1828 / 247 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 15 Sep 1828 18:00:01 GMT) scan diff

und es in eine neue Lehre, die das gemeinschaftliche Band zwischen ihnen werden könnte, zu verschmelzen. Auf diese Weise war eine dritte Schule entstanden, welche zu den er⸗ steren Beiden sprach: „Ihr habt Beide Recht, und Beide Unrecht: Du, weil Du Dich zu der Freiheit bekennst und doch die Religiositaͤt verschmaͤhst; Du, weil Du Religion predigst, die Freiheit aber verwirfst; denn die Religion ist vortrefflich und die Freiheit ist gut, folglich habt Ihr Beide etwas Wahres; Keine von Euch aber hat die Wahrheit ganz. Ich will Euch vereinigen.“ Und so stellte sie als Vereinigungs— Punkt das menschliche Gewissen auf, und gab sich beiden durch Huͤlfe desselben als Vermittlerin. .

Herr Damiron, der uns die Geschichte dieser drei Schu— len giebt, gehoͤrt unstreitig zu der letzteren, und wenn dies nicht waͤre, so koͤnnte man keine vollkommene Unpartheilich— keit von ihm erwarten. Der Sensualismus und die theolo— gische Schule wuͤrden einander mit viel zu großer Bitterkeit bekaͤmpfen, und wuͤrden nur dann einig seyn, wenn sie zur Absicht haͤtten, ihre Vermittlerin zu unterdruͤcken. Aber der Eclecticismus verwirft nicht, sondern sammelt nur; er schließt nicht aus, sondern er wählt, und ihm kommt es nur darauf an, unabhaͤngig und unpartheiisch seinen eigenen Gang ver— folgen zu koͤnnen.

Herr Damiron wuͤrdigt mit einem seltenen Scharfsinn

die Systeme, wie die Schriftsteller in seiner philosophischen Gallerie; seine Absicht ist eben so wenig die einen zu erhe— ben, als die andern herabzusetzen; er will bloß alles im rechten Lichte darstellen; er kennt die Schulen, mit welchen er es zu thun hat, und ohne zu deklamiren, und ohne auf irgend eine Weise leidenschaftlich zu verfahren, sucht er die Fragen zu ergruͤnden, und im Falle sie sich nicht ergruͤnden lassen, sie wenigstens mit Klarheit auszusprechen. Auf diese Weise ist seine Schrift eben so wissenschaftlich als gewissen— haft, und verdient mit vollem Rechte, allen Freunden der Philosophie empfohlen zu werden.

Beiträge zur Geschichte des Handels, der Manu—

facturen, der Fabriken, des Bergbaues und an—

derer Natio nal-Gewerbe im Russischen Reiche. (Fortsetzung.)

Der Ober-Inspektor und Pächter Schemaͤkin war seit 1758 im Besitz der Zoͤlle, und hatte sich zum Nachtheile des Handels und der Kron-Einnahmen so schlecht dabei betragen, daß ihm die fernere Verwaltung fuͤr die beiden noch ruͤckstaͤn— digen Jahre nicht anvertraut werden konnte. Es erschien daher ein Ukas des Senats vom 24. August 1752, vermoͤge dessen die Zoͤlle, welche Schemaͤkin in Pacht besaß, ihm wie⸗— der abgenommen und unter Aufsicht der Krone gestellt wur— den, weil er durch sein Verfahren dem Pacht-Contraect zu— wider gehandelt hatte. Demnächst wurde verordnet:

1) Einer besondern Zoll-Commission den Auftrag zu er— theilen, das Verfahren Schemaͤkins zu untersuchen und zu controlliren.

2) Die Verwaltung und die Aufsicht der Zoͤlle dem Etatsrath Jakovlev nebst dessen beiden Gehuͤlfen, dem Hofrath Sa— muilov und dem Fabrikanten Satrapesnov anzuvertrauen, welche den Ukasen und Reglements gemaͤß verfahren sollten. Den saͤmmtlichen Zoll-⸗Beamten wurden Belohnungen verspro— chen, wenn sie nach der ihnen obliegenden Pflicht bei Ein— hebung der Zoll-Abgaben treu befunden werden wuͤrden; so wie dagegen allen Denjenigen Strafen angedrohet wurden, welche die heimliche Ein- oder Ausfuhr der Waaren zu be— foͤrdein und die Einkuͤnfte der Krone zu schmaͤlern sich zu Schulden kommen lassen wuͤrden. Sie sollten in folchen Faͤllen nicht allein ihr ganzes Vermoͤgen verlieren, sondern auch ihre Aemter und Wurden, und außerdem noch gezuͤch— tigt werden.

