1829 / 84 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 25 Mar 1829 18:00:01 GMT) scan diff

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ben aus Rom vom 10. März: „Gestern traf ber Cardinal Latil hier ein. Auch der göjährige Cardinal Fi'lrao. der Aelteste im ganzen Collegium, ist angekommen. Die Cardi⸗ nale la Fare und Croy werden erwartet. Die Ankunft des

Cardinals Clermont ⸗Tonnerre ist noch ungewiß. Man erzählt,

vor einigen Tagen habe Nachmittags (bekanntlich wird taglich zweimal gestinmt,) der Cardinal de Gregorio 6 Stimmen gehabt, und sey also nahe daran gewesen, gewählt zu wer— den. Das Geruͤcht davon verbreitete sich schnell in der Stadt, und am Morgen stroͤmte eine unglaubliche Menge von Menschen nach dem Quirinal und harrte der Publika⸗ tion. Es stieg aber wieder der gewohnliche Rauch auf, denn der Cardinal hatte bei der neuen Stimmen Sammlung nur 11 Stimmen gehabt. Gestern begab sich der Herr Graf von Lützow, Botschafter Sr. Majestat des Kaisers von Oesterreich, nach dem Quirinal, um dem Conclave sein Cre⸗ ditiv zu uͤberreichen, wobei er die gewohnliche Anrede hielt. Der Cardinal Castiglione antwortete im Namen dez. Uebri⸗ gen. Dasselbe wird Heute von dem Franzoöͤsischen Botschaf⸗ ker, und Morgen von dem Niederlaändischen geschehen. Es ist dies das erstemal, daß der Gesandte einer protestantischen Macht bei einem Conclave aecereditirt wird. Die Verhand— lungen wegen der Ausfuͤhrung des Concordats sind beendigt, und' es herrscht das beste Vernehmen zwischen beiden Regie—

rungen.“ Türkei und Griechenland. Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes

Schreiben von der Moldauischen Gränze vom 3ten Maͤrz enthält Folgendes; „General Graf Diebitsch ist zu Jassy angekommen, und hat fogleich an alle Russische Corps— Tommandanten auf der linken Seite der Donau Befehle zur schnellen Concentrirung der Truppen erlassen, um nach Um— staͤnden die Feindseligkeiten ungesäumt beginnen zu konnen. Das linke Donau-Ufer ist fast ganzlich von den Tuͤrkischen Truppen befreit, und das Fort Ginurgewo, gegenuber von Rustschuck, der einzige Punkt, welchen die Tuͤrken noch in den Fürstenthuͤmern inne haben, duͤrfte naͤchstens angegriffen werden. Zugleich soll nicht weit davon eine Schiffbruͤcke ge⸗ schlagen werden, um den Truppen, welche Rustschuck selbst einschließen werden, zum Uebergange zu dienen. In Bul— garien gewährt bereits der frische Graswuchs der Cavallerie des Generals Roth reichlichere Verpflegung, als im verwiche— nen hohen Sommer; wie denn uͤberhaupt dort und in Servien das Fruͤhjahr und der Fruͤhsommer die guͤnstigste Jahreszeit zum Kriegführen sind. Diese durfte dann wohl schwerlich unbenutzt verstreichen, und man kann in einigen Wochen schon von bedeutenden Kriegs Vorfaͤllen hoöͤren, Unfern Pra— vody ist zwischen den Russischen und Tuͤrkischen Vorposten ein Gefecht vorgefallen, worin letztere mit beträchtlichem Ver⸗ luste in die Flucht getrieben wurden. In Odessa wollte man wissen, daß mehrere fuͤr den Gebrauch der Pforte mit Le— bensmitteln beladene Schiffe von dem Admiral Greigh auf—

gebracht worden seyen.“ . e, , Dafselbe Blatt enthält Nachstehendes:

Triest, 12. Marz. Nach Handels-Briefen aus Kon⸗ stantinopel hat der K: K. Internuntius den Oesterreichischen Unterthanen angezeigt, er sey mit der Pforte uͤbereingekom— men, daß dieselbe alle, aus dem Schwarzen nach dem Mit- tellaͤndischen Meere gehenden Getreide⸗Schiffe mit zwei Drit—

so lange, bis die Hauptstadt hinreichend versehen sey, gegen bagre Bezah⸗ lung zu bestimmten Preisen ein Drittheil behalten werde. Die in Konstantinopel liegenden Oesterreichischen Schiffs— Eapitains, welche nach dem Schwarzen Meere segeln woll— ten, wurden angewiesen, sich von der Pforte die ublichen Fermans geben zu lassen, da dieselbe versprochen habe, allen

theilen der Ladungen durchsegeln lasse, und nur

Flaggen die Durchfahrt zu gestatten.

