1830 / 28 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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guͤnstigen Einfluß auf das Glück dieses Landes aͤußern werden.

Als eine Folge dieser Verbindung mit Europa darf man wohl das wichtige Ereigniß des Erscheinens einer amtlichen Zeitung

in der Hauptstadt Aegyptens ansehen. Seit zehn Monaten wird in Bulae, dem Hafen von Kairo, von der Druckerei

der Regierung ein offictelles Journal gedruckt, dessen Format

dem unserer fruͤheren Tagblaͤtter gleicht; jede Seite ist in zwei Spalten getheilt, en, weshen Nachrichten in Tuͤr⸗ kischer und in Arabischer Sprache enthalten. Dieser doppelte Text wird gegeben, weil in Aegypten das Tuͤrkische die Sprache der Sieger, d. h. der Regierung und der hohen Beamten, das Arabische dagegen die der Besiegten d. h. des Volkes und der unteren Beamten ist. Das Blatt erscheint also fuͤr Jedermann, und dies ist bemerkenswerth. Wie bei allen orien— talischen Schriften, so ist auch bei dieser der Anfang da, wo bei den unsrigen die letzte Seite ist, und man liest von der Rechten zur Linken weiter. Das Frontispiz des Blat— tes besteht in einer Pyramide mit breiter Basis; zur Rechten steht einer jener Palmbaͤume, welche Linné die Fuͤrsten des Pflanzenreichs nennt, von edler, schlanker Gestalt, mit breiter Krone und sparsamen Schatten; links strahlt, noch zur Haͤlfte vom Gipfel der Pyramide verdeckt, die Sonnen— scheibe hervor; an der Pyramide steht als Titel des Blattes: „Begebenheiten Kairo's“, da es weder im Tuͤrkischen noch im Arabischen ein Wort fuͤr Journal oder Zeitung giebt. Ferner steht das Datum des Tages, Monats und Jahres, der Ort, wo es gedruckt wird, nebst den barometrischen Beobachtungen des vorigen Tages an der Spitze des Blattes. Dasselbe macht die allgemeinen Befehle und Beschluͤsse des Vice-Koͤnigs, so wie die merkwuͤrdigsten Ereignisse in den Provinzen, die unternommenen oͤffentlichen Bauten, die Er—⸗ bauung der Kriegsschiffe, die Ankunft und Abfahrt der Kauf— fahrtei-Schiffe, die Versuche zur Einfuͤhrung Europaͤischer Industriezweige und sogar Nachrichten aus entfernten Laͤn⸗ dern bekannt. So erfahren wir durch dasselbe: 1) daß Me— hemet⸗Ali befohlen hat, das Franzoͤsische Rechnungswesen mit doppelten Registern in ganz Aegypten einzuführen; 2) daß kuͤnftig die Stellen rechnungspflichtiger Beamten z. B. der Zoll— Einnehmer (Seraf) nur Eingeborenen, welcher Sekte sie auch angehoͤren moͤgen, verliehen werden sollen; bisher waren diese Aemter mit fremden Armeniern, Juden und Griechen besetzt;

3) daß im Innern der Citadelle von Kairo ein großes Sehaude er⸗ richtet worden ist, welches zum Archiv des oͤffentlichen Rechnungs⸗