5) Die Zoͤlle sollen jedoch abermals auf sechs Jahre an Privat-Personen, welche hinreichende Kapitalien besitzen und zuverlaͤssig sind, in Pacht abgegeben werden, und diese koͤnn— ten sich auf's Spaͤteste im September-Monate 1763 mit ih— ren Bedingungen im Senat melden.

Durch einen Ukas von demselben Datum befahl die

Kaiserin, daß den Kaufleuten an der St. Petersburger

Boͤrse, deren Waaren im Jahre 1761 im Junius n

Magazinen ein Raub der Flammen geworden waren Werth derselben betrug 929,758 R. 97 Kop. seyn solle, fuͤr den Belauf der gemeldeten Summe n laufe von 5 Jahren, in jedem Jahre fuͤr eine gleiche e Waaren zollfrei auszuführen.

(Fortsetzung folgt.)

Königliche Schau spiele.

Sonntag, 14. September. Im Opernhause: D terbrochene Opferfest, heroisches Singspiel in 2 Abthes mit Tanz, von Huber. Musik von Winter, (Herr stedt: Mafferu; Herr Freund, Regisseur der Oper des

herzoglichen Hoftheaters zu Mannheim: Villac Um

Gastrollen. Frl. v. Schaͤtzel: Myrha.)

In Charlottenburg: Der argwoͤhnische Liebhabe, spiel in 5 Abtheilungen, von Bretzner. Vorher: D staͤbliche Auslegung der Gesetze, Lustspiel in 1 Aufpz Broͤmel. tontag, 15. Sept. Im Schauspielhause, zum male wiederholt: Der beste Ton, Lustspiel in 4 Ah gen, vom Dr. Toͤpfer. Vorher: Raphael, historisch . . Alexandrinern in 1 Aufzug, von Castelli. M

udirt.

Königsstädtsches Theater.

Sonntag, 14. Sept. Wahrheit und Luͤge. Hh Sieben Maͤdchen in Uniform. Zum Beschtuß. NJ der Handwerker.

Berliner Bö5srsęe.

Den 13. Sept. 1828. Amtl. Fonds- und Geld- Cours-Lettel. (Prersi .

TR 10

I, Brte / Geld.

St. Schuld- Sch.. 83 Pr. Engl. Anl. 18 1033 Pr. Engl. Anl. 22 1023 Bo. Ob. incl. Litt.H 99 Kurm. Ob. m. I. C. 912 Neum. Int. Sch.do. 91 Berlin. Stadt- Ob. dito - dito 997 Königsbg. do. 915 Elbinger do. 1017 Danz. de. in Th. Z. 314 Westpr. Pfdb. A. 97* dito dito B. 967 Holl. vollw. Due. Grosshz. Pos. do. g9z IPFriedrichsd'or. 974

Ostpr. Pfandbrf. Dis conto .... 1 / / UH e ckSelI- und Geld- Gurs.

(Berlin, den 13. Sept.)

Pomm. Pfandbr. 4 Kur- u. Neum. do. 4 Schlesische do. 4 Pomm. Dom. do. 5 Märk., do. do. 5 Ostpr. do. do. 5 Rückst. CG. d. Kmk do. do. d. Nmk. Zins- Sch. d. Kmk. dito d. mk.

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250 PFI. 300 M. 300 M.. London

Paris

300 Pr.

Breslau

Leipzig

Frankfurt a. M. VW Z Petersburg. BN

Aus wärtige Börsen.

Amsterdam, S. Sept. Oesterr. 53 Metalliq. 923. Bank- Actien 1320. Loose 183. Partial-Oblig. 380. Russ. Engl. Anleihe 873. RK Hamb. Certific. S5.

Neueste Boöoͤrsen-Nachrichten.

