1829 / 157 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

fuͤr unnuͤtz und mit der Würde des Throns unverträͤg— lich gehalten hat, sie der Oeffentlichkeit zu uͤbergeben.“ Ein anderes Blatt (der Courrier frangais) macht zu dem vorstehenden Artikel folgende Bemerkung: „Diese Widerlegung koͤmmt etwas spaͤt und ist nicht Fo vollstaͤndig, wie der Gegenstand es verlangte. Ist eine solche von den Mitgliedern des Buͤreaus unterzeichnete Erklaͤrung vorhanden, so freuen wir uns, der Kammer wegen, daruͤber; sie muß aber bekannt gemacht werden, und keine Ruͤcksicht kann die Vorenthaltung derselben rechtfertigen. Die Mit— glieder des Buͤreaus sind als Zeugen einer Thatsache na— mentlich angefuͤhrt worden; ist diese Thatsache falsch, so moͤgen sie dieselbe oͤffentlich widerlegen. Dies ist der von einem richtigen Gefuͤhle vorgezeichnete Weg. Die Wuͤrde des Throns steht gaͤnzlich außerhalb dieser Eroͤrterungen und kann bei deren Oeffentlichkeit nichts verlieren. Wir hoffen daher, daß man mit der Bekanntmachung jener Erklaͤrung des Buͤreaus nicht laͤnger zoͤgern werde; denn dies ist das einzige Mittel, betruͤbenden Geruͤchten ein Ende zu machen.“ Der Constitutionnel bemerkt: wenn er recht unter— richtet sey, so bestehe die Erklaͤrung der Mitglieder des Buͤ— reaus nur darin, daß sie sagten, die von einem Journale angefuͤhrten Worte waͤren nicht genau dieselben, die bei dem betreffenden Anlasse geaͤußert worden sind; im Uebrigen heiße es, daß mehrere Deputirte die Absicht haͤtten, oͤffentlich zu erklaͤren, daß sie keine Subvention irgend einer Art weder von der Regierung noch aus der Civil-Liste erhielten. Das Journal du Commerce, welches sich im Uebri— gen wie der Courrier frangais aͤußert, behauptet gleichfalls, es gehe die Rede, daß die Deputirten eine Liste anlegen wollten, worin ein Jeder derselben auf sein Ehrenwort erklaͤrte, daß er in seiner Eigenschaft als Deputirter keine Geld- Unterstuͤtzung erhielte, noch jemals erhalten haͤtte. „Es leuchtet ein“, fügt das gedachte Blatt . „daß wenn eine solche Erklarung von saͤmmtlichen Mit— gliedern der Kammer abgegeben wird, dies das unver— werflichste Zeugniß ist, das sie den Vermuthungen, die sich gegen sie erhoben haben, entgegenstellen koͤnnen.“ Die Gazette de France sagt dagegen: „Aus den von uns eingezogenen Erkundigungen geht hervor, daß das, was uͤber die Unzulaͤnglichkeit eines monatlichen Einkommens von 1090 Fr. um in Paris zu leben, gesagt worden ist, sich nicht auf die Deputirten, sondern im Allgemeinen auf diejenigen Personen bezieht, welche aus der Civil-Liste eine Besoldung erhalten, und wovon Einige sich beschwert hatten, daß sie damit in der Hauptstadt nicht ausreichen könnten.“

Ein Schreiben aus Port au Prince vom 11. April meldet, daß die Handels-Convention zwischen Frankreich und Haiti so eben unterzeichnet worden war. Das Schrei— ben geht auf den nahe en Inhalt des Vertrags gar nicht ein, doch scheint derselbe auf dem Grundsatz einer voͤlligen Gegenseitigkeit der Rechte zu beruhen. Diese Nachricht wird auch noch durch andere Briefe bestaͤtigt, welche hinzufuͤgen, daß der Vertrag von Herrn Mollien, vom General Ingin— hac, dem Ober-Richter, und dem Staats-Secretair unter— zeichnet worden sey.

Der Bischof von Dijon, Herr von Boisville, ist am 27. d. M. in seiner Diocese mit Tode abgegangen; er war am 12. Januar 1755 zu Rouen geboren.

Paris, 1. Juni Abends. Gestern hatte der Vicomte von Chäteaubriand die Ehre, Sr. Maj. dem Koͤnige und k Familie in Saint-Cloud seine Aufwartung zu machen.

Der Koͤnig hat dem General Clary den Grafen-Titel verliehen, mit der Befugniß, denselben auf seine Erben zu übertragen.

