1830 / 13 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 13 Jan 1830 18:00:01 GMT) scan diff

ausgebreitet ist. In der Mitte der Vorderseite derselben

Secretaire und der Protokollfüͤhrer ist wie im alten Saale

3 . Tuche

Besorgnisse erwecke. Die gesetzliche Ordnung und die CTon⸗ tre-Revolution koͤnnen nimmermehr die nämlichen. Gefuͤhle einfloͤßen, und wenn sonach das jetzige Ministerium mit anscheinender Unbefangenheit fragt, was denn seit dem 8. August der Regierung die Herzen entfremdet habe, so darf es nur sein eigenes Gewissen zu Rathe ziehen und die Antwort wird sich von selbst ergeben.“ Die Quotidienne sagt dagegen: „Der Zufall hat ge— wollt, daß die Begebenheiten unserer innern Politik sich dies— mal im Laufe eines einzigen Jahres in zwei Abschnitte thei⸗ len, dergestalt, daß wir hinter einander ein System der Nach— lässigkeit und eine Aussicht zur Besserung, Verluste und den Willen, dieselben wieder gut zu machen, mit einem Worte zwei Reihefolgen von Thatsachen erkennen, die, wie bei einer Buchfuͤhrung, gleichsam das Soll und Haben der Monarchie ausmachen. Sieben Monate sind dazu angewandt worden, den Weg des Verderbens zu verfolgen, fuͤnf, uns wieder von demselben abzubringen. In jenem ersten Abschnitte war die Regierung gegen die Freunde des Koͤnigthums selbst einge— nommen; sie jah sich gezwungen, gegen ihr eigenes Interesse zu handeln, die Besorgnisse, die man ihr zu erkennen gab, mit Verachtung zuruͤckzuweisen, und mitten im Sturme sich den Anschein der groͤßten Sorglosigkeit zu geben; bis endlich das Wort Anarchie zu den Ohren des Monarchen drang und ihn bewog, seine schuͤtzende Hand uͤber Frankreich aus— zustrecken. Sofort ließ man es nicht an Bemuͤhun— gen fehlen, die Stimme des Koͤnigs zu uͤbertaͤuben; man bennruhigte das Volk und machte es mißtrauisch gegen die Erklaͤrung seines Herrschers, deren ganze Macht die Re. volutions⸗-Partei wohl fuͤhlte. Wahrend indeß jene Treulo— sen die Nation zu hintergehen suchten, wuͤnschten die Ge— treuen sich Gluͤck, daß endlich ein neues Ministerium an die Stelle des fruheren trat. Zwei Verwaltungs-Systeme boten sich diesem dar: es konnte, ohne auf das Geschrei seiner Geg— ner zu achten, sich dem Lande durch Thatsachen verkuͤndigen und gleichsam dem Feinde entgegen gehen, um ihn bei seinen Zuruͤstungen zu uͤberfallen; oder es konnte den Herausforde— rungen der Liberalen Ruhe und Wurde entgegenstellen, alle ihre Drohungen verachten, und es dem gesunden Sinne der Menge uͤberlassen, die gegen dasselbe vorgebrachten abgeschmackten Beschuldigungen nach Gebuͤhr zu wuͤrdigen. Es hat diesen letztern Weg gewahlt, und das neue Jahr beginnt unter einer Verwaltung, die kein Vorwurf weiter, als der ihrer Existenz selbst, trifft. Die Annaͤherung des Kampses verkuͤndigt sich bei unsern Gegnern durch Vorbereitungen, worin man den Geist der Unordnung deutlich erkennen kann. In ihren Rei— hen, die aus Maͤnnern von so verschiedenen Ansichten und Meinungen bestehen, ruͤhrt sich schon jetzt der Ehrgeiz: Jeder will die Operationen des bevorstehenden Feldzuges selbst leiten. Andererseits zweifelt man wieder an der Ge— wandtheit der Anfuͤhrer, an dem Gehorsam der Massen, an der Beharrlichkeit bei den eingegangenen Verpflichtungen; man fuͤrchtet, daß das Ministerium, so bald es das wahre Interesse des Landes zur Sprache bringt und nuͤtzliche Ge— setze vorlegt, Abtruͤnnige machen mochte. Die Einen wollen daher, daß man sich dicht an einander schließe und fur alle Friedens-Vorschläge taub sey; die Anderen dagegen mochten lieber den Ministern Gehoͤr schenken und das Gute, das diese

