1830 / 22 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Allen viel schoͤner, als alle Portraite, die wir von ihm in Europa gesehen hatten. Er ist nicht sehr groß, aber fein ge— baut, mit dunkeln feurigen, sehr determinirten Zuͤgen, schwar⸗ zem, stark gelocktem, etwas langem Haar, großen lebhaften Augen, auffallend starkem Backen- und Schnurrbart, voll mi— litatrischen Anstands, und in jeder Miene so wie in der ganzen Hal— tung entschiedene Festigkeit zeigend. Bei der eingetretenen Wind⸗ stille nahm das Kaiserliche Dampfschiff die Fregatte, Imperatrij ans Schlepptau. Bald war so der Eingang in die Bai erreicht. In. diesem Augenblicke donnerten die Forts und Batterieen des Hafens vereint mit allen vor Anker liegenden Kriegsschiffen uns ihr Will— kommen entgegen. Zwei bis dreihundert Schiffe aller Natie— nen lagen in dem ungeheuren Raume vor uns ausgebreitet, mit wehenden Flaggen, vollgedraͤngten Verdecken und schmet—

ternder Musik; auch von den hoͤchsten Masten blickten neu

gierige Matrosen auf das lebenvolle Gewimmel herunter; un⸗ zaͤhlige, von Schwarzen und Farbigen geruderte, mit Blu— men und bunten Baͤndern geschmuͤckte Barken umschwammen und umjubelten das Schiff der Kaiserin, neugierig, ob sie nicht einen Blick der hohen Anksmmlingin erhaschten, oder wenig— stens eine Miene, eine Bewegung, einen Saum ihres Klei— des erblickten. Hinter diesen Schiffen und diesen Barken

winkte uns die herrliche Stadt, der wir ihre Kaiserin hrach—

ten, selbst entgegen, von der riefblauen See umflossen, und im vollen Sonnenglanze blinken) mit ihren weißen Haͤusern, ihren Thuͤrmen, Kloͤstern und Kirchen, mit ihren reizenden, von Landhaͤusern und Kapellen bedeckten Ufern, und dem gruͤ— nen Inselkranze von duftenden Palmwaͤldern bedeckt. Unsere Fregatte warf zwischen einem Englischen Kriegsschiffe und dem Brasilignischen Linienschiffe „Dom Pedro“ Anker. Der junge

Kronprinz von Brasilien und seine beiden Prinzessinnen

Schwestern kamen, um ihre neue huldvolle Mutter und ihre ruͤckgekehrte Königliche Schwester zu begruͤßen. Ihnen folg— ten die Minister, nebst vielen Brasilianischen Großen, so wie die Befehlshaber und Offiziere der im Hafen von Rio be— findlichen Englischen und Franzoͤsischen Seestaationen. Hier— auf war auf der Fregatte Kaiserliche Tafel, wahrend die Hunderte von geschmuͤckten Booten einen weiten dichten

Kreis um das Schiff zogen und das Kaiserpaar jubelnd

empfingen, als es nach der Tafel heraus auf das Ver— deck trat, das es bis zum Abende nicht mehr ver— ließ. So wie es dunkelte, wurden die Stadt, die ganze Umge⸗

