1828 / 236 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sabon uͤber den Tajo zu setzen. Die Rebellion des Chaves und seiner Mannschaft war eine rein selbstsuͤchtige Specula—⸗ tion. Er selbst, welcher der Klasse, zu der er erho— ben worden, ein Aergerniß ist, welcher keine Art politischer Grundsaͤtze, und keinen Verstand, um sie aufzufassen, hat, der seine Zeit am Spieltisch und auf den niedrigsten Schau— plaͤtzen der Sittenlosigkeit verschleudert hat, und den seine eige—⸗ nen Verwandten oft fuͤr einen Verruͤckten ausgegeben haben, ist persoͤnlich unbedeutend. Er wurde ohne Zweifel zu einem Unternehmen angereizt, zu welchem er nur wegen seiner oͤrt— lichen Verbindungen taugte. Seine und seiner Anhaͤnger unersaͤttliche Beglerden, denen sich die Anspruͤche der neuen Favoriten widersetzen, werden uͤbrigens eine neue Quelle der Verlegenheit fuͤr eine Regierung werden, welche schon genug Schwierigkeiten zu bekämpfen hat. Italien.

Florenz, 22. August. Gestern Abend sind Ihre Kaiserliche und Koͤnigliche Hoheiten der regierende Großherzog und Gemahlin mit der Großherzogin Wittwe und den Erzher— zoginnen von Siena hieher zuruͤckgekehrt, und in dem Resi— denzschlosse Poggio Imperiale in der Naͤhe der Stadt abge— stiegen; ebendaselbst ist die Erzherzogin Marie Louise, aus Turin kommend, eingetroffen.

Dalm at i e n.

Zara, 14. August. Die Hitze haͤlt hier in gleichen Graden an, und besonders den Lten, 19ten und 11ten war sie beinahe unausstehlich. Obschon es den 29sten und 31sten v. M. etwas regnete, so hat doch dieser im Ganzen kaum zwei Stunden lang gedauerte Regen nicht den geringsten Nutzen verschafft, und man kann sagen, daß nun im vierten Monat die Erde, welche an vielen Orten ganz zersprungen ist, nach Erquickung schmachtet. Die Folgen davon sind Krankheiten, besonders unter den Kindern, und Steigerung aller Lebens— mittel. Obschon auch 1324 die Hitze hier einen hohen Grad erreichte, so wird sie dieses Jahr doch weit uͤbertrof— fen, und uͤbersteigt die gewohnliche Hitze von Neapel (28 Grade) um 3 und noch mehr Grade.

Turkei und Griechenland.

Der Oesterreichische Beobachter enthalt Folgendes aus Konstantinopel vom 11. August:

Bald, nachdem der Aufbruch des Groß-Veziers zur Ar— mee beschlossen worden war, erfolgte auch die Ernennung eines Kaimakan oder Stellvertreters desselben in der Resi— denz. Die Wahl des Sultans fiel auf den ehemaligen Kiaja— Beg oder Minister des Innern, Ahmed-Chelußi⸗Efendi, wel— cher am 7ten d. M. in seiner neuen Eigenschaft mit dem Zobelpelze bekleidet worden ist. Der Ausmarsch des Groß— Veziers soll nun in wenigen Tagen erfolgen; einige tausend

Mann sind ihm bereits in das Lager bei Daud-Pascha vor—

angegangen; noch mehrere haben den Weg nach Adrianopel eingeschlagen; doch haͤlt es schwer, die Anzahl dieser Truppen mit Bestimmtheit anzugeben, da die Zahl der Freiwilligen und der aus Asien taglich eintreffenden Contingente, worun— ter sich viele sehr gut ausgeruͤstete und berittene Cavallerie befindet, mit jedem Tage zunimmt, so daß die Einschreibun— gen in die Muster-Rollen bei dem Seraskier Chosrew-Pa— scha, nachdem bereits 89,9000 Mann aufgezeichnet waren, ein gestellt worden sind. Auch die Sendungen von Artillerie, Munition und anderm Kriegsgeräͤth werden ohne Unterlaß fortgesetzt.

Ueber den Gang der Operationen in Asien hat bisher wenig verlautet. Daß Anapa in die Gewalt der Russen ge— fallen sey, wurde nicht mehr bezweifelt; auch waren Nach— richten eingelangt, daß die Festung Kars, nach einem hart— naͤckigen Widerstande, von den Russen mit Sturm erobert, und Erzerum bedroht sey; aber die Pforte beobachtet uͤber

diese Exreignisse bisher das tiefste Stillschweigen, und scheint

ihre Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die näheren Operatio—⸗ nen jenseits des Balkans zu richten.

