Kraft alle Uebel, welche Sorglosigkeit und Mangel verursa⸗ chen. Nichts kann daher die armen Fellah's verhindern, mit der ganzen Fuͤlle eines gesegneten Stammes emporzu— wachsen, sich unter dem Einflusse einer beguͤnstigenden Ath— mosphaͤre zu entwickeln, ihre Brust den heitern Eindruͤcken dieses lachenden Himmels zu oͤffnen, und ein poletisches Volk zu bilden, das, empfaͤnglich fur schoͤne Formen und fuͤr die Gewalt der Rhythmen und Toͤne, jene vollendete Organisa— tion besitzt, die nur den Voͤlkern des Suͤdens eigen ist, und fuͤr welche wir durch die Arbeit des Geistes nur unvollkom— men entschaͤdigt werden. So gewinnen diese auf ausgetrock⸗— netem Morast gebauten Dörfer, wie durch eine verborgene Macht, ein edles, anmuthiges Ansehen, und bieten schoͤne Linien und uͤberraschende Erinnerungen an die schoͤnsten Denkmäler des Alterthums dar. Die Weiber, unter schwerer Arbeit herangewachsen, haben dennoch eine Zartheit der Formen, ein Ebenmaaß der Glieder, eine natürliche Grazie bewahrt, die durch eine einfache aber auffallende Kleidung noch erhoht wird. Das aͤrmste Arabische Maͤdchen konnte in feinem blauen zerrissenen Hemde, von dem es nur spaͤrlich bedeckt wird, die er. Franzoͤsische Baͤuerin im Anstande und selbst in der Koketterie unterrichten. Eine huͤbsche Ara—⸗ berin ist das Ideal einer Operntaͤnzerin, sie ist eben so schlank und ebenmaͤßig gebaut, hat feine, wohlgefuͤgte Glieder, Fuͤß⸗ chen von der reizendsten Form, Haͤnde, die so zierlich sind, daß mam das Armband von der Handwurzel, ohne es zu öffnen, daruͤber abstreifen kann, und Gazellen-Augen, denen die schwarzen Brauen daruͤber Sanftmuth und Glanz verleihn. Die aͤrmsten unter ihnen tragen nur ein langes, blaues Hemde, nebst einem Schleier von derselben Farbe, von dem sie einen Zipfel in den Mund nehmen, wenn sie an Maͤn⸗ nern, und zumal an Franken voruͤbergehen. Eine große Maske von schwarzem Taffet, die nur Auge und Stirn frei laͤßt, verhuͤllt die Reichern. Ohrringe, mehrere Halsketten von Muschelwerk, Glaspasten und silbernen oder kupfernen Amu⸗ letten, ebenso bunte und vielfache Armbaͤnder, ein blau ta— tuirtes Kinn, se wie die Haͤnde und ein Theil des Armes, und schwarzgefaͤrbte Augenbrauen — das sind die Haupt— stuͤcke des Schmuckes einer Araberin, die, anscheinend bizarr, ein originelles und huͤbsches Ganze bilden. Ich muß jedoch gestehen, daß diese Beschreibung von einem poetischen Ge— sichtspunkte aus gemacht ist, und daß mancherlei Unvollkom⸗ menheiten, namentlich der unangenehme Anblick der Armuth und der Unreinigkeit, dabei uͤbergangen sind. — Unsere Reise geht nur langsam vorwärts, weil der Wind sich haͤu—⸗ fig dreht. Vorgestern, am 16ten, machten wir eine ermuͤ—
dende Parthie; wir haben nämlich, der ganzen Gluth der
Afrikanischen Sonne ausgesetzt, die Ruinen des alten Sais besucht und aufgenommen. Es ist zwar kein unversehrtes Denkmal mehr vorhanden; aber die fast ganz erhaltene Mauer des heiligen Bezirks, und die Truͤmmer der drei Todtenstädte, welche mit Bruchstuͤcken von Marmor, Toͤpfer— Arbeit und emaillirten Aegyptischen Erden bedeckt sind, bezeichnen genau die Lage der vierten Stadt Aegyp— tens unter den Pharaonen, deren Namen uͤbrigens in der Benennung des nahen Dorfes Sa⸗El⸗Haggiar (das steinige Sais) fast ganz erhalten ist. Diese große Mauer ist fuͤr sich allein ein colossales Denkmal und bereitet auf den Ein⸗ druck vor, den die Massen der Pyramiden machen werden. Man stelle sich einen Raum von 2500 Fuß Laͤnge und etwa 1500 Fuß Breite vor, den eine 80 Fuß hohe und 40 Fuß dicke Mauer umgiebt, und inmitten dieses Umkreises einen Haufen eingestuͤrzter Bauwerke, ein Labyrinth von offenen Gemaͤchern, welche auf ungeheuren Grundmauern liegen und bis zu einer schwindeligen Hohe uͤber einander gebaut sind; und das Alles, Mauer und Todtenstadt, ist aus rohen mit Stroh vermischten Backsteinen gebaut, an denen keine Spur von Brand wahrzunehmen ist. Man weiß nicht, woruͤber man sich mehr wundern soll, ob uͤber das Maaßlose solcher Werke, oder uͤber die Erhaltung anscheinend so baufaͤlliger Massen, von denen man in jedem Augenblicke glauben sollte, sie wuͤrden sich mit dem Moraste vermischen, aus dem sie ge— formt sind. Ein großer Sarkophag von gruͤnem Basalt und in zwei Stuͤcken ist uͤbrigens das einzige bedeutende Denkmal, das wir auf dieser Tagereise gesehen haben. Auch eine kleine fast mikroskopische Figur von emaillirter Erde, die wir auffanden, hat Champollion viel Vergnuͤgen gemacht,
Kurm. Ob. m. L C.
