1830 / 38 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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der nachtheiligen Wirkung eines unbedachten, wenn auch rechtmäßigen Widerstandes uͤberzeugt, und von dem Wunsch beseelt, die oͤffentliche Ruhe zu erhalten, sich gensthigt gese— hen habe, diesen Schritt zu thun, um großeren Uebeln vorzu— beugen. Wie wir hoͤren, wird diese ungluͤckliche und thoͤrichte Bewegung dem Einfluß der in Yukatan bestehenden York⸗Par— tei zugeschrieben, die, obgleich stark genug, einen temporären Sieg zu erringen, doch zu schwach ist, um bei der Ober-Ver— waltung ernstliche Besorgnisse zu erregen und nicht in Kur— zem niedergedruͤckt zu werden. Dieses Ereigniß ist ein neuer Beweis von dem nachtheiligen Einfluß einer Militair-Macht, die sich von Parteien leiten laͤßt. Die in Campeche befind— lichen Truppen sollen sich nur auf 1500 Mann belaufen. Der Praͤsident Guerrero, der noch immer unumschraͤnkte Gewalt besitzt, wird auf das eiligste den General Santa-Ana gegen sie schicken, um die Ruhe wiederherzustellen. Die Empdrer sprechen zwar nur von einer Central⸗Regierung fuͤr Mexiko; wahrscheinlich aber wollen sie eine allgemeine Veranderung in dem Regierungs Personal und in den Maaßregeln.“

Ein Schreiben aus Vera⸗Cruz vom 19. Nov. ent— haͤlt eine Proclamation des Generals Santa-Anga, datirt Jalapa, den 16. Nov., an die Bewohner dieses Staates, in Beziehung auf die Empoͤrung in Yucatan, in welcher es unter Anderm heißt: „Die Zeit ist gekommen, wo Ihr durch Hand— lungen uͤberzeugt werden sollt, wie ungerecht man mich an— geklagt hat. Mitbuͤrger! Es ist unsere Pflicht, unser theuer— stes Interesse, die Ruhe zu erhalten. Die Ober-Verwaltung hat Kenntniß erhalten von dem, was geschehen, und sie ist mit Ergreifung der noͤthigen Maaßregeln beschaͤftigt. Ich fur meine Person werde, so lange ich im Staate zu befehlen habe, streng gerecht gegen alle Stoͤrer des Friedens seyn, des— sen Ihr Euch gluͤcklicherweise erfreuet, und unerschuͤtterlich in meinen Grundsätzen, werde ich mich sogleich an Eure Spitze stellen, wenn es erforderlich ist, die Gesetze und die oͤffentli— che Ruhe zu vertheidigen.“

Der Ober⸗Befehlshaber der Reserve⸗Armee und zweiter Beamte der Republik, General Bustamente, hat an seine Truppen eine Proelamation erlassen, in welcher er denselben ankuͤndigt, daß die Ober-Berwaltung sich mit Reformen be— schaftige, die alle moͤglicher Weise zu Klagen Anlaß geben— den Uebelstaͤnde aus dem Wege raͤumen und die zweckmaͤßig— sten Maaßregeln in sich begreifen wuͤrden, um das Foͤderativ— System aufrecht zu erhalten. Die Sprache des Generals ist außerordentlich gemaͤßigt und milde, und dabei zugleich maͤnnlich und . es laͤßt sich daher nicht zweifeln, daß die mißvergnuͤgten Truppen in Yukatan bald wieder zu ihrer Pflicht zuruͤckkehren werden, besonders da das Volk sie durch— aus nicht zu unterstuͤtzen scheint.

Wie es heißt, ist General Barradas aus New-Orleans hier angekommen, um mit dem naͤchsten Paketboot nach Ha— vre abzusegeln.

n lh nd.