Am 5ten d. M. ist das von der Tuͤrkischen Regierung einem Englaͤnder Namens Kellie abgekaufte Dampfschiff Swift, von den Dardanellen hier angelangt, und hat die in

Mitylene gebaute Corvette, welche bei einem Angriff von

Seiten der Griechischen Fregatte Hellas, in der Nabe von Cap Baba auf den Strand gerathen, aber wieder flott ge— macht worden war, in den hiesigen Hafen bugsirt.

Ein Schreiben aus Konstantindpel vom 5. August (in der Allgemeinen Zeitung, enthaͤlt Nachstehendes: Der Reis— Effendi war einige Tag, krank, so daß er keine Audienzen gab; er ist wiever hergestellt, und sehr be chäftigt. Ghalib— Pascha, Gouverneur von Erzirum, und Halil-Effendi sind beauftragt worden, die Ruhe in dem Paschalik von Erzerum, welche durch di- Janitscharen gefährdet war, aufrecht zu er—

alten, und sich den Fortschritten der Russen entgegen zu

stellen. Gestern traf eine Staffette von Wien Kaiserl. Oesterreichischen Internuncius ein, uͤber der halt nichts verlautet. Die in Bosnien ausgebre Unruhen sind durch die Anhaͤnger der Janitscharen laßt, und die Pforte will frische Truppen hin schicka ihr Ansehen in dieser Provinz zu behaupten. Hier Privatleute, unerachtet der strengen Wachsamkeit der Briefe aus Adrianopel empfangen, welchen zufolge S von den Russen eng eingeschlossen seyn und Hussein sich in einer schlimmen Lage befinden soll. Die Rus warten Verstaäͤrkungen, und wollen dann die Tuͤn Nachdruck angreifen, auch wollte man in Adrianopel Russe e hascha habe sich neue Verhaltungs-Befehle

er Aufbruch des Großwessirs zur Armee wird hie Verbindung gebracht. Nach denselben Briefen aus nopel haͤtte am 26. Juli ein Gefecht zum Nachth Tuͤrken bei Schumla statt gehabt, wobei der So Jussuf⸗Pascha geblieben sey. Varna soll sich im Vertheidigungsstande befinden; Der Sohn des eha Franzoͤsischen Botschafters am Kaiserlichen Hofe zu

Herzog von Caraman, ist hier eingetroffen.

Ein anderes Schreiben aus Konstantinopel August (in demselben Blatte) giebt die (bereits be Nachricht, daß der Großwessir Befehl erhalten hat Truppen bei Daud-Pascha zu sammeln, und daß d malige Bevollmaͤchtigte der Pforte bei den Conferenz Akerman, Hadi⸗Effendi, ihn ins Lager begleiten wer die Functionen eines Kiaja Bey und Reis-Effendi ( des Innern und der auswaͤrtigen Angelegenheiten) sehen. „Diese Wahl (heißt es in dem Schreiben erregte viel Aufsehen, da bereits vor mehreren Mon mit dem Lager ziehenden Aemter (Ordui humajum) wurden, und der Seidi-Effendi, vormaliger Reis⸗ auf der damaligen Liste als Kiaja⸗Bei aufgefuͤhrt stand will darauf die Hoffnung gruͤnden, daß es noch ; Ausgleichung kommen konnte, und daß der Git der vermoͤge seiner Macht-⸗Vollkommenheit Frieden und Vertraͤge eingehen kann, ermaͤchtigt sey, im Falle Unterhandlunzen einzuleiten, um den Großher in die Nothwendigkeit zu setzen, die Hauptstadt zu v Die Ruhe derselben konnte namlich leicht gefährd den, da bei der Nachricht von der Abreise des Grol zur Armee eine Stimmung sichtbar ward, die viel. B erregte, und den Befehl veranlaßte, daß alle aus der stadt genommene, und zur Armee sich begebende Ma unbewaffnet bis Adrianopel marschiren, und dort mit

Belt

rte zu erneuern wuͤnsche, habe es durch ldie Thronrede sesen; daß es ohne Verzug einen Botschafter nach Kon⸗ tinopel schicken werde, wenn man nur im Geringsten en gegen die andern Machte eingegangenen Verpflichtun⸗ zu Huͤlfe käme (sagt diese Parthei), beweise der Um⸗ d, daß bereits der Lord Heytesbury bei einem Oesterrei⸗ chen Banquier in Pera mit 300,000 Piastern acereditirt Wirklich ist dieses der Fall; worin aber die Mittel be— en koͤnnen, sich mit England ohne die Annahme des etats vom 6. Juli zu verständigen, begreift Niemand.