weil sie die Hauptgoͤttin von Sais darstellt, und die der ten Stadt gegebene Lage noch bestätigt.“ (Schluß fo
Königliche Schau spiele— Freitag, 19. Dee. Im Opernhause: Die Schweizer milie, Singspiel in 3 Abtheilungen, frei nach dem Fran
schen, von Castelli; Musik vom Kapellmeister Weigl. (RM
Devrient, vom Koͤnigl. Hof⸗Theater zu Dresden: Emmeß und Herr Plettner, vom Kaiserlichen Hoftheater zu e Petersburg: den Paul, als Gastrollen.) Vorher; Der R Spiel in Versen in 1 Aufzug, von A. Muͤllner.
Im Schauspielhause: 15 La mansarde des artis vaudeville en 1 acte, par Scrihe. 2) La premiere ren sentation de: L'acte de naissance, comédie en 1 acte, Picard. 3) La premiere représentation de: La manie places, ou? La folie du Siecle, vaudeville nouveau a acte, par Scribe.
Köoͤnigsstädtsches Theater.
Freitag, 19. Dec. Der Mann von vier Frauen. auf, zum Erstenmale: Sieben Britten. Farce in 11 Zum Beschluß: Das Fest der Handwerker.
J
Berliner Börse. Den 18. Dec. 1828.
Amtl. Fonds- und Geld Cours Zettel. (Preriss. (n
1, Gera. IVI Brief i St. Schuld- Sch. 71 Pomm. Pfandbr. 4 Pr. Engl. Anl. 18 71925 Kur- u. Neum. do. Pr. Engl. Anl. 22 102 18chlesische do. Bo. Ob. incl. Lĩtt.H 99 Pomm. Dom. do. Märk. do. do. Ostpr. do. do. Rũckst C. d. Rmk do. do. d. Nm. Zins- Sch. d. Kmb. dito d. mk.
——
Neum.Int.Sch.do. Berlin. Stadt- Ob. dito dito Königabg. do. Elbinger do. Dana. do. in Ih. E. Woestpr. Efdb. A. dito dito B. Grossha. Pos. do.
Osipr. Pfandbrs. tert r ᷣ·ᷣᷣ 0 2 2 . F . ⸗ M eckSel- und Geld- Cours.
(Berlin, den 18. Dee.) .
4 4 5 5 5
Holl. voll. Due. RFriedrichsd' or. IDisconto....
n r w D e . O . d o , e.
* 4 111311311
Amsterdam Kur
dito
Leipꝛig Frankfurt a. M. VW Petersburg. BN ;
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 13. Dec. Oesterr. 5p Ct. Metalliq. 923. Russ. Engl. Anl. S6.
Hamburg, 16. Dec. . Russ. Anl. Hamb. Certif. s5z. Oeste rr. SpCent. Metal pr ult. 9sß. Bank-Actien desgl. 1102.
Paris, 10. Dec. * 3procentige Rente 73 Er. 99 Cent. 5procentige 106 Fr. J5l
VWuien, 13. Dec. Bank- Actien 1095.
5p Ct. Metall. 9523.
Berichtigung.