Der Nürnberger Lorrespondent giebt Folgendes

als Auszug aus einem Handelsschreiben; „Semlin, 7. Maͤrz.

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waren, in Vergleich fruͤherer Zeitpunkte, wahrend der letzten G oder 8 Monate fehr schwach. Es scheint, als haͤtten die sischen Heere in die benach— barten Gegenden gefürchtet, wodurch jede Verbindung mit dem Osmanischen Reiche waͤre abgeschnitten worden. In

Kaufleute eine Jnvasion der Ruf

Folge dieser Besorgniß entstand denn jene Stockm Transits, so wie des Com woruͤber man jetzt klagt.

diefe Stockung durch einen handel und den Verkehr mit g Beduͤrfnisse sind, einigermaaßen entschaäͤdigt worden; allen en hievon haben einige große Unternehmer Waguisse solcher Speculationen sich unte Schaafwolle, Leder, Metalle, Leinwan d in den letzten Monaten betrin denn von diesen Gegenstaͤnden sp h Belgrad geschasft worden, h gen Griechen und Rag Gerber, Strumpf Tuch ⸗Fabrikanten, den Bestellungn

issions, und Speditionshm Andererseits sind wir freil uͤberaus lebhaften Pra) ewissen Artikeln, die 9

Haupt Nutz gen, die dem Getreide, Apotheker⸗Waaren sin im Preise gestiegen;

deutende Quantitäten nas aus viel durch die dort ansaͤßi Donau abwaͤrts gesendet wurde.

Leineweber, so wie auch Ordinair mthun, und können Ueberall ist Mangel an Gesellen. Ei ge Gegend fuͤr die De rksburschen von

Hände voll zi Genuͤge leisten.

Vorurtheil, als sey die hiesi d, hielt vielleicht die Handwe Allein es ist dies wirklich nur ein Vqh wunseren Umgebumn ltung des Gesundh

ungesun Lande ab. besonders seitdem viele Moraͤste ü ken gelegt, und andere, die Erha standes bezweckende Anordnungen von Seiten um wachsamen Behoͤrden getroffen worden sind.“

do rid Amer ika. Bereits vor einiger Zeit ist von dem Erschei ng in Neu-Echota die Rede nes der neuesten Blaͤtter dersell itung folgendermaaßen: „Ge die Urbewohner des gro wilde Barbaren, Theil derselben nicht! ion entgegen gereift, sondern m chendes Zeichen einer sehr vo aͤmlich eine bei den Eherokesb Phoͤnix in Neu-Echota erf October 1828.

Cherokesischen Zeitu Mit Hinsicht auf ei sich eine Englische Ze konnte man jagen, rikanischen Continents rohe, schon sehen wir einen großen allgemeinen Civilis sogar schon ein spre Bildung, vor Augen, n dem Titel Cherokesischer datirt vom sesen kann, hat sie zu einem billiger Englisch versteht; ste wird naͤ ausgegeben und hat ihre Agen Powal, Mobile, einen Bericht uͤber die sammlung der Cherokesischen Nation, der der vorzuͤglichsten Oberhäupte ginnt folgendermaaßen; „Mitbürger! dieser Gelegenheit an hin, der guͤtigen Vorse gen zu danke Obgleich wir Pruͤfungen un zu uͤberwinden, un kungen der Unmaͤßi Aussicht vorhanden, zunehmende Einfluß d gion, uns und unsere Zu Euren und unter dem Schutz von tion Euch sichert, wer genwaͤrtigen Sitzung vorz Weise Eure größte Aufmerksamkeit in Organisation der neue n der alten Gesetze werd Euren Einsichten kann es nicht deutlich und dem Zustande Das Rechts⸗System i Das Prozeß von allen compli An einer andern Stelle in der Errichtung einer National- Bewilligung von 15 2 bestimmtes Einkommen e Anspruͤche Geoh mit Un

Wer Ch en Preise, als i in beiden Sprach ten in New -⸗PYork, in Der erste Artikel Verhandlungen der Gener mit der X Diese Bot

Indem wir koͤnnen wir ni hung fuͤr die mannigfaltigen? als Nation, begl d Schwierigkeiten manch en unter den verderblich gkeit zu leiden hatten, so ist daß, unter weisen Gesetzen, d er Eivilisation, der Moralitaͤt un Nachkommen eine gluͤckliche Zukm Sitzen berufen von einer freien Privilegien, welche die die verschiedenen Euch ulegenden Gegenstaͤnde no Anspruch n die Revision en Eure ernstli

Zeitung,

ö

r anfaͤngt.

