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Minister den Entwurf zum Budget bereits beendigt haͤtten und sich jetzt ernstlich zu dem Kampfe mit den Kammern ruͤ⸗ steten. In der Eroͤffnungs⸗Rede, meint das gedachte Blatt,
werde das Ministerium große finanzielle Verbesserungen ver⸗ sprechen, namentlich eine Herabsetzung der Salz- und der Ge⸗
trank-Steuer, vielleicht sogar die Abschaffung der Lotterie. Um dagegen das Defieit zu decken, das jene Reductionen her— beiführen wuͤrden, werde das Ministerium zuerst mit seinen Ersparnissen bei, dem Verwaltungs-Personale hervortreten, dann werde es darauf antragen, den Tilgungs-Fonds um 37 Millionen zu ermäßigen, und endlich den Vorschlag machen, bei der Armee ein Beurlaubungs-System einzufuͤhren, um einige Millionen am Solde zu eruͤbrigen. Die Gazette de France giebt zu, daß das Budget die moͤglichste Sparsam— keit einfuͤhren muͤsse; allein schon jetzt, meint sie, scheine man den Ministern aus diesen Ersparnissen selbst ein Verbrechen machen zu wollen, und verkenne sonach das wahre Interesse Frankreichs, blos um persoͤnlichen Leidenschaften Gehoͤr zu geben. Der Pair, Marquis von Aligre, einer der reichsten
Grund-Eigenthuͤmer des Landes, hat, wie man sich erinnern wird, eine Summe von drei Millionen Franken zur
Gruͤndung und Ausstattung eines Verpflegungshauses fuͤr 300 alte keun in Chartres, seinem Geburts⸗-Orte, ausgesetzt. Folgendes sind, dem Journal „le Temps“ zufolge, die Haupt— Bestimmungen der Stiftungs-Urkunde: Herr von Aligre hat eine ehemalige Abtei mit ihren Gaͤrten und Kloster⸗Gebaͤuden gekauft. Diese Besitzung kostet mit Einschluß der Einrich—⸗ tungs-Kosten zu deren neuen Bestimmung, 200,090 Fr., und bietet jetzt einen geraͤumigen und gesunden Aufenthalt mit weitläuftigen Gärten und schattigen n, , dar. Fuͤr das Verpflegungshaus selbst ist die Ausgabe fuͤr den Tag und fuͤr den Mann auf Einen Franken, d. h. zu einem Maaßstabe angenommen worden, der den bestunterhaltenen aͤhnlichen Anstalten der Hauptstadt, wo Alles theurer als in Chartres ist, zum Grunde liegt. Die ganze Ausgabe wird sich sonach fuͤr 3090 alte Leute jahrlich auf 110,099 Fr. belau— fen, wofuͤr dieselben taglich Wein, Cider, Fleisch, Gemuͤse, Taback und ein Sommer- und Winter⸗Kleid, in letzterer Be—⸗ ziehung aber zugleich die Erlaubniß erhalten, auch jede andere Kleidung anzulegen, die ihnen von den Ihrigen zugeschickt wird. Das Stiftungs-Kapital besteht theils in liegenden Gruͤnden, theils in Renten. Zwei Artikol der Urkunde ha— ben noch den besondern Zweck, die Anstalt moͤglichst stcher zu stellen. Dem ersten dieser Artikel zufolge wird, außer den zur Bestreitung der jährlichen Ausgaben angewiesenen Summen, noch ein Reserve⸗Fonds von einem Zehntheile gebildet, wovon die Zinsen zum Kapital geschlagen und sonach neue Mittel geschaffen werden sollen, jene Ausgaben zu erhohen, sobald eine steigende Theurung der Lebensmittel solches noͤthig macht. Durch den zweiten obgedachten Artikel wird eine Pachtung von dem Ertrage von mehr als 3000 Fr. jährlich zur Bildung eines zweiten Reserve⸗Fonds bestimmt, welcher hundert Jahre lang nicht angetastet werden darf. Der Ertrag dieses Fonds soll alle zwei Jahre in liegenden Gruͤnden angelegt werden. Nach hun⸗ dert Jahren muß derselbe ungefähr zu einem zweiten Kapitale
von 3 Millionen Fr. angewachsen seyn, und wird alsdann zur
Verbesserung und großeren Ausdehnung der Stiftung wesent— lich beitragen. „Wir muͤssen noch bemerken“, sagt der Temps am Schlusse seines Artikels, „daß Herr von Aligre umsonst bemuͤht gewesen ist, das Bekanntwerden seiner groß—
muͤthigen Handlung, die in den Jahrbuͤchern der Geschichte
uanserer Zeit Epoche machen wird, zu unterdruͤcken. Die Welt hat sich zuweilen beklagt, daß der Besitzer eines so gro— ßen Vermögens dasselbe ihr nicht in eiteln Vergnuͤgungen opferte. Was wird die Welt jetzt sagen?““ ; .
