1829 / 160 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Zu der Regatta, die am Z30sten dieses Monats in Du— blin statt finden soll, hat der Herzog von Northumberland 100 Pfund unterschrieben.

Nach officiellen Berichten enthalt Irland 12,125,280 Aeres kultivirtes, 4,900,000 Acres noch nicht kultivirtes, aber kulturfaͤhiges, und 2,416,664 Aeres keiner Kultur fähiges Land, zusammen 19,441, g44 Acres. Denselben Berichten zufolge wurden dort seit 1822 bis 1828 inelusive, 112,838 Individuen zur

hatte sich die Zahl der verurtheilten Verbrecher vermindert.

Im sogenannten Spanischen Bazar, wo ein edler Frauen⸗

Verein weibliche Handarbeiten, zum Besten der ungluͤcklichen Spanischen Auswanderer, verkauft, sind in drei Tagen an 2000 Pfd. Sterl. eingegangen. Unter Denen, die den Ba— zar besuchten, wurden Prinz Leopold, die Herzoge von Char— tres, Wellingten und Devonshire bemerkt.

Mehrere Deutsche Saͤnger, die hier in einem von Hrn. Schuͤtz veranstalteten Conzebt auftraten, haben vielen Bei— fall gefunden und werden morgen im Coventgarden-Theater den ersten und zweiten Aet des Freischuͤtz, und zwar in Deutscher Sprache, darstellen.

Niederlande.

Bruͤssel, 5. Juni. Nachrichten aus Bruͤgge zufolge waren Se. Maj. der Konig vorgestern fruͤh von dort nach

Ostende abgereist. .

Vorgestern empfingen S. K. H. der Prinz von Ora— nien, als Colonel⸗General saͤmmtlicher Buͤrger⸗Garden des Königreichs, Deputationen dieses Corps aus Antwerpen und Mecheln.

Die hiesige Handels⸗Kammer zeigt den Fabrikanten des ganzen Koͤnigreichs und insbesondere denen von Suͤd-Bra— bant in einem Rundschreiben an, daß im Monat Juli kuͤn f⸗ tigen Jahres eine große Ausstellung aller Erzeugnisse der National⸗Industrie statt finden werde, und fordert dieselben . zu dem Glanze dieser Ausstellung nach Kräften beizu⸗

agen.

Deut schlan d.

Muͤnchen, 4. Juni. Gestern Vormittag sind Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz von hier nach Bruͤckenau ab— gereist. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Otto werden sich demnaͤchst mit dem Herrn geistlichen Rathe und Dom -⸗Capi⸗ nee, v. Oettl nach Livorno zum Gebrauche der Seebaͤder egeben.

Aus Rhein-Baiern, vom 24. Mai, meldet die Neue Speyerer Zeitung vom 2. Juni Folgendes: „Zur Verherr— lichung der Anwesenheit unseres erhabenen Monarchen wird der Rheinbaierische Musik⸗Verein seine dritte Jahres-Feier dieses Jahr in Zweibruͤcken begehen; in Zweibrücken, jener freundlichen Stadt, die, stets dem Schoͤnen hold, der Lust empfaͤnglich, gegen Einheimische und Fremde gastlich gesinnt ist. Eine Ouvertuͤre von Weber, Christus am Oelberge von Beethoven, und die ersten zwei Jahreszeiten von Haydn sollen in dem geraͤumigen Lokale, welches dazu eingerichtet wird, zur Aufführung kommen.“

Wurzburg, 4. Juni. JJ. KK. Majestaͤten werden heute Abends auf Allerhöoͤchst Ihrer Reise in den Rheinkreis von Weißenburg, hier, wo das erste Nachtlager Allerhoͤchstder sel⸗

ben ist, eintreffen. Morgen wird die Reise bis Aschaffenburg, und am 6. d. bis Worms fortgesetzt; am 7. werden Aller- hoͤchstdieselben in der Kreishauptstadt Speyer ankommen. Am s. d. werden Se. K. Hoheit der Kronprinz und am 7. die uͤbrigen K. Prinzen und Prinzessinnen dahier ankommen, und sich direct nach Bad Bruͤckenau begeben, wo JJ. KK. Majestaͤten am 15. d. ebenfalls eintreffen werden.