Die Herzogin von Berry beehrte am 30sten v. M. die Deutsche Hper mit Ihrer Gegenwart. Man gab den Fidelio von Beethoven, welcher mit großem Beifall aufge— nommen wurde. In der vorgestrigen Sitzung der Deputirten-Kammer stattete Herr von Berbis über das Einnahme-Budget fuͤr 1830 Bericht ab, und stimmte fuͤr die Annahme desselben. Die Gesammt-Einnahme wird danach auf 975,892, 224 Fr. angeschlagen; wenn die bei den Ausgaben in Antrag gebrachten Ersparnisse angenommen werden, so stellt sich das Ausgabe⸗Budget auf 973,752,641 Fr.

und es bliebe sonach ein Ueberschuß von F, Ish, 583 Fr.

In dieser naͤmlichen Sitzung begannen auch die Bera— thungen über das Ausgabe-Budget, in deren Laufe sich 4 Redner (die Herren von Corcelles, von Sesmaisons, von Puyrgveau und. Kratry) vernehmen ließen. Vor Eroͤffnung derselben trug sich ein spaßhafter Fall zu. Als naͤmlich der

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Praͤsident ein Schreiben des Deputirten Hrn. Achard de Bonvouloir vortrug, worin dieser, seiner vielen Geschaͤft wegen, seine Abdankung einreichte, erhob sich ein wohlge⸗ nährter Mann von der dritten Bank der aͤußersten rechten Seite mit den Worten: „Wie kaͤme denn ich dazu?“ ? „Wie, Herr von Bonvoulbir,“ antwortete der Präsidem „Sie haͤtten diesen Brief nicht geschrieben?“ „Ich ha nicht daran . Es erwies sich sonach, daß du Brief, wahrscheinlich aus einem Scherze, untergeschoben wo den war. Der Minister des Innern erklaͤrte von seinen Platze, daß er alle moglichen Vorkehrungen treffen werde um dem Schreiber desselben auf die Spur zu kommen.

Der Messager des Chambres, welcher vor einigen Tagen einige den Russischen Waffen unguͤnstige Geruͤchtʒ mitgetheilt hatte, meldet jetzt nach einem amtlichen Schrei ben aus Wien vom 23sten d. M., daß diese Geruͤchte sh in keiner Weise bestaͤtigten.

Dem heutigen Messager zufolge, ist der Marschall un Pair, Fuͤrst von Hohenlohe, gestern fruͤh, und der 3 Lieutenant und Pair, Graf Eurial, Tode abgegangen.

.Der piesseitige Geschaͤftstraͤger bei der Griechischen R gierung, Herr von Rouen, ist am 26sten d. M. in Toulqc von wo er sich unverzuͤglich nach Aegina ein schif

vorgestern hieselbst mi

angelangt, fen wollte.

Die Nachricht von der Unterzeichnung eines Finanj und Handels-Tractats mit der Republik Haiti bestaͤtigt sig Die Obligationen von der Haitischen Anleihe sind sofort he deutend gestiegen.

Großbritanien und Irland.

London, 30. Mai. Die Portugiesischen Behoͤrden vob Terceira haben, wie es heißt, in Devonport den Kuttn „Herzogin von Liverpool“ kaufen lassen, um dadurch ein bestaͤndige Postverbindung zwischen England und jener Inszl herstellen zu lassen.

Das Rundschreiben des Herrn O'Connell an die Waͤh ler der Grafschaft Clare enthaͤlt unter Anderem folgende si Stellen: „Das Haus der Geineinen hat mich des mir von dein Volke von Clare uͤbertragenen Rechtes beraubt. Et hat, meiner Ansicht nach, mich dieses Rechtes auf eine un, gesetzliche und ungerechte Weise beraubt, doch von seinet Entscheidung giebt es keine Appellation, die an das Volk allein ausgenommen wohlan, so appellire ich denn an Euch! Waͤhler der Grafschaft Clare, Euch gebuͤhrt der Ruhn, Peel bekehrt und Welliagton besiegt zu haben. Denn au Eurer letzten Wahl ist die katholische Concessions-Bill u mittelbar hervorgegangen. Ihr habt die religiöse Freihn Irlands zu Stande gebracht. Noch ein solcher Sieg in Clan und wir gewinnen auch die politische Freiheit unseres gelieh ten Vaterlandes! Von den Fesseln der Unterdruͤckung ist di katholische Religion befreit; von dem Flecken der Verfolgung die protestantische. Was hier Orangethum und dort Braun, schweigthum erzeugte, das ist nicht mehr. Die Katholiken sind emancipirt und das Gewissen ist frei! Den Waͤhlern von Clare sind diese gluͤcklichen Resultate zu verdanken. Doch noch Vieles bleibt zu thun, manchem Uebel ist noch abzuhelfen. Dem Wohlseyn unserer Landsleute stellen sich noch immer unzählige Hindernisse entgegen. Wähler da Grafschaft Clare, gebt mir das Recht und die Macht, dies Hindernisse wegzuraͤumen, diesen Leiden abzuhelfen! Das Erste, was wir wieder gut zu machen haben, ist bie Beran bung des 9⸗Shillings-Wahlrechts; denn ich glaube nicht, doi in den Jahrbuͤchern der Gesetzgebung noch ein Gesetz zu fi den ist, das auf so ungerechte und unbegruͤndete Wei

