1829 / 152 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 02 Jun 1829 18:00:01 GMT) scan diff

Das Andere: sich nicht langer uͤber den Charakter des Sultans zu taͤuschen, sondern in ihm den „herzlos grau⸗ samen, wilden, unwissenden, eigen liebigen, klein, lichen, wortbruͤchigen, barbarischen Machthaber zu erkennen, „den man als einen großen Mann dar— stellen mochte, von dem wir aber bald sehen wer— den, ob er nicht einen ganz anderen Beinamen verdient.“ . U

Die Wuͤrdigung des ersten der empfohlenen beiden Radikal⸗Mittel gehort ausschließlich vor das Forum der Monarchen, welche der Vorsehung verantwortlich sind fuͤr die Erhaltung des Friedens, der Sicherheit und der Wohl⸗ fahrt der Europaͤischen Familie. Diese sind, durch ihee Repraͤsen⸗ tanten am Hofe des Sultans, ohne allen Zweifel üͤber den wahren Stand der Dinge in Konstantinopel, uͤber das Eigenthuͤm⸗ liche der Tuͤrkischen Politik, uͤber den Umfang der Opfer, welche von der Pforte erheischt werden koöoͤnnen und muͤssen, uber den Einfluß, welchen das Princip des Fatalismus ba— selbst ausuͤßt, und uͤber die Moglichkeit, vie Macht der Noth— wendigkeit geltend zu machen, grändlicher, vollstandiger und aus reineren Quellen unterrichtet, als es irgend Jemand, selbst unter der guͤnstigsten Voraussetzung, seyn könnte. Wir unsererseits hegen das unerschuͤtterliche Vertrauen, daß die fuͤr das Gesammtwohl Europe's verbündeten hohen Machte den wichtigen Zwack, der ihnen vorschwebt, mit Beharrlich— keit und Umsicht, mit wuͤrdevollem Ernst und strenger Con— sequenz verfo 7 werden, und daß ihre Beschluͤsse den Stem . jener Mäßigung und Unbefangenheit, jener Biederkeit und Rechtlichkeit tragen werden, ohne welche alle politische Combinationen, wenn I. auf Machtspruͤche gegruͤndet, nur eitles Blend- und Stuͤckwerk sind, vergeblich und ver— gaͤnglich, ohne Werth und ohne Dauer. Einige Bemer— kungen jedoch koͤnnen wir nicht unterdruͤcken, verwahren uns aber dabei auf's Feierlichste gegen die Absicht, solche als un— bestreitbare Wahrheiten aufzustellen. ;

In dem Zustande, in welchem sich die Tuͤrken seit mehr als hundert Jahren schon befinden, hat das Gesetz, welches jedem Muselmanne die Pflicht auflegt, gegen nichtmuselmän⸗ nische Voͤlker Krieg zu fuͤhren, schon lange aufgehört ver— bindlich zu seyn. Das System des Divans, welches vor die ser Zeit offensiv war, ist heut zu Tage rein defenstv. Wenn der Koran uͤbrigens in der That die ÜUnverletzlichkeit der mit christlichen Maͤchten eingegangenen Vertraͤge vorschriebe, fo waͤre dies eben nicht die verwerflichste Stelle desselben, und den Tuͤrken wuͤrde die treue Erfuͤllung dieser Vorschrift nur zur Ehre gereichen; da aber das Gesetz den Tuͤrken die Pflicht auflegt, vor Eingehung der Vertrage den Feinden den groͤß— ten Widerstand entgegen zu setzen, und sie, wie der Einsen— der sagt, niemals durch Drohungeu eingeschuͤchtert werden, sondern alle Gruͤnde der Voraussicht wirkungslos auf diefel⸗ ben bleiben, so ist nicht leicht zu begreifen, wie sich von den Drohungen, welche den beiden ruͤckkehrenden Botschaftern in den Mund gelegt werden, ein bestimmt guͤnstiger Erfolg hof— fen laͤßt. Allerdings legitimirt der Kriegs-Zustand und die Folge des Kriegs, nicht nur dem Koran, auch der christlichen Politik zufolge, jedes Opfer, zu welchem Regierungen und Voͤlker mit mehrerer oder minderer Beeintraͤchtigung ihrer Wuͤrde, ihrer Macht oder ihrer Unabhaͤngigkeit gezwungen werden Beispiele davon liefert die Geschichte aller, selbst der maͤchtigsten Staaten die unbedingte Einwilligung in jedes beliebige Ansinnen aber unter Androhung des Kriegs— Zustandes erzwingen, und dieses Ansinnen dadurch legitimi⸗ ren wollen, daß solches unwiderruflich beschlossen sey, hieße dies nicht, die Wuͤrde und die Unabhaͤngigkeit eines freien Staates verhöhnen, dem Schwaͤcheren auferlegen, was man sich wohl huͤten wuͤrde, dem Staͤrkeren zuzumuthen, mit einem Worte, Praͤpotenz und Willkuͤhr an die Stelle des bisher anerkannten Voͤlkerrechts setzen?