Frankfurt a. M., 10. Sept. DOesterr.

Gedruckt bei Hayn.

53 Metallig. 96 *.

Bank⸗Actien 1327. Alles Brief.

Redactelt

111. 3 M. 6.4

Allgemeine

reußische Staats ⸗Zeitung.

247.

,

mtliche Nachrichten. Kronik des Tages. e. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Cumberland,

fe. Hoheit der General der Infanterle und komman— General des Garde-Corps, Herzog Carl von enburg-Strelitz, sind von Breslau hier einge—

se Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste macht hiedurch be— daß die Kunst-Ausstellung Sonntag den 21. Septem⸗ ffnet werden wird, und fordert die Kunstler, welche rp Einsendung ihrer Werke noch im Ruͤckstande sind,

auf, dieselben spaͤtestens bis zum 17ten dieses ablie⸗

lassen. s gez. G. Schadow, Director.

Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung Achen ist an die Stelle des entlassenen Pfarrers Weyers der bisherige Vicar zu Lechenich, Mat— Joseph Finkenberg zum Huͤlfs-Pfarrer in Stol— nannt worden; dem bisherigen Huͤlfs- Pfarrer zu au, Math. Anton Frings ist die Pfarrstelle in , Decanat Montjoie verliehen worden; an die Stelle gen koͤrperlicher Unfaͤhigkeit entlassenen Huͤlfs-Pfar—⸗ Deboenr ist der bisherige Vicar M. J. E. Zim

ann zum Huͤlfs-Pfarrer in Broich, Decanat Esch‚

ernannt; die durch Ernennung des J. A. Vinken

s4aupt-Pfarrer in Eupen erledigte Huͤlfs⸗Pfarre zu Da, Dekanat Eupen, ist dem bisherigen Vicar Michael

a uͤbertragen worden; ö. Bromberg ist dem Pfarrer Dalski zu Schoͤn—

zie katholische Pfarrstelle zu Uscz verliehen worden.

Zeitung s-Rachrichten.

Ausland.

Rußland. zt. Petersburg, 5. Sept. Vorgestern, am Jahres⸗ her Kroͤnung Ihrer Majestaͤten des Kaisers und der in empfingen Ihre Masjestaͤt die Kaiserin-Mutter im chen Pallaste die Gluͤckwuͤnsche der Mitglieder des raths, der Minister, der Generalitaͤt und der Hof— en, die darauf die Ehre hatten, zur Tafel Ihrer Ma— gezogen zu werden. ö ö.

n der Kapelle der Admiralitaͤt wurde zur Feier des ein Te Deum gesungen. In saͤmmtlichen evangelischen n wurde dieser denkwuͤrdige Tag mit gehoͤriger gottes⸗ cher Feier begangen. Die Schiffe auf der Newa zogen laggen auf, und Abends, wo die Luft still, wurde, die Stadt und ihre Umgebungen glaͤnzend illuminirt. ere Transparents brannten. Vor dem Mar inz Cadet⸗ Hhrps glaͤnzte der vereinigte Namenszug Ihrer Majestaͤ⸗ es Kaisers und der Kaiserin in einer Glorie, und die am Ufer war mit Schiffs Laternen geschmackvoll er⸗ et. s Se. Maj. der Kaiser haben unterm 12. (24.) Juli fol⸗ s gnaͤdigstes Rescript zu erlassen geruhet:

An den General-Adjutanten, Fuͤrsten Madatow.

'arst Valerlan Grigorjewitsch! Durch die ausgezeichnet olle und geschicktè Erfuͤllung der Ihnen ertheilten Auf⸗

ist es Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Festung Hir—

Berlin, Montag den 15ten

1828.

September.

sowa mit bedeutenden Kriegs-Vorräthen zu erobern, und 400 christliche Famillen aus der Selaverei zu befreien. Diese Verdienste geben Ihnen einen vollkommenen Anspruch auf Meine besondere Aufmerksamkeit, zu deren Bezeugung Ich Ihnen Mein Landesherrliches Wohlwollen erkläre, indem Ich Ihnen wohlgewogen verbleibe.

Lager vor Schumla, den 12ten Juli 1828.

Nicolaus.