durchging, wie jenes, welches den kleineren Freisassen iht

Wahlrecht nahm, nahm, in der gezeigt hatten.“ In der vorigen Woche hat ein Eilwagen den Weg von hier nach Shrewsbury (an 36 Deutsche Meilen), den Aufenthalt beim Fruͤhstuͤck, Mittagessen, Pferdewechseln u. s w. mit eingerechnet, in 133 Stunden zuruͤckgelegt.

Der Courier sowohl als die Zeitungen von Manchester heben den Umstand hervor, daß die Messen in Frankfurt a. Main und Leipzig sehr gut ausgefallen feyen, und daß daher die Fabrikanten bald bessere Zeit erwarten durfen.

Durch den Brand des Bazars in der Oxford-Straße haben an 200 Handelsleute, die dort ihre Verkaufs-Stellen hatten, ihr Eigenthum verloren. Das Gebaͤude selbst, das nur theilweise versichert war, gehoͤrte einem reichen Gold; schmied, und kostete uͤber 25, 000 Pfd. Sterling.

und zwar den Katholiken zu einer Zet sie gerade ein so heldenmaͤthiges Benehinen

, , ,

Munchen, 31. Mai. Se. Majestaͤt der Koͤnig sind Ihrer vorgestern Morgens nach Regensburg unternom— nen Reise gestern Abends wieder in hiesiger Residenz ein—

en. ö . in, Vormittags haben in der Residenz-⸗Hof-Kapelle „RKoͤnigl. Hoheit der Kronprinz und Ihre Königl. Hoheit

Prinzessin Mathilde durch den Herrn Bischof von Bir—

das Sacrament der Firmung empfangen, wobei J. J. K. K.

der Prinz Karl und die Frau Herzogin von Leuchten— g Pathenstellen vertraten.

Eine Koͤnigl. Allerhoͤchste Verfugung bestimmt das Co—

der Kron-Beamten dahin, daß es in einem Kleide h, Französischem Schnitte (habit habilläy von kornblauem ummet nach der ganzen Laͤnge und auf allen Naͤhten reich

Silber brillantirt gestickt, mit Unterfutter von weißem söenzeuge und Knoͤpfen von demselben Sammet mit Sil— gestickt, ferner einer Weste von dra d'argent, gleichfalls mit Silber gestickt, bestehen soll; endlich in einem ntel von demselben kornblauen Sammet und gleicher ickerei von Silber; der Umschlag nach der ganzen Laͤnge

Mantels und das Kragen-Futter von drap d'argent mit sber-Stickerei; das uͤbrige Unterfutter von weißem Sei— jeuge. Ueberdies befindet sich hiebei noch eine lange

Härpe von weißem Seidenzeuge, an beiden Enden mit

hen silbernen Quasten. ö

Madam Paravieini, Mitglied der philharmonischen Ge— schaft zu Paris und Parma, gab gestern Abend im großen eon-⸗-Saale ein großes Vokal- und Instrumental-Concert. e trug am Anfange der ersten Abtheilung ein Concert

Rode und am Schlusse der zweiten eine Scene von euzer auf der Violine vor, und aͤrndtete jedesmal fuͤr die ze Fertigkeit und Eleganz ihres kunstreichen Spieles rau— enden Beifall.