Euch wenden,

n, mit denen sie uns,

d bisweil

n Regierung, besserunge gung erfordern. daß die Gesetze kurz, angemessen seyn muͤssen. erheischt Eure reifliche Ueber in den Gerichtshoͤfen muß frei malitäten seyr die Rede von Neu-⸗Echota und von einer len Land, um derselben ein Dann werden zunächst mehrer einen Theil des Cherokesischen Gebietes ich geht aus der Botschaft hervor, en Nation veranlaßt worden ist, aus taaten am westl Zweck ein jede Decke, eint s. w.), einen metalle Geschenk erhält.

Folge der neuen Verfassun 2 Mitglieder aus

Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Rußland und der Pforte hat unser sonst so lebhaf⸗ ter Handel mit Konstantinopel und anderen Tuͤrkischen Platzen in mehrfacher Beziehung empfindlich gelitten. Zwar wurde uns bis jetzt von den Krieg fuͤhren den Maͤchten kein Hinderniß in den Weg gelegt, denn unsere Handelsschiffe wurden von beiden Theilen respectirt; allein der Unterneh— nungs-Geist fand sich gewissermaaßen gelähmt, und die Ver⸗ sendungen mancher Waaren, wovon hier der Stapelplatz ist,

worfen. Ar Cherokesisch Tolonisten der Vereinigt stzusetzen, zu welchem dianer eine Flinte, eine wollene Falle (fuͤr Fuͤchse u. Pfund Taback zur hatte sich der, in tional 2

des Missisippi fe

lusschuß versammelt;

Bei

8 Distriete, welche das Gebiet der Cherokesen bilden, schrit⸗ ten zu den Verhandlungen des Tages. Unter den Vexord— nungen, welche das Geschaͤftsverhaältniß dieses Ausschusses bestimmen, weichen folgende Zwei Punkte am meisten von den bei anderen gesetzgebenden Versammlungen beobachteten Regeln ab. Wenn nämlich erstens der Ausschuß eine Mit— theilung von Seiten der vorzuͤglichsten Oberhaͤupter empfängt, so muͤssen alle Debatten aufhoͤren, bis der Ueberreicher dieser Mittheilungen das Zimmer des Ausschusses verlaͤßt. Dann muß zweitens ein jedes Mitglied, das sich 15 Minuten spaͤter in der Versammlung einsindet, als es durch eine Tagesordnung bestimmt ist, 25 Cent. Strafe zahlen, und fuͤr jede halbe Stunde später 25 Cent. mehr, es sey denn, daß es sich hinlaͤnglich entschuldigen koͤnne, woruͤber der Ausschuß zu entscheiden hat. Das Conseil oder die Versammlung der vorzuͤglichsten Oberhaͤupter scheint dem Englischen

Oberhause gleich zu kommen. Um ein Bild des

Geschaͤftsganges des Cherokesischen Parlamentes zu geben, heben wir folgende Verhandlungen aus der Sitzung eines Tages heraus. John Roß und George Lowrey wurden fuͤr „Jahre zu Oberhäuptern der Cherokesischen Nation erwaͤhlt. Es ward eine Bittschrift von George Candy verlesen, in welcher der National-Rath ersucht wird, eine Parthie Grob— schmieds⸗Werkzeuge, in Folge einer fruͤheren Verordnung, zu bewilligen; es wurden zum Besten des Bittstellers 57 Dol— lars und 25 Cents zugestanden. Ein Beschluß des Unter— hauses, demzufolge eine jede Person, die, wahrend der Sitzung des General⸗Conseils in Neu⸗Echota oͤffentliche Volks⸗ Schauspiele geben will, eine Abgabe von 8 Dollars zahlen muß, ward dem Ausschuß vorgelegt und von ihm angenom—⸗ men. In Folge eines gemachten Antrages ward das Ge—

