1829 / 7 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Verbesserung der alten Gesetze angegeben, und hierbei der Seneral Versammlung empfohlen, ihre Aufmerksamkeit be⸗ sonders darauf zu richten, daß der Rechtsgang von allen un⸗ nuͤtzen Foͤrmlichkeiten befreit werde. Der Preßfreiheit habe man Schutz zu gewähren, und dieselbe duͤrfe nur dahin ber schraͤnkt werden, daß Pasquille und ketzerische Schriften ver— boten werden. Bei dem im Allgemeinen obwaltenden Geld mangel und Darniederliegen des Verkehrs wird fuͤr wuͤn⸗ schenswerth erklaͤrt, daß man denjenigen, die mit ihren Zab⸗ lungen an die Staats-Kasse in Ruͤckstand sind, ferner einige Nachsicht gewahrt, und daß das wegen Eintreibung der oͤf⸗ fentlichen Schulden gegebene Gesetz abgeändert werde. Auch werde von der General-Versammlung erwartet, daß sie fuͤr die gehoͤrigen Mittel zur Errichtung einer National ⸗Aka⸗ demie in Neu-Echota sorgen werde. Schon im Jahre 1819 habe man 15 Meilen Land angewiesen, um durch deren Ver— auf einen Fonds fuͤr die Anstalt zu erhalten, welcher unter der Aufsicht des Praͤsidenten der Vereinigten Staaten zur Erziehung der Jugend zu verwenden sey. Der wiederholten Antraͤge ungeachtet waͤren diese Laͤndereien aber noch nicht verkauft, und daher solle die Versammlung den Praͤsidenten ersuchen, daß dieselben zur Stiftung der erwahnten Natio— nal⸗Akademie angewendet wuͤrden. Auch waͤre es nuͤtzlich, ein Comité zu . daß es den Pruͤfungen der Ar— men⸗Schulen beiwohne, und der Sitzung der General-Ver—⸗ sammlung in jeder Session daruͤber Bericht abstatte. Hierdurch wuͤrde der Eifer unter den Schuͤlern erregt, und die Wachsam⸗ keit der Lehrer vergroͤßert werden, auch wuͤrde diese Magßregel den allgemeinen Wuͤnschen entsprechen. In Betreff der Anspruͤche, welche die Provinz Georgia auf einen Theil der Cherokesi— schen Besitzungeu macht, wird bemerkt, daß dieselben, weder auf Entdeckung, noch 4. Eroberung, noch endlich auf Ver— trag gegruͤndet werden koͤnnten (wie behauptet worden); es wird deshalb der General⸗Versammlung empfohlen, dem Con⸗— greß der Vereinigten Staaten die Gesinnungen des Cheroke— , G iter zu eröffnen, und denselben zu bitten, von dem Verlangen der Laͤnderei⸗Abtretung abzustehen.

ö. Sud⸗Ameri ka.

Den neuesten Londoner Blaͤttern zufolge lautet ein Zusatz⸗Artikel zu dem zwischen Buenos-Ayres und Brasi⸗ ien abgeschlossenen (letzthin mitgetheilten) Präliminar⸗Trae⸗ tat folgendermaaßen: „Beide contrahirende Theile verpflichten sich, die ihnen zu Gebote stehenden Mittel anzuwenden, um die Schifffahrt auf dem Platastrome und auf allen Fluͤssen, welche in denselben fließen, zum Nutzen der Unterthanen bei— der Staaten auf 15 Jahre und so, wie in dem definitiven

2 sestgesetzt werden duͤrfte, frei zu erhalten.

er d dere, Zuͤsatz- Artikel soll von derselben Kraft und Guͤltigkeit seyn, als ob er Wort fuͤr Wort in dem heute abgeschlossenen Präͤliminar⸗Tractat staäͤnde.“

Einer der Commissaire, welche den ratificirten Friedens⸗ Tractat von Buenos⸗Ayres nach Rio⸗Janeiro brachten, war der tapfere Admiral Brown, den die Buenos-⸗Ahrische Regierung in einer fruͤheren Zeit mit so großer Undank— barkeit behandelte, und ohne dessen Anstrengungen in dem Kriege die Argentinische Republik wahrscheinlich verloren ge— wesen seyn wurde. In Rio hat der Marine⸗-Minister an⸗ gezeigt, daß alle Buenos-A Ayrische Kriegsgefangene frei wä— ren, und nach ihrer Heimath zuruͤckkehren koͤnnten, sobald ein bevollmaͤchtigter Agent aus Buenos-Ayres eingetroffen sey. Die Handels⸗Kammer hatte die Anzeige gemacht, daß die Blokade des la Plata durch die Brasilianische Flotte aufgehoͤrt habe.