In jedem Falle scheint uns die Ruͤckkehr der Botschaf— ter Englands und Frankreichs nach Konstantinopel selbst ohne Ruͤcksicht auf die eventuelle Wichtigkeit ihrer Anwesen— heit daselbst bei einer eintretenden Katastrophe vollkom⸗ men geeignet, fuͤr die Beendigung der Griechisch⸗Tuͤrkischen Angelegenheit weit guͤnstigere Refultate herbeizuführen, als die waren, welche ihre Abreise von dort zur Folge gehabt hat. Der factische Zustand des heutigen Griechenlands wird und, muß uͤbrigens selbst im Divan die Ueberzeugung der Nutzlosigkeit hervorbringen, die bisherigen unfruchtbaren Dis— eussionen uͤber den legitimen Ursprung dieses Zustandes, und die der Entwickelung desselben zu Theil gewordenen Beguͤn⸗ stigungen von Seiten der intervenirenden Maͤchte, auf Ko⸗

sten und mit Hintansetzung der zwischen ihnen und der Pforte bestehenden Friedens- und Freundschafts⸗-Vertraͤge, fernerhin Von der nenen Basis nunmehr ausgehend,

fortzufetzen.

.

leihen.

w

welche eine Neihefolg⸗ von Thatsachen aufgestellt hat, de⸗ ren Daseyn selbst der starrköͤpfigste Muselmann nicht mehr in Zweifel ziehen kann, wird es den Repraͤsentanten der mit

der Pforte befreundeten Höfe nicht schwer werden, das Tuͤr r religiösen und der sittlichen Kultur beider Fürsten und

kische ei de, ere zur Erkenntniß zu bringen: einerseits; der Nachtheilt, welche ein eben so unzei⸗ tiges als geundloses Mißtrauen in die Absichten und Gesin nungen der verbuͤndeten Höfe, eine rücksichtslose Hals starrig keit, ein unkluges Nicht⸗Beachten der Zeichen der Zeit, un

ein thoöͤrigtes Beharren bei stereotypen Ansichten, herbei, 2 Böen zuverlässigen Angaben, die uns vorliegen, und die

bote stehen, den Charakter und die Thaten Mahmub's in . Zuͤgen so schildern, wie uns solche aus den welt—

gefuͤhrt haben; andererseits: der vielfachen und wesentlichen Vor—

theile, deren sich der Sultan noch versichern kann, wenn er

gewisse, groͤßtentheils durch seinen persinlichen Starrsinn er— zeugte, oder dach entwickelte Nothwendigkeiten, richtig ins

Auge faßt, und sich mittelst eines billigen und ehrenvollen Vergleichs fuͤr den unvermeidlichen eigentlich vielmehr

ö .

illusorischen als reellen Verlust, den er abzuwenden An⸗ fangs nicht verstanden und später nicht vermocht hat, durch die Garantie seines uͤbrigen Besitzthums entschaͤdigen laßt.