wesens dienen soll, und daß dasselbe ungefaͤhr 200,900 Fr. gekostet hat; 4) daß in Kairo eine Schule fuͤr praktische Ver— waltung gestiftet worden ist, aus welcher alle Memurs und Moawyns (Praͤfekten und Unter-Praͤfekten) genommen werden ; tor mit dem Auftrage, die Provinzial-Verwaltung zu lehren, und ein Sheik-el-beled (ein Alter, Ehrwuͤrdiger, d. h. ein Dorfaͤltester oder Maire), der im praktischen Ackerbau und in der Ackerbau⸗Statistik der Provinzen unterweist; 5) daß am 18ten Tage des Ramasan vorigen Jahres von einem Englischen Ingenieur, Namens Gallois, in seinem Garten und in Gegenwart vieler vornehmen Aegypter, so wie des Englischen Consuls und mehrerer anderer Franken ein Ver such mit der Gas⸗ erleuchtung gemacht worden ist. Es wird dabei gesagt, der Vice⸗ König habe die Erlaubniß zu diesem öffentlichen Versuch er— theilt, um seinem Volke zu zeigen, bis zu welcher Hoͤhe die Europaͤische Industrie gestiegen sey, und um ihm die Vor⸗ theile fuͤhlbar zu machen, welche diese Industrie andern Voͤl⸗ kern gewaͤhre, die so gluͤcklich seyen, solche mit langen For— schungen und vielem 6h. erkaufte Entdeckungen zu benuz⸗ zen. Die 19te Nummer, welche dies Erxeigniß erzaͤhlt, fuͤgt inzu, daß jener Versuch allgemeine Bewunderung erregt be und daß der Englische Ingenieur den Antrag gemacht, den Königl. Garten in Schubra fur die Summe von 30/000 Fr. zu erleuchten. Die 46st interessante statistische Tabelle des Arsenals von Alexandrien,

das zwar schon seit mehreren Jahren bestand, aber vor etwa

es auf den Fuß der Franzoͤsischen Arsenale eingerichtet wurde.

5 Monaten eine 2 veraͤnderte Gestalt erhalten hat, indem

Noch eine andere Nummer enthaͤlt in einem Supplemente das Preis⸗Verzeichniß der aus allen Staaten des Großherrn in Alexandrien ankommenden Waaren; dieses Verzeichniß soll

bei der Erhebung der Zölle zur Grundlage dienen, und ist von dem Zoll⸗Direktor und den dortigen Maklern in Ueber⸗

einstimmung festgestellt worden,. Mehrere Blaͤtter erwaͤhnen

Bestrafungen von Civil⸗ und Militair⸗ Beamten; die Thatsachen werden erzählt und die Gruͤnde der Bestrafung angegeben. Einer andern Nummer zufolge ist die Todesstrafe fur alle Verbrechen, mit Ausnahme el liscsr Vergehen und der von den Kopten, die einige der ersten Staatsämter bekleiden, be⸗ gangenen Diebstähle, in Aegypten abgeschafft; selbst fuͤr den

ollen. An der Spitze dieser Schule steht ein Direk⸗—

e Nummer enthaͤlt eine

Mord und die Falschmuͤnzerei besteht sie nicht mehr, sondern

es ist Galeerenstrafe auf 10, 20, 30 Jahre oder auf Lebens— zeit an deren Stelle getreten. Fruͤher wurden in Aegypten die Beschwerden und Klagen der Privatleute, die Mehrzahl der Prozesse und sogar die großen Criminal⸗Sachen vor den Gerichtshof des Kyahyo⸗Bey gebracht, welcher der erste Mi—⸗

nister des Vice⸗Koͤnigs ist und im Kleinen dem Groß⸗Wesir

in Konstantinopel entspricht. In wichtigen Faͤllen berichtete dieser an den Pascha, und auf dieselbe Weise wurden alle Staats- und Verwaltungs⸗-Angelegenheiten abgemacht. Im Jahre 1824 änderte sich dieser Zustand der Dinge; auch die übrigen Minister und die General-Direktoren, die großen Kronbeamten und einige andere einberufene hohe Staatsdie⸗ ner bildeten einen Divan des Vice⸗Koͤnigs. In diesem ver⸗ sammelten sich der Divan-Efendi oder Staats⸗Seeretair des Vice-Köoͤnigs, der Defterdar-Bey, Verwalter des Einkommens der Moscheen und Zahlmeister der Renten, wel⸗ che der Pascha Privatleuten schuldig ist; der Chazuadar⸗