Karlsruhe, 22. Mai. Unsere Stadt, indem sie sich beitert und verschoͤnert, zieht immer mehr Fremde an, welche gere oder kuͤrzere Zeit bei uns verweilen. Im benachbar— Baaden beginnt es bereits lebendig zu werden, und man t dort schon mehrere Familien, die den Sommer in dem nen Thale zubringen wollen. Die Einrichtung zu einer olkenkur an diesem vielbesuchten Bade-⸗Ort ist ein gluͤck⸗ er Gedanke. Anstalten dieser Art eignen sich vorzuͤglich

Gegenden, deren uͤppige Bergweiden den Heerden eine en so gesunde als kräftige Nahrung darbieten, besonders un sie dabei noch im Freien uͤbersommern. Unser bisheriger dedizin al-Rath, Hofrath Pitschaft, ist als Physikus nach Baa— nabgegangen. Da dieser Mann mit vielseitiger Bildung und sndlichen Kenntnissen auch die erforderlichen Eigenschaften

s ausübenden Arztes im hohen Grade verbindet, so ist seine

stellung in jener Stadt ein Gewinn fuͤr dieselbe, so wie eine ue Empfehlung ihrer Heilquellen. Zu wuͤnschen waͤre, daß ese nun auch aus dem gegenwaͤrtigen Standpunkte der aturwissenschaften erforscht und in Ruͤcksicht ihrer Anwen— ng gewuͤrdigt werden mochten. Mit der chemischen Ana— elist nur der erste Schritt gethan, und noch weniger koͤn— nin unsern Tagen summarische Krankheits⸗-Geschichten den friedigen, der die große Kluft kennt, welche zwischen der absehbaren Reihe isolirter Erscheinungen und ihren ge— inschaftlichen Gesetzen liegt. .

Ge ster re ich

Gratz, 24. Mai. Nachdem es ungefaͤhr 8 Tage hin— ich fast ohne Unterbrechung geregnet hatte, erfolgte vorge— rn Vormittags ungefaͤhr um J auf 11 Uhr ein ziemlich ftiger Erdstoß, und gleich darauf starker Regen, welcher doch nicht uͤber eine halbe Stunde anhielt. Bald darauf heiterte sich der Himmel, und es folgte schoͤnes, warmes better. Das Erdbeben beruͤhrte die Vorstaͤdte Graben, Gey— zf, St. Leonhard, Morellenfeld, Muͤnzgraben, Jakomini d mehrere Theile der inneren Stadt; am fuͤhlbarsten die ei Saͤcke, die Neuthor- und die Rauber-Gasse, waͤhrend worstadte des rechten Mur-Ufers davon nichts verspuͤrt öben.

Hieraus sieht man, daß die Richtung dieses Erdbebens n Nordost nach Suͤdost ging. Der Stoß war perpendi— ilaͤr und fuͤllte ungefaͤhr eine Sekunde aus, wobei bemer— nswerth ist, daß an einigen Orten der Stoß von unten 'rauf, an anderen, wie z. B. in Geydorf, aber in der Art erspuͤrt wurde, als wenn von oben herab, auf das Dach, n heftiger Druck geschaͤhe.

Von Beschaͤdigungen an Haͤusern oder Gebäuden in olge dieses Erdbebens ist bisher noch nichts in Erfahrung

bracht worden.

Turkei.

Der Nuͤrnberger Correspondent giebt folgendes, mehrere theils bekannte, theils noch unverbuͤrgte Nachrichten enthaltende, Schreiben aus Konstantiopel, vom 11. Mai: „Ein Theil der Flotte des Kapudan Pascha ist nach dem Schwarzen Meere abgesegelt ); allein da sich ihr die Russi⸗ sche Flotte sogleich entgegenstellte, so kehrte diese Abtheilung , und nur einige Schiffe gewannen Burgas. Seitdem iegt ein Russisches Geschwader vor dem Eingang des Bos—⸗ porus, wahrend die Russische Hauptflotte unter Admiral Riccord die Dardanellen aufs Strengste blokirt. Diese Um⸗ staͤnde scheinen den Kapudan Pascha bewogen zu haben, von Bujukdere bis Karaburnu zu ankern, obgleich der Be— fehl nicht zuruͤckgenommen ist, bei dem ersten guͤnstigen Suͤd⸗ winde auszulaufen. Unterdessen haben die Russen von der Seeseite aus die bei Karaburno angelegten Befestigungswerke zerstoͤrt, und dies hat den Sultan veranlaßt, sich in Person nach Karaburnu zu begeben, wo er sich heute noch befindet.

