1828 / 289 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Se. Hoheit zwischen zwei Fenstern in einfacher Kleidung, eine mit Diamanten besetzte Pfeise in der Hand. Sein Wuchs ist gewoͤhnlich und in seinem Gesichte spricht sich ein Zug von Heiterkeit aus; seine Augen sind lebhaft und aus— drucksvoll, und ein schoͤner weißer Bart bedeckt seine Brust. Nachdem Se. Hoheit uns gefragt hatte, was es bei uns Neues gebe, hieß er uns willkommen, und erkundigte sich sber mäinen Reiseplan, den ich ihm kurz angab, und ihn um die noͤthigen Fermans bat. Er bewilligte mir dieselben sogleich und gab mir zwei seiner Tschauschs, welche mich uͤberall begleiten. Der Vice-Koͤnig sprach dann auch von den Griechischen Angelegenheiten und dem Tode des Ahmed, Pascha von Patras. Man reichte uns Kaffee und wir ver— abschiedeten uns dann bei Sr. Hoheit, welcher uns mit freundlichen Bewegungen der 53. entließ. Die Toscanische Commission wurde unter Anfuͤhrung unsers Freundes Rosel⸗ ini am folgenden Tage, den 25. Aug., dem Vice ⸗Koͤnige vom Generaäl-Consul von Toscana, Herrn Rosetti, vorge— stellt, und fand denselben freundlichen Empfang. Se. Ho— heit sagte zu uns, wir sollten Aegypten wie unsere Heimath betrachten. Ich gedenke bis zum 12. September in Alexandrien zu bleiben, soviel Zeit brauchen wir zu unsern Vorbereitungen; wahrend dessen wird die Hitze in Cairo und eine dort herr— schende Krankheit abnehmen. In derselben Zeit wird der Nil steigen, dessen Wasser ich schon reichlich getrunken habe; dasselbe wird uns durch den vom Pascha erbauten Kanal Mahmudieh zugefuͤhrt. Der heilige Fluß ist in gutem Zu— stande, und die Ueberschwemmung ist fuͤr das niedrig lie— gende Land gesichert. Zwei Schuhe mehr sind hinreichend, um auch die hoͤher gelegenen Gegenden damit zu versehen. Wir leben uͤbrigens hier in einem Lande, das, so zu sagen, ein Auszug aus Europa ist. Wir sind abwechselnd bei den Consuln von Desterreich, Toscang, Schweden und Sardinien gewesen. Ich habe auch den Franzoͤsischen Consul in Lar— naka auf Cypern, Herrn Mächin, hier gesehen, einen der Veteranen von der Franzoͤsischen Expedition. Ich bin voll von Vertrauen auf den guten Erfolg unserer Reise, und werde nichts sparen, um uns das Gelingen zu sichern. Ob⸗ gleich die Post-Aemter der alten Pharaonen nicht mehr vor handen sind, werde ich doch aus allen Staͤdten Aegyptens schreiben. Die Details uͤber die Herrlichkeiten Thebens werde ich fuͤr unsern werthen Freund Dacier, den Nestor der Gelehrten, vorbehalten. Ich habe Briefe aus Paris vom Ende Juli durch den „Nisus“ erhalten, der in 11 Ta⸗ gen die Fahrt gemacht hat.

Koͤnigliche Schauspiele.

Sonntag, 24g. Oct. Im Opernhause: Nurmahal, oder: Das Rosenfest von Caschmir, lyrisches Drama in 2 Abthei⸗ lungen, mit Tanz; nach dem Englischen Gedicht: Lalla Rukh des Th. Moore, von C. Herklots; Musik von Spontini. Ballets von Lauchery.

Im che n gause Maͤnnerschule, Lustspiel in 3 Ab⸗ theilungen frei nach Molire, von F. von Holbein. Hier— auf: Der argwoͤhnische Liebhaber, Lustspiel in 5 Abtheilun⸗

gen, von Bretzner.

Montag, 27. Oet. Im Schauspielhause: Trau, schau, wem! Lustspiel in 1 Aufzug, von Schall. ierauf, zum Erstenmale: Das Ritterwort, Lustspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.

Dienstag, 28. Oct.

Im Opernhause: Das Fruͤhstuͤck

der Junggesellen, Singspiel in 1 Aufzug; zu bebe Musik von Nicolo Isouard, aus dem Franzdsischen ö gen durch C. Herklots. Hierauf: Therese, die Nacht rin, pantomimssches Ballet in 2 Abtheilungen, vom Balletmeister Titus; Musik von Herold. Mad. De Lemiere wird als: Therese, hierin wieder auftreten

Koönigsstädtsches Theater.

Sonntag, 26. Oet. Die Waise aus Rußland auf: Variationen von Mayseder fuͤr die Violine, yn gen von Madame Pollini. Zum Beschluß: Die Ei Montag, oder: Die falsche Nachtigall. (Herr gn Eduard Montag, als Gastrolle.) Letzte Vorstellum Posse.

Montag, 27. Oct. St. Lorenzo. Oper in 3 Akten.

Dienstag, 28. Oct. Lenore.