Aga, General⸗Schahmeister oder Finanz⸗Minister; der Tid⸗ jarret,Naserih, Direktor des auswärtigen Handels, der

die Functionen eines Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten bekleidet; der Djehadyeh⸗-Naserih, Direktor des Kriegs—⸗ Ministeriums; der Glal-Naserih, Verwalter der Landes- Produkte, wozu alle fuͤr Rechnung des Pascha verkaufte Le— bensmittel gehoͤren; der Kumos-Naserih, Verwalter al—

ler in Aegypten fabrieirten Stoffe, die fuͤr den Pascha ver⸗

kauft werden; der Nasr-⸗el⸗Asnaf oder Verwalter aller uͤbrigen fuͤr die innere und aͤußere Consumtion bestimmten Erzeugnisse des Gewerbfleißes; endlich der Sefayn-Naserih

oder Marine⸗Minister, der gewohnlich in Alexandrien resi— dirt. Im August vorigen Jahres uͤbertrug der Vice-Koͤnig

seinem Sohne Ibrahim das Geschaͤft, den Divan in seinem Pallaste zu versammeln, und hier erklaͤrte Ibrahim in Ge— genwart aller hohen Staats-Beamten und Abbas-Pascha's, des achtzehnjaͤhrigen Enkels des Vice-Koͤnigs von seinem zwei— ten Sohne Tussun, daß sein Bater in die Civil-Verwaltung

und Rechtspflege Ordnung bringen wolle, und daß er die

Nasr oder Gouverneure der Provinzen, Kaschifs (Prä— fekten), nebst den angesehensten Sheiks⸗el⸗beled (Maires der

Staͤdte und Doͤrfer) zusammenberufen habe, um sich uͤber den Zustand der Provinzen zu unterrichten und die verborge—⸗ nen Mißbraͤuche abzuschaffen. Zu diesem Divan wurden

auch der Vorsteher der Ulema's von jeder der vier orthodo— xen Sekten des Islamismus und die drei ersten Sheriffs

oder Emire von Kairo berufen. Diese Versammlung, welche

aus etwa 160 Personen bestand, worunter sich 28 Nasr und Kaschifs und g3 Sheiks befanden, eroͤffnete ihre Sitzungen

unter dem Vorsitze Hadschi-Ibrahim-Efendi's, des fruͤheren

Staats⸗Secretairs. Die drei Pascha's, Ibrahim, Abbas

und Achmed, der erstere Sohn, der zweite Enkel des Vice⸗

Koͤnigs und der dritte Sohn Tahir-Pascha's, des aͤltesten Freundes des Vice-Koͤnigs, waren nebst Mehemet⸗Bey, dem Schwiegersohn desselben, als Raͤthe zugegen, und nahmen auf dem Fuße voͤlliger Gleichheit an der allgemeinen Discussion Theil. Die Sitzungen begannen am 26sten Tage des Mo—

nats Rebil⸗ewel des Jahres 1245 der Hedschira (August 1829). Die Sheiks und Kaschifs (jetzt Memurs) sind nach der Er—

fuͤllung ihres Auftrages in die Provinzen und Städte zuruͤck— gekehrt; die Sitzungen des Divans haben seitdem in Gegen— wart der uͤbrigen Beamten fortgedauert, und finden bald in der Citadelle, bald in dem Pallaste Ibrahims statt. Jeder erhaͤlt darin der Reihe nach das Wort, und darf seine Mei— nung frei aussprechen. Der Praͤsident sammelt dann die Stimmen, deren Mehrheit uͤber die Sache entscheidet. Die⸗ ser Versammlung laßt der Vice-Koͤnig die allgemeinen Ver⸗ waltungssachen, z. B. die, welche sich auf die Steuern, Le⸗

bensmittel, so wie auf das Anlegen von Kanaͤlen, Deichen,

Fabriken u. s. w. beziehen, durch seinen Staats⸗Secretair, Ha⸗ bib⸗Efendi vorlegen, dessen Sohn, Abdi⸗Efendi, an der Spitze der nach Frankreich geschickten Aegyptischen Zoͤglinge steht. Die Privatleute haben das Recht, Klagen und Bittschriften an diesen Divan zu richten. Besonders bemerkenswerth ist die Art, wie die Beschluͤsse dieser Versammlung ausgefuhrt werden. Je nachdem sie die allgemeine oder die Provinzial⸗ Verwaltung betreffen, werden sie den Ministern, General⸗Di⸗ rektoren und selbst den Praͤfekten (Memurs) direkt zugefer⸗ tigt. Wenn die Verwaltungs⸗Beamten der .

