1830 / 6 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 06 Jan 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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daß namlich Rußland dem Franzbsischen Cabinette ganz die Sorge uͤberlassen habe, den an e Souverain Griechen⸗ lands zu wahlen, dergestalt, daß Frankreich durch seine Ein⸗ willigung in die Wahl des Prinzen Leopold seine eigene Po— litik der Englischen untergeordnet haben würde. Jener Ge— sichtspunkt . aber vollig unrichtig, und daher verdienten auch die Argumente des Journal des Débats keine weitere Be— ruͤcksichtigung.

Es heißt, daß Herr v. Montbel der Wahl⸗Kammer in der naͤchsten Session einen Gesetz⸗Entwurf uͤber die Verantwort— lichkeit der Minister vorlegen werde.

Das Civil-Tribunal in Chartres, wo mit dem Anfange des kuͤnftigen Jahres ein neues Oppositions-Blatt erscheinen soll, (S. Nr. 3 der Staats⸗-Zeitung) hat, wie die Tribunale in Niort, Evreux und Moulins, dahin erkannt, daß ein Drucker seine Presse dem Herausgeber einer Zeitung hergeben muͤsse: das Gericht entschied uͤberdies, daß, wegen der Kuͤrze der

eit, das Urtheil sofort und ohne Ruͤcksicht auf eine etwanige

Appellation in Kraft t. eten solle. Paris, 29. Dec. Se. Maj. wollten sich heute nach

Versailles verfuͤgen; wegen der strengen Kaͤlte aber ist Contre— Ordre gegeben worden.

Am 1. Januar tritt der Herzog von Duras als erster Kammerjunker des Koͤnigs an die Stelle des Herzogs von Aumont. Als Garde⸗Hauptmann loͤst der Herzog von Gram— mont den Herzog von Mouchy, und als Major - général der Garde, der Marschall Herzog von Reggio den Marschall Herzog von Tarent ab.

Nad einem Aufsatze der Gazette de Franee darf man annehmen, daß das Ministerium damit umgehe, ein neues Municipal System vermittelst einer Königl. Verordnung ein— zufuͤhren. Fast alle hiesigen Zeitungen sind heute voll von diesem Projecte. (Wir behalten uns vor, morgen einen Auszug aus den verschiedenen Raisonnements zu geben, zu denen jenes Geruͤcht die Pariser Blaͤtter veranlaßt.)

Das hiesige Blatt le Temps enthaͤlt unter der Ueber— schrift „ministerielle Salons“ Folgendes: „Außer den großen Salons der Minister, in denen man sich beobachtet und be— fragt, giebt es einige zwar kleine, aber nicht minder wichtige

