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Die ungewoͤhnlichen Witterungs-Erscheinungen des ge— genwaͤrtigen Winters fuͤhren unsern Gegenden manche sonst nur im hoͤheren Norden vorkommende Vögel zu. Am 4. Ja- nuar fielen auf einer offenen Stelle in der Spree bei Koͤpe— nick wilde Schwaͤne, mehrere fremde wilde Enten und ein Paͤrchen des Polartauchers (columhus areticus) ein. Leider wurde nur das Weibchen des letzteren erlegt und an das zoo— logische Museum abgeliefert. Es zeigte eine sehr ungewoͤhn— liche Besiederung.
Zwischen den Doͤrfern Barsikow und Rohrlack, im Rup— pinschen Kreise, bemerkte ein Knabe im Felde einen schwar— jen Vogel, der ermattet im Schnee flatterte und griff ihn mit den Haͤnden. Der Landrath des Kreises, Herr Freiherr von Ziethen, dem das Museum schon eine große Zahl in— teressanter Beitraͤge verdankt, uͤbersandte uns auch diesen, dort Allen unbekannten Vogel. Es war ein Tord-Alk (Alca Torda) im schoͤnsten Winterkleid und von hoͤherem Alter.
Da einzelne Beobachtungen nicht viel entscheiden und nur aus einer großeren Zahl derselben ein Resultat gezogen werden kann, so darf ich den Wunsch nicht zuruͤckhalten, daß von jetzt bis zum Fruͤhling dem zoologischen Museum von aͤhnlichen Faͤllen Nachricht gegeben und wo moͤglich jeder in den benachbarten Provinzen vorkommende fremdartige Vogel eingesandt werde. Auf Verlangen sollen die mitgetheilten Exemplare nach genommener Vergleichung dankbar zuruͤckge⸗ sandt werden.
Am aufmerksamsten duͤrfte man beim voͤlligen Aufgehen des Eises und dem Freiwerden einzelner warmer Stellen seyn muͤssen, indem fruͤhe Ruͤckzuͤgler an solchen sich wahrscheinlich am haͤufigsten einfinden werden.
Lichtenstein.
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Vermischte Nachrichten.
Der Capitain Herbert, dem man eine Menge interessan— ter Details über die hohen Regionen des Himalaya⸗Gebir— ges verdankt, ist im vorigen Jahre bis uͤber den Paß von Dota-Dhoora auf der Graͤnze der Chinesischen Tartarei ge⸗ drungen, der nach der Stadt Gertokh fuͤhrt, wo der größte Markt dieser Gegenden gehalten wird. Jener Paß liegt 17,780 Fuß uͤber der Meeresflaͤche; er ist früher noch nie von Europäern betreten worden. Die dahin fuͤhrende Straße ist nur zwei Monate lang wegsam, die uͤbrigen 10 Monate hin- durch ist sie mit tiefem Schnee bedeckt. Eine ganze Tage—
Reise lang windet sich dieser Weg uͤber Bergruͤcken hin, die
mehr als 1000 Fuß uͤber der aͤußersten Graͤnzlinie aller Ge— straͤuche erhaben sind. Demungeachtet passiren die Taktari— schen Kaufleute diese Straße die ganze Zeit hindurch, in wel⸗ cher sie von Schnee frei ist, und lassen 360,000 Kilogramm Sal und Borax durch etwa 7009 Hammel, die einzigen Lastthiere, deren man sich im Himalaya-Gebirge bedient, transportiren.
Vor Kurzem haben die Engländer in Ost-Indien zwi— schen dem Ganges und der Jumna einen botanischen Gar— ten angelegt, in welchen die Pflanzen gebracht werden sollen, deren Uebertragung nach Enropa nuͤtzlich seyn koͤnnte. Fur diesen Zweck . man einen 6300 Fuß uber der Meeres—
flaͤche erhabenen Ort gewählt, der dem Nordwinde ausge,
setzt ist, wodurch er in der Mitte von Hindostan die Tem— peratur des Suͤdens von Europa erhalt. Unter den in die—
sen Garten verpflanzten Vegetabilien bemerkt uian: einen Seidelbast, die daphne cannalima, aus welcher in Nepaul
Papier verfertigt wird, die sy mplocus vacemosa, ein Strauch,
dessen Rinde bei der Faͤrberei gebraucht wird, eine aus der 6 Mittel⸗A Asiens stammende Kornart, die in ihrem Mutterlande an der Graͤnze der Chinesischen Tartarei 105066 Fuß uͤber der Meeresflaͤche gedeiht, und eine Gerstenart, kordeum celeste, die man im dern aͤrndtet, die 12,000 Fuß hoch sind, also wenig unter den hoͤchsten Alpengipfeln stehen. Diese Getreidearten wer— den im October gesaͤet und reifen gegen Ende Aprils.