bung des Hafens, die Forts und fast alle Schiffe und Bar⸗

ken beleuchtet ein herrlicher Anblick, die tausende von Lam⸗ pen und Feuer weithin uͤber Land und Meer leuchtend. Spaͤt erst trennte sich Don Pedro mit den Kaiserlichen Kin— dern, und kehrte nach Rio zuruͤck. Nachts trat, auf den hei— tersten Tag, Regen ein. Dessenungeachtet ward, nach dem Wunsche der Kaiserin, die auf den folgenden Tag festgesetzte Ausschiffung nicht verschoben, die dann auch gegen Mittag, als der Regen etwas nachgelassen hatte, unter neuem Glanze und Pompe statt fand. Am Arsenal betrat die Kaiserin, ihren Gemahl zur Seite und von glaͤnzendem Hofstaate um⸗— geben, den Boden ihres neuen Vaterlandes. Alle Straßen, durch die der Zug ging, waren voll bedeckt mit den herrli— chen Blumen des Brasilianischen Himmels. Ein Wagen mit acht weißen Rossen zog die Kaiserin, ein . Don Pedro mit Donna Maria und dem Herzoge von Leuchtenberg. Acht je mit sechs Mauleseln bespannte Hofwagen folgten mit dem Brasilianischen, Portugiesischen und Leuchtenbergischen Gefolge; der ganze Zug war umgeben von Kaiserlichen Ehrengarden, ellebardierern, Piqueurs c. Die ganze Bepoͤlkerung Rio s, mit ihren hundert Farbenschattirungen, war herbeigestroͤmt, und draͤng⸗

te sich besonders an den zahlreichen Triumphbogen. An einem der letztern war eine lebende Ceres und Flora aufgestellt, die Blumen und Fruͤchte in den Wagen warfen; ich erhielt von der Flora eine tuͤchtige Handvoll Rosen ins Gesicht. Von allen Balkonen und Fenstern wehten Shawls, bunte Tep—⸗ piche und Tücher herunter. So gelangten wir in stetem Fest⸗ zug zur reich geschmuͤckten Kapelle, in der Alles vereinigt war, was Brasiliens Hauptstadt an bedeutenden Einheimi— schen und hohen Fremden in sich schließt. Während innen in erhebender Trauungsfeier die Hand der Tochter Eugens in die Hand des Monarchen gelegt wurde, der der Einzige ist, den Amerika kennt, und das Tedeum erklang, wurden außer— halb der Kirchenthuͤren, wie dies hier bei allen kirchlichen Ceremonieen der Fall ist, von dem jubelnden Volke alle Ar— ten von Lustfeuerwerk abgebrannt. Seit diesem Tage folg⸗ ten sich in fast ununterbrochener Reihe Revuen, Beleuchtungen, kurz Feierlichkeiten aller Art, und . großeren Festen, die wegen unserer unerwartet schnellen Ankunft noch nicht abgehalten werden konnten, sieht man in

acht Tagen entgegen. Wo die Kaiserin erscheint, besonders

als Ihre eigene und die Meinung aller

Hoffeste, Truppen⸗

wenn das Volk sie zu Pferde an der Seite ihres Gemahls sieht, umgiebt es sie mit tausendstimmigem Jubelruf, und Alles verspricht sich schoͤne Tage fuͤr das junge, aufstrebende Brasilien, wenn man neben der festen, ernsten Maͤnnlichkeit des Herrschers, die Schoͤnheit, Milde und Guͤte der Herr— scherin erblickt.“

Co lumbien.

Im Journal du Commerce liest man folgendes Schreiben Bolivar 's an den General O Leary: „Guayaquil, 6. August. Mein theurer O Leary! die Nachrichten, welche Sie mir geben, machen mir viel Freude, namentlich Ihre Bemerkung, daß ich waͤhrend des Congresses nicht nach Bo—

seine Berathungen, oder daß ich ihn durch meine Gewalt unterdruͤckte, beschuldigen moͤge. Diese Bemerkung ist sehr verstaͤndig und Sie haben wohl gethan, sie mir mitzutheilen. Andere hatten mir auch ihren Rath in derselben Beziehung ertheilt; aber mein eigenes Urtheil rieth mir, noch weiter zu gehen. Das Volk, welches sich durch keine Buͤrgschaft zu— frieden stellen laͤßt, spricht von mir, als ob ich mit Fluͤgeln nach Bogota eilte. Ich bitte Sie, Ihre Bemerkung Verstaͤndigen in Umlauf zu hbringen- Die Sache ist, daß, wenn man mich zu entfernt halten will, man mich in noch groͤßere Verzweiflung stuͤrzen wird, als diejenige ist, in der ich mich schon befinde. Ein Gedanke, den ich Sie wohl zu pruͤfen bitte, ist folgender: Waͤre es fuͤr Columbien, fuͤr

mich und fuͤr das Ansehen der Nation nicht viel besser,

wenn man einen Praͤsidenten ernennte und mich auf den bloßen Titel eines Generalissimus reducirte? Ich wuͤrde um die Regierung herumgehen, wie ein Stier um eine Heerde Kuͤhe. Ich wuͤrde sie so wie die ganze Republik aus allen Kraͤften vertheidigen. Eine solche Regierung waͤre staͤrker, wie die meinige, um so mehr, da meine Kraft zu der innern Kraft dieser Regierung kame, so wie auch die besonderen