Neben Cirkel. Bei den großen Gesellschaften der Minister

selbst herrscht nothwendiger Weise einige Verwirrung; das Gewuͤhl und Geraͤusch derselben erlaubt keine vertraulichen Unterhaltungen; man kann sich in Gegenwart einer Menge unbekannter und neugieriger Gesichter nicht alle seine Gedan—⸗ ken mittheilen. Daher finden auch immer außer den großen officiellen Versammlungen kleinere freundschaftliche Cirkel statt, wo man alle Kraͤfte aufbietet, um die Minister zu unterstuͤtzen, und oft dazu gelangt, sie zu beherrschen. Je mehr man nun erkennt, daß das Ministerium das Resultat einer Cotterie bei Hofe ist, desto haufiger sind auch diese vertrauten Gesellschaften geworden. Es giebt deren jetzt vornehmlich drei; namlich bei Herrn von Frayssinous, bei Herrn von Damas und bei Hrrn v. Rouge. Der Cirkel des Herrn von Frayssinous ist gewissermaßen die Bank der Bischoͤfe; auch einige Laien haben darin Zutritt, unter denen Hr. Clausel de Coussergues der bedeutendste ist. Es kann nichts Interessanteres geben, als diese bischöfliche Unterhaltung auf dem Canapé᷑. Herr von Frayssinous will bekanntlich fuͤr gallikanisch gelten, und hat. sogar Hrn. Lau— rentie wegen seiner ultramontanen Grundsaͤtze abgesetzt; er ist ein unterrichteter Mann, laͤßt sich aber von den Vorur— theilen der Sakristei beherrschen. Nach einem feinen Mit— tagsmahle, wo besonders die Fastenspeisen vortrefflich sind, wird Billard gespielt oder uͤber Politik gesprochen. Man klagt uͤber das jetzige Zeitalter, uͤber die Kammern, die Red— nerbuͤhne und die Fe bedauert die Missionaire und Je— suiten, und leitet dann das Gespraͤch geschickt auf das Ri— nisterium und das Gute, was man von ihm hoffen darf. Es herrscht in diesen Unterhaltungen ein weltlicher Geist, und bisweilen verleiht ihnen der Wein von Ai und Pomars noch großere Offenheit. —er Salon des Hrn. von Damas ist we, gen der persoͤnlichen Stellung desselben beim dereinstigen Thron— erben wichtig; dort ist die ministertelle Umwälzung, an deren trau⸗ r gen Folgen wir jetzt noch leiden, bewirkt worden. In dieser po⸗ litischen Macht des Herrn von Damas liegt etwas Befrem— dendes. Wer erinnert sich nicht seiner untergeordneten Stel— lung unter dem Ministerium Villèle. Wenn man von irgend einer Eigenschaft des Herrn von Damas sprach, so war es gewiß nicht von seinem Geiste, und dennoch sind die toͤdtenden . von hier ausgegangen. Armes Frankreich! Niemand zweifelt an der Rechtlichkeit des Erziehers des Herzogs von Bor— deaux; was sind aber gute Gesinnungen ohne Einsicht? Herr von Damas hat deren nicht . um die Menschen seiner Umgebung zu durchschauen. ein Salon steht allen mittel⸗ maͤßigen Intriguants, von denen die Partei der Eongregation

wimmelt, offen. Auch findet man dort bittende Literaten,

Gelehrte in seidenen Struͤmpfen; diese hatten es sich in den Kopf gesetzt, ein Journal herauszugeben, eine Art von Re— cueil, im Stile der Akademie der Inschriften geschrieben, mit der Eleganz des Herrn von Saint-Martin, der Leichtigkeit des Herrn von Petit-Radel und der Griechischen Gelehrsam⸗ keit des Herrn Raoul-Rochette. Dieses Journal, das nur bei seinen eigenen Redacteuren bekannt war, und das sogar Nie⸗ mand umsonst haben wollte, starb an Entkraͤftung. Man wollte es nun als politisches Blatt wieder aufleben lassen. Herr Abel Remusat, der sich den Franzoͤsischen Ministern durch seine Untersuchungen uber China empfahl, von denen sich uͤbrigens, ohne Zweifel durch Zufall, eine große Anzahl iu der Sammlung der Gesellschaft in Calcutta befindet, (woraus wenigstens hervorgeht, daß Herr von Remusat Englisch versteht) und Herr St. Martin, der die drei— fache Sinecure eines politischen Schriftstellers im Mi— nisterium der auswaͤrtigen Angelegenheiten, eines In⸗ spektors der Arabischen Typen in der Königlichen Buchdrucke— rei und eines Billiothekars beim Arsenal vereinigt, boten sich zu Redacteuren an, und die Herren von Polignac und von Damas glaubten damit die periodische Presse zu vernichten. Der Universel findet aber als politisches Blatt eben so wenig Abnehmer, wie als literarisches. Der Salon des Herrn von Damas ist gewissermaßen an die Stelle des Cirkels beim Herzoge Mathieu von Montmorency getreten; er hat ganz dieselbe Physiognomie; die Contre-Revolution zeigt sich dort nicht in ihrer bi en Gestalt, sondern unter royalistischen Formen, welche einer alten und erprobten Treue zusagen. Der Salon des 6. von Rougé, dessen ehrenwerthein Cha= rakter wir volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, schreibt sich von lange her; auf ihn gruͤndete das Villelesche Ministerium

