1830 / 37 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

9 den Sy st ems ist, so hat das jetzige Ministerium ohne Zwei⸗ fel Alles gethan, was es konnte, damit das seinige nicht dem von 1822 gleichgestellt werde; nichtsdestoweniger aͤußerte ge⸗ stern das Journal des Debats, die Kammer, welche die Villdlesche Verwaltung gebrandmarkt habe, werde, was sie einmal gethan, auch noch zum zweitenmale thun können. Die verschiedenen Nuancen der Rohalisten werden sich also endlich uͤberzeugen, daß sie in den Augen der Revolution alle gleich beklagenswerth sind, und daß sie daher nichts Besseres thun koͤnnen, als sich fuͤr immer zu vereini⸗

gen.“ Der Courrier frangais meint, die jetzige Er!

nennung lasse sich noch weniger rechtfertigen, als die der 76 . von Villsle, denn diese habe wenigstens einen politischen Zweck gehabt, was sich von jener nicht ein⸗ mal sagen lasse; es sey denn, daß man die einzige Erhebung des Herrn von la Bourdonngye als ein Werk der Polstik betrachten wollte. Allerdings haͤtte dieser aus Verdruß, daß

zerr von Polignac sich seiner auf eine so kraͤnkende Weise

entledigt habe, seine fruͤhere Rolle in der Deputirten / Kam⸗ mer wieder ubernehmen koͤnnen, und durch dessen Entfer⸗ nung habe man sonach die kleine Armee des Herrn von la Bourdonnaye desorganisiren wollen. Daß man Hrn; Beug⸗ not zum Pair ernannt habe, sey nicht mehr als billig, da dieser bereits 6 Jahre lang an die Thuͤre der erblichen Kam⸗ mer geklopft habe, ohne daß ihm geöffnet worden sey. Was rn. von Vitrolles anbetreffe, so habe man ihn nur zum 3 ernannt, da es ihm nirgends gelungen sey, sich zum eputirten wählen zu lassen, auch sein Eintritt in das Mi⸗ nisterium aus unbekannten Gruͤnden gescheitert sey. Die he⸗ treffende Verordnung gleiche uͤberdies, da sieben neue Pairs die Majoritaͤt in der ir, ge imer zu Gunsten des Ministe—⸗ riums nicht zu aͤndern vermochten, einem bloßen Abschieds⸗Ge⸗ schenke, das man sich unter Freunden vor einer langen Trennung zu machen pflege. Das Journal du Commerce ruͤgt die Stelle in dem obigen Artikel der Gazette de France, worin dieselbe zu verstehen giebt, daß blos die Royalisten von der Farbe der Quotidienne beguͤnstigt wuͤrden, und will darin den Beweis finden, daß die Royalisten unter sich nichts weniger als einig wären. Die Quotidienne schweigt uͤber die neuen Pairs⸗ Ernennungen ganz. Der Constitutionnel« tadelt diese Ernennungen, da die Neugewaͤhlten aus lauter Ultra⸗Roya⸗ listen beständen; allein auch in der Pairs-Kammer selbst, meint derselbe, wuͤrde dadurch die Majoritat in keinerlei Weise geandert werden, und einer der 76 Villeleschen Pairs. habe schon jetzt in einer Gesellschaft laut geaͤußert: „Die Minister glauben sieben Stimmen gewonnen zu haben; sie werden de— ren vierzehn verlieren.“ ö Schon seit laͤnger als acht Tagen besteht ein Federkrieg zwischen der Gazette de France und dem Journal des De— bats; jenes Blatt wirft namlich diesem vor, daß es sich im hoͤchsten Grade wankelmuͤthig in seinen Grundsaͤtzen und Meinungen gezeigt habe, und sucht diese Behauptung durch die Geschichte der letzten f Journal des Debats will solches aber nicht wahr haben; da dasselbe inzwischen der Gazette de Franee das letzte Wort ge— laffen hat, so zieht diese daraus den Schluß, daß sie ihren Gegner uͤberwiesen habe, und sagt heute: „Frankreich muß jetzt die Ueberzeugung haben, daß die Partei, deren Organ das Journal des Debats ist, aus Abtruͤnnigen und Raͤnke— machern besteht. Diese Partei hat weder Grundsaͤtze, noch ein politisches System; sie verficht schimpflicher Weise nur persoͤnliche Interessen, wodurch sich indeß Niemand mehr , Die Maͤnner, welche sie zählt, wurden vor 3 Jahren von den Wahl⸗Kollegien fuͤr Ro alisten gehalten, zei— gen sich aber heute in der Kammer als evolutionnairs. Im