Bestrebungen der ihr dienenden Personen.“

„Der Haupttheil der Verwaltung wuͤrde stets vollstaͤndig seyn, ohne daß das Recht und die Autoritaͤt jemals schwaͤcher werden konnte. Diese Regierung wuͤrde durch sich selbst und die Stuͤtze, die ich ihr geben wuͤrde, stark seyn. Sie wuͤrde Einigkeit, Festigkeit und Dauer haben. Sie wuͤrde nicht ge—⸗

Leere hinter sich zu lassen. Anstatt unentschieden uͤber sich und alle ihre Handlungen zu seyn, wie sich das jeden Augen— blick zutraͤgt, wuͤrde sich ein regelmäßiges System des Han⸗

delus organisiren; man wuͤrde vorwaͤrts schreiten, statt rechts und links hin, und die Geschäfte wurden nicht durch so viel

Hände gehen, wie jetzt, ein Umstand, der jedem Dinge eine eigne, wunderliche Farbe giebt. Ich wuͤrde dann auf die Departements wirken, die Unordnungen unterdrücken, und ins Feld ruͤcken, ohne daß ich noͤthig haͤtte, um Er— laubniß zu bitten, die Cabinets-Geschaͤfte zi

„Meine Aufmerksamkeit wuͤrde gaͤnzlich dem Heere und der Anwendung unserer militairischen Kraft gewidmet seyn. Ich koͤnnte mich dann schnell uͤberall hinbegeben, wohin Ge⸗ fahr oder Nothwendigkeit mich riefen; so wuͤrde man jeden Aufstand, jeden ploͤtzlichen Angriff verhuͤten. Die Regierung ware fest begruͤndet, genoͤsse der vollkommensten Ruhe, gesichert durch meine Gegenwart an allen Orten, wie durch eine Wehr mauer, innerhalb welcher innerer und aͤußerer Friede in Sicherheit wohnen koͤnnten. Die Verwaltung wuͤrde ö Hindernisse fortschreiten, die Buͤrger der Wohlthat der Ge— setze genießen und mein Ruf das wieder erlangen, was er verloren hat. So gewännen Columbien und ich viel an Ruhm, Freiheit und Gluͤck. Aber, wenn diese Maaßregeb nicht angenommen wird, so bin ich verloren, so ist Columbien verloren, und in beiden Faͤllen gehen wir alle zu Grunde. Ich kann unter der Last des schimpflichen Argwohns, der mich erdruͤckt, nicht leben. Ein Verzweifelter, dessen geistiger Sporn vernichtet ist, und dessen Hoffnungen auf Ruhe alle

im Staube liegen, kann Columbien keine gesetzlichen Dienste

erweisen. Um Gottes Willen, O Leary! um Columbiens, um meines i. willen, bringen Sie diesen Gedanken in Umlauf. Verschaffen Sie ihm Eingang in das Gemuͤth der Gesetzgeber und bei Jedermann. Ich ermaͤchtige Sie uͤber— dem, ein Rundschreiben voll Kraft und Beredsamkeit uͤber

drucken zu lassen. . 2 ö. Bolivar.“

gota gehen solle, damit man mich nicht des Einflusses auf

noͤthigt seyn, sich wie ich zu betragen und eine ungeheure

zu verlassen.“

gaben unzaͤhliger Falle, in welchen das Chlorgas, seit der Entdeckung seiner Anwendbarkeit zur Zerstoͤrung der Mias⸗