Das Schiff Glasgow, welches Navarin am 21. Juni, fu am 3ten, Malta am 10. Juli und Gibraltar am 4. gust verlassen hat, ist zu Portsmouth angekommen. Die adre, welche die Kuͤste von Morea blokirte, bestand aus Fahrzeugen Ocean, Revenge, Blonde, Rattlesnake, erith, Wasp, Infernal und Etng. Im Norden von dia lagen die Fregatten Isis und Dartmouth; der War— e, Dryad, Weazle, Pelorus und Jasper waren zu Ae— a. Ibrahim-Pascha war gerade mit 1300 Mann aus— hählter Truppen nach der Richtung von Patras gezogen, die Empoͤrung der Albaneser zu dampfen. Seine Trup— waren in traurigem Zustande. Monate lang haben sie Brod zu essen bekommen. Wenige Bohnen und Reis chten ihre Nahrung aus, weshalb der Pascha (wie bereits eldet worden) die Befehlshaber der Englischen und Fran schen Escadre ersucht hatte, eine Englische Kriegs⸗Scha⸗ pe mit einem Turkischen Officier nach Alexandrien zu sen⸗ , um Ali-Pascha zu ersuchen, Erlaubniß zur Räumung brea s zu ertheilen. Der Rifleman war zu diesem Behufe egangen, aber noch nicht zuruͤckgekehrt. Der Vicekoͤ⸗ von Aegypten e ate im Delta die Errichtung er Vertheldigungs-Werke. Morea bot den Anblick der rzweiflung dar. Ungeheure Feuer brannten Tag und cht, und zerstoͤrten SOlivenbaͤume und Weinstoͤcke. Alle user waren verlassen und dem Einsturze nahe. Die aten hatten aufgehört, im Archipel ihr Wesen zu treiben.

Brasilie n.

Briefe aus Rio⸗Janeiro vom 23. Juni Cin Londoner ättern) enthalten eine Menge politischer Geruͤchte und

versehen werde, daß ferner alle fuͤr Belgrad (befestig! ieich nicht unwichtige offizielle Documente. Unter letz,

unfern Konstantinopel) bestimmten Verstaͤrkungen nur er

en ist das interessanteste der Bericht des Finanzministers

Dienst leisten, und nach Verlauf dieser Zeit abgelösts ßer die Staats-Einnahme und Ausgabe fuͤr das gegen,

sollten. Auch wurden die Roßschweife, die jedesmaähzrtige Jahr. steckt werden wenn der Großwessir ins Feld zieht, m Hof des Pforten⸗ gebracht, und die gebraͤuchlichen Feierlichkeiten, die in! und in der Opferung von 7 Schafen bestehen, w Molla's ein heiliges Lied anstimmen, auch ein Mo Anrede an das Volk haͤlt, wurden in Gegenwart ve reren tausend regulairen Truppen vorgenommen. Dit sichts-Maaßregel, bei einem heiligen Feste Truppen; rechthaltung der Ordnung aufzustellen, ist sonst bei manen nicht Sitte, hatte aber diesmal ihre guten da in dem Augenblick wo der Molla seine Rede hie die Stelle vermißt ward, die sonst die Janitscharen z theidigung der heiligen Religion auffordert, von viel ten der Ruf erschallte: „und die Janttscharen“, die Feierlichkeit etwas Unerhoͤrtes dadurch brochen wurde, und die Beamten sich augenblicklich zogen, damit das Volk nicht gereizt werde. Es blie sen bei dem aufruͤhrerischen Geschrei, wozu der Ank Truppen viel beitragen mochte. Die unguͤnstige St der Hauptstadt koͤnnte jedoch durch den Mangel an mitteln, der zwar noch nicht fuͤhlbar ist, aber bei Dauer des Krieges leicht eintreten duͤrfte, vermehrt und laßt den Wunsch nach Friedens-Unterhandlung um so lautbarer werden. Keine Gelegenheit bleibt friedliebenden Parthei unbenutzt, um sich Gehoͤr zu! fen, und die Moͤglichkeit darzuthun, daß, ohne der Nation zu nahe zu treten, es noch Mittel gebe, die abzuwenden, und sich mit dem Feinde unter leidli dingungen zu versoͤhnen; England muͤsse vor Alle vermocht werden, seine Verbindungen mit der Pfort— anzuknuͤpfen, alles andere wuͤrde sich dann von selbst

