Königsberg, 3. Jan. Ueber die in dem eben ver— flossenen Jahre vorgeschrittene neue Einrichtung des hiesigen Arsnen⸗Schulwesens, auf welche die lebhafte Theilnahme des hohen Ministerii der Geistlichen und offentlichen Unterrichts Angelegenheiten nicht minder von dem segensreichsten Einflusse gewesen ist, als die Regsamkeit der Provinzial so wie der anerkannte Eifer und gute Wille der Lokal⸗Behoͤrde, duͤrften die nachstehenden Notizen eben so interessant als erfreulich seyn. — Von Ostern v. J. an werden 2000 Kinder armer Familien in den hiesigen Rathsschulen unentgeltlich unterrich⸗ tet. Fuͤr 1300 bis 1400 Kinder sind diese Anstalten bereits in vollem Gange; fuͤr die Aufnahme der ubrigen wird im Laufe dieses Winters gesorgt werden. Hierbei sind mehrere schon länger bestehende Freischulen, wie die Tiepoldsche, die Medemsche, die des Privat- Wohl⸗Vereins, die Zimmermann⸗ sche, die Hartungsche Stiftschule und ähnliche kleinere An⸗ stalten nicht in Anschlag gebracht. Von der Lancasterschen Methode wird eine gewisse bedingte Anwendung, nach einer von dem Schulrath Dinter geschriebenen Anweisung, gemacht, so daß der Lehrer in jeder Abtheilung das Geistbildende treibt, und das Mechanische der Fertigkeiten in seiner Gegenwart durch die Helfer einuͤben laͤßt. Thristenthum, Denken, Lesen, Schreiben, Rechnen wird in diesen Armen-Schulen so weit getrieben, als in den Anstalten, wo Schulgeld entrichtet wird; dagegen kommt von Neben⸗-Kenntnissen absichtlich nur das Unentbehrlichste vor. Außerdem sind die Elementar-Schulen fuͤr Kinder zah— lungsfaͤhiger Eltern gehalten, ein Fuͤnftheil Freischuͤler aus solchen Familien aufzunehmen, welche zu hoch stehen, um ihre Kinder der Armen⸗Schule anzuvertrauen, und andererseits zu dürftig sind, um das Schulgeld bezahlen zu koͤnnen. Die Polizei ist angewiesen, alle etwa noch schullose oder gar bettelnde Kin⸗ der aufzufuchen und dem Magistrate fuͤr die Freischulen zu uͤberweisen, so wie die unconcessionirten Privat ⸗Schulen zu schließen. Ferner laͤßt die Stadt⸗Schul⸗Deputation es sich angelegen seyn, die einmal bestaͤtigten Privat⸗Anstalten genau zu beobachten, damit sie die Graäͤnzen ihrer Befugnisse nicht äberschreiten, dagegen alle fernere Concessionen zu verweigern.
Die innere Einrichtung der hiesigen Armen-Schulen
ist im Wesentlichen folgende: Theils durch den Ankauf neuer
Grundstuͤcke, theils durch Erweiterung der vorhandenen Schul⸗ Lokale ist es moͤglich geworden, sammntliche Schul⸗Zimmer fuͤr die Zahl der Kinder, welche sie fassen sollen, hinlänglich ge⸗ raͤumig, luftig und hell einzurichten; mehrere derselben sind sogar von einem gefälligen Aeußern, wovon eine guͤnstige mo⸗ ralische Einwirkung auf die Gemuͤther der Kinder zu erwar— ten ist. Das Verhaͤltniß der Lehrer zur Anzahl der Schuͤler stellt sich so, daß im Durchschnitt 150 auf einen Lehrer kom— men. Besitzt dieser die noͤthige Methode, Lebendigkeit und Lust und Liebe zur Sache, so faͤllt es ihm, wie sich durch die Erfahrung bestaͤtigt hat, nicht schwer, eine solche Schuͤler⸗ Anzahl mit Erfolg zu unterrichten, und unter dem Beistande sogenannter Hulfsknaben nuͤtzlich zu beschaͤftigen. Bei der Anstellung der Lehrer wird der Grundsatz befolgt, unter meh— reren gleichbefaͤhigten Bewerbern den, in dem hiesigen Se⸗ minar gebildeten, Schul⸗Amts⸗Candidaten hauptsaͤchlich darum den Vorzug zu geben, weil das haufige Umziehen der aͤrme⸗ ren Volksklassen, und der fuͤr ihre Kinder daraus her vorge⸗ hende Wechsel der Schulen es nothwendig machen, fuͤr eine moͤglichst gleichfoͤrmige Bildung und Methode der Lehrer an den verschiedenen Anstalten zu sorgen.