den Kammern vorlegen möchten, bewill gen, um ihnen spater⸗ hin das Budget nichts desto weniger streitig zu machen. So

steht es mit dem Liberalismus; wir wollen aus dieser Un— einigkeit nicht sofort auf einen vollstaͤndigen Sieg der Roya— listen schließen; doch gestattet uns dieselbe, das neue Jahr mit schoͤnen Hoffnungen anzutreten, und wir hatten nicht erwartet, daß die Opposition uns durch ihre eigenen Geständ— nisse schon jetzt dazu berechtigen wuͤrde.“ Der Messager des Chambres enthaͤlt folgende Be—⸗ schreibung des provisorischen Saales der Deputirten⸗Kammer: „um sich eine genaue Vorstellung von diesem Saale zu ma— chen, denke man sich ein laͤnglich-viereckiges Gebaͤude mit ab— gestumpften Ecken. In der Mitte der einen Seite des Vier— ecks 3 sich bie Rednerbuͤhne, hinter welcher sich der in einer Vertiefung stehende Stuhl des Praͤsihenten erhebt; uͤber diesen ragt auf einem hohen Fußgestell die Buͤste des Königs hervor. Die Rednerbuͤhne ist von Brettern errichtet, über welche ein blauer mit gelben Blumen verzierter Stoff sind zwei verschlungene O angebracht. Das Buͤreau der in zwei Theile gesondert, von denen sich der eine zur Rech ten, der andere zur Linken des Buͤreaus des Praͤsidenten be— sindet. Die Vertiefung hinter der Rednerbuͤhne ist mit uͤberhangen; daruͤber befindet sich ein

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ist die allegorische Figur der Gerechtigkeit, links die der Minerva angebracht. Die Baͤnke der Deputirten sind mit gruͤnem Tuche bedeckt, das Holz daran ist mahago— niartig uͤbertuͤncht. Das Centrum, oder die Baͤnke langs der langen, der Rednerbuͤhne gegenuͤberliegenden Seite des

Saales, bildet eine zusammenhängende Masse; nur die hin⸗ tersten Baͤnke sind in der Mitte getheilt, um den Zugang zu

erleichtern. Die Bänke der rechten und der linken Seite, tionen getheilt. Diese Eintheilung wurde durch die Abstumpfung der Ecken des Saales bedingt. Die Bänke laufen uͤberall parallei mit der Mauer und sind, wie sich von selbst versteht, amphitheatralisch aufgestellt. Die rechte Seite, oder diejenige, welche sich zur Rechten des Praͤsidenten befindet, liegt nach dem Quai, die linke nach der Bibliothek der Kammer zu. Der Saal ist ringsherum mit gruͤnen Draperien, bis zur Gallerie fuͤr die Pairs, das Publicum, die Zeitungsschreiber u. s. w. behan⸗ gen. Diese Gallerie laͤuft um den ganzen Saal, mit Aus— nahme der Vertiefung, in welcher sich das Buͤreau des Praͤ— sidenten befindet; sie ist mit karmoisinrothem Stoffe bekleidet, der im Abstich zu der gruͤnen Draperie eine schoͤne Wirkung hervorbringt, und enthaͤlt zwei Reihen Baͤnke. Der Pla— fond ist himmelblau mit rothen Blumenverzierungen gemalt. Die Jonrnalisten haben ihren Sitz dem Buͤreau des Praͤsidenten gegenuͤber; sie werden also dem Redner naͤher seyn, als im alten Saale; uber ihrer Tribuͤne ist, der Symmetrie mit der Verzierung auf der entgegengesetzten Seite wegen, ein Schild mit dem Franzoͤsischen Wappen angebracht, das von zwei die Fama vorstellenden Figuren gehalten wird; neben diesem Schilde befinden sich zwei Figuren, welche den Frieden und die Wahr— heit darstellen. Einen stoͤrenden Eindruck machen die Fen— ster, weil man an ihnen sogleich merkt, daß man sich in