den ist, so wie eine ausfuͤhrliche Andeutung der Umstaͤnde, unter welchen der Gebrauch dieses Mittels von besonderer

den Nutzen, der aus dieser Maaßregel entstehen wuͤrde,

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ö,,

Berlin, 2t. Jan. Die Prinzen und Prinzessinnen des Koͤniglichen Hauses hielten heute Mittag, beguͤnstigt von dem heitersten Wetter, mit einem zahlreichen Gefolge, eine glaͤn— zende Schlittenfahrt. Nachdem die dazu eingeladenen Personen sich gegen 11 Uhr bei Sr. K. H. dem Kronprinzen versammelt hatten, ging der aus 46 Schlitten bestehende Zug vom Koͤnigl. Schlosse aus bei dem Palais Sr. M. des Koͤnigs vorbei, und auf der linken Seite der Linden bis zum Pariser Platz, dann auf der andern Seite wieder hinab, hinter dem Gießhause weg uͤber die Friedrichs, und die Herkulesbruͤcke nach dem Monbijou-Platz, dann durch die Oranienburger— nach der großen Friedrichs-Straße und durch diese zum Halleschen Thor hinaus nach dem, fuͤr Winter-Vergnuͤgungen neu ein— gerichteten Tivoli der Gebruͤder Gericke am Kreuzberge, wo ein Dejenner dinatoire eingenommen ward. kehrtrn die hoͤchsten Herrschaften wieder zur Stadt zuruͤck.

Aus Köln schreibt man: Es ist ein erfreuliches Zeichen,

daß die seit dem Jahre 1826 hier errichtete Sparkasse für Dienst⸗ boten und Handwerker am 1. Nov. v. J. einen Bestand von 7000 Rthlru. hatte, wogegen die Geschaͤfte des Leihhauses sich nicht vergroͤßert haben, sondern als stehend zu betrachten sind. Wer den Zustand der beiden genannten Klassen der Bevoͤlkerung Kölns kennt, muß recht lebhaft der Sparkassen-Anstalt das beste Gedeihen wuͤnschen.

Seit Kurzem haben sich in Köoͤln in mehreren Haͤusern die sogenannten Varioliden gezeigt, die auch im Waisenhause ausgebrochen waren, wo sie jedoch durchgaͤngig gluͤcklich geheilt sind. Auch in dem zwischen Koͤkn und Bonn belegenen Dorfe Wesseling hat sich dieselbe Krankheit gezeigt und einen bösartigen Charakter angenommen, so daß täglich mehrere Menschen gestorben sind. Es sind dagegen bereits die zweckmäßigen Vorkehrungen getroffen worden.

Das Alaunwerk von Moll und Koͤhler in Frießdorf (Kreis Bonn) wird anhaltend thätig betrieben und giebt vie— len Bewohnern der Gegend Nahrung. Dagegen ist die Aus— beute der Braunkohlengruben in Pech und des Bleibergwerks bei Ober⸗Bachem im naͤmlichen Kreise nur unbedeutend.

Unter den in neuerer Zeit zu Duͤsseldorf ausge— fuͤhrten Bauten wird das neue Gebaͤude des Gymnasiums einen der ersten Plaͤtze einnehmen. An der schoͤnsten Straße, der Alleestraße, gelegen, wird es der Stadt eine Zierde mehr verschaffen. So viel hier auch bereits gebaͤut worden, scheint die Lust dazu noch nicht abgenommen zu haben. Im Laufe des Sommers ist abermals eine große Anzahl neuer Haͤuser aufgefuͤhrt, und eine noch groͤßere Zahl alter aͤußerlich verschoͤnert worden.

Vermischte Nachrichten.

Ueber die Anwendung des Chlorkalks zur Zerstoͤ— rung uͤbler Geruͤche und schaͤdlich er Aus důn stun— gen, so wie zur Vernichtung der Stoffe an stecken⸗ der Krankheiten, und einen Apparat, in welchem das Chlorgas zu diesen Zwecken auf eine leichte, bequeme und sichere Art entwickelt werden kann.

