1828 / 312 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Da es in der Mitte des Geschwaders segelte, wurde die Mannschaft gerettet.“ Die Kerfu⸗-Zeitung meldet: „Den neuesten Berichten zufolge, hielt sich das Fort von Lepanto, das eine Tuͤrkische Barnifon von 8Sh0 Mann hat, noch am 45ten d. M. Da aber die Franzosen Kanonen gegen dasselbe auffüͤhrten und auch mehrere Franzoͤsische und Englische Kriegsschiffe sich naͤ— herten, so verlangte die Besatzung, mit dem Franzoͤsischen General Schneider in Unterhandlung zu treten, und man hofft demnach, daß auch dieser Platz sich bald ergeben wird.

Am 14. Oct, sah man zu Zante 20 Transportschiffe, unter

Eskorte einer Franzoͤsischen Fregatte, in der Richtung nach Patras vorbeisegeln. In Patras befinden sich, laut Nach⸗ richten vom 13ten d. M., gegen i000 Franzosen, und 2000 Mann Infanterie und Cavallerte hatten sich am nämlichen Tage gegen das Castell in Bewegung gesetzt. An Kriegs— schiffen lagen im Hafen von Patras 5 Franzoͤsische und 2 Englische. Es hieß, Lord Cochrane sey am Bord des Dampf— schiffes „Hermes“ in Poros eingetroffen. Nach Berichten aus Alcrxandrien vom 3. Sept. hatte das Austreten des Nils einen gluͤcklichen Fortgang. Von Seite des Sultans waren dem Vice-König bedeutende Quantitäten Getreide ab— gefordert haben.“

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Achen, 11. Nov. Das heutige Amts-Blatt der hiesi⸗ gen Koͤnig lichen Regierung enthält Folgendes:

Das handeltreibende Publikum wird hiermit in Kennt⸗ niß gesetzt, daß das Franzoͤsische Gouvernement auf diesseiti⸗ gen Antrag beschlossen hat, den Durchgang von Stahl- und Eisen⸗Waaren aus dem Großherzogthum Nieder⸗Rhein durch Frankreich nach der Schweiz, unter den durch die betreffen⸗ den Verordnungen festgesetzten Bestimmungen, zu gestatten.

Achen, den 7. November 1828.

Koͤniglich Preußische Regierung.

Eine der schwuͤrigsten Aufgaben fuͤr den Geographen bleibt es stets, den zweckmaͤßigsten Maaßstab fuͤr seine bild⸗ lichen Darstellungen der Erdoberflaͤche, die Landkarten, auf⸗ zufinden. Einerseits ergeht die Forderung an ihn, moͤglichst viele Einzelheiten in ihrer richtigen Lage und verhaͤltnißmaͤ⸗ ßigen Große so deutlich darzustellen, daß auch ein Auge, wel— ches nicht besonders fuͤr das Auffinden zarter Bezeichnungen eingeuͤbt ist, dieselben zu erkennen permag. Andrerseits wird eine moͤglichst ausgedehnte Uebersicht der Raͤume verlangt, in welcher sich die mannigfaltigen Intressen der Menschen, von Ort zu Ort, von Land zu Land, bewegen. Was ohne ermuͤ⸗ dende Anstrengung noch erkennbar sein soll, kann fuͤr gewoͤhn⸗ liche Sehkraft kaum weniger als ein Zweitausendtheil eines preußischen Fußes betragen: und ein Blatt, worauf solche Groͤßen noch ohne Unbequemlichkeit aufgesucht werden koͤn⸗ nen, darf kaum weder uͤber drei Fuß lang, noch uͤber zwei Fuß breit sein. Innerhalb dieser Begraͤnzungen liegen alle Darstellungen von Landflaͤchen, welche fuͤr die Beduͤrfnisse der großen Masse allgemein gebildeter Menschen noch brauch⸗ bar fein sollen. Allerdings ist hierin nicht etwas so streng Bestimmtes, daß ein Mehr oder Minder gradezu unbrauch⸗ bar wuͤrde: allein betraͤchtliche Abweichungen von diesen Maa— ßen werden gewiß schon sehr merkliche Unbequemlichkeitrn fuͤr den allgemeinsten Gebrauch der Landkarten erzeugen; obwohl 1 fuͤr besondre Zwecke nuͤtzlich, ja selbst nothwendig sein

nnen.

