1828 / 317 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 24 Nov 1828 18:00:01 GMT) scan diff

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Beichtvater der Kaiserin schickte, verwandelte sich der Zwei⸗

fel in stummen Schreck und Bangigkeit. Man vernahm, F

die Krankheit habe ploͤtzlich eine gefaͤhrliche Wendung genom— men und zur Erhaltung der unschaͤtzbaren Tage Ihrer Maj. sey keine Hoffnung mehr, Die Kaiserin hatte Selbst den Wunsch geaͤußert, das heilige Abendmahl zu empfangen, nach—

dem Se. Maj. der Kaiser fuͤr gut gefunden, nur mit einem

Worte darauf hinzudeuten. In der siebenten Stunde erfreute Sie Sich des Genusses der christlichen Gnadenmittel, voll An⸗ dacht, Gemuͤthsruhe und Festigkeit, und war dabei im Stande,

mit Zusammenraffung Ihrer letzten Krafte, im Bette aufrecht zu

sitzen. Waͤhrend dieser ganzen Zeit kam der Kaiser nicht von der

Seite Seiner Mutter. Die Kaiserin Alexandra geruhete gleich⸗

falls, bei Ihr zu bleiben, ohne sich auch nur eine Minute zu ent⸗ fernen. Vorbereitet zum Hingange in die Ewigkeit, heftete die Kaiserin noch den irdischen Blick auf dasjenige, was Ihr in dieser Welt das Theuerste war, ertheilte mit zitternder Hand

den letzten elterlichen Segen Ihren Durchlauchtigen Kindern,

und sprach ihn auch uͤber diejenigen namentlich aus, die in

diefem ernsten Augenblicke fern von Ihr waren: den Zesare⸗ witsch Konstantin, den Großfuͤrsten tichael, die Großfuͤr⸗

stinnen Maria, Anna und Helena. Nach dem Willen Ihrer dajestaͤt wurde Ihr der Thronfolger zugefuͤhrt. Er fragte

SGie selbst, ob Sie nicht auch die Schwestern sehen wolle,

und als dieses bewilligt ward, eilte Er, sie abzuholen, und

geleitete die Großfuͤrstinnen vor das Lager der Sterbenden. Die Kaiserin segnete alle Ihre herzlich geliebten Enkel, und legte schon muͤhsam, von dem Kaiser unterstuͤtzt, die ermat⸗ tende Hand auf das Haupt des kleinen Konstantin, den man

aus dem Schlafe geweckt hatte, um Ihn zu Ihr zu tragen. Bald hernach versank die Kaiserin in einen sanften

Schlummer, und wandte nur noch eine Stunde vor dem Berscheiden den Blick nach dem Kaiser hin, ohne jedoch mehr ein Wort vorzubringen. Sie starb den Tod des Gerechten ohne Kampf und Leiden. Gegen 3 Uhr Morgens verkuͤn⸗ dete ein leises Erbeben der Lippen den Umstehenden die An⸗ nöäherung des letzten Moments, und ein himmlisches Laͤcheln strahlte auf dem Antlitze der Dahingeschiedenen.

Da behauptete nach dem stummen Harme der laute

Jammer sein Recht. Wehklage ertoͤnte im Pallaste und in

der ganzen Stadt. Das Volk beweint mit aufrichtiger Em—

pfindung sein „Muͤtterchen Maria Feodorowna, wie es seit langen Jahren Sie zu nennen und zu verehren gewohnt war.“ w

e. Maj. der Kaiser haben unterm 7. d. M. einen

Uias folgenden Inhalts an den dirigirenden Senat erlassen:

„Von dem Wunsche beseelt, daß die saͤmmtlichen Erziehung s⸗

und Wohlthaͤtigkeits-Anstalten, die sich unter der Leitung Unserer in Gott ruhenden vielgeliebten Mutter, der Kaise⸗ rin Maria Feodorowna befanden, und durch Ihre weise Fuͤr⸗

sorge zu einem so hohen Grade des Wohlstandes gediehen sind,

auch nach Ihrem Hintritte nach denselben Regeln, verwaltet werden, und der fruͤheren Vorzuͤge und Vortheile genießen moͤgen, um fortwaͤhrend wie bisher zum Wohle des Landes

und der Menschheit zu wirken, haben Wir fuͤr gut gefunden,

den Geschaͤftsgang dieser Anstalten vorlaͤufig folgendergestalt anzuordnen: J. Das Kaiserliche Erziehungshaus mit allen

dazu gehoͤrigen Einrichtungen, die Erziehun 6gesellschaft der adeligen Fraͤulein, die Schule des St. Catharinen-Ordens, das Pauls-Hospital in Moskwa und uͤberhaupt saͤmmtliche Anstalten, die unter der Ober⸗Aufsicht Unserer vielgeliebten Mutter standen, treten unter Unsern unmittelbaren uud

besondern Schutz. 2. Die Organisation und Ordnung die⸗ ser Stiftungen, desgleichen die Ordnung ihrer gegenseitigen