Berlin, 7. Febr. Nachstehendes ist die im gestern er— schienenen Blatte der Gesetz- Sammlung enthaltene, an den Staats-Minister des Innern gerichtete Allerhoͤchste Kabinets— Ordre in Betreff des Verfahrens der Kreisstaͤnde bei Ab— fassung und Ueberreichung ihrer Petitionen und Eingaben:

„Obwohl in den Kreisordnungen fuͤr die verschiedenen Provinzen genau bestimmt ist, daß Beschluͤsse der Kreisstaͤnde . den Kreistagen unter den vorgeschriebenen Formen

efaßt werden koͤnnen; so sind Mir doch oͤfter Eingaben zuge—⸗ ommen, welche Namens der Kreisstaͤnde abgefaßt, jedoch nicht auf , . berathen, sondern nur von einzelnen Mitgliedern der Kreisstaͤnde beschlossen und vollzogen waren. . Beseitigung dieses Mißbrauchs finde Ich Mich veranlaßt, ierdurch Folgendes festzusetzen;

1) Die Wirksamkeit der Kreisstaͤnde, als solcher, ist auf die Verhandlungen der Kreistage selbst beschraͤnkt, so daß also Petitionen und Eingaben, welche Namens der Kreis⸗ aͤnde uͤberreicht werden sollen, auf dem Kreistage selbst zu erathen, abzufassen und von den anwesenden Mitgliedern der Kreis⸗-Versammlung zu vollziehen sind. Daß dies gesche⸗ hen, ist immer in dergleichen Eingaben ausdruͤcklich zu bemer— en. Da in den verschiedenen Kreisordnungen bestimmt ist, daß nach erfolgter gehoͤriger Convocation die Anwesenden durch ihre Beschluͤsse die Außengebliebenen und Abwesenden verbinden, so ist die nachtraͤgliche Einholung der Unterschrif⸗ ten der letztern weder nothwendig nen elf Es muß je⸗ doch bei der Convocation bemerkt werden, daß dergleichen Eingaben in Verschlag gebracht werden sollen. ö

z 22. Wenn Fälle vorkommen, welche eine schleunige außer— ordentliche Zusammenberufung der Kreisstaͤnde nothwendig

machen, so ist der Landrath nach Inhalt der Kreisordnungen berechtigt, solche zu verfuͤgen. Unterlaͤßt aber derselbe eine solche nothwendige Zusammenberufung, so ist es jedem Mit— gliede der Kreistage erlaubt, einzeln, oder im Vereine mit andern Mitgliedern beim Landrathe auf deren Ausschreibung anzutragen, und, wenn letzterer darauf nicht eingeht, sich daruͤber bel den vorgesetzten Behoͤrden zu beschweren, welche

Die Bittsteller aber haben sich hierbei nicht als Kreisstäͤnde, sondern nur als Einzelne zu geriren.

3) Wenn eine Beschwerde uͤber die Geschaͤftsfuͤhrung des Landraths selbst der Gegenstand ist, uͤber welchen von Einzelnen ein Kreistags-Beschluß fuͤr nothwendig erachtet wird, so hat die Regierung, wenn sie die Sache dazu ange— than findet, eine außerordentliche Kreisversammlung durch einen Kreis-Deputirten zusammenberufen; und unter dessen Vorsitze abhalten zu lassen.

4) In allen Fallen ist es, wie den saͤmmtlichen einzel⸗ nen Unterthanen und Corporationen, so auch den Mitglie— dern der Kreisversammlungen und den letztern selbst, erlaubt, sich in dem vorgeschriebenen Gange an die Behoͤrden und an Mich Selbst zu wenden. Es bewendet aber hierbei allent— halben in Hinsicht der Unterschrift solcher Eingaben bei den oben ertheilten Vorschriften.

Ich beauftrage Sie hierdurch, diese Meine Verordnung zur Nachachtung fuͤr saͤmmtliche Behoͤrden und Kreisver— . durch die Gesetzsammlung bekannt machen zu assen.

Berlin, den 27. Januar 1830.