Durch mehrsährige, herbe Erfahrungen ber bie Rich,

tigkeit jener temporisirenden Berechnungen belehrt, welch auf eine nahe bevorstehende Trennung der Interessen und Ansichten zwischen den durch den Tractat vom 6. Juli 1826

gebundenen Mächte begruͤndet waren aufgeklärt üer die

stets zunehmende Gefahr, durch einen laͤngeren Wider stand neue Verwickelungen, und folglich auch neue Forderungen, neue Cembinationen, und selbst auch neue Buͤndniffe her⸗

vorzurufen, die am Ende den Untergang des Osmanischen u Reichs auf Europaischem Boben vorbereiten durften = über,

fuͤhrt, daß Zeitgewinn nur dann ein reeller Gewinn ist, wenn sich zu der materiellen Macht, die Ereignisse zu lenken, auch das intellectuelle Vermoͤgen, sie zu benutzen, gesellt, wird der Divan nunmehr solchen Anträgen, welcht, auf evidente, un⸗ abwendbare Nothwendigkeiten gestuͤtzt, das Noͤthige, aber nur das Noͤthige, nicht das Unmoͤgliche, verlangen und in einer Sprache ausgedruͤckt werden, die Schonung mit Ernst, und Wuͤrde mit Maͤßigung paart, ohne Zweifel das Ohr

Dies ist nach unserm Ermessen das Resultat, welches den neuerdings zu eröffnenden Unterhandlungen in Konstan— tinopel vorbehalten bleibt, und hierzu bedarf es keines weges weder der Willkuͤhr noch der Präpotenz. An dem Gelingen

derselben im Voraus verzweifeln, hieße ein geringes Ver⸗

trauen in die Fahigkeiten der zur Loͤsung dieser Aufgabe aus—

erlesenen Unterhaͤndler setzen, und dem Divan einen Grad

von Stupiditaͤt zumuthen, der selbst fuͤr Tuͤrken jenes Calibers, welch der Ein sender voraussetzt, unerreichbar seyn wurde. as nun zweitens die Enttäuschung uͤber den Charakter des Sultans anlangt, „den die offen tliche Meinung“, wie der Einsender sagt, „unter die Zahl der großen Männer stellt“, so duͤrfte schwerlich irgend Jemand, der sich nur einige Wochen lang in Konstantinopel aufgehalten hat, und der selbst nur eine oberflaͤchliche Kenntniß von dem be— sitzt, was sich seit Mahmud's Thronbesteigung im Turkischen

Reiche zugetragen hat, den Sultan in dem halb grotesken,

halb graͤßlichen Zertbilde erkennen, welches der in Rede ste⸗ hende Auffatz von ihm darstellt.

An und fuͤr sich schon ist der Begriff von Groͤße, in der Anwendung auf hervorstechende politische Charaktere, sehr relatix. Je nachdem diese Meteore diefe oder jene Stelle am politischen Horizont einnehmen, je nach dem Standpunkte, von dem aus sie betrachtet werden, wird auch das Ur— theil uͤber ihre Groͤße verschieden aus fallen; nicht alle, denen die Zeitgenossen das Praͤdicat Groß zuerkannten, sind bei der Nachwelt im Besihze desselben geblieben, dagegen manchen Anderen der Lorbeer oder die Palme, welche ihnen die Mitwelt versagte, erst zugesprochen worden, nach⸗ dem sie vom Schauplatze ihrer Großthaten abgetreten waren. Uns scheint das Epitheton Groß dermalen noch nicht auf den Sultan zu passen, jeden Falls duͤnkt es uns aber eben so unbillig, als unpassend, bei der ungeheuren Kluft, welche zwischen morgen- und abendlaͤndischer, zwischen christlicher und muhamedanischer Kultur und Eivilifation liegt, den stren⸗ gen Maaßstab Europaäischer Fuͤrsten⸗ Größe an einen Orien⸗ talischen Monarchen legen zu wollen. Welches jedoch der