Inland.

Koln, 30. Dec. Vom 1. Januar 1829 an soll, auf den Grund der Verordnungen vom 27. Juli 1827 (Amts—⸗ blatt der Königl. Regierung zu Koͤln Nr. 31) und zufolge einer Verfugung der Koͤnigl. Regierung, Kirchen- und Schul-Verwaltung vom 1. Oetober 1828, in Koͤln der ge—⸗ setzliche Schulzwang eintreten. Damit wird eine einfoͤr⸗ mige Organisation des Elementar⸗Schulwesens hiesiger Stadt, so wie die neue Einrichtung der Armenschule in Verbindung gesetzt werden. Von dem bezeichneten Zeitpunkte an fließen alle Schulgelder, welche fuͤr die untere Abtheilung der Schule auf 12 Sgr., fuͤr die obere auf 15 Sgr. pro Kopf festgesetzt sind, so wie die Heizungsgelder in die Stadtkasse, wogegen die Lehrer und Lehrerinnen ihre Besoldung aus derselben be— ziehen. Eine vollstaͤndige Local-⸗Schulordnung soll, sobald als moglich, zur Kenntniß des Publikums gebracht werden. Die neue Organisation des in dieser großen Stadt so lange ver—

rothen Wein, die Ohm

nachlaͤssigten Elementar⸗Schulwesens wird nicht zu den k

sten Verdiensten gehoͤren, welche sich die Preußische Ro

rung um Köln erworben hat!h .

Bonn. Da sich ein nicht unbedeutendes Defieit in! zur Verpflegung der Armen in dieser Stadt bestimmten S men zeigte, und die vorgesetzte Behoͤrde eine neue Arm steuer nicht fuͤr zulaͤssig und passend hielt, so suchte man

Beduͤrfniß durch eine Sammlung von Unterschriften zu

willigen Beiträgen zu decken. Der thätigen Mitwirkung

Landraths des Kreises Bonn, Herrn von Hymmen, wie des Ober-Buͤrgermeisters, Herrn Windeck, und der s gen Mitglieder des Stadtrathes ist es gelungen, eine sq Anzahl von Unterzeichnungen zusammenzubringen, daß Desicit im nächsten Jahre gedeckt ist, und eine neue C munal Auflage oder T n tener nicht nothwendig seyn wm 3. sonst befindet sich das stadtische Vermoͤgen in gu ustande. Fuͤr die Verbesserung des Schulwesens zeigt sich wahrend im Kreise Bonn viel Eifer und Thätigkeit. Bürgermeister Franken hat die Gemeinden der Buͤrger stereien Godesberg und Vilix zu der Errichtung von S häusern oder neuen Anbauen bewogen, wobei die Einwo sehr guten Willen bezeigt haben. Auch durch fleißigen Se

besuch zeichnen sich diese Gemeinden aus, und die in der

germeisterei Hersel ergriffene Maaßregel, einige nachlaͤ

Aeltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schickten, vor

Polizeigericht zu stellen, hat bei den Saͤumigen guten Er gehabt. Eine wesentliche Verbesserung ist die in den germeistereien Oedenkoven und Poppelsdorf getroffene M. regel, nach welcher die Communal-Empfaͤnger auch das Sg geld erheben und die Lehrer dieser Belaͤstigung ganzlich hoben sind. Alle Land-Buͤrgermeistereien . j spiele gefolgt, und wenn dies in den oben belobten Buh meistereien Godesberg und Vilix noch nicht geschehen so haben die Communal⸗Empfaͤnger dies wegen der Größ res Districts und uͤberhaͤufter Arbeiten noch nicht bewerl

ligen konnen. ö Der neue Wein bleibt ohne Nachfrage liegen. Quantitat ist groß und eben deshalb die Preise niedri.

Man kann z. B. in der Gegend von Bonn diesjaͤhri Eimer) zu 6 Rthlr kaufen.

2 Saarbrücken, 24. . Die Obstbaumzucht hat im

1828 im hiesigen Kreise sichtbare und erfreuliche Fortschritte

macht. Seitens der Gemeinen wurden 14 neue Baumschm eingerichtet und den Schullehrern uͤberwiesen, um den Sch knaben praktischen Unterricht im Obstbau zu ertheilen. Einbegriff der im Jahre 1827 schon bestandenen 14 Baumst len besitzt der Kreis Saarbruͤcken also jetzt 28 Gemeine⸗-Ba schulen, wovon jede im Durchschnitte einen Flaͤchen-Inhi von I Morgen enthaͤlt.