(gez. Friedrich Wilhelm.“

Zu Magdehurg hat sich zu den mancherlei Uebeln, welche durch den anhaltenden strengen Winter und nament— lich durch die in den ersten Tagen dieses Monats wiederum eingetretene große Kaͤlte herbeigefuͤhrt worden, seit dem Zten d. M. auch noch der große Uebelstand gesellt, daß der Frost in mehreren Gegenden der Stadt schon tiefer in die Erde eingedrungen ist, als die Wasserleitungs-Roͤhren liegen, daß

Theil der Kunstpfähle außer Thaͤtigkeit gesetzt war, und zu besorgen stand, daß, bei noch laͤnger anhaltender Kalte, die— ser Uebelstand sich uͤber den groͤßten Theil der Stadt verbrei— ten werde, wie dies im Januar 1823 bereits der Fall war. Es steht nicht in der Macht der Behoͤrden, diesem von der Natur herbeigefuͤhrten Uebelstande abzuhelfen. Um aber der Gefahr, die bei etwa eintretenden Feuersbruͤnsten durch Was— sermangel sehr vergroßert wird, nach Moͤglichkeit zu begeg— nen, ist, nach Inhalt einer in der Magdeburger Zeitung ent— haltenen Bekanntmachung des Herrn Ober-Buͤrgermeisters Francke vom 4. d., von ihm, unter Zustimmung des Direkto— riums der (letzthin erwähnten) Winter-Schwimmanstalt, die Einrichtung getroffen, daß das große, etwa 1500 Tonnen hal— tende, Bassin gedachter Anstalt jede Nacht mit warmem Was⸗— ser angefuͤllt ist. Auch sind saͤmmtliche Sturmfaͤsser bei der Anstalt aufgestellt und die noͤthige Anzahl Feuereimer dahin geschafft worden, damit erstere dort jederzeit leicht gefuͤllt wer— den koͤnnen.

Nachrichten aus Halle vom 4ten d. zufolge sind von Seiten des dasigen Magistrats, zur Linderung der Noth der sehr duͤrftigen und zahlreichen Armen in der Stadt bei dem anhaltenden harten Winter, g0, 9000 Stuͤck Braunkohlen— Steine an 1200 Familien vertheilt worden. Der Magi— strat hat auch die dasigen Einwohner, und insbesondere die Baͤcker, aufgefordert, sich wo moͤglich auf einige Wochen mit vorraͤthigem Gemahl zu versehen, da in Folge des bisherigen ern, Winters uͤnd des bei eintretendem Thauwetter viel— leicht entstehenden großen Wassers ein Stillstand der dorti—⸗ gen Muͤhlen nicht dr, l,, , sey.

Die Privilegirte Schlesische Zeitung meldet aus Bres⸗ lau vom 2ten d. M.: Die mit so großer Strenge anhal— tende Kalte bringt in den Wohnungen der Armen Bilder der

Noth zum Vorschein, die ergreifend sind; aber sie fuͤhrt auch

die erhebende Ueberzeugung herbei, daß der achtbare Sinn fuͤr thaͤtige Theilnahme an dem Schicksal der bedraͤng— ten Armen verbreiteter und ausdauernder begruͤndet ist,

othduͤrftigste, zei⸗ en sich mitfuͤhlend bereit, wo es gilt, dem Nothleidenden zu elfen. Noch ist wie viel auch in diesem harten Winter die Mildthaͤtigkeit der Einzelnen in hiesiger Stadt in Anspruch

ohne Huͤlfe geblieben. In voriger Woche sind neuerdings 1951 Huͤrdler⸗Fuhren, 1504 , jedoch nur 116

aus der Stadt geschafft worden.

darauf das Noͤthige nach Lage der Sache zu verfuͤgen haben.

letztere daher einfrieren und mithin schon am 4ten d. ein

als je. Reich Beguͤterte und Minderbeguͤterte, ja auch Solche, die selbst beschraͤnkt sind auf das

genommen wird keiner, dessen Noth bekannt worden ist,

Privat / Fuhren, in Summa 3671 Fu en Eis und Schnee, .