Maaßstab seyn moͤge, dessen man sich zur Beurtheilung des

Sultans bedienen wolle, so wird doch Mahmud II. vor den Augen selbst des strengsten Richters vorausgesetzt, daß die⸗ ser wahrhaft unbefangen sey stets als ein merkwuͤrdiger Mann und ein ausgezeichneter Fuͤrst, nie als die barbarische, grausame und bösartige Zwerggestalt erscheinen, zu welcher ihn jene Zeichnung herabjuwürdigen bemüht ist. Die Fran⸗

josen sagen sehr richtig: qu'il ny a point de comparaison

lle zu befassen, aus welchen die angebliche

* ne cloche, und der Vergleich Peter's des Großen mit Rahmud muß nothwendig hinkend ausfallen, weil sich zwi⸗ en der Stellung, den Mitteln, den Hindernissen und den

egüͤnstigungen, den innern und den äußern Verhaͤltnissen,

er Volker, keine richtige Parallele anstellen laßt.

Ohne uns mit der einzelnen Widerlegung der oft einsei⸗ en, oft schiefen und noch öfter ganz , , . Ur⸗ ĩ harakter . Schil⸗ ung des Sultans zusammengetragen ist, wollen wir

lem unbefangenen Beobachter der Zeitgeschichte ebenfalls zu

. digen Thatsachen bekannt geworden sind, die seine Regie⸗ LG zu einer der merkwuͤrdigsten in der Reihefolge der Ss— nischen Kaiser stempeln.

(Fortsetzung folgt.) Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-⸗Hork, 25. April. „Wir vernehmen gern“, heißt mm Telegraph, „daß die Angelegenheiten in Washing— gut gehen. Die Gesundheit des Präsidenten ist besser, als sie seit 19 Jahren gewesen ist. Er ist heiter, und fein Bes Benehmen zeichnet sich durch Gleichmuth aus. Er . alle an ihn adressirte Briefe, und pruͤft deren Inhalt sel st; auch 6. er von jeher dafuͤr bekannt gewesen, daß er ersteht, seine Beamten zu ihren Pflichten anzuhalten, diese Gewohnheit hat er auch in Washington beibehal— Wenn seine Secretaire ihre Pflicht nicht thun sollten, wuͤrden sie ihre sofortige Verabschiedung zu gewaͤrtigen len, sie sind auch sehr eifrig in ihrem Dienst, und theilen en Eifer ihren Unter⸗Beamten mit. den die Amts-Entsetzungen mit Liberalitaͤt und Gerech— Neit geleitet werden. Alle, die sich in ihren Aemtern durch rthei⸗Gefuͤhl zu falschen Schritten haben verleiten lassen, wer— wwahrscheinlich die Folgen davon erleiden muͤssen; es ist aber esweges die Absicht, gute Beamte nur deswegen abzusetzen, irgend einen Anhaͤnger des geganwaͤrtigen Praͤfidenten die Verwaltung zu bringen. Der Entschluß steht fest, len Mißbraäͤuchen ein Ende zu machen, und die Ausgaben Regierung zu beschraͤnken.“

Der neue General⸗Postmeister war in Washington an⸗ Emmen, und hatte unverzuͤglich seinen wichtigen und muͤhe⸗ Nen Posten angetreten. Hr. v. Buren, der neue Staats— retair, der sich auch bereits dort befand, hatte dem ge⸗ knen Präsidenten Herrn Adams, auf seinem Lantsitz idian⸗Hill, einen Besuch abgestattet.

. Es giebt hier 14 verschiedene Banken, welche zusammen

e

Capital von 15,570,006 Dollars besitzen; 4 von ihnen n eine jede ihre Geschaͤfte mit einem Capitale von 2 Mil. daruͤber, L mit 13, und 1 mit 1 Million. Außerdem die Bank der Vereinigten Staaten hier ein Capital von mfaͤhr 3 Millionen im Umlauf.