Beziehungen zu einander, bleibt unveraͤndert. 3. Die Vor— gesetzten einer jeden dieser Anstalten haben Uns alle diejenigen Sachen vorzulegen, welche nach den bestehenden Vorschriften, zur Erwaͤgung Un serer vielgeliebten, nunmehr im Herrn entschlafenen Mutter gelangt waͤren. 4. Zum Vortrage dieser Sachen und zur Eroͤffnung Unserer Be— fehle hinsichtlich derselben, wird bei Uns ein eigener Staats—⸗

Secretair bestimmt, mit der Benennung: Staats-Secretair

in Verwaltungsangelegenheiten der Stiftungen der Kai se—

rin Maria. Wir behalten Uns vor, dieser Verwaltung

eine Organisation zu verleihen, sobald Uns der Wille Un— serer in Gott ruhenden vielgeliebten Mutter, aus Ihrem r , f Testamente vollkommen wird bekannt gewor— den seyn. ;

Durch Kaiserliche Reseripte vom isten d. M. haben die

Senatoren und Geheimen Raͤthe, Fuͤrst Kurakin und Bez— rodny, zur Belohnung fuͤr ihre Leistungen bei der Revision

des westlichen Sibiriens, die diamantenen Insignien des

St. Annen -Ordens erster Klasse erhalten. Durch Resceripte vom 12. October, vom Bord des Li— nien Schiffes „Stadt Paris“ auf der Rhede vor Varna

den Werften der neuen Admiralitaͤt das Linienschif

die Buͤste des Kaisers aufgestellt; die Mauern mern

Aus Tiflis vom 21. Get. wird gemeldet: h

Waffenschmuck behangen; auf der einen Seite lagn n

datirt, haben Se. Maj. der Kaiser geruhet, dem igen Fonds fuͤr diese Anstalt sollen durch Actien zu onton den St. Annen⸗Orden erster 2 und 6 . zusammengebracht werden. Die Brunnen⸗Anstalt rathe Negri die diamantenen Insignien des St. An im Mittelpunkte der Stadt, in dem auf die Cher son⸗ dens erster Klasse, fuͤr ihre in dem gegen wãrtigen!⸗ e stoßen den Theile des oͤffentlichen Gartens, eine hoͤchst geleisteten Dien te, zu verleihen. chme Lage erhalten. 4 . Der Eontre, Admiral Salfi hat, zur Belohnun im 36. Oct. lief die Hesterreichische Brigg „Saturno“ vor Varna bewiesenen Tapferkeit, das Groß⸗-Kreuz halläpfeln und audern Wgaren, von Trebisond kommend, Annen⸗Ordens erhalten. G, Am 11. Oetober segelten die Englischen Schiffe teter Gegenstand des National-Erwerbs und der 8 Pet. bis zum 3. Nov. eine Oesterreichische Polaere und wirthschaft, die Anpflanzung der Walder, ferner h. ardinische Brigg mit Ochsenhaͤuten und andern Waa— zucht und ber Weinbau in den dazu geeigneten Pn Hach Konstantinopel. 4 des Reichs, hat gegenwärtig die ernste Sorgfalt der Der Collegien Rath Lewschine, der sich in der Russi— rung erregt, und es sind vom Finanz-Minister um literatur einen Namen gemacht und den wissenschaft⸗ Veranstaltungen fuͤr diesen Zweig der Staatswirthste Anstalten Neu- Rußlands ausgezeichnete Theilnahme troffen! worden, wie aus einein, in der Handels, zen Hä, hat dem Muscum pon Qdessas ein Samnmätung alter haltenen Kaiserl. Ukas hervorgeht. Nach Inhalt ö len geschenkt, die er im Auslande, wo er seit einiger ist namentlich festgefetzt: 1) Den Kron⸗Balern, wel in Auftrage der Regierung lebt, an sich gebracht hatte dem Gemeinboden ihrer Dorfer Obst- und Weingar Die Stadt Karassu⸗Baʒar in der Krimm ist von einem zulegen wuͤnschen, soll nicht nur kein Hinderniß in dM ien Treignisse betroffen worden. In der Nacht auf gelegt, sondern sie sollen ihnen auch zur nachköᷣmmlich ü. October drang ein toller Wolf in die Stadt und nutzung, ohne alle Abgabe an die Krone oder an die . X Personen, Die Polizei⸗Beamten eilten auf das Ge, Gesellschaft uͤberlassen werden. 2) Um ein solches na der Ungluͤcklichen herbei, und der Wolf wurde auf der liches Recht zu erwerben, ist der Anpflanzer eines K in der Start selbst getoͤdte. Die gebissenen Perso⸗ gehalten, auf dem dazu eingeraͤumten Boden nicht ] Hurden sogleich in ein der Krone gehöriges Haus ge— als einen Weinstock auf jeden Quadratfaden oder je un Quadratfaden einen Obstbaum zu haben ꝛc. Alm verwichenen Dienstage, den 11. Nov., wu