seine Hoffnungen in der Pairs-Kammer; er war ein Salon

der Congregation und hat seitdem seint Gestalt nicht veräͤn— dert. Alle angesehenen Praͤlaten findet man hier. Treten wir in eine dieser Gesellschaften ein, so sehen wir einen Whistspieler, der die Dietatur vorschlaͤgt, indem er seine Mar— ken verliert; eine alte Herzogin die nur in einem Aufrufe an die Grenadiere zu Pferde und an die Cuirassiere Rettung für den König sieht; in einiger Entfernung entwickelt ein

Mann von dem Schlage des Herrn Cottu seine Theorie uͤber

die Gewalten und thut die Nothwendigkét dar, die Kraͤmer von den Wahl-Collegien auszuschließen. Welche wunderbaren Dinge kann man hier an einem halben Abende hören. So lernt man z. B., daß die Journale die Feinde Gottes und des Koͤnigs seyen, daß Frankreich viel zu aufgeklaͤrt sey, daß es nach den Ansichten des Herrn Syrieys de Mayrinhae zu viel produecire,

endlich, daß fuͤr den Thron nur in den constituirenden Ge⸗

walten Rettung zu finden und daß die ganze Charte im 14ten Artikel enthalten sey. Kurz, in allen diesen Hesellschaften wird unter verschiedenen Formen im Sinne des Ministeriums ge— sprochen⸗!

Das Journal du Com mere will wissen, das Maͤk— ser-Syndikat habe, nachdem von Seiten des Herrn Aguado dieserhalb Einschreitungen bei dem Spanischen Botschafter gemacht worden seyen, beschlossen, die von ihm getroffene Maaßregel, wonach bei Zeitkäufen in der Spanischen Rente sofort eine Baarzahlung von 15 pCt. geleistet werden sollte, vor der Hand noch auf einen Monat auszusetzen. Das ge— nannte Blatt meint, diese Vertagung werde der Spanischen Rente nicht sehr aufhelfen; denn das Wichtigste an jener

Maaßregel, naͤmlich das Urtheil, welches das Syndikat da⸗

durch uber die immerwaͤhrende Spanische Rente gefallt habe,

lasse sich nicht zuruͤcknehmen oder vertagen; auch sey der

Cours der Spanischen Rente an der gestrigen Boͤrse auf 60 und 61 pCt. stehen geblieben. Die Gazette de France meldet, dem Herzoge von Mortemart sey vor etwa 16 Tagen der von ihm gewünschte Urlaub zugefertigt worden, mit dem Anheimstellen, davon Gebrauch zu machen, sobald er, ohne Nachtheil fuͤr den Koͤ— niglichen Dienst, Petersburg verlassen zu können . Ein anderes Blatt (le Temps) hatte namlich unlaͤngst ngezeigt, der gedachte Urlaub sey dem Herzoge verweigert worden. Eben dieses Blatt giebt in einem Aufsatze un—

rer der Ueberschrift: „die Auslaͤnder und die Jacobiner“ den

Wunsch zu erkennen, daß die saͤmmtlichen Europa ischen Machte die liberalen Zeitungen in ihren Staaten verbieten moͤchten,

da dies das einzige Mittel sey, ihren Voͤlkern Ruhe zu ver

schaffen; es sey unbegreiflich, daß dieselben Regierungen, die mit so großer Vorsicht Sanitaͤts⸗Cordons zoͤgen, um ihre Unter⸗ thanen vor der Pest zu schuͤtzen, so wenig die moralische Epi— demie scheuten, die vom Oeeidente aus uͤber ganz Europa ver⸗ breitet werde und tausendmal gefaͤhrlicher sey, als diejenige, die der Orient erzeuge; der Jacobinismus tobte mehr Men—

Zeitungs⸗Etablissements verbunden sind. Vor vielen

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schen, als die Pest; die Lage der meisten Staaten Europas 366 jetzt der Lage Frankreichs unter der Regierung Ludwigs XVI.; uͤberall trete der Ehrgeiz der mittleren Klassen hervor, uberall rege sich ein gefährlicher, philosophischer Geist, uͤberall zeige sich die Sucht nach Neuerungen, und das einzige Mittel, dem Strome Einhalt zu thun, sey, daß man den Voͤlkern die liberalen Blaͤtter unzugaͤnglich mache.