Jahre 1827 konnten sie die Waͤhler hinters Licht fuͤhren;

jetzt aber, wo man in ihnen nur noch die Vorhut

der linken Seite erblickt, schwindet jede Taͤuschung. So lange

diese indessen bestand, haben jene Maͤnner einen großen Ein— fluß auf unsere öffentlichen Angelegenheiten geuͤbt; sie haben die Wahlen von 1827, das Martignaesche Ministerium, die Praͤsidentschaft des Herrn Royer - Collard, die beklagens— werthe Adresse, das Wahllisten⸗Gesetz, das Preß⸗Gesetz und eine zweijährige Vernichtung des monarchischen Prinzips her⸗ ö sie sind mit einem Worte an allen Verirrungen unserer Politik in neuerer Zeit Schuld gewesen und wollen auch heute noch in der Kammer eine aufruͤhrerische Adresse und die Verweigerung des Budgets zu Stande bringen. Es ist daher klar, daß die jetzige Majorität der Kammer keine parlamentarische ist; und dieses ist so gewiß wahr, daß bei

einer neuen Deputirten⸗ Wahl die Kollegien moͤglicher Weise

lauter Männer von der äußersten linken Seite, gewiß aber nicht die Kandidaten des Journal des Debats in die Kam— mer schicken wuͤrden. Das Reich dieses Blattes ist sonach

unfzehn Jahre zu beweisen. Das

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zu Ende, und die Berathungen uͤber die Adresse werden dem— selben den letzten Todesstoß versetzen.“ Die hier bestehende Gesellschaft zur Verbesserung der Ge⸗

faͤngnisse hlelt gestern unter dem Vorsitze des Dauphins in

den Tuilerieen ihre Jahres-Sitzung. Se, K. H. eroͤffneten dieselbe, indem Sie mehrere neue Mitglieder, unter ihnen den Vicomte von Martignas und den Polizei⸗Praäͤfekten Hrn. Mangin, zur Aufnahme vorschlugen. Demnaͤchst verlas der Minister des Innern einen ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die in den Gefaͤngnissen saͤmmtlicher Departements vorgenomme— nen Verbesserüngen. Am meisten ist in dieser Beziehung fuͤr die Kleidung und die Lagerstaͤtten der Gefangenen, so wie fuͤr die Klassifiziruug und Trennung derselben nach dem Geschlechte, dem Alter und der Natur der von ihnen begangenen Vergehen geschehen. In Clermont, Limoges und Clairvaux, wo fruͤher immer unter zehn Gefangenen einer starb, hat sich die Sterb, lichkeit durch die getroffenen Gesundheits-Maaßregeln jetzt auf das Verhältniß von 14: Z0 gestellt. In einer großen Anzahl von Gefängnissen sind die Geisteszerrütteten, welche bisher mit den Verbrechern dieselben Gefaͤngnisse theilten, von diesen getrennt worden. Ueberall wird das Arbeiten als das beste Mittel zur Aufrechthaltung der Ordnung und zur Besserung der Straͤflinge angewendet; im Laufe des vorigen Jahres haben 15,000 Gefangene 1,180,000 Fr. durch ihre Arbeiten erworben, wovon ihnen 585,000 Fr. ausgezahlt und 480,900 Franken als Ersparnisse fuͤr sie zuruͤckgelegt worden sind. Die Anzahl der Gefangenen hat sich im Jahre 1829, im Ver— gleich zu den vorhergehenden um 3700 vermehrt. Das Kapi—

