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welche seit 10 Tagen krank war und sich nach einer Stadt sehnte, wo sie mit Bequemlichkeit ausruhen konnte, entschloß sich, den Landweg einzuschlagen, verließ am 17ten d. M. mit ihrem Sohne und einem katholischen Geistlichen, Herrn Gregoire, Tschesme, und kam Abends in Vurla an. Als die Gesellschaft am andern Morgen ihre Reise fortsetzte, und an einen Ort, Ellyman genannt, drei Viertelstunden vom hiesigen Hafenschloß entfernt, gelangt war, wurde sie von 7 Räubern angefallen, welche ihr, außer dem ganzen Ge⸗ paͤck, das in Waͤsche, Kleidungsstuͤcken, Pretiosen, einem Taschemir⸗Shawl, mehreren Franzoͤsischen Shawls, u. e f be⸗ stand, eine baare Summe von 560 schweren Spanischen Pia⸗ stern abnahmen. Der hiesige Gouverneur ist durch den Fran⸗ ösischen General-Consul, Herrn Adrien Duprsé, von diesem aube benachrichtigt worden und hat nach verschiedenen Rich⸗ tungen hin Mannschaften zur Verfolgung der Raͤuber aus⸗ gesandt. (Im 1 Blatte des Courrier de Smyrne, aus dessen voriger Nummer obige Nachrichten entlehnt sind, erklaͤrt Frau von Saint-Elme, sie habe die Maule seltreiber, denen ihr Gepaͤck anvertraut war, im Verdacht eines Ein—⸗ verstaͤndnisses mit den Raͤubern.) Die von Kell Ahmet angeführten, aufruͤhrerischen Sey— beks sind aus Kassabar vertrieben worden, wobei sie unge⸗ faͤhr 10 Mann verloren haben. Gleich nachdem der Aga die⸗ ser Stadt von ihnen vertrieben worden war und sich nach Magnesia gefluͤchtet hatte, vereinigte der in letzterer Stadt befehligende Jetmi⸗Aga, der die Ankunft Kara Osman Oglu Hadschi Mehemets des gegenwaͤrtigen Oberhauptes der alten Familie der Derebeys, erwartete, 1000 Mann mit den 300, welche der Gouverneur von Smyrna ihm geschickt hatte, und marschirte gegen Kassabar, in welches er am 12. Nov. einruͤckte. Die Seybeks hatten sich im Hause des Gouver⸗ neurs verschanzt und setzten sich zur Wehr, wurden aber von den Angreifenden geworfen und nahmen die Flucht, indem sie 0 von den ihrigen auf dem Schlachtfelde zuruͤckließen. Die Einwohner der Stadt nahmen gar keinen Theil an diesem Gefecht, und sahen der Wiedereinsetzung des Aga's mit Ruhe zu. Die zur Verfolgung der Aufruͤhrer ausgesandten Truppen sind uͤber Baendir und Tira nach dem Bezirke von Aidin marschirt. Kara Osman Oglu Mehemet Aga sammelt in Yaya Kioy Verstaͤrkungen und hat bereits nahe an 2000 Mann Reite⸗ rei zusammengebracht. Auch Nassf Oglu, einer der alten un— ter Kara Osman Oglu stehenden Derebey's, dem die Bewa⸗ chung eines Theils der Asiatischen Kuͤsten anvertraut ist, ruͤ⸗ stet g zum Angriffe auf die Insurgenten, die sich in Aidin und der Umgegend verstaͤrken. — Einem heute hier eingegan— enen Schreiben aus Kassabar zufolge, haben die vertriebenen eybeks dem Gouverneur dieser Stadt sagen lassen, 9. sie ihn am naͤchsten Lets. besuchen wurden. Die Land⸗Miliz wacht unter den Befehlen des Aga s fuͤr die Sicherheit der Stadt. Elez⸗-Oglu, der zuerst von der Pforte Befehl erhielt, gegen die Aufruͤhrer zu agiren, hat, so viel man hier weiß, noch keine Bewegung gemacht, obgleich er mehr als irgend ein anderes Oberhaupt Natoliens die Mittel besitzt, den Fort⸗ schritten des Aufstandes Einhalt zu thun. Ein einziger kraͤf⸗ tiger Streich wuͤrde dieser . Bewegung, an der die Bevölkerung keinen Autheil nimmt, bald ein Ende machen. Die beiden neuesten Blaͤtter des Courrier de Smyrne . zum erstenmale mit einer Vignette erschienen, die einen uͤrkischen Tartaren zu Pferde darstellt; darunter eh das
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Motto: Victrix causa Bis placuit, sed vieta....
