1830 / 34 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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von der Regierung bei ihrer Ansiedelung vorgeschossenen Summen, welche mit Ausnahme eines andern von der RNe— glerung gemachten, aber nicht zuruck zu zahlenden Vorschus— fes von 781,741. Rubel, im Jahre 8e ein Kapital von 2,472, 868 Rubeln bildeten. 3 geistlichen Angelegenhei⸗ ten haben die Kolonisten ihre eigene Verwaltung, die unter der Ober-Behoͤrde fuͤr die in Rußland lebenden fremden Religions⸗Verwandten steht; was ihre bürgerlichen Angele— genheiten betrifft, so stehen sie unter einer besonderen in der

Ha n er mn , O radl Saratoff befindlichen Behoͤrde, die sich namentlich mit Verbesserung des Zustandes der Kolo— nisten, mit Schlichtung ihrer Zwistigkeiten und mit gleicher Vertheilung der auf ihnen lastenden Abgaben beschäftigt. Eine der vorzuͤglichsten Kolonieen ist das im Zaritzin schen Kreise hoch am Üfer der Wolga und nahe am Sarpa-Fluß sich erhebende Sarepta, das in Jahre 1826 196 maͤnnliche und 231 weibliche, zusammen 417 Bewohner hatte, die sich

zur Gemeinde der evangelischen Bruder Augsburgischer Kon⸗.

fession zählen. Ihre Haupt⸗Beschäͤftigung ist die Fabrika—⸗ tion verschiedenartiger Gegẽustande; sie durfen mit allen in— laͤndischen und erlaubten auslaäͤndischen Waaren Handel trei⸗ ben, ohne kaufmaͤnnische Abgaben zu zahlen, eine freie Apo— theke halten, Brandwein hrennen und Bier brauen, zu ihrem ,, . Bedarf sowohl, als zum Verkauf an Durch— reisende, haben aber nicht die Erlaubniß, die beiden letztgenann— ten Artikel uber die Gränze ihrer Kolonie hinaus zu senden. Die vorzüglichsten Einrichtungen in Sarepta sind: eine Spa— nische Schaͤferei, eine Se rin, eine Tabacks-Fabrik, eine Ziegelbrennerei, eine Fabrik zum Weben baumwollener Tuͤcher und halbseidener Zeuge, eine Strumpf-Fabrik, in der auch eine große Anzahl von Muͤtzen verfertigt wird, eine Mehl— muͤhle mit steinernen Schleusen und eine Saͤgemuͤhle. Im

* re 1823 gingen beinahe zwei Drittheile diestr schoͤnen

olonie in Feuer auf, das die Fruͤchte des muͤhsamen ange— strengten Fleißes seiner Bewohner in wenigen Stunden ver— nichtete. Seitdem abet hat sich Sarepta, beguͤnstigt durch

sein herrliches Klima und die Betriebsamkeit seiner Bewoh-

ner, wieder verschoͤnert aus seiner Asche erhoben. Man sieht dort jetzt 32 steinerne und 11 hölzerne Häuser, die sich alle durch eine gefällige Architektur und nicht sowohl durch Größe und Pracht, als durch Reinlichkeit und Bequemlichkeit aus— zeichnen; einige dieser Gebäude bestehen aus 2 und 3 Stock— werken. Uebrigens hat die Regierung zu diesem schnellen Wiederaufbau der Kolonie wesentlich beigetragen, indem sie derselben eine Summe von 106,900 Rubeln auf 15 Jahre ohne Zinsen vorschoß. Man beschäftigt sich mit dem Plan, in diesem Gouvernement noch eine neue Kolonie anzulegen, der man, nach den von der Regierung bereits getroffenen Maaßregeln, ein rasches Emporbluͤhen voraussagen kann.

Königliche Schauspisele.