tal der Gesellschaft belief sich im Januar 1829 auf 192,409

Fr., mit Einschluß des jaͤhrlichen Beitrages von 6000 Fr., welchen der Dauphin giebt; die Einnahme betrug im vorigen Jahre 21,194 Fr., die Ausgaben 18,1 15. Von einem durch den Dauphin eroͤffneten Kredite sind 22,000 Fr. fuͤr gesuͤn— dere Einrichtung der Gefaͤngnisse und 35,000 Fr. fuͤr die Be— kleidung der Straͤflinge verwendet worden. Der Prafekt des Seine⸗Departements, Graf von Chabrol, erstattete hier— auf einen interessanten Bericht uͤher den Stand der Neu⸗ und Reparaturbauten der Pariser Gefaͤngnisse. Die Gefauͤng⸗ nisse der Polizei-Praͤfektur und der Coneiergerie, so wie die Bauten in Ste. Pelagie sind beendigt; die in St. Lazare werden es binnen Kurzem seyn. Das Zuchthaus ist gleich— falls seiner Beendigung nahe; auf die Bauten zur Erweite⸗ rung des Gefaängnisses „la Force“ sind 300,090 Fr. verwandt worden. Das Haus, welches an die Stelle des Bicstre tre⸗ ten soll, wird erst im Jahre 1831 beendigt seyn. Auch ein neues Schuldgefängniß ist im Entstehen. Die fuͤr die Unter— druͤckung der Landstreicherei errichteten Häuser in St. Denis und Villers-Cotterets haben wichtige Verbesserungen erhalten. Herr Mangin, an dem jetzt die Reihe des Vortrages war, und von dem man besonders nähere Angaben uͤber den Zustand der von Herrn Debelleyme gestifteten Anstalt zur Unterdrückung der Bettelei erwartete, beschraͤnkte sich darauf, den Dauphin um die Erlaubniß zu bitten, seinen Bericht bis zur naͤchsten Jahressitzung verschieben zu duͤrfen. Als der Marquis von Barbé⸗Marbols bei dem Dauphin die Erlaub— niß nachsuchte, seinen Bericht durch ein anderes Mitglied vor—⸗ lesen laffen zu durfen, erwiederten Se Königl. Hoh.: „Sehr gern, es ist schon ein besonderes Gluͤck fuͤr uns, daß wir Sie nach einer so langen Krankheit wieder im Schooße un—⸗

serer Versammlung sehen.“ Die Sitzung wurde durch Be⸗

richte mehrerer Mitglieder uͤber den Zustand der Gefaͤngnisse in den Provinzen geschlossen. .

Ueber die von Marseille nach Morea spedirten Summen, angeblich im Betrage von 690,900 Fr, liest man im „Se— maphore“, einem in jener Stadt erscheinenden Blatte, ein Schreiben aus Toulon vom 2isten d. M., wonach mehrere Faͤsfer mit Geld, theils fuͤr Rechnung des Kaisers von Ruß⸗ land Majestät, theils fuͤr die des Herrn Eynard, unter der Adresse des Grafen Capodistrias daselbst eingetroffen, und am 20sten mit den Briggs „le Volage“ und L' Eelipse“ nach dem Orte ihrer Bestimmung abgegangen waren.

Das Theater am Thore Saint-Martin wird heute zum

erstenmale unter der Direction des Hrn. Crosnier mit einer

Vorstellung zum Besten eines ungenannten Schriftstellers wieder geöffnet. ;

Seit gestern ist hier aufs Neue Frost eingetreten. In der vergangenen Nacht um 12 Uhr zeigte das Thermometer 53 Grad unter Null. =

Großbritanien und Irland.