1 —
9 scil: Catoni —
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Königliche Schauspiele. Sonntag, 10. Ve. Im Opernhause, auf Begehren: Nurmahal, oder; Das Rosenfest von Caschmir, lyrisches Drama in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Spontini. Im Schaus 1 Erinnerung, Schauspiel in 5 Ab⸗ e, . von A. W. Iffland. (Neu einstudirt. ) ontag, 11. Jan. Im Schauspielhause; Die Royali⸗
sten, Schauspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.
Gedruckt bei g. W. Hayn,
ö —
X
Pomm. Pfandbr.
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Königs stadtsches Theater.
Sonntag, 10. Jan. Die Schwestern von Prag, komi⸗
sches Singspiel in 2 Akten. Vorher: Morgen gewiß! ro—⸗ mantisches Idyll, von L. Becker. .
Montag, 11. Jan. Das Schloß Greifenstein, oder; Der Sammtschuh, Gemaͤlde der Vorzeit in 5 Akten, nebst einem Vorspiel, genannt: Zulima.
Dienstag, 12. Jan. Zum erstenmale wiederholt: Der Diener zweier Herren, Lustspiel in 2 Akten, von Schroͤder, Hierauf: Lebende Bilder. Zum Beschluß, zum erstenmale: Die Getaͤuschten, Lustspiel in 1 Akt.
Berliner Börse.
Den 9. Januar 1830.
Amtl. Fonds- und Geld-Cours- Vettel. (Prei sss. Cour.) rr . —
3 Si. Schuld- ch. 4 101 101 I Schlesische do. Pr. Engl. Anl. 18 1055 1053 Pomm. Dom. do. Pr. Engl. Anl. 22 105 1047 Märk. do. do.
5 5 kKurm. db. mi. G. 1601 Ostpr. do. do. 5
Neum. Int. Sch. d. lol 1003 Rückst. C. d. mk.
10633 id2. do. dg. d. Rm. 100 Zins- Sch.d. Km. dito d. Nm.
Berl. Stadt - Ob. kKönigsbg. do. Elbinger do. Panzdo in Hz. Westpr. Pfdb. A. dito dito B. Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrłf.
393 161 61 1011 Holl. vollw. Due. 102 — Nene dito — Friedrichsd' or loßz 106 NDisconto. Kur-u. Neum. do. 106. 106
. Prersꝗͥ Cour. Wechsel- Cours. Brief. Geld.
& e e T e r e e = = , .
Amsterdam D5 Fl. kurz * T
dito 2 Mt. 1433 143 Hamburg Eur 523 11527 dito 2 Mt. 154. 151 London. 3 nt. 6 289 — Paris 2 Mt. — 182 Wien in 20 Xr. ! . 1045 — Augsburg .. — 1104 Breslau 2 Mt. 997 Leipzig.. ö. Vso. — Frankfurt a. M. . 103 Petersburg BN. 13 Woch. — Rize B. ö 3 Woch. — Warschau 26. Kurz 1001
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 4. Jan.
Oesterr. proc. Netall. i003. Bank- Actien 1545. Part. Ob- lig. 4083. Russ. Engl. Anl. 1018. Russ. Anl. Hamb. Cert. 100.
Frankfurt a2. M., 4. Jan. Oesterr. 5proc. Netall. 1035. proc. 943. Bank-Actien mit
Pi. i534. Partial Gbligationen 1343. Loose mu 100 FI. 181.
ra u, 5. 2 ö . Oeasterr. Sproc. Netall J. roc. Bank · Actien mit Diꝝ, 1333 * vr df 1551. . oo FI. 1811.
. London, 1. Jan. : U 3zproc. Cons. auf , , 956. 3. Russ. 1099. Dunn. 75. Bräsil 72. Fort. 60. Griech. 35. Colümb. 25. Nexic. 26. 27.
Hier bei Nr. 3 des Allgemeinen Anzeigers.
Sachaeteut John. 1 Mitrcdaetenr Cättel.
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
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M 11.
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Amtliche Nachrichten. 36. Krenik des Tages. Abgereist: Se. Excellenz der General-Lieutenant und
Commandeur der gten Diviston, von Grolmann, nach
Glogau.
Zeitungs⸗Nachrichten.
Ausland.
R u ß lan d.