Mehrere hiesige Zeitungen hatten vor einiger Zeit das Geruͤcht verbreitet, daß das Tagebuch des Hrn. Champollion des 8, . dessen Reise in Aegypten, auf Befehl des Paschas in Beschlag genommen worden sey. Hierauf hat Herr Champollion, welcher unlaͤngst in Toulon angelangt ist, sich veranlaßt i . unterm 15ten d. M. von dort aus das nachstehende Schr
Möäditerranée“ zu erlassen: „M. H. Auf die Autoritaͤt ei—
niger Journale der Hauptstadt haben Sie die Nachricht wie⸗
derholen zu müssen geglaubt, daß der Pascha von Aegypten, dem ich die Resultate meiner Nachforschungen uͤber die Denk— maler Aegyptens und Nubiens mitzutheilen die Ehre gehabt,
6ᷣ eigenmächtig einen Theil meiner Manuskripte zugeeignet
abe. Da mir von Sr. Hoheit nur Beweise des hoͤchsten
Schutzes, nur ehrenvolle Zeichen eines besondern Wohlwollens
zu Theil geworden sind, so erheischt meine Pflicht, mich gegen eine solche Vehauptung zu erheben. Ich ersuche Sie daher, ; diese meine Protestation gegen eine Nero ed unz die mit dem edlen Charakter so wenig üͤbereinstimmt, welchen Mehe—
eiben an den Redacteur des „Aviso de la
met Ali in seinen Verhaͤltnissen mit den Europäern und na—
mentlich mit den Franzosen stets bewiesen hat, durch die Auf—
nahme in eine der naͤchsten Nummern Ihres Blattes zur offentlichen Kenntniß zu bringen. Empfangen Sie ꝛc.“
Herr Victor Roussy, welcher gestern wegen eines Ge⸗ dichts unter der Ueberschrift: „Neujahrs⸗Geschenk eines Bett—
lers an Herrn Mangin“, worin dieser sich groͤblich beleidigt
fuͤhlte, vor Gericht stand, wurde von dem Advokaten Herrn Berville vertheidigt. Dieser suchte die heftigen Ausfaͤlle sei—⸗ nes Klienten auf den Polizei⸗Präfekten dadurch zu entschuldi— gen, daß die Abneigung, die dieser letztere gegen das neue Armen—⸗
haus zeige, ihm von allen Seiten Vorwuͤrfe zuziehe, und daß
die in dem Gedichte enthaltenen Beschuldigungen auf bloßen Thatsachen beruheten. Nichtsdestoweniger wurde Noussy zu einmonatlicher Haft und einer Geldbuße von 100 Fr., der Buchdrucker aber, der seine Presse zu dessen Gedicht herge— gegeben hatte, zu 200 Fr. (ohne Verhaftung) und beide so— lidarisch in die Kosten verurtheilt. — Der Prozeß des Hrn. Chätelain, Geschaͤftsfuͤhrers des Courrier frangais, wegen des Artikels: „Menschenliebe des 2 Mangin“ wurde, auf den Antrag seines Advokaten, Herrn Mrilhou, auf den 3. Febr. verschoben.