Die Akademie der Wissenschaften hat gestern an die Stelle des verstorbenen Vauquelin den Ehemiker Herrn S— rullas zum Mitgliede gewahlt. .

Man spricht bereits von vier Handels-Gesellschaften, welche das Anlehn der 80 Millionen Fr. uͤbernehmen wollten, naͤmlich ) Herr Aguado; 27) die General⸗Einnehmer; 3) die Herren Dalessert und Sanlot-Baguenault und 4) eine Ge— sellschaft, deren Theilnehmer noch nicht genau bekannt sind. Die General⸗Einnehmer sollen fuͤr die 43 Rente 106 Fr. ge—

boten haben. Die Gazette de France behauptet, die Freisprechung

des Hrn. Bertin sey nur durch eine einzige Stimme, und

zwar die des Herrn Agier entschieden worden.

Die Revue de Paris und nach ihr der Messager des Chambres hatten vor einigen Tagen gemeldet, daß auf dem letzten Balle des Kaiserl. Nussischen Botschafters gam 18ten d. M.) keiner der jetzigen Minister erschienen sey. Die Gazette berichtet jetzt, beide Zeitungen seyen im Irr⸗ thume; denn Herr von Polignae habe an jenem Tage bei dem Grafen Pozzo di Borgo gespeist. Hierdurch wird die Angahe der gedachten beiden Blaͤtter nicht widerlegt.

Die hier aus dem Ertrage milder Gaben gestiftete große Armen-Anstalt ist jetzt der duͤrftigen Klasse geöffnet; schon sind mehrere Bettler darin aufgenommen worden und gestern 6 der Verwaltungs-Rath beschlossen, bei der jetzigen Kalte die großen Saͤle der Anstalt heizen zu lassen, damit die Ar— men aus den verschiedenen Stadt-Vierteln sich darin erwaͤr— men können. .

Der Oberst Fabvier befindet sich seit dem 25sten wieder

in dieser Hauptstadt.

Großbritanien und Irland.

London, 25. Dee. Dem Vernehmen nach wird die mit Untersuchung der Kirchen-Angelegenheiten beauftragte Lommission aus den Bischöfen von Tondon und Lincoln, den

drei Oberrichtern, dem Sir John Nicholl, Sir C. Robinson

und noch einigen anderen Maͤnnern bestehen.

Die neueste Nummer der Westminster⸗Review ent⸗ haͤlt uͤber die Zeitungs-Presse in England einen Artikel, der besonders jetzt, da die Zeitungs⸗Prozesse so viel Aufsehen er— regen, hier mit Interesse gelesen wird. Es heißt darin:

„Von den außerhalb Londons erscheinenden Englischen Zei⸗

tungen enthalten einige der am meisten verbreiteten, von de— nen man mit Recht erwarten duͤrfte, daß sie ihre e gene Meinung haben und auf eine gewisse Weise das Verstaͤndniß ihrer Leser zu leiten verstehen, durchaus keine Original⸗Artikel, und kann man sie als bloße wiewohl auch oft, wegen der guten Auswahl, die sie dabei zeigen, sehr geschickte Regi⸗ ster der Neuigkeiten und Vorfaͤlle ansehen, die in den Lon— doner Blaͤttern mitgetheilt werden. Verwundern wuͤrde man sich eigentlich daruͤber mussen, daß oft große Staͤdte und Distriete in dem großen Zeitungs-Parlamente der menschli⸗ chen Intelligenz gar nicht vertreten sind, wenn man nicht zugleich wuͤßte, welche Umstaͤnde mit der 6 eines