erdenklichen Vorsicht in den ersten

daß England die freundschaftlichen Verhaͤltnisse

Die Schilderung seiner finanziellen Lage nichts weniger als erfreulich, und verdient mithin um mehr Glauben. Die Ausgabe uͤbersteigt die Einnahme mehr als 5 Millionen Milrees oder, nach dem Cours⸗ i gerechnet, um mehr als eine Million Pfund Sterling; a sich indeffen der Geldwerth ohngefähr um 59 Procent mindert hat, so muß natuͤrlich auch das Deficit nledri⸗ Fangeschlagen werden. Die auswaͤrtige nnd einheimi⸗ e fundirte Reichsschuld, obgleich sie an und fuͤr sich be⸗ tend ist, ist doch nur maͤßig im Verhaͤltniß zum jaͤhr li⸗ en Einkommen; die Hauptquelle aber der finanziellen Ver— genheit Brasiliens, und der Verminderung des Geldwer⸗ es, so wie eine, seinen Credit darnieder druͤckende Last, man in seiner schwebenden Schuld suchen, Da die r selbige ausgegebenen Obligationen groͤßtentheils als cir⸗ lirendes Medium dienten, und ohne große Ruͤcksicht auf s allgemeine Beduͤrfniß, oder auf den Credit der Regie⸗ ng ausgegeben wurden, so druͤckten sie den Geldwerth und e Tourfe fast um 50 pCt. hinunter, woraus bei Abzahlung r Dividende und des Tilgungs-Fonds der Englischen Schuld mansehulicher Verlust hervorgehen muß. . Ueber die in Rio Janeiro statt gehabte Ministerial—⸗ zeraͤnderung enthalten die obgedachten Briefe folgende, zum heil mit den fruͤheren (von uns mitgetheilten) Nachrichten cht uͤbereinstimmende Angaben. Von den alten Ministern einer, der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Narquis von Arata, geblieben; die neu ernannten sind: ose Elemente Pereira fuͤr das Innere und die Justiz, Jose dernardino Baptista Pereira fuͤr die Finanzen, Francisco ordre da Silva Torres fuͤr den Krieg und Miguel de Zouza Mello E Alvino fuͤr die Marine. Das Vetra— en des fruͤhern Kriegs-Ministers und die Anhaͤnglichkeit sei= er Collegen, die sich von seinem Schicksale nicht trennen bollten, machten diese Umbildung des Ministeriums noth⸗ PHendig. Wie es heißt, hatte der Kaiser, unzufrieden mit dem von jenem Minister bei Gelegenheit des letzten Aufstan⸗

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r Allgemeinen Preußischen Staats⸗ Zeitung Nr. 236.

des an den Tag gelegten Mangel an Entschlossenheit und an Dꝛihtz ug, vor dessen Ausbruch, ihn auf eine nicht sehr zweideutige Weise zur Niederlegung seines Amtes aufgefor⸗ dert. Als die uͤbrigen Minister hiervon unterrichtet wurden, gaben sie ihren Entschluß zu erkennen, gleichfalls zu resigni— ren, wenn Se. Maj. auf die Entlassung des Kriegs-Mini⸗ sters beständen. Da sie nun auf diese Art mit letzterem ge— meinschaftliche Sache gemacht hatten, blieb dem Kaiser nichts anders uͤbrig, als ihnen nachzugeben, oder ihre Resignatio⸗ nen anzunehmen. Ohne zu zoͤgern, entschloß er sich zu letz⸗ terem und entließ, mit der seinem Charakter eigenen Rasch⸗ heit, das ganze Cabinet auf einmal. Colum bien.