Mittwoch, 3. Febr. Im Opernhause: Der versiegelte Burgemeister, Posse in 1 Aufzug, von E. Raupach. i. auf: Strudelkoͤpfchen, Lustspiel in 1 Aufzug, von Th. Hell. Und: Andrés, Lustspiel in 1 . von C. Blnm. 23 ,, . Maskirter Ball. Zu diesem mas— kirten Ball, ien, chen besondere Einladungs⸗Circulare, wie bei den Subseriptions-Baͤllen, ergangen sind, ist der Preis eines Herren-Billets auf 1 Rthlr. 15 Sgr. und der Preis ‚. nes Damen⸗-Pillets auf 1 Rthlr. festgesetzt, und konnen diese zillets von Sonnabend, den Ihsten an, im Buͤreau des Schauspielhauses Eingang Charlotten⸗Straße gegen die genannte Bezahlung, von 10 bis 1 Uhr Vormittags in Em pfang genommen werden. Nur diejenigen Personen, auf deren Namen das Billet 8, en ist, können dar— auf eingelg ssen werden. Man erscheint in bunten Domi— no s, bunten Ghauve-Souris und Charakter⸗Masken. Schwarze Domino s und haure-Souris so wie das Erscheinen in Stie— seln, werden verbeten. Die Einlaß⸗Karten sind bei den Ein⸗ 2 sen abzugeben. Die Vesergting der Konditorei ist dem i * of Konditor Herrn Conradi, und die Einrichtung

s Soupers der Restauration des Königl. Hof-Traiteurs gor uͤbertragen worden. Die Erdffnung des Saales er— olgt um halb Uhr, der Anfang des Balles ist Abends halb ühr. Um halb 9 uhr soll im Theater fuͤr die Ballgäste

Geb rudt bel q. X. Hayn

Petersburg BX... .....

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eine Franzoͤsische Vorstellung statt finden, welche etwa eine Stunde dauern wird. Besondere Billets dazu fuͤr die Per— sonen, welche zum Balle gehoren, werden nicht ausgegeben. Nach Beendigung der Theater-Vorstellung begiebt sich die Gesellschaft in die Säle zuruͤck, wo das Sonper beginnt, wahrend dessen im Probe⸗Saale große Tafel⸗Musik statt findet. Nach beendigtem Souper werden im Concert-Saale durch die Mitglieder des Koͤnigl. Ballets verschiedene Taͤnze ausgefuhrt. Ende des maskirten Balles um 1 Uhr. Es wird an dem gewohnlichen Concert⸗Saal-Eingange vorgefahren. Donnerstag, 4. Fehr. Im Schauspielhause, zum ersten⸗ male: Der Muͤller und sein Kind, Volksdrama in 5 Abthei— lungen, von E. Raupach. Freitag, 5. Febr. Im Opernhause: Fernand Cortez, große Oper in 3 Abtheil., mit Ballets; Musik von Spontint.

Königsstädtsches Theater.

Mittwoch, 3. Febr. Schildwach-Abentheuer, Posse in 2 Akten. Hierauf: Fortunats Abentheuer zu Wasser und zu Lande, Zauberposse mit Gesang in 3 Akten.

Donnerstag, 4. Febr. Zum erstenmale: Die Majorats— herren, Original⸗Melodramag in 3 Akten, von K. v. Holtei.

Berliner Börse. Den 2. Februar 1830.

Amtl. Fonds- und Geld- Cours-Zettel. (rer sss ou.) , me, Geld. ZSehlesische do. 4 167 bomm. Don. do. 5 1081

Märk. d5. do. 5 Istpr. d9. do. 5

XII. Hrie/ Geld]

St. · Schulil-· Sch. 4 11. 1005 Pr. Engl. Anl. 18 5 . Pr. Engl. Anl. 2215 1043 Kur. Oi. il. C. 4 40 Neun. Int Scm. d. 4 100 Kijckst. C. d. Kink. Berl. Stadt Oh. 4 i027 do. do. d. Jnuik. Känigsls. 9. 4 1099 Lins-Sch. d. Kink. Uhingen do. 45 1927 1023 dité d. Nik. PDanz u in! HV 395

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Aus wärtige Börsen.

Amsterdam, 28. Jan. Oesterr. proc. Metall. 1011, Part. Oblig. 415. Anl. 1023. Kuss. Anl. Hamib. Cert. 102.

London. 25. Jan. zproc. Cons. 935. Russ. 1093. Dän. 757. Griech. 333. Mexic. 26 z. Span. 114.

Russ. Engl.

Brasil. 72. Port. 593.

Hierbei Nr. 10 des Allgemeinen Anzeigers.

Unsern auswärtigen Abonnenten wird derselbe durch die naͤchste

Fahrpost zugesandt werden.

Redaeteur Jobn. Mitredacteur Cottel.

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Allgemeine.

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Preußische St

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der Pfarre * Hoch

8 3

Herzog von Orleans hat fuͤr

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestäͤt der König haben dem Königl. Hannsver— schen Ober⸗ Ru dloff zu Celle den Rothen Abler⸗Orden Iter Klasse zu verleihen geruhet. .

