey, mitgetheilt worden ist.“

Die Gazette de France enthaͤlt heute einen Aufsatz, worin sie behauptet, daß das katholische und monarchische Frankreich dem Erfolge der Einschreitungen angstlich entge⸗ gensehe, welche die Franzoͤsischen Bischoͤfe Behufs einer Er⸗. maͤßigung der Verordnungen vom 16. Juni Allerhoöͤchsten Orts gemacht haben. Sie giebt zugleich einige Auszuͤge aus der zu diesem Behufe an den Koͤnig gerichteten Supplik. Die Geistlichkeit erklart darin, daß die gedachten Verordnun⸗ gen der Wohlfahrt der katholischen Religion in Frankreich den gefaͤhrlichsten Stoß versetzten, und in mehreren ihrer Bestimmungen die Ehre und Wuͤrde des Episkopats angrif— fen, Gruͤnde, die hinlaͤnglich waͤren, um nicht sowohl den Widerstand, als die ÜUnthaͤtigkeit der Bischoͤfe zu rechtferti— gen, da diese wohl ein ihnen auferlegtes laͤstiges Joch ertra— gen, nicht aber es sich selbst auflegen koͤnnten. Ser Clerus erklaͤrt ferner, daß nachdem er mit derjenigen Klugheit und Einfachheit, welche ihm von seinem göttlichen Meister em⸗ pfohlen worden, gepruͤft habe, was er dem Kaiser und was er Gott schuldig sey, sein Gewissen ihm geantwortet habe, daß es besser sey, Gott, als den Menschen zu gehorchen, und daß da, wo dieser Gehorsam sich mit demjenigen, wel— chen die Menschen von ihm verlangten, nicht vereinigen lasse, er zwar keinen Widerstand leisten, wohl aber einfach und mit aller Achtung, wie die Apostel, erklaͤren muͤsse: non possu— mus! weshalb er (der Clerus) Se. Maj. beschwoͤre, in

dieser Erklärung keine Empoͤrung, sondern nur den Aus—