Daß das Chlorgas oder oxydirt salzsaures Gas stinkende Ausduͤnstungen faulender organischer Materien und Mias— men zu zersetzen und dadurch unschaͤdlich zu machen im Stande ist, und zu diesem Endzwecke alle anderen bisher , , sauren Daͤmpfe von Salzsaͤure, Salpetersaͤure,

ssigsaͤure uͤbertrifft, wird jetzt uͤberall anerkannt. In einem von dem Professor Herrn Br. Schubarth verfaßten Aufsatz in Webers Zeitblatt fuͤr Gewerbtreibende finden sich die An'

men und Contagien, durch den Franzoͤsischen Naturforscher Guyton de Morveau, mit großem Nntzen angewendet wor—

Wohlthaͤtigkeit fuͤr das praktische Leben, und dazu uͤberall zu empfehlen seyn duͤrfte. Wer mit der Sache noch nicht ge⸗ hoͤrig bekannt waͤre, dem wuͤrde also die Einsicht dieses lehr⸗ reichen Aufsatzes zu empfehlen seyn. Doch scheint es, daß er von mehreren Seiten bereits auf eine zweckmaͤßige Weise en,, ( ö

ie vor einiger Zeit in Boͤhmen ausgebrochene Rinder pest hat nämlich 5. gegeben, daß das Ehlorgas sowohl in amtlichen Blaͤttern, als in . Zeitungen, als ein sichern⸗ des Mittel vor der Verbreitung dieser Landpiage, P wie vor

Gegen 4 Uhr

Thiere und Menschen, die sich entweder durch die Luft oder durch unmittelbare Beruͤhrung des Kranken und desjenigen, was ihn umgiebt, fortpflanzen, empfohlen worden ist. Eine im Amtsblatte der Königl. Regierung zu Liegnitz, Nr. 42, 1829, befindliche amtliche Anleitung enthaͤlt eine mit dem vorerwaͤhnten Aufsatze uͤbereinstimmende Darstellung der Um⸗ staͤnde, wo das Ehlorgas seine wohlthäͤtigen Wirkungen be⸗ sonders zeigt, und bei welchen dessen Anwendung unumgaͤng— lich wuͤnschenswerth ist. Das Naumburger Intelligenz⸗Blatt hat ebenfalls einen (demnaͤchst auch in eine hiesige Zeitung uͤbergegangenen) Artikel aufgenommen, worin auf dieses Mit- tel, als das wirksamste, beste und bewaͤhrteste zur Verhinde⸗ rung der Verbreitung des furchtbaren Uebels, aufmerksam ge⸗ macht wird.

Diese Hinweisungen sind ungemein ruͤhmlich und verdie— nen gewiß dankbare Aufnahme, besonders von den Landwir— then. Auch die darin gegebenen Anleitungen zum Gebrauch des Chlorgases und Chlorwassers, durch Raͤucherung, Benez⸗ zung und Vesprengung der zu reinigenden Räume und Ge— genstaͤnde, so wie zur Erzeugung des Chlorgases auf dem kuͤrzesten Wege, naͤmlich aus dem Chlorkalk, sind allerdings nicht verwerflich, nur mochte dabei zu erinnern seyn, daß die Art und Weise, wie die Entwickelung des Gases geschieht, besondere Erwaͤgung verdient, indem sie nicht einerlei ist, und nach den gemachten Vorschlaͤgen vielleicht fuͤr solche Personen, die mit dergleichen Dingen nicht umzugehen wissen, mit einigen Schwierigkeiten verbunden seyn duͤrfte.