halt der Richter des Ober⸗Gerichtshofes auf 4 Dollars taͤg⸗

lich festgesetzt, und dabei bestimmt, daß ihre Sitzungen auf 3 Wochen im Jahre beschraͤnkt seyn alen? Am 6. . ward der National⸗Rath organisirt, und Going Snake (vor— schreitende Schlange) zum Sprecher ernannt. Die Zahl der Mitglieder desselben besteht aus 24 Personen, von denen meh— rere eben so sonderbare Namen haben, als der Sprecher, wie z. B. „das schlafende Kaninchen“, „der Spazierstock“, „die Schildkroͤte“ u. s. w. Die gedachte Zeitung enthaͤlt uͤbri— gens noch eine Adresse Washingtons an die Cherokesische Nation vom Jahre 1794, und unter der Rubrik: „Auswaͤr— tige Nachrichten“ Auszuͤge aus Englischen und New-Yorker Blaͤttern, uͤber die Tuͤrkei und Griechenland, uͤber literari⸗ sche Gegenstaͤnde, Buͤcher-Anzeigen, Recensionen u. 6 alles gut ausgewählt. Zwei Ankuͤndigungen schließen die

dritte Seite; die vierte beginnt mit einem Gedicht und Auf—

atzen verschiedener Art. Die Zeitung ist gegen 19 Zoll lang

und 12 Zoll breit; der Druck ist gut und correct.

t 1 4a n w. Stettin, 20. März. Der am 15ten v. M. eroͤffnete

dritte Provinzial-Landtag fuͤr das Herzogth ö

6 P ; 9g fd zogthum Pommern und Fuͤrstenthum Ruͤgen ist hier am 18ten d. M. r me. nachdem die versammelten Staͤnde alle dorthin gehörigen

Gegenstaͤnde in dieser Zeit ununterbrochen verhandelt und

beendigt haben. Am gestrigen Tage wurde der verfassungs—

mäßige Communal-Landtag fuͤr Alt-Pommern mit den dazu gehoͤrigen Landtags, Abgeordneten eroͤffnet; so wie derselbe von den zu Neu-Vorpommern gehoͤrigen Abgeordneten im naͤchsten Monate verfassungsmaͤßig zu Stralsund gehalten werden wird.

Vermischte Nachrichten.

Wissenschaftliche Expedition nach Aegypten Folgendes ist, nach dem Moniteur, der Inhalt des (letzthin bereits von uns erwahnten) neuesten Brlefs des juͤngeren Champollion; „Auf der Insel Philae, am 8. December 1828.“ ö „Am Hten d. M. Abends sind wir hier auf der heiligen Insel des Osiris, an der aäußersten Graänze Aegyptens, ange— kommen. Mein letzter Brief war aus Theben datirt, das wir am 26. Nov. verließen. Ich habe mich einer ausfuͤhr— lichen Beschreibung dieser Zauberwelt enthalten muͤssen, da ich sie noch zu wenig kenne; obgleich ich vier bis fuͤnf Tage lang Theben durchwandert bin, so ist die alte Stadt der Pharaonen fuͤr mich doch noch nichts anders, als ein Hau—

Erzie

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zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗-Zeitung Nr. 84.

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fen von Säulen, Obelisken und Kolossen edul

ich meine Zelte in den Saͤulenhallen ö. Pad t r i ses auf laͤngere Zeit aufschlagen werde. Am 26. Nov. Abends landeten wir bei Hermonthis und eilten am andern Morgen nach dem dort befindlichen Tempel, auf dessen Anblick ich um

so gespannter war, als ich uͤber die Zeit seiner Erbauung

nichts Bestimmtes wußte. Die dortigen Koͤnigs-Inschriften hatte noch Niemand abgezeichnet. Ich verweilte . Tag in dem Tempel, und uͤberzeugte mich aus den Inschrif— . und Bildwerken, daß er von der letzten Cleopatra, der Tochter des Ptolomäus Auletes, zum Gedaͤchtniß ihrer gluͤck— lichen Entbindung von Ptolomäus Cäsarion, dem Sohne