Sie sind viereckig, mehr breit als hoch, und rings um den Saal hinter der Gallerie angebracht. Man wuͤrde eine Werkstatt nicht anders erhellen. Der Saal wird durch zahl— reiche Warmeleiter erhitzt. Wenn einmal Feuer entstehen sollte, so sind die Ausgaͤnge so vielfach und bequem, daß außer dem Verlust des Gebäudes ein Ungluͤcksfall nicht leicht zu befuͤrchten ist.“ .

Außer den gestern genannten Pairs sind im vorigen Jahre aach die Herzoͤge von Damas nnd von Avaray und der Fuͤrst von Chalais, saͤmmtlich Mitglieder der Pairs— Kammer, gestorben. Die Deputirten⸗-Kammer hat auch noch die Herren Lefevre-Gineau, Chenevaz und Galoy durch den Tod verloren. .

(Die Pariser Zeitungen vom ten sind heute nicht hier

.

eingegangen).

Großbritanien und Irland.

London, 1. Jan. Der Globe sagt: „Eine Zeitung hat berichtet, daß der Ausfall in der Accise in dem mit dem 6. Jan, endenden Jahre Eine Million Pfund Sterling be— tragen werde. So weit, als wir unterrichtet sind, konnen wir vorläufig sagen, daß sich der Ausfall im gegenwartigen Vierteljahre auf 199,900 Pfund belaufen wird. Inzwi— schen kann von heute bis zum 6ten d. immer noch eine Aer— derung eintreten, welche die Differenz anders stellt.“

Es ist kurzlich erwahnt worden, daß die Englischen Blaͤ'—⸗— er, in einem Vergleiche des Franzoͤsischen mit dem Engli— schen Gerichts-Verfahren in Hinsicht auf Preßvergehen, dem ersteren unbedingt den Vorzug einraͤumen. Das dabei am Meisten betheiligte Morning-Journal aͤußert sich dar⸗ uber selbst in folgender Weise: „Wehe, wehe! Wie traurig

sieht es um die Ehre und die Wuͤrde unseres freien Landes aus! Wehe, daß fast in demselben Augenblicke Frankreich

triumphiren und England bis in den Staub herabgetreten werden muß! Klar, sonnenklar geht es aus den kuͤrzlich in Frankreich verhandelten Prozessen hervor, daß, wenn unsere Sache, statt vor einen Britischen Richter und vor eine Eng— lische Jury, vor die Richter des Koͤnigl. Gerichtshofes in Paris gekommen ware, wir, eben so wie das Journal des Debars, freigesprochen worden wären. Denn der inerimi⸗ nirte Artikel dieses Blattes war bei weitem heftiger, als der unsrige, und seine Tendenz, den Koͤnig von Frankreich her— abzusetzen, weit minder in Zweifel zu stellen, als die desje— nigen Artikels, dem die Absicht untergelegt wurde faͤlsch⸗— lich untergelegt wurde Se. Maj. den Koͤnig von Groß— britanien herabsetzen zu wollen. In Frankreich ist es jedoch festge⸗ stellt worden, daß Staatsmänner und oͤffentliche Maaßregeln

zum Gegenstande allseitiger Beleuchtung und Pruͤfung gemacht

berechtigt ist; dagegen wurde in England festgestellt, doch

child mit verschlungenem C; rechts von diesem Schilde

wir wollen fuͤr jetzt in der Materie nicht fort

werden durfen, und daß man dieselben uͤberall ö widerlegen

ahren, wenn

(also an den beiden ,. Seiten des Saales) sind in Sec⸗

einem hölzernen, in der Eise errichteten Gebaͤude befindet.