Fiorella, oder: Das Hag Musik von Auber,

Berliner Börse. Den 25. Oct. 1828.

Amtl. Fonds- und Geld Cours Zettel. (Preuso⸗

. s z. go IPomm. Pfandbr. ili Kur- u. Neum. do. 100 Schlesische do. 4 lp Pomm. Dom. do. = Märk. do. do. Ostpr. do. do. Rũckst. C. d. Emk do. do. d. Nm. Zins- Sch. d. Emk. dito d. Nmk.

St. Schuld- Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo. Ob. incl. Litt.H Kurm. Ob. m. l. C. Neum.Int.Sch.do. Berlin. Stadt- Ob. dito dito Königsbg. do. Elbinger de. Danz de. in Th. Z. Westpr. Pfdb. A. dito dito B. Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

I e cChsSel- und Geld- Cours. (Berlin, den 25. Oct.)

Holl. vol. Duc. Friedrichsd'or .

Disco nto ....

= D r O . r d O o

Amsterdam dito Hamburg dito London Paris

VWien in 20 Xr

Breslau

Leipꝛig

Frankfurt a. M. WX Petersburg. BN

2 Mt. 3 Wich. 3 Wich.

Auswärtige Börse n.

Amsterdam, 20. Oct. Oesterr. 53 Metalliq. 04. Bank- Actien 1300. l 100 FI. 371. Russ. Engl. Anleihe 5. Russ. Anl. Ham. (i

Neue ste Börsen⸗Nachrichten. Frankfurt a. M., 22. Oct. Oesterr. 53 Metallid. g353. Geld. Bank⸗Actien 1290. Loose zu 100 öl

Partial⸗Oblig. 1233. Brief.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Redacteur John, Mitredacteur 6

M ge m en n e

a ats⸗Zeitung.

4 1

Berlin,

289.

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Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

14. Oet. Gestern Abend sind Se. K. H. ronprinz von Preußen im erwuͤnschtesten Wohlseyn s eingetroffen, Hoͤchstdieselben legten bald nach Ih— kunft einen Besuch bei J. J. K.K. H. H. dem Groß⸗ und die Großherzogin ab. Se. K. H, werden hier m Sten d. M. verweilen, und Neapel antreten.

lorenz,

Frankre mich.

aris, 20. Oet. Am (6ten ertheilten Se. Maj. Ihrem ohen Deutschen Bundestage beglaubigten Gesandten, frafen Reinhard, eine Privat⸗Audienz.

orgestern fruͤh fuͤhrte der Dauphin den Vorsitz im mn? Kriegs-Rathe. Die Sitzung dauerte uͤber vier

en. sstern hielt der Koͤnig einen Minister⸗ Rath, an wel— ft Dauphin Theil nahm. h dem Berichte, welchen der Handels-Minister vor Zit an den Konig in Betreff des gegenwartigen sems abstattete, hatte derselbe unter andern geaͤußert, nicht unterlassen werde, zur Aufklaͤrung mehrerer der aufgestellten Fragen die Meinung der bei seinem ement bestehenden beiden General-Conseils fuͤr Han— d fuͤr Manufacturen einzuholen. Dieser Absicht ge⸗ aben beide General-Conseils nunmehr eine, aus sieben edern eines jeden derselben zusammengesetzte, gemischte ssion ernannt, welche sich mit der Eroͤrterung der ihr enden Fragen, bevor dieselben der von dem Koͤnige esetzten Untersuchungs-Commission unterworfen wer— schaͤftigen soll. ißer Hrn. v. Salvandy sind auch noch der General⸗Lieut. bverdo und Hr. Ferd. von Berthier zu Staatsraͤthen t worden. Die liberale Parthei sieht sich indessen hier— in ihren Erwartungen gewaltig getaͤuscht; sie hatte ge— daß wenigstens ein Dutzend als Vertheidiger des vo— Ministeriums bekannter Staatsraͤthe aus der Liste der— gestrichen, und dagegen eben so viele Anhaͤnger des Systems darin eingetragen werden wuͤrden. „Das so“ ruft der Courrier frangais aus: „die Modi— zen, die das Ministertum in einem Staats⸗-Koͤrper vor— welcher der Tummelplatz aller Feinde der verfassungs— n Ordnung zu seyn scheint! Dies sind die Buͤrgschaf— ie es uns gegen die Anschlaͤge einer Behoͤrde leistet, elcher ein Deputirter behauptet hat: er sehe nie die ieder derselben sich im Rathe versammeln, ohne ein Complott gegen die Volks-Freiheiten zu befuͤrchten. kennt nunmehr die Absichten der Minister; gedenken solche Weise sich zu der offentlichen Meinung zu hal— Der Messager des Chambres ermahnt dage— n Courrier frangais, sich in Geduld zu fassen, und fn verstehen, daß dem Staats-⸗Rathe leicht noch andere rungen bevorstehen moͤchten. das Journal du Commerce spricht sich über das erium in folgender Art aus: „Die Waͤhler von ganz eich bestaͤtigen die Mandate, die sie ihren Deputirten t hatten, durch Festmahle, und geben ihnen dadurch nnen, daß sie sich ihres Auftrages nach dem Wunsche ommittenten entledigt haben; gleichzeitig aber lernen epraͤsentanten der Nation aus den Wuͤnschen, die sich nen feierlichen Bankets in den ausgebrachten Toasts echen, was das Land von ihnen erwartet. Die De—