Frankfurt a. M., 6. Juni. Durch den schon im vorigen Bericht angeführten Umstand, daß an dem Liquidations⸗Ter⸗ min fuͤr die Mai⸗Abrechnung ansehnliche Baarschaften he— stimmt zum Abtrag von Staats-Kapitalien dem Boͤrsen— Verkehr momentan entzogen wurden, ward zunaͤchst veran—⸗ laßt, daß sich im Laufe dieser Woche nur ganz unbedeutende Schwankungen in den Effecten-Eoursen bemerken ließen. Da— bei war aber der Geschäfts-Umsatz im Allgemeinen lebhaft genug, da man doch nicht umhin konnte, der steigenden Be— wegung, welche von den anderen Boͤrsen-Plaͤtzen gemeldet wurde, wenn auch nur sehr vorsichtig, zu folgen. Demge— maͤß hielten sich besonders Metalliques zu jeder Stunde an— ziehend und reell begehrt. Auch Bank-gActien waren unaus⸗ gesetzt, sowohl pr, comptant als auch ein bis zwei Monat, angenehm, und zeigten sich darin nur wenige Abr der Das Letztere erklart sich, wenn man erfaͤhrt, daß schon mit eini—

el verurtheilt. In den letzten Jahren

exel. der Zinsen) gerechnet wird. Nach Partia

l. Loose mehr Frage als Offerten. Nach 6 42 61 Desterr. Bethmannischen Oblig, dann nach Baierischen Darmnstaͤdter Papieren ist kein so lebhafter Begehr mehr! noch in den letzten Wochen. Doch halten sich die ö. sest. In Preuß. Staats⸗Schuldscheinen geht viel um sind solche zu steigenden Coursen anhaltend gesucht. 9 wir uͤhrigens mit unseren Coursen gegen die an den aug tigen Börsen etwas zuruͤckstehen, daran mag wohl mit Grund in der Conjunctur liegen, welche im Getreide⸗Hm eingetreten ist. Bedeutende Frucht⸗Haͤndel, die in den I , Provinzen gemacht werden, bringen uns viele Disconto! sel an den Platz, weshalb denn auch der Disconto vnn auf pCt. gestiegen ist. Das Steigen der Baarschaft fuͤr den Augenblick das der Papiere gehemmt. In sen steht zu erwarten, daß die abfließenden Comptanten n wieder bald den Weg hierher zuruͤck finden werden, so Influenz nicht von Dauer seyn durfte. Im Wechsel h del war im Laufe dieser Woche wenig Leben. Alle fr Devisen mehr offerirt als begehrt. I;

Oe ster reich.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgendes Ech ben aus Wien vom 30. Mai: „An der Boͤrse ist iu dings die Rede von einer bevorstehenden Emission von di scheinen fuͤr den Betrag von 26 Millionen Gulden, un i einer großen Finanz⸗Operation, welche die Oesterreichischihig nalbank zu machen vorhabe. Doch scheinen die se Gun noch sehr unverbuͤrgt. Seitdem Venedig fuͤr einen gn hafen erklart ist, herrscht daselbst viel eben in den Gh ten, und mehrere fremde Handelshaͤuser sollen die Alss haben, sich daselbst niederzulassen. Se. Kaiserl. Hoh hn Erzherzog Karl wird in diesem Jahre Seine Ungarsth Guͤter besuchen, und J. Kaiserl. Hoh. die Frau Erzherys Sophie einen Theil des Sommers auf dem Salzkamnm gute in Oberoͤsterreich und in dem Badeorte Ischl zubringn

tin rn.

Rom, 26. Mai. Ani 24. nahm der heil. Vater fi lichen Besitz vom Lateran. Die Straßen, durch welche Zug ging, waren mit Menschen angefuͤllt, und ungengz man kein Militair aufgestellt hatte, so herrschte doch groͤßte Ordnung. Ein fortwaährendes Freudengeschrei n Jubeln des Volks begleitete den Papst vom Qnirinal zum Lateran, wo Se. Heil. beim Eintritt die Schlaͤssel

Basilika empfing, und nach Absingung des Tedeums sich

den Balcon begab und dem Volke den Segen ertheilte. lebhaften Ausbruͤche der Liebe und Verehrung des nh schienen auf Se. Heil. einen tiefen Eindruck zu nh.