Die Absonderung beider Geschlechter in besonderen Schu⸗ len hat, oͤrtlicher Umstaͤnde wegen, nicht überall in Ausfuͤh—⸗ rung gebracht werden koͤnnen. In den meisten Schulen wer⸗ den zwar Knaben und Maͤdchen gemeinschaftlich aufgenom— men, aber in besondere Klassen⸗-Zimmer getrennt. Der Un⸗ terricht wird in sammtlichen Armen-Schulen unentgeltlich er— theilt; nur wenn die Kinder in einem Monate haͤufiger ohne ausreichende Entschuldigung ausgeblieben, oder sich sonst un— fleißig und unordentlich beweisen, muͤssen sie ein Schulgeld von 3 Sgr. monatlich als Strafe bezahlen. Sind die El⸗ tern selbst Ursache des unregelmäßigen Schulbesuches ihrer Kinder, fo trifft sie diese Strafe mit Recht; lag der Fehler an den Kindern, so werden jene daran Veranlassung neh⸗ men, sie besser zu beaufsichtigen und durch elterliche Zuͤchti⸗
gungen dem Lehrer bei der Handhabung einer eiplin zu Huͤlfe zu kommen. Am Schl
strengen fe . ⸗ usse jedes M werden an die Kinder messingene Marken, worauf die)
FEfrei vom Schulgelde“ eingeschlagen sind, ausgegeben sie den Eltern vorzuzeigen, und dann dem Lehrer wic
ruͤckzubringen. Diejenigen Eltern, deren Kinder solche ken nicht vorzeigen koͤnnen, sind gehalten, denselben d
geordnete Schulgeld mitzugeben. Aus dieser Strafkas⸗
den die kleinen Beduͤrfnisse der Schulen an Tinte, z Kreide, Schwamm u. s. w. bestritten. Interesse an der großeren oder geringeren Frequen Schule zu geben, ist die Einrichtung getroffen, daß
die Anzahl von 100 Kindern, außer ihrem fixen Gehah⸗ freier Wohnung und Holz, nichts erhalten, fuͤr die U von 101 bis 150 ihnen aber ein Schulgeld von 3 monatlich aus dem Armenschul-Fonds bezahlt wird, den großeren Armen-Schulen, welche fuͤr mehr als 150, unter mehreren Lehrern eingerichtet sind, hat jedotz Benefiz vorlaäͤufig nur dem Haupt-Lehrer eingeraͤumt koͤnnen. Durch diese Einrichtungen ist fuͤr die hiesg
menschulen ein hoͤchst regelmäßiger Schulbesuch errichh
den. In allen diesen Anstalten werden dieselben i gebraucht, und bestehen 1stens in dem mit Genehmi Koͤnigl. Regierung eingeführten Lesebuche fuͤr di Schulen Preußens; 2tens in einem Religionsbuch. den Lutherischen Katechismus nebst den zu seinen rung dienenden Bibelstellen und eine Auswahl vn aus dem hieselbst eingefuͤhrten Gesangbuche enth'
in dem neuen Testamente, welchem die interessantt
len aus dem alten Testamente angehängt sind. sind in jeder Schule die noͤthigen Lesetafeln aus del nischen Wandfibel fuͤr die ersten Anfaͤnger, und zu schaulichung bei dem geographischen Unterrichte die lichen Wandkarten vorhanden. Von diesen Lehrmit nur das Religionsbuch von den Kindern selbst an werden. Die ersten offentlichen Pruͤfungen in dit 2 Armen⸗Schulen werden zu Michaelis d. nden. ö.
Königliche Schauspiele.
Montag, 26. Jan. Im Schauspielhguse: N Exempel daran! Lustspiel in 1 Aufzug vom Hr. C. Hierauf: Das Blatt hat sich gewendet. Original /
in 5 Abtheilungen von Schroder. 3 Dienstag, 27. Jan. Im Opernhause; Oberon, der Elfen, romantische Feen ⸗Oper in 3 Ballets; Musik von C. M. von Weber.
Königs städtsches Theater. Montag, 26. Jan. Der geraubte Kuß. Hier Schwestern von Prag.
Auswärtige Börse n.
Amsterdam, 20 Jan. Oesterr. 53 Metalliq. 934. Bank- Acten 1330. Pan 372. Lose zu 100 Fi. 195. Russ. Engl. Anl. S6.