T retten. t Frankreich. ; Paris, 17. Nov. Vorgestern vor der Messe bewillig⸗ He. Maj. Ihrem Gesandten in Hannover, Grafen von „und dem neuen General⸗Zoll⸗Director, Marquis von schier, eine Privat-Audienz. 1 Der Koͤnig hat dem Lieutenant Codrington, Sohn des srals, fuͤr seine in dem Gefechte bei Navarin bewiesene erkeit den Orden der Ehren-Legion verliehen. Die offentlichen Blatter sprechen sich uͤber die kuͤrzlich gesundenen Veraͤnderungen in den raͤfekturen und dem

ein der Kathredale verfügte sich der Militair-⸗Gan Rnale des Staats⸗Raths in einer Art aus, woraus man . ; y, ßen muß, daß keine von allen Partheien dadurch zufrie—

eneral⸗Adjutant Sipiagi e e, nebst Le, ĩ, , , , , gestellt worden ist. Zuerst die Quotidienne: „Seit Beamten nach dem adeligen Pensionshause auf den n Monaten“, sagt dieselbe, „verlangte die revolutionaire , ,,

aaren eingerichte ĩ z Hen und dadur

ger tet wer, mn Engange gegn t ober eigentlich Schwache ist; denn Furcht erzeugt doch ilen Muth, und das Ministerium wuͤrde daher, wenn ch vor den Revolutionairs gefuͤrchtet haͤtte, mindestens Fersuch gemacht haben, dieselben von sich abzuwehren. 6 indessen vorgezogen hat, der Revolution die Hand zu n, so mochten wir bloß fragen, ob die Minister etwa len, durch ihre Verordnungen ihren Zweck erreicht zu n. Sie werden solches bald erfahren; schon auf morgen ‚shejeihen wir ihnen, Seitens der liberalen Parthei, eine ch sonder Gleichen. Es gab vorzuͤglich einige Beamte, he man als das lebende Bild des Herrn v. Villele dar- te, Ungluͤckliche, welche den Haß, den dieser Minister sich geladen, von ihm geerbt hatten, und die, wenn gleich

ten von 84 Kanonen, vom Stapel gelassen. Der Lieutenant Popow, vom Ingenieur⸗Corps der Mat es gebaut, und der Flotten-Capitain ersten Ranger schewv, den Befehl desselben erhalten. 4

Heute Morgen wurde die Isaaks-Bruͤcke abgem da die Newa bereits Eis zu fuͤhren beginnt.

M. wurde die hiesige Messe eroͤffnet. Nach dem Gan

kostbaren Persischen Stoffen und asiatischem Pram

ropäaͤischen Waaren von Leipzig und aus Rußlam,“ andern die Erzeugnisse Persiens. An der ö . war ein Wechsel-Laden mit den in Tiflis Cours höh Muͤnzen zur Erleichterung des Verkehrs aufgestellt. d neral wurde von den Tiflisser Kaufleuten und von der d schaft empfangen, und nebst dem Eparchen, der eine ange Rede an die Versammlung hielt, zu einem Fruͤhstlt laden. Darauf kehrte man in den Saal zuruͤck, di wurde eroͤffnet. Der ,. Georgiens bietet der keit der Russischen Kaufleute ein neues Feld dar. Di Communication zwischen Tiflis und Rußland ist i fahrlos, die Wasser⸗Communicationen durch das Ku und das Schwarze Meer, sind fuͤr die Waaren hät quem, und die von Baku, Saliar und Redute⸗K! Tiflis fuͤhrenden Straßen sicher. Es ist hoͤchst win werth, daß sich eine Compagnie Russischer Kaufleute Handel mit Georgien bilde. 4

Briefe aus Tiflis von neuerem Datum brim betruͤbende Nachricht, daß Se. Excellenz der Genern tant Sipiagine nach kurzer Krankheit dort gestorben

Odessa, 8. Nov. Am 1sten d. M. reiste de Ceremonienmeister am Kaiserlichen Hofe, Graf Stm Potocki, nach St. Petersburg ab; ihm folgte am Morgen Se. Durchlaucht der Prinz Philipp von! Homburg. Se. Excellenz der Herzog von Morten nach Paris abgegangen. .