Se. Majestaͤt der König haben dem Apotheker Liman zu Charlottenburg den Titel eines Hof-Apothekers zu erthei—

len geruhet.

. Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung

zu Köln sind an die Stelle des e,. Vicars bei 12 im Kreise Wipperfuͤrth, Lorenz

Klein; des Vicars zu Schwerfen im Kreise Euskirchen, Peter Joseph Muͤhlem; des Vicars zu Gymnich im Kreise Eus— firchen, Johann Arnold Derichs; des Vicars zu Waldorf im Kreise Bonn, Gerhard Wingen, welcher nach Kreuzau bei Duͤren versetzt ward, folgende Geistliche ernannt worden: Jo— hann Peter Steinbach aus Lindlar im Kreise Wipper⸗ fuͤrth; Gabriel Phennings; Max Joseph Zeller

und Johann Heinrich Bodenstaff aus Koͤln; 6. zu tralsund ist der Huͤlfsprediger an der Parochial⸗ Kirche zu Steinhagen zum Prediger in Vilmnitz auf Ruͤgen und der Predigt⸗Amts-Candidat, Gu staveGeldolph Wen⸗

dorff, zum Prediger in Zirkow auf Ruͤgen berufen worden.

Zeitung s-Rachrichten. Aus land. grankrei ch.

Paris, 27. Jan. J. K. H. die Dauphine ist nach wiederhergestellter Gesundheit, gestern zum erstenmale wieder nach Villeneuve l'Etang gefahren. Da die Prinzessin durch

ihre Unpaͤßlichkeit verhindert wurde, am Zästen der Vorstel⸗

lung im Opernhause beizuwohnen, so hat sie 500 Fr. fur die Armen eingesandt; eine gleiche Summe hat J. K. H. Mademoiselle, Tochter der Herzogin von Berry, und der ich und seine Familie 1200 Fr. hergegeben. Der Moniteur meldet nunmehr, daß die ge— dachte Vorstellung: ; fuͤr die Logen, Parket⸗Plaͤtze, Parterre u. s. w. 41,559 Fr. an außerordentlichen Gaben 4 11,470 *

im Ganzen ala , , n 63 029 Fr. eingetragen habe. Der General⸗Intendant des Koͤnigl. Hau— ses, Baron von la Bouillerie, hatte 1090 Fr. und der Vi— comte von Larochefoucauld 500 Fr. beigesteuert.

Der Herzog von Bourbon hat gestern dem Praͤfekten des Seine⸗Departements nachträglich 7000 Fr. fuͤr die Ar—⸗ men uͤbersandt. ;

Der Moniteur enthält einen Bericht des Ministers des Innern an den König und in Folge dessen eine vom 2ästen d. M. datirte Königliche Verordnung, wodurch das auf dem Quai d'Orsay im Bin begriffene Gebaͤude nun⸗ mehr zur Ausstellung der Erzeugnisse des vaterlaͤndischen Ge— werbfleißes bestimmt wird. Den Kammern soll im Laufe der naͤchsten Sesston ein Gesetz-Entwurf zur Deckung der Kosten fuͤr den gaͤnzlichen Ausbau des gedachten Gebaͤudes vorgelegt

werden. ; 338 36

Das Bezirks⸗Wahl⸗Kollegium zu Lisieur, welches Herrn Guizot zum Deputirten ernannt hat, wurde bekanntlich von dem Pair, Marquis von Neuville, Ceinem nahen Verwand⸗ ten des Grafen Villele, da dessen Sohn die Tochter dieses ehemaligen. Ministers geheirathet hat) praäͤsidirt. In der

Berlin, Deonnerstag den Aten Februar

1

19830.