Montag den 27se .

dann aber Ihre Reise nach

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putirten duͤrfen nie vergessen, welche bestimmte Verbindlich⸗ keiten sie uͤbernommen haben, welche ernste Pflichten noch ihrer warten. Ungluͤcklicherweise gewinnt es allen Anschein, als ob die naͤchste Sitzung unter, den Volksfreiheiten un—

guͤnstigen Auspicien beginnen werde. Niemand vermag vor—

auszusehen, welche neue Combinationen Schwachheit und Intrigue im Schooße der Kammern herbeifuͤhren werden; befuͤrchten muß man aber allerdings, daß das Ministerium sich zu Buͤndnissen werde verleiten lassen, die ihm zuwider sind und die es doch nicht zu zerreißen wagt. Dieses Ministe⸗ rium, welches die Freunde der Charte so gern als den Schoͤpfer der Reformen, als die unerschuͤtterliche Stuͤtze des auf den Truͤm— mern der vorigen Verwaltung aufgefuͤhrten politischen Systems betrachten möchten, gilt heutiges Tages in der oͤffentlichen Meinung fuͤr nichts weiter als einen zweideutigen Vermitt— ler zwischen den Anforderungen der Contre-Revolution und den Beduͤrfnissen des Landes. Da es keinen eigenen Willen hat und seine Politik hoͤchst schwankend ist, so sieht man es als voruͤbergehend an und glaubt, daß man nichts von ihm verlangen dürfe, da es nichts zu bewilligen im Stande sey— Wille und Thatkraft befinden sich, wie man wenigstens wis— sen will, anderswo, und das Land, welches sich von seinem letzten Siege eine friedliche Umgestaltung seiner innern Or— ganisation versprach, wird jetzt aufs Neue der unruhige Schauplatz des parlamentarischen Kampfes werden, zu dem sich die wahren Freiheitsfreunde gegen die Parthei der Absolutisten rüsten. Dies ist die Lage, worin uns ein Mi— nisterium versetzt hat, welches sich als ein versoͤhnendes an— kuͤndigte und dieser Rolle Anfangs gewachsen schien, Vor Allem haͤtte man dem Staatskoͤrper jene schadhaften Glieder abloͤsen muͤssen, welche nur eine gewisse Unbehaglichkeit er— zeugen und eine radicale Heilung voͤllig unmoͤglich machen. Statt die Zusammenkunft der Kammern und den der Regie⸗— rung durch die Wahlen gegebenen Impuls dazu zu benutzen, mit den Feinden der Charte zu brechen und sie fuͤr immer unschaͤdlich zu machen, hat das Ministerium durch sein Zaudern und seine Schwache sie vielmehr in ihren Positionen sich verstaͤr⸗ ken lassen, gleichsam als sollten sie unuͤberwindlich werden. Daß sie stärker als die Minister sind, leidet wenigstens kei— nen Zweifel, und hieraus geht hervor, daß eine gesetzliche Re⸗ form fuͤr das Land nicht zu erwarten steht, so lange das Joch der, wegen ihrer vielfachen Mißbraͤuche als beklagens⸗ werth geschilderten vorigen Verwaltung noch auf demselben lastet. Daß dieses der Fall ist, beweist ein Ministerium, das sich in allen seinen Handlungen noch von den Haͤuptern der uͤberwundenen Parthei gelaͤhmt sieht. In dieser peinli⸗ chen Lage duͤrfen die Wähler nur noch auf sich selbst und auf ihre Deputirten rechnen. Sind die Wuͤnsche, die sie in ihren patriotischen Herzens-Ergießungen zu erkennen gegeben, keine leeren Worte; ist, was sie auf ihren Festmahlen erklart haben, der Ausdruck ihrer wahren, wohluͤberlegten Meinung, so mögen sie sich mit ihren Mandatarien ernstlich berathen, deren Muth und Eifer beleben, und ihnen Frankreich uͤberall von einem und demselben festen, unerschuͤtterlichen Willen befeelt und kuͤhn entschlossen zeigen, endlich den Sieg uͤber eine gehaͤssige und laͤcherliche Parthei zu erringen, die nur in den Vorzimmern maͤchtig ist, von der Nation aber kaum bemerkt wird.“

Der Courrier frangais zweifelt, daß man unter den gegenwartigen politischen Umstaͤnden damit umgehe, die Fprocentigen Renten in 44Iprocentige umzuschreiben, dagegen hält er die Eroͤffnung einer neuen Anleihe zu— Ausbesserung und Instandhaltung der Landstraßen fuͤr hoͤchst wahrschein— lich. „Es heißt“ fuͤgt derselbe hinzu: „daß diese Anleihe 160 Millionen Fr. betragen, und, zusammt den bereits be⸗ willigten 80 Millionen, unter öͤffentlicher Coneurrenz in 4pro— centigen Renten eroͤffnet werden wird. Eine solche Anleihe