Einem Provinzial⸗Blatte zufolge sollen die Nachkommen
Robespierres bei dem hiesigen Tribunale erster Instanz eine Bittschrift eingereicht haben, um die Publikation von „Me— moiren Maximilian Robespierres“, welche angeblich binnen Kurzem hier in 4 Baͤnden im Druck erscheinen sollen, von den Bittstellern aber fuͤr unächt erklaͤrt werden, zu hinter⸗ treiben. Der Messager des Chamhres bemerkt, die Pu—⸗ blikation selbst koͤnne das Tribunal nicht verhindern, nur erst nach derselben koͤnnten die Herausgeber jener Memoiren, auf den Antrag der Verwandten Robespierres gerichtlich be— langt und, wenn die Memoiren wirklich apokryphisch wären, bestraft werden. .
In Folge der gestern auf dem Rathhaufe unter dem Vorsitze des Präfekten, Grafen Chabrol, statt gefundenen Berathung unter den zwoͤlf Maires der Hauptstadt ist be— schlossen worden, den Ertrag der am 2äasten d. M. im großen Opernhause gegebenen Vorstellung am Sten und 20sten k. M. zu zwei außerordentlichen Vertheilungen an Brod- und Holz in den zwoͤlf Armen-Buͤreaus zu verwenden.
Die Seine, welche vorgestern 67 Metres hoch stand, ist
gestern bis auf 5 Matres gefallen.
Großbritanien und Irland.
London, 20. Jan. Im Sun liest man: Die Haupt⸗ Gegenstaͤnde der Thron-Rede, mit der die Sitzungen des großen Rathes der Nation am naͤchsten Donnerstage (4. Febr.) eroͤffnet werden sollen, sind am vorigen Sonnabend der Er— wäͤgung Sr. Majestaͤt durch Herrn Peel vorgelegt worden. Da der König nicht persoͤnlich erscheinen wird, so wird die
Eröffnung der an wichtigen Geschaͤften reichen Session durch
eine Königliche Kommission geschehen. Se. Maj. selbst denkt, den vorlaͤufigen Anordnungen zufolge, um die Mitte des Aprils nach London zu kommen.
Die Sunday-Times enthaͤlt folgenden Artikel, wel— chen auch der Globe abdruckt und als vollkommen gegruͤn— det bezeichnet: „Durch unzweifelhafte Autorität sind wir in den Stand gesetzt, der Angabe in Franzoͤsischen Blaͤttern, daß der Kaiser von Rußland die ihm von Frankreich und
England gemachten Vorschlaͤge, in Bezug auf die Errichtung“
einer permanenten Regierung von Griechenland, verworfen habe, auf das Bestimmteste zu widersprechen. Bis zu dieser Stunde ist von einer solchen Verwerfung, oder auch nur
von einem Anzeichen, daß der Kaiser mit den Vorschlaägen
seiner Verbuͤndeten unzufrieden sey, gar nichts bekannt ge— worden. Auch konnen wir außerdem und zwar ebenfalls auf
gute Autoritaͤt versichern, daß Prinz Leopold geneigt ist, die
Regierung von Griechenland zu übernehmen, falls es den verbuͤndeten Maͤchten gefallen sollte, sie ihm anzubieten. Das Geruͤcht von seiner Weigerung ist — wir wiederholen es hier ausdruͤcklich — ganz ungegrundet.“ 5
In Portsmouth hat vor Kurzem ein seltener und (wie unsere —— * bemerken) 2 unwichtiger Prozeß . funden. Ein Mann, Namens Miller, hatte namlich, in Folge einer ihm auferlegten Safe, 5 Jahre in der Flotte als Matrose gedient; sein Dienst-Termin war am 21. Dez. ab⸗ 6 Am 23, machte er hiervon seinem Befehlshaber die Anzeige, die als richtig befunden wurde. Am 12. Januar,
neunzehn Tage nach der Ankunft des Schiffes im