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wir auch ganz gewiß spaͤter wieder darauf zuruͤckkommen wer— den. Wieder und immer wieder wollen wir mit Hamlet un— seren Landsleuten zurufen: „„Seht Euch dieses Bild doch, und dann dieses an!““ Wieder und immer wieder wollen wir sagen: „„Unser Schmerz, der Schmerz vom ganzen Lande mit empfunden.““ Auf die Freiheiten wollen wir dabei hin— weisen, die zu erlangen unsere Vorfahren im Felde ihr

Blut vergossen, im Senate kaͤmpften und auf dem Schaffotte

starben; die zu entreißen, uns zu entreißen Niemanden ge— lingen wird, wenn nicht Feld, Senat und Schaffott wieder der Schauplatz von Scenen geworden sind, die fast dem Ge— daͤchtnisse schon entschwunden waren, als das neun und zwan⸗ zigste Jahr des neunzehnten Jahrhunderts sie noch einmal uns vorfuͤhrte.“ .

Der Tourier scheint einigermaßen besorgt daruͤber zu seyn, daß ein von Franzoͤsischen Blattern schon oft besproche— ner Plan einer Verbindung des Atlantischen mit dem Mit— tellaͤndischen Meere, vermittelst eines durch Frankreich gehen— den Kanales, doch einmal zu Stande kommen duͤrfte, und sucht sich daher durch die scheinbare Unausfuͤhrbarkeit dieses Planes vorlaͤufig zu beruhigen. „Auswaͤrtige Blaͤtter“, sagt er, „haben kuͤrzlich die Zahl der Schiffe aufgefuͤhrt, die jähr— (Ech, wegen des Verkehrs vom Nordwestlichen Europa mit dem Mittellaͤndischen Meere, gezwungen sind, die Straße von Gibraltar zu passiren. 60090 Reisen, heißt es, sollen in jedem Jahre auf diese Weise gemacht werden, und wird hinzugefuͤgt, daß saͤmmtliche Schiffe eine kuͤrzere Fahrt vorziehen wurden, wenn solche durch einen von Bayonne, oder einem andern Hafen des Biscayischen Meerbusens nach dem Mittellaͤndi— schen Meere gezogenen Kanal zu Stande gebracht werden koͤnnte. Wir geben dies zu, wie auch den Umstand, daß, bei hohen Winden, die Bucht von Gibraltar nur einen sehr unsichern Ankerplatz gewaͤhrt was auch die stets sich dort erneuern— den Si s n fn. hinlaͤnglich beweisen und daß es mithin für Frankreich, England und alle mit dem Mittellaͤndischen Meere in Handels⸗Verbindung stehenden Nationen als eine große Wohlthat erscheinen wuͤrde, wenn man beide Meere auf die vorgeschlagene ne Weise mit einander in Verbindung setzte. Allein, kann wohl vernuͤnftiger Weise erwartet werden, daß ein so kost— spieliges Werk jemals von einer kaufmaͤnnischen Gesellschaft unternommen werden duͤrfte? Von Bayonne bis Toulouse, welches der zunaͤchst bezeichnete Punkt ist, wuͤrde die Entfer— nung, wenn man die nothwendigen Windungen des Kanals beruͤcksichtigt, mehr als 200 (Engl.) Meilen betragen; der bereits bestehende, von Toulouse nach dem Mittellaͤndischen Meere fuͤhrende Kanal wuͤrde alsdann ebenfalls einer bedeu— tenden Vertiefung beduͤrfen, um Fahrzeuge aufnehmen zu koͤnnen, die sich fuͤr eine Reise im Mittellaͤndischen Meere e gnen. Der Caledonische Kanal kostet beinahe Eine Million Pfd. Sterl. und ist doch kaum den fuͤnften Theil so lang, als die projektirte Verbindungs-Straße. Franzoͤsische Capi— talisten sind an dergleichen Unternehmungen nicht gewoͤhnt; Englische und Niederlaͤndische aber duͤrften schwerlich ihr 85 zu einer Communications-Linie hergeben, die, vermoͤge ihrer Lage, einzig und allein der Controlle des Franzoͤsischen Gouvernements unterworfen seyn wuͤrde. Was daher auch an dem Plane Verdienstliches seyn mag, so ist es doch vorlaͤu— fig unnuͤtz dabei zu verweilen es muͤßte denn seyn, daß ihm die Franzoͤsische Regierung ihre kraͤftige Unterstuͤtzung ehe.“ .