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Aus Stettin wird unterm 4àten d. M. geschrieben: Bei der ungeheuren Kalte, welche im Laufe des verflossenen Monats stattfand und am 20. Jan. im Regierungs-Bezirk Köslin bis auf 26 Grad stieg, sind daselbst 5 Personen, die sich auf der offenen Straße befanden, erfroren und nicht in Leben zuruͤckzurufen gewesen. Die Ostsee ist, so weit das Auge reicht, mit Eis, der Erd⸗Boden aber mit einer so un⸗ geheuren Menge Schnee bedeckt, daß selbst die befahrensten Straßen nur mit Anstrengung zu passiren sind.

= Aus Köln vom 2. Febr. wird gemeldet. Heute Mit—

cags gegen ein Uhr setzte sich die Eisdecke vor hiesiger Stadt

in Bewegung, waͤhrend viele 100 Menschen solche hin und her passirten. Alle fluͤchteten in großer Angst und erreichten noch glücklich die beiden Ufer; nur ein einziger junger Mann lief in blinder Furcht gerade in eine offene Luͤcke, dem Ufer

*

nahe, und obgleich ihm von vielen Seiten warnend zugerufen

wurde. Rettung war nicht moͤglich, denn der, Verungluͤckte verschwand augenblicklich unter dem Eise. Viele Personen, worunter Frauenzimmer und Kinder, mußten an dem steilen Werfte heraufgezogen werden. Nichtsdestoweniger wagte man sich einige Minuten spaͤter wieder uͤber das Eis, und gegen 3 Uhr Nachmittags ward die Eisdecke schon wieder zou Tausenden passirt Das Wasser ist bis auf 12 Fuß 6 Zoll angewachsen. Die Kaͤlte war in vergangener Nacht 17 Grad, um halb 8 Uhr Morgens 16 Grad, um 5 Uhr Abends 11 Grad. ö

Aus Bergheim (Westphalen) schreibt man unterm J. d. M.: Viele Zuͤge wilder Schwaͤne sind im abgewichenen Januar bei uns voruͤber gezogen. Eine kleine Gesellschaft von sieben, die sich hier niedergelassen hatte, ist von unsern Jagd-⸗Liebhabern erlegt worden. Auffallend ist es uns, daß dei so lange anhaltender Kaͤlte, und wahrend die Felder von St. Quentin von Woͤlfen aus den Ardennen besucht werden, wir deren hier, wo sonst alljaͤhrlich mehrere geschossen wer— den, gar keine spuͤren.

Ueber die Ursachen der Franzoösischen Revolution.

Die meisten Geschichtschreiber der Franzoͤsischen Revolu⸗ tion begehen den Fehler, daß sie einer oder der anderen Par⸗ tei an gen ch oder alle Schuld beilegen, oder auch irgend einem einzelnen Grunde, einer einzelnen Ansicht (Finan⸗ zen, Phile sophen) ganz entscheidende Einwir kun zugestehen. Manche Schriftsteller, die unter der Firma p ilosophischer Ergruͤndung und eines angeblich höheren Standpunkts jene Abwege zu vermeiden e geraͤthen in andere, die nicht minder irrig, ja insofern noch widerwaͤrtiger sind, als an die Stelle leidenschaftlicher Aufregung eine kalte unwahre Argumentation tritt, Alles als unabaäͤnderlich und nothwendig dargestellt, Freiheit und Zurechnung im Wesentlichen aufge⸗ hoben und aus übertriebener Eitelkeit auch dasjenige mit dem Schleier verwerflicher Vorliebe zugedeckt oder in falsches Licht gestellt wird, dessen abschreckende Nichtswuͤrdigkeit man mit zerknirschtem Gemuͤthe zu ewiger Warnung enthuͤllen und verdammen sollte. .

