1830 / 22 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Darmstadt, 14. Januar. In der gestrigen (2..) Sitzung der Zten Kammer der Landstände wurde unter An— derm ein Antrag des Abgeordneten Elwert, die Gesetze wegen Verwandlung fiscalischer und Privatzehnten betreffend, vor⸗ gelegt und an den Aten Ausschuß verwiesen.

In der heutigen (25.) Sitzung legte der Großherzogliche Geheimerath Knapp einen Gesetz-Entwurf uͤber die Eintrei— bung der Ausstaͤnde der Gemeinden, Kirchen, milden Stif⸗ tungen 2e. in der Provinz Rheinhessen vor. Der 2te Aus— schuß berichtete uͤber den Gesetz⸗Entwurf, Abänderungen und Zusaͤtze zur Gemeindeordnung betreffend. Sodgnn wurde Aber die Verwaltung der Hauptrestkasse, uͤber die Verwaltung des Staatsschuldenwesens, und uber den Antrag des Abgeord— neten Glas, das Roͤsten des Flachses in Fischwasser, betreffend, Berathung gepflogen. Hierauf nahm die Kammer 1) den

Geletz Entwurf uͤber den Ankauf der fiscalischen Grundrenten Ordens Ka 1.6 6 14 * Phllippinischen Inseln, General Ricafort, ist vor einigen Zeit nach Spanien zuruͤckgekommen; den Ober-Befehl daselbst

in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen mit einigen, der Regierung als Wuͤnsche vorzutragenden Modificationen,

ell

so wie 2) den Gesetzes⸗Entwurf über die Zusendung unbestell⸗

ter Lotterie⸗Loose unverandert an. 3) Auf deu Antrag der paire, Rath Ambassade hiersetbst, ist seit einigen Tagen von seiner nach Frankreich unternommenen Urlaubsreise zurückgekehrt. Am

Abgeorneten E. E. Hoffmann und Helmrich beschloß die Kam— mer, daß die Staats-Regierung ersücht und ermaͤchtigt wer— den solle, a) in ganz ausgezeichneten Ungluͤcksfaͤllen den Pflich— tigen fiscalischer Grundrenten im Wege der Gnade billige Nachlässe zu gewaͤhren und alle im Laufe einer Finanz-Perxiode bewilligten Nachlaͤsse mit dem Vortrage uͤber die Finanz, Ver—

waltung dieser Periode den Standen vorzulegen, b) mit den Zehntpflichtigen auch uͤber theilweise in Geld bestehende Zehnt⸗— rehnten uͤbereinzukommen.

Oesterreich.

Die privilegirte Schlesische Zeitung vom 18ten d. M. meldet in einem Schreiben aus Wien unter Anderm Folgendes: „Der paͤbstliche Nuntius, Marquis von Spinola, soll, wie das Gerücht geht, unsere Staaten verlassen. Als Grund hiervon giebt das Geruͤcht an, er habe gegen die Beisetzung der verstorbenen evangelischen Fran Erzherzogin Henriette in der Kaiserl. Familiengruft Protestationen bei 9 erhoben, und sich dadurch sehr unbeliebt gemacht.“ Ber Coörrefpondent von und fuͤr Deutschland be— richtet aus einem in dem „Inland“ enthaltenen Schreien aus Wien uͤber denselben Gegenstand mit Mehrerem auch Nachstehendes: „Nur das ernste Wort des durch sein Alter, durch seine vielen Tugenden und durch seine großen Geschicke gleich ehrwuͤrdigen Monarchen: „„Sie hat in Liebe mit uns gelebt, sie soll auch in Liebe unter uns ruhen!“ sicherte der unvergeßlichen Verewigten das gebuͤhrende Grab.“

Spanien. .