dorgen bricht das ganze Lager von Ramis Tschiftlik mit der h. Fahne des Propheten auf und begiebt sich nach Ka— lender, nicht weit von Bujukdere. Man kann sich denken, welche Bewegung dieser Aufbruch in der Hauptstadt veran⸗ laßt. In Mitte dieser Ereignisse sind die Nachrichten aus Persien fuͤr die Moslims ein Gegenstand der Freude und allgemeinsten Theilnahme. Gestern traf ein Abgesandter von Persien mit den ausgedehntesten Vollmachten in groͤßter Eile ein, um mit der Pforte eine Off- und Defensiv-Allianz zu schließen. Der Reis-Efendi arbeitete sogleich mit demselben, und man betrachtet daher hier einen Ausbruch des Kriegs Persiens mit Rußland als entschieden. Weniger erfreulich ist der Zustand der Hauptstadt, da die Lebensmittel immer theurer werden, und der Brodmangel fuͤhlbarer wird. Die Auswanderungen nach allen Seiten, vorzuͤglich nach Asien, nehmen daher seit zehn Tagen wieder uͤberhand. Vom Groß⸗ Wesir und seiner Armee ist nichts publicirt, und man weiß nichts ganz Verlaͤßliches. Das Geruͤcht erhaͤlt sich aber noch immer, daß er mit einem in seinem Hauptquartier einge⸗ troffenen Russischen Parlamentair unterhandle, obgleich es in Pera keinen Glauben findet.

Griechenland.

Der Courrier de Smyrne meldet aus Syra vom 16. April. „Die Verwaltung des neuen außerordentlichen Commissarius, Herrn Kalergi, berechtigt zu den schoͤnsten Hoffnungen fuͤr die Zukunft unseres Handels. Er hat noch viel zu thun, um alle von seinem Vorgaͤnger begangenen Feh⸗ ler gut zu machen, aber seine Thaͤtigkeit und Einsicht sind diesem Unternehmen gewachsen. Seit mehreren Monaten war Syra von Dieben belaͤstigt, welche bei Tag und bei Nacht ungestraft ihr Gewerbe trieben; jetzt dagegen herrscht vollkommene Sicherheit. Herr Kalergi wird durch den neuen Politarchen, Dukas, kräftig unterstuͤtzt; dieser hat bereits zwei militairischorganisirte Banden aufgreifen lassen, auch der Schlupfwinkel, in welchem sie ihre Beute niederlegten, ist ausfindig gemacht. Die Polizei ist jetzt einer Gesellschaft von Falschmuͤnzern auf der Spur, an deren Spitze einer der ersten Beamten der vorigen Verwaltung stehen soll. Mit jedem Tage entdeckt man neue Mißbräuche, welche in der Verwaltung des abgerufenen Grafen Metaxa statt gefunden haben. Das monatliche Gehalt eines außerordentlichen Com⸗ missarius ist auf 1009 Piaster festgestellt. Herr Metaxg ließ sich aber außerdem noch von den Demogeronten 500 Piaster bezahlen, welche sie ohne Erlaubniß aus der Commu— nal⸗Kasse entnahmen. Graf Metaxa hat also in den zehn Monaten, welche er in Syra war, 5000 Piaster unrechtmäßig bezogen, zu deren Herausgabe ihn die Regierung nöthigen wird. Hr. Kalergi hat damit begonnen, eine Menge willkuͤhrlicher Auf lagen, welche sein Vorgaͤnger eingefuͤhrt hatte, abzuschaffen. Alle Beamten des Grafen Metaxa haben sich durch solche unrechtmaͤßige Bedruͤckungen ein Vermoͤgen erworben; die monatliche Einnahme des Politarchen allein soll sich auf 5000 Piaster belaufen haben. Die Demogeronten waren die blinden Werkzeuge des Statthalters. Es wäre jetzt, wo Griechenland in Begriff, steht ein gesetzlich organisirter Staat zu werden, wuͤnschenswerth, daß die Regierung eine Com— mission fuͤr die Untersuchung des Verfahrens der vorigen Verwaltung niedersetzte. Wenn diese Commission streng ver⸗ fuͤhre und die Mitglieder der vorigen Verwaltung zur Zu⸗ ruͤckerstattung der unrechtmaͤßig erpreßten Gelder noͤthigte, so wurden die Buͤrger Syra's die, im Verhaͤltniß zur Be— voͤlkerung und zu den Huͤlfsmitteln ungeheuere Summe

Hieruͤber ist das Naͤhere in der St.⸗3. vom ten d. M.

bereits gemeldet worden.