1828 / 309 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Moͤsien bildet einen Theil der heutigen Butgarei, Ober⸗Moͤ⸗ sien war das heutige Servien. Ohne Zweifel gehoͤrte Odes— sus zu den Handels⸗Staͤdten, welche in der Mitte des sie— benten Jahrhunderts vor der christlichen Zeitrechnung von Milesischen Pflanzern gegruͤndet wurden. Ueberall, wo die reichen und thaͤtigen Milesier Colonieen anlegten, faßten Handel und Gewerbfleiß bald Wurzel und machten in we— nig Jahren ungeheuere Fortschritte, Eine lange Zeit hin— durch fuͤhrten Odessus, Tomos, Istropolis, Anchialos und mehrere andere Haͤfen des Thracischen Meeres einen vor— theilhaften Handel mit der Mutterstadt Milet, der beruͤhm⸗ testen Stadt Joniens, in welcher Thales, Anaximander, He— cataͤus, Pittacus, Aeschines und der Historiker Aristides, Verfasser der Milesiaca, geboren wurden, so wie mit allen Hafenplaͤtzen des Taurischen Chersonnes, besonders aber mit Ardauda oder Theodosia, der bluͤhendsten und volkreichsten Stadt am Schwarzen Meere, vornehmlich unter dem Koͤnige Cucon, der um 393 v. C. lebte. Demosthenes, Lysias, Isokrates und lange Zeit nach ihnen Strabo, berichten diese That⸗ sachen auf die glaubhafteste Weise. Die Sitopolen“) oder Getreide⸗Haͤndler, welche aus allen Gegenden zu den Maͤrk⸗ ten im Piräeus herbeistroͤmten, schickten jaͤhrlich uͤber 3000 Schiffe nach den Hafen des Schwarzen Meeres, um Ge— treide einzukaufen, im Anfange gegen gemuͤnztes Gold und Silber, spaͤter, als ihre Handels-Verbindungen fester be⸗ gruͤndet waren, stellten sie auch Wechsel auf ihre Gastfreunde und Handels-Genossen in den Staͤdten des Schwarzen Mee⸗ res aus, und so bildete sich allmaͤhlig ein aͤhnliches Verhaͤlt⸗ niß, wie zwischen heutigen Großhändlern. Die Griechen aus dem Peloponnes, aus Attika und den Klein⸗-Asiatischen In⸗ seln standen zu derselben Zeit in bedeutendem Verkehr mit allen Hafen des Schwarzen Meeres und der Taurischen Halbinsel, am meisten die Athenienser, welche durch Geschenke die Koͤnige jener Lander an ihr Interesse zu knuͤpfen such⸗ ten; sie schickten jedes Jahr eine Anzahl von Bildsaͤulen aus schoͤnem Pentelischen Marmor dorthin, von denen einige zum Geschenke fuͤr jene Fuͤrsten, andere zum Ver⸗ kauf bestimmt waren. Als Griechenland mit seinen Colo— nieen in Klein-Asien unter die Roͤmische Herrschaft kam, zerfiel dieses Zauberwerk des Kunstgeschmackes, des Geistes und der Industrie, und die einst so bluͤhenden Staͤdte ver⸗ armten und wurden entvoͤlkert. Noch schlimmer war ihr Loos unter den Byzantinischen Kaisern, als die Hunnen eindrangen. Unter Theodosius Il. tränkte der furchtbare At⸗ tila Thracien und Moͤsien mit Blut, und nur mit Gelde konnte der junge Fuͤrst die Geißel des Himmels entfernen. In Varna selbst wurde 442 der Frieden zwischen dem Hun— nen-Koͤnige und dem schwachen Theodosius abgeschlossen. Moͤsien, Thracien, Dacien, alle jene reichen Landschaften, welche der Ister (Donau) bespuͤhlt, hatten noch einen kurzen Zeitpunkt des Glanzes unter den Antoninen. Domitian war ger ih gt dem Koͤnige von Dacien, Decebalus, einen jaͤhr⸗ ichen Tribut zu zahlen; Trajan, gluͤcklicher als seine Vor— gaͤnger, besiegte die Dacier, und ließ auf seinem zweiten Feldzuge gegen sie durch Apollodorus von Damas eus die be⸗ ruͤhmte Bruͤcke uͤber die Donau bauen, deren Truͤmmer noch vorhanden sind und dem Reisenden Bewunderung abnoͤthigen. Aber schon unter den ersten Nachfolgern Konstantin des Großen, kamen diese Laͤnder in Verfall. Buͤ6rgerkriege, Ge⸗ walt-Herrschaften, Einfälle der Hunnen, Alanen, Gepiden, und anderer Voͤlkerschaften, die aus den weiten Ebenen Hoch⸗ Asiens herabstroͤmten, richteten diese schoͤnen Provinzen vollends zu Grunde. Seitdem erwaͤhnt die Geschichte nur selten jene Lander. Das Griechische Reich verlor eine Provinz nach der andern an die Osmanen, Amurat . nahm gegen 1365 den Griechischen Kaiser Thracien, dann Gallipolis und Adria— nopel, das er zum Sitze seines Reiches machte. Er unter— warf sich die Servier und Bulgaren, und eroberte ganz Nieder⸗Moͤsien. Bajazet J, sein Sohn, unterjochte 1393