Hafen, waͤhrend welcher Zeit Miller ohne die geringste Nothwendigkeit an Bord zurückgehalteꝗn worden war, be— ging er einen sogenannten Subordinationsfehler. Er wurde sogleich in Eisen geschlossen an Bord des Admiralschiffes in
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Portsmouth gebracht, und seine Sache ward bei derselben
Gerichtsbehörde verhandelt, auf deren Autorität er, den Ge⸗ setzen des Landes zufolge, schon 22 Tage vorher aus seinem
Dienste haͤtte muͤssen entlassen werden. Das Kriegsgericht erklärte ihn fuͤr „schuldig,“ verurtheilte ihn aber nur, mit Beruͤcksichtigung der Umstaͤnde, seiner Reue und seines guten Rufes, zu einer ihm zu ertheilenden Ermahnung, kunf— tig vorsichtiger zu seyn. Gleich darauf gab Admiral Stopford den Befehl, ihn frei zu lassen. — „Unserer An— sicht nach,“ bemerkt hiebei ein hiesiges Blatt, „ist es mit der Ermahnung so gemeint, daß wenn Miller noch einmal zu fuͤnfjaͤhrigem Strafdienst verurtheilt wuͤrde, er nicht murren durfte, wenn er alsdann 19 Jahre dienen muß. Wir halten diesen Fall nicht so sehr fuͤr eine Haͤrte, als fuͤr eine augenscheinliche Verletzung der Gesetze. Wenn ein Mann in Miller's Lage nur einen Tag gegen seinen Willen zuruͤck— gehalten werden darf, so kann man ihn auch ein Jahr lang
und fuͤr's ganze Leben zuruͤckhalten; eben so wie man ihm
eine Ermahnung durch das Kriegsrecht zuerkannte, kann man ihn verurtheilen, durch die ganze Flotte hindurch gepeitscht, oder gar gehaͤngt zu werden. Ein kuͤrzeres oder längeres Gefaͤngniß, eine mildere oder strengere Strafe hinge auf diese Weise nur von der Willkuͤhr des Befehlshabers und der Milde der Gerichts-Behoͤrde ab. Vom 22. Dez. an, stand Miller unter keinem anderen, als dem Englischen Civil— Gesetz. Ein Kriegsgericht hat nicht mehr Recht, ein Urtheil über sein Betragen zu faͤllen, als der Lord⸗Mayor von London.“ eit Neujahr erscheint hier eine Wochenschrift in Ita— lianischer Sprache, unter dem Titel „Vespa“. Die heutige Morning-Chroniele theilt als offiziell mit, daß gestern Herr David Wilkie (der auch auf dem
Kontinente geschaͤtzte Genre⸗-Maler) zum Praͤsidenten der
Koͤnigl. Akademie ernannt worden sey. (Andere Blaͤtter nennen Herrn Shee, doch scheint dies auf einem Irrthume zu beruhen, da Herr Shee nicht sowohl Kuͤnstler als Dich— ter ist.) 26.
9 letzte Heft des Foreign Review enthaͤlt einen Auszug aus Ferbers „Beitragen zur Kenntniß des Gewerb— fleißes in Preußen“, und ist namentlich die Stelle hervorge— hoben, die auf den Getreide⸗Verkehr zwischen Preußen und Großbritanien Bezug hat.
Nach einem Plane, den ein Offizier der Königlichen Flotte entworfen hat, sollen naͤchstens zu Woolwich einige Versuche mit Perkussions-Schiffskanonen gemacht werden.
Nachrichten aus St. Vincent zufolge ist Sir Charles Brisbane, der Gouverneur dieser Insel, mit Tode abge— gangen. ö In dem hiesigen Kirchspiele St. Clements Danes hat sich ein Verein gebildet, der eine Subscription zum Besten der in diesem strengen Winter besonders Noth leidenden Armen er⸗— öffnet; die engehenden Summen sollen jedoch den Armen nicht baar gegeben, sondern zu Ankaäͤufen von Brodt, Kar— toffeln, Kohlen, Bettdecken und anderen Beduͤrfnissen ver— wandt werden, die man alsdann unter die Nothleidenden vertheilen will.