dung uͤber eine wichtige Angelegenheit beduͤrfen, so wen⸗ den sie sich an den Divan, dessen Beschlnß ihnen ohne weitere ce, nr, zugesendet wird. Der groͤßte Theil der Administrativ- Gewalt scheint also in diesen Divan con⸗ centrirt zu seyn, der wie Herr Jomard im Moniteur richtig sagt, zwar keine eigentliche Repräsentativ⸗Versammlung, aber

doch viel mehr als ein Conseil ist. Einem Beschlusse des Di⸗

ei⸗-

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vans zufolge soll in jeder Provinz ein aus den Memurs und den Gh. bestehender allgemeiner Rath gebildet werden, und der Divan von Kairo die Gegenstaͤnbe bestimmen, mit denen sich diese Raͤthe zu beschaͤftigen haben. Durch einen Fethwa des Mufti Behkdje⸗Abdullah Efendi wird die Todes— strafe uͤber jeden Muselmann verhaͤngt, der in einem auf die Geschaͤfte und Finanzen des Staates bezuͤglichen Auftrage seine Pflichten verletzt, die Kaiserl. Befehle uͤbertritt und sich willkuͤhrliche und tyrannische Bedruͤchungen gegen die armen Unterthanen erlaubt. Auf die Vorstellung der Aegyptischen Notabeln, daß dies Vergehen leider die Gewohnheit vieler Sheiks sey, hat der Divan die Todesstrafe abgeschafft und bestimmt, daß der uͤberfuͤhrte Sheik in das Arsenal von

Alexandrien auf die Galeeren geschickt werden soll. Ein sol⸗

ches Urtheil kann jedoch nur von dem allgemeinen Divan ge— fällt werden, vor welchem sich der Angeklagte vertheidigen darf. Ein Secretair, der zugleich Redacteur der officiellen Zeitung ist, schreibt die Vortraͤge der Divans⸗-Mitglieder nie⸗

der; der erste Gelehrte, welcher dieses Geschaͤft verrichtete,

Asis⸗Efendi, faßte die Relation dieser Verhandlungen in hoͤchst blumigem Stile ab und mischte sogar eigene Verse darunter,

so daß der eigentliche Sinn unter dem h, orienta⸗

lischen Schreibart verloren ging, und die Verhandlungen nicht mehr Raum genug in der Zeitung fanden. Der dich— terische Redacteur mußte daher abgesetzt / und sein Nachfolger

angewiesen werden, sich auf eine einfache Darstellung zu be⸗

schraͤnken.“

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-Hork, 9g. Dec. Einer im Washington Tele— graph befindlichen namentlichen Liste zufolge, zählt der gegenwaͤr— tige Congreß 210 Mitglieder im Hause der Repraͤsentanten; hiezu liefern die Staaten Maine 6, New⸗Hampshire 6, Massachu⸗ setts 13, Rhode Island 2, Connecticut 6, Vermont 4, Jcew— York 34, New⸗Jersey 6, Pensylvanien 25, Delaware 1, Maryland g, Virginia 22, Nord, Carolina 12, Suͤd⸗Carolina

9, Georgien 7, Kentucky 12, Ohio 13, Tennessee 9, Indiana

3, Louisiana 3, Alabama 2, Illinois 1, Missouri 1, Missisippi 1; die Gebiete Michigan, Arkansas und Florida senden jedes einen Delegaten zum Congreß.

Vor einigen Tagen brachte ein aus Providence kommen— des Dampfbobt eine Menge von Reisenden hieher, unter de— nen sich der gewesene Praäͤsident, Herr Adams, und viele Congreß⸗Mitglieder befanden. Noch am Tage seiner Ankunft reiste Herr Adams wieder nach Philadelphia ad, um sich von dort nach Washington zu begeben.