London, 29. Jan. Am gestrigen Tage war Cour im Koͤnigl. Pallaste von Windsor. Saͤmmtliche Minister, die sich sowohl vorgestern als am 26sten d. M. zum Kabinets⸗ Rath versammelt hatten, waren anwesend. Der Recorder

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. 263 von London stattete Sr. Maj. den Bericht uͤber die wahrend

der Dezember⸗Sessionen von der Gerichts ⸗Behoͤrde in Old⸗ Bailey gefaͤllten Todes⸗-Urtheile ab. Saͤmmtliche Verurtheilte wurben von Sr. Maj. begnadigt. Die Minister, die bei ihrer Ankunft ein Dejeuner vorfanden, blieben zum Theil auch zum Diner, das gegen Abend bei Sr. Maj. servirt wurde.

Im Oberhause wird, dem Vernehmen nach, der Herzog von Bucelengh auf die Adresse an den Köoͤnig antragen und darin von Lord Glengall unterstuͤtzt werden. Davon, daß Se. Maj. persoͤnlich die Parlaments⸗Session eröffnen werden, verlantet in hiesigen Blättern noch nichts.

Lord Mountcharles hat seine Stelle im Ministerium als Lord des Schatzes aufgegeben. Der Courier be— merkt; „Die Abdankung Sr. Herrlichkeit har lediglich ein persoͤnliches Motiv, das fern von allen politischen Beziehun⸗

en ist.“ . U . Herr Huskisson und Herr Charles Grant begaben sich

gestern zum Prinzen Leopold von Sachsen⸗Koburg nach

Claremont, wo bereits eine ansehnliche Gesellschaft, dem Ver⸗

nehmen nach, um das Vergnuͤgen der Jagd zu genießen,

versammelt ist.

Dem Sun zufolge, sollte der Marquis von Chandos in diesen Tagen als MuͤnzMeister (an der Stelle des Herrn Herries, der Praͤsident der Handels-Kontrolle wer⸗ den soll) vereidigt werden. Das Morning— Journal bemerkt? „Leider muͤssen wir berichten, daß es allgemein heißt, der Marquis von Chandos sey im Begriff, eine Stelle unter dem Herzoge von Wellington anzunehmen. Wenn dieses Gerxuͤcht sich bestaͤtigt, so koͤnnen wir den edeln Mar⸗ quis nur bemitleiden. Seine Vereinigung mit dem gegen— wärtigen Ministerium ist in mehr als einer Hinsicht ein bedauernswerther Umstand; bedauernswerth für den edeln Lord persoͤnlich, so weit sein Charakter und seine dar— gelegten, oder vielmehr vorgeblichen Gesinnungen dabei betheiligt sind, und doppelt bedauernswerth deshalb, weil diese Vereinigung eben zu einer Zeit statt findet, da die Macht der Herzogs schon im Abnehmen ist. Er kann dem fallenden Premier-Minister keinen Beistand leisten, aber seine Freunde und sein Amt kann er fast um dieselbe Zeit einbuͤßen, kann die Achtung der Welt verscherzen durch eine Verbindung, die er später gewiß bereuen wird. Darum hoffen wir auch, das Geruͤcht werde sich nicht bestärigen, und daß wir morgen

schon im Stande seyn werden, ihm auf das Bestimmteste zu

wider sprechen.“

Es bestaͤtigt sich doch, daß die Mitglieder der Koͤniglichen Akademie den Herrn Martin Archer Shee, an die Stelle des verstorbenen Sir Thomas Lawrence, zum Praͤsidenten er— waͤhlt haben. Die Koͤnigliche Bestaͤtigung wird noch erwar— tet. Das Resultat der Wahl hat hier einige Verwunde— rung erregt. Die Times sagt von dem Erwahlten: „Durch seine Verse mehr‘) als durch seine Gemaͤlde bekannt, ist Hr.

Shee unstreitig ein Mann von Talent; seine gegenwärtige

Erhebung aber ist gewiß von Niemand im Publikum erwar— tet worden.