Im gestrigen Blatte der St. 3. (Art. London) 6 Sp. T Zeile 2 v. v., lies, Georg III.“ st. „Georg! und in der Beilage S. 1, Sp. 2, Z. 4 v. u. st. „Intn l. „Jurada.“
Neueste Böͤrsen⸗ Oesterr. 53 Melalliq. 95 *. Loose zu 100 Fl. 1573. Partial⸗Oblig. 1243. 6
Frankfurt a. M., 15. Dec. Bank-Actien 1318. Brief.
Gedruckt bei A. W. Hayn.
Nachrichten.
— —
Redaeteur John, Mitredacteur Cott
Her, Baron Finot, zum P
Allgemeine
pßreußische Staats-Zeitung.
6 343.
Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Ge. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Oberst-Lieutenant Thun, aggregirt dem Kaiser Alexander⸗-Grenadier⸗-Re— ent, den Militair-Verdienst⸗Orden zu verleihen geruhet. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Seconde-⸗Lieutenant sten Uhlanen⸗Regimente, Heinrich Julius Wilhelm sobek, den Adelstand und die Erlaubniß zu ertheilen ge— et, den Namen und das Wappen seines Adoptiv-Vaters, Rittmeisters außer Dienst, von Schulze, anzunehmen, sich kuͤnftighin Dziobek von Schulze nennen und eben zu duͤrfen. ö
Des Königs Majestaͤt haben den bisherigen Regierungs— Bau⸗Rath Elsner zu Breslau, zum Geheimen Ober—
nrathe und Mitgliede der Ober-Bau⸗Deputation Aller⸗
digst zu ernennen geruht.
Angekommen: Der Prinz Ludwig von Caro— h, von Dresden.
Abgereist: Seine Excellenz der General Lieutenant, serordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am sserl. Russischen Hofe, von Schsler, nach St. Peters—
g.
Zeitungs-⸗Nachrichten Au s lan d.
Paris, 13. Dec. Mittelst Verordnung vom 10ten M. haben Se. Majestaͤt 1) den bisherigen Praͤfekten des raͤfekten der Isère; 2) den bis— igen Präfekten der Obern Loire, Herrn von Bastard,
Praͤfekten des Cher; 3) den unlaͤngst zum Praͤfekten Sröme ernannten Herrn von Lascours, zum Praͤfekten Ardennen an die Stelle des Herrn Dumarhallach, wel—
6 — diesen Posten abgelehnt hatte; endlich 4) den Staats—
ih von Malartie (einen Neffen des Barons Pasquier)
Präfekten der Dröme ernannt. .
Durch eine andere Verordnung von demselben Tage hat t Koͤnig die neun Mitglieder der unterm 12ten v. M. sifteten Commission ernannt, welche sich unter dem Vor— c des Herzogs von Escars mit der Verbesserung der Ge— tte beschaͤftigen soll. Es sind drei Generale: die General— utenants von France, von la Roche-Aymon und der Ge— ral ⸗Major Wolff; drei der aͤltesten General⸗Gestuͤt⸗Insperc⸗ ren: die Herren Dupont, Lenormant von Etioles und von bdlanet; und drei angesehene Gestuͤt-Inhaber: der Graf
kanz von Canisy im Dept. des Kanals, der Baron vonWn
Bbastide im Dept. der Obern Vienne, und Herr Rieussec
Dept. der Seine und Oise.
Auf den Antrag des See-Ministers haben Se. Maj. n unlängst aus Afrika zuruͤckgekehrten Reisenden, Herrn ugust Caillé, zum Ritter der Ehren-Legion ernannt.
Der Mesfager des Chambres enthaͤlt Folgendes: In Erwartung der Eroͤffnung der Kammern sind unsere fentlichen Blatter unerschoͤpflich in der Verbreitung von achrichten, Geruͤchten und Vermuthungen aller Art. In— essen darf man nicht vergessen, die gesunde Vernunft und n guten Glauben hervorzuheben, womit jene leichthin ins ublikum gebrachte Tages-Neuigkeiten eben so schnell wieder nrückßenommen werden. Es ist dies augenscheinlich ein roßer Fortschritt des Journalismus, der allmaͤhlig eine von
Em Partheigeiste eingegebene schlechte Gewohnheit abzulegen
smuͤht ist. Bemerkenswerth ist besonders der Umstand, daß
Berlin, Sonnabend den 20sten December.
legen. Kluͤger mochte es vielleicht seyn, ganz zu
1828.