In dem letzterwaͤhnten Artikel wird ldie bloße Ausstel⸗ lung von Chlorkalk mit Wasser, zu einem duͤnnen Brei an— geruͤhrt, in einem Scherben, fur hinreichend zur Bewirkung der Reinigung der Luft in den Staͤllen angegeben. Diese moͤchte aber, nach unserm Dafuͤrhalten, schwer lich dem Zwecke jederzeit ganz vollkommen entsprechen, da die Entwickelung des Chlorgases dabei nur sehr langsam und unvollkommen erfolgen kann. In solchen Fallen, wo es darauf ankommt, eine schnelle und durchdringende Einwirkung auf die Atmos phaͤre hervorzubringen, und den darin verbreiteten Ansteckungs⸗ stoff zu zerstoͤren, wo folglich mit einemmale eine solche Menge Gas entwickelt werden muß, daß diese Zerstoͤrung schnell und sicher erfolgt, ist dies Verfahren offenbar nicht ausreichend.

Hierzu gehoͤrt unerlaͤßlich, den Ehlorkalk mit verduͤnnter Schwefelsaͤure in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich 9 aber jener Ref. diese Art der Entwickelung . zu um⸗ staͤndlich und gefaͤhrlich gehalten, um sie anzugeben und zu empfehlen. Denn wird Schwefelsaͤure, selbst im verdunnten Zustande, mit Chlorkalk in Verbindung gebracht, so wird da—⸗ bei so viel Waͤrmestoff frei, daß irdene oder glaͤͤserne Gefaͤße,

wenn diese vorgenommen wird, sehr leicht zerspringen. Diese

Operation kann sogar in den Haͤnden von Unerfahrenen fuͤr dieselben hoͤchst gefährlich werden, wenn sie 3. , oncentrirten Schwefelsaͤure bedienen wollten, denn es wurde hierbei eine so schnelle und heftige Erhitzung entstehen, daß nicht nur die Gefaͤße zerplatzen, sondern die Masse selbst spru⸗ delnd umher geschleudert werden wurde. Der hölzernen Ge⸗ faͤße aber kann man sich hierbei fuͤglich nicht bedienen weil einestheils die Gefaͤße durch die Schwefelfaͤure jerstoͤrt, an⸗ derntheils aber ein großer Theil der Schwefelsaͤure, durch ihre Einwirkung auf das Holz verloren gehen wurde.

Vichtsdestoweniger bleibt das 6 „die Entwicke⸗ lung des Chlorgases mittelst Schwefelsaure zu bewirken, das⸗ jenige, was die wirksamsten Erfolge . duͤrfte, und es war daher sehr zu wuͤnschen, dasselbe selbst fuͤr den ganz Un⸗ irc, ir h ger , .

er industrioͤse Inhaber von Fabriken chemischer Pro—

dukte hierselbst, Herr Kruͤger, der in den . 3. ten zuerst den Chlorkalk im Großen fabrikmaͤßig bereitet hat und jetzt bei zunehmendem Bedarf jaͤhrlich große Massen da⸗ von absetzt, hat uns ein sehr einfaches und praktisches Ver— fahren mitgetheilt, wodurch der Zweck auf eine ganz leichte und vollkommen gefahrlose Art erreicht wird. Derselbe hat naͤmlich Flaschen von dünn gewalztem Blei in derschiedenen Groͤßen anfertigen lassen, wovon die kleinsten 2 Pfund wie⸗ gen, und so viel verdünnte Schwefelsaͤure und Chlorkalk sassen, daß damit ein Raum von 0h60 bis 1500 Kubitfuß fo stark mit Chlorgas angefüllt werden kann, als dazu erforder⸗ lich ist, die darin befindliche Luft gänzlich damit anzuschwan⸗ gern und umzuaͤndern. n,,

Diese Gefaͤße haben ungefaͤhr die Gestalt eines eee. Kolbens, widerstehen der Einwirkung der Schwefelsäͤure und des Chlorglases sehr lange Zeit, und sind dem Zerspringen nicht ausgesett. Sie eignen sich also vollkommen dazu,

die Schwefelfaure darin mit Wasfer zu verduͤnnen, und den

Ehlorkalk hinzuzusetzen, und passen um so mehr fuͤr den all⸗

allen anderen ansteckenden Seuchen und Krank heiten der

gemeinen Gebrauch, da sie sehr wohlfeil sind. Man verfährt