Madrid, 30. Dec. Ihre Majestaͤten der Konig und die Königin, so wie auch Ihre Koͤnigl. Hoheiten genie— ßen des vollkommensten Wohlseyns, jedoch mit Ausnahme des Infanten Don Carlos, der am verflossenen Montage ausgefahren war, und einem Priester mit der Monstranz begegnete, welchem er sogleich seinen Wagen überließ und mit unbedecktem Haupte, eine Fackel ergreifend, eine sehr lange Strecke Weges zu Fuße neben dem Wagen herging, und sich bei dem seit vier Tagen herrschenden, mit stetem Nordwinde begleiteten strengen Frostwetter eine bedeutende Erkältung zuzog; Se. Köoͤnigl. Hoheit huͤtet zwar noch immer das Bette, befand sich jedoch gestern Abends um Vieles bes⸗— ser. Der . und die Königin beider Sicilien sind am Asten d. M. nach dem Köoͤnigl. Lustschloß San Lorenzo del Escorial gereist, wohin Tages juvor eine Abtheilung der Königl. Garde marschirt war, um bei Ihren Majestaͤten den Dienst zu verrichten. Wegen der n, , seit vier Tagen eingetretenen Kalte hatten, dem Verlauten zufolge, Ihre Majestaͤten dem Vorhaben, zugleich auch das Lustschloß Dan Ildefonso zu besichtigen, entsagt. Die Kaͤlte ist bis jetzt frh um 7 Uhr 9 S gestiegen, und hat selbst Nach⸗ mittags um 5 Uhr 4 bis 55 Reaumur betragen. Auf dem großen Bassin in dem Park des Buen Retiro hatten sich estern und heute mehrere Schlittschuhlaͤufer eingefunden; e. Katholische Majestaͤt begaben sich gestern in Begleitung

Hoͤchst Ihres juͤngsten Bruders, des 86 Don Franeisco,

nach dem Retiro, und sahen dem Schlittschuhlaufen zu. Der bisherige erste Bureau-Chef im Ministerinum der aus— waͤrtigen Angelegenheiten, Herr Usoz y Mozi, ist zum 2ten

und Herr

An des Erstern Stelle tritt Herr Luis Castillo, zuletzt Mi— nister⸗Resident iu Konstantinopel. An die Stelle des ersten Ambassade⸗Seeretairs in Paris, Herrn Cavia, welcher den Posten eines Königl. Spanischen Geschaͤftstraͤgers in Kopen⸗

letztern 37 Realen. In

z arramendi, bisheriger Direktor des Chaussee⸗ wesens ꝛc., zum 3Zten General⸗Post⸗Direktor ernannt worden.

hagen erhalten durfte, wuͤrde in diesem Falle Herr Calderon de la Barca, jetzt Secretair im Departement der auswaͤrti⸗ en Angelegenheiten, treten; Andere bezeichnen hierzu Herrn avira, welcher kurzlich mit Labrador in Neapel war und ein Verwandter von Grijalba ist. Der Justiz-Minister Calomarde, welchem der Orden des goldenen Vließes

*

verliehen worden ist, hat das Großkreuz eines, und der

Kriegs-Minister, Marquis de Zambrano, das Großkreuz zweier Sicilianisch-Negpolitanischen Orden erhalten. Don Joaquim Severino Gomez, ehemaliger Portugiesischer Ge⸗ schäftstraͤger, ist mit dem Koͤnigl. Spanischen Orden „Ysabel la Catolica“, Großkreuz, decorirt worden. Der Graf Fi—

gueira, Gesandter Dom Miguels, hatte bereits bei Gelegen—

heit der Spanischer Seits erfolgten Anerkennung dieses Prin—

zen als Konig von Portugal das Großkreuz des Spanischen

Ordens Karls III. erhalten. Der General-Capitain der

führt jetzt interimistisch der General Don Pasqua Enrile. Der Graf Beaurepaire, Rath bei der Koͤnigl. Franzoͤsischen