St. Petersburg, 2. Jan. Se. Majestaͤt der Kaiser haben den General⸗Majoren Graf Suchtelen 5., Kladisch⸗ tscheff und Michailoffsky⸗Danileffsky den St. Annen⸗-Orden erster Klasse zu ertheilen geruht; der General-Major Ar⸗ noldi J. und der General? Major Bogdanowitsch J. haben denselben Orden mit der Kaiserlichen Krone erhalten.
Am 27sten des vorigen Monats ist der General⸗A1djutant Demidoff aus Moskau hier angekommen.
In diesen Tagen starb hier der Kaiserliche Hofmarschall
Paul Lassunsky. Das hier erscheinende Journal des Ministerinms des Innern gieht eine amtliche Uebersicht vom Zustande der An⸗
stalten des Collegiums der allgemeinen Fuͤrsorge während «es Jahres 18258, aus welcher hervorgeht, daß diese Anstalten zusammen am Ende des genannten Jahres ein Kapital von 28,553, 855 Rubel Banknoten besaßen, und daß sich in ihren Kassen an deponirten zinstragenden Summen 41,636, 131 Ru⸗ bel Banknoten befanden. Aus einer anderen Uebersicht der offentlichen Wohlthaͤtigkeits-Anstalten ersieht man, daß Ruß— land im Jahre 18238 deren 391 zählte, und daß im Laufe des⸗ selben Jahres 9i,66ß Individuen in selbige aufgenommen und darin verpflegt wurden; von diesen starben 10,085; entlassen wurden 59,381, so daß sich am 1. Januar 1829 noch 2,260 in den Anstalten befanden.
Bis zum 15. December waren in den Hafen von Riga 1438 Schiffe eingelaufen und aus selbigem 1462 abgesegelt.
Die Rordische Biene enthält ein Schreiben uͤber den Zustand des auswaͤrtigen Russischen Handels waͤhrend der letzten 18 Jahre, in welchem es unter Anderem heißt: „Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß in einem Staate, wo der Handel mit Papiergeld gefuͤhrt wird, die Preise aller Waaren von dem Werthe abhängen, in welchem dieses sich zu Gold- und Silbergeld erhaͤlt. Sobald betrachtliche Schwan⸗ kungen dieses Werths in kurzen Zeiträumen statt finden, schwankt auch nothwendig der Werth der meisten Waaren, und die Erzeugung derselben, so wie ihr Absatz leiden dabei; alle Preise werden unsicher, und Waaren⸗ und Geld ⸗ Wucher stellen sich ein, bei welchen der Gewerbfleiß unbemittelter
Producenten und Kaufleute, die den Produkten⸗Handel auf
Kredit treiben, nothwendig zu Grunde gehen muß. Nur
dann, wenn der Werth des Geldes feststeht, koͤnnen die Pereise der
Waaren mit Sicherheit berechnet werden; dann sindet zugleich eine groͤßere Concurrenz der Kaufleute statt, welche sich mit einem kleinen, aber sichern Gewinne bei ihren Geschaͤften begnuͤgen. Der Producent der Waaren und der Consument finden gleichfalls ihren Vortheil bei fest bestehen⸗ den Preisen der Beduͤrfnisse und Waagren, und der Vor⸗ theil dieser beiden ist der wahre Vortheil des Staats. Vergleicht man nun unter diesem Gesichts punkte die Finanz⸗Verwaltung des Russischen Reichs, wie sie in den letzten 5 Jahren statt gefunden hat, mit der fruͤ⸗ heren Verwaltung „ so findet man einen ganz auffallenden Unterschied in der sorgfaͤltigen Bewahrung des Werths un⸗
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Berlin, Montag den 11st Januar
zeichnet sich der Bazar aus; er ist groß,
1830.