Nieder lande.
Aus dem Haag, 30. Jan. Da gestern wieder nur 47 Mitglieder der zweiten Kammer der Generalstaaten bei— sammen waren (es sind wenigstens 56 zur Berathung erfor— derlich), so wurde die Sitzung aufs Neue bis auf uͤbermor— gen den 1. Februar vertagt. .
Nachdem durch den Tod des Hrn. Jameson in Cork das Koͤnigl. General-Konsulat von Irland erledigt worden, haben Se. Maj. dasselbe mit dem durch Hrn. May bekleideten in London unter der Benennung: General-Konsulat fuͤr die Königreiche Großbritanien und Irland vereinigt und Hrn. May ermaͤchtigt, Hrn Jameson zum Vice, Konsul in Cork,
so wie Hrn. Porter zum Konsul in Dublin an die Stelle
des auf sein Verlangen entlassenen Hrn. Stevenson Seaver, anzustellen. . . Von den neuen Schiffen, welche durch den Nordhollaͤn⸗ dischen Kanal am 23. Dez. in das Neue Diep einliefen, aber durch das Treibeis am Auslaufen verhindert wurden, sind den 27. d. M., nachdem der Wind sich gedreht hatte, acht in See gegangen, und durch das Dampfschiff „Nordholland“ bugsirt worden. 24. Eine am 27sten d. M. hier veranstaltete Haus-Kollekte um Besten der Armen trug uͤber 4700 Fl. ein; in Middel⸗ urg kamen durch eine Sammlung fuͤr denselben Zweck 3342 Fl. zusammen. - . — — Am sterdam, 30. Jan. Das allgemeine Interesse,
welches hiesigen Orts das Aufeisen des großen Nord-⸗Hollaän⸗
dischen Kanals erregt hat, und der bedeutende Vortheil, den
das Gelingen dieses in seiner Art einzigen Unternehmens fuͤr den hiesigen Hafen darbietet, — indem sich jener Kanal nun auch als ein Mittel bewaͤhrte, der Schifffahrt mit Aufopfe— rung einiger Kosten auch bei strengem Winter den Zugang zur offenen See und zuruͤck nach dem Hafen dieser Stadt zu erhalten, — begruͤnden die Voraussetzung, daß einige naͤ—
here Mittheilungen uͤber diese großartige Arbeit nicht unwill⸗
kommen seyn durften. — Mitten unter den Vorbereitungen
zu den Herbst-Verschiffungen, welche, nach der gewohnlichen
Berechnung, in der letzten Hälfte des Monats December am Neuen Diep seyn muͤssen, wo sie dann mit dem zwischen Weihnachten und Neujahr durchgaͤngig wehenden Ostwind die Fahrt antreten und mit dem Treibeise in See gehen, üuͤberfiel uns schon am 20. Nov. v. J. ein starker Frost und spaͤter am 24. Nov. ein heftiger Nordost⸗Sturm, welcher die Schiffe hinter ihre Anker auf den sumpfigen Boden unseres Hafens trieb, und den Strom mit einer Masse Treibeis er— fuͤllte, durch die jede Fluth aus der Suͤdersee vermehrt und
ein Eisgang veranlaßt wurde, der schon einige Tage spaͤter
die Schifffahrt vor der Stadt hemmte, bis sich das Eis am 1. Dec. festsetzte und am 4Aten schon stark genug war, einen Weg nach dem jenseitigen Ufer fuͤr Menschen und Thiere 1 Die Hoffnung, daß diese Hemmung der Schiff— fahrt nur von kurzer Dauer seyn wuͤrde, verlor sich bald, da auch der große Nord⸗Hollaͤndische Kanal zufror, und nun fing man an, auf Mittel zu sinnen, denselben aufzueisen; einige Schiffsrheder und Hel ich un entschlossen sich, es zu versuchen, und waͤhlten dazu eine Kommission, bestehend aus den Herren J. van Beeck Vollenhoven, de Vries und Comp. und Hooy⸗ man und Schuurmann hierselbst. Die vorbereitenden Maaß— regeln