Deutschlan d.

Kassel, 6. Jan. Ein Ausschreiben des Staats-Mini— steriums vom 20. Nov. 1829 enthalt, daß Se. Koͤnigl. Ho— heit der Kurfuͤrst, in Beziehung auf die Theilnahme an Feuer—

versicherungs⸗Anstalten, Folgendes anzuordnen geruhet haben:

1) Die Aufnahme von Gebäuden, welche schon durch eine auslaͤndische Assecuranz⸗Gesellschaft versichert sind, in die hie⸗ sige General⸗Brandversicherungs⸗Anstalt soll voͤllig unstatthaft

und ohne alle rechtliche Wirkung seyn, so lange jenes Ver—

haͤltniß dauert, dessen Verheimlichung neben dem Verluste der etwa gezahlten Beitraͤge noch mit nachdruͤcklicher polizei— licher Strafe zu ahnden ist. Hinsichtlich der bereits zugleich in der hiesigen und einer auslaäͤndischen Anstalt versichert ste— henden Gebaͤude soll die General-Brandkasse hierselbst ihrer Bestimmung gemaͤß bej eingetretener Brandbeschädigung hoöch— stens nur diejenige Summe zu leisten schuldig seyn, welche

etwa noch zur Deckung des gehoͤrig abgeschaͤtzten und festgestellten

Schadens⸗Betrages nach Zurechnung der einer auslaͤndischen Ge⸗ sellschaft obliegenden Entschaͤdigung i n seyn wuͤrde, nach welchem Verhaͤltnisse daher die Behoͤrden in den betreffenden Faͤllen ebenwohl sorgfäͤltig zu forschen haben. 2) Vom

I. Jan. k. J. an duͤr fen bei auslaͤndischen Assecuranz⸗Gesell⸗

schaften nur diejenigen Gebäude wider Brand versichert wer⸗

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den, welche a) noch nicht bei der hiesigen General-Brandkasse assekurirt sind, und b) außerhalb der Ringmauern einer Stadt liegen, auch uͤber 100 Fuß von fremden Gebaͤuden oder Bau— staͤtten entfernt sind. Im Falle einer unzulaͤssigen Versiche— rung anderer Gebaͤude sollen die Entschädigungs-Gelder,