. Athen war ein eigener Beamter, Sit ophylar, Getreide⸗Aufseher genannt, der daruͤber wachte, daß Niemand mehr Getreide kaufte, als fuͤr seinen Bedarf hinreichend war.

F. Krickeberg.

den noch uͤbrigen Theil der Bulgarei und Macedonien Thessalien. Mohamed J., eben so unternehmend al Vorgänger, brachte Ordnung in die Finanzen, und be sein durch innere Kriege, und die Verheerungen Tamn erschuͤttertes Reich. Im Jahre 1418 suchte er die Wal und Moldauer sich tributair zu machen; sein Enkel, med II., zwang jene Voͤlker von Neuem zu einem jahn Tribut von 10,000 Piastern, den sie bis 1460 entric Der Sohn und Nachfolger des Letzteren, Amurat II., seine Eroberungs-Zuͤge bis nach Ungarn aus; der Krin dem Konig von Polen und Ungarn, Wladislaus, ward die fuͤr Letzteren so ungluͤckliche Schlacht bei Varna im 1444 *) zum Vortheil Amurats entschieden, und so war von dieser Stadt keine weitere Rede mehr. (Schluß folgt.)

Königliche Schau spiele.

Sonnabend, 15. Nov. Im Schauspielhause: Der

Spiel in Versen, in 1 Aufzug, von A. Muͤllner. (N studirt. Hierauf: Der Kammerdiener, Lustspiel in zug, nach dem Franzoͤsischen, von der Koͤnigl. Schausp Und: Ein Stuͤndchen vor dem Potg Thore, Vaudeville⸗Posse in 1 Akt. Sonntag, 16. Nov. Im Opernhause: Donna Lustfpiel in 3 Abtheilungen, nach dem Spanischen dei Juguͤstin Moreto, von C. West. Hierauf: Der St pitain, Vaudeville in 1 Aufzug, von C. Blum.

Im Schauspielhause: Die Zerstreuten, Posse in! zug, von Kokebue. Hierauf: Die Schleichhandler, ) spiel in Aufzuͤgen, von E. Raupach.

In Potsdam: Tanered, heroische Oper in 2 A Mustk von Rossini. (Dlle. Hoffmann: Tanered.)

Montag, 17. Nov. Im Schauspielhause: Chri Liebe und Entsagung, Drama in 2 Abtheilungen. H Das Ritterwort, Lustspiel in Abtheil. von C. Nan

Koͤnigsstädtsches Theater.

Sonnabend, 15. Nov. Zum Erstenmale wich Des Sohnes Rache. Melodramatische Scene von ) Holtei; Musik von A. Freund. Hierauf: Der St

und sein Sohn. Sonntag, 15. Nov. Die weiße Dame, komist

in 3 Akten; Musik von Boyeldien.

Berliner Börse. Den I4. Nov. 1828.

Amtl. Fonds- und Geld. Cours. Zettel. (Preuss.

, re, Gen Di Pomm. Pfandbr. 4 106 Kur- u. Neum. do. 4 104 Schlesische do. Pomm. Dom. do. Märk. do. do. Ostpr. do. do. Rückst. C. d. Rmk! do. do. d. Imk. Zins- Sch. d. Kmk. dito d. Nm.

St. Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo. Ob. incl. Litt.H Kurm. Ob. m. l. C. Neum.lInt.Sch.do. Berlin. Stadt- Ob. dito dito Königsbg. do. Elbinger do. Danz. de. in Th. L. Wes tpr. Pfdb. A. dito dito B. Gro sshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrs.

Holl. vollw. Duc. Friedrichsd'or. 1IDisconto ..

C = , = = , . . e O , n.

Aus waäartige Börsen.

St. Petersburg, 4. Nov. Harnburg, 3 Mon. 93. Silber- Rubel 3692.

scriptionen S8.

S. Nr 302 dieser Zeitung.

hprocen

Neueste Börsen-Nachrichten. Frankfurt a. M., 11. Nov. Oesterr 53 Melallid. 95 *. Loose zu 100 Fl. 1553.