Weihnachts-Abend ermordeten drei Koͤnigl. Freiwillige in ei— nem Weinhause einen zu den hiesigen Stierfechtern gehörenden Banderillo. Am Abend des folgenden Tages wurde ein Mann auf oͤffentlicher Straße unter den Balkons der Wohnung des Koͤnigl. Säͤchsischen Geschäftsträgers ermordet. Madrid, 1. Januar. Gestern sind JJ. Siei⸗ lianische Majestaͤten vom Escurial zuruͤckgekehrt. Ohnerachtet der bedeutenden Schnee⸗Massen, welche die, jenes Kloster um⸗ gebenden Berge bedeckten, ist Se. Majestaͤt der Koͤnig bis auf den Gipfel einer bedeutenden Anhoͤhe geritten, wo ein

großer Armsessel aus einem Granitblock verfertigt steht,

auf welchen Philipp II., König von Spanien, der Tradition zufolge, sich taͤglich zu setzen pflegte, um die Arbeiter bei dem Bau des Escurial zu beobachten, mit welchen die ganze um⸗ liegende Gegend angefuͤllt war. J. M. die Koͤnigin von Neapel hat sich ebenfalls bis auf gedachte Hoͤhe in einer Sänfte tragen laͤssen. Wir befinden uns in diesem Augen— blick seit drei Posttagen ohne Nachrichten aus dem noͤrdlichen Spanien, aus Frankreich und den weiter noͤrdlich gelegenen Ländern. Ein, vom Banquier der Spanischen Regierung in

Paris, Herrn Aguado, hier so eben angelangter Courier ver—

sichert, daß er nur mit Lebensgefahr durch die fuͤrchterlichen Massen von Schnee und Eis in den Gebirgen von Somo⸗ Sierra und Salinas einen Weg gefunden habe. Die Brief— Post hat er unterweges mit einer Begleitung von 40 Mann angetroffen, welche dem Post-Carxriol einen Weg bahnten. Seit Menschengedenken soll nicht so viel Schnee und zwar so plötzlich gefallen und nicht so viel Eis in den noͤrdlichen Provinzen in Spanien gesehen worden seyn, als in diesem Jahr. Nachdem es naͤmlich viele Tage ununterbrochen gereg— net hatte, fror es in einer Nacht so stark, daß alles Wasser auf den Landstraßen und in deren Umgebungen in Eis ver— wandelt wurde. Seit acht Tagen ist die Kalte in Madrid, obschon sie noch nicht 8 oder 9. Reaumur uͤberschritten hat, fast unerträglich, zumal im Innern der Haͤuser, welche, einige Hotels und den Koͤniglichen Pallast ausgenommen, so schlecht gegen die Kälte geschuͤtzt sind, daß es bei den landesuͤblichen Waͤrme⸗Gefäßen, unmoͤglich wird, die Finger zumal beim Schreiben gegen das Erstarren zu sichern. In diesen ven Metall verfertigten Gefaͤßen liegen 12 Pfd. brennender Holz— kohlen, die ungeachtet aller dabei angewandten Vorsicht, doch immer den Kopf des Ungluͤcklichen, der sie gezwungenerweise

in seiner Nachbarschaft dulden muß, mit schaͤdlichen und immer

die fuͤrchterlichsten Kopfschmerzen verursachenden Duͤnsten um⸗ nebeln. Kohlen und Holz sind uͤberdem sehr theuer hier, und kostet die Arroba“) der ersteren 6 bis 7 Realen“) und des llas, einem Dorfe, zehn Meilen von Madrid, hat sich eine so große Anzahl von Wolfen ein— efunden, daß nach Sonnen⸗-Untergang (4 Uhr) keiner der En e. es wagt, sein Haus zu verlassen. Ein Oelhaͤndler, welcher mit einein Maulthier und einem Esel, beide mit Hel beladen, von Dorf zu Dorf a . pflegt, ist, nebst den beiden Lastthieren, von den d J. aufgefressen worden. Im verflossenen Monat November sind im Freihafen von Cadix un, 137 Schiffe an Gehalt 87947 Tonnen und von da ab ausgesegelt 102 Schiffe mit 4070 Tonnen Ladung.