Nach amtlichen Berichten nimmt die Oberflache des gro⸗ vestlich belegenen Landstriches der Vereinigten Staaten Millionen Acres Landes ein, und außerdem haben die inigten Staaten ein unbestreitbares Recht auf den Besitz G65 Millionen Acres. Fuͤr das Jahr 1830 schaͤtzt man Bevolkernng der Vereinigten Stadten auf 13 Millionen fuͤr 1860 auf 32 Millionen, indem man dabei ange⸗ men hat, daß sie sich alle 19 Jahre um 35 Procent ver⸗ 4 Im Staat von New⸗DVork leben auf 6,600 & Mei— 3 Mill. Menschen; in Peusylvanten auf 3, g5h Mei⸗ ob 000 Menschen; in Virginien auf ba, 000 l Meilen DwVwog Menschen und in Ohio auf 38, 000 J Meilen Million; en aber im Bezirk von Coͤlumbien auf 153 ] Meilen 50, 000 chen, der mithin in Verhaͤltniß seines Fsächenraums am Nen bevoͤlkert ist, und 505 Menschen auf die ] Meile i während bei den obengenannten nur 13, 327, TW. und uf die ] Meile kommen. Das niedrigste Verhaͤltniß (ich in den Staaten Florida, Arkansas und Michigan, uf eine ] Meile nur hschnitt kommen auf die gesammten Vereinigten Staa— . Nenschen auf die Meile.

em Baltimore American zufolge hat vor Kurzem 57 Westkuüͤste von Afrika eine Franzoͤsische Kriegsbrigg 1 panische, einen Franzoͤsischen und einen Portugiesischen nh indler genommen. Dasselbe hat ein Britischer schooner, mit 40 Mann Besatzung und nur mit einer ne bewaffnet, mit einem großen Raubschiff von 10 Ka— und mit 110 Mann Besatzung gethan. Es sollen sich Raubschiffe an diefer Küste aufhalten.

Wie wir hoͤren,

Mexiko.

Aus Vera⸗Cruz vom 30. Marz wird gemelbet: „Gene⸗ ral Guerrero wird die Praͤstdentschaft erst am 6. April an⸗ treten. General Santa Ana ist zum Gouverneur des Staates Vera⸗Lruz ernannt, und hat den auswaͤrtigen Con⸗ suln angeieigt, er werde mit seinem Kopfe fuͤr die Ruhe der Nepublit᷑ und die 2 der Lanbstraßen einstehen; zu⸗ gleich soll die strengste orge fuͤr Eigenthum und Pirsti⸗ der Auslaͤnder getragen werden. Wir erhalten hier fort⸗ wahrend Conduetas mit baarem Gelde, unter starken Es cor⸗ ten. Die Maulthiertreiber bringen viele Waaren aus dem Innern, ebenfalls unter Bedeckung.“

Jh len v. Berlin, 1. Juni. Die menschenfreundliche Theilnahme,

welche sich fuͤr die durch Ueberschwemmung verungluͤckten

Bewohner der Niederungen Ost⸗ und Westpreußens uͤberall auf eine so ruͤhrende Weise bekundet, ist auch von den Bewohnern Leipzigs bethaͤtigt worden. Auf Veranlassung dreier achtungswuͤrdigen Männer, des Stadt ⸗Baumeisters Limburger, des Musik⸗Direktors Polenz, und des Wechsel⸗ sensals Kunze, ist namlich zum Besten jener Ungluͤcklichen in der Thomaskirche ein Concert veranstaltet worden, bei welchem, außer vielen trefflichen Dilettanten (unter Andern der als ausgezeichneten Sängerin bekannten Gattin des Kauf⸗ manns Harcort), auch das Thomas-Chor und das Theater⸗ Orchester bereitwillig mitgewirkt haben, und das einen reinen Ertrag von 346 Rthlr. 3 Gr. gewaͤhrt hat. Außerdem sind dem Koͤnigl. Preußischen General⸗-Eonsul Baumgartner da⸗ selbst Beitraͤge zugeflossen, die sich auf 107 Rihlr. 20 Gr. belaufen. Beide sind bereits hier eingegangen ünd werden dem milden Sinne der edlen Geber gemäß verwendet werden.