Fuͤr unsere Stadt, welche den ungesunden 6. Bessarabiens, der Wallachei, Moldau und den Min des Dnieper so nahe liegt, slnd die vom Doctor Str fundenen kuͤnstlichen Mineral-Brunnen ein großes Bel. um so mehr, als Karlsbad und die Baͤder des Kaukn den groͤßten Theil der Kranken zu entfernt sind, un

ganze Gewicht jenes Hasses fuͤhlen, und, waͤhrend er Ehren uͤberhaͤuft ist, die Schuld seiner hinterlistigen Po—⸗ tragen muͤssen. Wenn man durch dergleichen Gewalt— iche das Privatleben des Beamten stört, so compromittirt f dadurch noch weit mehr das gesellschaftliche Leben und ht insofern zur Vernichtung der Monarchie bei, als man Treue und Ergebenheit der Royalisten schwaͤcht, Was msoll aus dem Staate werden, wenn diese erst taͤglich ihre Existenz zittern muͤssen. Sofern man die vorgenom— hen Veraͤnderungen auch nur aus diesem einzigen Gesichts⸗ zlte betrachtet, muß man schon vor ihren Folgen zittern. denkt man aber vollends, daß sie nichts als ein Zugestaͤnd—⸗ sind, welches oͤffentlich der Revolution gemacht wird, so ßman sich billig fragen, ob ein solches Beispiel der Schwaͤche ht noch deren viel bedauernswerthere nach sich ziehen wird, und es nicht Schaudern erregen muß, wenn man auf ein Mi⸗ rium hinblickt, welches mit solcher Unvorsichtigkeit in einer hn vorschreitet, an deren Ziel ihm ein jaͤher Abgrund droht.“ ierauf das Journal du Commerce: „Nach vielen sprechungen hat das Ministerium endlich der oͤffentlichen ur genuͤgt, aber . Das . erhalt , . ieli is ĩ ; ung keine einzige der verlangten Absetzungen. Die ganze ,, gn, ,, e dig g an ! des Staats-Raths besteht in nichts Wei— daher b schi ssen, diesem B , , , b Lem, als in Versetzungen aus einer Klasse in die andere.

her beschlossen, die sem Beduͤrfniß abzuhelfen, un bch nie hat das Ministerium seine Ohnmacht auf eine

Genehmigung des Kaisers an Berzelius in Sto hh inzendere Weise an den Tag gelegt. Wie groß auch die

wendet, der uns einen geschickten Chemiker, Hartweschwz 46 * Anlegung von kanstlichen Mineral, Ven ei Aäsende Hwiche war, die man ihm beimaß, wer häͤtte dasselbe fuͤr

mund erhielten aͤrztliche Huͤlfe; man hofft, sie saͤmmt⸗

biellicht nicht wie er an ihre Zukunft gedacht hatten, jetzt

kraftlos genug halten sollen, die Haͤupter der Parthei zu schonen, die Frankreich so lange bedruckt hat und ihm noch droht, Maͤnner, welche angeklagt sind, das Blut ihrer Milbuͤrger vergossen zu haben, und die sich von dieser An— klage noch nicht einmal haben reinigen wollen oder koͤn— nen. Die vorgenommenen Veranderungen entsprechen in keiner Art den Wuͤnschen des Landes. Es wird dadurch we— der der Staats⸗-Dienst verbessert, noch die oͤffentliche Mei⸗ nung befriedigt, und die neue Zusammenstellung des Staats- Raths sowohl als der Praͤfekten-Wechsel lassen das Land nach wie vor unter dem Einflusse des beklagenswerthen Systems. Diese Veraͤnderungen konnen sonach, als ein po— litisches Glaubens-Bekenntniß, nur dem Credite der Minister schaden, und die Erklärung, womit der Moniteur die Be—

kanntmachung derselben begleitet, ist ganz dazu angethan, das

Mißtrauen und die Unzufriedenheit zu vermehren. Denn wenn man darin sagt: es sey gefährlich, den Beamten die Lehre zu geben, daß der Eifer, den sie heute an den Tag le— gen, ihnen morgen als Grund ihrer Entlassung angegeben werden darf, so heißt das mit andern Worten nichts weiter, als daß man jetzt unter der gesetzlichen Ordnung die Dienste anerkennen will, die unter der beklagenswer— then Verwaltung geleistet worden sind; daß man mit einem Worte den blinden Gehorsam gegen das Ministerium uͤber Alles erhebt. Das Ministerium hat sich arg compro⸗