Die Brandwein⸗-Verkaͤufer der Hauptstadt fangen an, gegen die Angriffe, die ihr Geschaͤst erfaͤhrt, nicht blos sich . Minister doch, wiewohl der letzte Fall der Consols es mehr

zu vertheidigen, sendern auch offen zu Felde zu ziehen. Die

Magistratur der Grafschaft Middlesex hat nämlich eine Reihe

von Resolutionen gefaßt, worin es heißt, daß der Verkauf des Brandweins (Gin), wie er jetzt gestattet werde, der Gesundheit sowohl als der Moralität christlich erzogener Leute nachtheilig fey und sehr oft eine Ursache der Geisteszerruͤt⸗ tung, des Selbstmords und des Todtschlags werd: Dagegen erhoben sich saͤmmtliche Gin-Verkäufer; sie veranstalteten am vergangenen Montage eine Versammlung in der Queens— Arms Tavern und faßten ebenfalls Resolutionen, wor— in sie 237 daß die Magistratur im Irrthume sich befinde. er Gin, sagen sie, sey das vortrefflichste Ge— traͤnk. Die Fabrication desselben komme durch den Korn⸗Ver⸗ brauch dem Ackerbau⸗-Interesse zu Huͤlfe, und ein Eingriff in wohlerworbene Rechte wuͤrde es seyn, wenn man das beste⸗ hende System stoͤren wollte. Die Times, die zu diesen Resolutionen ihre Anmerkungen macht, sagt am Ende: „Wir thun am Besten, die Sache der Regierung zu uͤberlassen. Ueber die Wohlfeilheit der einheimischen Spirituosen wird allgemein Klage geführt, und das hieraus eutspringende Un⸗ heil scheint sich immer mehr und mehr uͤber die niederen Klassen der Nation zu verbreiten. Eine Beschraͤnkung halten wir daher fuͤr nothwendig und glauben auch, daß man sie auflegen werde.“ .

Namentlich durch seine lihwnes on Aris die vor unge; faͤhr 7 Jahren zuerst erschienen ünd seitdem einige vermehrte Auflagen erlebt haben. ;

Die Tim es theilt, unter Aeußerungen des Unwillens, ei, nen Brief mit, der in Ostindien cirkulirt haben soll und auf dem der Name des Schreibers sowohl, als der des Adressaten in n. Weise ausgedruckt war. Uebersetzt man je⸗ doch die Namen ins Englische, so ergiebt sich, daß der Brief von Lord Ellenborough, dem Praͤsidenten des Ostindischen Kontroll-⸗Buͤreaus an Sir J. Malcolm, den Gouverneur von Bombay, ,, ist. In dem Briefe selbst spricht sich der Lord uͤber zwei Gegenstaͤnde aus, die in England viel In⸗ teresse erregen; zuerst uber das Verfahren der Richter in Ostindien, das bekanntlich dem Gouverngur fruͤher zu einer Schließung des Gerichtshofes die Veranlassung gab, und als⸗ dann uͤber die Wahrscheinlichkeit, daß bereits im Jahre 1836 der Freibrief der Ostindischen Compagnie vom Parlamente erneuert werden duͤrfte. In Hen, des ersterwaͤhnten Punktes meint der Lord ganz unverhohlen, daß ein Richter in Ostindien nicht sowohl seiner eigenen Einsicht, als der Meinung desje⸗ nigen zu folgen habe, der die politische Aufsicht uͤber die Provinz, oder die Praͤsidentschaft fuhrt, in der das Tribunal sich befindet. „Was wuͤrde,“ ruft die Times, „der verstorbene Lord Ellenborough dazu sagen, wenn er vernaͤh—⸗ me, wie der Erbe seines Namens und seiner Titel uͤber rich⸗ terliche Wuͤrde und Unabhaͤngigkeit sich ausspricht?“ „Noch merkwuͤrdiger aber,“ faͤhrt das genannte Blatt wei⸗ terhin fort, „ist der zweite Punkt füuͤr uns. Wenn es naͤm— lich wahr ist, daß schon im J. 1830 drei Jahre vor Erloͤschung des Freibriefes dieser erneuert werden soll, so ist es hohe Zeit, daß die Freunde der Handels freiheit, Alle fuͤr Einen und Einer fuͤr Alle, auf ihre Allarm⸗Posten sich begeben.“ Die Aechtheit des angefuͤhrten Briefes durfte zwar in Zweifel gestellt werden; die Times sucht die⸗ sem jedoch zu begegnen, indem sie bemerkt, daß sie uͤber die Authentieitaͤt desselben die glaubwuͤrdigsten Zusicherungen er— halten habe.