Es befinden sich 2037 veredelte junge Obstbaͤume. Diese Zahl wird sich du ö. betraͤchtliche Kernsaat im kuͤnftigen Jahre ansehnlich! mehren.

Außerdem stehen auf offentlichen Plaͤtzen und Gemeir Grundstücken 44660 Obstbäume, worunter bereits 2555 edelt sind, und laͤngs den Straßen und Wegen Zö⸗

Baͤume, unter denen 22,123 Obstbaäͤume gezaͤhlt werden.“

Die Lust zu Baumpftanzungen ist uͤberall angeregt g erfreuet sich einer vielseitigen Theilnahme sowohl von 6 ten der Privaten als der Behoͤrden.

Um dem Seidenbau Eingang zu verschaffen, wurden breitblaͤtterige weiße Maulbeer⸗-Baͤume aus der Baumsch der Herren Baumann zu Bollweiler verschrieben und geeigneten Stellen auf Gemeinde⸗Eigenthum angepflanzt.

Vermischte Nachrichten. Ueber die Eisenbahnen in England. (Fortsetzung.)

B) Tramrails. Die flachen Bahnen (tiramrails), d Form oben schon erwahnt ist, wurden bis jetzt in Eng fast uberall nur von Guß-Eisen angefertigt. Die Zubereith des Weges und ihre Befestigung auf den Steinbloͤcken beinahe dieselbe, wie bei den Edgerails, nur sind die Un lagen anders gestaltet, und werden die Befestigungs⸗Nl meistens auf den Anschließungs, und Unterstuͤtzungs-Punh durch die Bahn selbst in ein, mit einem hölzernen Pf ausgefülltes Loch des Steinblocks getrieben. Was den V zug betrifft, welche der einen oder der anderen Art der nannten Eisenbahnen zu geben seyn duͤrfte, so scheint es,

hrlich darin 9394 wilde Staͤmmchen, usch schen vorgeschlagen, unter dem Wagen gerade uͤber der

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zoöhnlichen Rädern kennen zwar nicht darauf gebraucht

zerden, allein die Bahn ist doe en auch viel leich⸗ é in Ordnung zu erhalten, und leidet nicht so viel wie se flachen Bahnen (tramrails), auf denen Wagen von ge— ähnlicher Construetion vorkommen, die aber alsdann theils ich die ungleiche Oberflache der Räder, theils durch den schmutz und Sand, der sich in der Bahn anhauft, das Ei— näaußerordentlich angreifen, und eine stete Aufsicht und einigung der Bahn erfordern. Bei den Edgerails ist da⸗ r auch offenbar weniger Friction; sie werden durch den jebrauch mit der Zeit ganz glatt, und sehen aus wie po— t. Die Tramrails werden gewoͤhnlich da gebraucht, wo ir ein temporairer Transport statt finden soll, wie z. B. r An- und Abfuhr von Materialien bei Bauten, Ausgra— ngen von Docks :e. Bei den großeren Kohlengruben in igland sind daher auch fast ausschließlich Edgerails ange- zt; nur in Wales bedient man sich mehr der Tramrajils,

ch soll man seit Kurzem auch dort anfangen, zu den Ed-

rails uͤberzugehen. . Die Weite der Eisenbahnen ist verschieden nach Maaß— be ihrer Bestimmung; je schwerer und voluminsser die rauf zu transportirenden Guͤter sind, desto weiter muͤssen Bahnen seyn; es differirt dies von 3 bis 5 Fuß. Die amrails sind gewohnlich enger, die Edgerails durchschnitt— 4 Fuß weit. Nimmt man daher die Breite der Bahn n der Außenseite auf 5 Fuß an, so wuͤrde die ganze zu em Railway erforderliche Breite sich etwa so stellen: Zwei Bahnen fuͤr hin und her.. 10 Fuß Raum zwischen den beiden Bahnen 4 3 zuß Raum als Fußweg an jeder Seite 6 Fuß an jeder Seite fuͤr Hecken u. Gruben 8 e 46 28 Fuß. Die Pferdebahn zwischen den Rails selbst wird entweder flastert oder mit Kies belegt. Wagen zum Gebrauch auf den Eisenbahnen. e Wagen zum Guͤter⸗ und Waaren⸗Transport auf den Eisen⸗