Ist der fuͤr eine Karte gewahlte Maaßstab ein Funfig, tausendtheil der wuͤrklichen Große: so bezeichnet 33 des Fußes eine Laͤnge von 25 Fußen; und eine Karte, die inner— halb des Randes 3 Fuße lang, und zwei Fuße breit ist, ent— hält einen Raum von 150,900 Fußen oder 63 geographi⸗ schen Meilen in der Laͤnge, und 100,090 Fußen oder 45 geographischen Meilen in der Breite. Das ist, ein solcher Maaßstab gewaͤhrt einerseits die Bequemlichkeit, die Dorf— lagen in ihrer verhaͤltnißmäßigen Groͤße noch so deulich im Grundrisse darzustellen, daß man erkennen kann, wie die Wege sich darin theilen; ferner einzeln liegende Haͤuser und Gehoͤfte nach dem Raume, welchen sie einnehmen, kenntlich zu bezeichnen; auch die Wege und fließenden Gewaͤsser mit staͤrkern und feinern Linien so anzudeuten, daß sie nicht außer dem wuͤrklichen Verhaͤltnisse breit erscheinen. Andrerseits aber enthalten sodann die groͤßten Blaͤtter, die man noch be— quem handhaben und uͤbersehen kann, nur einen Raum von noch nicht ganz 27 geographischen Quadratmeilen: und man verliert die Uebersicht fast ganzlich, indem Provinzen von etwa 700 Quadratmeilen, wie beispielsweise Schlesien, schon

in hinreichender

auf dreißig solchen Blättern zusammengesucht, und fuͤr Rei

die man auf der Schnellpost in 24 Studen macht, schon solche Blaͤtter an einander gelegt werden muͤssten. Ueberdies n

der Gebrauch einer solchen Anzahl von einzelnen Blaͤttern zu koͤstbar far den allgemeinen Bedarf. Diese Nachtz sind so uͤberwiegend, daß man bald genoͤthigt ist, den theil der verhäͤltnißmäßigen Darstellung des Raumes, die einzelnen Ortslagen einnehmen, und der Breite der ßenden Gewaͤsser und Straßen gaͤnzlich aufzugeben, und fehr viel kleinerer Maaßstaͤbe zu bedienen, wobei die Ort gen, Wege und Baͤche, selbst Fluͤsse nur durch Bezeichñ gen angedeutet werden koͤnnen, die nicht mehr den Ra welchen) sie wuͤrklich einnehmen, in verhaͤltnißmaͤßiger G darstellen, sondern nur Merkmale sind, woraus die Lage ser Gegenstaͤnde uberhaupt erkennbar sind.

Der preußische Staat liegt nach den besten jetzt beß ten Angaben zwischen 4 Grad 7 Minuten 30 Sekunden 55 Grad 52 Minuten 40 Sekunden noͤrdlicher Breite, zwischen 2; Grad 32 Minuten 30 Sekunden und 406 z2 Minuten 15 Sekunden oͤstlicher Laͤnge. Demnach die beiden Parallelkreise, die ihn in Suͤden und Norden graͤnzen, 6 Grade 45 Minuten 10 Sekunden des Meridi oder ohne Ruͤcksicht auf die verschiedne Groͤße der Merh grade 1014 geographische Meilen von einander entfernt: die Entfernung der beiden Meridiane, die ihn in Westen Osten begraͤnzen, betragt 16 Grad 59 Minuten 5 Sckun eines Parallelkreises; das ist fuͤr den mittlern Parallel der den Staat unter der noͤrdlichen Breite von 52 30 Minuten 5 Sekunden in der Naͤhe von Berlin schneidet, ohne Ruͤcksicht auf die Abweichung des Erdki von der reinen Kugelform, eine Laͤnge von 155, 19121 graphischen Meilen. Man hat also, wenn die geograp Meile in annahernd runder Zahl zu 23,600 Fußen ang men wird, eine Laͤnge von 3,662,513 Füßen und eine w von 2,396,483 Fußen auf einem Raume darzustellen, der Fuß lang und zwei Fuß breit ist, wenn man eine Karte preußischen Staats auf einem Blatte von dieser Groͤßt werfen will; das ist, eine Karte, welche mit einer vols digen Uebersichtlichkeit des Ganzen den moͤglichst gr Maaßstab verbindet, der damit noch vereinbar ist. Anf Unterschied, der noch daraus entsteht, daß man die hum Oberflache dieses Theiles der Erde auf einer ebifh f verzeichnen will, ist hier, wo es nur auf eine gemenst Darstellung des Ünternehmens im Allgemeinen aftm nicht besondre Ruͤcksicht genommen.

Es ergiebt sich hieraus, daß man den vorgesetzten J Annaherung erreichen wird, wenn man den Maaßstab einer solchen Karte 33663 der wuͤtki Größe annimmt, wornach 9736 eines Fußes auf der K das ist etwan die Breite einer deutlich hervortreth Linie, eine Lange von 600 Fuß des wuͤrklichen Raume der Natur bezeichnen wird.