Es ist indeß hier nicht die Absicht, diese Behauptung weiter auszufuͤhren und zu erweisen, sondern aus den Me⸗ moiren eines sehr eifrigen Royalisten und Adelsfreundes, des Marquis von Elermont⸗Gallerande, eine merkwürdige Stelle aber die Ursachen der Franzoͤsischen Nevolution und das Recht oder Unrecht der verschiedenen Parteien mitzutheilen. Sie lautet im Wesentlichen (., 110):

„Wenn sich irgend ein Voll wegen der Verbrechen, die es begangen hat, entschuldigen laßt, so darf das Franzoͤsische eines Tages hierauf Anspruch machen, sobald wahrhafte und unparteiische Geschicht schreiber erwiesen haben werden, daß alle Stände, alle Klassen der buͤrgerlichen Gesellschaft gleich⸗ maͤßig zu seinem Verderben beigetragen haben; die einen bos⸗ hafter Weise und mit Vorsatz, die anderen, ohne es zu ahnen oder gewahr zu werden. . .

„Die Geistlichkeit hat durch Erschlaffung ihrer Sitten, böͤses Beispiel und Maͤugel innerer Einrichtungen, die Reli⸗

gion (diefen heilsamen Zugel des Volks) selbst zerstöͤrt.

Der Adel hat sich herabgesetzt und alle .

die das Volk ihm e. verloren durch Gier na

thuͤmern, niedrige Vergeudung seiner Guͤter, Sittenlosig⸗ keit und Hinschwinden der Grundsaätze von Ehre und Treue,

die ihn auszeichneten. Ein verderblicher Egoismus entfernte

ihn von dem Throne, woher er Glanz und Schutz empfing,

und mit Bitterkeit und Spott vereitelte er, gegen sein eige.

nes Interesse, die Unternehmungen der Dees t n

minder beneidete er auf e, ö. Weise den Wohlstand und die Guter der Geistlichkeit, obgleich er ihren Genuß theilte, und zu dem Allen kam Sucht nach Titeln und Auszeichnung,

innere Uneinigkeit, Untreue ihrer Gehuͤlfen, ung n gg,

sich zi den hunderttheiligen oder Ce

Kriecherei gegen Höhere, Insolenz gegen Niedrigere, Un dankbarkeit gegen Wohlthaͤter, Eitelkeit, Duͤnkel, Unwissen heit.“ „Der Buͤrgerstand trug zum Verderben bei durch unbe⸗ graͤnzte Einbildung auf seine Talente, die aus oberflaͤchlichen Kenntnissen, mißverstandener Leserei und einer mangelhaften Erziehung hervorgegangen seyn sollten; durch einen 6 losen Ehrgeiz, sich aller Aemter und Wuͤrden zu bemaͤchtigen, in die er (es ist unleugbar) nur zu oft nichtige und unfähige Per sonen lediglich deshalb einruͤcken sah, weil sie vornehme⸗ rer Geburt waren; durch die hieraus entstehende Langeweile und das Mißvergnuͤgen uͤber seine Stellung; durch die dem Franzoͤsischen Charakter ungluͤcklicher Weise angeborne Selbst⸗ siebe; durch eine unersaͤttliche Habsucht, die allein schon all⸗ maͤlig in den Gemuͤthern Alles erstickt, was ihnen zum Zuͤ— gel dienen soll, Glauben also, Gehorsam, Achtung vor Eigen⸗ thum und gegebenen Verhaͤltnissen; endlich durch die Begier, Minister, Gesetzgeber und Feldherren zu werden.“

„Der Bauernstand strebte danach, die Staͤdte zu regieren, und seine Abgaben zu vermindern, wo nicht ganz los zu wer, den. Der Großhaͤndler, wie der kleinste Handelsmann, ließ sich durch die Hoffnung reizen, die Zoͤlle, Hindernisse, Steuern u. s. w. abgeschafft zu sehen, welche seinem Gewinne und sei⸗ nen Spekulationen uͤberall in den Weg traten. Die Parla— mente wollten in ihrem herkoͤmmlichen Stolze die Herrschaft mit ihrem Herrn 3 ihm Gesetze vorschreiben, sich in die Verwaltung mischen und sie uͤberall beurtheilen und hemmen. Sie vergaßen, daß sie nur vom Könige ihre Gewalt hatten, und begnuͤgten sich nicht mit dem schoͤnsten Vorrechte, in sei⸗ nem Namen Recht zu sprechen.“