Ein Schreiben aus Columbien (in der Times) enthaͤlt folgende Nachrichten: Bolivar hat eine neue Einrichtung getroffen, welche sehr geeignet ist, viele Fremde von dort zuruͤckzuschrecken. Er hat naͤmlich eine Polizei organisirt, die beauftragt ist, alle in ihre Haͤnde gelangenden Briefe zu untersuchen, uͤber Reisende eine genaue Aufsicht zu fuͤh— ren und Niemand ohne Paß, selbst nur wenige Mellen weit von seinem Wohnorte, reisen zu lassen. Die Presse ist voll— kommen gefesselt. Der Convent hat seine Sitzungen beendet. Ihr Resultat ist bereits bekannt. Bolivar und seine Anhaͤnger scheinen geneigt zu seyn, keine von den Ver⸗

fuͤgungen der Versammlung anzuerkennen. Paez verweigert,

ein Gesetz zur Ausfuhrung zu bringen, bevor er es selbst unterzeichnet hat. Bolivar hat von neuem erklärt, er werde nach Taraccas gehen, „um das Land zu retten.“

Das Journal du Commerce enthaͤlt folgendes Schrei⸗ ben aus Carthag ena, vom 29. Juni:

Die politische Krise, welche Columbien seit mehreren Jahren bewegte, hat sich endlich entschieden. Bolivar ist so eben zum Oberhaupt (chef supréme) der Republik ernannt worden. Folgendes waren die naheren Umstaͤnde dieses gro⸗ ßen Ereignisses. Der aus 56 Mitgliedern bestehende Con⸗ vent war in Ocana versammelt, und Bolivar befand sich in Bucaramanga, zwei Tagereisen von ersterer Stadt, um uͤber die Operationen der Versammlung zu wachen. Die Majoritaͤt war gegen Bolivar und handelte nach den Ab— sichten Santander s. Nach mehreren stuͤrmischen Sitzungen beschlossen die 21 fuͤr Bolivar guͤnstig gestimmten Mitglie⸗ der, welche die Minoritaͤt bildeten, sich zuruͤckzuziehen und erließen eine Adresse an das Volk, in der sie erklaͤrten, daß sie nicht durch ihre Gegenwart Bestimmungen sanctioniren koͤnnten, die dem Interesse der Republik zuwider liefen. Da die uͤbrig gebliebenen Mitglieder nicht hinreichten, um zu be— rathschlagen, so ging die Versammlung aus einander. So⸗ bald diese Nachrichten in Bogota bekannt wurden, versam⸗ melten sich die Stadt-Behoͤrden und die Einwohner und pre⸗— clamirten einstimmig Bolivar zum Oberhaupte der Republik. Die Munieipalitaͤten in den Hauptstaͤdten der verschiede— nen Departements folgten dem Beispiele von Bogota und Bolivar siegte uͤberall ohne Opposition. Cartha— gena hat am 15. Juni seinen Beitritt bekannt gemacht. Santander, der seine Paͤsse verlangte, um die Republik zu verlassen, hat von Bolivar zur Antwort erhalten, daß er fich nicht zuruͤckzuziehen koͤnne, bevor er seine Wuͤrde als Vice-Praͤsident vorlaufig niedergelegt und von seiner Ver— waltung Rechenschaft gegeben habe. Es ist vorauszuse⸗ hen, daß das Betragen Bolivar's in Europa sehr verschie⸗ den beurtheilt werden wird; man wird nicht unterlassen, ihn des Ehrgeizes zu beschuldigen. Wir duͤrfen aber, auf dem Schauplatze der Ereignisse stehend, und als Zeugen der Be⸗ wegungen der letzten Jahre, versichern, daß das einzige Mittel, hier Ordnung und Ruhe herzustellen und den Ge— setzen Kraft und Ansehen zu verleihen, darin lag, daß man die Gewalt einem festen und rechtschaffenen Manne in die Haͤnde gab, der Alles fuͤr sein Vaterland aufgeopfert und das Gluck desselben zu seinem einzigen Zwecke gemacht hat. Schon beginnt das oͤffentliche Zutrauen sich wieder herzu— stellen, und die gegruͤndete Hoffnung, ein gutes Verwal— tungs-System an die Stelle der Unruhen und der Willkuͤhr treten zu fsehen, wird dieses Land bald wieder zu dem Range erheben, den es in Anspruch nehmen darf. Bolivar beschaͤf— tigt sich mit finanziellen Maaßregeln, welche den Credit der Republik wieder herstellen und die Glaͤubiger des Staats be— friedigen sollen. Baares Geld ist aus Mangel an Cir—⸗

culation immer noch selten am Platze; dieser Stand