Mhnen muͤssen, der großen Last wegen, die 3. zu tragen ha⸗

stark und dauerhaft gebaut seyn. Da ein einzelner agen nicht groß genug ist, um die fortzuschaffende Last auf— ehmen, so werden gewoͤhnlich mehrere Wagen hinter ein⸗ der angehaͤngt. Das Gewicht des einzelnen Wagens be— gt J oder J der darauf befindlichen Last; man rechnet da⸗ durchschnittlich das Gewicht des Wagens zu 1 Ton (2000 und) und das der Ladung zu 25 bis 3 Ton. Die Raͤder

Wagens sind von Gußelssen und haben einen Durchmes⸗

von hoͤchstens 4 Fuß 6 Zoll, haufig aber nur 2 Fuß 6 Zoll er 3 Fuß. Groͤßere Rader wurden zu schwer werden, . etwanigem Brechen eines Rades der Fall der Last zu ge— seyn. Man hat daher fuͤr derartige Ungluͤcksfaͤlle

ahn eine Art Stuͤtzen anzubringen, welche alsdann den aufhalten wuͤrden und auf welchen die Wagen zur Noth Strecke fortgeschleift werden koͤnnten. Die Wagen zum en-Transport auf den Eisenbahnen sind uͤberhaupt moͤg—

niedrig, um den Schwerpunkt mehr zu senken, und da⸗ Bei bedeutender Sen

ch das Umschlagen zu verhindern. der Eisenbahnen ist es noͤthig, die Rader zu hemmen, it der Wagen nicht zu rasch hinunterstuͤrze. Dies ge— ht durch einen an der Seite des Wagens, zwischen dem der- und Hinterrade angebrachten hoͤlzernen Hebel, der n Herunterlassen auf beide Raͤder druckt, und ihren Um— hung hindert. ; Bewegende Kraft auf den Eisenbahnen. Die egende Kraft auf den Eisenbahnen sind entweder Pferde Dampfmaschinen. Welche Last zur Fortschaffung 1 Pferd zu rechnen, ist sehr verschieden, je nachdem die hn mehr oder weniger gesenkt ist, resp. aufsteigt; bei horizontalen Bahn nimmt man solche durchschnittlich 8 Tons an; daß die individuelle Beschaffenheit der de und die dauernde Zeit, waͤhrend welcher sie an einem zur Arbeit angehalten werden, hierbei einen wesentli— Unterschied macht, versteht sich von selbst. Im Allge— ten werden zur Zeit noch hauptsaͤchlich Pferde zur Fort— ung der Lasten auf den Eisenbahnen, namentlich bei eten Entfernungen, gebraucht. Dampfmaschinen konnen zweierlei Art als bewegende Kraft auf den Eisenbahnen wandt werden, naͤmlich als stehende (sixed, Stationary) als sich fortbewegende (locomotive engines) Maschi— Bei ersteren erstreckt sich laͤngs des Weges eine uͤber en laufende Kette ohne Ende, welche durch den Hebel Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wird. Die Wagen

sich die Edgerails am besten zu Anlagen eignen, wo ein fortdaue den an diese Kette bloß angehängt und mit ihr fortge—

ber ununkerbrochener Transport statt findet; Wagen mit

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Maschinen, wenn nicht der größte Theil ihrer Kraft auf die Fortbringung der Kette eh! deren en, . ist, verwendet werden soll, auf sehr kurze. Distancen angebracht seyn muͤssen, und deren Anzahl auf eine längere Weges— strecke beträchtlich anwachsen würde. Man hat daher bis jetztihre Anwendung größtentheils auf einzelne abhängige steile Stellen beschrankt, wo sie zum Heraufziehen und Hinab— lassen der Wagen mit Nutzen angewandt werden. Die , , , sind in der Art auf ein Wa— gen-Gestelle mit Rädern gelegt, daß die Kraft der Maschine auf die Raͤder wirkt, und sowohl sich selbst, als den mit ihr in Verbindung gesetzten Zug von Wagen fortbewegt. Die Raͤder der Maschine sind entweder gerade so wie die Raͤder der andern, auf den Eisenbahnen zur Anwendung kommen— den Wagen-Räder, und wirken dann bloß durch den Wider— stand in die Frietion derselben auf die Bahn zur Forthewe— gung der andern Wagen, oder wo solche nicht zureicht, sind die Wagen-Naͤder der Maschine gezahnt und greifen in ent? sprechende Vertiefungen der Eisenbahn ein. Die 10co— motive engines sind sammtlich auf Hochdruck eingerichtet, da die lo pressure Maschinen wegen ihres größeren Ge— wichts, Umfangs und Wasser-Consumtion dem Zwecke nicht entsprechen wurden. Ihre Kraft geht zu 39 bis 50 Pfb. auf den Quadratzoll. Gleich hinter der Maschine folgt ein kleiner Wagen, auf dem das Ergäͤnzungs-Wasser und die zur Feuerung nöthigen Kohlen befindlich sind. Zwei Individuen begleiten stets die Maschine zu ihrer Leitung und Beaufsich— tigung. (Fortsetzung folgt.