mittirt, jedoch gluͤcklicher Weise nur allein, da die von ihm

ergriffenen Maaßregeln in Abwesenheit der Kammern und unter dem Einflusse der Hofleute verabredet worden sind. Aber die Herren Minister werden es spaͤter bereuen, daß sie

schwach genug gewesen sind, mit ihren Feinden einen so klaͤg⸗

lichen Vergleich zu schließen. Die Wahl⸗-⸗Kammer wird den⸗

selben nicht ratificiren und gewiß nicht ein Ministerium hal⸗

ten, das so wenig Energie bewiesen hat.“ Demnaͤchst die Gazette de France: „Die Reaction schreitet maͤchtig vor. Treue Vertheidiger der Monarchie, Beamte, denen man kei—⸗ nen andern Vorwurf machen konnte, als daß sie dem Koͤ⸗ nige ergeben waren, werden schimpflicher Weise von ihren

Posten weggejagt und durch Söldner des Usurpators, Re—

publikaner und Revolutionsmaͤnner, ersetzt. Zur Beschoͤni⸗ gung einer solchen Maaßregel und um dem uͤbeln Eindrucke zuvorzukommen, den dieselbe nothwendig hervorbringen muß, lassen die Minister eine Art von Manifest in den Moniteur

einruͤcken, welches die Verurtheilung ihres eigenen Systems,

das Gestaͤndniß ihrer eigenen Irrthuͤmer und ihrer Feigheit enthaͤlt.“ (Hierauf folgt eine Beleuchtung des gestern gegebe— nen Aufsatzes aus dem Moniteur, mit der Erklaͤrung, daß man spaͤter noch einmal darauf zuruͤckkommen werde.) „Ein Abendblatt“, heißt es ferner „behauptete neulich, das Koͤnig— thum haͤnge nicht von 5 oder 6 Absetzungen ab: gewiß nicht, aber es haͤngt von Grundsaͤtzen der Gerechtigkeit ab. Wer— den indessen Treue und Ehre erst gezuͤchtigt, und der Ver—

rath belohnt, was nutzen dann noch Eide? Nichts entehrt

das Ministerium nach dem, was es gethan hat, mehr als die Sprache zweier Zeitungen (des Messager des Cham— bres und des Journal des Debats), die es bezahlt, da— mit sie es vertheidigen, nichts erniedrigt dasselbe mehr als der Schutz von Maͤnnern, die taͤglich bei den Ministern um ein Mittagbrod, Geheimnisse und Geld betteln. Die neuen

Verordnungen haben die oͤffentliche Meinung uͤber die jetzi⸗

gen Machthaber fuͤr immer festgestellt.“ Jetzt der Cour— rier fran gais: „Seit zehn Monaten, daß das jetzige Mi—

nisterium besteht, war die Villelesche Verwaltung beibehal⸗

ten worden, 2 Frankreich laut verlangte, daß man es von seinen Unterdruͤckern befreie. Endlich nach vielen Versprechungen lehrt heute der Moniteur die Nation, was man fuͤr sie gethan habe. Welche Genugthuung nach so lan— ger Erwartung! Die Verordnungen sind, sagt man, ein Schritt zur Besserung; wohl moͤglich! aber wann wird, fragen wir, bei einem fo langsamen Gange die gesetzliche Ordnung endlich auf festen Grundlagen beruhen? Man hat uns so oft unsere Reizbarkeit vorgeworfen, daß wir diesmal die Freude der neu Befoͤrderten und die Taͤuschungen Derer, die in dem gering— sten Zugestaͤndnisse das Heil der Charte erblicken, nicht stoͤ— ren wollen. Mögen sie sich immerhin taͤuschen; wir wollen dagegen in aller Stille das traurige Loos eines Landes be— weinen, das sich bestaͤndig in seinen gegruͤndetsten Hoffnun— gen so schmerzlich getaͤuscht sieht. Das waͤre also der ganze Ersatz fuͤr sechs Jahre der Bedruckung, des Betruges und der Gesetzwidrigkeit, daß der groͤßere Theil der offentlichen Aemter nach wie vor in den , der eifrigsten Anhänger des Villèleschen Systems bleibt? Man sagt uns, man habe in den Wahlen den Wunsch des Landes erkannt; was hilft es, einen Wunsch zu verstehen, wenn man demselben so schlecht genuͤgt? Wie sehr wir uns auch bemuͤhen, die Bitterkeit un—

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