welche wegen derselben von einer auslaͤndischen Anstalt jemals

gezahlt oder zu zahlen seyn wuͤrden, confiscirt werden, und zwar neben der Bestrafung des Betruges, so oft ein solcher . statutenwidrigen Ueberversicherung zum Grunde liegen wuͤrde.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-⸗Hork, 21. Nov. Einige unserer Blaͤtter enchal— ten fortdauernd Ausfälle gegen Herrn Clay; so liest mam in einem derselben folgende Bemerkungen uͤber ein Mittagsmahl, das Herrn Clay vor Kurzem in einer Stadt in Kentucky gegeben ward, und wo er nach andern Berichten in einer sehr zahlreichen Gesellschaft eine Rede hielt, die mit lautem Beifall aufgenommen wurde: „Herrn Clay's große Reise durch Kentucky, auf der er allenthalben zu Mittage speist und Reden haͤlt, scheint noch lange nicht beendigt zu seyn, und fast sollte man glauben, er wolle seinen fruͤher in Balti— more geaͤußerten Plan, jede Stadt und jeden Flecken des Staates zu besuchen, wirklich in Ausfuͤhrung bringen. Das letzte Fest, das ihm unseres Wissens gegeben wurde, fand in Harrodsburg staͤtt. Man hatte dort die groͤßten Anstrengungen gemacht, um recht viele Menschen zusammen zu bringen. Nach allen Richtungen hin sprengten Couriere, um Alles in Bewegung zu setzen, wobei man zuverlaͤssig hoffte, wenigstens 3005 bis 4000 Personen zum Feste zu vereinigen. Es kamen aber nicht mehr als ungefähr 700 zusammen, von denen die Halfte wenigstens aus bloßen Zuschauern bestand, die zu den An— hängern des Praͤsidenten Jackson gehoͤrten. Wie gewoͤhnlich trank man auf Hrn. Clays Wohl, und wie gewoͤhnlich hielt Hr. Clay eine Rede, mit der er aber diesmal kein Gluͤck machte. Er und seine Partei haben durch dieses Fest gewiß viel in der allgemeinen Meinung verloren. Hr. Clay berief sich häufig auf die Gefuͤhle der Nation, sprach davon, wie sehr man ihn verfolge; dann von den ihm durch General Jackson widerfahrenen Kraͤnkungen, von dem Grundsatz des Hrn. Adams, Niemanden wegen politischer Ansichten zu be— strafen, von seiner Geschicklichkeit zu oͤffentlichen Geschäͤften u. s. w. u. s. w., und bedankte sich zuletzt fuͤr das ihm guͤtigst gegebene Mittagsmahl, mit dem hinzugefuͤgten Wunsche, recht bald das Gluͤck zu haben, mit seinen gastfreien Freunden wieder so zusammen zu treffen. Die Gerichte wurden gegessen, der Whisky getrunken, und Hr. Clay ging am nächsten Mor— gen ziemlich allein nach Hause.“

Der verstorbene allgemein verehrte John Adams (be— kanntlich der zweite Praͤsident der Vereinigten Staaten), hatte in seinem Vermaͤchtniß unter Anderem eine Summe zur Erbauung einer neuen Kirche auf seinem Landsitze Quincy ausgesetzt; diese ist seitdem in einem geschmackvollen Stile von Granit erbaut worden. Im Laufe des vorigen Mona— tes erhielt diese Kirche eine große Zierde durch ein Denkmal von Italiaͤnischem Marmor, das der Sohn des Verstorbenen, der vorige Praͤsident, Herr John Quincy Adams, dem An— denken seines Vaters errichtete.

In lan d.

Berlin, 12. Jan. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Al— brecht, Hoͤchstwelcher am 4ten d. Morgens in erwuͤnschtem Wohlseyn in Koͤnigsberg angelangt und im Koͤnigl. Schlosse daselbst abgestiegen war, hat am folgenden Tage die Reise nach St. Petersburg fortgesetzt. Ueber Hoͤchstdesselben Auf— enthalt in Koͤnigsberg wird von daher unterm 5. d. folgen⸗ des gemeldet. Se. K. H. wohnte gestern der Wachtparade bei und erfreute demnäͤchst den Herrn Erzbischof Dr. Borowski Hochwuͤrden mit einem persoͤnlichen Besuch. Zu Mittag speiste Se. K. H. bei dem Wirklichen Geheimen Rath und Ober⸗Präsidenten, Herrn v. Schoͤn Excellenz, und sodann be— ehrte Hoͤchstderselbe das Theater mit Seiner Gegenwart, wo das Schauspiel: Der hundertjaͤhrige Greis, und das Lustspiel: Eine Freundschaft ist der andern werth, aufgefuͤhrt wurden. Se. Excellenz dor Hr. General-Lieutenant v. Muͤffling, wel— cher am 2ten Jan. in Königsberg eingetroffen war, ist am aäten von da nach St. Petersburg weiter gereist.

Nach einer oͤffentlichen Bekanntmachung der Granmaͤkler zu Koͤnigsberg war der ungefaͤhre Bestand des am Schlusse des vorigen Fahres daselbst lagernden Getreides und der Waaren die⸗ ser Handelsbranche: Weizen 3509 Last, Roggen 7459 Last, Gerste 1556 Last, Hafer 6500 Last, Erbsen, weiße und graue 850

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