24 Berliner Pfund. 915 Silbergroschen ; . Beilage

fuͤhrt und zum Theil mit der Leitung dieser Flotti

Auf 6 Millionen Talaris. Dabei sind einige hunderttau Ardebs Getreide nicht mitgerechnet, die in diesem Jahre nicht

Madrid, 4. Januar. Noch fehlen zwei Fran— zoͤsische Posten. Se. Katholische Majestaͤt haben den Mi— nister der Marine Salazar ermaͤchtigt, bis zur voͤlligen Wie⸗ derherstellung des dem Ministerium der auswaͤrtigen Angele⸗ genheiten seit 1826 interimistisch vorstehenden Herrn Salmon das gedachte Ministerium interimistisch zu verwaltrn und hat Herr Salazar das diplomatische Corps von jener Verfuͤgung vermittelst eines Circular⸗Schreibens in Kenntniß gesetzt. Der Kriegs-Minister Zambrano und der Finanz-Minister Balle⸗ steros, welche vor Kurzem die Einladung zu einem Mittags— mahle bei dem Franzoͤsischen Botschafter ausgeschlagen hatten, haben sich auf erfolgte Einladung bei dem Prinzen Partanna, zu einem Diner eingestellt.

Turkei.

Smyrna, 13. Dec. Der hiesige Courrier meldet:

„Der Ritter von Wallenburg, Secretair bei der Oesterreichischen Internunciatur an der hohen Pforte, hat von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Großherzog von Toskana den St. Josephs-Or— den erhalten. Herr Dumont, ein junger Arzt aus Paris und Mitglied der Commission, die unter Leitung des Herrn Pariset Aegypten und Syrien durchreist hat, befindet sich

seit acht Tagen hier; er will nach Konstantinopel gehen.

Der zum Gouverneur von Smyrna ernannte Yussuf Pascha ist vor langer als einer Woche hier eingetroffen. Man hegt die schoͤnsten Hoffnungen von seiner Verwaltung, die auf der Insel Chio tre fich gepesen ist.“

Derselbe Courrier giebt in seinem heutigen Blatte

uͤber den weitern Verlauf des Aufstandes der Seybeks fol—

gendes Schreiben aus Magnesia vom 7. Decbr.. „Am Morgen des 4. d. Monats brach JYJetim-Aga, Neffe Kara— Osman-Oglu's mit etwa 3000 Mann auf, nachdem er von seinem Oheim Befehl erhalten hatte, die Aufruͤhrer anzu— greifen und Aidin, wo er als Aga angestellt werden soll, wieder zu nehmen. Er hat sich nach Caraulagng und von da nach Cassabar gewendet, wo er einige andere Truppenab⸗ theilungen zusammengezogen hat, mit denen er in Salickly angekommen ist. Da Hetim hier nur eine kleine Anzahl der Rebellen fand, so forderte er sie auf, sich zu ergeben, und ließ sie auf ihre Weigerung angteifen. Nach schwachem Wi— derstande verließen sie ihre Stellungen mit einem Verluste von 12 Todten und 11 Gefangenen. Die Koͤpfe der Gefal— lenen, so wie die Gefangenen, sind an den hiesigen Gouver— neur geschickt worden. Zehn der letzteren wurden gestern auf den verschiedenen Platzen aufgehangen; nur ein einziger ist frei gelassen worden, weil der Gouverneur ihn nach Aidin

schicken will. Die Tuͤrkischen Truppen haben nur einen Todten

und einige Verwundete verloren.“

Aegypten.