Schon am Morgen hoͤrte man auf den Straßen verschhͤn Lieder singen, in welchen frohe Hoffnungen fut t Zukunft auf eine naive Weise an Erinnerungen ß vergangenen Zeiten geknuͤpft waren, und in welch der Name Pius VIII. mit dem von Pius Vll. h bunden, gefeiert wurde. Eine am Tage vorher an schlagene Ankuͤndigung dieser Feierlichkeit enthielt verst

dene wohlthaͤtige Verfuͤgungen. Es heißt darin um

Anderm: „Der heil. Vater hatte, seinem Herzen folgend,

wuͤnscht, bei diesem frohen Ereigniß Alles verkuͤnden zu s nen, was er an milden Spenden (benesicenze) zu denjenih vom 5. April hinzuzufuͤgen sich vorgenommen hatte. Allein beide Ereignisse so schnell aufeinander folgten, so sey es nin moͤglich gewesen, diese wohlthaͤtigen Verfügungen hinlaͤngsf zu pruͤfen. Um indessen so viel zu thun, als er mit Bi keit und Gerechtigkeit glaube vereinigen zu konnen, befehlen

daß ein Kapital zur Unterstuͤtzung armer Geistlichen in deli

birgsgegenden, angewiesen, und daß ein jährlicher Fondt in 1800 Seudi zu Prämien für Kuͤnstler verwendet werde.“ Cn dann wird die Abfassung eines neuen Zoll-Tarifs vero und endlich folgen einige Einrichtungen und Prämien in de zug auf Manufakturen und Ackerbau. Es hat sich unter dem Schutze des Kronprinzen von Preußen ein Inst tut fuͤr archäͤologische Correspondenz gebildet, dessen Direktith unter Vorsitz des Herzogs von Blacas, aus Mitgliedern bo schiedener Nationen zusammengesetzt ist. Dies Institut wih Annalen und monatlich ein Bulletin herausgeben, worin vn allen Ausgrabungen und neu aufgefundenen oder noch nicht h kannt gemachten Alterthuͤmern Nachrichten und Beschreibungel begleitet von Kupfern, und wenn es geschnittene Steine bb Muͤnzen sind, auch von Abguͤssen, geliefert werden sollen. Dl Absicht ist nicht, sich in Streitfragen und Untersuchungen einss sassen, sondern Thatsachen zu sammeln, die ihrer Bedeutch heit und ihres ausgebreiteten Interesses ungeachtet, fuͤr de

1

ger Sicherheit auf den halbjaͤhrigen Dividend von 15 Fl.

Publikum sonst zum Theil verloren seyn wurden. Dit

den Werth,

richten .

du Corps. 4) Eine Anzahl Alcaldes de Real Casa

nz sichert den Annalen einen fuͤr alle Zeiten dauern so wie die Vereinigung so vieler durch Kunst—⸗ be und Gelehrsamkeit ausgezeichneter Manner den glüͤck=

ichen Fortgang der ganzen Unternehmung verbuͤrgt. Das

ste eben bekannt gemachte Bulletin enthaͤlt sehr interessante schten über die neuesten Ausgrabungen in der Gegend und uͤber diejenigen, welche am Forum Roma⸗

um angestellt werden.

Span iJen.

Madrid, 25. Mai. Se. Majestaͤt der König ss körperlich ziemlich wohl, und . am 21. zum ersten Male nen Spaziergang zu Fuß gemacht; auch wird er binnen fntgen Tagen das diplomatische Corps wieder empfangen. IJ. KK. HH. genießen saͤmmtlich des bestens Wohlseyns. Die Leiche J. M. der Königin wurde hier am 18. und 1g in den, von der verstorbenen Koͤnigin Maria Luisa, Mutter des jetzt regierenden Koͤnigs und Gemahlin Carl j, bewohnten Zimmern zur Schau ausgestellt. Die Koͤnig— iche Leiche befand sich in einem bleiernen Sarge, an dessen pheren Theile eine Erystall-⸗Scheibe angebracht war, um bei zer Ueberlieferung des Leichnams an den Praͤlaten im Klo— ß San Lorenzo del Escorial die Gesichtszuͤge unterschei⸗ in zu koͤnnen und die unbestreitbare Gewißheit zu erlangen, ß der, in gedachtem Sarge befindliche Leichnam der der Finigin sey. Während der erwähnten zwei Tage stroͤmten Tausende herbei um dem Andenken der Entschlafenen eine Ihräne zu weihen. Fuͤnf und zwanzig große, sechs Zoll dicke Vachskerzen umgaben das Trauergeruͤst. Der innere Sarg in einem andern von Mahagonyholz enthalten und dieser war mit einer Decke von Goldstoff uͤberjogen. Auf der inen Seite am obern Theile des Geraͤsts saß die Oberhof— eisterin Gräfin v. Bedmar, vier Monteros de Espinosa landen an den vier Ecken und hielten auf Kissen Krone, Scepter ꝛc. Auf der andern Seite stand der Mayordomo

mayor der verblichenen Fuͤrstin, Herzog von Torrejon, vier

Capitains von den Gardes du Corps, und eine große An— ahl Gardes du Corps hielten Wache.