Jahren als noch die Verwaltung jede Art von Tyrannei in 3 ü constituirten Behöoͤrden, von der des Staats-Secretäairs fuͤr das Innere bis zum Constabler eines Fleckens herab, beguͤn⸗ stigte, wurde der Ausdruck liberaler Gesinnungen mit Gefahr fuͤr das pecuniaire Interesse, wenn nicht sogar fuͤr die Per⸗ onen derer, die sich so äͤußerten, verknüpft gewesen seyn. Man gruͤndete daher in den Lanoͤstaͤdten eine Zeitung nur, um ein allgemeines Mittel darzubieten, kaufmaͤnnische Ver, aͤnderungen oder sonst etwas anzukuͤndigen, was das Publi—

kum bedurfte, Bei der Ankuͤndigung wurde ausdruͤcklich ge⸗ sagt, daß alle Urtheile uͤber politische Fragen ausgeschlossen bleiben sollen, oder daß, wenn solsche abgegeben werden, diese

stets im Einklange mit dem Urtheile des Rektors, der Ma⸗ gistrats-Personen und der Corporations-Mitglieder seyn sol⸗ len, welche keine Fehler in einem Dr en, , konnten, unter dem sie weideten und fett wurden. Mehrere der am meisten verbreiteten Provinzial⸗Zeltungen sind auf solche Weise

begruͤndet worden, und in vielen Staͤdten, wo die aufgeklaͤr⸗

teren Begriffe und Grundsaͤtze der neueren Zeit reißende Fortschritte gemacht haben, be nuͤgt sich doch der lesende und

räsonnirende Theil der Einwohner, ein locales Blatt zu be⸗ sitzen, das nichts als prim.