Bank-⸗Actien 1094.

Ba nk⸗Actien 1304. Brief. Hamburg, 12. Nov. Oesterr. 53 Metallig. 955. Paris, 8. Nov. 3pCtige Rente 746 Fr. 40 Cent.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Part. Oblig. 126.

: Russ. Engl. Anl. 903. 5pCtige Rente 105 Fr. 90 Cent.

Redaeteur John, Mitredectenr

Allge

. *

ische Staats⸗Zeitung.

reuß

meint

3 309.

Berlin,

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Angekommen; Der General⸗Major und Commandeur Ften Landwehr-Brigade, von Rudolphi, von Frank— a. d. Oder.

Zeitungs-Nachrichten. Au s land.

Frankreich. Paris, 9. Nov. Vorgestern Mittags praͤsidirte der zhin im obersten Kriegs⸗Rathe. Der diesseitige Botschafter am Englischen Hofe, Fuͤrst Polignae, wird morgen oder uͤbermorgen hier erwartet. Hie Gazette de France entwirft von dem gegenwaͤr— Zustande Frankreichs folgendes Gemaͤlde: „Es zeigen it jedem Tage in dieser Hauptstadt neue fuͤrchter liche ptome; man wirkt insgeheim auf die Massen, bearbei⸗ e, um Unruhen zu erregen und bereitet dadurch zu der stehenden Sitzung der Kammern, der Dynastie und der zion des Staats die gefahrlichsten Stoͤße. In den De—

ments treten die Feinbe der Monarchie, welche die df⸗

che Meinung durch die Zeitungen beherrschen und sich Besitze des Wahl-Terrains besinden, mit Forderungen r, deren Bewilligung die Autorität des Königs noth— igerweise untergraben muß. Die Organe der Revolu— in der Kammer, uͤbermuͤthig durch die ihnen gegebenen ahle, kehren mit Souverainitaäͤts-Mandaten nach der ötstadt zuruͤck, und waͤhrend solchergestalt das monarchi⸗ Princip verletzt und der treue Staats-Diener durch Re⸗

ionairs ersetzt wird, bemuͤht man sich auch noch, den.

und der Monarchie abwendig zu en. Es ist erwiesen, daß heimlich Lieder gedruckt und er Provinz verbreitet werden, worin das Heiligste nicht hont und geradezu der Umsturz des Thrones angera— wird. Es ist erwiesen, daß das Bildniß Buo⸗ rteis auf solchen Gegenstaͤnden, deren der gemeine in bedarf, sich taͤglich vervielfaͤltigt, daß dasselbe zosentraͤgérn zu fuͤnf Sous und sogar am Namenstage oͤnigs auf kleinen Messern zu einem Spottpreise ver— wurde. Es ist erwiesen, daß des Nachts Zettel an den aßen⸗Ecken angeheftet werden, wodurch man das Volk we— der thenern Brodpreise zum Aufstande reizen will. Es mit einem Worte keinen Zweifel, daß Frankreich den chwoͤrern Preis gegeben ist, und was in unsern Augen Uebel nur noch vermehrt, ist der Anblick der Manner, welchen der Thron umgeben ist. Wo sind die hochher— Vertheidiger der Legitimitaͤt, jene Helden an Treue, n den Jahren 1815 und 1830 die Revolution in den rund stuͤrzten? Die Einen, von dem Strome fortgerissen, sie nicht mehr entgegenschwimmen mochten, suchen sich die Folgen ihrer Abtruͤnnigkeit zu taͤuschen; die Anderen, das Ministerium vom Kampfplatze entfernt, verbergen, nicht eigennuͤtzig zu erscheinen, ihre Besorgnisse auf dem de, im Schooße ihrer Familie; noch andere endlich er— en, als Lohn fuͤr ihre Dienste, täglich ihre Entlassung; werden alle diese Maͤnner, die einzige Hoffnung der Mo— hie, sich wiederfinden? Man sehe sich wohl vor; das igthum beruht allein in den Herzen der Royalisten. Hat die Revolution uͤber ihre Feinde gesiegt, wer wird sie noch baͤndigen koͤnnen?“ Hierauf antwortet der Messager des Chambres: giebt eine Achtung vor dem Publikum und der Wahr—

sgeist zu verderben

Sonntag den 16ten

November.