Der Courrier de Smyrne enthaͤlt folgendes Schrei— ben aus Alexandrien vom 18. November: „Die Schiffe der Ottomanischen Flotte, welche sich nach der Schlacht von Navarin hierher gefluͤchtet hatten, sind unter dem Befehl eines von der Pforte hierher geschickten Arnautischen Offi— ciers, Ibrahim⸗Pascha, nach Konstantinopel unter Segel ge— gangen; es sind ihrer 12, und zwar ein Linienschiff, 4 Fre— gatten und 7 Briggs. Diese Flotte wurde von 8 Aegypti schen Fahrzeugen (3 Fregatten, 4 Briggs und 1 Goelette) begleitet, die von dem Hafen⸗-Intendanten Mutus-Bey be— fehligt werden; als Rathgeber steht ihm Herr Besson zur Seite, ein franzoͤsischer Officier, der eine der 3 . ge⸗

e beauf⸗ tragt ist. Wie man sagt, sind 590,000 Talaris mit dieser Gelegenheit als Abschlag auf die Summe, welche der Vice— Koͤnig zu der Russischen Contribution n , 6 an die Pforte abgesandt worden. Die Aegyptischen Schiffe werden, wie es scheint, nur bis Tenedos mitsegeln und dort umkeh—

ren, indem sie sich den Kuͤsten der Europaͤischen Haͤfen naͤ—

hern, um die Mannschaft zu uͤben. Den durch die Niluͤber⸗ schwemmung angerichteten Schaden schatzt man a end

verkauft werden durfen, damit es nicht an Brod und an dem

ndͤthigen Saamen fuͤr die naͤchste ARerndte fehle. Di Baum⸗

wollen Aerndte wird kaum 100,000 Centner betragen, und wie es heißt, hat der Vice⸗Koͤnig bereits einen bedeutenden Theil derselben als Buͤrgschaft fuͤr eine Anleihe verpfaͤndet, die

er zu machen gedenkt, um seine Geldsendungen an die Pforte

beschleunigen zu koͤnnen. Die Franzoͤsische Kriegsbrigg „Eclipse“, welche Toulon am 1sten d. M. verlassen

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung K 23.

hat, ist mit Herrn Hudder, dem Adjutanten des Franzoͤsischen Botschafters in Konstantinovel, an Bord hier är, . derselbe uͤberbringt dem hiesigen Consul Frankreichs Herrn Mimaut eine Depesche. Herr Hudder soll mit einer Mission beauftragt seyn, uͤber deren Gegenstand bis jetzt noch nichts verlautet hat. Bald nach der Ankunft des Schiffes hatte

r. Mimaut mehrere geheime Unterredungen mit dem . Koͤnige. Dieser reist morgen ab, um einige Dorfer zu be⸗ suchen und dann nach Cairo zu gehen. Sein Sohn Ibra— him Pascha, auf dem die Regierung jetzt fast ganz allein ruht, scheint noch einige Zeit hier verweilen zu wollen. Die Zoll⸗Einnahme ist in Folge eines kleinen Intriguen⸗Kampfes, an den man hier zu Lande gewoͤhnt ist, abermals in andere Hände gekommen. Eine neue Gesellschaft von Kreolen hat Vhh Beutel mehr geboten, als die bisherige Pacht betrug, und Ibrahim Pascha ließ vor 44 Tagen bei seiner Ruͤckkehr hier⸗ her in voller Divanssitzung ein Dekret einregistriren, durch welches die Zoll⸗Einnahme den neuen Submittenten uͤberge⸗ ben wird. Da Boghos mit dem ersten Submittenten-Verein in Verbindung stand, so glaubt man, daß seine Gunst einen Stoß erlitten habe.“ ̃