des Julius Caäͤsar, erbaut ist. Die Celle des Tempels

ist in zwei Abschnitte, einen großen und einen ganz klei— nen, getheilt; zu dem letztern, dem Allerheiligsten, gelangt man durch eine kleine Thuͤr. Die ganze Hinterwand dieses Gemaches, welches in den hieroglyphischen Inschrif— ten „Ort der Niederkunft“ genannt wird, nimmt ein Bas— relief ein, das die Entbindung der Goͤttin Ritho, der Ge⸗ mahlin des Gottes Mandu, von dem Gotte Harphrs dar— stellt; die Woͤchnerin wird von mehreren Goͤttinnen des er— sten Ranges umgeben und unterstuͤtzt; die göttliche Hebeamme empfaͤngt das Kind aus dem Schooße der Mutter, die goͤtt— liche Amme streckt die Arme danach aus, und daneben steht die Wiegengoͤttin. Der Vater aller Gottheiten, Ammon (Amon-Ra), ist nebst der Goͤttin Sowen, der Aegyptischen Lucina, zugegen. Auch die Koͤnigin Cleopatra scheint anwe— send seyn. Auf der anderen Wand ist die Saͤugung und

iehung des neugebornen Gottes dargestellt und auf den Seitenwaͤnden befinden sich die zwoͤlf Tages- und die zwoͤlf Nachtstunden in der Gestalt von Frauen, die einen Sternen⸗ kranz um das Haupt haben. Das von der Aegyptischen Commission abgezeichnete astronomische Gemälde des Pla—⸗ fonds duͤrfte daher vielleicht nichts anderes, als die Angabe der Geburtsstunde des Gottes Harphré oder vielmehr des Caͤsarion, des neuen Harphré, seyn. In diesem Falle wuͤrde

sich der Thierkreis weder auf das Sommer-Solstitium noch

ouf die Zeit der Erbauung des Tempels von Hermonthis be⸗ ziehen. Tritt man aus dem kleinen Gemache in den großen Tempelraum, so erblickt man auf der linken Wand ein gro— ßes Basrelief, die Göttin Ritho darstellend, wie sie mit Huͤlfe der Sowen das Kindbett verläßt und den ver sammel— ten Goͤttern vorgestellt wird. Der Goͤtter⸗Vater Amon-Ra reicht ihr liebevoll die Hand, um ihr zu der gluͤcklichen Nieder⸗ kunft Gluͤck zu wuͤnschen, und die anderen Gottheiten theilen seine Freude. Den uͤbrigen Raum des Tempels schmuͤcken Ge— maͤlde, auf denen der junge Harphré dem Ammon, seinem Vater Mandu, den Goͤttern Phré (Phta), Sew (Saturn)

us. s. f. vorgestellt wird, welche ihm ihre Attribute uͤberge⸗

ben, zum Zeichen, daß sie sich zu Gunsten des Goͤtterkindes aller Macht und ihrer unterscheidenden Insignien entkleiden. Ptolemaͤus Caͤsarion ist in Kindergestalt bei allen diesen Darstellungen des Gottes Harphré zugegen, dessen Repraͤsen— tant er auf der Erde ist. Es war eine Schmeichelei der Priester, die ganz in dem Geiste der alten Aegyptier liegt, welche ihre Könige mit den Goͤttern verglichen. Alle In— schriften im Innern und Aeußern des Tempels von Her— monthis beziehen sich auf Ptolemäus Caͤsarion und seine Mutter Kleopatra; uͤber den Zweck seiner Erbauung kann also kein Zweifel obwalten. Die Saͤulen der Vorhalle sind unvollendet geblieben, vielleicht weil Augustus und seine Nach— folger, die uͤbrigens so viele von den Lagiden begonnene

Tempel vollendet haben, sich wenig beeiferten, ein Denkmal der Geburt des Ptolemaͤus Caͤsarion auszufuͤhren, dessen Rechte sie nicht anerkannten. Ein Kaschef (Häuptling) hat es bequem gefunden, sich in diesem Tempel ein Haus, einen Huͤhnerhof und einen Taubenschlag anzulegen. Am Abend des 28. November waren wir in Esné, wo wir uns nicht weiter aufhalten wollten. Wir landeten deshalb etwas suͤd— licher am oͤstlichen Ufer, um den Tempel von Contra-Lato zu besuchen, den wir aber nicht mehr vorfanden; vor etwa zwoͤlf Tagen war er zerstoͤrt, und die Truͤmmer zur Ausbesserung des Quais von Esné verwendet worden, den der Nil beständig unterwuͤhlt. Bei der Ruͤckkehr fanden wir unser Boot leck, und mußten noch an demselben Abend nach Esné zuruͤckkehren, um es ausbessern zu lassen. Unsere saͤmmtlichen Vorräthe waren von Wasser durchzogen, und

wir buͤßten unser Salz, Maismehl und unsern Reis ein.