Hꝛamb. Certis. S5.
Frankfurt a. M., 21. Jan. Oesterr. 5 proc. Metalliq. Oßi Bank- Actien 1 100 FI. 162. Part. Oblig. 12334.
328
Hamburgs, 23. Jan. Metalliq. pr. ult 963. Bank - Aetien
Oesterr. 5p Ct. rij Rus Fasl. Aul. Sz
Parkial - Oblig., Cassa, 125. Hafab. Certiif. Sb.
Paris, 17. Jan.
Dreiprocent. Rente 75 Er. Funsprocent. 10935 Fr, Ile
Vien, 20. Jan.
öpCi. Metall. 965. Bank- Acten 1094.
l
Neue ste BSöorsen-Nachrichten.
Wien, 21. Jan. Fuͤnfproc. Metalliq. 973.
Gedruckt bel A. W. Hayn.
Bank⸗Actien 1102. r
Redaeteur John, Mitredaeteur (
Um den Lehrn
Abtheilunge d
36 4 36 ö 6
Zeitungs-⸗Nachrichten—
4 3 21 .
Post übergebenen Briefes keine genuͤgende Auskunft
erhöchstdenselben vorgestellt:
.
seußische Staats-Zeitung.
Wm
27.
mtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Bekanntmachung.
r jeden Brief, welcher zur Besorgung mit der hiesigen bost bei einer Brief⸗Sammlung aufgegeben wird, soll fgeber bekanntlich eine Marke erhalten, auf der die r, unter welcher der Brief in das Manual der Brief⸗ ung eingetragen worden ist, so wie der Stempel der Sammlung steht, welcher die Nummer des Reviers, tum der Aufgabe und die Distributions⸗-FZeit enthalt. s General-Post⸗Amt erfahren hat, werden dergleichen von den Brief⸗Sammlungen öoͤfters nicht ausgegeben, eil deshalb, weil die Aufgeber sie selbst zuruͤckweisen. as correspondirende Publikum wird ann darauf sam gemacht, daß jene Marken wesentlich mit dazu die prompte und richtige Besorgung der zur Stadt—
afgelieferten Briefe zu eontrolliren. Den betreffenden ondenten ist daher sehr zu empfehlen, daß sie fuͤr jedes r Brief ⸗ Sammlung au . Schreiben sich eine und richtig gestempelte Marke ertheilen lassen. Wer
rabfaͤumt, hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn auf
vanige Nachfrage wegen der Bestellung eines der
werden kann. Die Brief ⸗Sammlungen sind ange—
worden, richtige Marken stets unaufgefordert zu er⸗
gleich dient hiermit zur oͤffentlichen Kenntni da ief Sammlung Nr. 54, fruͤher in der an , g. Nr. 12, jetzt nach dem Kupfergraben Nr. 6,
ief Sammlung Nr. 23, fruͤher in der großen Friedrichs—
straße Nr. 221, nach Nr. 223 cel ,, worden ist.
rlin, den 12. Januar 1829.
General⸗Post⸗Amt. Nagler.
gereist: Der Kaiserl. Russische Wirkliche Gehei Rath, außerordentliche Gesandte und ö r am Koͤnigl. Sardinischen Hose, Graf von Wo— Da schk ow, nach St. Petersburg.
Ausland.
Rußland.
ᷣ , 17. Jan. Am 13ten d. M. (t sten z wo mit der Neujahrs-Feier zugleich das Geburts— hrer Kaiserlichen Hoheit der Großfuͤrstin Helena ona begangen wird, hatten sich die Glieder des sathes, der Hof, die Minister, die Senatoren, die zen Personen, Generale und Officiere der Garde und im Winter-Pallaste versammelt, um dem Gottesdienste * worauf sie die Ehre genossen, J. J. K. K. 9 win, . darzubringen. Nach der Messe , , Corps die Ehre, J. J. K. K. M. M. . Abzustatten. Der Graf von Reventlow, . der Daͤnischen Gefandtschaft, und zum Gesandten ofes am Preußischen ernannt, hatte die Ehre, von M. M. Abschied zu nehmen. Desgleichen wur⸗ die Herren Mann, Ca—
Berlin, Dienstag den 27sten Januar
1829.