*

Rede, womit der selbe das Wahl⸗Kollegium eroͤffnete, sagtt er unter Anderm in Bezug guf den Kandidaten der Opposition: „Sollten wir nicht mit Bestimmtheit jedes Individunm zu— ruͤckweisen, das unserm Boden unseren Bedürfnissen, un se⸗ ren Personen vollig fremd ist? Umsonst mochte man uns einen solchen Kandidaten als treu und redlich, als einen vol⸗ endeten Redner, begabt mit allen moglichen Tugenden und Talenten, schildern; wir kennen ihn nicht, und dies allein sollte uns bewegen, ihn auszuschließen. Muͤßten wir ihn aber nicht noch mit um so groͤßerem Nechte zuruͤckweisen, wenn er uns von einer verborgenen Macht, einer Monstruositaͤt im Staate, aufgedrungen wurde, die schon langst darauf hinar⸗ beitet, Frankreich in ihr verderbliches und kreuloses Netz zu ziehen?“ Das Journal des Débats bemerkt hierauf: „Auf diese eloquente Anrede haben die Waͤhler ganz einfach durch die Wahl des Herrn Guizet mit 281 unter 416 Stim⸗ men geantwortet, während der Haupt-Kandidat des Mini⸗ steriums, Herr Pain, nur 87 Stimmen erhielt. Herr von Neuville hat sich daher in den Waͤhlern des Calvados seltsam geirrt, wenn er geglanbt, daß sie sich von ihm hinters Licht ren lassen wuͤrden, und seine Rede hat nur noch dazu bei⸗ getragen, die gaͤnzliche Nichtigkeit des Einflusses der 5 zu zeigen.“ Der Courrier frangais aͤußert, es mochte, um sich von der Bestaͤndigkeit der Grundsaͤtze des Ministe—

riums zu uͤberzeugen, nicht uninteressant seyn, den obigen

Passus us der Rede des Herrn von Neuville mit derjenigen zu vergleichen, welche Herr Berryer der Juͤngere, der dem Boden, den Beduͤrfnissen und Personen des Departements der Obern Loire nicht minder fremd sey als Herr Guizot denen des Calvados, nichts desto weniger aber sich um die durch den Tod des Herrn Chabron de Geil,? erledigte De⸗ putirtenstelle bewerbe, bei der Eroͤffnung des großen Wahl—⸗ Kollegiums in Le Puy halten werde. Die Gazette de France legt auf die Wahl des Professors Guizot keinen großen Werth; sie meint, Herr Guizot werde die kleine ruppe des Centrums verstaͤrken, ohne daß die eigentlichen Liberalen eine neue Stuͤtze in ihm erhielten. „Seit einiger Zeit“, sagt der Globe, „ist eine gewisse

politische Ruhe eingetreten; man spricht nicht mehr von einer

Veraͤnderung des Ministeriums, eben so wenig droht aber auch dieses noch mit Staatsstreichen. Es ist mehr als wahr⸗ scheinlich, daß dieser Zustand sich bis zur Eroͤffnung der Kammern hinziehen werde, und dies ist auch unser Wunsch. Wollen die Minister wirklich die Kammern festen Fußes er⸗ warten, so zeigen sie, bei ihrer Kenntniß von den Absichten der Majorität, eine solche Beharrlichheit gewiß nicht, um beim ersten Stoße zu weichen; auf eine feindliche Adresse sind sie ohne allen Zweifel gefaßt, und daher muß auch ihr Widerstand bereits darauf berechnet seyn. Sache der Kammer ist es nunmehr, auch ihrerseits schon im Voraus einen Ent—⸗ schluß fuͤr den Fall zu fassen, daß man sich uͤber ihre Adresse hinwegsetzen sollte. Als eine der drei Gewalten im Staate darf sie, im Gefuͤhle ihrer Wuͤrde, nur den Ministern Gleiches mit Gleichem vergelten, jede Verbindung mit ihnen abbrechen und alle ihr vorgelegten Gesetz⸗Entwuͤrfe ver⸗ werfen. Unserer Meinung nach täͤuscht man sich, wenn man glaubt, daß eine feindliche Adresse um das Ministe⸗ rium zu stuͤrzen; es wird maͤchtigerer Hebel beduͤrfen, um dessen Halsstarrigkeit zu uͤberwinden; aber die Kammer hat diese Hebel in Handen. Einige furchtsame Maͤnner besorgen, daß ein festes kraͤftiges Auftreten gewaltsame Magßregeln und Staatsstreiche herbeifuͤhren mochte. Sie befinden sich indeß in großem Irrthum. Gerade durch Zugestaͤndnisse zur Verhuͤtung solcher Gewaltschritte wurden diese uͤber das Land gebracht werden; unvermeidlich aber werden sie, sobald wir durch irgend einen Vergleich zugleich of- und defensiv zu Werke gehen und uns durch ein schwankendes, launenhaftes Betragen außer dem Hasse auch noch die Geringschaͤtzung