Aus Fayette (Missouri) meldet man unterm 1sten v. M. die gluͤcklich erfolgte Ruͤckkehr einer im Mai d. J. fuͤr Rech— nung dortiger Einwohner nach Mexiko mit Kaufmannsguͤtern abgefertigten Karavane. Die Unternehmer sollen gegen 1060pCt. Vortheil gehabt und an baarem Gelde ungefahr 0,009 Doll. mitgebracht haben. Mehrere Spanische Familien, die zur Klasse derjenigen gehören, die bei Anbeginn der Spanischen Feindseligkeiten durch ein Decret aus der Mexikanischen Re— publik verbannt wurden, und die bei uns einen Zufluchtsort

und ein Vaterland suchen, hatten sich der Karavane ange—

schlossen. Diese wurde bis zur Graͤnze, die beide Freistaaten von einander scheidet, von einem Mexikanischen Truppen⸗Corps, und von dort bis dahin, wo sie vor allen Ueberfaͤllen der Ein⸗

bornen in Sicherheit war, von einer Abtheilung unserer

e 1 begleitet. Aller dieser Vorsichts-⸗Maaßregeln unge⸗

achtet, sollen einer unserer Mitbuͤrger, zwei Spanier und einer der begleitenden Soldaten, die sich zu weit von der Eskorte entfernt hatten, von den Indianern getödtet wor— den seyn. = .

Im Hafen der Stadt Cincinnati, die im Jahr 1802 nur don 8650 Menschen bewohnt war, jetzt mehr altz 25,000

Einwohner zaͤhlt, und deren Bevoͤlkerung sich in den letzten drei Jahren um S000 Menschen vermehrte, sind vom 1. Maͤrz

bis züm 1. November d. J., einer hier erscheinenden Zeitung nuch Achthundert und drei Da mpfboote eingelaufen. Nach Berichten aus Philadelphia vom 2sten des vori⸗

gen Monats ist dort ein Verwandter des beruͤhmten Washing,

ton, Herr Bushrod Washington, einer der Beisitzer des

Ober⸗Gerichtshofes der Vereinigten Staaten in seinem 61sten

Jahre gestorben. Er hatte sich durch seine Rechtskenntnisse einen großen Ruf und durch seine uͤbrigen Eigenschaften allge— meine Hochachtung und Liebe erworben und war bereits im Jahre f797 vom damaligen Praͤsidenten Adams zum Ober—⸗

Richter ernannt worden. Die Advokaten-⸗Bank in Phila⸗

delphia hat beschlossen, fuͤr thren wuͤrdigen ,, . einen Monat lang Trauer a ,. mehrere Gerichtshoͤfe hoben bei Empfang der Nachricht von seinem Ableben ihre Sitzun— gen auf; sein Leichnam wird dem Vernehmen zufolge nach

2

tonschen Familiengruft beigesetzt worden. 36

1 Din diesen Tagen wurde von dem hiesigen Bezirks-Ge— richtshof dem Verfuͤhrer eines jungen Mädchens von guter Familie eine Geldbuße von J569 2 zuerkannt. ach Abhoͤrung der Zeugen hatte der das Wort fuͤhrende Richter die Jury unter andern darauf aufmerksam gemacht, daß der Angeklagte keine Reue uͤber seine That an den Tag gelegt 2 in welchem Falle die Geldbuße wahrscheinlich nicht so hoch bestimmt worden waͤre. z

Mount Vernon gebracht und in der dort befindlichen Washing⸗

Columbien.

Ein Brief des Nord⸗Amerikanischen Consuls laus La—⸗ Guayra vom 15. Nov. enthaͤlt Folgendes: „Ich sehe jeden Augenblick von Valencia der Nachricht entgegen, daß Vene⸗ zuela vom General Paez als frei, getrennt und unabhaͤngig vom uͤbrigen Columbien erklaͤrt worden ist. Die Presse, die hier so lange Zeit gefesselt war, soll, wie ich hoͤre, morgen fuͤr frei erklaͤrt werden.) Die Congreß⸗Mitglieder von Va— lencia sollen, dem Vernehmen nach, Besehl erhalten haben, sich nicht zum National⸗Congresse nach Bogota zu begeben.“ = . ist zum 20. November in Bogota erwartet worden.