„Die Financiers, Staatsglaͤubiger und Geldmenschen ver⸗ ließen (aus Furcht, einige Opfer bringen zu muͤssen) den Adel, welchem zuzugehören sie so eifrig gestrebt hatten, schlossen sich der staͤrkern Partei an, und beraubten hierdurch die Negie⸗

rung, diese Urheberin ihres Reichthums, aller Mittel, sie zu

retten.“

„Die Minister suͤndigten durch Verschwendung, durch an⸗ stoͤßige Beguͤnstigung ihrer Creaturen und Verwandten, durch

igkeit und Strafen, Schwaͤche ihrer Rath ö e, ihrer Belohnungen un f en, ,,

alten; mit einem Wort, durch Erschlaffung aller Aufsicht und eitung, woraus Spaltungen und Ungehorsam in der buͤrger⸗ lichen und kriegerischen Verwaltung entstanden, die sich In, fangs durch ein 6 Strenge hätten unterdruͤcken lassen.

. aus eigennuͤtzigem

„Endlich der Hof hat gefehlt durch seinen Leichtsinn und seine Inconsequenz, durch zu wenig Haltung und Wuͤrde,/ durch schlechte Vertheilung seiner Gunst und üble Wahl sei⸗ ner Guͤnstlinge, durch zu große Popularität und unerschoͤpf⸗ liche Milde; kurz, durch den groͤßten Fehler, unter Umstaͤn⸗ den wie die damaligen, durch Schwaͤche. Dies waren die ge— heimen oder offenkundigen Ursachen der Revolution. Sie lassen sich auf drei Leidenschaften zuruͤckbringen, Ehrgeiz, Hab⸗ sucht und Stolz, und auf einen Fehler, daß naͤmlich die Re⸗ gierung nicht verstand, sie zu lenken und zu a n ,

Vermischte Nachrichten.

Das Pariser Journal le Temps enthalt unter der Aufschrift: „Klima von Sibirien im Winter. Kaͤltegrad welchen der Mensch und die Thiere aushalten konnen, fol⸗ ende interesfante Notizen: „Herr Hansteen (ein Nor wegi⸗ . Gelehrter), welcher im verslossenen Winter Sibirien buͤrchreiste, giebt uͤber das Klima dieses Landes folgende merkwuͤrdige Nachrichten. Vier bis fuͤnf Monate des Jahres hindurch bleibt das Thermometer 25 bis 43 hundert theilige . unter dem Gefrierpunkte 9H. Waͤhrend * ganzen Zeit ist die Luft in Sibirien volllommen heitet ; un man bemerkt nicht das geringste Wölkchen. Es laͤßt 9

nicht leicht ein schönerer Himmel fuͤr astronomische Beobach⸗

tungen finden. Die Sone geht bei iner Kalte voni bis a0 Graden *) auf und unter, wobei sie in einem 69 3 R

men reinen Glanze strahlt, und von jenem roͤthlichen 3 den wir in unsern Klimaten dann wahrnehmen, wenn di

Sonnenscheibe beim Auf- und. Niedergange den and des

Horizontes beruͤhrt, voͤllig frei ist. Aus dieser aus nehmenden

) Die aumur'schen Thermometers verhalten

Die Grade des Ren n, ĩ e. . . 4 zu' 5. Um die hunderttheiligen Grade in Negumursche zu ber. ** g , . , 4, und theilt das Produkt 5, so daß also 33 hunderttheilige Grade 0 Grad Regumu und 43 hundertcheillge Grabe =— 343 Grad Reaumur sind. ne. Es find ämmser hunderttheilige Grade im ganzen Artike

gemeint.

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