Die neuesten hier angekommenen Nord-Amerikanischen Blaͤtter (bis zum 3. Jan.) bringen vielerlei Nachrichten von Veranderungen in den verschiedenen Suͤd-Amerikanischen

Republiken mit. Am wichtigsten ist die, die aus Caraeccas

gemeldet wird. (S. Columbien) Aus Mittel-⸗-Amerika will man erfahren haben, daß General Marazan in Guate— mala sehr viele Individuen, von denen geglaubt wird, daß sie der bestehenden Ordnung der Dinge feindlich gesinnt seyen, aus dem Lande verbannt habe. Es sollen sich darunter die Bischoͤfe und ungefahr 90 andere Geistliche befinden, die man im Verdachte hat, Royalisten zu seyn. Chili

scheint die einzige unter den Suͤd-Amerikanischen Republi—

ken, wo die Ruhe sich ungetruͤbt erhält. Unsere direkten Nachrichten aus Valparaiso reichen bis zum 4. Sept. Der National-Kongreß von Chili wird sich in dieser Stadt versam⸗— meln, wohin auch, wie man glaubt, der Sitz der exekutiven Regierungs-Gewalt verlegt werden soll, weil Valparaiso zu diesem Zwecke besser gelegen zu seyn scheint, als St. Jago, die bisherige Hauptstadt. Genera Pinto, gegenwaͤrtiger

Vice-Praͤsident, durfte, wie man vermuthet, zum Praͤsiden⸗

ten der Republik erwählt werden. An der Boͤrse geht wiederum die Rede davon, daß die

in Zweifel zu stellen schien, die Mittel gefunden haben sol— len, eine Reduction der 4pCtigen Stocks durchzufuͤhren. Von anderer Seite wird jedoch auch versichert, daß die Di— rektoren der Bank sich nicht Willens zeigen sollen, die Mini— ster in diesem Vorhaben zu unterstuͤtzen. Columbische Obli— gationen sind, in Folge der aus Columbien erhaltenen Nach— richten, neuerdings gewichen, wahrend andere Fonds seit vorigem Posttage zum Theil wieder ihren fruͤheren Stand erreicht haben.

London 29. Jan. Das Parlament versam⸗ melt sich nächsten Donnerstag; ein großer Theil desselben (dessen Meinung man wohl als Ausdruck der Gesinnung des thaͤtigeren Theils der Nation anzusehen hat) thut solches mit unbeschraͤnktem Zutrauen in die Fahigkeit sowohl, als den gu⸗ ten Willen der Regierung. Diesen Theil bilden vorzüglich die Whigs, welche seit so vielen Jahren der Verwaltung ge⸗ genuͤber gestanden haben, daß man sich noch kaum daran ge— wöhnen konnte, sie anders, als in der Opposition zu denken. Es sind die Manner, weiche Lord Kwerpool und, den Mini, stern EanniDng und Peel feit dem Tode des Marquis von Londonderry in den freisinnigeren Maaßregeln zum Vortheil der Handels⸗-Freiheit, nicht minder bei der Ruͤckkehr zum me⸗ tallischen Umlaufsmittel und neuerlich bei der Emaneipation der Katholiken beigestanden, und welche jetzt die Wellington, sche Verwaltung gegen die Tory's zu vertheidigen haben wer— den. Letztere, die es immer mit dem Ministerium hielten, so lange beider Vortheil mit einander uͤbereinstimmte, die als⸗