Gedruct bei A W. Hayn.
Rur. Gb. i. I. C.
Augsburg ) 2 H.
Himalaya⸗Gebirge auf Fel⸗
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Königliche Schauspiele.
Mittwoch, 30. Jan. Im Schauspielhause, zum ersten⸗
male: Kaiser Heinrich VI., historische Tragoͤdie in 5 Abthei⸗ lungen, von E. Raupach.
Donnerstag, 21. Jan. Im Schauspielhause: Eigne Wahl, Lustspiel in 2 Abtheilungen, von K. Schall. Hierauf: Das
Goͤtzenbild und der Tambour. (Hr. Rozier wird hierin tanzen.)
Die bereits von mehreren Seiten eingegangenen und noch , n, Meldungen um Billets zur ersten Vorstellung der Qper: Die Belagerung von Korinth, und zu den uͤbri— gen Carnevals-Opern bis zum 22. Febr., sollen moͤglichst be⸗ ruͤcksichtigt werden. Die notirten Billets konnen daher im Billet⸗Verkaufs⸗-Buͤreau in Empfang genommen werden, so⸗ bald der Tag der Auffuͤhrung selbst oͤffentlich bekannt gemacht worden ist.
General⸗Intendantur der Koͤnigl. Schauspiele.
Königs städtsches Theater.
Mittwoch, 20. Jan. Mirandolinaä, Lustspiel in 3 Ak— . Hierauf: Der Jurist und der Bauer, Lustspiel in 2
ten.
Donnerstag, 21. Jan. Zum erstenmale: Fortunats Aben⸗ theuer zu Wasser und zu Lande, Zauberposse mit Gesang in 3 Akten, von Lembert; Musik von A. Muller. Die neuen Decorationen sind vom Decorations-Maler Hrn. Blum.
Berliner Börse. Den 19. Januar 1830.
Amtl. Fonds- und Geld- Cours Zettel. ( Prerisss. Cour.) rr, , , rr. G 7
10G 100z zchlesische do. 2 iG) 105 bomm. Dom. do. 5 11 1043 Uärk. do. do. 5 111 1001 Ostpr. do. do. 10997 10909 Rü ckst. C. d. Rm. 76 103 do. do. d. Nmk. — 993 Lins - Sch.d.Kmł. 3 z dito d. Nm. 557 66 1014 1015 Holl. voll. Duc. — 102 * Neue dilo 4 — Ostpr. Piandbrt. 1015 EFriedrichsd or. 2 Pom. Pfandbr. 106 Disconto .... 4 Kur-u. Nenm. do. 106 e
Wechsel- Cours.
Amsterdam . 250 FI. Kurz dito. , n .
Hamburg ?. Kur
dito Lk. 2 Mt. London . 2 Mt. Wien in 26 AOr. . 12 Mt.
St. Senuld- ch. br. Engl. Anl. 18
Pr. Engl. Anl. 22
Neum. Int. Sch. d. Berl. Stadt- Ob. Königsbg. do.
Elbinger do.
Danz . do. in TH XZ. Westpr. Pfdb.A. dito dito B. Cross hz. Pos. do.
E . O O m.
.
2
E t C R ,
Frei s. Cour. Brief. Geld.
Breslau. . Iso.
2 Mt. betersburg BX. 3 Woch. , 100 Rbl. 3 Woch. Warschau — Kurz
Auswärtige Börsen. Hamburg, 16. Jan. Oesterr. 5proc. Metall. 105; 4proc. 9573. Part.-Oblig. 137. Bank Actien 1295. Russ. Engl. Anl. 10985. Russ. Anl. Nam. Cert. 1033. Din. 741. Poln. pr. 1. Febr. 1213. Engl. Neap. 98. Falc. 2.
Hierbei Nr. 6 des Algemeinen Anzeigers.
Unsern auswaͤrtigen Abonnenten wird derselbe durch die naͤchste .. Fahrpost zugesandt werden.
Redaeteur Joh n. Mitredacteur Cottel.
zöge von Maills und von Luxemburg.