Die Gazette de France vom 30. Der, liefert, ihrem Versprechen gemaͤß, in einem zweiten Artikel el f Rr. 266 der vorjaͤhrigen Staats-Zeitung) die Fortsetzung der Recen— sioön des Herrn Colnet über Heirn von Sevelinges kritische Beurtheilung der Memoiren des Herzogs von Rovigo. „Der Ruf des Herzogs,“ sagt. Herr Colnet unter andern, „Kzͤwar, seinem eigenen Gestaͤndniß gemäß, unter dem Kaiser— thume nicht der beste. Warum? weil Buonaparte im gan zen Reiche eine geheime Polizei 6 hatte und man all⸗ nn, glaubte, der Herzog von Rovigo sey der Chef dersel—

en; inzwischen versichert dieser auf seine Ehre: „„daß wäh— rend der 16 oder 17 Jahre, wo er dem Kaiser gedient, dieser ihm stets zuviel Achtung bewiesen habe, um ihm auch nur ein einzigesmal einen Anftrag der Art zu ertheilen.““ Desto besser, denn Auftrage der Art sind eben nicht die ehrenvollsten. Wie konnte aber, wird man fragen, eine fo beleidigende Meinung im Publikum Wurzel fassen? Der Herzeg von Rovigo erklart uns dieses Phanomen in folgen⸗ der Art: Gute Freunde bei Hofe haͤtten ihm diesen Dienst geleistet; sie ließen taͤglich dem Kaiser durch Duroe Bexichte vorlegen, „„und dann, nachdem diese Elenden ihre Kamera— den denuneirt hatten, sagten sie ihnen, daß solches von mir geschehen sey.““ Sonach gab es an Buonapartes Hofe einen Mann, auf den man alle Schandthaten und Ungetech— tigkeit wälzte, und dieser Sündenbock war der unschuldige

n. Hierbei tritt indeß der Umstand ein, daß dergleichen

Herzog von Rovigo. Vielleicht hätte er besser gethan, Maäͤn— ner, die ihm einen so schoͤnen Ruf zugezogen haben, schon fruher Lugen zu strafen; indessen hält der Herzog diefes noch immer nicht fuͤr uͤberfluͤssig, weil ar es sich nicht ver— hehlt, daß man sich auch jetzt noch mit den vor 20 Jah⸗ ren uͤber ihn verbreiteten häßlichen Geruͤchten herumträgt. Ich weiß daher auch nicht, ob es uns gelingen wird, den Leuten ihren Irrthum zu benehmen; mancher gute Ruf ist heutiges Tages so durchloͤchert, daß es schwer wird, ihn wieder auszubessern. Dem Herzoge von Rovigo war also Buonapartes geheime Polizei ganz fremd; wir muͤssen es glauben, da er darauf schwoͤrt. Wie konnte er dann aber von den finstern Handlungen dieser Polizei so wohl unter— richtet seyn. Diese genaue Kenntniß gesteht der Herzog, un—⸗ geschickt genug, in einer Stelle seiner Memoiren selbst ein. Ein zweites Geständniß betrifft Herrn Ouvrard; dieser ver— sichert in seinen Memoiren, daß der Kaiser einst dem Her⸗ zoge von Rovigo aufgetragen habe, ihn zu beobachten, und spaͤterhin, sich seiner zu bemächtigen. Der Herzog raͤumt diese Thatsache mit großer Freimuͤthigkeit ein, wobei er je— doch zugleich hinzufuͤgt, daß dieses ihm nur dies einzige Mal begegnet sey; gleich darauf sagt er aber wieder, der Kaiser habe sich seiner nur zwei Mal bedient. Dem sey, wie ihm wolle, der Herzog entledigte sich seines Auftrages mit so vieler Geschicklichkeit, als ob er in seinem Leben nie ein anderes Handwerk getrieben hatte. Auch dauerte es nicht lange, so wurde er zum Polizei⸗-Minister ernannt. Buona parte, welcher schon längst einen Nachfolger fuͤr Fouché ge— sucht, rief aus: „Endlich habe ich ihn gefunden!“ O Tag des