Inland. Berlin, 28. Jan. In verwichener Nacht, zwischen

12 und 1 Uhr ward ein bedeutender Theil der hiesigen Ein⸗

wohner durch einen Feuerlaͤrmen um so mehr in Schrecken gesetzt, je groͤßer die Gefahr des Umsichgreifens einer Feuers—

brunst bei der jetzigen Kalte“) seyn wurde. Wie es sich er⸗

geben hat, war in dem, in der Gartenstraße Nr. 74 belege— nen Zuckersiederei-Gebaͤude Feuer ausgebrochen, welches der Dachstuhl des Hauses verzehrt hat, jedoch alsbald, ohne wei— ter um sich zu greifen, geloͤscht worden ist.

Nachrichten aus Muͤnster zufolge hat der durch edle

Wohlthaͤtigkeit ausgezeichnete Herr Fuͤrst von Salm-Salm auch in diesem Jahre 30 bis 40 armen Leuten zu Anhalt Spinnraͤder und Flachs zum Spinnen gegeben, damit sie in der arbeitslosen Zeit etwas verdienen konnen; außerdem ha—⸗

ben die meisten dieser Armen von dem Herrn Fuͤrsten auch Betten und Oefen erhalten und werden noch mit Lebensmit⸗ teln von ihm unterstuͤtzt. .

Aus Koͤln wird gemeldet: „Im Kreise Bonn sieht es nach allen Angaben mit der Landwirthschaft sehr uͤbel aus. Viele Grundstuͤcke haben bei dem nassen Herbste und bei der fruͤhen Kaͤlte nicht geackert werden koͤnnen und mußten unbe— stellt bleiben; auch ist an Viehfutter Mangel zu befuͤrchten, weil viele Ruͤben im Felde erfroren sind und we—⸗ nig Heu gewonnen worden ist. Auch ist der sehr un⸗ 89 Fall eingetreten, daß in einigen Gegenden die

inzer selbst in der zweiten Hälfte des Decembers v. J.

noch nicht mit dem Keltern fertig waren. Es bedurfte

kuͤnstlicher Mittel, ja sogar des Einheitzens, um das schlechte Produkt zur Gährung zu bringen. Verstaͤndige Weinbauer, welche die Trauben ausgesucht und die nicht zei⸗ tigen weggeworfen haben, finden dennoch den Wein uͤber Er⸗ wartung schlecht. Daher erkennen es die Bewohner mit um so groͤßerem Danke an, daß von der vorjährigen Weinstener nur im Allgemeinen ein Drittel zurückgegeben und fuͤr dieses Jahr nur die Halfte erhoben wird.“

Vermischte Nachrichten. Der Dr. Gerard, dessen Bruder das Himalaya⸗Gebirge

bereits mit eben so vieler Unerschrockenheit als Erfolg be—

reiste, hat kuͤrzlich das Suledsch-Thal besucht, und in diesem

von den höͤchsten Berghaͤuptern des Erdkreises umgebenen

Thale, welches zugleich der hochstgelegene bewohnte Ort der Erde ist, merkwuͤrdige wissenschaftliche Beobachtungen ange⸗ stellt. Der Hauptzweck seiner Reise war die Einfuͤhrung der Kuhpocken⸗Impfung in Thibet. Es scheint, daß sein edles Unternehmen durch die Vorurtheile eines dortigen Radscha mißlungen ist. Den von ihm mit groͤßter e . angestell⸗ ten barometrischen Messungen zufolge liegt ein Dorf, wo er verweilte, 14,760 Fuß uͤber dem Spiegel des Meeres. Die⸗ ser ungeheuren Höoͤhe ungeachtet zeigte im Monat Oetober das hundertgradige Thermometer am Morgen uur 80 33. unter dem Gefrierpunkte; die Sonnenstrahlen verursachten bei

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„Vergleiche die gestern unter London mitgetheilten Nachrich⸗ ten über Columbien. .

* Heute fruͤh 1 Grad Reaumur.