Bei einem solchen Maaßstabe wird man sich sehr! muͤssen, Wege und fließende Gewaͤsser stärker zu bezeichne es das Beduͤrfniß, sie deutlich zu erkennen, erfordert; denn zarte Linien nehmen sodann auf der Karte verhaͤltnißt eine groͤßere Breite ein, als Wege, Baͤche und selbs meisten Fluͤsse in der Wuͤrklichkeit haben, Ein zu biger Ortsnamen wird, wenn er noch ohne Anstrengun bar sein soll, nicht leicht unter Z Zoll auf der Karte ei men koͤnnen; das ist nach dem vorausgesetzten Man verhältnißmaͤßig eine Laͤnge von 25,000 Fuß, odel mehr als einer Meile. Bei etwas groͤßerer St wie sie gewoͤhnlich zur Bezeichnung der kleinen Staͤdẽ braucht wird, bedarf man zu einem zweisilbigen mehrentheils eine Lange von z Zoll; das ist bei d Maaßstabe von 37,500 Fuß, oder mehr als 1 Meilen. wird daher, um die Karte nicht mit Namen zu uͤbe auch in den bevoͤlkertsten Gegenden, nur etwan auf jed bis drei Quadratmeilen einen Ortsnamen eintragen kl Endlich wird auch die Situation an Bergen, Wald und großen Wiesenflaͤchen sehr zart gehalten werden m wenn bei diesem kleinen Maaßstabe die Deutlichkeit der namen, Gewaͤsser und Wege dadurch nicht vermindert

den soll. 18 Demohngeachtet bleibt ein solcher Maaßstab noch. '

groß genug, um eine hinreichende Uebersicht der wich geograͤphischen Verhältnisse zu gewaͤhren. Der pref Staat enthaͤlt auf 5040 Quadratmeilen etwas uͤber

ser Karte verzeichnet.

gierungs⸗, Kreis b die Graͤnzen der anliegenden Staaten gegen einander h dersenigen Genauigkeit verzeichnet, welche zu einer rich— en Auffassung der

glich, die Gränzen saͤmmtlicher landraͤthlicher Kreise, letzt 3238 sind, deutlich einzutragen. n' dem Rechtecke, welches den preußischen Staat auf Uebersichts⸗Karte desselben eben nur umfaßt, zeigt sich zrdlichen Rande ein beträchtlicher Theil der Nord- und ee, die südlichste Spitze des schwedischen Reichs, und ser ganze daͤnische Staat mit Holstein und Lauenburg, blos der noͤrdlichste Theil von Juͤtland, und die noͤrd⸗ Nindung des Sundes außer der Karte fällt. Am oͤst⸗ Rande zeigt sich ein Theil des russischen Gouverne⸗ s Wilna, der bei weitem großte Theil des Königreichs n, und das Gebiet der freien Stadt Krakau. Inner— des suͤdlichen Randes faͤllt ein kleiner Theil von Galli— und Ungarn, das ganze oͤstreichische Schlesien, und der Theil von Maͤhren und Boͤhmen, sodann fast die Haͤlfte nierschen Staats, und kleine Theile von Wärtemberg, Ba— md Frankreich. Am westlichen Rande zeigt sich endlich heil des Koͤnigreichs der Niederlande mit Einschluz des hherzogthums Luxemburg. Denkt man sich diese Umge— n weggenommen; so bleibt eine Flaͤche von 7,234 Qua— eilen uͤbrig, wovon jedoch nur 5,960 dem preußischen te angehören, 2, ( g6 aber das Gebiet von 28 deutschen desstaaten ausmachen, womit der preußische Staat in na— Beruͤhrung steht; indem sie theils auf seinen natuͤrlichen Ver⸗ igswegen zwischen den getrennten Landestheilen, theils an n Eommunicationen mit der Nordsee liegen. Diese Lage ist in⸗ n nicht ohne Beispiel, als sie derjenigen sehr ahnlich ist, n sich der oͤstreichische Staat befand, als ihm noch suͤdliche Theil des jetzigen Koͤnigreichs der Niederlande die durch ganz Schwaben bis an den Rhein hin zer— ten vorder-oͤstreichischen Lande gehoͤrten, und Mai⸗ durch venetianisches Gebiet noch von den deutschen anden getrennt war. Eine richtige Darstellung der ver— elten Gebiets-Verhaͤltnisse, welche hieraus hervorgehn, ge— zu den wichtigsten Aufgaben, die von einer Uebersichts— ke des preußischen Staats zu loͤsen sind. Bei sorgfaͤltiger andlung ist ein Maaßstab von 383332 dazu vollkom⸗ hinlänglich, indem damit Landestheile, die nur Qua⸗ meile und selbst noch kleinere Dorf⸗Feldmarken umfassen, deutlich bezeichnet werden koͤnnen. So eben erscheint bei der Karten⸗Verlags⸗HandlungSi⸗ Schropp u. Comp. zu Berlin eine Karte in zwei Blaͤt—⸗ die zusammengesetzt ein Blatt von etwas uber drei nge und beinahe zwei Fuß Breite innerhalb des Grad⸗— ses geben, welche den preußischen Staat mit seinen Um— ngen in dem Maaßstabe von 1a des wirklichen zenmaaßes ganz aus der Ansicht darstellt, welche vorste— aufgefaßt ist. Sie fuhrt den Titel: „General— tte des Preußischen Staates mit den Graͤn⸗ der Regierungs-Bezirke und landräthlichen eise, entworfen im Jahre 18277 von F. B. Engel⸗ dt.“ Der bereits durch viele ausgezeichnete Arbeiten mlichst bekannte Herr Verfasser hat dabei alle Huͤlfsmit—⸗ benutzt, welche ihm in seiner amtlichen Lage als Rath dem statistischen Bureau bis zur Vollendung der Zeich—⸗ g und selbst des Stichs zugekommen sein konnten. Hhndre sind auch diejenigen Veraͤnderungen noch nachge— hen, welche durch Aufloͤsung der bis in das gegenwaͤrtige hr bestandnen Staͤdte⸗-Kreise erfolgten. In denjenigen isen, welche nicht nach dem Sitze des landraͤthlichen tts benannt sind, sindet man die besondern Namen der—⸗ len. Die Ortschaften, worin sich die Hauptzollaͤmter und Nebenzollaͤmter erster Klasse befinden, sind saͤmmtlich auf Auch sind die Ortschaften erster,