18238.

heit, welche in der Regel selbst die leidenschaftlichsten Men⸗

schen, wenn sie sich gekränkt fuͤhlen, zuruͤckhaͤlt. Die Gazette aber verletzt auch diese letzte Schaam der menschlichen Schwaͤ— che; sie beschraͤnkt sich nicht mehr darauf, den Bannfluch uͤber eine Verwaltung auszusprechen, wodurch ihre Freunde ver— draͤngt worden sind; sie eifert gegen die Formen unserer Ne— gierung selbst; sie verlaumdet die ganze Welt; sie haͤuft De⸗ nunciationen auf Denunciationen, um die Besorgniß zu vermehren. Am Tage nach dem Namensfeste des Koͤnigs, in einem Augenblicke, wo das Volk nur eben erst seine Liebe und Anhaͤnglichkeit fuͤr den Monarchen einstimmig ausge spro— chen hat, wird Frankreich als eine Hohle geschildert, wo die lch, gewetzt werden, die das Vaterland zerfleischen sollen. Eine einzige Phrase in dem Aufsatze der Gazette erklaͤrt ihren ganzen Zorn und uͤberhebt uns der Muͤhe sie ernstlich zu widerlegen, was uns sonst ein Leichtes geworden waͤre. „Was die Groͤße des Uebels,“ sagt sie, „in unseren Augen noch vermehrt, ist der Anblick der Manner, von denen der Thron umgeben ist.“ Es leuchtet in der That ein, daß, da der Koͤnig die Herren Villele, Corbière und Peyronnet entfernt hat, die Monar— chie sich nothwendig in Gefahr befinden muß. Dies also ist der Schluͤssel des Raͤthsels; die Gazette gesteht den Bewe— gungsgrund ihrer Opposition, ihrer Erfindungen und An—

schuldigungen selbst ein. Wir wurden hiernach dieser Zeitung

zu viel Ehre erzeigen, wenn wir nach solchem Gestaͤnduisse

noch ernstlich gegen sie in die Schranken treten wollten; es

handelt ich bei ihr nie um die Sache, sondern bloß um die Personen, wie solches auch noch aus einem zweiten Aufsatze hervorgeht, worin sie die nahe bevorstehende Entlassung der Herren Franchet und Delaveau ankündigt, und darin einen Grund mehr sieht, daß die Monarchie ihrem Verderben nahe sey. Wir wissen nicht, welches die Personen sind, gegen welche die Regierung sich bewogen finden wird, eine Maaß— regel der Schicklichkeit anzuwenden, der sie selbst haͤtten zu— vorkommen sollen; was wir aber glauben, ist, daß das Schick— sal einer vierzehnhundertjaͤhrigen Dynastie nicht auf einigen Personen⸗Namen beruhe, und daß der Enkel Ludwig XIV. nicht in Gefahr schwebe, weil man einige Beamte ihres Dienstes entlaͤßt.“

Die Frage uͤber die Graͤnzen, welche der Vererbung der Pairs-Wuͤrde zu stellen seyen, hat seit einiger Zeit alle hie— sigen Journale beschaͤftigt. Auch der Globe liefert daruͤber einen Aufsatz, worin er nach einigen allgemeinen Bemerkun⸗ gen uͤber die Koͤnigliche Praͤrogative der PairsErnennung sich folgendermaaßen ausspricht: „Die Pairs-Kammer ist eine Schoͤpfung von durchaus politischer Natur; sie ist eine constitutionnelle Gerichts- Behoͤrde, eine zweite berath schla—⸗ gende Versammlung. Mit richterlicher Macht bekleidet, nimmt sie an der gesetzgebenden Gewalt der hoͤchsten Staats— Macht Theil. So hat die Charte sie gebildet, und so ver— traͤgt sie sich mit dem gesellschaftlichen Zustande. Ihr einen andern Charakter verleihen wollen, sie eine Aristocratie nen— nen, heißt sie verkennen. Es sind in der That einige be— ruͤhmte Namen in der Pairs-Kammer; diese Namen sind ein Erbtheil der Nation, und man hat Recht daran gethan, sie dort zu versammeln. Aber ihre Zahl ist gering, und welche Masse von Notabilitaͤten des zweiten Ranges sitzen anderer— seits in derselben, welche ihre Hauptkraft ausmachen, die aber weder beruͤhmt noch aristoeratisch sind. Wir machen der Kammer keinen Tadel daraus, wir sind vielmehr zufrieden, daß sie so zusammengesetzt ist. Wäre sie noch etwas anders, als ein politischer Körper, so wuͤrde sie in Frankreich nicht von Bestand seyn. Aber, wird man einwenden, diese Kam— mer ist erblich. Das ist wahr, aber ist diese Erblichkeit im Interesse Derer aufgestellt, welche sie betrifft? Keineswegesz; sie besteht nur fuͤr das Beste der Institution. Wir eroͤrtern hier nicht die Frage der Erblichkeit; die Charte hat sie ent—

schieden. Der Zweck der Erblichkeit ist, der Kammer Kraft