Nachrichten aus Hannover zufosge hat sich auch in Hildesheim, in Folge der Aufforderung Sr. K. H. des Her⸗ zogs von Cambridge, ein aus dem Freiherrn v. Lombeck— Gudenau, dem Landdresten Nieper, dem Consistorial⸗Direk⸗ tor Pelizäͤus, dem Justizrath Albrecht, dem Regierungsrathe Heinichen, dem Oberstlieutenant Kuckuk und Hrn. Lohde be⸗ stehendes Comité gebildet, welches Beiträge für die durch

die Ueberschwemmungen der Weichsel und anderer Fluͤsse ver

armten Bewohner Ost- und Westpreußens sammelt und fuͤr die weitere Versendung derselben Sorge tragen wird.

Die zur Vermaͤhlungs⸗Feier Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Wilhelm im Opernhause zur Auffuͤhrung kommende, in 3 Acten bearbeitete Oper „Agnes von Hohenstaufen““, componirt vom Herrn General⸗Musik⸗Direktor Spontini, wird mit neuen Ballets vom Herrn Balletmeister Titus, und mit neuen Decorations-Gegenstaͤnden, nach der Zeich nung des Herrn Geh. Ober-Bauraths Schinckel ausgestattet. Die Decorationen selbst werden durch die Königl. Decora⸗ teurs Herren Köhler, Gerst und Gropius ausgefuͤhrt. Den Tag nach der Auffuͤhrung der Oper „Agnes von Ho— henstaufen“ sollen im Koͤnigl. Schauspielhause zum Ersten⸗ male „die Versucherin“, Lustspiel in 3 Acten von Raupach und „der Degen“, Schwank in 2 Acten von demselben Ver⸗ fasser, aufgefuͤhrt werden. Diese Vorstellung wird, dem Vernehmen nach, ebenfalls durch die Gegenwart der Aller⸗ hoͤchsten und Hoͤchsten Herrschaften verherrlicht werden.

In der verflossenen Nacht zwischen 10 und 11 Uhr,

als bei dem Ofen-Fabrikanten Herrn Feilner in der Hasen⸗

heger⸗-Straße in drei neben einander liegenden Oefen Toͤpfer⸗ Waaren gebrannt wurden, entstand durch die aus dem Schornstein hergussteigenden Funken die Vermuthung eines ausgebrochenen Feuers, und dadurch Feuerlaͤrm. Der Schorn⸗ stein wurde jedoch bei sofortiger Untersuchung feuerdicht be— unden.

. Aus Memel wird unterm 26. Mai gemeldet: Der Nord-Ostwind ist bis heute vorherrschend gewesen, und hat die Vegetation sehr aufgehalten, aber auch die uͤberschwemm— ten Gegenden ausgetrocknet. Heute hat es geregnet. Es sind bis zum heutigen Tage 300 Schiffe eingekommen und 203 Schiffe ausgegangen.

Einen abermaligen Beweis, wie hoͤchst wuͤnschens— werth es waͤre, der Jugend bei Zeiten einige Kenntniß von den Giftpflanzen zu geben, liefert der traurige Fall, daß im vorigen Monat von drei Kindern, welche, in dem Dorfe Pritter auf der Insel Wollin, mit den Wurzeln des Wasser⸗ Schierlings gespielt und davon gegessen hatten, eins gestor⸗ ben und die andern beiden nur mit großer Muͤhe gerettet worden sind.

ö . .