serer Banknoten, die die allgemeine Rechnungs-Muͤnze des Landes sind, gegen fruͤhere Zeiten. Während 42 Jahren, von 1781 an bis 1823 haben sich im Werthe der Banknoten ge— gen die Silber-RNubel im Lande und gegen fremdes Geld im auslaͤndischen Wechsel-Course jährliche Differenzen von 10, 15, 24 und 30 Procent ereignet. Von 1824 bis 1828 betrug der Unterschied des Papiergeldes gegen Silber— Rubel zwischen 3 und 13 pCt., und gegen fremde Muͤnze im ausländischen Wechsel-Course in einem Jahre 3, in einem 7, in einem g, und in zweien 12 pCte. Der Preis der Sil— ber-Rubel veraͤnderte sich also waͤhrend dieser 5 Jahre ganz unbedeutend. Im Wechsel-Course mit dem Auslande ruͤhrte das Steigen und Fallen unsers Geldes von dem staͤrkeren oder schwaäͤcheren Begehr nach unseren Produkten her, und es konnten während dieser 5 Jahre, da das Steigen und Fallen der Course langsam erfolgte, nur unbedeutende Wech— sel-⸗Geschaͤfte gemacht werden. Es war in der Finanz⸗Ver⸗ waltung als Grundsatz angenommen worden, den Werth des Geldes, das heißt der Banknoten, auf einem so viel als moglich festen Standpunkte zu erhalten. Der Waarenhandel im In— nern des Reichs, so wie der mit dem Auslande befand sich sehr wohl dabei, und man muß es vorzuͤglich der weisen Be— folgung der getroffenen Finanz-Maaßregeln zuschreiben, daß unser auswärtiger Handel während der letzten 5 Jahre so sehr gedieh. — Die Zoll-Einkuͤnfte des Russischen high
während der letzten 18 Jahre sind, nach den verschiedenen
in diesem Zeitraum geltenden Zoll-Tarifen folgendermaaßen zu Then gekommen: wahrend 5 Jahren nach den Tarifen von 1811 bis 1815 betrugen sie im Durchschnitt jaͤhrlich 23,456,161; waͤhrend à Jahren nach dem Tarif von 1816 jaͤhrlich 39, 584, 947 Rubel; wahrend 2 Jahren nach dem Ta⸗ rif von 1820 jahrlich 5,286,418 Rubel; während 2 Jahren nach dem Tarif von 1822 jahrlich 40,266,747 Rubel, und während 5 Jahren (von 1824 bis 1828 incl.) nach dem veränderten Tarif von 1822 jährlich 56,732,405 Rubel. Vergleicht man die Tarife unter einander, so ergiebt es sich deutlich, wodurch Zunahme oder Abnahme der Zolleinkuͤnfte erfolgen mußten. Je mehr Waaren zur Einfuhr mit . bung einer hoͤheren oder niedrigeren Zollsteuer erlaubt waren, desto groͤßer war das Steigen und beziehungsweise das Fallen der Zolleinnahme; und wenn der Tarif von 1820, bei den aͤußerst niedrigen Zollsaͤtzen wahrend 2 Jahren die Zollein— kuͤnfte um aehr als 26 pCt. vermehrte, so wuͤrde derselbe Tarif, wenn man damals mehrere Waaren, so wie die ses 1824 in Ruͤcksicht einiger geschah, hoͤher besteuert haͤtte, jetzt ewiß mehr als 70 Millionen Rubel eintragen. Durch den arif von 1822 wurde die Einfuhr vieler Waaren verboten, und die Zoll⸗Einkuͤnfte verringerten sich um 20 pCt. 1823 erhoͤhte man den Zoll beträchtlich auf viele Waaren, die in großen Quantitaͤten eingefuͤhrt werden, und ließ spaͤterhin viele verbotene Waaren unter hohen Zöllen zu. Die guten Maaßregeln in der Zoll⸗Verwaltung, um die heimliche Ein⸗ fuhr zu verhindern, und andere zweckmaͤßige Einrichtungen im Zollwesen haben dazu beigetragen, die Zoll- Einkuͤnfte in dem Grade zu vermehren, daß sie waͤhrend der letzten 5 Jahre um mehr als 40 pCt. zunahmen, eine Vermehrung, die zu— gleich den uͤberzeugendsten Beweis von den mehr und mehr zunehmenden Handels⸗Umsaͤtzen des Russischen Reichs liefert.“ Ueber die (letzthin erwaͤhnte) Messe von Irbit enthaͤtt das hiesige Journal nachtraͤglich noch folgende Notizen: „Die Messe von Irbit wird auf einem großen, an r G, een mit Haͤusern besetzten Platz gehalten; an der vierten Seite stroͤmt der Fluß Irbit vorbei. Unter den vorzuͤglichsten Gebaͤuden ichnet — ᷓ 6 Stein gebaut, mit Eisen gedeckt und bildet ein großes Viereck, in dessen Mitte sich noch 8 verschiedene Gebäude befinden; die Ge⸗ sammtzahl der Buden belaͤuft sich auf 238. Am Ufer des Flusses ist vor Kurzem ein großes, aus zwei Stockwerken be—
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