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
M 21.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Köoͤnigs Majestaͤt haben dem wirklichen Ober ⸗Con⸗ sistorial⸗ Rath, Probst und General⸗Superintendenten Dr.
Neander hieselbst, die Wuͤrde eines evangelischen Bischofs ;
beizulegen und das desfallsige Ernennungs-Diplom Allerhoͤchst eigenhaͤndig zu vollziehen geruht.
Seine Koͤnigliche Majestaͤt haben geruhet, dem bei der General⸗Commission zu Breslau als Huͤlfsarbeiter angestellten QOber⸗Landesgerichts⸗-Assessor, For ni, den Charakter als Justiz— Rath zu ertheilen. ö
Zeitungs-Rachrichten. Ausland.
Rußland.
Odessa, 2. Jan. Im Laufe der drei letzten Tage hat sich weder in der Quarantaine⸗Anstalt, noch in den Hospitaͤ— lern etwas Bemerkenswerthes zugetragen. Der Gesundheirs⸗
ustand der Stadt ist zufrieden stellend; die Kranken und rdächtigen, die sich in der Hafen-Quarantaine unter der Zahl der von der Pest Angesteckten befanden, sind in die Ab— theilung der Passagiere gebracht worden, wo sie bis zur Been— digung des zweiten Beobachtungs- Termines verbleiben wer— den. Solchergestalt befindet sich seit dem Mai-Monat vori— gen Nhrer die Abtheilung der Pestkranken zum erstenmale ganz leer. . ö 1. diesen Tagen ist der Oberst bei der Garde, Mucha—
noff, hier angekommen, um in der Eigenschaft eines Mih—
mandar (Reise⸗Marschall), die ihm auf Befehl Sr. Maje⸗ staͤt des Kgisers beigelegt worden ist, die Tuͤrkischen Gesand— ten uͤber Moskau nach St. Petersburg zu begleiten. Im Gefolge des Herrn Muchanoff befinden sich mehrere Offictere
und Hof⸗Equipagen; in diesem Augenblicke beschaͤftigt er sich,
um zu Allem Vorbereitungen hn treffen, was den Gesandten die Reise beguem und angenehm machen kann. Auf dem
Wege, den sie nehmen werden, haͤlt man auf jeder Station
gegen 200 Pferde fuͤr sie bereit. Ihre Reise ist auf den ten und 7ten d. M. festgesetzt. „Wir werden sie,“ bemerkt bei
dieser Gelegenheit die hiesige Zeitung, „sehr ungern ab— es
reisen sehen, weil sie durch ihr angenehm etragen und
ihre Hoͤflichkeit sich bie Gunst des hiesigen Publikums erwor⸗
ben haben.“ Vom 27. October bis zum 27. December sind in unse⸗
rer Stadt 83848 Wagen mit 44,779 Tschetwert Getreide an,
gekommen. 3
Frankreich ö.
Paris, 12. Januar. Gestern gegen 12 Uhr Mittags ist der König, in Begleitung des Dauphins, nach Compidghe abgereist. In dem ; Majestaͤt werden übermorgen hier zuruͤckerwartet. .
Heute giebt die Herzogin von Berry im Pavillon Mar—⸗ san einen großen B K
Der König und die Koͤnigin beider Sieilien werden am
1sten k. M. Madrid wieder verlassen, um sich uber Bayonne = höieher zu begeben. Die Gran Be 43 sind be⸗
schafter am Ma⸗ rrn Fon⸗
reits hiervon durch den Französischen drider Hofe in Kenntniß gesetzt worden. Die Gazette de France theilt einen von He
frede, Mitarbeiter des „Indicateur de Bordeaur“ (eines
Oppositions⸗Blattes), abgefaßten und vor einigen Tagen in
Berlin, Donnerstag den 2lsten Januar
agen befanden 25 erdem die Her⸗
Als der g. Aug. erschien, da erho
—— — — ——— — —
1830.