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-⸗York, 9g. Dec. Unsere heutigen Abendblaͤtter enthalten die Botschaft des Praͤsidenten, die durch einen Ex— pressen von Washington innerhalb 16 Stunden hier anlangte. Der Ueberbringer derselben hatte das Capitol am Sten Mit⸗ tags verlassen und nach Zurücklegung einer Strecke von 248 Meilen um 33 Uhr heute Morgen die Stadt Jersey erreicht; von New-Brunswick, das 33 Meilen von hier entfernt ist, langte er bei uns in einer Stunde und 42 Minuten an. Ueber die Botschaft selbst laßt sich die hiesige Abend po st folgendermaßen aus: „Die Botschaft wird die allgemeine Theilnahme und die gespannte Erwartung, mit der man ihr entgegen sah, nicht taͤuschen. Es ist uns nicht erinnerlich, jemals ein besser geschriebenes, ein mehr durchdachtes und im Allgemeinen befriedigenderes Document gelesen zu haben. Sein Stil ist gefaͤllig und klar, frei von allen technischen Wendun— gen der Diplomatie, zwanglos und zugleich treffend, und die

Menge der wichtigsten Gegenstaͤnde eben so vollstaͤndig als

bestimmt behandelnd. Mit einem Wort, es ist ein Staats— Document, wuͤrdig, die Ansichten eines Mannes von hellem kraͤftigen Geiste kund zu machen, der seine ausgezeichneten Eigenschaften den oͤffentlichen Geschaͤften widmet, und wir glauben nicht zu irren, wenn wir voraussetzen, daß es die Popularitaͤt unsers vortrefflichen ersten Beamten und seiner Verwaltung vergroͤßern muß.“ Diesen Aeußerungen lä⸗ßt das benannte Blatt eine Skizze der ganzen Botschaft folgen, in welcher es Gelegenheit nimmt, der besonderen Aufmerk— samkeit seiner Leser die Vorschlaͤge des Praͤsidenten zu em⸗ pfehlen, die sich auf eine Veraͤnderung in der Ver fassung beziehen, um der Wahl des Praͤsidenten und des Vice-Praͤ— sidenten als vom Hause der Reprasentanten ausgehend, vor⸗ zubeugen, oder wenigstens solche Congreß-Mitglieder von allen, von der ausuͤbenden Gewalt abhaͤngigen Aemtern aus— suschließen, die amtlicher Weise mit der Wahl zu thun hatten. ,,. Der hiesige Amerikan enthaͤlt seinerseits folgende Be— merkungen uͤber die Botschaft: „Ihre Lauge nicht weniger, als die Wahl und die Art und Weise der Veh ln, einiger von ihr beruͤhrten Gegenstaͤnde, werden Vielen auffallend seyn. Wir haben heute weder Raum noch Zelt, uns in eine ausfuͤhrliche Analyse der Botschaft einzulassen, und muͤssen uns daher darauf beschraͤnken, ihre Haupt- sollen wir sagen Verdienste? herzuzaͤhlen. Die Uebersicht unserer auswaͤr⸗ tigen Verhaͤltnisse, und insbesondere hinsichtlich Großbrita⸗ niens, von dem es heißt, daß Alles in der Lage und in der Geschichte beider Nationen (Großbritaniens und der Vereinigten Staaten) so . sey, um gegenseitige Achtung einzufloͤßen, ist in so honigsuͤßen Worten gegeben, wie sie die republikanische Partei nicht zu brauchen und nicht als wahr anzunehmen pflegt.“ Bei der Stelle in der Botschaft wo die Rede von Mexiko und Herrn Poinsett ist, vermißt das genannte Blatt den Namen des neuen Gesandten der Vereinigten Staaten in Mexiko an Herrn Poinsett s Stelle; lobend erwahnt es spaͤter der vorgeschlagenen Maaßregel, ge— genwaͤrtig keine Schiffe ersten Ranges mehr zu bauen, son—

dern die dazu vorbereiteten Materialien in besonderen Maga— zinen aufzubewahren; dann macht es auf die Sprache auf—

merksam, die in Beziehung auf die Anstellung der Congreß— Mitglieder gefuͤhrt wird, und die seiner Meinung nach unter

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