liter und dritter Gewerbsteuer-Klasse durch besondre Schrift

erschieden. Diese Klassen bilden bekanntlich eine Abthei⸗ g der Ortschaften nach Maaßgabe nicht nur ihrer Bevoͤl— ng, sondern vornaͤmlich auch ihrer Gewerbsamkeit, ihres rkehrs und ihres Wohlstandes. Die Begraͤnzung ist mit zuͤglicher Sorgfalt behandelt, und es sind nicht nur die . und äußere Landes-Graͤnzen, sondern

Gebietsverhaͤltnisse erforderlich ist. ich, Druck und Illumination sind sorgfaͤltig ausgefuͤhrt, der Ankauf von der Verlagshandlung auch durch einen igen Preis erleichtert. ;

H.

send Ortschaften, die als Staͤdte betrachtet werden; al fuͤnf Quadratmeilen im Durchschnitte eine. Es koͤnne er diefe Staͤdte saͤmmtlich, und außerdem noch eine be iche Anzahl andrer merkwuͤrdiger Ortschaften ang

den, ohne die Karte mit Schrift zu uͤberladen. Aue

Vermischte Nachrichten.

In dem ausgedehnten Thal von Camposgola, das zum biet Montaldo di Castro gehort, und ein Besitzthum der

und männlichen Urtheilskraft seiner Landsleute,

Ins⸗

schichtsbuͤchern unter dem Namen der Vulcientes die Re

ist. Hier hat man auf einer Stelle die unter der Benen— nung Pian di Voce bekannt ist, ein kostbares Etruskisches Grabmal entdeckt. Nach erhaltener Erlaubniß von Seiten des Cardinal⸗Kaͤmmerlings Sr. Heiligkeit, schritt die Familie Candelori gegen Ende des Octobers zu Ersffnung des Grab— males, in Folge welcher man bis jest schon verschiedene an⸗ tike Gegenstände in Gold, Bronze, Alabaster, lerra cotta, Bildhauer⸗-A Arbeit u. s. w., so wie Aschenkruͤge, Vasen, Lam— pen von verschiedenen Großen und Farben, mit mythologi— schen Emblemen verziert und mit Griechischen und Etrurischen Inschriften versehen, gefunden hat.

Schone Kuͤnste in England.