der Courrier frangais bei Mittheilung der Neuigkeiten, die er gestern abermals seinen Lesern auftischte, vorsichtiger als bisher zu Werke ging. Er spricht nämlich nicht mehr: „man ver— sichert“ oder „man sagt“, sondern kleidet das Factum in eine noch mildere, zweifelhaftere Form, woraus klar die Absicht hervorleuchtet, daß wenn er einerseits die Neugierde seiner Leser zu befriedigen wuͤnscht, er diese letztern doch nicht durch allzu bestimmte Versicherungen, die vielleicht am nächsten Mor⸗ gen wieder zuruͤckgenommen werden muͤssen, taͤuschen will. So erklärt er, daß man im letzten Minister⸗Rathe beschlossen habe, bedeutende Land- und See-Truppen vor Algier zu
schicken; zugleich aber - setzt er voraus, daß eine solche Ruüstung
nicht fuͤglich vor dem Fruͤhlinge vorbereitet werden koͤnne. So zeigt er an, daß, um die Kosten einer solchen Expedition aufzubringen, die bereits bewilligte Anleihe von auf 18 Millio— nen erhoht werden wuͤrde; h lig aber fuͤgt er hinzu, daß man sich uͤber den Modus der Anleihe noch nicht geeinigt habe. Man sieht, daß dies offenbar eine Neuerung in der Art und Weise ist, gewagte Vermuthungen ins Publikum zu bringen; man durchläuft naͤmlich das ganze Verzeichniß der politischen
Fragen, womit die Minister sich allenfalls beschäftigen köͤnn⸗
ten, macht aus moglichen Ereignissen und Beschluͤssen eben so viele Wahrscheinlichkeiten, und kleidet das Ganze in einen zweitheiligen Satz, worunter man am folgenden Tage den⸗ jenigen wählt, der sich mit einem etwanigen Widerruf am besten vereinigen läßt. Nach einer solchen Vorsicht des Cour— rier ist es eben nicht mehr noͤthig, seine Geruͤchte zu wider⸗
6 als Dinge zu verbreiten, von denen man unmöoͤglich unter—
richtet seyn kann; aber so etwas von Leuten zu verlangen,
die nun einmal zu sprechen wuͤnschen, hieße zu viel fordern. Wir bemerken daher nur tzoch, daß, wenn die Geruͤchte des Courrier gegruͤndet waͤren, wir davon Kenntniß haben wuͤr—⸗
den. Wir sind aber ermaͤchtigt, sie fuͤr grundlos zu erklaren.“
Der Courrier frangais koͤmmt heute wiederum auf den Bérangerschen Prozeß zuruͤck, dessen Ausgang fuͤr ihn, wie fuͤr die uͤbrigen Blaͤtter seiner Farbe sehr empfindlich seyn muß. „Das gegen Béranger gerichtete Verfahren“ (sagt jenes Blatt) „hatte einen unguͤnstigen Eindruck gemacht; noch schmerzlichere Gefuͤhle erregte das Urtheil, welches ihn getroffen hat. Wahrend sein Genie den Tribut der Volks— Bewunderung, welche allein von Werth ist, von Frankreich empfaͤngt, bewilligt ihm die Regierung als Ermuthigungs⸗ Mittel Richts als strafpolizeiliche Erkenntnisse. Man schickt einen Dichter in's Gefaͤngniß, dessen Name noch leben wird, wenn selbst die großen Staatsmaͤnner vergessen seyn werden, welche sich in den „Unendlich Kleinen“) wiedererkennen muͤs⸗ sen. Es scheint, als wolle man ihn bei Lebzeiten fuͤr die Unsterblichkeit bestrafen, welche man ihm zu rauben nicht im Stande ist. Warum zeigt man sich unter unserer Freiheits⸗Herr⸗ schaft so strenge gegen Lieder? Warum ist man so eifrig, sie zu verfolgen, wenn man zu ihrer Verdammung die Maximen un⸗ eres Staats⸗Raths bei Seite setzen muß? Weil ein Mensch von Hel und Leinwand spricht, wird er verurtheilt, als habe er ein Sacrament und mithin die Religion des Staats beschimpft. Heutzutage kann jeder glauben, was er will. Nur den Dich⸗ tern will man jetzt einen Zwang anlegen, von welchem sie frei waren, als es die Gewissen nicht waren. Und fuͤr welches Interesse? Fuͤr das der Religion? Was kann sie dabei ge⸗ Dinnen? Guͤter Gott! Wir fragen die Richter selbst, welchen Glaͤubigen hat der angeschuldigte Vers wankend gemacht? welchen Ungläubigen wird die Erwaͤgung des Urtheils zum Glauben führen? — Ferner sehen wir, daß Béranger das Dogma von den Belohnungen und Strafen in einem andern Leben in Zweifel zieht! Giebt es denn nur eine Weise, sich
) Les insiniment Petits; die Ueberschrift eines Berangerschen Liedes.