izeigen enthält, oder eine Mei—

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nung kund thut, die nicht die seiner Leser ist. Jede große und fast auch jede kleine Stadt in England, 1 wie mitunter auch in Irland, hesitzt jetzt dagegen ein Abonnements / Lese⸗ zimmer, wo alle Londoner Hauptzeitungen gehalten werden; so daß Niemand, der etwa eine Guinea jahrlich bezahlen kann, ohne Gelegenheit 2 seine Neugier oder Wißbegierde befriedigen zu koͤnnen. Daher kvmmt es, daß dort zuweilen gar kein Begehr nach einem eigenen Blatte eintritt In der Hauptstadt dagegen kann ein speculativer Kopf, der eine woͤchentliche Zeitung herauszugeben wuͤnscht, dies mit einer weit geringern Gefahr, als in der Provinz, ins Werk setzen. Buchdrucker lassen sich fast in je⸗ der Straße auffinden, die willig sind, ein Abkommen auf kurze Zeit versuchsweise zu treffen; eben so leicht findet er literäͤrischen Beistand und um eine Expedition fuͤr sein Blatt braucht er ebenfalls nicht besorgt zu seyn, da es der etablirten Zeitungs-Verkaͤufer in London enug giebt. Ist das Experiment in ein paar Monaten als i lohnend befun⸗ den worden, so errichtet er eine besondere Expedition, chafft sich seine eigenen Typen an und nimmt so auch diesen utzen mit, den er Anfangs gern hat schwinden lassen. Wenn wir alle die Hindernisse bedenken, die dagegen einem Publi⸗ eisten begegnen, der in der Provinz eine Zeitung herausgeben will so ist es in der That noch zu verwundern, daß das „H„Vorwaͤrtsschreiten der Intelligenz“ doch so Manche be— wegen konnte, ihr Capital auf diese Weise zu riskiren.!“ Fast alle unsere Blaͤtter haben sich mehr oder weniger gegen die in diesen Tagen hier gefuͤhrten Prozesse wider das Morning⸗-Journal und den Atlas ausgesprochen, und wollen darin einen Versuch gegen die Freiheit der Britischen Presse erkennen. Die Times sagt, der Redaeteur, Herr Alexan⸗ der, sey ein zu unbedeutender Mensch, als daß er besondere Theilnahme fuͤr sich erregen koͤnnte daß er aber zu solchen Prozessen und Verurtheilungen der Presse die Veranlassung egeben, wuͤrde ihm das Euglische Publikum niemals verzei⸗ en können. Der Globe erklärt: „Die am zweiten Tage gefuͤhrten Prozesse unterscheiden sich wesentlich von dem er— sten Falle, in welchem die Jury ohne Zaudern ein Schuldig aussprach. Der Artikel gegen den Lord⸗-Kanzler enthielt eine Angabe in Bezug auf eine Transaction, welche, wenn sie stattgefunden haͤtte, ihrer Natur nach der Welt verborgen bleiben milßte, während das Blatt glauben machen wollte, daß es dem Publikum Aufschluͤsse daruber zu geben vermoͤge, die es auf anderem Wege nicht erhalten koͤnne. Der Artikel trat als ein Zeugniß auf, nicht als bloßes Raisonnement, oder politische Declamation. Dies Letztere und nichts weiter, blos mit einigen laͤcherlichen Uebertreibungen ausgestattet, ließ sich jedoch in den beiden am darauf folgenden Tage angegriffenen Ar— tikeln erkennen. Die Artikel mogen sehr oft gegen die ge⸗ sunde Vernunft und das Decorum verstoßen; dies sind jedoch Vergehen, die selber ihre eigene Bestrafung enthalten. Dem General⸗Anwald beliebt es, ,, f, daß das Volk un⸗ wissend genug sey, sich durch dergleichen Declamationen irre führen zu lassen, und daß er darum die Verpflichtung habe, als Kinderwaͤrterin der Nation aufzutreten, damit diese nicht rhetorische ier, . Argumente und Bombast fuͤr That⸗ sachen annehme. Dank jedoch der Zeit es ist nun ein und ein halbes Jahrhundert in welcher die Freiheit der Presse mehr oder weniger in England geherrscht hat: diese Sorge kommt zu spät. Die Nation darf vielleicht eher dem Gene— ral⸗Anwald Maäßigung, als er ihr gesunde Vernunft beibrin⸗ gen wollen. Moͤge er sich daher nicht weiter beikommen las— sen, Laͤcherlichkeiten zu verfolgen, die das Publicum doch nicht liest. Als eine solche Lächerlichkeit wird beson⸗ ders der (gestern erwaͤhnte Brief des Herrn Crosbie geschildert, und wird hinzugefuͤgt, daß Niemand wohl geglaubt habe, man werde ein so unsinniges Machwerk vor Gericht ziehen wollen. Der Courier druͤckt ebenfalls

seine Unzufriedenheit aus, jedoch nur daruͤber, daß der zweite

Ausspruch der Jury ) die Angeklagten zwar fuͤr schuldig

erklart, jedoch, in Betracht der fruͤher nie erhoͤrten Aufre—

gung der Zeit, in der der Artikel geschrieben worden, sie der

Gnade des Gerichtshofes empfiehlt. Die Jury, sagt der

Courier, habe auf ihren Eid Versicherungen ertheilt, die sie durchaus nicht vertreten koͤnne; denn wer habe wohl die Auf— regung vergessen, die damals herrschte, als der Prozeß der Koͤnigin gefuͤhrt wurde, als Sir Franc. Burdett ins Ge— faͤngniß kam, als die Unruhen in Spafield, Manchester u. s. w. statt fanden? Auch sey es laͤcherlich die Angeklagten von einem Pasquille gegen die Regierung frei zu sprechen, waͤh— rend man sie doch eines Pasquilles gegen den 4 fuͤr schuldig erklaͤre. Der Courier ist jedoch dasjenige Blatt,

) Siehe das vorgestrige Blatt der Staats⸗-Zeitung.