Niederlaͤndischer Consul, und Klein, Dani — ö war Handkuß in den Zimmern , . Auch in saͤmmtlichen Kirchen der Residen feierliche Gottesdienst statt. Abends war die . 2 . Se. Kaiserliche Majestaͤt haben dem General⸗-Adjutanten und Befehlshaber des ersten Reserve-Cavallerie⸗Corps, De— preradowitsch, das Großkreuz des St. Wladimir⸗Ordens 1ster , ,. * ,, Befehlshaber der ersten e⸗Artillerie⸗Brigade, Nesterowsky, den St. . I ster , 9 . geruhet. . , Der Chef des General-Stabes des detaschirt 2 kasischen Armee, Corps, General, Major er , . ger Sacken, hat die diamantenen Insignien des St. Annen⸗ Ordens 1ster Klasse erhalten, und der General-Major und Ober-Befehlshaber der Artillerie desselben Corps, Gullen⸗ schmidt, ist zum Ritter desselben Ordens und derselben Klasse . . e. r,. 67. Tapferkeit und nsichtsvollen Anordnungen bei der = ö J g elagerung der Fe— er General⸗Major und Befehlshaber der 2ten Garde⸗ Infanterie ⸗ Brigade, Bergmann II., hat = . 4 * 2 , . . e. Majestaͤt der Kaiser haben den 8 Fischern und Lootsen zu Reval, welche am 18. October, . . wuͤthenden Sturmes, die Mannschaft des ech fhißt ret⸗ teten, jedem eine silberne Medaille am Wladimir⸗Bande und 109 Rubel ertheilt; von den Wittwen der vier Fischer aber, welche bei dem Rettungs-Versuche umkamen, haben Höchst— Dieselben zweien, die schwanger sind, jeder 600 Rubel, jeder der beiden andern 5990 Rubel; und jedem der 12 Kinder dieser Wittwen 100 Rubel geschenkt. Im vorgestrigen Blatte des Journal de St. Peter s— bourg liest man Folgendes: „Gewisse uͤbelgesinnte Blatter, die ein Gefallen daran finden, ungluͤckliche Ereignisse aller Art, welche Rußland im gegenwartigen Kriege betroffen ha— ben sollen, zu erfinden, sind damit noch nicht zufrieden, sich
mit vorgeblichen, dieser Macht nachtheiligen Kriegs⸗Begeben— heiten zu beschaͤftigen; sie ergehen sich 25 . rr unserer Finanzen, und einige derselben geben sich alle Muͤhe, selbige in dem unguͤnstigsten Lichte darzustellen. Noch kuͤrz— lich und wiederholentlich haben sie verkuͤndet, daß in Paris
Ffuͤr Rußland eine Anleihe von 100 Millionen eröffnet wor—
den sey; sie gehen sogar so weit, die, mit dieser AÄngelegen⸗ heit beauftragten Agenten zu nennen. Wir sehen uns ver anlaßt, diese Nachricht fuͤr durchaus falsch und grundlos zu erklaͤren. Der geringe Betrag, auf welchen Rußland seine letzte, im September 1828 in Holland gemachte Anleihe beschraͤnkt, und wobei es sich noch uͤberdem das Recht vor— behalten hat, nur einen Theil derselben annehmen zu duͤr— fen, spricht deutlich fuͤr den guten Zustand seiner Finan— zen, und beweiset hinlänglich, daß es in diesem Augen— blicke neue Anleihen weder noͤthig hat, noch beabsichtigt. Die auswaͤrtigen Capitalisten wissen uͤbrigens, woran sie sich zu halten haben. Wir erfahren, daß die Herren Hope und Comp. in Amsterdam, die mit der Negociirung der obgedach⸗ ten Anleihe beauftragt sind, in den ersten Tagen d. M. die 2te Serie dieser Anleihe zu 99g, also zu demselben Cours, wie die erste geschlossen ward, eroͤffnet haben. Durch diese einzige Thatsache werden die falschen, hier von uns beregten Nach— richten, auf die genuͤgendste Weise beantwortet.“ Im Ver— folge dieses Artikels zeigt das genannte Journal in sei— nem heutigen Blatte an, daß die 2te Serie der Hollaͤndischen Anleihe bereits am 2ten d. geschlossen sey. ö
Aus Tiflis, vom 24. Dec., schreibt man: „Seit den letzten, von uns mitgetheilten Nachrichten (S. Nr. 9. der Staats-Zeitung) ist nichts Wichtiges an der Tuͤrkischen
7 Die — * . ö Diensten Sr. Großbritanischen Majestaͤt, Harder,
Graͤnze vorgefallen. Die gluͤcklichen Erfolge der Russischen