Am 20. Mai fruͤh um 5 Uhr setzte sich der Leichenzug jom Koöͤnigl. Pallaste, und zwar ungefähr in folgender Ord— jung in Bewegung: 1) Das Mustk-Chor der Gardes du Corps. 2) Ein Wappen⸗Koöͤnig. 3) Capitains der .

Orte ebst ihren Alguaziles zu Pferde. 5) Mehrere Hof—⸗-Kaplaͤne. h Sechs Moͤnche von jedem Kloster in Madrid zu Fuß mit sickeln. 7) Der Curas de Palacio zu Pferde. 8) Ein Mönch, heneral eines Ordens und 9) ein Praͤlat, Beide zu Pferde im vollen Ornate und mit Fackeln. 10) Der Pfarrer des Kirchspiels des Pallastes zu Pferde, das große Kreuz tra— gend. 11) Drei Granden von Spanien erster Klasse zu Pferde, in großer Kammerherrn⸗-Uniform. 12) Mehrere Re⸗ gidores von Madrid, Kammerjunker, Gentilhomhbres, Maxyor- jomos de Semana, die Monteros de Espinosa zu Pferde mit Fak⸗ eln. 13) Der Patriarch von Indien zu Pferde. 14) Der Leichnam. 6) Die Oberhofmeisterin. 16) Der Mayordomo mayor der verewigten Königin. 17) Hofdamen, Hoffraͤuleins re. 65, 16, 17 in Koͤnigl. Wagen.“ 18) Eine Schwadron Fardes du Corps.

Die saͤmmtliche Garnison befand sich unter den Waf—

ö. 9 war in den Straßen, durch welche der Zug ging, élfgestellt.

An sieben Orten wurden auf dem Wege nach dem Escu—

lal Messen gelesen und Responsos gehalten, und so gelangte der leichenzug am 20. Abends nach Galapagar und den folgen— den Tag fruͤh um 7 Uhr nach dem Escurigl, wo der Praͤ— at und saͤmmtliche Mönche (160) den Sarg an der gro— hen Klosterpforte in Empfang nahmen, ihn auf den in der Mitte der Kirche errichteten Katafalk trugen und unverzuͤg— lich das Miserere anstimmten. Drei Stunden lang dauerte lie kirchliche Feierlichkeit, welcher die von Nr. 1 bis 18 auf— gefuͤhrten Personen beiwohnten, und zwar stehend, indem nur fuͤr die Granden von Spanien und die Oberhofmeisterin dabourets an der Seite des Sarges in Bereitschaft waren.

In San Ildefonso hat es in den letzten Tagen sehr be— deutend geschneet, und Jedermann heizet ein und entfernt sch ungern vom Kaminfeuer.

Türkei und Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgende Correspon— enz⸗ sittheilungen: „Von der Servischen Graäuze, 22. Mai. In der letzten Woche haben Tuͤrkische Commissionairs fir Rechnung der Pforte mehrere Tausend Metzen Getreide aufgekauft, um Widdin, welches Mangel an Lebensmitteln

abgeführt worden. Alles, was in oͤffentlichen

leiden soll, und deren auch in Ruͤcksicht der daselbst versam— melten Truppen sehr bedarf, damit zu versehen. Auch ist

von Belgrad viel Geschuͤtz und Munition nach Bulgarien Einige hundert Servier sind zu den an der Donau vertheilten Truppen-Corps aufgebrochen, wodurch

rern hinsichtlich der bestehen⸗ den Kapitulation der Servier mit der Pforte gesagt wurde, factisch widerlegt scheint. Aus Thessallen sollen sich 10, 900 Mann Albaneser nach dem Lager des Groß⸗Wesirs in Marsch

gesetzt haben. In Konstantinopel herrscht noch immer Man—

gel an Getreide, jedoch Ueberfluß an Reis.“ Triest, 29. Mai. „Nach Aussage eines in 24 Tagen von Carabusa hieher gekommenen Schiffs-Capitains sollen in Almiro zwei Franzoͤsische Schiffe, welche Oel nach Marseille luden, von den Tuͤrken überfallen und ihrer Baarschaft be⸗ raubt worden seyn. In jenen Gewaͤssern kreuzten blos zwei bewaffnete Griechische Schiffe. Aus Metelino wird vom 28. April angezeigt, daß die Schiffahrt nach dem Gelf von Contessa von den Russen wirklich freigegeben worden sey, und daß auch die Russische Blokade⸗-Escadre vor den Dar— danellen alle Schiffe durchlasse, wenn sie nicht Ladungen von Kriegsmunition oder Lebensmitteln enthielten.“