Die Gruͤndung der Koͤniglichen Akabemie erweckte die Aufmerksamkeit des Englischen Publicums fuͤr die schonen Lünste, und der Koͤnigliche Schutz machte es zur Mode, Ge⸗ maͤlde als eine geeignete Zierde fuͤr das Prunkgemach ei— ner Dame von Welt anzusehen, als häßliche Chinesische Va— sen und plumpe Japanische Schirme. Doch nur langsam und mit zoͤgernden Schritten gelangte das Publicum zur Bekanntschaft und erforderlichen Kenntniß der Vorzuͤge besse⸗ rer Kuͤnstler. Es ist noch nicht sehr lange her, daß man, mit Ausnahme erwaͤhlter Kenner, nichts unaufgefordert bewun— derte, und namentlich auch kein allgemeines Interesse fuͤr Kupferstiche zeigte, als etwa nur fuͤr die sehr mittelmaͤßige Gattung derselben, aus dem Laden der Herren Carrington und Bowles, die, ohne daß sie es wußten, die Verderber des offentlichen Geschmacks wurden. Wahr ist es, daß damals schon Reynolds, Gainsborough und Wilson malten, und Woollet, Strange und Sharp in Kupfer stachen; doch diese Maler malten nur fuͤr die Aristokratie, und die Werke der Kupferstecher waren fast nur den studirenden Kuͤnstlern oder den wenigen Personen bekannt, die damals anfingen, in die— sen Kunstwerken neue Nahrung fuͤr verfeinerte Unterhaltung zu suchen. In dieser Epoche war es, wo Herr Boydell, ei⸗ ner jener scharfsinnigen und unternehmenden Maͤnner, auf die England mit Recht stolz ist, in der richtigen Auffassungs⸗ die Faͤhigkeit

zu entdecken glaubte, auch in Gegenstaͤnden der Kunst, Sinn und Geschmack an den Tag legen zu konnen. Er fuͤhlte, daß eine Nation, die einen Spenser, einen Shakespeare, einen Milton aufweisen und in ihrem ganzen Werthe schatzen konnte, auch dazu geeignet seyn mußte, das Vortreffliche der mit der Poesie so nahe verwandten Kuͤnste zu fuͤhlen und zu begreifen. Er eroͤffnete eine Gallerie, die zu gleicher Zeit als Amme der Kunst und als Ausbildnerin des offentlichen Geschmacks dienen sollte, und stellte zu diesem Zweck eine Reihe von Gegenstaͤnden aus, die Jedem bekannt und gewissermaßen ans Herz gewachsen waren. Eine Shakespeare Gallerie (denn diesen Namen gab er ihr) hatte schon durch seinen Namen eine gewaltige Anziehungskraft, und erregte damals das allgemeine Interesse mehr, als es jetzt eine Gallerie mit den Meisterwerken Rafael's, Claude Lorraine s, Nembrandt's und Eorreggio's thut. Ein Jeder, der die Shakes peare⸗Gal⸗ lerie besuchte, sah und fuͤhlte zugleich die innige Verwandt⸗ schaft der schoͤnen Kuͤnste unter einander, und wie eine jede von ihnen dazu geeignet war, zur Verschoͤnerung der ande— ren beizutragen. Von diesem Augenblick an, darf man sa⸗ gen, ward dem Publikum der Kunstsinn angeboren, doch seine fernere Ausbildung blieb nicht im Verhaͤltniß zu seiner kraͤftigen Geburt, wovon die Ursachen indessen klar vor Au— gen liegen. Gemaͤlde sind, ihrer Natur nach, Gegenstaͤnde des Luxus fuͤr die kleine Anzahl der Reichen; die Menge muß sich allenthalben mit dem wohlfeileren Genuß an Kupfer— stichen begnuͤgen. Doch selbst Kupferstiche kosteten zu— viel, um allgemeine Nachfrage zu finden. Langwierige, muhsame Arbeit, großes Talent und ausgezeichneter Ge schmack, waren naturlich noͤthig, um wuͤrdige Nach⸗ bildungen schoͤner Gemälde zu liefern, und, die Natur des angewendeten Materials beschraͤnkte die Zahl der Abdruͤcke. Es mußte folglich der Preis hoch, und der Absat unbedeutend seyn. Indessen ein neues Beduͤrfniß war erzeugt worden, und bald fand man auch Mittel, es zu befriedigen; es erschienen naͤm⸗ lich Holzschnitte und Steindruͤcke Kunstwerke, die, so geist⸗ reich sie auch erfunden und ausgefuͤhrt wurden, doch vielleicht den allgemeinen Geschmack mehr verschlimmerten, als zur Ausbreitung wahren Kunstsinnes beitrugen. Noch fehlte etwas: ein Mittel, die Schoͤnheiten der Malerei auf eine wuͤrdige Weise bis in's Unendliche, und zwar zu Preisen zu verviel⸗ faͤltigen, die sie allen Klassen zugaͤuglich machen konnten. Dieses Mittel ward entdeckt. Die Kuünst, in Stahl zu ste—