diesem Blatte erschienenen Aufsatz mit dem Bemerken mi daß ihr bisher noch kein Document zu Gesicht gekommen 55 worin die liberale Parthei treffender charakterisirt und deren Plaͤne und. Absichten, Fehler und Irrthuͤmer deutlicher be⸗ zeichnet wuͤrden, als gerade dieses. „Als“, heißt es darin, „das Villelesche Ministerium unsere Angelegenheiten leitete, fühlte Frankreich sich tief verletzt, und es erhob sich der ein⸗ stimmige Ruf: Stuͤrzen wir diefes Ministerium. Da kamen die Wahlen von 18277, und es wurde gestuͤrzt. Die Freude über diesen Sieg machte, daß man sofort alle Regeln der Politik vergaß; umsonst machte ich zur gelegenen Zeit auf diesen Umstand aufmerksam; meine Stimme war zu schwach. „„Ihr befindet Euch““, rief ich den Siegern zu, „„auf einem Wege ohne Ausgang; Ihr uͤbernehmet die Leitung der offentlichen Angelegenheiten, und es fehlt Euch an Mitteln dazu. Ihr schmeichelt Euch, daß das Martignacsche Mini⸗ sterium ein voruͤbergehendes sey. Allerdings, aber nicht einem liberaleren, sondern einem royalistischeren wird es den Platz ein⸗ raͤumen.““ Man hielt mich fuͤr toll, und verfolgte den eingeschla⸗ genen Weg. Als Hr. 8. Polignare wahrend der vorigen Sässion nach Paris kam, da fingen schon Einige an, klarer zu sehen; bis endlich der 8. Aug. den laͤngst beschlossenen Plan zur Aus⸗ führung brachte, Mir kam damals das Erstaunen der libe— ralen Partei höchst seltsam vor. Wie konnte diese sich über ein so unausbleibliches Ereigniß wundern, ohne dasselbe zu⸗ gleich ihrem eigenen volligen Mangel an Klugheit und Vor⸗ sicht beizumessen? Es kemmt mir vor, als saͤhe ich einen Menschen der sich zum Fenster hinausstuͤrzt und sich wundert, daß er zur Erde fällt. Zwei politische Wahrheiten scheinen uns aus den letzten Ereignissen klar hervorzugehen; die erste, daß eine Partei, die das Staatsruder in Haͤnden hat, stets durch ihre eigenen Thorheiten vernichtet werden, und daß man sie daher ruhig ihren Gang gehen lassen muß; die zweite, daß eine Oppositions-Parteĩ niemals, weder direct noch in⸗ direct, das Staatsruder an sich reißen 2 wenn sie dasselbe nicht zu fuͤhren vermag.“ Nach einer naͤheren Entwickelung dieser beiden Maximen faͤhrt Herr Fonfrede fort: „Haͤtte man die Herren von Villéle und von Peyronnet mitten in ihrer Laufbahn nicht gestoͤrt, so wurden sie, von Excessen zu Excessen übergehend, zuletzt unter den Verwuͤnschungen des ganzen Landes dennoch gefallen seyn, und zwar um nie wieder auf⸗ zustehen. Die Haͤupter der Bewegung von 1827 behaupten, daß, wenn man jene beiden Minister noch laͤnger behalten haͤtte, sie zuletzt die Charte vernichtet haben würden. Ist dies wahr oder nicht? wir wissen es Beide nicht; das Rer weiß ich, daß die Franzoͤsische Nation, sey es aus Feigheit oder aus Sorglosigkeit, die Vernichtung der Charte gelitten haben wuͤrde oder nicht. Im ersteren Falle wird diese Gefahr ewig bestehen; denn die Ration muß sich alsdann selbst die Schuld davon beimessen. Ist sie der Freiheit unwuͤrdig, so wird sie solche auch nicht erlangen. Im zweiten Falle it die Gefahr ein bloßes hinge on Die Wahlen von 1827 sind zu viel oder zu wenig gewesen; als eine Willens ⸗Erklaͤrung waren sie zu viel; als ein Vollziehungs, Mittel zu wenig; sie sind der duͤmmste Streich, den eine politische Partei jemals be, gen hat. Mitten unter der moralischen Anarchie, die eine olge des angenommenen fehlerhaften Systems war, ließ die ultra⸗ royal 8 Partei Herrn von Polignac aus London kommen. Dies war ein Fehler von ihrer Seite; die Or ane der liberalen Partei aber machten denselben schnell wider dadurch gut, daß sie durch Aufregung der Leidenschaften den Eintritt jenes Staatsmannes im Laufe der Session verhin⸗ derten. Die Folge davon war, daß dieser Eintritt erst nach Beendigung der Sitzungen er he, was viel schlimmer war. b sich in ganz Frankreich ein einstim⸗ miges Geschrei. Dies that mir aufrichtig leid, denn da ich seit den letzten 15 bis 16 Jahren die Ueberzeugung gewon⸗ nen habe, daß durch dergleichen Federfechterelen die endliche