hiezu, so wie das Zusammenberufen aller Interessen⸗ ten, das Einholen der Autorisation des Gouvernements und der Koͤniglichen Bewilligung zum Legen eines Schlagbaums auf den zu eroͤffnenden Kanal, um Jeden, der ihn benutzen wollte, zur Theilnahme an den Kosten anhalten zu konnen; ferner die oͤffentliche Verdingung der Arbeit und endlich die vollstaͤndige Beladung der Schiffe und deren Durcheisung nach dem Mund des Kanals, waren alles so viele Ursachen und Gruͤnde, warum mit dem eigentlichen Werke erst am 22. December angefangen werden konnte; und so lieferte in je—⸗ nem Augenblick unser Strom ein durch dessen Neuheit und Lebendigkeit hoͤchstanziehendes Schauspiel. Eine Anzahl von
Sechs, Zwei un Dreimastschiffen arbeiteten von ihren Liege⸗
plaͤtze in den Schiffsreihen und selbst von innerhalb des staͤd⸗ tischen Baums, queer durch den Y-⸗-Strom, in verschiedenen Richtungen nach dem großen Nord-Hollaͤndischen Kanal. Hun⸗ dert schwer beladene Schlitten waren täglich auf dem Eise in fleißiger Betriebsamkeit beschäftigt, die aus verschiedenen Guͤtern bestehenden Ladungen herbeizufahren, waͤhrend das Gedränge durch eine Menge von Schaulustigen noch vermehrt
wurde. — Ungeachtet der Strenge, mit welcher der Winter sich
einstellte, schien das mildere stille Wetter der folgenden Tage die Unternehmung beguͤnstigen zu wollen; dies war selbst noch der Fall an dem vorerwähnten Dienstag, an welchem die Arbeit durch den Entrepreneur, der das Wenigste (Leine Summe von 15,990
Fl.) verlangt hatte, angefangen wurde, und die Mißhellig—
eiten zwischen jenem Annehmer und den Arbeitern, welche wegen des Tagelohns und anderer Ruͤcksichten entstanden wa— ren, wuͤrden vielleicht schon an diesem ersten Tage beseitigt worden seyn, wenn nicht am folgenden Tag darauf ein so strenger Frost mit heftigem Nordost-Wind eingetreten waͤre, daß die Arbeit in solcher Kaͤlte die menschlichen Kraͤfte uͤber—⸗ stieg. Waͤhrend der naͤchsten beiden Tage war diese strenge Witterung von Schneegestöber begleitet, und nun folgte das Weihnachtsfest, welches Alles es unmoglich machte, die so sehr entmuthigten Arbeiter wieder 9 versammeln; erst Mon⸗ tag am 253sten konnte die Arbeit wieder aufgefaßt, oder viel, mehr von neuem angefangen werden; denn in der That fand man die schon ganz von Eis befreit gewesene Willemsch euse und einige himdert Ruthen Weges neuerdings mit einer Sis⸗ rinde von 26 bis 25 Niederlandischen Zollen bedeckt, deren Weg⸗ schaffung üm so schwieriger war, weil das vorige Eis schon unter und auf die Borden der Fahrt geborgen war, und des halb die neue Eismasse daruͤber weggeholt werden 3 Diese Widerwartigkeit, welche außer jeder Berechnung lag
und meistens der unredlichen Handlungsweise der Arbeiter an erwaͤhntem Dienstag zugeschrieben werden muß, kestete eine beharrliche Ausdauer von 4 Tagen und außerordentliches Tagelohn. Als man endlich bis jum alten Eise vorruͤckte, fand man diefes merklich dicker, und wegen des darauf ge— fallenen Schnees äußerst schwierig zu bearbeiten. Alle diese n= wurden durch die e 9 2 ßigen Forderungen zu einem uͤbertriebenen Lohn = stuͤtzen, so daß * aon so ungluͤckliche Annehmer, sich selbst