Der Courrier de Smyrne stellt uͤber die neuesten Schritte der Griechischen Regierung folgende Betrachtungen an:

„„Die Acte der Griechischen Regierung, welche sich auf die

Wahlen fuͤr die bevorstehende National-Versammlung bezie⸗ gen, enthalten zwei Grundgedanken: der eine ist, daß alle Anstrengungen des Praͤsidenten unveraͤnderlich darauf hinge⸗

hen, die Nation vor einer willkuͤhrlichen Regierung und de⸗

ren verderblichen Folgen zu bewahren; der andere, daß eine weise, gemaͤßigte, aber feste und unabhangige Opposition nicht nur zu den Rechten eines Buͤrgers gehoͤrt, sondern sogar zur Pflicht fuͤr ihn wird, wenn er uͤber Angelegenheiten von oͤffentlichem Interesse seine Meinung abgeben soll, und diese von der der Regierung verschieden ist. Indem wir diesem politischen Glaubensbekenntniß des Grafen Capodistrias volle Gerech— tigkeit widerfahren lassen und anerkennen, daß er mit selte⸗ nem Talente den Mangel eines Gesetzes, uͤber die Zusam⸗ menberufung des National⸗Congresses, durch eben so ein fache als angemessene Anordnungen ersetzt hat, so werden wir den⸗ noch die von dem Grafen ausgesprochenen edlen Gedanken erst dann in 3 ganzen Werthe beurtheilen können, wenn er sie durch ihnen entsprechende Handlungen bekräftigt ha— ben wird. Wir wollen uns daher fuͤr heute darauf beschraͤn⸗ ken, eine Frage zu untersuchen, mit der sich, wie es uns scheint, die Volks-Repräsentanten bald nach ihrem Zusam— mentreten zu beschäftigen haben werden. Es ist nothwendig, die Laͤndereien Morea's nutzbar zu machen. Die Beschaf— fenheit dieser . Insel ist fuͤr die Anlegung von Straßen und Kanaͤlen, auf denen die Erzeugnisse des Bodens üach allen Theilen hin verbreitet werden können, besonders guͤnstig. Diese Arbeiten uͤbersteigen aber die Krafte der Griechischen Regierung und man muß daher die Aus— fuͤhrung derselben dem Associations⸗-Geiste uͤberlassen, dessen große Vortheile jetzt allgemeine Anerkennung finden. Da man so große Unternehmungen von den Griechischen Privat— leuten, denen es dazu an den noͤthigen Kapitalien und Sach⸗ kenntnissen fehlt, nicht erwarten darf, so muß man sein Augenmerk auf Auslaͤnder richten. Da Griechenland durch sie feine Freiheit erlangt hat, warum sollte es Anstand neh— men, ihnen auch wichtige Verbesserungen im Innern zu ver⸗ danken? Der Praͤsident hat sich bis jetzt dem Colonisations—⸗ System abgeneigt bewiesen; er will sich auf die Inlaͤnder be— schraͤnken, und scheint eine Vermischung derselben mit den Auslaͤndern verhindern zu wollen. Die Griechen bestaͤrken ihn ihrerseits durch ihre angeborne Abneigung gegen alle An— dersglaubenden in diesem nationalen Absolutismus. Aber

torea hat nur den zehnten Theil der Bevoͤlkerung, die es ernähren kann und deren es zur vollständigen Bebauung sei— nes Bodens bedarf. Der Praͤsident rechnet auf ein allmäͤh⸗ liges Einwandern der Griechen aus den Tuͤrkischen Provin⸗ zen in Europa und von den Kuͤsten Klein Asiens. Er darf aber nicht uͤbersehen, daß die Handels⸗-Verhaͤltnisse noch eine lange Zeit hindurch die Griechen eher nach der Tuͤrkei zie⸗ hen werden als umgekehrt. Man muß also an ein anderes Mittel denken, die Bevoͤlkerung zu vermeh— ren. Das System der Colonisirung durch Bewilligung von Laͤndereien ist zugleich das schnellste und am wenigsten gefaͤhrliche. Es ist eine ungegruͤn dete Besorgniß, daß aus der Einwanderung von Auslaͤndern Nachtheile hervorgehen koͤnnten. Von denjenigen, welche ihre ganze Thaͤtigkeit und ihr ganzes Interesse dem Anbau des Bodens zuwenden, ist am wenigsten ein Umsturz der Staaten zu befuͤrchten; grade

sie sind vor Allem bei der Aufrecht-Erhaltung der Ruhe und