Der Staabs⸗Capitain Oppermann, vom Garde⸗Regiment Ismail, Adjutant des Grafen Paskewitsch von Exrivan, ist zum Fluͤgel⸗Adjutanten Sr. Maj. des Kaisers ernannt worden.

Das hiesige Journal enhält eine Anzeige uͤber die in dem Ingenieur-Gebaͤude (vormals Michaels-Palast) einge⸗ richtete Ingenieur-Schule. Sie hat den Zweck, tuͤchtige In⸗ genieur-Officiere zu bilden und ist in fuͤnf Klassen getheilt, zwei fuͤr die Zoͤglinge, welche bereits Officiere sind, und drei fuͤr die Kadetten. In der Anstalt wird in allen Wissenschaf— ten unterrichtet, die dem Ingenieur⸗-Officier noͤthig sind. Die Officiere, welche den Unterricht auf Kosten der Krone er— halten, empfangen außerdem ein Gehalt und eine Entschaͤ— digung fuͤr Wohnung nach Maaßgabe ihres Grades: die Kadetten werden gaͤnzlich auf Kosten der Krone unterhalten. In diese Schule werden junge Leute von Adel oder vom freien Stande zwischen 14 und 1s Jahren aufgenommen. Die sich meldenden Candidaten haben eine Pruͤfung zu be— stehen, und werden nach dem Grade der dargelegten Kennt— nisse in die Klassen vertheilt. Um in die niedrigste Klasse aufgenommen zu werden, ist es unerlaͤßliche Bedingung, daß die Bewerbenden den Katechismus wissen, allgemeine Be—⸗ griffe von der Universal-Geschichte und Geographie haben, die Arithmetik gruͤndlich und auch die Elemente der Algebra und Geometrie kennen, daß sie die Russische Sprache richtig sprechen und schreiben, und soviel Franzoͤsisch oder Deutsch verstehen, um aus einer dieser Sprachen ins Russische uͤber— setzen zu koͤnnen. Am Ende jedes Jahres werden die saͤmmt— lichen Zöglinge, Officiere und Kadetten gepruͤft und nach Verdienst in hoͤhere Klassen versetzt. Nach Beendigung des Cursus in den Officier-Klassen treten die Zöglinge in das In— genieur-Corps und in die Sapeur- und Pionier-Bataillone als Faͤhnriche oder Unter-Lieutenants, je nach ihren Kennt— nissen, ein.

Kertsch, 15. Aug. Die starken Regenguͤsse, wodurch der Schlamm des See's Sak bei Eupatoria uͤberschwemmt wurde, haben den Kranken in diesem Sommer nicht gestat— tet, sich dort zu baden. Der Schlamm des weniger bekann— ten See's Tschokrak hat dieselben wohlthaͤtigen Eigenschaf— ten, wie der Sak-See, besonders bei rheumatischen Krank— heiten. Er liegt nahe am Asowschen Meere, 15 Werst nord—⸗ westlich von Kertsch. Einige Bewohner dieser Stadt, welche den Schlamm dieses See's zu Baͤdern benutzten, haben die heilsamste Wirkung davon erfahren. Die Lage des Tscho— krak⸗See's hat noch den Vorzug, daß er mit Anhöhen um⸗ geben ist, welche die Winde abhalten, die am Sak-See oft die Kranken zu Unterbrechungen im Baden noͤthigen. Beide Seen sind salzig und stehen im Winter unter Wasser; im Sommer trocknen sie durch Ausduͤnstung groͤßtentheils aus, und setzen Satz an, das dort in großer Menge gewonnen wird. Die heilende Eigenschaft ihres Schlammes ist zum Theil eine Folge dieses Salzes. .

Kursk, 8. August. Seit den 17. Juli haben wir in der Stadt und Umgegend fortwaͤhrende Regenguͤsse von heftigen Winden begleitet, welche die Einbringung des Ge— treides hindern. Am 18ten war ein furchtbares Gewitter mit Hagelschlag. In der Stadt wurde das eiserne Dach einer Kapelle vom Sturm hinweggetragen. Die Gaͤrten ha— ben viel Schaden gelitten, und oͤstlich von der Stadt hat der Hagel viel Getreide niedergeschlagen.